Deudsch Catechismus



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Das sey aber den einfeltigen gesagt, das sie den verstand dieses gepots wol mercken und behalten, das man Gott alleine trawen und sich eitel guts zu yhm versehen und von yhm gewarten sol, als der uns gibt leib, leben, [Gottes gaben und gueter.] essen, trincken, narung, gesundheit, schutz, fride und alle notdurfft zeitlicher und ewiger gueter, Dazu bewaret fur unglueck, und so uns etwas widderfert, rettet und aushilfft, Also das Gott (wie gnug gesagt) alleine der ist, von dem man alles guts empfehet und alles ungluecks los wird. Daher auch achte ich, wir Deudschen Gott eben mit dem namen von alters her nennen (feiner [s. 136] und artiger denn kein andere sprache) nach dem wortlin ‘gut’, als der ein ewiger quellbrun ist, der sich mit eitel guete ubergeusset und von dem alles was gut ist und heisset ausfleust.

Denn ob uns gleich sonst viel guts von menschen widderferet, so heisset [Gott gibt durch creaturn.] es doch alles von Got empfangen, was man durch sein befehl und ordnung empfehet. Denn unsere eltern und alle oberkeit, dazu ein yglicher gegen seinen nehisten, haben den befehl, das sie uns allerley guts thuen sollen, Also das wirs nicht von yhn sondern durch sie von Gott empfahen. Denn die creaturn sind nur die hand, rohre und mittel, dadurch Gott alles gibt, wie er der mutter brueste und milch gibt dem kinde zureichen, korn und allerley gewechs aus der erden zur narung, welcher gueter keine creatur keines selbs machen kan. Derhalben sol sich kein mensch unterstehen etwas zunemen odder zugeben, es sey denn von Gott befohlen, das mans erkenne fur seine gaben und yhm daruemb dancke, wie dis gepot foddert. Daruemb auch solche mittel durch die creaturn guts zu empfahen nicht auszuschlagen sind noch durch vermessenheit andere weise und wege zusuchen denn Got befohlen hat. Denn das hiesse nicht von Gott empfangen sondern von yhm selbs gesucht.

Da sehe nu auff ein yglicher bey sich selbs, das man dis gepot fur [Ubung des ersten gepots.] allen dingen gros und hoch achte und ynn keinen schertz schlage. Frage und forsche dein eigen hertz wol, so wirstu wol finden, ob es allein an Gott hange odder nicht. Hastu ein solch hertz, das sich eitel guts zu yhm versehen kan sonderlich ynn noeten und mangel, dazu alles gehen und faren lassen was nicht Gott ist, so hastu den einigen rechten Gott. Widderuemb hanget es auff etwas anders, dazu sichs mehr guts und huelffe vertroestet denn zu Gott und nicht zu yhm leufft, sondern fur yhm fleugt, wenn es yhm ubel gehet, so hastu ein andern Abegot.

DErhalben auff das man sehe, das Gott solchs nicht wil ynn wind geschlagen haben, sondern ernstlich drueber halten, er bey dieses gepot zum ersten ein schrecklich drewen, darnach ein schoene, troestliche verheissung gesetzt, Welches man auch wol treiben sol und dem iungen volck furblewen, das sie es zu synne nemen und behalten.

Denn ich bin der HERRE, dein Got, ein starcker eyverer, der da heym suchet der veter missethat an den kindern bis yns dritte und vierde gelied, die mich hassen, Und thue barmhertzigkeit an viel tausent, die mich lieb haben und meine gepot halten.

