Die der Administrator dieses Forums „Sprudel


Ich kann das jetzt nicht ändern. Aber es gibt andere Dinge, die ich ändern kann



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Ich kann das jetzt nicht ändern. Aber es gibt andere Dinge, die ich ändern kann.

Das eigene Mindset besteht also aus zwei verkehrten Entscheidungen, die immer weiter wiederholt werden: Zum einen wird immer wieder Energie für etwas verpulvert, das man sowieso nicht ändern kann oder das nicht genug oder eigentlich gar nichts bringt, und zum anderen Energie nicht für etwas ausgeben, das man zwar ändern könnte, von dem man aber fälschlicherweise annimmt, dass es nichts bringen würde.



Der Gedanke "das bringt doch alles nichts" oder "das macht keinen Unterschied" oder "was soll das nutzen" ist ein Programmfehler im eigenen Gehirn, den man nicht selbst als solchen erkennen kann, weil es sich um eine tiefe innere Überzeugung handelt, dass das die Wahrheit ist. Nur große Steine würden etwas nutzen, während kleine Steine sinnlose Zeitverschwendung sind. Diesmal ist es umgekehrt. In einer solchen Situation sind die kleinen - aber lösbaren - Steine der Schlüssel zur Lösung, und die momentan noch zu großen (sowieso unlösbaren) Steine die wahre Zeit- und Energieverschwendung.

Als ich aufhörte, mir an Dingen die Zähne auszubeißen und um Dinge herumzuschleichen, die außerhalb meiner augenblicklichen Macht und Fähigkeit (= meinem persönlichen Handlungsrahmen) standen, und mich stattdessen gezielt und bewusst nur noch um Dinge kümmerte, die ich beeinflussen/verändern konnte, passierte folgendes:

Nach einer Weile (im Grunde nur ein paar Wochen) war in meiner Wohnung alles ausgemistet, wirklich alles, jede Schublade, jedes Schrankfach, jedes Regal, meine Kleidung, Besteck, Hygieneartikel, Lebensmittel. Nachdem ich damit fertig war, habe ich dann auch noch geputzt, was ich sonst nie geputzt habe - Fenster, Fußleisten, Heizkörper, Türrahmen, Lampen...und die ganze Zeit lag da noch dieser Haufen Papier im Weg herum.
Und dann kam der Punkt, wo ich mir dachte: "Wenn ich wenigstens schon mal das ganze Altpapier aussortieren würde, wäre dieser Haufen nicht mehr so auffällig." Denn das war er. Die ganze Wohnung war so schön geworden - bis auf diesen einen Schandfleck, der mich dann richtig störte. Also habe ich alte Prospekte, Pizzazettel, leere Briefumschläge, die kostenlose Stadtzeitung...rausgefischt. Um das zu unterscheiden, musste ich kein einziges Schriftstück genauer ansehen. Und auf einmal war der Haufen nur noch 1/10 so groß, das war verblüffend. Als ich dann noch die doppelten, drei- und sogar vierfachen Schreiben aussortierte (ich muss ja nur die aktuelle Schuldsumme wissen, und nicht die Ursprüngliche), da waren es am Ende noch etwa 10 verschiedene Vorgänge. Es stellte sich heraus, dass es bei mehreren davon um so winzige Summen ging, dass ich sie sofort bezahlen konnte. Als ich dann wieder einen Job fand (was auf einmal wieder ging, weil ich abgenommen hatte, schöne Kleidung wiedergefunden hatte, meine Unterlagen wiedergefunden hatte, und mein Selbstvertrauen wieder groß genug war, um eine Bewerbung zu wagen), konnte ich die "mittelgroßen" Brocken tilgen.

Ein Schreiben in meiner Schublade zu wissen, auf dem die genaue Summe meines größten Brockens stand, ließ mich natürlich nicht von jetzt auf gleich zahlungsfähig werden, aber es gab mir Kontrolle. Ich fühlte mich nicht mehr total rat- und hilflos. Neun von zehn Schuldenproblemen waren schon gelöst, und mein Vertrauen wuchs, dass ich auch für das zehnte Problem noch eine Lösung finden würde - und so war es schlussendlich auch.

