Deudsch Catechismus



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Wir fuelen unser unglueck wol, murren und klagen uber untrew, gewalt und unrecht, wollen aber nicht sehen, das wir selbs buben sind, die straffe redlich verdienet haben, und nichts davon besser werden. Wir wollen kein gnade und glueck haben, darumb haben wir billich eitel unglueck on alle barmhertzigkeit. Es muessen noch etwo frome leut auff erden sein, das uns Gott noch soviel guts lesset, unserthalb solten wir kein heller ym haus, kein strohalm auff dem feld behalten. Das alles habe ich muessen mit soviel worten treiben, ob es einmal ymand wolt zuhertzen nemen, das wir der blindheit und iamers, darin wir so tieff gelegen sind, mochten los werden, Gottes wort [s. 155] und willen recht erkennen und mit ernst annemen. Denn daraus wuerden wir lernen, wie wir kuenden freud, glueck und heil zeitlich und ewig gnug haben.

[Geistliche veter odder oeberkeit.] Also haben wir dreyerley veter ynn diesem gepot furgestellet: des gebluts, ym hause und ym lande, Darueber sind auch noch geistliche veter, nicht wie yhm Bapstumb, die sich wol also haben lassen nennen, aber kein veterlich ampt gefuret. Denn das heissen allein geistliche veter, die uns durch Gottes wort regieren und furstehen, Wie sich Sanct Paulus ein vater rhuemet [1. Kor. 4, 15] 1. Cor. 4. da er spricht: ‘Jch habe euch gezeuget ynn Christo Jhesu durch das Euangelion’. Weil sie nu veter sind, gepuert yhn auch die ehre auch wol fur allen andern, Aber da gehet sie am wenigsten. Denn die welt mus sie so ehren, das man sie aus dem lande iage und nicht ein stueck brods goenne, [1. Kor. 4, 13] Und Summa sie muessen (wie Paulus sagt) der welt keerich und ydermans schabab sein. Doch ist not solchs auch ynn den poebel zutreiben, das die da [Seelwarter zwyfachtiger ehren werd.] Christen heissen wollen, fur Gott schuldig sind, die so yhrer seele warten, zwyfacher ehre werd zuhalten, wolthuen und versorgen. Da wil dir Gott auch gnug zu geben und keinen mangel lassen. Aber da sperret und wehret sich yderman, haben alle sorge, das der bauch verschmachte, und konnen itzt nicht einen rechtschaffenen prediger nehren, da wir zuvor zehen mastbeuche gefullet haben. Damit wir auch verdienen, das uns Gott seines wortes und segens beraube und wideruemb luegen prediger auffstehen lasse, die uns zum Teuffel fueren, dazu unser schweis und blut aussaugen.  
Welche aber Gottes willen und gepot fur augen halten, haben die verheissung, das yhn reichlich sol vergolten werden, was sie beide an leibliche und geistliche veter wenden und zu ehren thuen, nicht das sie ein iar odder zwey brod, kleider und gelt haben sollen, sondern langes leben, narung und friede, und sollen ewig reich und selig sein. Daruemb thue nur, was du schuldig bist, und lasse Gott dafur sorgen, wie er dich neere und gnug schaffe. Hat ers verheissen und noch nye gelogen, so wird er dir auch nicht liegen. Solchs solt uns yhe reitzen und ein hertz machen, das zuschmeltzen moechte fur lust und liebe gegen denen so wir ehre schuldig sind, das wir die hende auff hueben und froelich Gotte dancketen, der uns solche verheissunge geben hat, darnach wir bis an der welt ende lauffen solten. Denn ob gleich alle welt zusamen thete, vermoechte sie uns nicht ein stuendlin zum leben zulegen odder ein koerlin aus der erden zugeben. Gott aber kan und wil dir alles uberschwenglich [s. 156] nach deines hertzen lust geben. Wer nu solchs verachtet und ynn wind schlegt, der ist yhe nicht werd, das er ein Gottes wort hoere.
 

