Deudsch Catechismus



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Desgleichen rede ich auch von handwercksleuten, erbeittern, tagloenern, die yhren mutwillen brauchen und nicht wissen, wie sie die leute ubersetzen [Untrew heisset auch dieberey.] sollen, und doch lessig und untrew ynn der erbeit sind. Diese alle sind weit uber die heimlichen diebe, fur den man schlos und rigel legen kan, odder wo man sie begreiffet, also mitferet, das sie es nicht mehr thun. Fur diesen aber kan sich niemand hueeten, darff sie auch niemand sawer ansehen odder einiges diebstals zeihen, das einer zehen mal lieber aus dem beutel verlieren [s. 165] solt: Denn da sind meine nachbar, gute freund, mein eigen gesind, dazu ich mich guts versehe, die mich am aller ersten berucken.

[Uberforteilen und ubersetzen ym kauff.] Also auch fort auff dem marckt und gemeinen hendeln gehet es mit voller macht und gewalt, da einer den andern oeffentlich mit falscher ware, mas, gewicht, muentze betreugt und mit behendickeit und seltzamen fynantzen odder geschwinden fundlin uberforteilt, Jtem mit dem kauff ubersetzet und nach seinem mutwillen beschweret, schindet und plagt. Und wer kan solchs [Dieberey die gemeinste narung yn der welt.] alles erzelen odder erdencken? Summa das ist das gemeinste handwerck und die groste zunfft auff erden, und wenn man die welt itzt durch alle stende ansihet, so ist sie nicht anders denn ein grosser, weitter stall vol grosser diebe. Daruemb heissen sie auch Stulreuber, land und strassen diebe, nicht Kastenreuber noch meuchel diebe, die aus der barschafft zwacken, sondern die auff dem stul sitzen, und heissen grosse Junckern und ersame, frome burger und mit gutem schein rauben und stelen.

[Grosse Ertzdiebe.] Ja hie were noch zuschweigen von geringen eintzelen dieben, wenn man die grossen gewaltigen Ertzdiebe solt angreiffen [mit welchen herrn und Fursten geselschafft machen], die nicht eine stad odder zwo sondern gantz deudschland [Grosse diebe bleiben ungestraffet.] teglich ausstelen. Ja wo bliebe das heubt und oeberster schutzherr aller diebe, der Heilige stul zu Rom mit alle seiner zugehoere, welcher aller welt gueter mit dieberey zusich bracht und bis auff diesen tag ynne hat? Kuertzlich, so gehets ynn der welt, das wer oeffentlich stelen und rauben kan, gehet sicher und frey dahyn von yderman ungestrafft und wil dazu geehret sein. Dieweil muessen die kleinen, heimlichen diebe, so sich einmal vergrieffen haben, die schand und straffe tragen, yhene from und zu ehren machen. Doch sollen sie wissen, das sie fur Gott die grossesten diebe sind, der sie auch wie sie werd sind und verdienen straffen wird.

Weil nu dis gepot so weit umb sich greiffet, wie itzt angezeigt, ists not dem poebel wol furzuhalten und auszustreichen, das man nicht so frey und sicher hyngehen lasse sondern ymmer Gottes zorn fur augen stelle und einblewe.

[s. 166] Denn wir solchs nicht Christen sondern allermeist buben und schelcken predigen muessen, welchen wol billicher Richter, Stockmeister odder meister Hans predigen solte. Daruemb wisse ein iglicher, das er schuldig ist bey Gottes ungnaden, nicht allein seinem nehisten kein schaden zuthuen noch sein vorteil zu entwenden noch ym kauff odder yrgend einem handel einerley untrew odder tuecke zubeweisen, sondern auch sein gut treulich zuverwaren, seinen nutz zuverschaffen und foddern, sonderlich so er gelt, lohn und narung dafur nimpt.

