Deudsch Catechismus


Thomas Murner: An den Adel deutscher Nation



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Thomas Murner: An den Adel deutscher Nation

[Flugschriften gegen die Reformation (1518-1524), hg. und bearbeitet von Adolf Laube, Berlin 1997, S. 171-220]


/S. 171/

Thomas Murner:

An den großmächtigsten und durchlauchtigsten Adel deutscher Nation,

daß sie den christlichen Glauben beschützen

wider den Zerstörer des Glaubens Christi, Martin Luther
Dem aller durchlüchigsten

großmechtigsten fürsten und herren, hernn Karolo, erweltern römischen keiser, hispanischer und etc. maiestadt etc.



Durchlüchtiger, großmechtiger fürst und her. Es ist von ursprung des römschen reichs, des du jetz durch Gots fürsichtigkeit ein fridsamer keyser und gebieter erwelet und gesalbet bist, solches dein reich von offenlichen finden nie schadlicher angefochten worden, dan jetz zů disen zeiten. Syttenmal daz Catilina (ich mein Doctor Martinum Luther) ist von den dodten erwecket wider zů menschlichem leben kummen, und dar die aller edlisten gemiet deins reichs zů burgerlichen uffruren und nidergang ires eignen vatterlands erwecken, den vatter wyder seine kind, bruder gegen brüderen, underthonen zů gegen irer oberkeit, alle ding der massen zů verwicklen und vermischen, das weder bapst, keiser, künig, bischoff, bader oder süwhirt nit mer sollent underscheidet werden, ein ungewone sach allenthalben, wo gute sitten, berden, zucht, ere, ordenung, frid, fröd und mut, auch alles wolfaren sollent geiebet und gehalten werden. Und uff daz solches dest schedlicher understanden werd, würt unser christlicher glaub für ein deckmantel fürgewendet, alß ob sich solche uffrür, emüwerung, und verendrung in krafft christlichs glaubens gebüren welle zů thůn und underston, da durch auch göttlich gebot erfullet, recht und in keinen weg gesündet sei, sunder des füg, glimpff und eere haben uß gebot, erlaubniß und nachlassung christlicher lere und des heiligen ewangeliums, also listig habent sie das götlich gesatz in behilff ires bösen und uffrierigen fürnemmen künnen an sich ziehen und uff iren nutz verfieren, wie der böß tüffel in ein engel des liechts [2. Kor. 11, 14], und die unwarheit in schin der warheit transformieret, und verstaltet, do mit den niderverstendigen in ire hilff zů vertieren. Das sie auch des nit on gewalt durch zutrucken vergebens understanden, dem durchlüchtigsten adel deütscher nation ein solchs specklin uff die fallen gebunden und das helmlin under der nasen gezogen, sie reisig zů machen, und inen beistendig zů sein, mit dem gekritzlet zů erwecken, wie der römsch hoff mit gelt beschwerden daz deütsch /S. 172/ land erschöpffe unnd unser vermügen der massen ussüge mit annaten, VI monnaten pfrunden zů verleihen, mit andren listen die pfrunden an sich zů ziehen in krafft des dots eines, der uff dem weg gen Rom stürbei, oder der familiaritet, und deütsche cardinel zů machen, unzelich gůt von dem palium zů nemmen, und für die bestetigung der bischöff, auch coadiutores zů machen, reich aptien in commenden zů bevelhen, unleidliche pfrunden leidlich zů machen, zů incorporieren und vereinigen, administratores zů setzen, reservata vorzubehalten, pectoralem reservationem zů erdichten, mit pfründen kauffen, verkauffen, wechslen, dauschen, rauschen, mit liegen, triegen, rauben, stelen, brachten, hurerey, büberey, allerley weißs Gots verachtung, mit mancherlei schinderey, ablaß zů geben, selen uß dem fegfeür zů verkauffen, abplaß brieffen, dispensieren, butterbriefen, confessional etc. und filen der gleichen, so hoch angeklaget würt in einem buch, der deütsch adel genennet, würt deiner keiserlichen, hyspanischen und etc. maiestadt in aller