Das sey das erste und noetigste stueck, das alle unser gebete sich gruenden und stehen sol auff Gottes gehorsam, nicht angesehen unser person, wir seyen sunder odder from, wirdig odder unwirdig. Und sollen wissen, das Gott ynn keinen schertz wil geschlagen haben sondern zuernen und straffen, wo wir nicht bitten, so wol als er allen andern ungehorsam straffet, Darnach das er unser gebete nicht wil lassen umbsonst und verloren sein. Denn wo er dich nicht erhoeren woelte, wuerde er dich nicht heissen beten und so streng gepot drauff schlagen.
Zum andern sol uns deste mehr treiben und reitzen, das Gott auch eine [Gottes verheissung.] verheissung dazu gethan und zugesagt hat, das es sol Ja und gewis sein was [Ps. 50, 15] wir beten, wie er spricht im 50. Psalm: ‘Ruffe mich an zur zeit der not, so [Matth. 7, 7 f.] wil ich dich erretten’, und Christus ym Euangelio Matthei .7. ‘Bittet, so wird euch gegeben &c.. Denn ein iglicher wer da bittet, der empfehet.’ Solchs solt yhe unser hertz erwecken und anzuenden mit lust und liebe zubeten, Weil er mit seinem wort bezeuget, das yhm unser gebete hertzlich wolgefalle, dazu [s. 196] gewislich erhoeret und gewert sein sol, auff das wirs nicht verachten noch ynn wind schlagen und auff ungewis beten. Solchs kanstu yhm auffruecken und sprechen: Hie kome ich, lieber vater, und bitte nicht aus meinem fuernemen noch auff eigene wirdickeit, sondern auff dein gepot und verheissung, so mir nicht feylen noch liegen kan. Wer nu solcher verheissung nicht gleubt, sol abermal wissen, das er Gott erzuernet, als der yhm auffs hoehiste unehret und luegenstraffet.
Aber das sol uns auch locken und ziehen, das Got neben dem [Gott stellet uns selbs die weise zu bitten.] gepot und verheissunge zuvor koempt und selbs die wort und weise stellet und uns yn mund legt, wie und was wir beten sollen, auff das wir sehen, wie hertzlich er sich unser not annympt, und yhe nicht daran zweiveln, das yhm solch gebete gefellig sey und gewislich erhoeret werde. Welchs gar ein grosser vorteyl ist fur allen andern gebeten, so wir selbs erdencken moechten. Denn da wuerde das gewissen ymer ym zweiveln stehen und sagen: Jch habe gebeten, aber wer weis, wie es yhm gefellet, odder ob ich die rechte mas und weise troffen habe? Darumb ist auff erden kein edler gebete zufinden, weil es solch trefflich zeugnis hat, das Gott hertzlich gerne hoeret, dafur wir nicht der welt gut solten nemen.
[Unsere not so uns treiben sol zu beten.] Und ist auch daruemb also furgeschrieben, das wir sehen und bedencken die not, so uns dringen und zwingen sol on unterlas zubeten. Denn wer da bitten wil, der mus etwas bringen, furtragen und nennen des er begeret, wo nicht, so kan es kein gebete heissen. Daruemb haben wir billich der Muenche und Pfaffen gebete verworffen, die tag und nacht feindlich heulen und murren, aber yhr keiner dencket um ein harbreit zubitten. Und wenn man alle kyrchen sampt den geistlichen zusamen brechte, so muesten sie bekennen, das sie nye von hertzen umb ein troepflin weins gebeten hetten. Denn yhr keiner yhe hat aus Gottes gehorsam und glauben der verheissung furgenomen zubeten, auch keine not angesehen, sondern nicht weiter gedacht (wenn mans auffs beste ausgericht hat) denn ein gut werck zuthuen, damit sie Gott bezaleten, als die nicht von yhm nemen sondern nur yhm geben wolten.