Wer nu solchs mutwillig verachtet, mag wol hingehen und dem henger [Gottes straffe uber allerley tuecke und untrew.] entlauffen, wird aber Gottes zorn und straffe nicht entgehen, und wenn er sein trotz und stoltz lang treibet, doch ein landleuffer und betler bleiben, alle plage und unglueck dazu haben. Jtzt gehestu hin, da du soltest deines herrn odder frawen gut bewaren, dafur du dein kropff und bauch fullest, nimpst dein lohn als ein dieb, lessest dich dazu feiren als ein iungker. Als yhr viel sind, die herrn und frawen noch trotzen und ungerne zu lieb und dienst theten, ein schaden zuverwaren. Sihe aber zu, was du daran gewinnest: das wo du dein eigens uberkompst und zu haus sitzest (da zu Gott mit allem unglueck helffen wird) sol sichs widder finden und heimkomen, das wo du ein heller abebrochen odder schaden gethan hast, dreissigfeltig bezalen muessest. Desgleichen sol es handwercksleuten und taglohnern gehen, von welchen man itzt unleidlichen mutwillen hoeren und leiden mus, als weren sie iunckern ynn froembdem gut und yderman musse yhn wol geben, wieviel sie [Untrew und geitz gedeyet nicht.] wollen. Solche lasse nur getrost schinden, so lang sie kuenden, aber Gott wird seines gepots nicht vergessen und yhn auch lohnen, wie sie gedienet haben, und hengen nicht an ein gruenen sondern duerren galgen, das sie yhr lebenlang nicht gedeyen noch etwas fur sich bringen. Und zwar wenn ein recht geordnet regiment ynn landen were, kuend man solchem mutwillen bald steuren und wehren, wie verzeiten bey den Roemern gewesen ist, da man solchen flux auff die hauben greyff, das sich andere daran stossen musten.

Also sol es allen andern gelingen, so aus dem offenen freyen marckt nichts denn ein schindeleich und raubhaus machen, da man teglich die armen ubersetzet, newe beschwerung und teurung macht und iglicher des marcks braucht nach seinem mutwillen, trotzet und stoltzet dazu, als habe er gut fug [s. 167] und recht, das seine so tewer zugeben als yhn geluestet, und sol yhm niemand drein reden. Denen wollen wir zuwarten zusehen, schinden, zwacken und geitzen lassen, aber Gott vertrawen, der es doch on das thuen wird, das er, wenn du lang geschunden und geschreppelt hast, ein segen drueber spreche, das dir dein korn auff dem boden, dein bier ym keller, dein viehe ym stall verderbe. Ja wo du ymand umb ein guelden teuschest und verforteylest, sol dirs den gantzen hauffen weg ruesten und fressen, das du sein nymmer fro werdest.

Solchs sehen und erfaren wir zwar fur augen teglich erfullet werden, das kein gestolen und felschlich gewonnen gut gedeyet: Wieviel sind yhr, so tag und nacht scharren und kratzen und doch keines hellers reicher werden? Und ob sie viel samlen, doch soviel plage und unglueck muessen haben, das sie es nicht mit freuden geniessen noch auff yhre kinder erben konnen. Aber weil [Geitz gestraffet mit krieg und teurung.] sich niemand daran keret, und hingehen, als giengs uns nichts an, mus er uns anders heimsuchen und mores leren, das er eine landschatzung uber die ander uber uns schicke odder ein hauffen landsknecht zu gast lade, die uns auff eine stund kasten und beutel reumen und nicht auffhoeren, weil wir ein heller behalten, dazu zudanck haus und hoff verbrennen und verheren, weib und kinder schenden und umbbringen. Und Summa stielstu viel, so versihe dich gewislich, das dir noch soviel gestolen werde, Und wer mit gewalt und unrecht raubt und gewinnet, ein andern leide, der yhm auch also mitspiele. Denn die kunst kan Got meisterlich, weil yderman den andern beraubt und stielet, das er einen dieb mit dem andern straffet: wo wolt man sonst galgen und stricke gnug nemen?

