Bing! und über dem Kopf leuchtet eine Glühbirne auf. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Comic- oder Trickfilmfigur eine plötzliche Eingebung, eine Idee hat



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#29707

Nr.

Datum

Anlass

Predigttext

Autor

13

09. 01. 2011

1. So. n. Epiphanias

Mt. 4, 12–17

Alexander Ebel




Titel

Gottes beste Idee

Untertitel

Uns ist ein Licht aufgegangen

Lied vor der Predigt

EG 441,1-6 „Du höchstes Licht, du ewger Schein“

Lied nach der Predigt

EG 56 „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen“

Liebe Gemeinde!

I.

Bing! – und über dem Kopf leuchtet eine Glühbirne auf. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Comic- oder Trickfilmfigur eine plötzliche Eingebung, eine Idee hat. Dieses Symbol ist international, wird weltweit in Bildgeschichten angewandt und verstanden.



Der Gedanke dahinter ist klar: Eine Idee ist so „helle“, dass sie die Dunkelheit, die den Verstand der Figur bis dahin umnachtete, augenblicklich vertreibt. Das innere Strahlen geht einher mit dem äußeren: Denn meistens zeigt die Figur auch noch ein erlöstes, freudiges Lachen im Gesicht.

Die Comicmacher sind gute Beobachter. Wenn jemand zu einer Erkenntnis gelangt, eine Eingebung hat, Heureka! – Ich hab's! ausrufen will, dann ist das fast immer auch äußerlich sichtbar. Nicht gerade durch eine Glühbirne über dem Kopf, aber die Haltung löst sich, Anspannung fällt ab, derjenige lacht oder lächelt wenigstens.

Ich sitze an einer kniffligen Aufgabe, grüble über einem Problem, habe ein Rätsel zu knacken und tappe dabei zunächst im Dunkeln. Dann auf einmal fällt der Groschen, glasklar liegt die Lösung vor mir – und die Sonne geht auf. Was da passiert, ist zu einer festen Redewendung geworden: Mir ist ein Licht aufgegangen.
II.

Eben diese Bildsprache hat vor rund 2800 Jahren der Prophet Jesaja fast wörtlich gebraucht: Das Volk ist im Dunkeln getappt, aber dann ist ihm ein Licht aufgegangen.

Das heißt, nein, bei Jesaja ist es als Prophezeiung formuliert, auf die Zukunft hin: Die Menschen werden in Angst sein, in Trübsal und Finsternis (Jes 8,22), aber „es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind (Jes 8,23), sagt Jesaja - denn „das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell“ (Jes 9,1).

Diese Weissagung macht Jesaja in einer schwierigen, ja, für das Volk Israel existenzbedrohenden Situation. Eine längere friedliche Periode war an ihr Ende gekommen. Immerhin 50 Jahre lang waren Juda im Süden und das Nordreich Israel von größeren Angriffen verschont geblieben.

Doch Jahrzehnte werden ab nun die eroberungswütigen Könige Assyriens beherrschen, mit Namen wie Tiglath-Pileser III., Sargon II., Sanherib. Ihr Ziel: die Errichtung eines assyrischen Großreiches. Um das zu erreichen, entwurzeln und verpflanzen sie ganze Völker – zumindest deportieren sie die ganze Oberschicht, die Führungseliten der eroberten Landstriche.

So erleidet Israel zunächst den Verlust der nördlichsten Regionen: Sebulon und Naftali in Galiläa. Einige Jahre später wird das Nordreich gar ganz zerschlagen: Juda grenzt von da an nicht mehr an Israel, sondern an eine Provinz des assyrischen Großreiches. Die Verschleppten verlieren in der Fremde ihre Stammesidentität; sie gelten fortan als die „Verlorenen Stämme Israels“.

