Die der Administrator dieses Forums „Sprudel


(13) Fehler, die dir passieren werden



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(13) Fehler, die dir passieren werden

"Robert Ford", eine Figur in der genialen Serie "Westworld" über Fehler:



"Mistakes" is the word you're too embarrassed to use. You ought not to be. You're a product of a trillion of them. Evolution forged the entirety of sentient life on this planet using only one tool: the mistake."

"Fehler" ist das Wort, das Sie nicht aussprechen wollen, weil es Sie beschämt. Sie sollten nicht beschämt sein. Sie sind das Produkt unzähliger Fehler. Die Evolution schmiedete die Gesamtheit des empfindungsfähigen Lebens auf diesem Planeten mit nur einem einzigen Werkzeug: Dem Fehler."

Fehler werden passieren. Das ist vollkommen normal, und zwar bei jedem. So wie bei Kindern können auch Erwachsene, die etwas Neues lernen, nicht an sich den Anspruch erheben, auf Anhieb alles richtig zu machen - geschweige denn "perfekt".

Ihr werdet euch verschätzen und verkalkulieren. Ihr werdet Dinge vergessen oder nicht beherzigen, und hinterher feststellen, so war es nix. Ihr werdet in Versuchung geraten, euch selbst auszubeuten, oder euch ablenken zu lassen. Und wenn alles gut läuft, kommt garantiert irgendwas Unvorhergesehenes dazwischen.

Versucht, eure Fehler als Experimente zu sehen, die nicht den gewünschten Erfolg hatten. Gut, dann verändert man den Aufbau oder Ablauf des Experiments. Jeder Fehlschlag bedeutet dadurch im Grunde sogar einen Erfolg: "Ich weiß jetzt, dass es so NICHT funktioniert!" Das macht euch schlauer!

Also ärgert euch nicht über eure Fehler. Fehler sind einfach nur - wertvolle und nützliche! - Erfahrungen, die gesammelt werden. Aber im Gegensatz zu früher, wo ihr diese Fehler ohne nachzudenken immer und immer wiederholt habt, seid ihr jetzt einen Schritt weiter: Wenn ihr merkt, dass ihr einen Fehler gemacht habt, dann freut euch darüber, dass euch der Fehler jetzt auffällt! Das heißt nämlich, dass in eurem Kopf bereits eine Veränderung vonstattengegangen ist. Ihr seid achtsamer geworden, und das Gehirn reagiert aufmerksamer. Zu bemerken, dass ihr einen Fehler gemacht habt, bedeutet, dass euch der erste Schritt aus dem Hamsterrad aus Antriebslosigkeit und Selbstausbeutung bereits geglückt ist!

Ihr braucht die Fehler, um eurem "internen Energiekosten-Messgerät" Vergleichsdaten liefern zu können. Denn das arbeitet für euch, und fällt irgendwann die Entscheidungen, was wie am energieeffizientesten (am leichtesten, am schnellsten) funktioniert, von allein. Wenn ihr nur eine Methode kennt, habt ihr auch nur eine zur Auswahl.


Bei manchen hat sich das Gehirn nach einer langen Phase der Selbstausbeutung dazu entschieden, dass es am besten ist, die Handlungen einfach gar nicht mehr aufzunehmen - bis andere Faktoren euch dazu zwangen, es doch zu tun, und dann war es für euch wieder der beste Weg, euch zu stressen und abzuhetzen.

Jetzt berechnet es schon bald, dass es für euch viel kostengünstiger und angenehmer ist, Dinge rechtzeitig zu beginnen, damit ihr in Ruhe arbeiten, Pausen machen, und euch hinterher ausgiebig erholen könnt. Um zu wissen, wann genau dieses mysteriöse "rechtzeitig" ist, braucht es eben diese Vergleichsdaten. Und bevor man aus denen ableiten kann, wann "rechtzeitig" ist, wird man sehr wahrscheinlich eine Menge Messungen machen müssen, wann "rechtzeitig" auf jeden Fall schon mal nicht ist.