demietigkeit zů verstanden geben, daz wir solche fürgewante mißbruch und undadten, wo im also were, nit understond zů veranewurten, dan wir des kein bevelhe haben noch bericht von bepstlicher heilikeit, in eincherleyw weg zů verdretten oder zů beschönen, dan wir wol ermessen kinnen und verston, daz sich memans billicher beclage, dan der da leidet und beschwert ist. Aber daz klagent wir deiner durchlüchtigsten genaden maiestat und christlichem hertzen, mit sampt den durchlüchtigsten churfürsten, fürsten und herrnn geistlich oder weltlichs stats, das solche beschwerden der deütschen nation durch Martinum Luther, ein warhafftigen Cathelinam und on zweiffal ein zornigen, unbesinten man, mit solchen ungeschickten, unchristlichen und unwarhafftigen mitlen fürgeschlagen werden, das niemans zwifflan mag, er nem solche beschwerden des römschen mißbruchs fur ein behilff und ein specklin uff die fallen und zů einem deckmantel, unseren christlichen glauben umbzukören, fieglich sein gifft ußzugiessen und hussisch, wicklöffische botschafften zů verkünden, mit den Böhemen, Moscoviteren zů vereinigen, ein hantfoll leüt, uff daz er uns von aller andren cristenheit, die on zal ist, absündre, lerne ein küngkrich zů einigen und ein keyserthum zů verlieren, ein unsiniger mensch, der bapst, keiser, bischoff, under, ober, sampt der gantzen karten, der massen stot zů vermischen, das kein erwürdigs angesicht eincherlei ordenung in christlichen glauben erfunden werd, so doch uß kriegsleüffen erfaren ist, daz nidergang der ordenung ein fal sey ernstlichs fürnemmens. Darumb deiner durchlüchtigen maiestat demietig fürgewendet würt, mitsampt allem deinen durchlüchtigen adel, christliche augen uff unseren glauben zů werffen, in dem wir verhoffen, selig zů werden, behilffliche hend anzuschlagen, unser götlich /S. 173/ und vätterlich gesatz durch Cristum Jesum unseren herren zů beschirmen, und denen bösen radtgeben in solchem nit wilfůren und in allen andren, darin christlicher gelauben möchte geletzet werden. Erstlich gebiete, daz sich diser Chatelina mit sampt seinem anhang, massen, unwarhafftige irrungen zů erwecken, den glauben in christlicher krafft lassen růwen und beleiben, ein zimlich bit, mit beiden oren von einem christlichen keiser zů erhören, und so sie daz nit wellent gethon haben, sunder christlich geredt, und solche nüwe funnd und ernüwerung billichen erwecket, solches durch dein grosse macht zů rechtfertigung für den glörtesten des glaubens kumb, und zů verhör und ußspruch, allein mitler zeit dissen uffrierigen nit gebüre, Hanß Karsten und die unverstendig gemein so bald zů bösem alß gutem anzuzünden und in schellige flammen zů bewegen, unpartheische richter zů setzen, welche zů erwelen, niemans billicher dan dir zuston wil, in kur ußzusprechen und zů verordenen, mit nammen, so dise uffrierigen süne des unfridens yederman argkwenig erachten, und in mißtruwen allen winde förchtent von einem uff daz ander appellieren biß uff das jungste gericht, daz sie mitler zeit mit verhengktem zoum unseren glauben, mit irem gifft under dem honig verkaufft, durchrennen und zertrennen mögen. Welche christliche bit und billiche hoffnung in dich, einen christgleubigen, menschlichen und angeborner art gütigen fürsten uß stereich, so du zů hertzen verfasset, unseren glauben, deine und unser alle seligkeit beschützen würdst und beschirmen, da mit deines anherren Maximiliani, unsers on sein gewonliche titel, lieben, früntlichen und vetterlichen künig art, ader und gemiet nachfolgent erfüllest, in die fußstapffen deiner frummen elter und vorfaren drittest. Ich geschweig, Gottes gebot daran diegest, dir in das ewig leben erschüßlich und zů dem ewigen keiserthum dienent.