Mit den Namen Sebulon und Naftali verbindet sich von dieser Zeit an für das jüdische Volk das Gefühl tiefer Trauer und Verzweiflung. Zur Zeit Jesu war das alles schon über 700 Jahre her, aber die Erinnerung daran tat noch immer weh. Für den Evangelisten Matthäus nun wird dieses Detail in der Prophezeiung Jesajas gerade sehr wichtig:

Hatte nicht Jesaja angekündigt, dass gerade dort, wo die Finsternis am dunkelsten, die Verzweiflung am tiefsten war, eben in Sebulon, Naftali, in Galiläa – dass es von dort her auch wieder beginnen sollte, hell zu werden?

Hatte er nicht prophezeit, dass von dort her der Friedefürst kommen sollte? Und stammte nicht die Familie Jesu und damit Jesus selbst aus Galiläa, aus dem Dorf Nazareth in Sebulon nämlich? Wohnte er nicht auch in Kapernaum am See Genezareth, gelegen im Landstrich Naftali – erfüllte die Weissagung damit also gleich doppelt?

Für Matthäus ist es mehr als glasklar; das Licht der erfüllten Verheißung strahlt so hell aus der Schrift der Propheten und dem Geschick Jesu hervor, dass es fast blendet: „Das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.“

Und es ist noch viel herrlicher, als Jesaja seinerzeit zu hoffen wagte, so will Matthäus mit dieser Zuordnung sagen: Gott erfüllt nicht nur seine Verheißung an das Volk Israel, sondern erweitert sie in Jesus auf alle Völker hin.
III.

Noch eine zweite Parallele zieht Matthäus, die wir heute Morgen nicht aussparen wollen: die Parallele zu Johannes dem Täufer.

Jesus hört: Johannes der Täufer ist gefangen gesetzt worden. Jesus zieht sich daraufhin nach Galiläa zurück – Matthäus erläutert nicht, und es bleibt darum Spekulation, weshalb: ob aus Trauer, aus Angst – oder weil er sich seiner Herkunft, seiner Wurzeln vergewissern wollte, bevor er an die Botschaft des Täufers anknüpft und sie fortsetzt. Denn das tut er nach dem Bericht des Matthäus: Jesus beginnt seine Predigttätigkeit mit haargenau denselben Worten wie Johannes der Täufer (vgl. Mt 3,1f.): „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Ganz nahe ist das Himmelreich Gottes, sagt Jesus. Und er meint damit Gott selbst. Das Himmelreich ist nahe – Gott selbst ist nahe. Der Himmel, das ist Liebe, die uns umfängt, Hoffnung, die uns trägt, Glaube, der in uns wächst.

So wie die Sonne vom Himmel scheint, so scheint Gottes Liebe in unser Leben hinein. Ein Licht, das hell macht, wo wir im Dunkeln tappen. Ganz konkret wurde das für die Menschen in der persönlichen Begegnung mit Jesus – und wird es bis heute.

Dass mit dem Kommen Jesu ein Licht aufgegangen ist, dass sich mit der Geburt dieses Kindes ein Wandel vollzogen hat, ein universaler Sinneswandel – ganz offenbar wurde das erst später, mit dem Leben und Wirken des erwachsenen Menschen, und Gottes in ihm.

Ein Wandel, das heißt, da ist hinterher etwas anders, als es vorher war. Was hat sich mit der Geburt Jesu verändert?

Vorher saß Gott auf seinem hohen Thron, respektgebietend und ehrfurchteinflößend, einer, der durchaus Schutz bietet – denen, die sich als zu ihm gehörig erweisen –, aber von dem auch Zorn und Strafe zu erwarten ist, gehorcht man nicht seinen Weisungen.

Vorher war die Sprache eine andere, die man Gott gegenüber anwenden durfte, dem Fernen, Weiten, Hohen, Mächtigen gegenüber.

Vorher waren Opfer, Aufopferung nötig, um Gott für sich einzunehmen, um ihn gnädig zu stimmen.

Vorher war unklar, wie Menschen verschiedener Nation und Religion miteinander umgehen sollen. Heute wissen wir es und halten uns trotzdem oft nicht daran – aber die Klarheit haben wir eigentlich.

Vorher war überhaupt unklar, was Gottes Wille ist, und was er vorhat mit der Menschheit, mit jedem einzelnen Menschen, war der Tod ein drohendes schwarzes Ungetüm, ein Vergehen in den Schatten, ins Nichts.