[s. 137] WIewol aber diese wort auff alle gepot gehen (wie wir hernach hoeren werden), so sind sie doch eben zu diesem heubt gepot gesetzt, daruemb das daran am meysten ligt, das ein mensch ein recht heubt habe, Denn wo das heubt recht gehet, da mus auch das gantze leben recht gehen und widderuemb. So [Gottes ernst uber diesem gepot.] lerne nu aus diesen worten, wie zornig Gott ist ueber die, so sich auff yrgent etwas ausser yhm verlassen, widderuemb wie guetig und gnedig er ist denen, die yhm allein von gantzem hertzen trawen und gleuben, Also das der zorn nicht ablesset bis yns vierde geschlecht odder gelied, dargegen die wolthat oder gute gehet uber viel tausent, Auff das man nicht so sicher hingehe und sich yn die schantze schlage, wie die rohen hertzen dencken, es lige nicht grosse macht dran. Er ist ein solcher Gott, der es nicht ungerochen lesset, das man sich von yhm wendet, und nicht auffhoeret zu zuernen bis yns vierde gelied, so lang bis sie durch und durch ausgerottet werden. Daruemb wil er gefuerchtet und nicht verachtet sein.

Das hat er auch beweiset ynn allen Historien und geschichten, wie uns die schrifft reichlich anzeigt und noch tegliche erfarung wol [Straffe deren die Got verachten.] leren kan. Denn er alle abgoetterey von anfang her gar ausgerottet hat und umb yhre willen beide Heiden und Jueden, wie er auch bey heutigemtage allen falschen Gottes dienst stuertzet, das endlich alle, so daryn bleiben, muessen untergehen. Daruemb ob man gleich itzt stoltze, gewaltige reiche wenste findet, die auff yhren Mammon trotzen, ungeachtet Gott zuerne odder lache, als die seinen zorn wol trawen auszustehen, so werden sie es doch nicht ausfueren, sondern ehe man sichs versihet zuscheittern gehen mit allem darauff sie getrawet haben, wie alle andere untergangen sind, die sich wol sicherer und mechtiger gewust haben.

Und eben umb solcher harten koepffe willen, die da meinen, weil er zusihet und lesset sie feste sitzen, er wisse nichts druemb odder neme sichs nicht an, mus er also drein schlagen und straffen, das ers nicht vergessen kan bis auff yhre kindskinder, auff das sich yderman daran stosse und sehe, das yhm [Gott hassen.] kein schertz ist. Denn diese sinds auch die er meinet, als er spricht ‘die mich hassen’, Das ist, die auff yhrem trotz und stoltz beharren: was man yhn predigt odder sagt, wollen sie nicht hoeren; strafft man sie, das sie sich erkennen und bessern, ehe die straffe angehe, so werden sie toll und toericht, auff das sie den zorn redlich verdienen, wie wir auch itzt an Bischoven und Fuersten teglich erfaren.  
Wie schrecklich aber diese dreuwort sind, soviel mechtiger trost ist an der verheissung, das die sich allein an Gott halten, sollen gewis sein, das er [Barmhertzigkeit an viel tausend.] barmhertzigkeit an yhn erzeigen wil, das ist, eitel guts und wolthat beweisen. [s. 138] nicht allein fur sie sondern auch an yhren kindern bis yns tausent und abermal tausent geschlechte. Solchs solt uns ia bewegen und treiben, unser hertz auff Gott zu erwegen mit aller zuversicht, so wir begereten alles guts zeitlich und ewig zuhaben, weil sich die hohe maiestet so hoch erbeut, so hertzlich reitzet und so reichlich verheisset.

Daruemb lasse es yhm ein yglicher ernstlich zu hertzen gehen, das mans nicht achte, als habe es ein mensch geredt. Denn es gilt dir entweder ewigen segen, glueck und seligkeit odder ewigen zorn, unglueck und hertzleid. Was wiltu mehr haben odder begeren, denn das er dir so freundlich verheisset, er wolle dein sein mit allem guten, dich schuetzen und helffen ynn allen noeten? Es [Gottes wort helt die welt fur luegen.] feylet aber leider daran, das die welt der keines nicht gleubt noch fur Gottes wort helt, weil sie sihet, das die Gott und nicht dem Mammon trawen, kuemmer und not leiden und der Teuffel sich widder sie sperret und wehret, das sie kein gelt, gunst noch ehre, dazu kaum das leben behalten. Widderuemb die dem Mammon dienen, haben gewalt, gunst, ehre und gut und alle gemach fur der welt. Derhalben mus man solche wort fassen eben widder solchen schein gestellet und wissen, das sie nicht ligen noch triegen sondern war muessen werden.

