Die der Administrator dieses Forums „Sprudel


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Jetzt folgt die ausführlichere 1. Fassung von 2015:
(1) Das "Kleine-Steine-Große-Steine"-Gedankenmodell

(2) Wo soll ich nur anfangen?

(3) Mehr Selbstvertrauen aufbauen

(4) Was dich antreibt - und was nicht

(5) Es ist immer deine Entscheidung

(6) Ab heute wird alles anders

(7) Tag 1

(8) Tag 2 bis 14 - den Antrieb reprogrammieren

(9) Energiefresser erkennen und Energiekosten senken

(10) Der zu erwartende Wendepunkt

(11) Sprich nicht über dein Problem

(12) Gewohnheit braucht kaum Motivation - Der Autopilotmodus

(13) Fehler, die dir passieren werden

(1) Das "Kleine-Steine-Große-Steine"-Gedankenmodell

Vorwort:


Dieser Text wurde für "Schwerbetroffene" verfasst, und zu denen zählen die allerwenigsten, die hier landen. Es war eine Herausforderung, selbst erst einmal zu verstehen, das etwas, das ich als "kleinen und leichten Einstieg" empfunden habe, für jemand anderen trotzdem noch immer eine riesige Hürde sein kann, und deshalb haben wir den Guide im Lauf der Zeit dahingehend angepasst, damit es immer noch einfacher wird, Handlungen aufzunehmen.
Zur Zeit (2018) sind hier relativ viele Menschen mit eher milder Ausprägung von Antriebsschwäche vertreten. Der Guide bleibt dennoch auf die Bedürfnisse jener angepasst, denen es wirklich extrem schwerfällt, irgendwelche Handlungen aufzunehmen; zumal wir viele Besucher haben, die nur still die Texte lesen, und wir aus Erfahrung wissen, dass darunter einige sind, die sich so sehr schämen, dass sie sich nicht trauen, sich zu Wort zu melden.
Natürlich können auch die weniger krassen Fälle sehr von meinen Texten profitieren, aber ich bitte eben zu bedenken: wenn man findet, dass die Übungen/Anforderungen für einen selbst unpassend einfach wirken, gehört man sicher nicht zu den schwierigsten Fällen, die ich im Hinterkopf habe, wenn ich Einstiegsangebote entwerfe. Jeder steigt an einem anderen Punkt ein, und wir versuchen eben, im Interesse der schwersten Fälle wirklich bei Null anzufangen (und wie gesagt, wir mussten erst mal lernen, dass "Null" nicht für jeden dasselbe bedeutet.)

Wenn du dich mit etwas von dem, was ich schreibe, unwohl fühlst, dich angegriffen fühlst, wenn du meinst, dass ich im Unrecht bin - dann ignorier den Punkt. Ich bin nicht der Nabel der Welt, Buddha oder der heilige Bimbam. Ich habe nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich maße mir weder an, dass dies die einzig wahre, oder auch nur die beste Möglichkeit ist, wie man vorgehen kann, um sich aus der Antriebslosigkeit zu befreien. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich selbst wirklich verstanden habe, warum das alles funktioniert, wie es funktioniert, denn es gibt immer noch einige - positive! - Phänomene, die bei vielen Leuten im Verlauf des Programms geschehen, die ich mir und anderen noch nicht vollständig erklären kann.

Ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Jeder neue Betroffene bringt neue Aspekte ins Spiel. Bei dem einen funktioniert dies nicht, beim anderen jenes nicht, der dritte kann mit der Methode überhaupt nichts anfangen, der vierte ruft: "Oh mein Gott, das war ein echter Augenöffner!" und verändert binnen weniger Tage sein komplettes Leben.
Also lies, und finde heraus, ob und was du hiervon gebrauchen kannst.

Es gibt allerdings etwas - von dem hier auch noch öfters die Rede sein wird - das nennt sich Semmelweis-Reflex, und es ist wichtig zu wissen, dass jeder diesen Reflex hat - auch du.


Ignaz Semmelweis war ein Arzt, der die vage Idee hatte, dass die Krankheiten von einem Patienten zum anderen irgendwie übertragen werden könnten - durch die Hände oder die Instrumente der Ärzte, die sie behandelten. Deshalb schlug er vor, dass diese sich zwischendurch die Hände waschen und ihre Instrumente reinigen sollten. Zu diesem Zeitpunkt war die Existenz von Bakterien noch unbekannt, und man maß die Kompetenz der Ärzte gerne daran, wie blutbeschmiert ihre Arbeitskleidung war...