Das ist nu zum uberflus gesagt allen, so unter dis gepot gehoeren. Darneben were auch wol zu predigen den Elltern und was yhr ampt fueret, wie sie sich halten sollen gegen denen, so yhn befohlen sind zu regieren. Welchs wiewol es ynn zehen gepoten nicht ausgedruckt stehet, ist es doch sonst an vielen orten der schrifft reichlich gepoten, Auch wil es Gott eben ynn diesem gepot mit eingebunden haben, als er vater und mutter nennet. Denn er wil nicht buben noch Tyrannen zu diesem ampt und regiment haben, gibt yhn auch nicht daruemb die Ehre, das ist macht und recht zu regieren, das sie sich anbeten lassen, sondern dencken, das sie unter Gottes gehorsam sind und fur allen dingen sich yhres ampts hertzlich und trewlich annemen, yhre kinder, gesind, unterthanen etc. nicht allein zu neeren und leiblich zuversorgen sondern allermeist zu Gottes lob und ehre auff zuziehen. Daruemb dencke nicht, das solchs zu deinem gefallen und eygener wilkoere stehe, sondern das Gott strenge gepoten und auffgelegt hat, welchem du auch dafuer wirdst muessen antworten.

Da ist nu abermal die leydige plage, das niemand solchs warnympt noch achtet, gehen hyn als gebe uns Gott kinder, unser lust und kuertzweil daran zu haben, das gesinde wie ein kue odder esel allein zur erbeit zubrauchen, odder mit den unterthanen unsers mutwillens zu leben, lassen sie gehen, als giengs uns nichts an, was sie lernen oder wie sie leben. Und wil [Ursach und not die iugent wol zu ziehen und leren.] niemand sehen, das der hohen Maiestet befehl ist, die solchs ernstlich wird foddern und rechen, noch das so grosse not thuet, das man sich der Jugent mit ernst anneme. Denn woellen wir feine geschickte leute haben beyde zu weltlichem und geistlichem regiment, so muessen wir warlich kein vleis, muehe noch kost an unsern kindern sparen zu leren und erziehen, das sie Gott und der welt dienen moegen, Und nicht allein dencken, wie wir yhn gelt und gut samlen, Denn Gott kan sie wol on uns neeren und reich machen, wie er auch teglich thuet. Darumb aber hat er uns kinder geben und befohlen, das wir sie nach seinem willen auffziehen und regieren, sonst duerffte er vater und mutter nyrgend zu. Darumb wisse ein yglicher, das er schueldig ist bei verlust Goettlicher gnade, das er seine kinder fur allen dingen zu Gottes furcht und erkentnis ziehe, und wo sie geschickt sind, auch lernen und studiren lasse, das man sie wozu es not ist brauchen kuende.

[Vermanung fur die eltern.] Wenn man nu solchs thete, wuerde uns Gott auch reichlich segenen und gnade geben, das man solche leute erzoege, der land und leut gebessert moechten [s. 157] werden, dazu feine gezogene buerger, zuechtige und heusliche frawen, die darnach fort an frome kinder und gesind ziehen moechten. Da dencke nu selbs, wie mordlichen schaden du thust, wo du darynne verseumlich bist und an dir lessest feylen, das dein kind nuetzlich und seliglich erzogen werde, Darzu alle sund und zorn auff dich bringest und also die helle an dein eigen kindern verdienest, ob du gleich sonst from und heilig werest. Derhalben auch Gott, weil man solchs verachtet, die welt so greulich straffet, das man kein zucht, regiment noch friede hat, welchs wir auch alle klagen, sehen aber nicht, das unsere schuld ist, Denn wie wir sie ziehen, so haben wir ungeratene und ungehorsame unterthane. Das sey gnug zur vermanunge, denn solchs ynn die lenge zu treiben gehoeret auff ein ander zeit.

Das Fünffte Gepot.

DU solt nicht tödten.