Dencke du selbs zurueck odder frage yhm nach und sage mir: die alle yhr sorg und vleis darauff gelegt haben, das sie gros gut und gelt zusamen [Erfarung und Exempel.] scharreten, was haben sie endlich geschaffet? So wirstu finden, das sie muehe und arbeit verloren haben, odder ob sie gleich grosse schetze zuhauffe bracht, doch zustoben und zuflogen ist, also das sie selbs yhres guts nye sind fro worden und hernach nicht an die dritten erben gereichet hat. Exempel wirstu gnug finden yn allen Historien, auch von alten erfarnen leuten, sihe sie nur [Saul.] an und habe achtung drauff. Saul war ein grosser Koenig von Gott erwelet und ein fromer man, aber da er eingesessen war und sein hertz liesse sincken, hienge sich an seine krone und gewalt, muste er untergehen mit allem das er [David.] hatte, das auch seiner kinder keines bliebe. Widderuemb David war ein armer verachter man, veriagt und gescheucht, das er seines lebens nyrgent sicher war, noch muste er fur dem Saul bleiben und Koenig werden, Denn diese wort musten bleiben und war werden, weil Gott nicht liegen noch triegen kan, lasse dich nur den Teuffel und welt mit yhrem schein, der wol ein zeitlang wehret, aber endlich nichts ist, betriegen.

[s. 139] Daruemb lasset uns das erste gepot wol lernen, das wir sehen, wie Gott keine vermessenheit noch vertrawen auff einig ander ding leiden wil und nicht hoehers von uns foddert denn ein hertzliche zuversicht alles guten, also das wir [Gottes gueter recht brauchen] richtig und stracks fur uns gehen und aller guter, so Gott gibt, brauchen nicht weiter denn wie ein schuster seiner nadel, aal und drat brauchet zur erbeit und darnach hinweg legt, odder wie ein gast der herberge, futter und lager allein zur zeitlichen notdurfft, ein yglicher ynn seinem stand nach Gottes ordnung, und lasse nur keines sein herren odder abgott sein. Das sey gnug vom ersten gepot, welchs wir mit worten haben muessen ausstreichen, weil daran allermeist die macht ligt, daruemb das (wie vorgesagt) wo das hertz wol mit Got dran ist und dis gepot gehalten wird, so gehen die andern alle hernach.

Das Ander gepot.

Du solt Gottes namen nicht vergeblich füren.


Gleich wie das erste gepot das hertz unterweiset und den glauben geleret hat, also fueret uns dis gepot eraus und richtet den mund und die zunge gegen Gott. Denn das erste so aus dem hertzen bricht und sich erzeigt, sind die wort. Wie ich nu droben geleret habe zu antworten, was da heisse ‘einen Gott haben’, also mustu auch den verstand dieses und aller gepot lernen einfeltig fassen und von dir sagen. Wenn man nu fragt: wie verstehestu das ander gepot odder was [Gottes namen felschlich brauchen.] heist Gottes namen vergeblich fueren oder misbrauchen? Antwort auffs kurtzte also: Das heisset Gottes namen mis brauchen, wenn man Gott den HERRN nennet, welcherley weise es geschehen mag, zur luegen oder allerley untugent. Daruemb ist soviel gepoten, das man Gottes namen nicht felschlich anziehe odder ynn mund neme, da das hertz wol anders weis oder yhe anders wissen sol, Als unter den, die fur gericht schweren und ein teyl dem andern leuget. Denn Gottes namen kan man nicht hoeher misbrauchen denn damit zuliegen und triegen. Das lasse das deudsch und leichtisten verstand dieses gepots bleiben.  
Aus diesem kan nu yderman selbs wol ausrechnen, wenn und wie [s. 140] mancherley Gottes namen misbraucht wird, wiewol alle misbreuche zurzelen [Missbreuche Goettlichs namens.] nicht mueglich ist. Doch kuertzlich auszurichten, geschicht aller misbrauch Gottlichs namens erstlich ynn weltlichen hendeln und sachen, so gelt, gut, ehre betreffen, Es sey offentlich fur gericht, auff dem marckt odder sonst, da man schweret und falsche eyde thuet auff Gottes namen odder die sache auff seine seele nimpt. Und sonderlich ist solchs viel ganghafftig ynn ehesachen, da yhr zwey hingehen, einander heimlich geloben und darnach verschweren. Allermeist aber gehet der misbrauch yn geistlichen sachen, die das gewissen belangen, wenn falsche prediger auffstehen und yhren luegentand fur Gottes wort dargeben. Sihe das heisset sich alles unter Gottes namen geschmuckt odder schone wollen sein und recht haben, es geschehe ynn groben welthendeln odder hohen subtilen sachen des glaubens und der lere. Und unter die lugner [Lestermeuler.] gehoeren auch die lestermeuler, nicht alleine die gar groben, yderman wol bekand, die da on schew Gottes namen schenden (welche nicht yn unsere sondern des henckers schule gehoeren), sondern auch die die warheit und Gottes wort offentlich lestern und dem Teuffel geben, davon itzt nicht not weiter zusagen.