Seint darnach zů dem andren, so christlicher glaub (alß unser augapffel) ungeletzet belibet, etliche beschwerden, bürden und unleidliche tiranney, der deütschen nation zů nidergang und verderpniß erdichtet, das sey von wem es wel uff erden gefrevelt und understanden, wel dein keiserliche maiestat und genad mitsampt den durchlüchtigen churfürsten nach gelegenheit der sachen zů hilff kummen, trost, stür und hilff beweisen, von wegen der erschöpfften hoffnung zů deiner fürsichtigkeit entpfangen.

Und zů dem dritten Doctor Martinus sachen, seine spen, zenck und hader, erstlich von der sachen des glaubens absünderen. zů dem andren auch von dem fürnemmen und anklagen der bepstlichen mißbrüch, das also die sach, unseren glauben betreffen, von gesetzten richteren von deiner gnaden ein richterlichen ußspruch vor allen dingen erlange.

Darnach, zů dem andren, in den sachen der mißbrüch durch deine fürsichtikeit mit sampt den durchlüchtigsten kurfürsten erkennet werd.

/S. 174/ Und zů dem letsten, Doctor Martinus zenck und hader auch richterlich lüt klag und antwort hingelegt werden, nach deiner genaden gelegenheit, erkentniß und betrachtung, ob solches durch ein concilium, oder sunst in andre weg, mieg, grösseren kosten und schaden zů vermeiden, geschehen mög, und uff daz geschicklichst understanden werde. Uß welcher unser christlichen und demietigen bit dein keiserlich genad erachten mag und erkennen, das wir als geborne deütschen auch kein gefallen daran haben, wo unser vatterlant der massen solt unbillich erschöpffet werden, es wer doch, von wem es wöll, allein daz zů hertzen fassen, was recht sei zů thůn, rechtlich geschehe, on solche uffrůren, letzung unsers glaubens, unwarhafftige reden, sunder durch geschickte mittel durch deine fürsichtigkeit solche sachen ermessen werden. Dan seittenmal der mererteil obgenanter mißbruch und beschwerden allein die pfaffheit betreffen, ire mentel bezalung, befestigung der bischöff, verordenung der pfrůnden, coadiutorien, abbatien, comenden, wie nach der lenge unlangs erzelet ist, wellent die hochverstendigen je vermeinen, es welle dir alß einem weltlichen keiser billicher gebüren, erstlich und vor allen dingen die sachen das gemein reich betreffen, stett, land und lüt zů besetzen, in friden und fürsichtiger ordenung, dan gleich anefenglich, alß ob du allein der pfaffen keiser erboren und gesalbet, inen behilffleich (und filicht mit des gantzen reichs kosten) uffwischen soltest, das sie ire mentel dest wolfeiler kaufften, und ire pfrůden leidlicher mit einander deileten, wil hie erachtet werden, das solches noch wol kumpt, wen daz korn zeitig würt, geben wir deiner keiserlichen genaden unnd fürsichtigkeit alles zů ermessen. Allein wie vor unsere demietige bit ist, unsere christliche warheit und gelauben zů beschirmen und bschützen und ungeletzet zů verhieten.

Seint darnach andre hendel, unseren glauben nit betreffen, alß daz zů fil münch und paffen seient, und das ir stat der christenheit nit not noch erschüßlich sey, und daz man etlich kirchen und klöster zerstöre, und fil andre der gleichen, geschehe darin nach erkentniß deiner gnaden fürsichtigkeit und gemeiner christenheit, dan wir je kein andre meinung in disem biechlin für uns haben, dan unseren christlichen glauben zů verfechten und niemans seiner mißbrüch zů verantwurten. Das wir aber weder Martino Luther noch jemans anders mit der unwarheit nichts begeren zuzulegen, wellent wir in disem biechlin seine irrung deiner keiserlichen genaden entdecken, und darüber antwurt allein geben, dan wider in zů arguieren habent wir uns in andre biechlin vorbehalten, uff daz in solcher red und widerred dein keiserliche genad daz warhafftigst mög ermessen und ußsprechen, welche deine genad, bitten wir Got, daz er sie uns lang in friden und freiden verleihe etc.