Deshalb ist es auch so wichtig, Aufgaben nicht über die vereinbarte Zeit hinaus fortzusetzen. Sonst tritt der Lerneffekt ein, dass es kein "rechtzeitig" zu geben braucht. Es ist ja egal, wann man fertig wird - Hauptsache man wird überhaupt fertig. Und wenn es egal ist, wann man fertig wird, ist es auch egal, wann man anfängt.
Es braucht die Erfahrung, es durch sein falsches Verhalten - das ewige Aufschieben - nicht geschafft zu haben, um die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung zu begreifen. Man braucht die klare Erkenntnis: Mit ewigem Aufschieben funktioniert es NICHT.
Diese Erfahrung muss die bisherige Erfahrung "Mit ewigem Aufschieben komme ich doch irgendwie durch - indem ich mich selbst ausbeute und herumtrickse" im Kopf ersetzen.

Streng genommen ist das Lernen durch Bestrafung: Du hast nicht rechtzeitig angefangen, deshalb ist die Aufgabe nicht fertig geworden - lerne daraus, nächstes Mal früher anzufangen.


In "Was dich antreibt - und was nicht" schrieb ich: Wir lernen durch Strafen - und zwar sehr, sehr schnell, schneller sogar als durch irgendwas anderes. Diese Art der Bestrafung ist eine neutrale sachbezogene Konsequenz, also das wünschenswerte Modell. Sie zu erleben hilft dir beim Lernen, ohne dabei schmerzhaft für Körper oder Seele zu sein.

Indem du dir die sachbezogenen negativen Konsequenzen, die sich aus deinem falschen Verhalten ergeben haben, nicht vorenthältst, sondern dir erlaubst, diese Erfahrung zu machen - Fehler zu machen - hilfst du dir dabei, herauszufinden, wie und wann du rechtzeitig anfängst, Handlungen aufzunehmen.

Neulich hatte ich ein nettes Gespräch mit meinem 6 Jahre alten Sohn. Es ging um Fehler, die er beim Schreiben lernen macht. Er möchte es natürlich gerne gut machen, und ist dann mit sich selbst unzufrieden, wenn er Buchstaben verkrakelt. Ich sage ihm dann jedes Mal, dass sein Gehirn auch aus dem Fehler etwas gelernt hat, und dass er einfach weiter schreiben soll. Nicht über den Fehler nachdenken, nicht daran herumkorrigieren oder lange überlegen, warum das passiert ist, sondern einfach den nächsten Versuch starten. Die Gleichmäßigkeit kommt durch die konstante, immer gleich ablaufende Wiederholung, und nicht dadurch, dass man unterbricht, auf den Buchstaben starrt und überlegt, was daran nicht gelungen ist, warum das passiert ist, und wie man es hätte besser machen können. Es wird besser, indem man den nächsten Buchstaben schreibt, indem man übt. Einfach noch mal probieren.

Alles, was nach dem Fehler kommt, kann nur besser werden, weil ihr, nachdem ihr diesen Fehler gemacht habt, über eine weitere Erfahrung verfügt, die euch dabei hilft, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Schlechter wird man nur, wenn man sich immer wieder einredet, dass der Fehler bedeutet, dass man "zu schlecht" oder "unfähig" sei.

Jede kritische Situation, die wir erfolgreich überstanden haben, macht uns resilienter - seelisch widerstandsfähiger. Fehler sind kritische Situationen. Wir können entweder an ihnen verzweifeln, oder an ihnen wachsen. Sie können unser Selbstvertrauen stärken, oder schwächen. Wie wir mit unseren Fehlern umgehen wollen, entscheiden wir selbst. Aber ohne Fehler haben wir diese Chance, zu wachsen und unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken, gar nicht erst. Fehler sind also eigentlich unerlässlich für unsere Weiterentwicklung. So besagt es auch das wunderschöne Zitat am Anfang dieses Kapitels.

