Beschreibung: Neben einer Lagebeschreibung in der Provinz Gaziantep, geht es vor allem um die Situation von Kurden und Kurdinnen im Westen der Türkei (die sogenannte inländische Fluchtalternative) Aufbau



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Gaziantep geflohen, nachdem bei einer Beschießung ihres Hauses 2 Personen, darunter die 4-jährige Meryem Yaman getötet worden waren. Da sie in Gaziantep keine Wohnung und keine Arbeit finden konnten (anscheinend weil sie aus Sirnak stammten), entschlossen sie sich im August 1994 nach Südkurdistan (No­rdirak) zu gehen.

3. Sind aus der Osttürkei stammende Kurden, auch wenn sie außerhalb der Notstandsgebiete wohnhaft waren -hier Gaziantep- im Westen der Türkei besonders gefährdet, verhaftet und gefoltert zu werden?

Hierzu möchte ich zunächst einmal feststellen, daß es m.E. für die Sicherheitskäfte unerheblich ist, ob ein Kurde (immer noch) im Notstandsgebiet wohnt. Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen von Verhaftungen, die im Westen der Türkei ausschließlich aufgrund des Geburts- oder Registrie­rungsortes in den "kurdischen" Provinzen erfolgte. Besucher und Neuanköm­mlinge sind im Westen möglicher­weise eher als Kurden zu iden­tifizieren als Langansäs­sige. Hierfür mag auf der einen Seite das Aussehen und die Kleidung, aber hauptsächlich der Akzent, bzw. mangelnde türkische Sprachkenntnisse ausschlag­gebend sein. Eine weitere Identifizierungsmöglichkeit ergibt sich auch aufgrund der Wohngebiete. Prak­tisch in allen Groß­städten des Westens (aber z.B. auch in kleineren Ortschaften im ägäischen Raum) haben sich Stadtvier­tel, Dörfer und ganze Ortschaften zu "Kurden-Gebieten" entwickelt. Neuankömmlinge siedeln sich in der Regel bei Ver­wandten und Bekannten an, die in solchen "Vierteln" wohnen. Dies macht sämtliche Bewohner (auch altein­gesessene) leicht als Kurden identifizier­bar. Schließ­lich sei noch darauf ver­wiesen, daß bestimmte Beschäf­tigungsbereiche aus­schließlich von Kurden (meist aus einer bestimmten Region) domi­niert werden.

Ich habe in der Vergangenheit wiederholt zu der Frage Stellung genommen, inwieweit Kurden im Westen der Türkei wegen ihrer Volkszugehörigkeit gefährdet sind, verhaftet und gefoltert zu werden. Beispiele für Übergriffe der Sicherheitskräfte gegen die kurdische Bevölkerung im Westen der Türkei befinden sich u.a. in meinen Berichten vom 30.09.1992 für die Fraktion der "Grü­nen" im Landtag Rheinland-Pfalz, vom 03.03.93 im Rahmen der Sachverständigenanhörung des Ausschusses für die Situation und die Rechte der Ausländer in der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Drs. 14/2704), dem Gutachten vom 11.08.1993 im Rahmen einer Expertise für die Schweizerische Asyl­rekurskommission zur "Situation von Kurden in der Türkei", den Gutach­ten für das VG Frankfurt (10 E 30199/­93.A) vom 10. Mai 1994, für das VG Köln (18 K 192/93.A) vom 2. November 1994, sowie dem oben erwähnten Bericht für die Schwei­zerische Flüchtlingshilfe vom 15. Oktober 1994.

Auf diese Beispiele möchte ich hier nicht weiter eingehen, sondern lediglich Beispiele aus den Monaten November und Dezember 1994 wiedergeben. Fast allen Berichten liegen Meldungen der Tageszeitung "Özgür Ülke" zugrunde. In diesen Fällen habe ich die Quelle nicht jedes Mal gesondert angegeben. Wegen der Fülle von Nachrichten habe ich eine Unter­teilung nach Regionen vorgenommen.