Wer yhm nu wil sagen lassen, der wisse, das Gottes gepot ist und fur kein schertz wil gehalten sein. Denn ob du uns verachtest, betreugst, stilst und raubst, wollen wirs zwar noch zu komen und deinem homut ausstehen, leiden und dem vater unser nach vergeben und erbarmen (Denn die fromen doch genug haben muessen und du dir selbs mehr denn einem andern schaden thuest), Aber da huete dich fur, wenn das liebe armut (welchs itzt viel ist) kompt, so umb den teglichen pfennig keuffen und zeeren mus, und du [s. 168] zuferest, als muest yderman deiner gnaden leben, schindest und schabst bis auff den grat, dazu mit stoltz und ubermut abeweisest, dem du soltest geben und schencken; So gehet es dahin elend und betruebt, und weil es niemand klagen kan, schreit und rueffet es gen himel. Da huete dich (sage ich abermal) als fur dem Teuffel selbs. Denn solch seufftzen und ruffen wird nicht schertzen sondern ein nachdruck haben, der dir und aller welt zu schwer werden wird. Denn es wird denen treffen, der sich der armen betruebten hertzen annympt und nicht wil ungerochen lassen. Verachtestu es aber und trotzest, so sihe, wenn du auff dich geladen hast: wird dirs gelingen und wolgehen, soltu Gott und mich fur aller welt luegner schelten.

Wir haben gnug vermanet, gewarnet und geweret; wer es nicht achten noch gleuben wil, den lassen wir gehen, bis ers erfare. Doch mus man dem iungen volck solchs ein bilden, das sie sich hueten und dem alten unbendigen hauffen nicht nachvolgen, sondern Gottes gepot fur augen halten, das nicht Gottes zorn und straffe auch uber sie gehe. Uns gebueret nicht weiter denn zu sagen und straffen mit Gottes wort, aber das man solchem oeffentlichen mutwillen steure, da gehoeren Fuersten und oeberkeit zu, die selbs augen und den mut hetten ordnung zustellen und halten ynn allerley hendel und kauff, auff das das armut nicht beschweret und verdrueckt wuerde noch sie sich mit frembden sunden beladen duerfften.

Das sey gnug davon gesagt, was stelen heisse, das mans nicht so enge spanne sondern gehen lasse, so weit als wir mit dem nehisten zuthuen haben, Und kurtz ynn ein Summa wie ynn den vorigen zufassen, ist dadurch verpoten erstlich: dem nehisten schaden und unrecht zuthuen (wie mancherley weise zurdencken sind habe und gut abzubrechen, verhindern und furzuhalten) auch solchs nicht bewilligen noch gestadten, sondern wehren, verkomen, Und widderuemb gepoten: sein gut fordern, bessern und wo er not leidet, helffen, mitteilen, furstrecken beide freunden und feinden. Wer nu gute werck suchet und begeret, wird hie ubrig genug finden, die Gott von hertzen angeneme und gefellig sind, dazu mit trefflichem segen begnadet und uberschuttet, das es reichlich sol vergolten werden, was wir unsern nehisten zu nutz und freundschafft [Spr. 19, 17] thuen, wie auch der Koenig Salomo leeret Prover. 19. ‘Wer sich des armen erbarmet der leihet dem HERRN, der wird yhm widder vergelten sein lohn.’ Da hastu ein reichen Herrn, der dir gewis genug ist und nichts wird gebrechen noch mangeln lassen, so kanstu mit froelichem gewissen hundert mal mehr geniessen denn du mit untrew und unrecht erschreppelst. Wer nu des segens nicht mag, der wird zorn und unglueck genug finden. [s. 169]

Das Achte Gepot.

DU solt nicht falsch gezeugnis reden widder deinen nehisten.