Seine Kollegen feindeten ihn allein für diesen "irrsinnigen" Gedanken, für die Vorstellung, dass Ärzte irgendwie durch ihre schmutzigen Finger dafür verantwortlich sein könnten, dass Patienten krank werden oder sterben können, so dermaßen heftig an, dass er in der medizinischen Fachwelt zur persona non grata wurde. Semmelsweis starb, ausgestoßen aus der Gesellschaft, verlacht und verspottet in einer Irrenanstalt, kurz bevor unter anderem Louis Pasteur den Beweis liefern konnte, dass er Recht gehabt hatte (die Pointe kam jetzt wohl nicht so überraschend).


Die reflexartige Ablehnung von neuen Ideen oder Gedanken wird seither als Semmelweis-Reflex bezeichnet, und angehende Mediziner lernen diese Geschichte während ihres Studiums - damit hoffentlich nie mehr jemand noch einmal den Fehler macht, neue Ideen nur aus dem Grund abzulehnen, weil man sie nicht nachvollziehen, glauben - beziehungsweise sich nicht vorstellen kann. (Was aber natürlich trotzdem tagtäglich, und mitnichten nur in der Medizin immer wieder geschieht).
Unsere Gehirne funktionieren unterschiedlich. Ich habe andere Erfahrungen gemacht als du, und du andere als ich. Ich kann mir nicht vorstellen, warum etwas bei dir nicht funktioniert, und du kannst dir nicht vorstellen, dass etwas bei mir funktioniert (als ein Beispiel von Milliarden, wie unsere Gehirne voneinander abweichen, so unterschiedlich und einzigartig wie Fingerabdrücke oder DNS). Daran können wir nichts ändern, aber wir können uns bewusst entscheiden, zumindest nicht reflexartig abzulehnen, was uns unvorstellbar erscheint.
Die Lehre, die man aus der Anekdote um Ignaz Semmelweis zu ziehen versucht, ist, niemals etwas abzulehnen, ohne zuerst darüber nachgedacht, es überprüft, oder damit experimentiert zu haben.

Wenn man eine Idee empirisch widerlegen konnte, kann man sie ja immer noch ablehnen bzw. verwerfen - aber eben nicht reflexartig, spontan, aus dem Bauch heraus - denn das ist unwissenschaftlich und nicht konstruktiv.


Wenn in diesem Gehirn etwas fehlt, kann es nicht darüber nachdenken, kann es sich nicht vorstellen. In meinem Gehirn fehlt zum Beispiel das Wissen über Quantenphysik, deshalb kann ich nicht über Probleme der Quantenphysik nachdenken, geschweige denn, Lösungen dafür finden. Wenn in deinem Gehirn die Erfahrung fehlt, selbstbestimmt zu denken, handeln, leben, dann kannst du dir nicht vorstellen, wie das ist. Wenn in deinem Gehirn die Erfahrung fehlt, wie es ist, belohnt (gelobt, anerkannt oder sogar bewundert) zu werden, dann kannst du es dir nicht vorstellen, wie das ist. Es fehlt also etwas in deinem Kopf, das dir ermöglichen würde, bestimmte Lösungen für dein(e) Problem(e) zu sehen bzw. zu entwickeln. Dein Gehirn kann nicht in diese Richtung denken. Noch nicht.
Aber das muss dich nicht davon abhalten, diese Erfahrungen zu machen - indem du gezielt Szenarien entwickelst, in denen diese Dinge geschehen, wodurch sie von dir erlebt und somit zu deinen Erfahrungen werden.
Also lehne ruhig ab, was dir an einzelnen Punkten oder insgesamt nicht gefällt - aber tu es nicht spontan.
Probiere aus, experimentiere, überlege, untersuche, beobachte, fühle, lies bei anderen nach, übertrage auf deine eigene Situation, vergleiche, passe an, suche dir besser zutreffende Beispiele. Mach meine Idee zu deiner individuellen Methode. Wenn du dann immer noch nicht einverstanden bist, oder wenn es nicht so funktioniert wie gewünscht, dann ändere es erneut ("Versuch und Irrtum"), oder lass diese Teile links liegen. Verwirf nicht das Ganze, nur weil dir ein Teilaspekt (oder ein Beispiel) nicht gefällt.
Das tolle ist, dass sich schon dadurch in deinem Gehirn etwas verändert, weil du nun die Information erhalten hast, dass es diesen Semmelweis-Reflex gibt. :)