[Not machet ernst und andacht.] Wo aber ein recht gebete sein sol, da mus ein ernst sein, das man seine not fuele, und solche not, die uns druecket und treibet zuruffen und schreyen. So gehet denn das gebete von sich selbs wie es gehen sol, das man keines lerens darff, wie man sich dazu bereiten und andacht schepffen sol. Die not aber, so uns beide fur uns und yderman anligen sol, wirstu reichlich gnug ym Vater unser finden; daruemb sol es auch dazu dienen, das man sich der daraus erynner, betrachte und zuhertzen neme, auff das wir nicht lass werden [s. 197] zubeten. Denn wir haben alle gnug das uns manglet, es feylet aber daran das wirs nicht fuelen noch sehen. Daruemb auch Gott haben wil, das du solche not und anligen klagest und anzihest, nicht das ers nicht wisse, sondern das du dein hertz entzuendest deste stercker und mehr zubegeren, und nur den mantel weit ausbreitest und auffthuest viel zuempfahen.
[Allerley not fur Got zutragen.] Daruemb solten wir uns von iugent auff gewenen ein yglicher fur alle seine not, wo er nur etwas fuelet das yhn anstoesset, und auch anderer leute unter welchen er ist, teglich zu bitten, als fur prediger, oeberkeit, nachbar, gesynde, Und ymer (wie gesagt) Gott sein gepot und verheissung auffruecken und wissen, das ers nicht wil verachtet haben. Das sage ich daruemb, denn ich wolt gerne, das man solchs widder ynn die leute brechte, das sie lerneten recht beten und nicht so rohe und kald hingehen, davon sie teglich ungeschickter werden zubeten, welchs auch der Teuffel haben wil und mit allen krefften dazu hilfft, denn er fuelet wol, was yhm fur leid und schaden thuet, wenn das gebete recht ym schwang gehet.
[Das gebete ist unser waffen widder den Teuffel.] Denn das sollen wir wissen, das alle unser schirm und schutz allen ynn dem gebete stehet. Denn wir sind dem Teuffel viel zuschwach sampt seiner macht und anhang, so sich widder uns legen, das sie uns wol kuendten mit fuessen zutretten. Daruemb muessen wir dencken und zu den waffen greiffen, damit die Christen sollen geruestet sein widder den Teuffel zubestehen. Denn was meinestu das bisher so gros ding ausgerichtet habe, unserer feinde radschlagen, furnemen, mord und auffruhr geweret odder gedempffet, dadurch uns der Teuffel sampt dem Euangelio gedacht hat unter zudruecken, wo nicht etlicher fromer leute gebete als ein eiserne mawer auff unser seiten darzwisschen komen were? Sie solten sonst selbs gar viel ein ander spiel gesehen haben, wie der Teuffel gantz deudsch land ynn seinem eigenen blut verderbet hette. Ytzt aber muegen sie es getrost verlachen und yhren spot haben, wir wollen aber dennoch beide yhnen und dem Teuffel allein durch das gebete mans gnug sein, wo wir nur vleissig anhalten und nicht lass werden. Denn wo yrgend ein fromer Christ bittet: Lieber vater, las doch deinen willen geschehen, so spricht er droben: Ja liebes kind, es sol ia sein und geschehen dem Teuffel und aller welt zutrotz.
Das sey nu zur vermanung gesagt, das man fur allen dingen lerne das gebete gros und tewer achten und ein rechten unterscheid wisse zwisschen dem plappern und etwas bitten. Denn wir verwerffen mit nichte das gebete, sondern das lauter unnuetze geheule und gemurre verwerffen wir, wie auch [Matth. 6, 7; 23, 14] Christus selbs lang gewessche verwirfft und verbeut. Nu woellen wir das Vater unser auffs kuertzt und klerlichste handlen. Da sind nu ynn sieben artickel odder bitte nacheinander gefasset alle not, so uns on unterlas belanget, [s. 198] und ein ygliche so gros, das sie uns treiben solt unser leben lang daran zubitten.
DJe Erste bitte.