Wir haben nu ausgerichtet beide geistlich und weltlich regiment, das ist Goettliche und veterliche oeberkeit und gehorsam. Hie aber gehen wir nu aus unserm haus unter die nachbar zulernen, wie wir unternander leben sollen, ein jglicher fur sich selbs gegen seinem nehesten. Daruemb ist ynn diesem gepot [Oberkeit gehoeret nicht ynn dis gepot.] nicht eingezogen Gott und die oeberkeit noch die macht genomen, so sie haben zu toedten. Denn Gott sein recht ubeltheter zu straffen der oeberkeit an der Eltern stad befohlen hat, welche verzeitten (als man ynn Mose [5. Mose 21, 18 ff.] liesset) yhre kinder selbs muesten fur gericht stellen und zum tod urteylen. Derhalben was sie verpoten ist, ist einem gegen dem andern verpoten und nicht der oberkeit.

Dis gepot ist nu leicht gnug und offt gehandlet, weil mans ierlich ym Euangelio [Matth. 5, 21 ff.] hoeret Matthei .5., da es Christus selbs auslegt und ynn eine Summa fasset, nemlich das man nicht toedten sol widder mit hand, hertzen, mund, zeichen, geberden noch huelffe und rath. Daruemb ist [Zorn yderman verpoten on der oeberkeit.] daryn yderman verpoten zuzurnen, ausgenomen (wie gesagt) die an Gottes stad sitzen, das ist Eltern und oeberkeit. Denn Gott und was yn Goettlichem stand [s. 158] ist, gebueret zu zurnen, schelten und straffen eben um dere willen, so dis und andere gepot ubertretten.

Ursach aber und not dieses gepots ist, das Gott wol weis, wie die welt [Ursach dis gepot zustellen.] boese ist und dis leben viel ungluecks hat, daruemb hat er dis und andere gepot zwisschen gut und boese gestellet. Wie nu mancherley anfechtung ist widder alle gepot, also gehets hie auch, das wir unter viel leuten leben muessen, die uns leid thuen, das wir ursach kriegen yhnen feind zu sein: Als wenn dein nachbar sihet, das du besser haus und hoff, mehr guts und gluecks von Gott hast denn er, so verdreusts yhn, neidet dich und redet nichts guts von dir. Also kriegstu viel feinde durch des Teuffels anreitzung, die dir kein guts widder leiblich noch geistlich goennen. Wenn man denn solche sihet, so wil unser hertz widderuemb wueten und bluten und sich rechen. Da hebt sich denn widerfluchen und schlagen, daraus endlich iamer und mord folget. Da koempt nu Gott zuvor wie ein freundlicher vater, legt sich yns mittel und wil den [Wehre und schutz widder gewalt und frevel.] hadder geschieden haben, das kein unglueck daraus entstehe noch einer den andern verderbe. Und Summa wil er hiemit ein iglichen beschirmet, befreyet und befridet haben fur ydermans frevel und gewalt und dis gepot zur ringmauren, festen und freyheit gestellet haben umb den nehisten, das man yhm kein leid noch schaden am leib thue.

So stehet nu dis gepot darauff, das man niemand kein leyd leyd thue umb yrgent eines boeses stuecks willen, ob ers gleich hoechlich verdienet. Denn [Alle ursach des todschlags verboten.] wo todschlag verpoten ist, da ist auch alle ursach verpoten, daher todschlag entspringen mag. Denn mancher, ob er nicht toedtet, so fluchet er doch und wuendschet, das wer es solt am hals haben, wuerde er nicht weit lauffen. Weil nu solchs yederman von natur anhanget und ynn gemeynem brauch ist, das keiner vom andern leiden wil, so wil Gott die wurtzel und ursprung weg reumen, durch welche das hertz widder den nehisten erbittert wird, Und uns gewehnen, das wir allzeit dis gepot fur augen haben und uns darein spiegeln, Gottes willen ansehen und yhm das unrecht so wir leiden, befehlen mit hertzlichem vertrawen und anruffen seines namens und also ihene feindlich scharren und zuernen lassen, das sie thuen was sie kuenden. Also das ein mensch lerne den zorn stillen und ein gedueltigs, sanfftes hertz tragen, sonderlich gegen denen, die yhm ursach zu zuernen geben, das ist gegen die feinde.