Hie las uns nu lernen und zu hertzen fassen, wie gros an diesem gepot gelegen ist, das wir uns mit allem vleis huten und scheuen fur allerley misbrauch des heiligen namens als fur der hohisten sunde, so eusserlich geschehen kan. Denn liegen und triegen ist an yhm selbs grosse sund, wird aber viel [Luegen mit gottes namen rechtfertigen.] schwerer, wenn man sie noch rechtfertigen wil und sie zubestetigen Gottes namen anzeucht und zum schanddeckel machet, Also das aus einer luegen ein zweyveltige, ia vielfeltige luegen wird.

[Dreuwort uber den misbrauch Goettlichs namens.] Daruemb hat Gott diesem gepot auch ein ernstlich dreuwort angehenget, das heisset also: ‘Denn der HERR wird den nicht unschueldig halten, der seinen namen vergeblich fueret’, Das ist, es sol keinem geschenckt werden noch ungestrafft abgehen. Denn so wenig er wil ungerochen lassen, das man das hertz von yhm wende, so wenig wil er leiden, das man seinen namen fuere, die luegen zu beschonen. Nu ist es leider ein gemeine plage ynn aller welt, das ia so wenig sind, die nicht Gottes namen zur luegen und aller bosheit brauchen, so wenig als yhr sind, die alleine von hertzen auff Gott vertrawen.  
Denn diese schone tugend haben wir von natur alle an uns, das wer [Sund und schande mit gottes namen decken.] eine schalckeit than hat, gerne wolt seine schande decken und schmucken, das niemand sehe noch wuste, Und ist keiner so verwegen, der sich begangener bosheit fur yderman rhueme, wollens alle meuchling gethan haben, ehe mans gewar wird. Greiffet man denn einen an, so mus Gott mit seinem namen herhalten und die buberey from, die schande zu ehren machen. Das ist der gemeine weltlaufft wie ein grosse sindflut eingerissen ynn allen landen. Darumb haben wir auch zu lohn was wir suchen und verdienen, pestilentz, [s. 141] krieg, tewrung, fewr, wasser, ungeraten weib, kinder, gesind und allerley unrat. Wo solt sonst des iamers soviel herkomen? Es ist noch grosse gnade, das uns die erde tregt und nehret.

Daruemb solt man fur allen dingen das iunge volck ernstlich dazu halten und gewehnen, das sie dieses und andere gepot hoch fur augen hetten, und wo sie ubertretten, flugs mit der ruten hinder yhn her sein und das gepot furhalten und ymer ein blewen, auff das sie also auffgezogen wuerden, nicht alleine mit straffe, sondern zur schew und furcht fur Gott.