1. Polizeiaktionen in und um Istanbul

"Özgür Ülke" berichtete am 18.11.94, daß in Gebze (Vorort von Istanbul Provinz Izmit) vier Leute in U-Haft kamen. Önder Sezgin (16) wurde als ver­meintlicher PKK-Guerilla zum Verhör nach Erzin­can geschickt. Gülizar Tunc, Ismail Aslan und Yasar Yildirim wurden wegen Unterstüt­zung der PKK inhaf­tiert.

"Özgür Ülke" vom 20.11.94 meldete, daß im Stadt­teil Beylikdüze 5 kurdische Bauarbeiter verhaf­tet wurden: Emin aus Siirt (25), Vezir aus Van (25) Tahir (30), Kasim (18) und ein Mustafa (27).

Das Vorstandsmitglied der HADEP für den Kreis Esenyurt, Sakir Özyildirim, wurde am Abend des 22. November ohne Angabe von Gründen verhaftet.

"Özgür Ülke" schrieb am 04.12.94, daß in Cafete­rien hinter der Post in Kadiköy/Istanbul vier Personen kurdis­cher Herkunft im Alter von 30-35 Jahren, darunter eine Frau, verhaf­tet wurden.

Vom Kreisvorstand der HADEP in Avcilar wurden am 9. Dezember Alaattin Duygun, aus der Jugendkom­mission Cüneyt Han und von den Mitgliedern Ahmet Yilmaz, Serafettin Yilmaz, Ibrahim Demir, Abdur­rahman Büyükaslan und Ikram Dogan verhaftet. Am 23.12.94 meldete "Özgür Ülke", daß 10 Personen als vermeintliche PKK-Mitglie­der verhaf­tet wur­den. Es handelte sich dabei um: Alaattin Duygun, Öztürk Saritac, Cüneyt Han, Ahmet Yilmaz, Ikram Dogan, Serafettin Yilmaz, Ibrahim Demir, Abdur­rahman Büyükaslan, Resat Isik und Arzu Demiral.

In der Stadt Güzeltepe bei Gebze wurden am 11. Dezember die Wohnungen von den ehemaligen Vor­standsmitgliedern der DEP, Enser Baris und Ibra­him Baric durchsucht und beide Personen fest­genommen.

Im Stadtteil Nurtepe wurden am 17. Dezember in verschiedenen Teestuben an die 50 Menschen mit Geburtsorten in Dersim und Bingöl verhaftet. Namentlich angegeben waren: Erol Düzce, Yilmaz Karatas, Kazim Gökmen, Kemal Tüzün, Mehmet Dünya, Turan Bayar und Ali Ünal. Im Stadtteil Gaziosman­pasa wurden am 15. Dezember die Bauarbeiter Tuncay Demir, Ali Demir, Ali Dagdemir, Hakan Demirel, Cuma Demirel, Eli Ekber Pamuk und Sela­hattin Gökce verhaftet.

Am 22.12. wurden aus verschiedenen Teestuben in Nurtepe ca. 20 Personen verhaftet.

"Özgür Ülke" vom 25.12.94 meldete aus dem Stadt­teil Sögütlücesme die Verhaftungen von Sadrettin Cacan und M. Nuri Cacan, aus dem Stadtteil Gülsen (O­kmeydani) die Verhaftung von Aysel Eroglu.

Verhaftungen von Kurden in Istanbul wurden Ende Dezember gemeldet. Im Stadtteil Bagcilar wurden am 23. Dezember insge­samt 7 Wohnungen durchsucht. Dabei wurden 11 Personen: Ömer Sen, Bayram Bulut, Emin Yorgan, Muhsin Yorgan, Ali Riza Yorgan, Celal Alpaydin, Nurettin Cecen, Siracettin Cecen und drei weitere Per­sonen ver­haftet. Am 21. Dezember wurden im Stadt­teil Fatih Muhsin Tokus (Topuz), Veysel Esen, Sitki (Siddik) Yildirim, Peri­zade Akgül und eine wei­tere Person verhaftet. Ende Dezember erklärte das Polizeiprä­sidium in Istan­bul, 9 Personen als PKK Mitglieder verhaftet zu haben: Ebubekir Bakir, Perizade Akgül, Muhsin Topuz, Masallah Gülmez, Siddik Yildirim, Veysel Esen, Sadrettin Cacan, Mehmet Nuri Cacan und Mehmet Baran.