/S. 175/

Ein vorred zu Doctor Martino Luther



Es solte sich dein billich (Martine Luther) gemeine christenheit erfreüwen, alß eins besunderen gelerten mans, wo du deine kunst und durchlüchtige vemunfft nicht brüchtest zů nidergang deines vatterlants und zerstorung unsers glaubens und vetterlichen gesatzes, auch mit dem schwert der geschrifften letztest dich so bald alß jemans anders. Darum wir für solches ere erbieten, so wir dir deiner vemunfft halb pflichtig weren zů beweisen, uns leider gegen dir alß einem abgesagten findt erweren müssen, und briederlichen, lentlichen gunst in ein ungunst verendren, wider unsers hertzen willen, dan wir je lieber dein lob, ere und briß, alß eins gebornen deütschen und geschickten mans sehen und fürdren wolten, dan dein schand, wo du nit also mit ungeweschnen henden in dein und unseren christlichen glauben gegriffen hettest, uns verursachet, zů beschützung der warheit keiser, künig, fürsten und herren wider dich anzurieffen, so du dich nit schammest, unseren frummen keiser unnd allen durchlüchtigen deütschen adel anzurieffen, zů beschirmung deines unwarhafftigen, uffrierigen, unsinnigen und frevelschelligen fümemmens, hettest sie wol zů grosseren eren gesparet, dan daz sie dir hilffen, deine unchristliche lügen zů bestetigen und dein unvernünfftigs, unerlichs underston durch zů drucken, dich selb zů einem ratgeben gemachet, wider den alten spruch, so du von niemans darzu erbetten bist, unserem jungen frummen blut uß stereich und angonden keyser, schellig, gleich angonds und in anefang seines reichs geradten, dem bapst zwo kronen zů zucken, er hab noch mit der dritten genug und nur zů fil, alle cardinel abzuthun, es sei gnug mit XII kirchen, kloster zů zerstorung alles geistlich recht abzuthun, und ein radten hauffen daruß zů machen, daz kind mit dem bad ußzuschütten, küw mit dem kalb zů metzgen, ein warmen anschlag, freilich in der batstuben geschehen, daz er also hitzig ußhin geng, mit dem jungen adel Künig Roboam in anefang seines reichs geraten, ein vol streng lauffent wasser und den gantzen Rein geweltig eins malß zů widertreiben, stich, mord, hauw, schlag, oben uß und nienent an, nicht dan ein schelligen, unfürsichtigen kopff erzeiget, dem billich niemans volgen sol, er welle dan land und leüt verderben, also daz ich festegklich gelaub, hettestu der ostereichschen fürsten angeborne art gewisst und erkennet, du würdest unseren fridsamen blůt uß Ostereich solcher uffrůre nit geraten haben, dan sie zů blut vergiessen nit neigung hetten, es mieste dan sein wyder iren willen, und solches wiltu alß ein hoffnar und in narrenweiß gethon haben, juffs deding von einem geist/S. 176/lichen man, in solchen sachen die leichtfertigen wörter zů treiben, vermeinest, wo du fil verwirrens, unwarheiten, schmachbeweisung uß gegossen habest, als dan hettestu jederman die schellen anknipffet, und wie Erasmus Roterdam, der auch in der gestalt eins narren die warheit redte, dan daz es dir nit so wol alß im angestanden ist, darumb dir alß einem narren, wie Salomon spricht, sol billich nach deiner narrheit geantwurt werden [Spr. 26, 5], uff daz du dich nit für einen weisen achtest, dan deine gewonliche tittel alß einen doctor und geistlichen man hettent wir dir billich geben, wo du dich nit in einen narren transformieret hettest. Darumb uns gebüren wil, dem narren seinen kolben zů zeügen, dan dir in warheit solche narren weiß je ubel an stot, daz du Julium, den bapst, ein blutsuffer nennest, und den jetzigen bapst mit den seinen ein dieb, ein lecker, bouben und der gleichen schmeheliche wörter, und hippenbiebsche, dan wa du je etwas wider in vermeinest zů haben, wer dir eerlicher, geistlicher, züchtiger und frümlicher angestanden, yn mit seinem gewonlichen nammen zů melden, und deine klag wider yn mit christlicher messigkeit fürzutragen, an ort und end, da solches möcht gebesseret werden, und dir geholffen. Wilt unseren jungen und angonden keiser und regierer ufferwecken, wie du sagst, wider die fürsten der hellen, und nennest daz ein spil, welches, so es nit mit Gottes forcht angefangen würd, die gantze welt in dem blut schweben solt, du wilt uns je zů einer grossen uffrůren bewegen, ich sihe aber niemans, der deinen sturm zulaufft, spieß oder hellenparten zucke, oder, so du unsinnig bist, der mit dir wel schellig werden, alß freilich die wol wissen, daz alles, so du fürwendest zů reformieren und besseren, on alle uffrůr, mit der zeit und mit guter mussen durch fürsichtigkeit unsers edlen keisers und unserer churfürsten mag gebesseret werden, und in ein leidliche form und gestalt verordenet.