[Gantze summa dis gepots.] Darumb ist die gantze Summa darvon (den einfeltigen auffs deudlichste einzubilden, was da heisse ‘nicht toedten’) Zum ersten, das man niemand leyd [s. 159] thue erstlich mit der hand odder that, Darnach die zunge nicht brauchen lasse darzu zu reden odder radten, uber das keynerley mittel odder weise brauche noch bewillige, dadurch yemand moechte beleydiget werden, und endlich das das hertz niemand feind sey noch aus zorn und hass boeses goenne, Also das leib und seele unschuldig sey an yederman, eygentlich aber an dem, der dir boeses wuendschet odder zufueget. Denn dem, der dir guts goennet und thuet, boeses thuen ist nicht menschlich sondern Teuffelisch.  
Zum andern ist auch dieses gepots schueldig nicht allein der da boeses thuet, sondern auch wer dem nehisten guts thuen, zuvor komen, wehren, schuetzen und redten kan, das yhm kein leyd noch schaden am leibe widderfare, [Liebe und wolthat entziehen heisset auch getoedtet.] und thuet es nicht. Wenn du nu einen nacketen lessest gehen und kuendest yhn kleyden, so hastu yhn erfrieren lassen, sihestu yemand hunger leiden und speisest yhn nicht, so lessestu yhn hungers sterben. Also sihestu yemand zum tod verurteilt odder yn gleicher not und nicht redtest, so du mittel und wege darzu wuestest, so hastu yhn getoedtet, Und wird nicht helffen, das du fuerwendest, du habst keine huelffe, radt noch that darzu gegeben, Denn du hast yhm die liebe entzogen und der wolthat beraubt, dardurch er bey dem leben blieben were.

Darumb heisset auch Gott billich die alle moerder, so ynn noeten und fahr leibs und lebens nicht radten noch helffen, Und wird gar schrecklich [Urteil Gottes uber die unbarmhertzigen.] urteil uber sie gehen lassen am Juengsten tage, wie Christus selbs verkundigt, und sprechen: ‘Jch bin hungerig und durstig gewesen und yhr habt mich nicht gespeisset noch getrenckt, Jch bin ein gast gewesen und yhr habt mich nicht beherbergt, Jch bin nacket gewesen und yhr habt mich nicht bekleidet, Jch bin kranck und gefangen gewesen und yhr habt mich nicht besuchet’. Das ist: yhr hettet mich und die meinen wol lassen hungers, dursts und frosts sterben, die wilden thiere zureissen, ym gefengnis verfaulen und yn noeten verderben lassen. Was heisset das anders denn moerder und bluthunde gescholten? Denn ob du solchs nicht mit der that begangen hast, so hastu yhn doch ym unglueck stecken und umbkomen lassen, soviel an dir gelegen ist. Und ist eben soviel, als ob ich ymand sehe auff tieffem wasser faren und erbeiten odder ynn ein feur gefallen und kuende yhm die hand reichen, eraus reissen und redten und doch nicht thete: Wie wuerde ich anders auch fur aller welt bestehen denn ein moerder und boeswicht?  


Daruemb ist die endliche meinung Gottes, das wir keinem menschen leid widderfaren lassen, sondern alles gut und liebe beweisen, und ist (wie gesagt) eigentlich gegen die gerichtet, so unsere feinde sind. Denn das wir [s. 160] freunden guts thuen, ist noch ein schlechte Heidnische tugent, wie Christus [Matth. 5, 46 f.] Matthei .5. sagt.