Geheiliget werde dein name.
Das ist nu etwas finster und nicht wol deudsch geredet, denn auff unsere muttersprache wuerden wir also sprechen: Hymlischer vater hilff, das nur dein name moege heilig sein. Was ists nu gebetet, das sein name heilig werde? ist er nicht vorhyn heilig? Antwort: Ja er ist allezeit heilig yn seinem wesen, aber ynn unserm brauch ist er nicht heilig. Denn Gottes namen ist [Gottes namen uns gegeben zuheiligen.] uns gegeben, weil wir Christen worden und getaufft sind, das wir Gottes kinder heissen und die Sacrament haben, dadurch er uns mit yhm verleibet, also das alles was Gottes ist, zu unserm brauch dienen sol. Da ist nu die grosse not, dafur wir am meisten sorgen sollen, das der name sein ehre habe, heilig und heer gehalten werde als unser hohister schatz und heiligthumb so wir haben, Und das wir als die fromen kinder daruemb bitten, das sein name, der sonst ym hymel heilig ist, auch auff erden bey uns und aller welt heilig sey und bleibe.
Wie wird er nu unter uns heilig? Antwort, auffs deutlichste so mans sagen kan: wenn beide unser leere und leben Gottlich und Christlich ist. Denn weil wir ynn diesem gebete Gott unsern vater heissen, so sind wir schueldig, das wir uns allenthalben halten und stellen wie die fromen kinder, das er unser nicht schande sondern ehre und preis habe. Nu wird er von uns entweder mit worten odder mit wercken verunheiligt. (Denn was wir auff erden machen, mus entweder wort odder werck, reden odder thuen sein). Zum ersten also, wenn man predigt, leeret und redet unter Gottes namen das doch falsch und verfuerisch ist, das sein name die luegen schmuecken und verkeuffen [Unehre Goetlichs namens mit worten odder wercken.] mus. Das ist nu die groessiste schande und unehre Goettlichs namens, darnach auch wo man groeblich den heiligen namen zum schandeckel fueret mit schweren, fluchen, zeubern &c.. Zum andern auch mit oeffentlichen boesem leben und wercken, wenn die, so Christen und Gottes volck heissen, ehebrecher, seuffer, [s. 199] geitzige wenste, neidisch und affterreder sind: da mus abermal Gottes name vmb unser willen mit schanden bestehen und gelestert werden. Denn gleich wie es einem leiblichen vater ein schande und unehre ist, der ein boese ungeraten kind hat das mit worten und wercken widder yhn handlet, das er umb seinet willen mus verachtet und geschmehet werden: Also auch reichet es auch zu Gottes unehren, so wir die nach seinem namen genennet sind und allerley gueter von yhm haben, anders leren, reden und leben denn frome und hymlische kinder, das er hoeren mus, das man von uns sagt, wir muessen nicht Gottes sondern des Teuffels kinder sein.
[Diese bitte auff das ander gepot gerichtet.] Also sihestu, das wir eben das ynn diesem stueck bitten, so Gott ym andern gepot fodert, nemlich das man seines namens nicht misbrauche zuschweren, fluchen, liegen, triegen &c., sondern nuetzlich brauche zu Gottes lob und ehren. Denn wer Gottes namen zu yrgend einer untuget brauchet, der entheiliget und entweihet diesen heiligen namen, wie man verzeiten eine kyrche entweihet hiesse, wenn ein mord odder andere buberey daryn begangen war, odder wenn man eine Monstrantzen oder heiligthumb unehrete, als das wol an yhm selbs heilig und doch ym brauch unheilig ward. Also ist das stueck leicht und klar, wenn man nur die sprache verstehet, das ‘heiligen’ heist soviel als auff unsere weise ‘loben, preisen und ehren’ beide mit worten und wercken.