Abber unsern eigenen leib, ehelich gemahl und zeitlich gut haben wir noch einen schatz, nemlich Ehre und gut geruecht, welchen wir auch nicht emperen konnen. Denn es gilt nicht unter den leuten ynn oeffentlicher schande von yderman verachtet zuleben. Daruemb [Gottes gepot uber des nehisten ehre und geruecht] wil Gott des nehisten leumund, glimpff und gerechtickeit so wenig als gelt und gut genomen odder verkuertzt haben, Auff das ein yglicher fur sein weib, kind, gesind und nachbar ehrlich bestehe. Und zum ersten ist der groebste verstand dieses gepots wie die wort lauten (Du solt nicht falsch zeugnis reden) auff oeffentlich gericht gestellet, da man ein armen, unschuldigen man verklagt und durch falsche zeugen unterdrueckt, damit er gestrafft werde an leib, gut odder ehre.

[Falsch zeugnis ym gericht.] Das scheinet nu itzt als gehe es uns wenig an, aber bey den Jueden ists gar ein trefflich, gemein ding gewesen. Denn das volck war ynn feinem ordenlichen regiment gefasset. Und wo noch ein solch regiment ist, da gehets on diese sund nicht abe. Ursach ist diese: Denn wo Richter, Buergermeister, Furst odder andere oeberkeit sitzet, da feylet es nymmer, es gehet nach der welt laufft, das man niemand gerne beleidigen wil, heuchlet und redet nach gunst, gelt, hoffnung odder freundschafft, darueber mus ein arm man mit seiner sache verdruckt, unrecht haben und straffe leiden. Und ist ein gemeine plage ynn der welt, das ym gericht selten frome leut sitzen. Denn es gehoeret fur allen dingen ein fromer man zu einem Richter und nicht allein ein fromer sondern auch ein weiser, gescheider, ia auch ein kuener und kecker man. Also auch gehoeret ein kecker, dazu furnemlich ein fromer man zum zeugen. Denn wer alle sachen recht richten und mit dem urteil hindurch reissen sol, wird offtmals gute freund, schweger, nachbar, reiche und gewaltige [s. 170] erzuernen, die yhm viel dienen odder schaden konnen. Daruemb mus er gar blind sein, augen und oren zugethan, nicht sehen noch hoeren denn stracks fur sich was yhm furkompt, und dem nach schliessen.

Darauff ist nu erstlich dis gepot gestellet, das ein yglicher seinem nehisten [Des nehisten recht fodern und schutzen.] helffe zu seinem rechten und nicht hindern noch beugen lasse sondern fodere und stracks druber halte, Gott gebe es sey Richter odder zeuge, und treffe an was es wolle. Und sonderlich ist hie mit unsern Herrn Juristen ein ziel gesteckt, das sie zusehen, recht und auffgericht mit den sachen umbgehen; was recht ist, recht bleiben lassen und widderuemb nicht verdrehen noch vermenteln odder schweigen unangesehen gelt, gut, ehre oder herrschafft. Das ist ein stuck und der groebste verstand dieses gepots von allem das fur gericht geschihet.

[Falsch zeugnis yn geistlichen sachen.] Darnach greifft es gar viel weiter, wenn mans sol ziehen yns geistlich gericht odder regiment, da gehets also, das ein yglicher widder seinen nehisten felschlich zeuget. Denn wo frome prediger und Christen sind, die haben fur der welt das urteil, das sie ketzer, abtruenige, ia auffruerische und verzweivelte bosewicht heissen. Dazu mus sich Gottes wort auffs schendlichst und gifftigst verfolgen, lestern, luegenstraffen, verkeren und felschlich ziehen und deuten lassen. Aber das gehe seinen weg, denn es ist der blinden welt art, das sie die warheit und Gottes kinder verdampt und verfolgt und doch fur keine sunde achtet.