Am 25. Dezember wurden im Stadtteil Sisli die HADEP Mitglieder Sefik Erez und Fethi ... verhaf­tet. Später sollen im gleichen Stadtteil noch die HADEP Mitglieder Kenan und Adnan Cacan verhaftet worden sein. In allen Fällen leugnete die Poli­zei, diese Personen festzuhalten.

"Özgür Ülke" berichtete am 30.12.94 von Razzien in der Teestube Munzur in Nurtepe und der Verhaf­tung von 15 Personen. Die Anwesenden wurden gewarnt, die Zeitungen Özgür Ülke und Alinteri zu lesen.

2. Polizeiaktionen in und um Izmir

Nach Meldung der Polizeidirektion in Izmir wurden nach der Explosion einer Bombe in Kemeral­ti am 5. November 19 Personen als ver­meint­liche PKK Mit­glieder ver­haftet. Es handelte sich um: Ibra­him Öncü, Abdur­rah­man Dündar, Faik Diyar, Mahfuz Güleryüz, Hülya Hastemir, Fatma Tunc, Kutsi Bel, Mehmet Ceyran, Yusuf Özmen, Ridvan Demircan, Behiye Yalcin, Ahmet Pamuk, Gülsen Dilmen, Mahsun Dogal, Bahem Yagiz, Cevdet Mermer­tas, Himmet Tanboga, Navaf Akbulut und Osman Yagizay.

"Denge Azadi" berichtete am 13.11.94, daß das Staatssicherheitsgericht (SSG) Izmir den ehemali­gen DEP Vorsitzenden für Manisa, Ahmet Sagin und den Parteigründer Abdül­latif Epözdemir, der in Denge Azadi schr­eibt, zu je 1 Jahr und 8 Monaten Haft und 208 Milllionen TL Geldstrafe verurteilt habe. Die Strafen wurden nach Para­graph 8 des Gesetzes zur Bekämpfung des Terrorismus (Separa­tismusvorwurf) wegen Reden verhängt, die sie auf dem Par­teikongreß in Manisa am 8. Juni 1993 gehalten hatten.

Am 15. November wurde Yasar Avci in Izmir verhaf­tet. In der Polizeihaft soll er zugegeben haben, daß die Waffen, die bei einem Banküberfall in Menemen (Kreisstadt von Izmir), bei dem 3 Per­sonen getötet wurden, in seinem Garten versteckt seien. Nachbarn behaup­teten jedoch, daß dies ein Komplott der Polizei sei. Am 16. November seien 5 Polizisten gekommen und hätten nach Spaten verlangt. Im Garten hätten sie etwas vergraben und nach zwei Stunden sei der Verhaftete und Presseleute gekommen. Im Zusammen­hang mit dem Überfall waren zuvor 40 Personen verhaftet wor­den, von denen 26 über 15 Tage lang gefoltert worden sein sollen.

"Özgür Ülke" vom 21.11.94 berichtete, daß sich die Zahl der in Izmir verhafteten Personen auf 24 erhöht habe. Bei einem Anwaltsbesuch sagten 2 Beschul­digte, daß sie gefoltert wurden. Nament­lich bekannt wurden als Verhaftete: Seyit Perit­li, Ferhat Korkmaz, Cevdet Yalcin, Perihan Tas, Mustafa Salan, Hüseyin Ferhat, Yilmaz Salan, Metin Aktas, Ismail Altay, Binali Yildiz, Hanim Yildiz, Gökhan Dogan, Metin Atik, Hayal Sarikaya, Cebrail Yalcin, Mehmet Danaci, Melthem Kuruhan, Levent Kepenek, Murat Mengirkagan, Mustafa Ak­bulut, Ahmet Korkmaz und Aliyar Simsek.