[Not dieses gebets.] Da sihe nu, wie hoch solch gebete von noeten ist. Denn weil wir sehen, wie die welt so voll rotten und falscher lerer ist, die alle den heiligen namen zum deckel und schein yhrer Teuffels lehre fueren, solten wir billich on unterlas schreyen und ruffen widder solche alle, beide die felschlich predigen und gleuben, und was unser Euangelion und reine lere anfichtet, verfolgt und dempffen wil, Als Bischove, Tyrannen, Schwermer &c.. Jtem auch fur uns selbs die wir Gottes wort haben, aber nicht danckbar dafur sein noch darnach leben wie wir sollen. Wenn du nu solchs von hertzen bittest, kanstu gewis sein, das Got wolgefellet. Denn liebers wird er nicht hoeren, denn das seine ehre und preis fur und uber alle ding gehe, sein wort rein geleret, tewr und werd gehalten werde.
Die Ander bitte.
Dein reich kome.
Wie wir ym ersten stueck gebeten haben das Gottes ehre und namen betrifft, das Gott were, das die welt nicht yhre luegen und bosheit darunter schmuecke sondern heer und heilig halte beide mit lere und leben, das er an uns gelobt und gepreiset werde: Also bitten wir hie, das auch sein reich komen solle. Aber gleich wie Gottes name an yhm selbs heilig ist und wir doch bitten, das er bey uns heilig seye, Also koempt auch sein reich on [s. 200] unser bitten von sichs selbs. Doch bitten wir gleichwol, das er zu uns kome, das ist unter uns und bey uns gehe, also das wir auch ein stueck seyen, darunter sein name geheiligt werde und sein reich ym schwang gehe.
Was heisset nu Gottes reich? Antwort: [Was Gottes reich sey.] Nichts anders, denn wie wir droben ym glauben gehoert haben, das Gott seinen son Christum unsern HERRN ynn die welt geschickt, das er uns erloesete und frey machete von der gewalt des Teuffels und zu sich brechte und regirete als ein koenig der gerechtickeit, des lebens und selickeit widder sunde, tod und boese gewissen, dazu er auch seinen Heiligen geist geben hat, der uns solchs heymbrechte durch sein heiliges wort und durch seine krafft ym glauben erleuchtete und sterckte. Derhalben bitten wir nu hie zum ersten, das solches bey uns krefftig werde und sein name so gepreiset durch das heilige wort Gottes und Christlich leben, beide das wir die es angenomen haben, dabey bleiben und teglich zunemen, und das es bey andern leuten ein zufall und anhang gewinne und gewaltiglich durch die welt gehe, auff das yhr viel zu dem gnadenreich komen, der erloesung teilhafftig werden, durch den heiligen geist erzubracht, auff das wir also allesampt ynn einem koenigreich itzt angefangen ewiglich bleiben.
[Wie Gottes reich zu uns kome.] Denn ‘Gottes reich zu uns komen’ geschicht auff zweyerley weise: Ein mal hie zeitlich durch das wort und den glauben, Zum andern ewig durch die offenbarung. Nu bitten wir solchs beides, das es kome zu denen, die noch nicht darynne sind, und zu uns, die es uberkomen haben, durch teglich zunemen und kuenfftig ynn dem ewigen leben. Das alles ist nicht anders denn soviel gesagt: Lieber vater, wir bitten, gib uns erstlich dein wort, das das Euangelion rechtschaffen durch die welt gepredigt werde, Zum andern das auch durch den glauben angenomen werde, ynn uns wircke und lebe, das also dein reich unter uns gehe durch das wort und krafft des Heiligen geists und des Teuffels reich niddergelegt werde, das er kein recht noch gewalt uber uns habe, so lange bis es endlich gar zustoeret, die sunde, tod und helle vertilget werde, das wir ewig leben ynn voller gerechtickeit und seligkeit