Heute weiß ich: Der Schrecken des Unbekannten fühlt sich viel schlimmer an als der Schrecken des Bekannten - und das ist nicht nur bei Schulden so. Ein ungeöffneter Karton, in dem "das Grauen" lauert, ein Keller voller Kisten, von denen man gar nicht mehr weiß, was drin ist - all das ist in der Fantasie viel schlimmer, als sich ein Stück davon rauszugreifen und zumindest schon mal den Anteil wegzunehmen, der einem nicht zusetzt - und der nimmt eigentlich immer ein wesentlich größeres Volumen ein, als die Dinge, mit denen man (noch) nicht umgehen kann.
Die kleinen, "harmlosen" Steine haben zusammengenommen viel mehr Masse und Volumen, als die großen Steine, denen man sich gerade nicht gewachsen fühlt.
Und ohne die ganzen kleinen Steine drumherum kann man erkennen, dass die großen Steine gar nicht so schlimm sind, wie man immer befürchtet hatte.

Indem man zuerst alle kleinen, lösbaren Probleme beseitigt, arbeitet man also bereits aktiv daran, schon bald ein größeres Problem beseitigen zu können, das bisher noch als unlösbar gilt. Denn alles hängt miteinander zusammen.

Die großen Probleme links liegen zu lassen, und sich stattdessen dem - scheinbar - unwichtigen Kleinscheiß zu widmen, ist also ganz bestimmt nicht das Gleiche, als würde man sich vor den schwierigen Sachen drücken. Stellt man es sich als Steinhaufen vor, dann sieht man ganz deutlich: Die kleinen Steine sind allesamt notwendige Vorbedingungen, die erfüllt werden müssen, bevor man die großen Steine angehen kann, die unten drunter vergraben liegen.


Man hört deswegen nicht auf, den großen Stein anzugehen, sondern man legt ihn frei - weil er nicht zu beseitigen ist, solange einen all die anderen Probleme bei der Lösung behindern. Das heißt, man arbeitet bereits aktiv an der Lösung. Man fängt nur an einer anderen Stelle damit an. Wie in unserem Beispiel mit den Kartons in der Mitte des Raumes: Wenn man sich zuerst um die äußeren Bereiche der Wohnung kümmert, schafft man dort Platz für die Kartons in der Mitte. Wenn man sich zuerst darum kümmert, sein Schlafzimmer auszumisten, schafft man dort Platz für die Klamotten, die im Moment den Schreibtisch blockieren. Ist der Schreibtisch frei, kann man dort seinen Papierkram ordnen. Statt sich also ohne einen richtigen Platz dafür zu haben mit seinem Blätterwald seit Monaten vergebens in der ganzen Wohnung zu verteilen, sollte man sich lieber damit beschäftigen, sein Schlafzimmer zu entrümpeln. Das ist natürlich nur ein Beispiel dafür, dass man sich vom Unlösbaren ab- und zum Machbaren hinwenden soll, und würde andersrum genauso gut funktionieren: Statt jeden Tag vergebens an seinem Klamottenberg im Schlafzimmer rumzufummeln, der trotzdem niemals so richtig schrumpft, sollte man stattdessen mal seinen Schreibtisch ausmisten. Und manchmal ist das Machbare am Anfang wirklich wenig, das gebe ich zu, und so ging es mir auch mal. Aber an irgendwas kommt man immer dran. Und sei es, dass man sich einen blauen Sack schnappt und anfängt, ihn mit Müll zu befüllen, der gerade in Greifweite liegt. Oder, wenn man mit dem Schlafzimmer noch überfordert ist, weil es viel zu vollgestopft ist, dann fängt man eben mit dem Gäste Klo an, oder mit dem Flur, mit dem Balkon, mit dem Schreibtisch...mit EINER Schublade des Schreibtisches, mit einer Fensterbank...es ist wirklich egal, WO man anfängt, denn wie schon gesagt - ALLES hängt mit ALLEM zusammen. Hauptsache, es ist etwas, das JETZT machbar ist.