In unserer Kultur sind Fehler jedoch unseligerweise gleichbedeutend mit Versagen. Wir sind ein ganzes Volk von dauerunzufriedenen Perfektionisten mit Versagensängsten. Schrecklich! Aber so muss es nicht sein. Das ist nicht der einzig mögliche Weg, mit Fehlern umzugehen.

Jeder macht Fehler - nobody is perfect!

In anderen Kulturen sind Leute, die Fehler gemacht haben, aber daraus lernten, aufstanden und es noch einmal - besser - machten, sehr hoch angesehen.


Es ist also reine Erziehungssache, was wir über uns selbst denken, wenn wir Fehler machen. Auch sowas kann man wegprogrammieren, indem man bei jedem Fehler, den man macht, bewusst andere Gedanken lauter denkt (oder ausspricht), als die, die man sonst immer denkt. Aber um das machen zu können, braucht man erst mal die Gelegenheit - man braucht es, dass Fehler passieren.

Fehler sind nützlich und hilfreich - sofern du aus ihnen etwas lernst, und nicht einfach nur darüber sauer oder traurig bist, dass sie passiert sind. Befreie dich von dem Gedanken, dass du dich besser an eine Aufgabenstellung anpassen musst, wenn du sie nicht geschafft hast. Geh mit der Einstellung ran, dass die Aufgabenstellung beim nächsten Versuch besser an dich angepasst werden muss!

Vielleicht hilft es dir, in der Situation, in der du wütend, frustriert oder traurig bist, weil du einen Fehler gemacht hast, einmal gedanklich die Rollen zu tauschen: Was würdest du zu einer Freundin sagen, die sich darüber aufregt, dass sie sich in der Zeit verschätzt hat, die sie braucht, um das Geschirr zu spülen, oder den Rasen zu mähen, oder die vergessen hatte, dass morgen Feiertag ist, und sie dringend noch etwas einkaufen musste, obwohl sie sich vorgenommen hatte, im Wohnzimmer Staub zu wischen? Würdest du sie dann beschimpfen oder auslachen? Oder würdest du nicht eher so etwas sagen wie: "Kopf hoch, davon geht die Welt nicht unter." Was würdest du in dem Moment gern von deiner Freundin hören wollen, wenn du an ihrer Stelle wärst? Wenn du weißt, was du zu ihr sagen würdest, dann weißt du auch, was du zu dir selbst sagen solltest.

Seht die Fehler als notwendigen Bestandteil eures Lernprozesses an - und lernt auch wirklich daraus. Nachfolgend einige Klassiker - und was man aus ihnen lernen könnte:

Ihr habt keine Ahnung, wie umfangreich eine Aufgabe wird? Dann verändert sie so, dass ihr es könnt (in Teilschritte zerlegen). Um auf Nummer Sicher zu gehen, nehmt die Zeit, die ihr jetzt schätzt, mal vier. Dadurch könnt ihr in Ruhe arbeiten, Pausen machen, es darf euch was dazwischen kommen, und wenn sich die Aufgabe im laufenden Prozess als umfangreicher herausstellt, als ihr dachtet, dann habt ihr trotzdem noch genug Zeit, um sie zum Abschluss zu bringen.