Zum dritten, so uns allzumal belanget, ist ynn diesem gepot verpoten [Gemeyne suende der boesen zungen.] alle sunde der zungen, dadurch man den nehisten mag schaden thuen odder zu nahe sein. Denn falsch zeugnis reden ist nicht anders denn mundwerck: was man nu mit mundwerck widder den nehisten thuet, das wil Gott gewehret haben, es seyen falsche prediger mit der lehre und lestern, falsche Richter und zeugen mit dem urteil odder sonst ausser dem gericht mit liegen [Affterreden.] und ubel reden. Daher gehoeret sonderlich das leidige, schendliche laster Affterreden odder verleumbden, damit uns der Teuffel reitet, davon viel zureden were. Denn es ist ein gemeine, schedliche plage, das yderman lieber boeses denn guts von dem nehisten hoeret sagen. Und wiewol wir selbs so boese sind, das wir nicht leiden konnen, das uns ymand ein boese stuck nachsage, sondern yglicher gerne wolt, das alle welt guldens von yhm redete, doch koennen wir nicht hoeren, das man das beste von andern sage.



Derhalben sollen wir mercken, solch untugent zu meiden, das niemand [Niemand sol urteilen noch ubelreden ausser dem befehl odder richter ampt.] gesetzt ist, seinen nehisten offentlich zu urteilen und straffen, ob er yhn gleich sihet sundigen, er habe denn befehl zu richten und straffen. Denn es ist gar ein grosse unterscheid zwischen den zweyen: sunde richten und sunde wissen. [s. 171] Wissen magstu sie wol, aber richten soltu sie nicht. Sehen und hoeren kan ich wol, das mein nehister sundigt, aber gegen andern nach zusagen habe ich kein befehl. Wenn ich nu zufare, richte und urteile, so falle ich yn eine sunde, die grosser ist denn yhene. Weistu es aber, so thue nicht anders denn mache aus den oren ein grab und scharre es zu, bis das dir befohlen werde richter zu sein und von ampts wegen zustraffen.

Das heissen nu Affterreder, die es nicht bey dem wissen bleiben lassen sondern fort faren und yns gericht greiffen, und wenn sie ein stuecklin von einem andern wissen, tragen sie es ynn alle winckel, kutzeln und krawen sich, das sie muegen eins andern unlust ruegen, wie die sew, so sich ym koth weltzen und mit dem ruessel daryn wuelen. Das ist nichts anders denn Gotte [Affterreden ist ynn Gottes gericht greiffen.] ynn sein gericht und ampt fallen, urteylen und straffen mit dem scherffsten urteyl. Denn kein richter hoeher straffen kan noch weiter faren, denn das er sage: Dieser ist ein dieb, moerder, verrheter etc. Darumb wer sich solchs unterstehet vom nehisten zu sagen, greifft eben so weit als Keyser und alle oeberkeit. Denn ob du das schwerd nicht fuerest, so brauchestu doch deiner gifftigen zungen dem nehisten zu schand und schaden. Darumb wil Gott gewehret haben, das niemand dem andern ubel nachrede, wenn ers gleich schueldig ist und dieser wol weys, viel weniger so ers nicht weys und allein von hoeren sagen genomen hat. Sprichstu aber: Sol ichs denn nicht sagen, wenn es die warheit ist? Antwort: Warum tregstus nicht fur oerdenliche richter? Ja ich kans nicht oeffentlich bezeugen, so moecht man mir villeicht ubers maul faren und ubel abweisen. Ey lieber, reuchstu den braten? trawestu nicht fur geordenten personen stehen und verantworten, so halte auch das maul. Weystu es aber, so wisse es fur dich, nicht fur ein [Affterreder sind luegner und dieb e] andern. Denn wo du es weiter sagest, ob es gleich war ist, so bestehestu doch wie ein luegner, weil du es nicht kanst war machen, Thuest dazu wie ein boeswicht. Denn man sol niemand sein ehre und gerucht nemen, es sey yhm denn zuvor genomen oeffentlich. Also heist nu falsch zeugnis alles, was man nicht wie sichs gehoeret uberweisen kan. Daruemb was nicht mit gnugsamer beweisung offenbar ist, sol niemand offenbar machen noch fur warheit sagen. Und Summa was heimlich ist, sol man heimlich bleiben lassen odder ye heymlich straffen, wie wir hoeren werden. Daruemb wo dir ein unnutz maul furkompt, das ein andern austregt und verleumbdet, so rede yhm frisch unter augen, das er schamroth werde, so wird mancher das maul halten, der sonst ein armen menschen yns geschrey bringt, daraus er schwerlich [s. 172] widder komen kan. Denn ehre und glimpff ist bald genomen, aber nicht bald widdergeben. Also sihestu, das kurzumb verpoten ist von dem nehisten etwas boeses [Urteilen und ubel reden gehoert allein der Oberkeit an.] zu reden, doch ausgenomen weltliche oeberkeit, prediger, vater und mutter, das man dennoch dis gepot so verstehe, das das boese nicht ungestrafft bleibe. Wie man nu lauts des funfften gepots niemand schaden sol am leibe, doch ausgezogen Meister hansen, der seines ampts halben dem nehisten kein guts sondern nur schaden und boeses thuet und nicht widder Gottes gepot sundigt, daruemb das Gott solch ampt von seinet wegen geordnet hat (denn er yhm die straffe seines gefallens furbehalten hat, wie er ym ersten gepot drewet): Also auch wiewol ein yglicher fur seine person niemand richten noch verdammen sol, doch wo es die nicht thuen, denen es befohlen ist, sundigen sie ia so wol als ders ausser dem ampt von sich selbs thete. Denn hie foddert die not von dem ubel zu reden, klagen, furbringen, fragen und zeugen. Und gehet nicht anders zu denn mit einem artzt, der zuweilen dem, den er heilen sol, an heymliche ort sehen und greiffen mus. Also sind oeberkeit, vater und mutter, ia auch brueder und schwester und sonst gute freund unternander schuldig, wo es not und nutz ist, boeses zustraffen.