Vielleicht sagst du an dieser Stelle, dass du dich aber noch nicht einmal imstande fühlst, auch nur die kleinsten Steine aufzuheben, weil du nicht einmal dafür den Antrieb aufbringen kannst/willst. Wenn ja, dann hat dir diese Steinhaufen-Metapher jetzt möglicherweise noch nicht so geholfen wie erhofft. Bitte lies trotzdem weiter, denn in den nächsten Kapiteln geht es um die Ursachen deiner Antriebslosigkeit, und wie du deinen Antrieb "reprogrammieren" kannst.

Der allerkleinste Stein, den man am Anfang überhaupt nur finden und aufheben kann, ist Folgender:

Hier lesen. Einfach nur weiterlesen. Lass dein Gehirn arbeiten, wenn du sonst noch keine andere Handlung aufnehmen kannst.



(2) Wo soll ich nur anfangen?

Die meisten Betroffenen stellen ein und dieselbe Frage: Wo soll ich anfangen? Wodurch würde ich am schnellsten vorankommen? Wie löse ich meine Probleme am effizientesten?

Darauf gibt es bestimmt Antworten, aber die spielen keine Rolle, wenn das, was notwendig wäre, ohnehin deinen momentanen Handlungsspielraum übersteigt, oder wenn du nicht herausfinden kannst, was es ist. Da jede Situation anders ist, kann dir auch niemand sagen, womit du anfangen solltest, der dich nicht genau kennt.

Vielleicht brauchst du nur eine kurze Erklärung, wie man am effizientesten vorgeht. Dann ist der 4-Punkte-Plan das Richtige für dich.


alternative-vorgehensweisen-f14/der-4-punkte-plan-kurzanalyse--t95.html( Text siehe unten am Schluss)

Die meisten Leute wissen aber eigentlich recht genau, was sie "endlich mal" tun müssten - sie tun es bloß nicht.


Also du müsstest beispielsweise damit anfangen, erst mal den ganzen Müll aus der Wohnung zu schaffen, bevor du ausmisten und anschließend putzen kannst. Und eigentlich brauchst du auch keinen Guide aus dem Internet für diese supertolle Erkenntnis, oder?

Nein, die Klärung der Frage, was du am besten tun solltest oder tun müsstest, nutzt dir doch rein gar nichts, wenn du genau diese Dinge im Augenblick nicht tun kannst, weil du die Kraft nicht hast, die Zeit nicht hast, weil dauernd andere Dinge dazwischen kommen, weil du so viel Müll auf einmal gar nicht entsorgen kannst, oder warum auch immer.

Ja, ganz bestimmt wäre es wahnsinnig effektiv, wenn du mit deinem Kleiderschrank beginnen würdest, denn wenn der leer wäre, könnten da die ganzen Klamotten rein, die den Rest der Wohnung verstopfen, und dann könntest du...
Aber wenn du den Kleiderschrank nicht mal öffnen kannst, ist es wahnsinnig ineffektiv, damit anzufangen. Du müsstest alles beiseite schieben, das Zeug aus dem Kleiderschrank rauszerren und auf dem anderen Krempel verteilen, aber dann liegt das ja auf dem Krempel, der eigentlich in den Schrank hinein sollte, und am Schluss ist irgendwie alles nur noch schlimmer geworden - und wenn du diese Erfahrung schon ein paarmal gemacht hast, traust du dich schon gar nicht mehr an solche Projekte heran, weil du von vornherein davon ausgehst, dass du scheitern, und alles nur noch schlimmer machen wirst.
Deine bisherige Konsequenz aus der Erfahrung: "Das ist für mich nicht zu schaffen!" bestand darin, gar nicht erst anzufangen. Aber was du damit eigentlich meinst, ist: "Es lohnt sich nicht, weil das, was ich sicher tun kann, den unerträglichen Zustand nicht sichtbar verbessert. Ich müsste etwas anderes tun, damit es was bringt, und das kann ich nicht."
Und so drehst du dich vielleicht schon seit Jahren im Kreis, überlegst, wo du am besten ansetzen müsstest, damit du mit so wenig Aufwand wie möglich eine maximale Wirkung erzielen kannst. Und meistens kommt in deiner mentalen Vorarbeit irgendwann der Punkt, an dem du nicht weiterkommst, weil etwas den Abschluss deines ersten Schrittes verhindern würde - also springst du zu diesem Hindernis, und versuchst in Gedanken, eine Lösung dafür zu finden - die wiederum bald auf ein Hindernis stoßen würde, also lässt du es lieber bleiben, denn wenn es schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt ist, dann lohnt es sich nicht, damit anzufangen.