Wenn ihr also z.B. euren Kleiderschrank ausmisten wollt, und meint, dass das eine Sache von zwei Stunden wäre, dann plant sicherheitshalber acht Stunden dafür ein. Habt ihr keine acht Stunden am Stück für den Schrank übrig, dann mistet den Schrank lieber Fach für Fach aus. Wenn ihr meint, dass ein Fach etwa zwanzig Minuten brauchen sollte, dann plant gleich achtzig Minuten dafür ein. Habt ihr keine achtzig Minuten, dann knöpft ihr euch eben nur das halbe Fach vor...oder vielleicht wählt ihr erst einmal eine andere Aufgabe, die eurer Meinung nach nur zwei, drei Minuten dauern sollte, und plant für diese zehn, fünfzehn Minuten ein.
Wenn es dann wirklich nur die wenigen Minuten dauert, die ihr geschätzt hattet, könnt ihr ja in der freigehaltenen Zeit noch weitere Aufgaben angehen. Und wenn nicht, dann werdet ihr zumindest sicher fertig, ohne euch dabei selbst ausbeuten zu müssen - oder mitten im größten Chaos abbrechen zu müssen, weil euch die Zeit oder die Kraft ausgingen.

Ihr habt die Aufgabe nicht beenden können? Dann nehmt die geschätzte Zeit nächstes Mal mal fünf, wenn es nicht gereicht hat, oder mal sechs, mal sieben.


Das heißt doch nicht, dass ihr arschlangsam seid, sondern bloß, dass ihr noch nicht gut schätzen könnt!
Aber auch das wird im Lauf der Zeit besser werden. Die Erfahrungen, die ihr damit sammelt, helfen euch dabei, den Umfang und die Dauer zukünftiger Aufgaben genauer einzuschätzen.
Dass wir hier im Forum mal vier nehmen, ist eine solche Erfahrung. Mal vier haut bei den allermeisten Betroffenen ziemlich genau hin. Und allein schon deswegen solltet ihr euch nicht schlecht fühlen, wenn ihr für ein Schrankfach achtzig Minuten planen müsst, obwohl irgendwelche anderen Leute das in fünf schaffen.
Ihr seid mitnichten ein Einzelfall, und man darf auf keinen Fall vergessen: Deren Schrankfächer sind nicht eure Schrankfächer. Auch ihr könnt ein Schrankfach in fünf Minuten oder weniger schaffen, wenn es größtenteils ausgemistet, und gut organisiert ist. Und die bräuchten für komplette Schrankfächer von eurem Kaliber und unter Arbeitsbedingungen wie bei euch wahrscheinlich auch achtzig Minuten. Dieser Vergleich ist also unsinnig. Stellt euch lieber in Aussicht, dass auch ihr in Zukunft für Schrankfächer nur noch fünf Minuten brauchen wollt - und das könnt ihr auch schaffen, indem ihr die Dinge aus den Schrankfächern entfernt, die ihr nicht braucht oder nicht mögt, denn nicht ihr selbst seid es, die sich bei dem Erreichen dieses Ziels im Wege stehen, sondern es sind diese Dinge.

Wenn ihr trotz aller weisen Planung eine Aufgabe nicht so abschließen konntet, wie ihr es mit euch selbst vereinbart hattet, dann betrachtet das also nicht als "Bruch der Vereinbarung", denn gearbeitet habt ihr ja trotzdem. Es war einfach nur noch mehr als gedacht, und dafür könnt ihr nix. Also steht euch für eure erbrachte Leistung natürlich auch genau das zu, was ihr mit euch vorher vereinbart hattet. Und für das, was ihr zusätzlich leisten musstet (oder noch müsst), steht euch was extra zu!

Wenn ihr merkt, dass ihr mit der Rechnung mal vier immer zu großzügig plant, dann nehmt die Zeit nur noch mal drei, mal zwei, und schließlich wisst ihr, wie lange es wirklich dauert. Nutzt die zu großzügig geschätzte Zeit, um weitere Aufgaben zu erledigen - oder genießt einfach die unverhoffte Freizeit!

Wenn euch etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt, versucht nicht, das zusätzlich zu schaffen. Ersetzt unwichtigere Aufgaben durch das Wichtige, das euch dazwischen gekommen ist. Ärgert euch nicht, dass das passiert ist, sondern lobt euch dafür, dass ihr eure Prioritäten neu geordnet habt, dass ihr flexibel wart, und das Wichtigere ohne Wenn und Aber zuerst angegangen seid. Zählt es mit!