So verstehestu nu, was Gottes namen misbrauchen heisse, nemlich (auffs kuertzt zuwidderholen) entweder blos zur luegen und etwas unter dem namen ausgeben das nicht ist, odder zufluchen, schweren, zeubern und Summa, wie [Rechter brauch Goettlichs namens.] man mag, bosheit auszurichten. Daneben mustu auch wissen, wie man des namens recht brauche. Denn neben dem wort, als er sagt ‘Du solt Gottes namen nicht vergeblich brauchen’, gibt er gleichwol zuverstehen, das man sein wol brauchen solle, denn er ist uns eben daruemb offenbaret und gegeben, das er ym brauch und nutz sol stehen. Daruemb schleust sich nu selbs, weil hie verpoten ist den heiligen namen zur luegen odder untugent zufuren, das widderuemb gepoten ist yhn zur warheit und allem guten zubrauchen. Als nemlich, so man recht schweret, wo es not ist und gefoddert wird, Also auch wenn man recht leret, Jtem wenn man den namen anruffet ynn noeten, lobt und danckt ym guten &c.. Welchs alles zuhauff gefasset und gepoten ist ynn dem [Ps. 50, 15] spruch Psalm. 50: Ruffe mich an zur zeit der not, so wil ich dich erretten, so soltu mich preisen. Denn das heisset alles yhn zur warheit angezogen und seliglich gebraucht und wird also sein name geheiligt, wie das vater unser betet.

Also hastu die Summa des gantzen gepots verkleret. Und aus diesem verstand hat man die frage leichtlich auffgeloeset, damit sich viel lerer bekuemert haben, waruemb ym Euangelio verpoten ist zu schweren, so doch Christus, S. Paulus und andere heiligen offt geschworen haben. Und ist kuertzlich diese [Wo man schweren odder nicht schweren sol.] meinung: Schweren sol man nicht zum boesen, das ist zur luegen und wo es nicht not noch nuetz ist, aber zum guten und des nehisten besserung sol man schweren. Denn es ist ein recht gut werck, dadurch Gott gepreiset, die warheit und recht bestetigt, die luegen zurueck geschlagen, die leute zu fride bracht, gehorsam geleistet und hadder vertragen wird. Denn Gott kompt selbs da yns mittel und scheidet recht und unrecht, boese und gut von einander. Schweret ein teyl falsch, so hat es sein urteyl, das der straffe nicht wird entlauffen, und ob es ein weile lang anstehet, sol yhn doch nichts gelingen, das alles, so sie damit gewinnen, sich unter den henden verschleisse und nymer froelich genossen werde. Wie ich an vielen erfaren habe, die yhr eeliche geluebd verschworen [s. 142] haben, das sie darnach keine gute stunde odder gesunden tag gehabt haben und also beide an leib, seele und gut dazu iemerlich verdorben sind.

Derhalben sage und vermane ich wie vor, das man die kinder bey zeit an gewehne mit warnen und schrecken, weren und straffen, das sie sich schewen fur liegen und sonderlich Gottes namen dazu zufueren. Denn wo man sie so [Die iugent gewenen Gottes namen recht zu brauchen.] lesset hingehen, wird nichts guts draus, wie ytzt fur augen, das die welt boser ist denn sie yhe gewesen, und kein regiment, gehorsam, trewe noch glaube sondern eitel verwegene, unbendige leute, an den kein leeren noch straffen hilfft, welchs alles Gottes zorn und straffe ist uber solch mutwillige verachtung dieses gepots. Zum andern sol man sie auch wideruemb treiben und reitzen Gottes namen zu ehren und stetig ym mund zu haben ynn allem was yhn begegnen und unter augen stossen mag. Denn das ist die rechte ehre des namens, das man sich alles trosts zu yhm versehe und yhn daruemb anruffe, Also das das hertz (wie droben gehoeret) zuvor durch den glauben Gotte seine ehre gebe, darnach der mund durch das bekentnis.