Du hältst dich damit unnötig auf, dir die Frage zu stellen, wo du anfangen solltest. Es gibt diesen einen Stein nicht, der ohne Probleme beseitigt werden kann, und sobald er weg ist, lassen sich auch die anderen Probleme beheben. Glaub mir, wenn es ihn gäbe, dann hättest du ihn schon längst gefunden! Alles hängt mit allem zusammen, alles blockiert sich gegenseitig. Die Wäsche kann nicht in den Schrank solange Kartons mit Papieren vor dem Schrank stehen, und die Papierkartons können nicht verschwinden, solange die Wäsche, die nicht in den Schrank kann, auf dem Schreibtisch liegt.



Fange deshalb mit etwas an, das du JETZT tun kannst. Etwas, das du greifen, wegwerfen, an seinen Platz zurückstellen, aussortieren, reparieren, verkaufen, verschenken...kannst. Mit einem Problem, das du jetzt sofort lösen kannst.
Auf die Art der Aufgaben, die dir am meisten bringen werden (und solche, die dich eher davon abhalten, effektiv voranzukommen), kommen wir aber auf jeden Fall noch mehrmals zurück.

Eine viel schwierigere Frage ist:



Wie kann ich machen, dass ich diesmal damit auch wirklich anfange?

Die Aufgabe, vor der du stehst, ist so gewaltig, so unüberschaubar, so endlos, dass du dich nicht dazu aufraffen, überwinden, motivieren kannst, mit ihr anzufangen - weil du wahrscheinlich nie fertig werden wirst, weil du wieder versagen wirst, weil dadurch möglicherweise alles nur noch schlimmer werden könnte, und weil es sich nicht lohnt, sich damit abzuschuften, wenn am Ende des Tages alles noch genauso scheiße aussieht wie jetzt. Du fängst nicht an, weil du kein Ende absehen kannst.

Und das ist das erste, was wir ändern:

Vereinbare mit dir selbst einen Feierabend.

Einfache Regel:



Du darfst jederzeit früher Feierabend machen, als du mit dir ausgemacht hattest, wenn du merkst, dass es dir nicht mehr gut geht, oder wenn du eher fertig geworden bist. Aber du darfst nicht überziehen. In den ersten vierzehn Tagen solltest du dich superstreng an deinen Feierabend halten.

Wenn du inzwischen schon völlig antriebslos bist, dann liegt das daran, dass du keinen Grund hast, mit irgendwas zu einer bestimmten Zeit anzufangen, weil es total egal ist, wann es endet. Es spielt keine Rolle, ob du das heute erledigst, oder morgen, oder nächste Woche oder nächstes Jahr. Und weil nichts davon abhängt, ist es auch egal, wann du anfängst. Mit einem Feierabend, den du ernstnimmst, an den du dich gebunden fühlst, ist es auf einmal nicht mehr egal. Du kannst es nicht bis irgendwann um 20 oder 21 Uhr aufschieben, sondern du musst schon um 14 oder 15 Uhr anfangen, wenn du es bis zu der Uhrzeit schaffen willst, nach der du nicht mehr arbeiten "sollst".

Es hat gute Gründe, warum du nicht überziehen darfst:

Wenn du den Feierabend nicht ernst nimmst, verfällst du sofort wieder in dein altes Muster.
Du schiebst auf. Wenn dir der Feierabend egal ist, ist es auch wieder egal, wann du anfängst.