Woran du merkst, dass gerade dein Semmelweis-Reflex am Werk ist:

Wenn du eine Information gedanklich als "Schwachsinn!" bewertest, oder wenn du sowas denkst wie: "Das funktioniert sowieso nicht" oder sogar "Dadurch wird ja alles noch schlimmer!" - obwohl viele andere Menschen nach dieser Methode sehr erfolgreich vorankommen. Deshalb werde ich in "kritischen" Textabschnitten auch immer wieder auf diesen Reflex hinweisen, damit er dir hoffentlich nicht zum Fallstrick wird. Und noch einmal: Das heißt nicht, dass du mir alles blind glauben sollst. Du sollst selbst überprüfen und damit experimentieren. Wenn es sich dann immer noch als "Schwachsinn" erweist, kannst du es ja immer noch verwerfen.



Kleine Steine - Große Steine

In unserem Gedankenmodell (Metapher) "Kleine Steine - Große Steine" stellen wir uns vor, unsere Probleme seien wie ein Haufen Steine. In der Mitte liegen ziemlich fette Brocken, die man so schon kaum heben könnte. Aber dadurch, dass so viele andere Steine noch drumherum und obendrauf liegen, hat man absolut keine Chance, diese Steine zu bewegen. Man fühlt sich handlungsunfähig, gefangen, hilflos. Der erste Schritt besteht also darin, zu erleben, dass man nicht handlungsunfähig, nicht gefangen und nicht hilflos ist. Dass man immer noch etwas tun kann - auch wenn das im Augenblick nicht das ist, das man gerne zuerst tun würde - oder von dem man überzeugt ist, dass man es zuerst tun müsste.

Die meisten Menschen sind darauf geeicht, sich den dringendsten Problemen zuerst zu widmen. Das, was am schwersten wiegt. Das, was die meiste Erleichterung auf einen Schlag bringen würde, wenn es beseitigt wäre. Den größten Stein zuerst.

Das Problem bei diesen Steinen ist, dass sie manchmal einfach zu groß und zu schwer sind. Man verbringt gewissermaßen den ganzen Tag damit, an dem Stein herumzuwursteln. Man schiebt und drückt und zerrt, und am Ende des Tages ist man keinen Schritt weitergekommen. Man vernachlässigt den Kleinkram. Alles unwichtig. Nichts davon würde etwas an der Situation ändern, also was soll's. Man fühlt sich handlungsunfähig, gefangen und hilflos, weil man an den großen Problemen nichts ändern kann. Das begründet dann die Entscheidung, auch an den kleinen Steinen nichts zu ändern - aber das ist der Teil, den man beeinflussen kann. Den man selbst entschieden hat, nicht zu tun. Diese Entscheidung gilt es aufzuspüren und umzukehren.

Eine Betroffene schrieb einmal, sie käme abends total kaputt von der Arbeit nach Hause, und da lauert das Grauen. Viele Kartons, die sich stapeln, voller Krempel, mit dem sie hoffnungslos überfordert ist. Sie weiß nicht, wo sie die Sachen hin räumen soll, weil nirgends Platz ist. Bei manchem Inhalt kochen ihre Emotionen hoch, wenn sie es nur ansehen müsste. Und weil sie dieses Problem nicht lösen kann, schleicht sie den ganzen Abend darum herum, den Kopf voller wilder Gedanken: "Du müsstest...du solltest...mach endlich." Dass sie dann noch Wäsche waschen oder Blumen gießen, Geschirr spülen soll, erschien ihr vergleichsweise lächerlich. Was macht es angesichts dieser unlösbaren Katastrophe für einen Unterschied, ob da ein paar Teile Geschirr stehen, ob die Blumen Wasser haben, ob die Wäsche gewaschen ist? Natürlich macht es einen. Aber sie empfand es so, dass sie dafür überhaupt keine Kraft mehr aufbringen "konnte". Das heißt nichts anderes, als dass sie es nicht wollte. Etwas nicht zu wollen, hat nichts mit Trotz oder Bocken zu tun. Wenn ich sage "du willst etwas nicht", dann ist das niemals ein Vorwurf. Es ist nur eine simple Feststellung. Manchmal wissen Betroffene selbst nicht, dass sie etwas nicht wollen. Sie denken: "Ich will ja - aber...", weil es gesellschaftlich inakzeptable wäre, wenn sie öffentlich sagen würden: "Eigentlich will ich das gar nicht tun." Wir kommen aber in einem späteren Kapitel noch ausführlich darauf zurück. Also fühle dich einstweilen einfach nur nicht angegriffen, wenn ich sage: "Du willst nicht." Gemeint ist:
Diese Handlungen aufzunehmen, erscheint der/dem Betroffenen in dem Moment nicht lohnenswert genug. Zu viel Aufwand, zu wenig Ergebnis. Wie der "unwichtige Kleinkram" in dem Beispiel mit den Kartons. Und dann will man eben tief innendrin eigentlich nicht. Und das ist nichts schlimmes, sondern das ist ganz normal.
Es lag nicht daran, dass der Betroffenen die Gießkanne zu schwer gewesen wäre, oder sie sich auf dem Weg zur Waschmaschine die Füße wundgelaufen hätte, oder dass sie vor Erschöpfung umgefallen wäre, wenn sie die Teller hätte spülen müssen. Denn dann hätte sie wirklich nicht gekonnt.