[s. 201] [Gott wil eitel uberschwenglich gut geben.] Aus dem sihestu, das wir hie nicht umb eine parteken odder zeitlich vergenglich gut bitten sondern umb einen ewigen uberschwenglichen schatz und alles was Gott selbs vermag, das viel zu gros ist, das ein menschlich hertz solchs thuerste ynn syn nemen zu begeren, wo ers nicht selbs geboten hette zu bitten. Aber weil er Gott ist, wil er auch die ehre haben, das er viel mehr und reichlicher gibt denn ymand begreiffen kan, als ein ewiger, unvergenglicher quell, der yhe mehr er ausfleusset und ubergehet, yhe mehr er von sich gibt, und nichts hoeher von uns begeret, denn das man viel und grosse ding von yhm bitte, Und widderuemb zuernet, wenn man nicht getrost bittet und foddert. Denn gleich als wenn der reicheste, mechtigste Keiser einen armen bettler hiesse bitten, was er nur begeren moechte, und bereit were gros Keiserlich geschenck zugeben, und der narr nicht mehr denn eine hoffesuppen bettelte, wuerde er billich als ein schelm und boeswicht gehalten, als der aus [Gottes unehre, so man nicht viel und grosses bittet.] Keiserlicher maiestet befehl sein hon und spott triebe und nicht werd were fur seine augen zukomen. Also reichet es auch Gotte zu grosser schmach und unehre, wenn wir, denen er soviel unausprechliche gueter anbeutet und zusaget, solchs verachten odder nicht trawen zu empfahen und kaum umb ein stueck brods unterwinden zubitten. Das ist alles des schendlichen unglaubens schuld, der sich nicht soviel guts zu Gott versihet, das er yhm den bauch erneere, schweige das er solche ewige gueter solt ungezweivelt von Gott gewarten. Daruemb sollen wir uns dawidder stercken und dis lassen das erste [Matth. 6, 33] sein zu bitten, so wird man freilich alles ander auch reichlich haben, wie Christus lehret: ‘Trachtet am ersten nach dem reich Gottes, so sol euch solchs alles zufallen’. Denn wie solt er uns an zeitlichen mangeln und darben lassen, weil er das ewige und unvergengliche verheisset
Die Ditte bitte.
Dein wille geschehe wie ym hymel also auch auff erden.
Bisher haben wir gebeten, das sein name von uns geehret werde und sein reich unter uns gehe, yn welchen zweyen gantz begriffen ist was Gottes ehre und unser seligkeit belanget, das wir Gott sampt allen seinen guetern zu eigen kriegen. Aber hie ist nu ia so grosse not, das wir solchs [Not zubitten, das Gottes ehre und reich bey uns bleibe.] feste halten und uns nicht lassen davon reissen. Denn wie ynn einem guten regiment nicht allein muessen sein die da bawen und wol regieren, sondern auch die da wehren, schuetzen und feste drueber halten, Also auch hie, wenn wir gleich fur die hoehiste not gebeten haben, umb das Euangelion, glauben [s. 202] und heiligen geist, das er uns regire, aus des Teuffels gewalt erloeset, so muessen wir auch bitten, das er sein willen geschehen lasse. Denn es wird sich gar wuenderlich anlassen, wenn wir dabey bleiben sollen, das wir viel anstoesse und bueffe darueber muessen leiden von dem allem, so sich unterstehet die zwey vorigen stuecke zuhyndern und wehren.
Denn niemand gleubt, wie sich der Teuffel dawider setzet und sperret, als der nicht leiden kan, das yemand recht lere odder gleube, Und thuet yhm uber die masse wehe, das er mus seine luegen und greuel, unter dem schoensten schein Goettlichs namens geehret, auffdecken lassen und mit allen schanden stehen, dazu aus dem hertzen getrieben werden und ein solchen ryss ynn sein reich lassen geschehen. Daruemb tobt und wuetet er als ein zorniger feind mit aller seiner macht und krafft, henget an sich alles was unter yhm ist, [Teuffel, welt und fleisch widder Gottes willen.] darzu nympt er zu huelffe die welt und unser eigen fleisch. Denn unser fleisch ist an yhm selbs faul und zum boesen geneigt, ob wir gleich Gottes wort angenomen haben und gleuben. Die welt aber ist arg und boese. Da hetzet er an, bleset und schueret zu, das er uns hyndere, zu rueck treibe, felle und widder unter sein gewalt bringe. Das ist alle seine wille, syn und gedancken, darnach er tag und nacht trachtet, und kein augenblick feiret, brauchet alle kuenste, tuecke, weise und wege darzu, die er ymer erdencken kan.