Darumb wir es gentzlich dar für haben, das du den obgenanten fürsten und herren ein klein gefallen beweisest, das du also die gemein understost, mit filen deütschen biechlin zů erheben und uffrierig zů machen, und doch wol wissen soltest, wo sie zů samen lieffen, alß bald inen selber etwaz fürnemmen dörfften underston, alß bald sie dir volgten, da mit dich mit kurtzen worten wil ermanet und gewarnet haben, wider die keiserliche verbot die sachen unsers glaubens vor den unverstendigen nit zů disputieren und in ein zweifal zů berieffen, wellent wir alle an dem karren schalten, das dir dein so manigfeltig missedadten und schmach beweisen genedig verzigen werd, dich verendrest in christlicher messigkeit, und mit uns in Got den herren in riewigen hertzen loben mögest. Amen.

/S. 177/

Das der welttlich stat die geistlichen richterlich weder zů straffen noch zů urteilen hatt.

Alles, so du biß har understanden und fürgenummen hast, dem würt gelaupt in rům und verfierung deiner worter, daz du dich alwegen so hoffertig pflegst der gotlechen geschrifft zů riemen, alß du an filen orten unwarhafftig sprichst, das sag dein ewangelium, dein Christus, dein bibel, dein Paulus, das aber mengklich mög erkennen, das du in keiner geschrifften gefundieret bist, sunder fil irriger und schwetziger, und einem christen und geistlichen man hoffertiger reden die unverstendigen allein verblendest, wil ich anfahen in dem nammen des herren dir zů antwurten und nit zů arguieren, dan wir unß daz selb uff ein andren platz vorbehalten haben.

Erstlich, uff das du dein ungunst gegen den Romaniscen erzeigest, sprichestu, daz sie erdichtet haben, wie dreierley stend seient, ein geistlicher, adelicher, und peürscher, welche drey stent dermassen sollent underscheidet sein, daz der weltlich, adelich oder pürisch, den geistlichen nit hab zů straffen, sunder harwiderumb der geistlich die andren zwen, und da mit wellen sich die romaniscen beschirmen alß hinder einer muren, daz sie ungereformieret beleiben und iren mutwilen unstrefflich dreiben mogen.