Das were aber die rechte weise, wenn man die ordnung nach dem [Matth. 18 [so], 15] Euangelio hielte, Matth. 19. da Christus spricht: Suendiget dein bruder an [ Rechte weise und ordenung des nehisten sunde zu straffen.] dir, so gehe hin und straffe yhn zwischen dir und yhm alleine. Da hastu ein koestliche feine leere die zunge wol zu regieren, die wol zumercken ist widder den leydigen misbrauch. Darnach richte dich nu, das du nicht so bald den nehisten anderswo austragest und nachredest sondern yhn heymlich vermanest, das er sich bessere. Desgleichen auch, wenn dir ein ander etwas zu oren tregt, was dieser oder ihener gethan hat, lere yhn auch also, das er hyn gehe und straffe yhn selbs, wo ers gesehen hat, wo nicht, das er das maul halte.

Solchs magstu auch lernen aus teglichem haus regiment. Denn so thut der Herr ym haus: wenn er sihet, das der knecht nicht thuet was er sol, so spricht er yhm selbs zu. Wenn er aber so toll were, liesse den knecht daheym sitzen und gienge eraus auff die gassen den nachbarn zuklagen, wuerde er freilich muessen hoeren: Du narr, was gehets uns an, waruemb sagstus yhm selbs nicht? Sihe das were nu recht bruederlich gehandlet, das dem ubel geraten wuerde und dein nehister bey ehren bliebe. Wie auch [s. 173] Christus daselbs sagt: Hoeret er dich, so hastu deinen bruder gewonnen. Da hastu ein gros, trefflich werck gethan. Denn meinstu das ein gering ding sey ein bruder gewinnen? Las alle Moenche und heilige orden mit alle yhren wercken zuhauffe geschmeltzt erfur tretten, ob sie den rhum koennen auffbringen, das sie einen bruder gewonnen haben?