Das Mesopotamische Kulturzentrum (MKM) in Izmir wurde am 1. Dezember von der Polizei überfallen. Es wurden insgesamt 15 Personen verhaftet, die einen Tag darauf wieder freigelassen wurden. Darunter waren: Yildiz Cicek, Ugur Balik, Mehmet Atsiz, Mürsel Yavuz, Mehmet Etkin, Gafur Aksoy und Besra Eksen. Nach seiner Freilassung sagte Mehmet Ekti (E­tkin), daß das Kulturzentrum um 11.30 Uhr durch­sucht wurde. Er und andere mußten in einem Hinterzimmer über zwei Stunden mit gespreizten Beinen und Fingerspitzen an den Wänden warten. Danach wurden sie zur politischen Polizei im Stadtteil Bozkaya gebracht. "Dort wurden uns die Augen verbunden und wir mußten wieder mit den Fingern an der Wand warten. Danach wurde ich geschlagen, so daß meine Nase blutete. Jetzt wackeln meine Zähne und ich habe Schmerzen im Kiefer. Danach wurde ich nackt in eine Zelle geworfen. Nach einer Stunde holten sie mich heraus. Als ich ihnen sagte, daß ich nichts zu erzählen habe, wurde ich auf eine Vorrichtung gespannt. Sie schlossen Kabel an meine Zehen und mein Geschlechtsorgan und während ich Stromstöße erhielt, goß eine Person Wasser über mich. Ich wurde beschimpft, weil ich in das Mesopotamische Kulturzentrum gehe."

"Özgür Ülke" meldete am 29.12.94, daß im Stadt­teil Karsiyaka das Mitglied des zentralen Vor­standes der HADEP, Abdullah Saydin, verhaftet wurde. Die Verhaftung soll im Zusammenhang mit einem Interview stehen, das er einer Zeit­schrift von sozialdemokratischen Jugendlichen in Ankara gegeben hatte.

"Özgür Ülke" vom 31.12.94 berichtete, daß im Kreis Söke (Provinz Aydin) der Kreisvor­sitzende der HADEP, Cidayettin Yüksel und die Mitglieder Hamit Akalin, Kenan Önen, Ethem Kanar, Ferit Cileklidal, Mehmet Güney, Muzaffer Budak, Vehbi Güney, Mehmet Tahir Güney, Izzet Kalkan, Hasan Kalkan und Fenah Kalkan verhaftet wurden.

3. Polizeioperationen in Adana-Mersin u. Umgebung

Am 1. November überfiel die Polizei die Wohnung von Mehmet Kazik (70) im Stadtteil Yamac­li von Adana und nahm seinen Sohn Abdurrahman Kazik (35) fest. A. Kazik sagte nach dem Überfall, daß die Polizei ihn geschlagen habe, so daß zwei seiner Zähne ge­brochen seien. Die Familie sei als PKK'­ler be­zeichnet worden und man habe sie auf­gefor­dert, in ihre Heimat zurückzukehren. Auf der Polizei­wache Karsiyaka sei sein Sohn gefoltert worden.

Am 1. November überfiel die Polizei die Wohnung von Ahmet Ergen (70) im Stadtteil Özgürlük in Mersin und fragte nach seinem Sohn Mehmet Ergen, der in Istanbul arbeitet. Er wurde beschuldigt, daß sein Sohn sich den Guerillas angeschlossen habe. Durch die Schläge von 6 Polizisten seien nun seine Rippen gebrochen. Die Gegenstände in der Wohnung habe die Polizei verwüstet.

Im Stadtteil Daglioglu von Adana wurde die Woh­nung von Mehmet Aksak am 1. November durchsucht. Er und seine Tochter G.A. (17) wurden verhaftet. 7 weitere Kinder von ihm wurden geschlagen. Nach 6 Tagen kam die Polizei erneut zu einer Haus­durchsuchung. Mehmet Aksak und seine Tochter waren nach einer Woche noch in Polizeihaft.