Da haben wir nu abermal Gottes wort, damit er uns reitzen und treiben wil zu rechten, edlen, hohen wercken, als sanfftmut, gedult und Summa Liebe und wolthat gegen unsern feinden, Und wil uns ymerdar erynnern, das wir zuruecke dencken des ersten gepots, das er unser Gott sey, das ist uns helffen, beistehen und schuetzen wolle, auff das er die lust uns zurechen dempffe. [Rechte gute werck widder die heuchelwercke.] Solchs solt man nu treiben und blewen, so wurden wir gute werck alle hend vol zuthuen haben. Aber das were nicht fur die Moenche gepredigt, dem geistlichen stande zuviel abbrochen, der Cartheuser heiligkeit zu nahe und solt wol eben gute wercke verpoten und Cloester gereumet heissen. Denn mit der weise wurde der gemeine Christen stand gleich soviel, ia weit und viel mehr gelten und yderman sehen, wie sie die welt mit falschem heuchlischen schein der heilickeit effen und verfuren, weil sie dis und ander gepot yn wind geschlagen und fur unnoetig gehalten, als werens nicht gepot sondern rethe, Und daneben unverschempt yhren heuchelstand und wercke fur das volkomenste leben gerhuemet und ausgeschryen, auff das sie ia ein gut sanfftes leben fureten on creutz und gedult. Daruemb sie auch ynn die Closter gelauffen sind, das sie von niemand nichts leiden noch ymand guts thuen duerfften. Du aber wisse, das dis die rechte, heilige und Goettliche werck sind, welcher er sich mit allen Engeln freuet, dagegen alle menschliche heilickeit stanck und unflat ist, dazu nicht anders denn zorn und verdamnis verdienet.

Das Sechste Gepot.

[s. 160]


DU solt nicht ehebrechen.
Diese gepot sind nu an yhn selbs leicht zuverstehen aus dem nehisten, denn sie gehen alle dahin, das man sich huete fur allerley schaden des nehisten, sind aber fein ordentlich gestellet, Zum ersten auff sein eigene person, darnach fortgefaren auff die nehiste person odder das nehiste gut nach [Ehebruch deutlich ausgedrueckt.] seinem leibe, nemlich sein ehelich gemahl, welchs mit yhm ein fleisch und blut ist, Also das man yhm an keinem gut hoeher schaden thuen kan. Darumb auch deutlich hie ausgedruckt wird, das man yhm keine schande zufugen sol an seinem eheweibe. Und lautet eigentlich auff den ehebruch, darumb das ym Judischen volck so geordnet und gepoten war, das yederman muste ehelich erfunden werden. Daruemb auch die iugent auffs zeitlichste beraten ward, Also das Jungfrawen stand nichts galt, auch kein offentlich huren und buben leben (wie itzt) gestadtet ward. Daruemb ist der ehebruch die gemeineste unkeuscheit bey yhn gewesen.

[s. 161] Weil aber bey uns ein solch schendlich gemenge und grund suppe aller untugent und bueberey ist, ist dis gepot auch widder alle unkeuscheit gestellet, wie man sie nennen mag, Und nicht alleine eusserlich die that verpoten sondern auch allerley ursach, reitzung und mittel, Also das hertz, mund und der gantze leib keusch sey, kein rawm, huelffe noch rath zur unkeuscheit gebe, Und [Summa dieses gepots.] nicht allein das, sondern auch wehre, schutze und rette, wo die fahr und not ist, und widderuemb helffe und radte, das sein nehister bey ehren bleibe. Denn wo du solchs nachlessest, so du kuendest dafur sein, odder durch die finger sihest, als gieng dichs nicht an, bistu eben so wol schuldig als der theter selbs. Also ist auffs kurtze zu fassen so viel gefoddert, das ein yglicher beide fur sich selbs keusch lebe und dem nehisten auch dazu helffe, Also das Gott durch dis gepot eines yglichen ehelich gemahl wil umbschrencket und bewaret haben, das sich niemand daran vergreiffe.