Solchs ist auch ein selige, nutzliche gewonheit und seer krefftig wider [Nutz und frucht des anruffens Gottes namens.] den Teuffel der ymerdar umb uns ist und darauff lauret, wie er uns moechte zu sund und schande, iamer und not bringen, Aber gar ungerne hoeret und nicht lang bleiben kan, wo man Gottes namen von hertzen nennet und anrueffet, Und solt uns mancher schrecklicher und greuelicher fall begegnen, wo uns Gott nicht durch anruffen seines namens erhielte. Jch habe es selbs versucht und wol erfaren, das offt plotzlicher grosser unfal gleich ynn solchem ruffen sich gewendet hat und abgangen ist. Dem Teuffel zu leid (sage ich) solten wir den heiligen namen ymerdar ym mund fueren, das er nicht schaden kunde wie er gerne wolt.

Dazu dienet auch, das man sich gewehne teglich Gotte zu befelhen mit seel und leib, weib, kind, gesind und was wir haben, fur alle zufeltige not. Daher auch das Benedicite, Gratias und andere segen abends und morgens [Kinder ubung sich zu segenen und Gott befehlen.] komen und blieben sind, Jtem die kinder ubung, das man sich segene, wenn man etwas ungeheurs und schrecklichs sihet oder hoeret und spreche: HERR Gott behuete, Hilff lieber Herr Christe, odder der gleichen. Also auch widderuemb, wenn ymand etwas guts ungedacht widderferet, wie gering es auch ist, das man spreche: Gott sey gelobt und gedanckt, das hat mir Gott bescheret &c., Wie man vormals die kinder gewehnet hat Sanct Niclaus und andern heiligen zu fasten und beten. Solchs were Gott angeneme und gefelliger denn kein Closterleben noch Cartheuser heiligkeit.

Sihe also moecht man die iugent kindlicher weise und spielens auffziehen ynn Gottes furcht und ehre, das das erste und ander gepot fein ym schwang [s. 143] und stedter ubunge giengen. Da kuende etwas guts bekleiben, auffgehen und frucht schaffen, das solche leute erwuchsen, der ein gantz land geniessen und fro werden moechte. Das were auch die rechte weise kinder wol zuziehen, weil man sie mit gutem und lust kan gewehnen. Denn was man alleine mit rutten und schlegen sol zwingen, da wird keine gute art aus, und wenn mans weit bringet, so bleiben sie doch nicht lenger from denn die rutte auff dem nacken ligt. Aber hie wurtzelt es yns hertz, das man sich mehr fur Gott denn fur der rutten und knuettel fuerchtet. Das sage ich so einfeltig fur die iugent, das es doch einmal eingehe. Denn weil wir kindern predigen, muessen wir auch mit yhn lallen. Also haben wir den misbrauch Gotlichs namens verhuetet und den rechten brauch geleret (welcher nicht allein ynn worten sondern auch ynn der ubung und leben stehen sol), das man wisse, das solchs Gotte hertzlich wolgefalle und wolle es so reichlich belonen, so greulich als er ihenen misbrauch straffen wil.

Das dritte Gepot.
[s. 143]

DU solt den Feyertag heiligen.