Sagt nicht: "Ich kam schon wieder nicht dazu, meine Socken auszumisten, weil ich mit der Bank telefonieren musste!", sondern "Heute habe ich mit der Bank telefoniert." Socken sortieren kann man immer. Mit der Bank telefonieren eben nicht. Auch sowas gehört zu eurem Haushalt dazu!

Wenn euch etwas einfällt, das erledigt werden soll, aber ihr habt jetzt keine Zeit dafür, dann schreibt es auf, damit es nicht in Vergessenheit gerät, aber euch auch nicht mehr die ganze Zeit im Hinterkopf herumspukt. Lobt oder belohnt euch immer, wenn ihr etwas sofort aufgeschrieben habt.

Wenn das Neue wichtiger ist, dann schreibt das auf, was ihr eigentlich beenden wolltet, damit ihr leicht dazu zurückkehren könnt, wenn ihr das Wichtigere beendet habt. Lobt oder belohnt euch immer, wenn ihr etwas sofort aufgeschrieben habt.

Wenn ihr merkt, dass ihr immer eure Pausen vergesst, oder eure vereinbarten Zeiten überzieht, stellt euch den Wecker, oder hängt überall dort Uhren auf, wo ihr regelmäßig arbeitet.

Wenn ihr merkt, dass ihr eure Belohnungen vergessen habt, gönnt euch im Nachhinein etwas Größeres, und während ihr das genießt, denkt ihr darüber nach, was ihr in den vergangenen Tagen schon alles geschafft habt.

Wenn ihr merkt, dass ihr euch habt ablenken lassen, überlegt warum das so ist - ob ihr euch dadurch vor einer Aufgabe drücken wolltet, und was euch daran Angst macht: Zu groß, zu anstrengend, überfordernd? Versucht dann nicht, euch trotzdem dazu zu überreden oder gar zu zwingen, sondern nehmt euch ernst und kommt euch hilfreich entgegen: Wie kann ich sie so formulieren, dass mich diese Aufgabe nicht mehr so anstrengt, stresst oder überfordert?

In kleinere Happen zerlegen ist immer eine sehr gute Option, und es ist überall machbar. Wenn ihr mal nicht weiterwisst, dann fragt im Forum, wie ihr das anstellen könntet. Eine angenehmere Atmosphäre schaffen, während ihr arbeitet, lindert oft schon ganz viel Stress und Angst. Ist die Aufgabe zu eintönig, dann wollt ihr derweil vielleicht Hörspiel/Hörbuch hören, oder mit einem Auge TV schauen. Manche Aufgaben kann man auch an andere delegieren bzw. untereinander anders aufteilen als sonst. Gerade wenn man einen Partner hat, dann findet sich doch oft etwas, das man miteinander tauschen kann. ("Diesmal putz ich für dich das Klo, wenn du bitte für mich dieses Formular ausfüllst"). Oder auch nur etwas mit aufgeben, das dem anderen energetisch kaum Mühe bereitet, während es für dich umständlich wäre. ("Kannst du bitte das Paket zur Post mitnehmen? Ich müsste sonst extra deshalb los.") Gilt natürlich auch umgekehrt: "Soll ich dieses Paket mit zur Post nehmen? Dann musst du nicht extra dafür los."
Das sind nicht nur kleine Aufmerksamkeiten, sondern man spart dem anderen dadurch Energiekosten, ohne dadurch selbst wesentlich höhere Energiekosten zu haben. Geschieht das auf Gegenseitigkeit, fühlen sich nicht nur beide zufriedener, sondern sie sparen auch beide Energie - und das setzt bei beiden Kapazitäten frei, die jetzt anders genutzt werden können!
Natürlich kann man nicht nur an den Partner oder die Kinder delegieren. Man kann auch Aufgaben komplett an andere abgeben. Manchmal kosten solche Leistungen Geld, manchmal kann man auf Hilfe aus der Verwandt- oder Nachbarschaft zurückgreifen. Warum nicht dem Nachbarskind nen Zehner dafür geben, dass es den Rasen mäht? Oder den geschickten Nachbarn, der seine Hecken immer so akkurat schneidet, bitten, ob er das gegen Bezahlung auch bei euch tun kann? Warum nicht einen Bügelservice in Anspruch nehmen, oder das Zeug in die Reinigung oder zum Mangeln bringen? Viele Supermärkte, und natürlich auch Lieferdienste bieten Homeservice an. Lasst euch die Einkäufe nach Hause liefern, statt euch nach dem Feierabend noch damit abzustressen. Und bedenkt auch: Je weiter ihr vorangekommen seid, desto einfacher wird es, sich jemanden nach Hause zu bestellen, der da für euch weitermacht. Ihr müsst den großen Kleiderschrank nicht selbst aufbauen - das Möbelhaus kann auch jemanden mitschicken, der das für euch tut. Ihr könnt einen Maler kommen lassen, oder jemanden, der euch Laminat verlegt und so weiter. Vielleicht noch nicht morgen, aber in ein paar Monaten? Nur weil ihr es nicht selbst tun könnt, heißt das doch nicht, dass es für immer ein Traum bleiben muss.