Daruemb muessen wir uns gewislich des versehen und erwegen, so wir Christen sein woellen, das wir den Teuffel sampt allen seinen Engeln und der welt zu feinde haben, die uns alle unglueck und hertzleyd anlegen. Denn wo Gottes wort gepredigt, angenomen odder gegleubt wird und frucht schaffet, da sol das liebe heilige creutz auch nicht aussen bleiben. Und dencke nur niemand, das er fride haben werde, sondern hynan setzen muesse was er auff erden hat, gut, ehre, haus und hoff, weib und kind, leib und leben. Das thut nu unserm fleisch und alten Adam wehe, denn es heisset fest halten und mit gedult leiden, wie man uns angreifft, und faren lassen was man uns nympt. Daruemb ist yhe so grosse not als ynn allen andern, das [s. 203] [Summa.] wir on unterlas bitten: Lieber vater, dein wille geschehe, nicht des Teuffels und unserer feinde wille noch alles des, so dein heiliges wort verfolgen und dempffen wil odder dein reich hyndern, Und gib uns, das wir alles was drueber zu leiden ist, mit gedult tragen und uberwinden, das unser armes fleisch aus schwacheit odder tragheit nicht weiche noch abfalle.
Sihe also haben wir auffs einfeltigste ynn diesen dreyen stuecken die not, so Gotte selbs betrifft, doch alles umb unsern willen, denn es gilt allein [Gottes willen yn uns geschehen.] uns was wir bitten, nemlich also, wie gesagt, das auch ynn uns geschehe, das sonst ausser uns geschehen mus. Denn wie auch on unser bitten sein namen geheiligt werden und sein reich komen mus, also mus auch sein wille geschehen und durch dringen, ob gleich der Teuffel mit alle seinem anhang fast dawidder rhumoren, zuernen und toben und sich unterstehen das Euangelion gantz auszutilgen. Aber umb unser willen muessen wir bitten, das sein wille auch unter uns widder solch yhr toben unverhyndert gehe, das sie nichts schaffen koennen und wir widder alle gewalt und verfolgung feste dabey bleiben und solchen willen Gottes uns gefallen lassen.
[Der Christen schutz widder yhre feinde.] Solch gebete sol nu ytzt unser schutz und wehre sein, die zu rueck schlage und nidderlege alles was der Teuffel, Bisschove, Tyrannen und ketzer widder unser Euangelion vermuegen. Las sie allezumal zuernen und yhr hoehistes versuchen, radschlagen und beschliessen, wie sie uns dempffen und ausrotten woellen, das yhr wille und rad fortgehe und bestehe: Dawidder sol ein Christ odder zween mit diesem einigen stuecke unser maur sein, daran sie anlauffen und zuscheittern gehen. Den trost und trotz haben wir, das des Teuffels und aller unser feinde willen und fuernemen sol und mus untergehen und zunicht werden, wie stoltz, sicher und gewaltig sie sich wissen. Denn wo yhr wille nicht gebrochen und gehindert wuerde, so kuend sein reich auff erden nicht bleiben noch sein name geheiligt werden.
Die Vierde bitte.
Unser teglich brod gib uns heute.