Feyertag haben wir genennet nach dem Ebreischen woertlin Sabbath, welches eigentlich heisset feyren, das ist muessig stehen von der erbeit. Daher wir pflegen zusagen ‘feyerabend machen’ odder ‘heiligen abend geben’. Nu hat Gott ym alten Testament den siebenden tag ausgesondert und auffgesetzt zufeyern [Judische feyr.] und gepoten den selbigen fur allen andern heilig zuhalten. Und dieser eusserlichen feyer nach ist dis gepot alleine den Jueden gestellet, das sie solten von groben wercken still stehen und rugen, auff das sich beide mensch und viech widder erholeten und nicht von stedter erbeit geschwecht wuerden. Wiewol sie es hernach all zu enge spanneten und groeblich misbrauchten, das sie auch an Christo lesterten und nicht leiden kundten solche werck, die sie doch selbs daran theten, wie man ym Euangelio liesset. Gerade als solt das gepot damit erfullet sein, das man gar kein eusserlich werck thete, welchs [s. 144] doch nicht die meinung war, sondern endlich die, das sie den feyer odder ruge tag heiligten, wie wir hoeren werden.  
Daruemb gehet nu dis gepot nach dem groben verstand uns Christen nichts an. Denn es ein gantz eusserlich ding ist, wie andere satzunge des alten Testaments an sonderliche weise, person, zeit und stedte gebunden, welche nu [Christen feyer.] durch Christum alle frey gelassen sind. Aber ein Christlichen verstand zufassen fur die einfeltigen, was Gott ynn diesem gepot von uns foddert, so mercke, das wir Feyertage halten nicht umb der verstendigen und gelerten Christen willen, denn diese durffens nyrgent zu, Sondern erstlich auch umb leiblicher ursach und notdurfft willen, welche die natur leret und foddert fur den gemeinen hauffen, knecht nnd megde, so die gantze wochen yhrer erbeit und gewerbe gewartet, das sie sich auch einen tag ein ziehen zu rugen und erquicken. Darnach allermeist daruemb, das man an solchem ruge tage (weil man sonst nicht dazu komen kan) rawm und zeit neme Gottes diensts zuwarten, Also das man zuhauffe kome Gottes wort zu hoeren und handeln, darnach Gott loben, singen und beten.

[Feyertag frey bey den Christen.] Solchs aber (sage ich) ist nicht also an zeit gebunden, wie bey den Jueden, das es muesse eben dieser oder yhener tag sein (Denn es ist keiner an yhm selbs besser denn der ander), Sondern solt wol teglich geschehen, aber weil es der hauffe nicht warten kan, mus man ye zum wenigsten einen tag ynn der woche dazu ausschiessen. Weil aber von alters her der Sontag dazu gestellet ist, sol mans auch dabey bleiben lassen, auff das es ynn eintrechtiger ordnung gehe und nyemand durch unnotige newerung ein unordnung mache. Also ist das die einfeltige meinung dieses gepots, weil man sonst feyrtag helt, das man solche feyr anlege Gottes wort zu lernen, Also das dieses tages eigentlich ampt sey das predigampt umb des iungen volcks und armen hauffens willen, doch das feyren nicht so enge gespannet, das daruemb andere zufellige erbeit, so man nicht umbgehen kan, verpoten were.

[Feyertag heiligen.] Derhalben wenn man fragt was da gesagt sey ‘Du solt den feyertag heiligen’, So antworte: Den feyertag heiligen heist soviel als heilig halten. Was ist denn heilig halten? nichts anders denn heilige wort, werck und leben fueren. Denn der tag darff fur sich selbs keins heiligens nicht, denn er ist an yhm selbs heilig geschaffen, Gott wil aber haben, das er dir heilig sey. Also wird er deinethalben heilig und unheilig, so du heilig odder unheilig ding daran treibest. Wie gehet nu solchs heiligen zu? Nicht also, das man [s. 145] hinder dem offen sitze und kein grobe erbeit thue odder ein krantz auffsetze und sein beste kleider anziehe, sondern (wie gesagt) das man Gottes wort handle und sich daryn ube.

[Feyren umb Gottes worts willen.] Und zwar wir Christen sollen ymerdar solchen feyertag halten, eitel heilig ding treiben, das ist teglich mit Gottes wort umbgehen, ym hertzen und mund umbtragen. Aber weil wir (wie gesagt) nicht alle zeit und musse haben, muessen wir die wochen etliche stunde fur die iugent odder zum wenigsten einen tag fur den gantzen hauffen dazu brauchen, das man sich alleine damit bekuemere und eben die zehen gepot, den glauben und Vater unser treibe, und also unser gantzes leben und wesen nach Gottes wort richte. Welche zeit nu das ym schwang und ubung gehet, da wird ein rechter feyertag gehalten, wo nicht, so sol es kein Christen feyertag heissen. Denn feyern und muessig gehen konnen die unchristen auch wol, wie auch das gantze geschwurm unser geistlichen teglich ynn der kirchen stehen, singen und klingen, heiligen aber keinen feyertag nicht, Denn sie kein Gottes wort predigen noch uben sondern eben dawidder leren und leben.


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