Es lag auch nicht daran, dass sie die zehn Minuten nicht gehabt hätte, um alle drei Tätigkeiten abzuschließen. Sie wollte es nicht tun, weil es ihr in Relation zu ihrem großen Problem so sinnlos erschien. Und das war ihr Denk- oder "Programmfehler".


Sie dachte, das einzige, was wirklich etwas bringen würde, wären die Kartons. Aber wenn sie aufhören würde, sich mit den Kartons auseinanderzusetzen, wie ich es ihr empfohlen hatte, dann würde sie dieses Problem ja ganz sicher niemals lösen!

In unserer Metapher steht der große Stein für die Kartons, und das Blumengießen, Wäsche waschen und Geschirr spülen sind kleine Steine, die um den großen Stein herum liegen, und auch auf ihm drauf. Zusammen mit unzähligen anderen Steinen - Brocken und Kieseln. Ein riesiger Haufen, der auch noch immer größer wird. Heute ist es eine Ladung Wäsche, morgen sind es schon zwei. Heute sind es drei Teile Geschirr, morgen sind es schon sechs. Also jeden Tag kommt ein Haufen neuer kleiner Steine hinzu. Das dicke Problem ist bereits mit den vorhandenen zusätzlichen Steinen nicht lösbar. Durch noch mehr Steine auf dem Haufen wird es also immer unlösbarer. Alles wird immer schlimmer.


In diesem Dilemma steckte sie schon seit Jahren. Der Leidensdruck wurde immer größer, und gipfelte darin, als sie jemanden kennenlernte, der anfragte, sie besuchen zu wollen. Es kam also ein extrinsischer Motivationsfaktor ins Spiel. Jetzt musste endlich eine Lösung für die Kartons gefunden werden, und zwar flott!

Als ich ihr empfahl, ihre Wäsche zu waschen, ihr Geschirr zu spülen, ihre Blumen zu gießen, reagierte sie, als hätte ich behauptet, es würde ihr Karton-Problem lösen, wenn sie erstmal Gitarre spielen lernt. :shock:

Das ist nicht der einzige "Programmfehler", den man haben kann. Oft werden diese als Teufelskreise bezeichnet. In einem Teufelskreis wiederholt man ein falsches Denk- oder Verhaltensmuster immer und immer wieder, weil man davon überzeugt ist, dass es die einzig richtige Lösung ist. Und wenn man daran zum drölfzigsten Mal scheitert, dann denkt man, man habe sich noch nicht genug Mühe damit gegeben, und vergeudet beim nächsten Versuch noch mehr sinnlose Energie darauf.