Wenn ihr eine Aufgabe körperlich oder geistig nicht mehr schaffen könnt, zwingt euch nicht dazu, sondern brecht ab, und verhandelt stattdessen etwas anderes, dem ihr euch gewachsen fühlt, um doch noch an die für diese Aufgabe vereinbarte Belohnung heranzukommen - zum Beispiel eine leichte Sortiertätigkeit, statt Staubsaugen.

An Tagen, an denen ihr zu erschöpft seid, um anstrengende Dinge zu tun, könnt ihr angenehme, kleine Arbeiten vereinbaren, die auch irgendwann mal erledigt werden sollten. Idealerweise kleine Altlasten: Fotos sortieren, eine Collage aus euren Postkarten basteln, Bücher oder Zeitschriften aussortieren, oder euer Nähkästchen, euren Wollvorrat, eure Schuhe, was auch immer, solange es bequem im Sitzen geht. Kocht euch ein Käffchen dazu, oder nen leckeren Tee, oder macht euch nen Shake, setzt euch vielleicht in die Sonne dazu, Radio an, oder MP3-Player auf die Ohren, und arbeitet eben im Sitzen. Dann wird halt nur was kleines in Ordnung gebracht - aber es geht trotzdem weiter voran, und ihr könnt mit euch zufrieden sein, denn ihr habt im Rahmen eurer momentanen Handlungsfähigkeit das Beste gegeben - was könnte man mehr wollen?

Wenn ihr gar nicht aufstehen und eine Handlung aufnehmen könnt, dann kocht euch doch erstmal einfach nur eine Tasse Kaffee, macht euch was Leckeres zu essen. Vielleicht könnt ihr euch danach aufraffen, duschen zu gehen, und wenn ihr duschen wart, könnt ihr euch vielleicht dazu aufraffen, ein Stück spazieren zu gehen. Und wenn ihr spazieren wart, könnt ihr euch vielleicht aufraffen, doch noch eine Kleinigkeit zu erledigen - und schon könnt ihr wieder sagen, dass ihr im Rahmen eurer Handlungsfähigkeit euer Bestes gegeben habt - dann war der Rahmen heute eben mal kleiner als sonst - na und? Es ist dein Leben, jeder hat mal einen schlechten Tag, und wenn es dir nicht gutgeht, wird kein Wunder geschehen, das macht, dass es dir plötzlich doch gutgeht.