Als Jesus über die Welt wandelte, wandelte er die Welt.

Gott ist uns seitdem ganz nah. Wir dürfen mit ihm reden wie mit Mama oder Papa, wie mit Bruder oder Schwester.

Er will nur das Beste für uns, und er selbst bringt Opfer dafür, gibt sein Wertvollstes her, um seine Gnade und Liebe für uns zu erweisen.

Sein Geist ist bei uns und tröstet uns. Die Welt ist nicht mehr trostlos. Gott will, dass Friede werde. Er will Leben, ewiges Leben für uns.

Gott selbst will den Wandel, will, dass sich etwas verändert. Er blieb selbst nicht unveränderlich: Er wurde Mensch.

Und so ist mit dem Kommen des Lichts in unsere Finsternis eine Verpflichtung verbunden: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Buße tun – das ist nicht als Bedingung zu verstehen, nicht als eine Forderung, die erfüllt sein müsste, damit das Himmelreich anbricht, das Licht erscheint.

Nein: Das Himmelreich IST nahe herbeigekommen.

Und DARUM lautet die Aufforderung: Tut Buße.

Das aber hat nichts mit Bußgeldverfahren oder „das sollst du mir büßen!“ zu tun Wer mit Jesus zusammenkam, der hat schließlich Liebe gespürt, der hat wieder anfangen können zu hoffen. Was Luther mit Buße übersetzt hat, das heißt vielmehr wörtlich: „Ändert euren Sinn“, denn das ist möglich, wenn der Himmel nahe ist!

Ihr seid nicht festgenagelt auf ein Dasein im Dunkeln. Ihr bleibt nicht ohne Trost.
Ihr braucht nicht zu glauben, dass sich eh nichts ändert.

Wir können es nicht ändern, dass Menschen sterben, dass Menschen einander weh tun, dass wir uns manchmal hilflos fühlen, immer wieder Angst haben und traurig sind.

Aber etwas können wir ändern: Uns selbst, unseren Sinn, unsere Einstellung.
Wir müssen nicht mitmachen, wenn andere sagen: Es hat ja alles doch keinen Sinn.
Wir können anfangen, mit dem Gottvertrauen Ernst zu machen – wir wären nicht die ersten, die darin Halt gewinnen, Klarheit und Trost.

Ändert euren Sinn.

Werdet euch dessen bewusst, was das bedeutet: Gott ist nahe, er ist schon gekommen, ist mitten unter uns.

Wie wollen wir reden und handeln mit diesem Wissen?

Mit dem Wissen,
dass er nahe ist,
bei uns am Tisch sitzt,
hier heute Morgen mit uns feiert,
später mit uns hinaus in diesen Sonntag,
morgen mit uns in den Alltag geht?
IV.

Erinnern Sie sich noch an die Comic-Glühbirne, von der ich zu Beginn gesprochen habe?

Wenn ein Comiczeichner einen Christenmenschen darstellen wollte – dann müsste er also eigentlich dauerhaft über der betreffenden Figur eine solche hell leuchtende Glühbirne zeichnen.

Denn seit Christus in die Welt gekommen ist, leuchtet sozusagen über jedem von uns so eine Glühbirne. Sie beleuchtet deinen Weg, sie erhellt dein Angesicht, sie erleuchtet dich, führt dich durch jede Finsternis deines Lebens.

Nehmen Sie sich diese Vorstellung mit und schärfen Sie ihren neuen, gewandelten Sinn dafür: Da brennt ein Licht über Ihnen, angenehm erhellend und wärmend. Erinnern Sie sich daran, regelmäßig, immer mal wieder, in guten wie in schlechten Zeiten.

Jesus Christus – das war, ist und bleibt: Gottes beste Idee für uns.


Uns ist ein Licht aufgegangen.

Amen.


Weitere Liedvorschläge:

EG 72 „O Jesu Christe, wahres Licht“

EG 263 „Sonne der Gerechtigkeit“

EG 268 „Strahlen brechen viele“



Das Kindergesangbuch, Nr. 145: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“
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