Aufschieben darf nicht mehr deine Erfolgsstrategie sein.
Angenommen, du hast schon in der Schule aufgeschoben. Vor Klassenarbeiten hast du immer erst auf den letzten Drücker gelernt, hast dich zusammengerissen und die Nacht durchgebüffelt, bist dann in die Prüfung gegangen und hast es geschafft. Du warst müde und fertig, aber happy. Klar, es war stressig und nervig, aber du hast es geschafft. Du hattest mit deinem Arbeitsstil Erfolg. Du hast dir dann zwar sicher vorgenommen, es beim nächsten Mal anders zu machen, aber das hast du dann letztlich nicht getan. Also du hast zwar schon daran gedacht, drei Wochen eher anzufangen zu lernen, aber am ersten Tag der ersten dieser drei Wochen, als es darum ging, jetzt anzufangen, hast du dir gedacht, dass zwei Wochen und sechs Tage auch noch reichen würden. Zwei Wochen und fünf Tage, und schließlich, dass zwei Wochen auch mehr als genug Zeit sind. Eine Woche reicht auch locker. Und dann plötzlich waren die drei Wochen ungenutzt verstrichen, du hast dir wieder die Nacht um die Ohren gehauen, und hattest wieder damit Erfolg. Schließlich hast du dir vielleicht sogar gesagt, dass du "nur unter Druck zu Höchstleistungen fähig seist". Vielleicht hast du dir sogar eingeredet, die anderen, die jeden Tag ein bisschen was gemacht haben, seien "Loser", während du viel schlauer bist als sie, weil dir ein paar Stunden vor der Prüfung gereicht haben, um die gleiche Leistung erbringen zu können. Wie könnte ich dir da widersprechen: Der Erfolg gab dir ja Recht. Und das ist das Problem. Du hattest bisher mit deiner Aufschieberei immer Erfolg. Und das muss aufhören. Der Feierabend ist also eine tägliche, selbst gesetzte Deadline. Wenn du bis dahin nicht fertig wirst, bleibt es eben bis zum nächsten Tag liegen. Dann weißt du aber für den nächsten Tag, dass du nicht erst um 17:55 anfangen kannst, weil das nicht funktioniert.

Wenn du gerade in einer Art Notsituation bist, in der du eine Deadline einhalten musst, die so schon nicht mehr zu schaffen ist, muss ich dir leider sagen:


Durch das Lesen dieses Textes hier geschieht leider kein Wunder. Nichts in unserem Programm kann machen, dass dein Chaos wie durch Zauberei verschwindet. Das Programm soll dir helfen, deine Berge schrittweise und in gesundem Tempo abzutragen, und dafür zu sorgen, dass sie sich in Zukunft nicht mehr anhäufen. Mit einer existenziell bedrohlichen Deadline im Nacken wird es also wohl oder übel noch ein letztes Mal nötig sein, in den sauren Apfel zu beißen, um sie einzuhalten.
Danach wirst du in eine Art erleichterte Lethargie verfallen. Du wirst keine Lust haben, in die Tat umzusetzen, was du dir vor oder während der Hauruckaktion vorgenommen hast: Ab danach jeden Tag ein bisschen was zu tun. Es gibt keine ideale Ausgangsposition, um mit unserem Programm anzufangen. Es ist immer der "denkbar ungünstigste Zeitpunkt", um sein Leben zu ändern. Das sagt dir jedenfalls dein Gehirn, um dich davon abzuhalten. Und dein Gehirn hat einen Programmfehler. Also, wenn du deine Hauruck-Aktion hinter dich gebracht hast, dann komm bitte wieder, und lies weiter. Du musst ja für den Anfang nur lesen, und noch gar nichts tun.