Die Mutter von Remzi Almaz beschwerte sich am 13. November, daß ihr Sohn seit dem 1. November in Polizei­haft sei, sie aber keinen Zugang bekomme. Er war im Stadt­teil Daglioglu in Adana verhaftet worden. Ismail Kaya aus dem gleichen Stadtteil beschwerte sich, daß bei der Polizeioperation am 3. November die Polizei zwei "grüne Karten" (für kostenlose Behandlung) und den Ausweis seines Sohnes Ahmet mitnahmen.

Im Stadtteil Daglioglu von Adana wurden am Abend des 2. November Sehmuz Turgay und ein Be­sucher von ihm verhaftet.

Am 3. November wurde die Wohnung von Mustafa Karahan überfallen und die Kinder V. (16) und P. (14) verhaftet. Die Tochter P. wurde nach einigen Stunden Prügel auf der Wache freigelassen. Die Familie wurde aufgefordert, Adana zu verlas­sen, sonst würde ihr Laden zerstört werden.

"Denge Azadi" (Stimme der Freiheit) berichtete am 6. November, daß am 23.10­.94 bei Hausdurchsuchun­gen in Mersin Ali Cift­ci, Emine Kutludogmus, Haci Topac und Hakki Can verhaftet wurden. In der Woh­nung von Ali Ciftci sollen viele Sache zerstört worden sein und Emine Kut­ludogmus soll aufgrund von Folter im Choma lie­gen. (s. auch Bericht in "Denge Azadi vom 04.12.94)

Am Abend des 9. November überfiel die Polizei in Stadtteil Yenipazar von Mersin Wohnungen und nahm Bünyamin Sat, Fevzi (Feyzullah) Alamis, Yusuf Timur (Teymur) und Hasan Baykara fest (s. Be­richt in "Denge Azadi vom 04.12­.94). Am 8. Novem­ber wurden in Stadtteil Gündogdu von Mersin Abdurrah­man Bakrak, Salih Bakrak und Mehmet Tekin festge­nommen.

Am gleichen Abend wurden auf einem Beschnei­dungs­fest in Adana das Mitglied der Musikgruppe Acel­ya, Meltem Tuncer, der Veran­stalter Turan Yardim­cisi und der Gast Tufan Kurcer festgenommen. In den Abendstunden wurden im Stadtteil Barbaros M. Sirin Aksoy und Erdal Hasim verhaftet.

Laut einem Bericht von "Özgür Ülke" vom 15.11.94 wurde am 9. November Emin Özdemir in Mersin verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, in die Büros von HADEP zu gehen. Auf der Polizeidi­rektion wurde er geschlagen und gezwungen, Polizeiautos zu was­chen. In vier Stunden schaffte er 34 Fahr­zeuge.

Am 13. November wurde im Stadtteil Yenipazar in Mersin eine kurdische Feier überfallen und der Musiker Ilhami Demir sowie die Teilnehmer Yusuf Timur, Vedat Ates, Murat Sani (Fani), Abdülaziz Toptas, Ömer Baykara, Hasan Coban, Abdurrahman Calkap, M. Salih Cagli, Hayrettin Calp und Siddik Cetin verhaftet (Anm.: Ein Teil dieser Personen war vermutlich am 9. November aus ihren Wohnungen heraus verhaftet worden).

Ein 22-jähriger Bauarbeiter, der aus Sicherheits­gründen seinen Namen nur mit den Initialien Z.T. angeben wollte, berichtete folgendes: "Am 14. November wurde ich in Adana auf meinem Weg zur Arbeit von 3 Polizisten angesprochen. Sie mein­ten, daß ich "Kriminellen" helfe und sie mich deswegen am folgenden Morgen auf die Polizeiwache bringen müßten. An diesem Morgen drohten sie mir, daß ich ihre Bedingungen entweder akzeptiere oder sie mich 'zum Sprechen bringen' würden. Nach einigen Schlägen ließen sie mich wieder frei, kamen aber am Nachmittag zu meinem Arbeits­platz in Isken­derun. Ich wurde in ein Auto ges­teckt und meine Augen wurden verbunden. Als die Binde in einem Gebäude wieder geöffnet wurde, sah ich mich drei nackten Leuten gegen­über, deren Hände gefes­selt waren.

