Neue Wege im Archäologiefilm Seit 5 Jahren gibt es vermehrt beachtenswerte Filme zum Thema Raubgrabung. War Susanne Offenbachs „Schatzsucher, Schieber, Saubermänner“, mit einer lobenden Erwähnung bei Cinarchea 94 geehrt, noch eine rare Bearbeitung dieses Themas, häufen sich – zeitlich parallel zur Plünderung des Museums in Bagdad – derartige Titel. Spektakuläre Angebote auf dem Markt wie die Himmelsscheibe von Nebra heizten das Thema an, und die Aufdeckung höchst raffinierter Fälschungen, wie sie z.B. in „King Salomon’s Tablet“ (Cinarchea 2008) gezeigt werden, erschüttert den Glauben an ehrenwerten Umgang mit antiken Kulturobjekten. „Net-Work“ (Cinarchea 2008) zeigt den weltweiten Handel, der mit einem Umsatz von über 9 Milliarden Dollar den des internationalen Drogenmarkts übertrifft, in den auch staatliche Museen einbezogen sind, und die Diskussion um die Rückgabe kostbarster Schätze aus dem kulturellen Erbe an frühere Besitzer ergreift inzwischen auch ein interessiertes Laienpublikum.
Cinarchea 08 behandelt zum ersten Mal in einem Schwerpunktthema kein dramaturgisch-ästhetisches oder auf die Medien Film und Fernsehen beschränktes Sujet, sondern einen Komplex handelspolitischer und wissenschaftsethischer Fragen, der mit dem Gegenstand antiker Kulturgüter allenfalls ein würdigeres Handelsobjekt benutzt als der internationale Drogenmarkt. Geadelt wird er dadurch indes nicht. In seinem Referat zum Abschluss des Filmprogramms macht sich Cornelius Holtorf darüber Gedanken, in wieweit dies das Fach wirklich trifft: „Der Archäologe und sein ehrenwerter Kampf gegen die Raubgräber und den illegalen Handel mit Altertümern.“ (Kurt Denzer)
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