Wenn man sich das wirklich bildlich vorstellt, mit diesen Steinen, dann sieht man, dass die vielen kleinen Steine den direkten Zugang zu dem großen Stein blockieren. Man kann den großen Stein gar nicht aus dem Haufen herausheben und daran arbeiten, selbst wenn man dafür theoretisch die Kraft hätte, ihn zu heben. Denn kein Mensch hat die Kraft, um den gesamten Steinhaufen auf einmal zu beheben. Es liegt aber alles aufeinander. Es hängt alles miteinander zusammen. Sie hat keinen Platz für ihre Kartons, weil drumherum kein Platz ist, um sie wegzuräumen. Wenn sie den Inhalt der Kartons nicht hergeben kann, muss sie sich nicht zwingen, sich doch irgendwie damit auseinanderzusetzen, sondern sie muss an anderer Stelle Platz dafür schaffen, wo die Kartons samt Inhalt gelagert werden können, und ihr nicht im Weg sind. Vielleicht in ihrem Keller. Ist der Keller zu voll, dann finden sich aber dort vielleicht Sachen, die sie tatsächlich entsorgen kann. Dann wäre Platz für die Kartons, mitsamt ihrem Horror-Inhalt, dem sie sich nicht stellen konnte, und den sie auch beim Umlagern in den Keller nicht hätte betrachten müssen.

Aber sie hat sich nur noch um die Kartons gekümmert, und alles andere vernachlässigt. Gebracht hat das natürlich nichts, denn am Ende jedes einzelnen Tages standen die Kartons noch genauso in der Mitte des Raums wie all die Jahre zuvor.
Also sollte sie ihre ins Nichts führende Prioritätensetzung umkehren, und sich um alles außer die Kartons kümmern. Die Kartons einfach nicht mehr anfassen, nicht angucken, völlig ignorieren.
So lange, bis sie drum herum alles Störende beseitigt hat. Die kleinsten, aber MACHBAREN Steine zuerst.

Bei dir sind es vielleicht keine Kartons in der Mitte des Raumes, sondern etwas völlig anderes. Aber das Prinzip ist immer dasselbe.


Ob du dich die nächsten 14 Tage dazu zwingen willst, ein Formular auszufüllen, und machst es nicht, oder ob du das Formular 14 Tage lang ignorierst, ändert doch nichts an der Tatsache, dass es unerledigt bleibt.
Nur in der einen Version lähmt dich das Formular, und du kriegst sonst auch nichts auf die Reihe. Und das vielleicht schon seit Wochen, Monaten oder sogar Jahren.
In der anderen Version kümmerst du dich um alles, um das du dich kümmern kannst - und dann siehst du weiter.

Wenn du am Ende der 14 Tage 300 "Mikro-Probleme" gelöst hast, hast du 300 Dinge weniger, die dir im Hirn rumspuken. 300 Punkte weniger, die dir das Gefühl geben, ein Versager zu sein und nichts auf die Reihe zu bekommen. 300 Probleme, die weg sind, einfach weg!


Die dich nicht mehr belasten, die du dir nicht mehr merken, nicht mehr in deine Planung einkalkulieren musst. 300-mal die Chance, Problemlösung zu üben. 300-mal die Möglichkeit, dein Vertrauen in dich selbst zu stärken.

Das sind rund 20 kleine Steine am Tag.

Zum Beispiel?

Kalenderblatt umdrehen, Besteckschublade sortieren, Blumen gießen, Jacken aufhängen, Glühbirne wechseln, Leergut einsammeln, Zahnbürste tauschen, etwas, das zur Neige geht, sofort auf dem Einkaufszettel notieren, die Wurst in eine Dose umfüllen, bevor man sie in den Kühlschrank stellt, die löchrigen Socken aussortieren, den Mülleimer leeren, eine neue Tüte in den Mülleimer hängen, Aschenbecher ausspülen, Schuhe in den Schuhschrank stellen, die Fotos in die Fotokiste zurückräumen, die Uhrzeit wieder richtig einstellen, das Telefon wieder auf die Ladestation, den Monitor putzen, die Klo Rolle tauschen und die alte(n) Klo Rolle(n) ins Altpapier.

Dies war eine Beispielliste für 20 sofort lösbare, abschließbare und "belohnungsfähige" Mikroprobleme. Die meisten dauern weniger als eine Minute, manche vielleicht 5, maximal 10 Minuten. Mit solchen Dingen solltest du dich in der nächsten Zeit befassen.

Und zwar am besten immer eins nach dem anderen! Erst "Kalenderblatt umdrehen" mit dir selbst vereinbaren, erledigen, und erst wenn es erledigt ist, überlegen: Was könnte ich als nächstes tun?

Vielleicht sind die "großen Steine" bei dir keine Kartons, sondern Papiere. Oder Klamotten. Schulden. Ein extrem verrümpeltes, unbenutzbar gewordenes Zimmer. Ein Geschirrberg. Dein Kleiderschrank. Übergewicht. Deine Beziehung. Soziale Isolation. In manchen Fällen ist es ALL DAS AUF EINMAL!