"Die Polizisten forderten mich auf, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie zogen mich aus. Als ich sagte, daß ich kein Agent sein wollte, wurde ich mit glühenden Spießen gestochen. Einige löschten ihre Zigaretten auf meinem Körper aus." Nach seiner Schilderung wurde Z.T. später mit einem Auto zu einer Brücke gebracht, wo er aufgrund der Schläge ohnmächtig wurde. Als er am Morgen des 16. November zu sich kam, lag er im Wasser eines Flusses in der Nähe von Ceyhan. Er wurde von einem Autofahrer zu seinen Verwandten gebracht. Sie brachten ihn zu einem Arzt. Zwei Wochen mußte er das Bett hüten.

Zwischen Mitte November und Mitte Dezember wurde wiederholt von Verhaftungen in kurdischen Stadt­teilen von Osmaniye (Kreisstadt von Adana) be­richtet. Als Erstes wurde die Verhaftung der ehemaligen Vorstandsmit­glieder der HADEP in Osmaniye, Abdullah Car und Abdullah Toprak, sowie des ehemaligen DEP Vorstandsmit­glied Galip Er­dogan gemeldet.

Am 19.11.94 sprach "Özgür Ülke" von 9 verhafteten HADEP-Mit­gliedern. Namentlich erwähnt wurden zusätzlich Mehmet Demir, Ali Töre, Nuret­tin Savas, Selim Kapcak, Resit Kap­cak, Kalen­der Uzun und Mehmet Yesiltepe. Nach einer Woche wurden diese Per­sonen durch die Staat­san­waltschaft freige­lassen. Mehmet Demir und der Straßen­händler Ali Töre wurden kurz darauf erneut verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Anfang Dezember sollen neben diesen beiden Per­sonen auch Enver Uykur, Yasar Simsek und Abdullah Car verhaftet worden sein.

Mehmet Demir und Ali Töre, die am 30. November in U-Haft gekommen waren, schickten Mitte Dezember aus dem Gefäng­nis von Osmaniye eine Erklärung. Hierin schrieben sie: "Wir wurden am 15. November zur Abteilung für die Bekämpfung des Terrorismus in Osmaniye gebracht. Bis zum 22. November wurden wir mit Stromstößen, eiskaltem Wasser und Hängen an den auf dem Rücken zusammengebunden Armen gefoltert. Uns wurde gesagt, wenn wir die Aus­sagen, die wir mit verbundenen Augen unterschrei­ben mußten, vor Gericht nicht akzeptieren, daß unsere Familien getötet werden. Vor dem Haftrich­ter haben wir deshalb am 22. November unsere Aussagen akzep­tiert, wurden aber freigelassen. Am 29. November wurden wir wieder verhaftet, um dem Gericht vorgeführt zu werden. Wir wurden zuerst zum gerichtsmedizinischen Institut gebracht. Als wir dort sagten, daß wir gefoltert worden waren, nahm uns die Polizei gleich mit auf die Wache und folterte uns erneut. Wir wurden erneut bedroht, daß unsere Familien getötet würden, wenn wir vor Gericht etwas über die Folter sagten. Deshalb haben wir im Gerichtssaal, in dem die Polizisten anwesend waren, unsere Aussagen akzeptiert und wurden in U-Haft genommen." Yasar Simsek, der am 30. November in Polizeihaft genommen und der gleichen Behandlung unterworfen wurde, kam am 6. Dezember in U-Haft.

Mitte Dezember wurde außerdem die Verhaftung von Mehmet Sakir aus dem Kreisvorstand der HADEP in Osmaniye gemeldet.

Bei einer Feier in Mersin wurden Mitte November Ridvan Ekinci, Cemal Aslan, Ahmet Önder und 2 weitere Personen verhaftet, weil kurdische Musik gespielt wurde.