Der einzig wirklich tragische Fehler ist, einen weiteren Tag zu verlieren, indem man auf dem Bett liegt oder auf der Couch, und Löcher in die Luft starrt, während man darauf wartet, dass die Motivation, sein aus der Bahn geratenes Leben wieder in den Griff zu bekommen, durchs Fenster geflogen kommt.

Lieber einen Fehler gemacht, als gar nichts gemacht!

Man muss ausprobieren. Vom nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts.

Sprudel

Administrator

 

Der 4-Punkte-Plan (Kurzanalyse)

beitragvon Sprudel » Donnerstag, 05. November 2015, 14:06:49

"The four phases of cleaning an impossibly dirty house"


- Ein unfassbar dreckiges Haus reinigen in vier Phasen -

Eine extrem einfache Methode, die sich rein aufs Wesentliche konzentriert.



1. Mach dein Bett - Wasch deine Wäsche - Spül dein Geschirr
(Make your bed - do the laundry - do the dishes)
Wenn dein Bett voll ist, wirf Dinge auf den Boden. Wenn du deine Wäsche nicht wegräumen kannst, lass sie liegen. Wenn deine Spüle zugestellt ist, räum sie frei, stell das Zeug notfalls auf den Boden.
Wiederhole dies jeden Tag so lange, bis keine Wäsche mehr zu waschen und kein Geschirr mehr zu spülen ist.

2. Wirf weg
(Throw away)
Halte dich nicht damit auf, Dinge wegzugeben. Wirf sie einfach nur weg. Andere Leute können sich deine weggeworfenen Sachen aus dem Müll holen, wenn sie sie haben wollen.
Mach weiterhin als erstes morgens dein Bett, kümmere dich um deine Wäsche und dein Geschirr. Fahre damit fort, bis es nichts mehr wegzuwerfen gibt.

3. Beseitige
(Put away)
Bezahle Rechnungen, packe Dinge zusammen, räume Dinge an ihren Platz. Erledige alles, was es zu erledigen gibt.

4. Scheuere
(Scrub)
Wenn dein Bett gemacht, deine Wäsche gewaschen, dein Geschirr gespült, dein Haus entrümpelt und alles erledigt ist, was zu erledigen war, putze gründlich. Vorher nicht.

Die Kurzanalyse ist diesmal wirklich richtig kurz. Ich finde diese Anleitung ganz ausgezeichnet - für Menschen, die sich überfordert fühlen. Der Aufforderung, das Putzen einstweilen komplett hintenan zu stellen, kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Die Anweisungen sind einfach, lassen keinen Spielraum für Interpretationen. Dies ist aus eigener Erfahrung die absolut effizienteste Vorgehensweise, um einen Haushalt, der einem über den Kopf gewachsen ist, in Nullkommanichts in den Griff zu bekommen.



Ungeeignet ist die Methode für Menschen mit echten Trennungsschwierigkeiten und für Antriebslose. Es sind keine Pausen und keine Belohnungen vorgesehen. Die entscheidende Frage bleibt unbeachtet: Wie konnte es so weit kommen?
Der Ablauf kann auch nach der heißen Phase gleich bleiben. Mach jeden Morgen dein Bett, kümmere dich um deine Wäsche, dann um das Geschirr. Wenn all das erledigt ist, sammle den Müll ein, wirf weg, was nicht mehr gebraucht wird, erledige, was zu erledigen ist, und putze erst dann, wenn all diese Vorbedingungen erfüllt sind. Das kann durchaus bedeuten, dass du viele Tage hintereinander nicht putzt. Aber wenn du dann zur Putz-Phase kommst, wird es superschnell und einfach gehen.

Fazit: Die Methode ist eine Anleitung, die rein auf die technische Ausführung reduziert ist. Diese technische Ausführung ist makellos und funktioniert garantiert - sofern man an Überforderung leidet, und nicht an Antriebslosigkeit oder einer Wertbeimessungsstörung.



Man muss ausprobieren. Vom Nachdenken, lesen und schreiben alleine passiert nichts



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