Dieweil aber dis gepot so eben auff den Ehestand gerichtet ist und ursach gibt davon zu reden, soltu wol fassen und mercken: Zum ersten, wie Gott diesen stand so herlich ehret und preiset damit das er yhn durch sein [Ehestand durch Gottes gepot geehret.] gepot beide bestetigt und bewaret. Bestetigt hat er yhn droben ym vierden gepot: ‘Du solt vater und mutter ehren’. Hie aber hat er yhn (wie gesagt) verwahret und beschutzet. Daruemb wil er yhn auch von uns geehret, gehalten und gefueret haben als einen Goettlichen, seligen stand, weil er yhn erstlich vor allen andern eingesetzt hat und daruemb unterschiedlich man und weib geschaffen (wie fur augen) nicht zur buberey sondern das sie sich zusamen halten, fruchtbar seyen, kinder zeugen, nehren und auffziehen zu Gottes ehren. Daruemb yhn auch Gott fur allen stenden auffs reichlichste gesegnet hat, dazu [Ehestand fur allen stenden gesegnet.] alles was ynn der welt ist, darauff gewand und yhm eingethan, das dieser stand yhe wol und reichlich versorget wuerde, Also das kein schertz noch furwitz, sondern trefflich ding und Goettlicher ernst ist umb das eheliche leben. Denn es ligt yhm alle macht daran, das man leute ziehe, die der welt dienen [s. 162] und helffen zu Gottes erkentnis, seligem leben und allen tugenden, widder die boesheit und den Teuffel zu streiten.

Daruemb habe ich ymerdar geleret, das man diesen stand nicht verachte noch schimpfflich halte, wie die blinde welt uud unsere falsche geistlichen thuen, sondern nach Gottes wort ansehe, damit er geschmueckt und geheiligt [Ehestand gehet vor und durch alle stende.] ist, Also das er nicht allein andern stenden gleich gesetzt ist sondern vor und uber sie alle gehet, Es seyen Keyser, Fursten, Bischove und wer sie wollen. Denn was beide geistliche und weltliche stende sind, muessen sich demuetigen und alle ynn diesem stand finden lassen, wie wir hoeren werden. Daruemb ist es nicht ein sonderlicher, sondern der gemeineste, edleste stand, so durch den gantzen Christen stand, ia durch alle welt gehet und reichet.

[Ehestand noetig und geboten.] Zum andern soltu auch wissen, das nicht allein ein ehrlicher sondern auch ein noetiger stand ist und ernstlich von Gott gepoten, das sich ynn gemein hyndurch alle stende man und weibsbilde, so dazu geschaffen sind, daryn finden lassen, doch etliche (wiewol wenig) ausgenomen, welche Gott sonderlich ausgezogen, das sie zum ehelichen stand nicht tuechtig sind oder durch hohe ubernatuerliche gabe befreyet hat, das sie ausser dem stande keuscheit halten koennen. Denn wo die natur gehet, wie sie von Gott eingepflantzt ist, ist es nicht mueglich ausser der Ehe keusch zubleiben, Denn fleisch und blut bleibt fleisch und blut, und gehet die natuerlich neigung und reitzung ungewehret und unverhindert, wie yderman sihet und fuelet. Derhalben auff das deste leichter were unkeuscheit etlicher masse zu meiden, hat auch Gott den ehestand befohlen, das ein yglicher sein bescheiden teyl habe und yhm daran gnuegen lasse, wie wol noch Gottes gnade dazu gehoeret, das das hertz auch keusch sey.

[Ehestand wird widder Gottes gepot verboten odder verlobet.] Daraus sihestu, wie unser Bepstischer hauffe, Pfaffen, Monche, Nonnen widder Gottes ordnung und gepot streben, so den ehestand verachten und verpieten und sich ewige keuscheit zuhalten vermessen und geloben, Dazu die einfeltigen mit lugenhafftigen worten und schein betriegen. Denn niemand so wenig liebe und lust zur keuscheit hat als eben die den ehestand fur grosser heilickeit meiden und entweder oeffentlich und unverschempt ynn hurerey ligen odder heimlich noch erger treiben, das mans nicht sagen thar, wie man leider allzuviel erfaren hat, Und kurtzlich, ob sie gleich des wercks sich enthalten, so sticken sie doch ym hertzen vol unkeuscher gedancken und boeser lust, das da ein ewigs brennen und heimlichs leiden ist, welchs man ym ehelichem leben umbgehen [Der geistlichen geluebde auffgehaben.] kan. Daruemb ist durch dis gepot aller unehlichen keuscheit geluebd verdampt und urlaub gegeben, ia auch gepoten allen armen gefangenen gewissen, so durch yhre Cloester gelubde betrogen sind, das sie aus dem unkeuschen [s. 163] stand yns eheliche leben tretten, angesehen das ob sonst gleich das Closterleben Goettlich were, doch nicht ynn yhrer krafft stehet keuscheit zuhalten, und wo sie daryn bleiben, nur mehr und weiter widder dis gepot sundigen muessen.