Am 16. November wurde Sirac Tunc im Stadtteil Hür­riyet in Adana von Zivilpolizisten zu Hause abgeholt, auf ein freies Feld geführt und ge­schlagen. Die Polizisten forderten ihn auf, mit ihnen zusammenzuarbeiten und ihnen die Namen der PKK'ler aus seinem Heimatdorf zu nennen, das er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatten. Auf­grund der Prügel mußte Sirac Tunc das Bett hüten. Am 23. November ent­schloß er sich, mit Frau und 8 Kin­dern wieder zurück in seinen Heimatort Midyat bei Mardin zu gehen.

Hüseyin Demir wurde am 11. November in Konya verhaftet. Am 17. November wurde er von der Polizei bei seiner Wohnung in Tarsus, Stadtteil Fahrettinpasa (Provinz Mersin) vorbeigebracht. Der 60-jährige Vater Resul Demir wurde von der Polizei gezwun­gen, drei Stunden lang im Stall nach Waffen zu graben, aber nichts wurde gefun­den.

In Mersin wurden am 18. November 42 Personen der Presse vorges­tellt. Von ihnen wurden 22 in U-Haft genommen und 20 entlassen. Sie wurden anschlies­send wieder zum polizeilichen Verhör gebracht. Von den 22 Verhafteten soll es Sakir Günes (Strom an den Finger und Knüppel in den After), Hasan Baykara (gequetschte Hoden) und Ahmet Budak (beide Arme taub, wegen Hängens) aufgrund der Folter besonders schlecht gehen.

"Özgür Ülke" berichtete am 22.11.94, daß in Adana nach mehreren explodierten Bomben nun alle junge Leute mit einer Einkaufstüte in der Hand angehal­ten und über­prüft werden. An einem Zaun zur Moschee Kemeralti wurde ein Schild aufgehängt, auf dem steht, daß es verboten ist, Tüten auf­zuhän­gen, Fahrräder oder Mopeds abzustellen.

Im November sollen in den Kurdenvierteln von Mersin an die 200 Personen verhaftet worden sein. Am 24.11. kam die Polizei in die Wohnung des 40-jährigen Sakir Kayhan und nahm ihn fest, nachdem sie festgestellt hatte, daß die Kinder Pullover in den Farben rot-grün-gelb hatten. Die Mutter wurde beschimpft, weil sie die Pullover ge­st­rickt hatte. Im gleichen Stadtteil (Demirtas) wurde die Wohnung von Ramazan Yalcin durchsucht und der Rahmen eines Fotos in den Farben rot-grün-gelb beschlagnahmt.

Im Stadtteil Daglioglu von Adana überfiel die Polizei am 25.11. die Wohnung von Latife Aydin (60). Sie hielt sich dort 4 Stunden auf, grub den Garten um, weil sie dort Waffen ver­mutete und nahm den Enkel Mustafa Aydin (19) fest (siehe Bericht zur Pressekonferenz vom 10.12.94). Latife Aydin gab an, daß ihr 50 Dollar entwendet worden seien. Am 24.11. wurden im Stadtteil Barbaros Cemil Altun, Lokman Gül, Mihyaddin Önder und Besire Önder verhaftet (siehe Bericht zur Pres­sekon­ferenz am 10.12.94).

Im Stadtteil Karasu von Adana besuchte die Poli­zei die Wohnung von Hasan Yildiz, traf ihn aber nicht an. Seine Frau Leyla sagte, daß die Polizei darauf bis in die Morgenstunden gewartet habe, dann vier Personen von der Straße holte, um den Garten nach versteckten Waffen umzugraben. Sie sei dann mit auf die Wache genommen worden. Mit der Bemerkung, man habe sich geirrt, wurde sie kurz darauf wieder freigelassen.

Im Zusammenhang mit dem 27. November (Jahrestag der Gründung der PKK) erfolgten in Adana und Mersin viele Verhaf­tungen. Aus Mersin wurde die Verhaftung von Abdullah Seker, Fahrettin Nas und Aydin Erbay gemeldet.