Womit auch immer du dich quälst: Große Steine sind einfach alles, was zu groß ist, um es heute lösen zu können. Du kannst jetzt nichts daran ändern. Aus welchen Gründen du das nicht kannst, ist für den Moment ohne Bedeutung. Es ist einfach so, wie es ist.



Lass die Finger von allem, was du heute nicht (oder nicht zu 100% sicher) lösen kannst.

Der Trick besteht darin, nur die Steine aufzuheben, die man tatsächlich aufheben kann (also nur die Probleme zu lösen, die man heute lösen kann) - und alle anderen ignoriert man einfach - für eine Weile. Vielleicht nur für ein paar Tage, vielleicht zwei Wochen. Das ist okay, weil sie im Augenblick sowieso nicht zu schaffen sind. Ob man sich nun den ganzen Tag vergeblich an ihnen abkämpft, oder ob man sie einfach links liegen lässt, macht keinen Unterschied - am Ende des Tages liegen diese Probleme doch genauso unverändert da, wie am Tag zuvor. Und das vielleicht schon seit Jahren. Kommt es da noch auf ein paar Tage an?


Für dich persönlich macht es einen großen Unterschied, und zwar in Hinsicht auf die Energie, die du ausgibst. Im Moment gibst du deine Energie für etwas Sinnloses aus, oder du meinst, dass sowieso alles sinnlos ist, und gibst sie deshalb gar nicht aus.
deinem Problem bist, oder schon aktiv daran herumwurstelst - es kostet dich Energie und Zeit. Aber weil du nie einen echten Erfolg, einen Durchbruch bei diesem Problem
Ob du nur gedanklich bei erzielst, frustriert es dich, schwächt dich, und verunsichert dich. Na - und natürlich fehlen dir auch die Kraft und die Zeit für all die anderen Dinge, die du zwar lösen könntest, aber links liegen lässt.

Das bedeutet, dass Energie und Zeit eigentlich vorhanden sind; du gibst sie nur für die falschen Dinge aus (oder weigerst dich ganz, sie auszugeben), und deshalb hast du sie nicht für die anderen Dinge übrig. Das gilt unter Umständen sogar, wenn du berufstätig bist, und viele Überstunden leistest. Denn vielleicht kommen die dir alles andere als ungelegen, weil du dich dann nicht damit auseinandersetzen musst, dass du daheim etwas zu tun hast. Dann ist der anstrengende Job die perfekte Ausrede vor dir selbst, warum du nicht tun "kannst", was du im tiefsten Innersten gar nicht angehen willst. Aber nicht etwa weil du faul wärst - sondern weil dir davor graut.

Erkennst du dich in diesen Beschreibungen ganz oder teilweise wieder?

Dann ist das auf jeden Fall schon mal eine gute Nachricht. Auch wenn du dich wahrscheinlich zurzeit erschöpft und müde fühlst, kraftlos und ausgelaugt - das liegt wahrscheinlich nicht daran, dass du krank bist, oder unnormal langsam, faul, oder wie auch immer du dir diesen Zustand zu erklären versuchst. Du gibst die Energie für das Falsche aus, und nicht für das Richtige. Das heißt, du musst nicht irgendwie Energie aus dem Nichts erschaffen - du musst nicht irgendwie noch mehr leisten können, als bisher. Indem du es einfach nur lässt, die Energie für das Falsche auszugeben, hast du sie bereits übrig, um das Richtige zu tun.

Während man all seine lösbaren Probleme löst, merkt man, dass sich der eigene Handlungsspielraum nach und nach erweitert. In unserer Metapher werden kleinste Steine abgetragen, und dadurch die nächstgrößeren Steine besser zugänglich. Auf einmal werden Probleme lösbar, die vor ein paar Tagen noch nicht lösbar waren. Das sind vielleicht noch nicht die ganz großen Probleme, die einen belasten, aber zum Beispiel kommt man an einen Schrank heran, an den man vorher nicht mehr herankam. Man hat jetzt Platz zum Sortieren des Schrankinhalts. Oder man kann Sachen wegschmeißen, auf die man bei der letzten Durchsicht noch nicht verzichten wollte. Man findet Dinge wieder, die einem nützlich sind, oder deren Wiederauftauchen einem Erleichterung verschafft.
Man spart Kraft bei den Alltagsarbeiten, weil nicht mehr so viel im Weg herumsteht. Auf einmal werden ganze Möbel leer, halbe Räume leer, und plötzlich gibt es genug Platz, um die Kartons (aus meinem Beispiel) zu verstauen. Auf einmal kann man den großen Stein ganz leicht heben. Was vorher jahrelang unlösbar war, geht plötzlich wie von selbst.