Das wiltu nun hoch widerfechten nach deiner gewonheit uß der heiligen geschrifft, und bringst Sant Paulum har ad Cor. XII [1. Kor. 12, 12], der sag, das wir alle ein corper seyent, an dem ein jedes glid sein eigen werck hab und Cristus das haupt sey, wir haben auch all ein ewangelium, ein tauff, ein glauben [Eph. 4, 5], da durch wir alle geistlichs stadts. Darumb auch nit war sey, das drey stend seient, sunder nit mer dan ein geistlicher, christlicher stant aller gemeinen christenheit, darumb auch die jetz weltlich stants genant seint, aber warlich geistlichs, christlichs stants, den jetz genanten geistlichen statt alß ire mitglider zů straffen und zů besseren haben.

Darzu gib ich ein antwurt mit solcher protestation, das ich weder die romaniscen noch niemans anders in seinen ubeldadten verfechten und beschirmen wil, oder in seinem mutwil halßstarck machen, allein zugegen den unwarhafftigen und unchristlichen reden geantwurt haben will.

Erstlich uff das fundament gon, und sag, das es nit wor sey, das nur ein stadt sey, der ein geistlicher, gemeyner, christlicher stadt genant sey, es fint sich auch nit weder in gotlichen noch menschlichen biecheren, Doctor Luther wurdt auch sein leptag nimmer also gelert, das er des eincherley gschrifften zeigen mog, dan das er anzeigt Sant Paulus 1.Cor. XII [12-31], ad Roma. XII [4f.] und 1. Petri III [8].69 Das seint dry ort der angezeigten heiligen geschrifft, da mit er wil beweisen, das nur ein geistlicher stadt sey.

/S. 178/ Nun sol mengklich wissen, das I. Cor. XII [12] also stat geschriben: Warlich in einem geist seint wir alle in eine versamlung. Den ich corpus nit anders den ein versemlung deütschen sol, wir seient Juden oder heiden, eigen oder frey, und seint alle in einen geist gedrenckt worden, wer ist aber uff erden also kindisch, der da nit verstand, das in denen worten nit mag beweret werden, das nur ein stat sey, es stat wol da, das wir in Got einer versamlung seyent, aber nit eins standts, es ist in einer stat auch ein versamlung der burger, noch ist da mancher stadt und würdigkeiten der personen, er nent das wort corpus zů dütsch an dem selben ort ein leib, und solt es warlicher ein versamlung deütschen, dan ob wir schon ein leib mit Cristo Jhesu unserem haupt machen, ligt es doch an dem tag, das der leib nit anders dan ein versamlung gleicherweiß soll verstanden werden, alß man spricht corpus capituli, die versamlung des capitel. Wie gar mißverstendig brucht er die latinsche sprach, das er corpus unnd statum für eins nimpt, den leib oder versamlung und ein stat ist zweierley. So nun dises von im angezeigt ort der heiligen geschrifft nit sagt, das wir alle eins stats seyent, sunder in Cristo einer versamlung, da bei mag mengklich verstön, daz er wie hie so auch schief an allen orten die heilige gschrifft fürwent, wider iren eignen syn, dan weder die wörter noch der verstant geben mögen, wan man seinem allgieren glaupt, so het er recht, sucht man aber hindersich in der heiligen geschrifft, ort und end, so er angezeigt hat, so ist es lurtsch und nit also, wie er sagt.

Item er weiset zů dem andren ad Roma. XII [4]. Da stat also geschriben : Alß wir in einem leib fil gelider haben, und aber alle glider nit ein werck thunt, also seint wir alle ein versamlung oder leib in Christo. So es nun nit war ist, das wir ein warlicher leib mit Christo seindt, dan in einer gleichniß, das ist ein versamlung in einigkeit Christi verfasset, solt er corpus nit für einen leib, sunder für ein versamlung verdeütschen, doch laß das kein span sein, und werd hie geredt, das wir in Christo all ein leib seient, damit hastu aber nit beweret, das wir alle eins stadt seient, sunder hast nach deiner gewonheit aber eins die heilige geschrifft unnd Sant Paulus in das halßysen und uff den lasterbangk gestellet, den leib und stadt ist zweierley, erbüt ich mich für alle gelörten uff erden, unnd ist diser text mer wyder dich dan mit dir dran, dan er spricht, das wir ein versamlung seint, doch mancherley glid, also das jedes sein eygen werck thüg. Das sol billich wider dich verstanden werden, dan dein meinung wer, daz der weltlich des geistlichen werck thůn sol, daz ist, die weltlichen seien pfaffen und pfeffin, das sie in dem tauff empfangen haben, und wan du deinem Paulo völgtst, so liessestu ein jedes glid sein eigen werck thůn, die augen sehen, den magen deuwen, die füß gon, und die hend greiffen.

