Analytisch-empirische Ergebnisse zur vertikalen Marktmacht – Überblick über Studien


Hinweise auf Case Studies und spieltheoretische Modelle



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Hinweise auf Case Studies und spieltheoretische Modelle

In den 90er Jahren veränderten sich die Schwerpunkte in Arbeiten zu vertikaler Marktmacht in Richtung Modelle für Einzelbranchen, insbesondere spieltheoretisch orientierten Modelle und Case Studies. Sie verwenden oft sehr elaborierte Methoden und eher weniger empirische Daten. Es sollen hier exemplarisch nur einige Arbeiten genannt werden:


Dobson und Waterson sowie Ungern Sternberg295 konstruierten Modelle zur Abbildung von Countervailing Power. Ihr Hauptergebnis ist, dass zunehmende Konzentration im Handel nicht notwendigerweise zu niedrigeren Konsumentenpreisen führt, unter bestimmten Bedingungen kann es auch zu höheren Preisen führen.
Innes-Sexton arbeiten heraus, wie durch Preisdiskriminierungsstrategien die Bildung von Countervailing Powers verhindert werden kann.296
Chen Zhiqi297 entwickelt im Bereich Handel und Zulieferer ein Modell mit einem dominierenden Unternehmen und untersucht die vertikalen Handlungssequenzen von Nachfragemacht. Der Mechanismus des Modells funktioniert so: „A rise in the power of the dominant retailer reduces the share of joint-profits accrued to the supplier. In an attempt to make up the lower profits earned from the dominant retailer, the supplier boosts the sales to fringe retailers by lowering their wholesale price. The fall in the cost of fringe retailers intensifies the competition at the retail level, leading to lower retail price.“.298 Allerdings ist auch der gegensätzliche Fall möglich, nachdem die Produzenten die geringeren Spannen gegenüber den großen Ketten durch ungünstigere Konditionen für kleinere Handelsunternehmen versuchen zu kompensieren, wodurch die Konzentration im Handel tendenziell erhöht würde.
Azzam publizierte in den letzten Jahren mehrere Einzelarbeiten299. Er stellt fest, dass es über bilaterale Monopole es eine umfassendere Literatur gibt. In der Realität sind allerdings hauptsächlich bilaterale Oligopole und nicht bilaterale Monopole anzutreffen. Der Fall eines bilateralen Oligopols ist komplexer. „What is surprising is that bilateral oligopoly, which would seem to be a more realistic case, has attracted little theoretical or empirical interest.“300 Ausgangspunkt ist bei ihm eine spezielle Beziehung zwischen zwei Branchen: Die Vier-Firmen-Konzentrationsrate für Rindfleischverarbeitung stieg in den USA von 29 % 1972 auf über 65 % Ende der 80er Jahre. Umgekehrt kauften die vier größten Handelsketten ca. 60 % des Rindfleisches von den Rindfleischverarbeitern.301 Er entwickelte ein Modell über die Entwicklung der Beziehung der Marktmacht zwischen Rindfleischverarbeitungs­branche und Lebensmitteleinzelhandel für die USA, wobei er im Zeitablauf sich ändernde Grade der gegenseitigen Dominanz verfolgt.
In einer Studie für die US-Rindfleischverarbeitungsbranche versucht Azzam Marktmacht- und Kosteneffizienzfaktoren zu trennen.302 Als wesentliche vertikale Parameter dienen die Einkaufs- und Verkaufspreise. Im Resultat überwiegen Effizienzeffekte.

Wieder für Großhandel und US-Rindfleischverarbeitungsbranche wird untersucht, ob beide Branchen Preisnehmer sind oder eine davon. Ergebnis ist, das bei hoher Konzentration beider Branchen die Produzenten die Preisnehmer sind.303


Morrison Paul304 analysiert ebenfalls die US-Rindfleischverarbeitungsbranche. Im Sinne der Neuen Empirischen Industrieökonomie (NEIO) wird Marktmacht indirekt abgebildet. Für die Outputseite werden markups deutlich festgestellt. Für ein Monopsonverhalten der Rindfleischverarbeitungsbranche („markdowns“) werden nur schwache Belege gefunden.
Chipty, Snyder und Ellison305 entwickelten einige spieltheoretisch orientierte Modelle zur genaueren Erklärung von vertikaler Marktmacht. Snyder306 analysiert etwa Bedingungen, die zu Kollusionen der Anbieter gegenüber Käufern führen: Wenn Käufer ihre Bestellungen gezielt verzögern können, können sie Anbieter unter Druck zu setzen. Umgekehrte Effekte treten ein, wenn etwa im Konjunkturboom hohe Nachfrage herrscht. - Wenn auf der Nachfrageseite durch Fusionen größere Einheiten entstehen, profitiere die ganze Branche. Bei internem Wachstum bzw. bei Marktvergrößerung zahlen nicht wachsende Unternehmen höhere Preise bzw. weisen niedrigere Profite auf.

Chipty-Snyder (1999)307 untersuchen die Entwicklung der Verhandlungsmacht durch Konzentration auf der Nachfrageseite anhand der Struktur Kabelfernsehstationen – Anbieter von Programmdiensten und Werbung. Es werden ein Anbieter mit Marktmacht und viele Nachfrager angenommen, die in ihren Märkten gegenüber ihren Kunden wieder Monopolisten sind. Die Annahme der Konvexität ist zentral (zunehmende Skalenerträge). Nach Chipty-Snyder gibt es Countervailing Power, wenn keine zunehmenden Skalenerträge bei den Anbietern anzutreffen sind.

Ellison-Snyder (2001)308 betonen, dass für den pharmazeutischen Großhandel gegenüber Pharmaproduzenten in den USA weniger die Marktstruktur, als die Möglichkeit für alternative Zulieferungen relevant ist.
Anschließend an Chipty und Snyder gibt es auch einige Arbeiten von Inderst R. und Wey Ch., in denen mikroökonomische Fundierungen für Nachfragemacht entwickelt werden.
Venturini309 entwickelt als Marktmachtindikator des Handels gegenüber Nahrungmittelproduzenten den Anteil von Handelsmarken.
Cullen-Whelan (1997) beschreiben die Entwicklung der Kräfteverhältnisse zwischen Nahrungsmittelproduzenten und Lebensmitteleinzelhandel in Europa. Insbesondere führen sie starke Bedeutungsverluste für die Marken an, die dritte und vierte Positionen in Märkten besetzen.310
Eine eigene Richtung von Untersuchungen sind Profitratengegenüberstellungen. So ergaben z. B. Analysen der Gewinne von börsennotierten Produktions- und Handelsfirmen zwischen 1972 und 1990 durch Connor-Rogers-Bhagavan,311 dass die Profite im Lebensmitteleinzelhandel in den USA gleichbleibend waren, während die Profite der Lebensmittelhersteller stiegen. Solche Ergebnisse werden oft den Behauptungen bzw. Hypothesen nach der Verschiebung der Marktmacht von der Industrie zum Handel gegenübergestellt.


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