Manche der großen Steine mildern sich sogar buchstäblich von selbst. Eins meiner größten Probleme war Übergewicht. Allein dadurch, dass ich mich beim Ausmisten und Entrümpeln mehr bewegte, ich weniger Zeit hatte, um aus Langeweile zu essen, ich regelmäßiger aß (weshalb ich keine Fressattacken mehr hatte), und ich zur Belohnung öfters mal aus dem Haus ging, purzelten meine Pfunde, ohne dass ich mich aktiv darum gekümmert hätte, dieses Problem zu lösen (das eigentlich erst nach dem Entrümpeln angegangen werden sollte). Auch Beziehungen, die unter dem Chaos leiden, oder in denen wegen des Chaos viel gestritten wird, verbessern sich erfahrungsgemäß, je weniger Chaos noch existiert.

Wenn man viele, viele kleine Steine aufgehoben und beseitigt hat, bleiben irgendwann nur noch die großen Brocken übrig. Zu diesem Zeitpunkt kann man viel besser sehen, wie groß sie genau sind, und womit sie zusammenhängen, also welche Vorbedingungen noch erfüllt werden müssen, bevor man sie endgültig angehen kann. Man kann mit dem Problemen besser rangieren (mehr Platz, um z.B. Dinge zu sortieren, mehr Platz um Dinge zwischenzulagern, um andere Bereiche erreichen zu können, vieles ist vorsortiert, oder es gibt jetzt Plätze, an denen man verstauen kann, was man vorher nur von A nach B schieben konnte etc.).
Man kann sich den Problemen mit besseren Werkzeugen nähern, mit mehr Erfahrung, oder sogar mit Freunden oder professionellen Helfern, die man vorher nicht an sich heranlassen konnte, weil man sich wegen seines riesigen Steinhaufens zu sehr geschämt hat.

Wie genau das laufen wird, kann man anfangs noch gar nicht erahnen. Muss man auch nicht! Aber wenn es so weit ist, hat man Erfahrung mit dem Abtragen von Steinen (mit dem Lösen von Problemen). Man hat "Muskeln" - Problemlösefähigkeit- dafür aufgebaut. Man hat mehr Durchhaltevermögen. Gelassenheit. Selbstvertrauen, und mehr Resilienz (seelische Widerstandsfähigkeit) erworben. Auf einmal sieht man Lösungen, die man vorher noch nicht sehen konnte. Dinge fangen an, zusammenzupassen. Man findet Dinge wieder, die einem helfen, die nächsten Probleme in Angriff zu nehmen. Man erkennt unverhoffte Chancen, und lernt sie besser zu nutzen.


Diese beim Abtragen der kleineren Steine trainierten Fähigkeiten helfen einem also dann, die nächstgrößeren Probleme in den Griff zu bekommen. Und wenn die weg sind, und da nur noch das eine, dicke Problem herumliegt, dann hört man sich plötzlich zuversichtlich sagen: "Bis hierhin habe ich ausnahmslos ALLES geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Den Rest schaff ich schon auch noch!"

So war das bei mir selbst mit den Schulden. Ich hatte mich nicht einmal mehr getraut, meine Post zu öffnen. Mir wurde nur noch schlecht, wenn ich die Briefe mit neuen Zahlungsaufforderungen, Mahnungen, Pfändungsandrohungen...gesehen habe, weil ich keine Ahnung hatte, woher nehmen und nicht stehlen (und ich hab darüber nachgedacht, zu stehlen - mir ist bloß kein idiotensicherer Plan eingefallen). Jeden Tag starrte ich auf den immer größer werdenden Haufen Papier neben meiner Tür. Jeden Tag hatte ich im Hinterkopf: "Du müsstest endlich… du solltest...so geht das doch nicht weiter", aber es ging weiter, immer weiter, jeden Tag kam ich damit irgendwie durch. Als ich dann anfing zu entrümpeln und auszumisten, habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, mich jetzt nicht mit den Papieren zu befassen. Ich habe mich aber nicht hinter den anderen Dingen versteckt, sondern ich habe mir gesagt:


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