Solchs rede ich nu daruemb, das man das iunge volck dazu halte, das [Ehestand ein seliger stand und Got gefellig.] sie lust zum Ehestand gewinnen und wissen, das ein seliger stand und Gott gefellig ist. Denn damit kuende mans mit der zeit widderuemb dahyn bringen, das er widder zu seinen ehren keme und des unfletigen, wusten, unordigen wesens weniger wuerde, so itzt allenthalben ynn der welt zu zotten gehet mit offentlicher hurerey und andern schendlichen lastern, so aus verachtung des ehelichen lebens gefolgt sind. Daruemb sind hie die Eltern und oberkeit auch schuldig auff die iugent zusehen, das man sie zur zucht und erbarkeit auffziehe, und wenn sie erwachsen, mit Gott und ehren berate, dazu wuerde er seinen segen und gnade geben, das man lust und freude davon hette.

Aus dem allen sey nu zubeschliessen gesagt, das dis gepot nicht alleine foddert, das yderman mit wercken, worten und gedancken keusch lebe yn seinem, das ist allermeist ym ehelichen stande, sondern auch sein gemahl von Gott [Eheliche keuscheit foddert liebe und eintracht.] gegeben lieb und werd halte. Denn wo eheliche keuscheit sol gehalten werden, da mussen man und weib fur allen dingen ynn liebe und eintracht beinander wonen, das eines das ander von hertzen und mit gantzer trewe meine. Denn das ist der furnemste stuck eines, das liebe und lust zur keuscheit machet, welchs wo es gehet, wird auch keuscheit wol von yhr selbs folgen on alles gepieten. Deshalben auch Sanct Paulus so vleissig die Eheleute vermanet, das eins das ander liebe und ehre. Da hastu nu abermal ein koestlich, ia viel und grosse gute werck, welche du froelich rhuemen kanst widder alle geistliche stende on Gottes wort und gepot erwelet.

Das Siebende Gepot.

[s. 163]


DU solt nicht stelen.
Auch deiner person und ehlichem gemalh ist zeitlich gut das nehiste, das wil Gott auch verwaret haben, und gepoten, das niemand dem nehisten [Stelen heisset was man mit unrecht nimpt.] das seine abbreche noch verkuertze. Denn stelen heisset nicht anders den eins andern gut mit unrecht zu sich bringen, damit kuertzlich begriffen ist allerley vorteil mit des nehisten nachteil ynn allerley hendeln. Das ist nu gar ein [s. 164] weitleufftig gemeyn laster aber so wenig geachtet und war genomen, das uber die mas ist, Also das wo man sie alle an galgen hengen solte, was diebe sind und doch nicht heissen wollen, solt die welt bald wust werden und beyde an hengern und galgen gebrechen. Denn es sol (wie itzt gesagt) nicht allein gestolen heissen, das man kasten und taschen reumet, sondern umb sich greiffen auff den marckt, yn alle kreme, scherren, wein und byr keller, werckstete und kuertzlich, wo man hantieret, gelt umb wahre oder arbeit nimpt und gibt.

Als nemlich, das wirs fur den gemeynen hauffen ein wenig grob ausstreichen, das man doch sehe, wie from wir sind: wenn ein knecht oder magd ym haus nicht trewlich dienet und schaden thuet oder geschehen lesset, den sie wol verwaren kuende, oder sonst yhr gut verwarloset und verseumet aus faulheit, unvleis odder bosheit zu trotz und verdries herrn und frawen und wie solchs mutwillig geschehen kan (Denn ich rede nicht von dem, das versehen und ungerne gethan ist), Da kanstu ein iar ein guelden, dreissig odder vierzig und mehr entwenden, welchs so ein ander heimlich genomen odder entragen hette, must er am strick erwurgen, Aber hie darffstu noch trotzen und pochen und thar dich niemand ein dieb heissen.


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