Hie bedencken wir nu den armen brodkorb unsers leibs und zeitlichen lebens notdurfft, Und ist ein kurtz einfeltig wort, greiffet aber auch [Was tegliche brod heisse.] seer weit umb sich. Denn wenn du teglich brod nennest und bittest, so bittestu alles, was dazu gehoeret das tegliche brod zuhaben und geniessen, und dagegen [s. 204] auch widder alles, so das selbige hyndert. Daruemb muestu dein gedancken wol auffthuen und ausbreiten, nicht allein ynn backoffen odder mehlkasten sondern yns weite feld und gantze land, so das tegliche brod und allerley narung tregt und uns bringet. Denn wo es Gott nicht wachssen liesse, segnete und auff dem land erhielte, wuerden wir nymer kein brod aus dem backoffen nemen noch auff den tisch zulegen haben.
Und das wirs kuertzlich fassen, so wil diese bitte mit eingeschlossen haben alles was [Zeitlichs lebens notdurfft.] zu diesem gantzen leben ynn der welt gehoeret, weil wir allein umb des willen das tegliche brod haben muessen. Nu gehoeret nicht allein zum leben, das unser leib sein futter und decke und andere notdurfft habe, sondern auch das wir unter den leuten, mit welchem wir leben und umbgehen ynn teglichem handel und wandel und allerley wesen, mit ruge und friede hynkomen, Summa alles was beide heusslich und nachbarlich odder buergerlich wesen und regiment belanget. Denn wo diese zwey gehyndert werden, das sie nicht gehen wie sie gehen sollen, da ist auch des lebens notdurfft gehyndert, das endlich nicht [Weltlich regiment.] kan erhalten werden. Und ist wol das aller noetigste, fur weltliche oeberkeit und regiment zubitten, als durch welchs uns Gott allermeist unser teglich brod und alle gemach dieses lebens erhelt. Denn ob wir gleich aller gueter von Gott die fuelle haben uberkomen, so koennen wir doch des selben keins behalten noch sicher und froelich brauchen, wo er uns nicht ein bestendig fridlich regiment gebe. Denn wo unfried, hadder und krieg ist, da ist das teglich brod schoen genomen odder yhe gewehret.
Daruemb moechte man billich ynn eines iglichen fromen Fuersten schild ein Brod setzen fur ein lawen odder rawten krantz odder auff die muentze fur das geprege schlagen, zu erynnern beide sie und die unterthanen, das wir durch yhr ampt schutz und friede haben und on sie das liebe brod nicht essen noch behalten koennen. Daruemb sie auch aller ehren werd sind, das man yhn dazu gebe was wir sollen und koennen, als denen, durch welche wir alles [s. 205] was wir haben, mit fride und ruge geniessen, da wir sonst keinen heller behalten wuerden, dazu das man auch fur sie bitte, das Gott deste mehr segen und guts durch sie uns gebe.
Also sey auffs kuertzte angezeigt und entworffen, wie weit dis gebete gehet durch allerley wesen auff erden. Daraus moecht nu ymand ein lang gebete machen und mit vielen worten alle solche stueck so darein gehoeren verzelen, [Summa dieser bitte.] Als nemlich das wir bitten, das uns Gott gebe essen und trincken, kleider, haus und hoff und gesunden leib, dazu das getreide und fruechte auff dem feld wachsen und wol geraten lasse, Darnach auch daheym wol haushalten helffe, frum weib, kinder und gesind gebe und beware, unser arbeit, handwerck odder was wir zuthuen haben, gedeyen und gelingen lasse, trewe nachbarn und gute freunde beschere &c., Jtem Keiser, Koenig und alle stende und sonderlich unsern Landsfursten, allen Rethen, oeberherrn und amptleuten weisheit, stercke und glueck gebe wol zuregieren und wider Tuercken und alle feinde zusiegen, Den unterthanen und gemeinem hauffen gehorsam, frid und eintracht unternander zu leben Und widderuemb, das er uns behuete fur allerley schaden des leibs und narung, ungewitter, hagel, feur, wasser, gifft, pestilentz, vihe sterben, krieg und blutvergiessen, tewer zeit, schedliche thier, boesen leuten etc. Welchs alles gut ist den einfeltigen einzubylden, das solchs und der gleichen von Gott mus gegeben und von uns gebeten sein.
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