[Niemand urteilen odder straffen hinder seinem wissen.] Weiter leret Christus: Wil er dich aber nicht hoeren, so nym noch einen odder zween zu dir, auff das alle sache bestehe auff zweyer odder dreyer zeugen munde, Also das man yhe mit dem selbs handle, den es belanget, und nicht hinder seinem wissen nachrede. Wil aber solchs nicht helffen, so trage es denn oeffentlich fur die gemeine, es sey fur weltlichem odder geistlichem gerichte. Denn hie stehestu nicht allein, sondern hast ihene zeugen mit dir, durch welche du den schuldigen uberweisen kanst, darauff der Richter gruenden, urteilen und straffen kan; so kan es ordenlich und recht dazu komen, das man den boesen wehret odder bessert. Sonst wenn man ein andern mit dem maul umbtregt durch alle winckel und den unflat rueret, wird niemand gebessert und darnach, wenn man stehen und zeugen sol, wil mans nicht gesagt haben. Daruemb geschehe solchen meulern recht, das man yhn den kutzel wol buessete, das sich andere daran stiessen. Wenn du es deinem nehisten zu besserung odder aus liebe der warheit thetest, wuerdestu nicht heymlich schleichen noch den tag und liecht schewen.

[Offentliche sund machet sich selbs zu schanden.] Das alles ist nu von heimlichen sunden gesagt. Wo aber die sund gantz oeffentlich ist, das Richter und yderman wol weis, so kanstu yhn on alle sund meiden und faren lassen, als der sich selbs zuschanden gemacht hat, dazu auch oeffentlich von yhm zeugen. Denn was offenbar am tag ist, da kan kein affterreden noch falsch richten odder zeugen sein. Als das wir itzt den Bapst mit seiner lehre straffen, so oeffentlich ynn buechern am tag gegeben und ynn aller welt ausgeschryen ist. Denn wo die sund oeffentlich ist, sol auch billich oeffentliche straffe folgen, das sich yderman dafur wisse zuhueeten.

[Summa.] Also haben wir nu die Summa und gemeinen verstand von diesem gepot, das niemand seinen nehisten beide freund und feind mit der zungen schedlich sein noch boeses von yhm reden sol (Gott gebe es sey war odder erlogen), so nicht aus befehl odder zu besserung geschihet, Sondern seine zunge brauchen und dienen lassen von yderman das beste zureden, seine sunde und gebrechen zudecken, entschuldigen und mit seiner ehre beschoenen und schmuecken. Ursach sol sein allermeist diese, so Christus ym Euangelio anzeucht und damit [Matth. 7, 12] alle gepot gegen dem nehisten wil gefasset haben: ‘Alles was yhr wollet, das euch die leut thuen sollen, das thuet yhr yhn auch.

[s. 174] Auch lehret solchs die natur an unserm eigenen leibe, wie [1. Kor. 12, 22. 23] S. Paulus 1. Cor. 12. sagt: Die gelieder des leibs, so uns duncken die schwechsten [Gleichnis aus der natur.] sein, sind die noetigsten, und die uns duencken die unehrlichsten sein, den selbigen legen wir am meisten ehre an, und die uns ubel anstehen, die schmueckt man am meisten. Das angesicht, augen, nasen und mund decket niemand zu, denn sie duerffens nicht, als an yhm selbs die ehrlichsten gelieder, so wir haben. Aber die aller gebrechlichsten, der wir und schemen, deckt man mit allem vleis, da mus hende, augen sampt dem gantzen leibe helffen decken und verhullen. Also sollen auch wir alle unternander was an unserm nehisten unehrlich und gebrechlich ist, schmuecken und mit allem so wir vermuegen zu seinen ehren dienen, helffen und foerderlich sein und widderuemb wehren, was yhm mag zu unehren reichen. Und ist sonderlich ein feine, edle tugent, wer alles, das er von nehisten hoeret reden (so nicht oeffentlich boese ist), wol auslegen und auffs [Alles zum besten auslegen.] beste deuten oder yhe zu gut halten kan widder die gifftigen meuler, die sich vleissen, wo sie etwas ergroebbeln und erhaschen koennen am nehisten zutaddeln und auffs ergeste aus ecken und verkeren, wie itzt furnemlich dem lieben Gottes wort und seinen predigern geschicht.


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