Die meisten Betroffenen haben zu viel Arbeit für einen Tag. Sie hören nicht mehr auf zu arbeiten, wenn sie sich einmal dazu aufraffen konnten, ins Handeln zu kommen. Sie sagen, sie empfinden Angst, dass sie wieder für wer weiß wie lange Zeit in Lethargie versinken werden, wenn sie jetzt wieder aufhören.


Sie wollen es "ausnutzen", dass sie ausnahmsweise mal eine "Hochphase" haben.
Das ist ein Denk- bzw. Programmfehler, und zwar ein ganz böser! Lethargie ist keine in Schüben verlaufende Krankheit. Lethargie ist ein innerer Widerwillen gegen das Tun.
Wenn man sich selbst beigebracht hat, dass man immer bis zum Umkippen arbeitet, wenn man einmal von der Couch aufsteht, dann ist es doch logisch, dass man irgendwann keine Lust mehr hat, von der Couch aufzustehen... Die Lethargie überfällt einen also nicht von allein, sondern ist eine logische Konsequenz des letzten massiven Selbstausbeutungstrips ("Hauruck-Aktion"). Es geht nicht bloß um körperliche Erschöpfung. Selbst wenn man nen Monat durchgeschuftet hat wie ein Brauereigaul, so sollte man doch nach zwei, drei Tagen wieder fit sein. Aber manche müssen sich noch Monate danach "erholen"...nein, Quark! Es geht um einen immer größer werdenden inneren Widerwillen (auch Widerwille ist Wille!), den zu überwinden einem immer schwerer fällt.

Was man also mindestens genauso dringend benötigt wie Fortschritte, ist die Kraft, um am nächsten Tag weitermachen zu können.


Der Feierabend ist ein ganz simples Mittel um zu verhindern, dass du dich selbst ausbeutest, und sorgt dafür, dass du dir deine Kräfte auf ein Normalmaß einzuteilen lernst.
Der Feierabend ist deine erste und wichtigste neue Vereinbarung mit dir selbst.

Im nachfolgenden Kapitel wirst du erfahren, dass gebrochene Vereinbarungen mit dir selbst in der Vergangenheit dein Vertrauen in dich selbst - darin, dass du eine Handlung aufnehmen wirst - beständig geschwächt haben, und dass es deshalb sehr wichtig ist, dich an diese wieder zu halten zu lernen. Während die meisten Vereinbarungen mit sich selbst sehr individuell sind (bei dem einen geht es ums Putzen, beim anderen ums Entrümpeln, beim Dritten um seinen Papierkram, um die Arbeit, um eine Fortbildung oder ums Lernen), ist der Feierabend eine Vereinbarung, die für jeden gilt.



Wenn du dich um deinen Lohn der Mühen, wie z.B. den Feierabend bescheißt, dann bescheißt du dich schon bald bei der Erfüllung der vereinbarten Gegenleistung. Wann du anfängst, was du tust, und wie sorgfältig du es tust.

Wenn ich sowieso länger bleiben muss, kann ich bei der Arbeit auch schlampig sein, oder ich kann später anfangen, oder ich kann mir zwischendurch Pausen ermogeln. Auch das sind Vereinbarungen, die du im laufenden Prozess mit dir selbst triffst. Durch sie reduzierst du den Arbeitsumfang auf ein für dich erträgliches Maß, auf das absolute Minimum, das du zu leisten bereit bist - weil du es musst. Vor der Handlungsaufnahme rumsitzen und "gammeln" ist aber etwas ganz anderes als ein Feierabend. Denn während du das tust, hast du die ganze Zeit die noch bevorstehenden Arbeiten im Hinterkopf. Du kannst nicht richtig abschalten, und das führt dazu, dass du dich nicht wirklich erholen kannst. Das führt zu einem neuen Programmfehler, nämlich dem Gedanken, dass du dich erst richtig erholen müsstest, bevor du mit deinem riesigen, und jeden Tag umfangreicher werdenden - Mammutprogramm anfangen kannst. Nur passiert das irgendwie nie.