Das drit ort I. Petri m [8], so du anzögst, in Sant Peters sendbrieffen stot weder von leib noch von dem stat, und nit weiter, dan daz wir in dem /S. 179/ glauben einmütig sein sollen, daruß würstu nimerme beweisen, daz nur ein stat sei under allen cristen. Darumb ich jetz jederman wil gewarnet haben, wan du etliche örter der heiligen geschrifft anzögst, zů behilff deiner reden, daz man dir das nit glaubt, sunder an angezögten orten und enden sich besuchen so werden sie in warheit befinden, daz du dich der heiligen geschrifft wider iren sinn hoch mißbruchest, und felschlichen den armen unverstendigen zů verblenden fürwendest.

Wilt weiters den weltlichen stat uber den geistlichen bewegen, als ob sie solche cristliche růt, die sünden zů strafen, billich an den geistlichen bruchen mögen und solten, laß ich ston in seinen werd, das muß ich aber da bei sagen: Ist es ein cristliche rut, sol man sie cristlich und nit uffrürig noch mörderisch bruchen, sunder nach der leren Cristi Mathei XVIII [15-17] und Luce XVII [3]: Sunndet dein bruder in dich, gang hin, straff in zwüschen dir und im, würt er unsträfflich erfunden, so nim einen oder zwen zů dir in krafft einer kundtschafft, höret er die alle nit, so sag das der oberkeit der kirchen etc. Also sol dise rut gebrucht werden, das ist aber deiner meinung nit, sunder daz ir mit busonen und trumeten allein umb die stat Hiericho giengen [vgl. Jos. 6, 20], und eilends die gantz stat verfiel in eschen, den dein zornigs gemüt wer, das man den blunder allen schnel in eschen legt, bald feierabent macht, daz man noch by hellen tag in das bad gieng. Es seint sunst vil strasen und weg ussenwendig deins fürwendens, da mit die geistlichen von dem weltlichen mögen bezwungen werden, von ubelem abzuston, dan die keiser vil stet mit gewalt zů dem cristlichen glauben bezwungen haben. Aber das gestand ich nit, das sie daz mit richterlichem gewalt macht haben zů thůn, daz soltu probieren und beweisen uß der heiligen geschrifft, als du dich berümest, doch noch nit gethon hast.

Das du aber sprechest, das alle cristen seien geistlichs stands in ansehung ires geistlichen glaubens und der vereinigung in Cristo Jhesu, wa mit wiltu daz beweisen, sie sein wol eins glaubens, aber nit eins stands. Also möchtstu auch sagen, wir weren einander all in dem ersten grat verwant, und schwester und bruder in einem Adam unserm vatter, und möcht also keins das ander zů der ee nemen. Also möchtestu auch sagen, wir weren alle des adelichen stads, dan wir einen gemeinen vatter Cristum Jhesum haben, der sein kron in dem blut erholet hat. Also möcht ich dem nächsten, der me het dan ich, das sein mit recht anfallen, mit mir zů theilen, dan wir als brüder von einem vatter noch in unzerteiletem gůt sessen, solche reden spötlich und kindisch von dir zů hören, dan ob wir schon eins Cristi glider sein, ist dannocht in denen eins leibs glider ein grosser underscheid, und hat jedes sein eigen werck zů thůn, wie Sant Pau[lus] sagt [vgl. Röm. 12, 4]. In welchen eigen wercken eins das ander /S. 180/ sol ungehindert lasen, da bei merckst du noch wol, das dein angezögte geschrifft mer wider dich ist dan mit dir daran.


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