Die aufgrund des 16. Jahrestages der Gründung der PKK in den Stadtteilen Daglioglu, Sakirpasa, 19 Mayis, Yenibey, Barbaros, Anadolu und Denizli von Adana durchgeführten Polizei­maßnahmen dauerten Ende November an. Im Stadtteil Daglioglu wurde Aziz Cinar (40) und ein bei ihm zu Hause befind­licher Gast ver­haftet (siehe Bericht zur Pres­sekon­ferenz am 10.12.94). Im gleichen Stadtteil wurde die Wohnung von Zübeyir Günes durchsucht und eine Person verhaf­tet. Im Stadtteil Sakirpasa wurde Refik Özdemir (23) verhaftet. Ein Jugend­licher mit Namen Mehmet Özbay wurde auf der Straße verhaftet (siehe Bericht zur Pressekon­ferenz am 10.12.94). Im Stadtteil Denizli wurde 30 Besitzern von Teestube die Konzession entzo­gen, weil sie ihre Lokale am 27. November nicht geöf­fnet hat­ten.

Im Stadtteil Demirtas von Mersin überfiel die Polizei eine Hochzeitsfeier am 28. November und verhaftete 20 Personen.

Bei Polizeioperationen in Adana soll die Polizei mehreren KurdInnen Wertsachen und Geld entwendet haben. Isa Ceylan verlor bei einer Wohnungsdurch­suchung 45 Mil­lionen TL, Medine Özsöz 17,5 Mil­lionen TL, Mehmet Oral verlor 5 Millionen und die in Mersin woh­nende Ayse Eris gab an, daß ihr 11,4 Millionen TL von der Polizei gestohlen wurden.

Am 29. November soll die Polizei den Garten von Medine Özsöz (Özsün) im Stadtteil Sakirpasa durch einen Bagger aufge­wühlt haben (siehe auch Bericht zur Pres­sekon­ferenz am 10.12.94). Am gleichen Tag wurde der Garten von Seyfettin Yilmaz "u­mgegra­ben" und ein dort be­findlicher Stall zer­stört. Die Frau von Seyfettin Yilmaz, Fatma Yilmaz, die im 6. Monat schwanger ist, wurde verhaftet. Im Stadt­teil Karasu wurde Leyla Yildiz verhaftet, aber am Abend wieder freigelassen. Dafür sollen 4 Per­sonen auf der Straße verhaftet worden sein.

Zinnet (Sultan) Tekdemir (52) aus Adana berich­tete, daß die Polizei ihre Wohnung im Stadtteil Sakirpasa am 29. November überfallen habe: "Der Kommandant fragte nach meiner Tochter. Als ich sagte, daß ich es nicht wisse, nahmen sie mich in ein ande­res Zimmer und forderten mich auf, mich auszu­ziehen. Als ich mich weigerte, wurde ich mit einer Schaufel und Riemen geschlagen. Meine 16-jährige Tochter F.T. wurde verhaftet." Frau Tekdemir fügte hinzu, daß die Polizei abends noch einmal gekommen sei, und ihr gedroht habe, daß man ihr Haus niederreissen werde, wenn sie ihre Tochter, die sich der Guerilla angeschlossen habe, nicht übergebe. Außerdem wurde sie auf­gefordert, Adana zu verlassen.

Die 16-jährige F.T. sagte, daß nach ihrer Fest­nahme ihre Augen verbunden wurden. Sie wurde nach ihrer Schwester gefragt und geschlagen, als sie sagte, daß sie nichts wisse. Ein Polizist mit Decknamen "Kommandant" habe sie geschlagen und ihr abgeraten, politisch aktiv zu sein. "Dann erhielt ich Stromstöße. Ich fiel in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich die Polizis­ten sagen, daß ich noch zu jung sein und ster­ben würde, wenn weiter gefoltert werde." Nach vier Tagen wurde F.T. mit verbundenen Augen nach Hause gebracht. Ihrer Aussage zufolge konnte sie nicht mehr gehen.


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