Der Feierabend kommt deshalb völlig unabhängig davon, ob du etwas geleistet hast, und wie viel. Nach dieser Uhrzeit "darfst" du nicht mehr arbeiten.
Wenn du nun also den Impuls hast "jetzt müsste ich aber anfangen", obwohl es schon spätabends ist, kannst du dir nun selbst erwidern: "Nein, jetzt ist Feierabend, jetzt wird nicht mehr angefangen!" - und das führt dazu, dass du dich in diesen Stunden besser erholen kannst. Und das führt dann hoffentlich dazu, dass du dich spätestens nach ein paar Tagen genug erholt hast, um morgens mit etwas anzufangen.

Deine Frage "Wo soll ich nur anfangen?" beantworte ich also mit "Lerne zuerst, dich an die Vereinbarungen zu halten, die du mit dir selbst triffst".

Um noch einmal auf diese Vereinbarungen zurückzukommen:


Du triffst bereits mit dir selbst Vereinbarungen, aber du hältst dich nicht daran. Du sagst zum Beispiel: "Morgen früh stehe ich um 7 Uhr auf, und dann fange ich sofort an." Doch statt bis um 7 schläfst du bis um 10, dann lungerst du noch eine Stunde im Bett herum, dann brauchst du noch eine Stunde, bis du mal angezogen bist und was gegessen hast...
Oder du sagst: "Ab sofort lerne ich jeden Tag eine Stunde". Das geht zwei Tage gut, dann machst du eine Ausnahme.
Oder du sagst: "Dieses Wochenende mach ich mal gar nichts", und dann schreibst du doch wieder den halben Tag wichtige Emails.
Vielleicht sagst du auch sowas wie "ich wische nur fix das Waschbecken aus", und plötzlich erwischst du dich dabei, wie du das gesamte Bad mit der Zahnbürste schrubbst.
Oder du sagst: "Ich wische jetzt den Boden", und dann ist das so anstrengend (oder eklig), dass du während des Wischens beschließt, die Sachen nicht zu verschieben, die auf dem Boden herumliegen, oder nicht auf die Knie zu gehen, und mit einem Lappen kleine Ecken auszuwischen.
Oder du sagst: "Ich miste jetzt diesen Raum aus", aber eigentlich stopfst du dann nur Kisten und loses Zeug aus der Mitte des Raumes in die Randbereiche, damit der Raum wieder besser betretbar wird.

Diese Vereinbarungen mit sich selbst haben mehr als nur die Komponente "Wo soll ich anfangen?"

- wann fange ich an? (Ankerpunkt)
- was genau will ich dann tun? (Leistungsumfang festlegen)
- wie lang wird das ungefähr dauern? (Zeitaufwand abschätzen)
- wann wird es spätestens enden? (Selbstausbeutung verhindern)
- was bekomme ich dafür, dass ich das mache? (Belohnung in Aussicht stellen)

Wenn du jetzt deine bisherigen Vereinbarungen betrachtest, dann fällt dir vermutlich auf, dass du die meisten Komponenten nicht berücksichtigt hast. Du nimmst dir nur immer und immer wieder vor, mit etwas Bestimmtem anzufangen, und dann tust du es nicht, oder nicht so, wie es geplant war. Du brichst die Vereinbarung.

Das Unglaublichste daran ist, dass du inzwischen schon vorher genau weißt, dass du sie sowieso wieder brechen wirst. Entweder schiebst du den Arbeitsbeginn auf, oder du reduzierst den Leistungsumfang, du arbeitest bis tief in die Nacht, bis zum Morgengrauen, du tust irgendwas ganz anderes, oder du bekommst hinterher nicht das dafür, was du mit dir ausgemacht hattest - weil du ja auch die Vereinbarung nicht richtig erfüllt hast, und deshalb keine Belohnung "verdienst".
Und trotzdem hoffst du weiter darauf, dass das morgen vielleicht anders sein könnte.

Motivation ist keine geheimnisvolle Energie, die durchs Universum wabert und ab und zu zufällig unsere Körper trifft, woraufhin wir plötzlich aufstehen und etwas tun können, wozu wir uns Stunden, Wochen, Jahre nicht aufraffen konnten.


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