Die der Administrator dieses Forums „Sprudel


Hör auf, dir selbst oder anderen zu erklären, warum du etwas nicht kannst/konntest



Yüklə 473,27 Kb.
səhifə8/14
tarix21.01.2019
ölçüsü473,27 Kb.
#101277
1   ...   4   5   6   7   8   9   10   11   ...   14

Hör auf, dir selbst oder anderen zu erklären, warum du etwas nicht kannst/konntest.

Wenn man das falsch versteht, dann kommt an: "Hör auf zu jammern und fang an zu handeln" - ein Satz, den kein Betroffener gerne hört. Man kann ja eben nicht "einfach" anfangen. Also bevor ihr nach Luft schnappt - das ist hier nicht gemeint. Schaut euch den Satz ganz genau an.



Der erste Schritt besteht nicht darin, etwas zu tun, sondern etwas zu lassen.

Warum? Nicht weil es nervt, oder weil euch sowieso keiner glaubt, oder sonst was.


Sondern weil es Energie spart. EURE KOSTBARE ENERGIE.
Obwohl wir so verschieden sind, und unsere Gehirne so einzigartig, zeigt sich hier ein Unterschied, bei dem man sagen kann: "Die Menschen lassen sich in zwei Gruppen einteilen" - die einen denken problemorientiert, und die anderen lösungsorientiert.

Der Name sagt es eigentlich schon.


Problemorientiertes Denken wälzt Probleme hin und her. Welche Probleme habe ich? Wieso habe ich diese Probleme? Wie hängen die miteinander zusammen? Wer/was ist schuld? Was hat das alles mit Erlebnissen aus meiner Vergangenheit/Kindheit zu tun? und der Klassiker: "Warum passiert das ausgerechnet mir?"

Lösungsorientiertes Denken bedeutet:


"Ich habe haufenweise Probleme und Hürden. Keine Ahnung, wie sie entstanden sind, ist mir im Augenblick auch egal, denn jetzt muss ich die erstmal irgendwie lösen. Anschließend kann ich ja darüber nachdenken, damit mir das nicht nochmal passiert."

Ich gebe euch ein wunderschönes Beispiel dafür, was passiert, wenn ein problemorientiert denkender Mensch, und ein lösungsorientiert denkender Mensch aufeinander treffen.


Eine Betroffene tippt abends in ihr Onlinetagebuch: "Heute wollte ich eine Maschine Wäsche waschen, doch das habe ich nicht geschafft. Ich hatte keine Zeit, weil ständig das Telefon klingelte, und auf dem Weg in den Keller habe ich dann auch noch zufällig meine Nachbarin getroffen, und die ist schon sehr alt und halb blind, und die hat mich gebeten, für sie einkaufen zu fahren, also bin ich noch mal los, und habe ihr was gekauft, damit die Ärmste was zu essen hat, denn sie hat ja sonst auch keinen, der sich um sie kümmert. Jetzt sitze ich hier und ärgere mich, und andererseits denke ich, dass ich richtig gehandelt habe, denn sie einfach stehenzulassen war ja nicht wirklich eine Option."

Die (Selbst)lüge in Kurzfassung: "Ich wollte Wäsche waschen, aber ich konnte nicht."

Die neutrale Wahrheit: "Ich wollte lieber etwas anderes tun, als die Wäsche zu waschen."

Problemorientierte Gedanken dazu:
"Warum lasse ich mich von anderen Leuten immer wieder breitschlagen, anstatt mich mal erst um meinen eigenen Krempel zu kümmern? Ich kann mich nicht abgrenzen. Wenn ich mich abgrenzen könnte, dann hätte ich nein sagen können. Eigentlich hätte sich ja die Tochter von der Frau kümmern müssen, aber die blöde Kuh schaut ja höchstens zweimal im Jahr bei ihrer Mutter vorbei. Wenn ich den Mut hätte, würde ich der mal die Meinung geigen. Aber sowas kann ich nicht, dafür bin ich zu nett...ja, wenn ich nicht immer so nett wäre, ich muss lernen, härter zu sein..."
(Diesen inneren Monolog könnten wir noch stundenlang fortsetzen)

Lösungsorientierte Gedanken dazu: "Das Aufschreiben/Grübeln hat jetzt sicher ca 2 Minuten gedauert. In der Zeit hätte sie die WaMa einschalten können."

Lösungsorientiertes Denken hält sich also nicht mit Ursachenforschung auf, und versucht auch nicht, irgendwelche tiefenpsychologischen Veränderungen an einer Persönlichkeit vorzunehmen, bevor man bereit ist, die äußerliche Veränderung anzugehen.


Lösungsorientiert heißt: "Da ist ein Problem. Wie löse ich es?"
Das Problem ist nicht dein Charakter ("zu gutmütig, zu faul, nicht fähig, sich abzugrenzen..."), oder die Nachbarin, oder ihre Tochter, oder das Wetter. Das Problem ist die Wäsche. Sie muss gewaschen werden, und die Lösung heißt: Waschmaschine einschalten. Ein Knopfdruck, Problem gelöst. Das kostet weniger Zeit und Kraft, als darüber zu klagen, dass man das Problem hat.

Wenn man zuviele Probleme auf einmal hat (erinnert euch an den Steinhaufen), dann sollte man sich also nicht mit der Problemanalyse aufhalten. Meistens landet man dabei bei den Eltern, und wenn man deren Gründe, warum sie einen so erzogen haben, wiederum analysiert, landet man bei deren Eltern, und immer so weiter. Spätestens wenn es um Probleme geht, die sich gegenseitig in den Schwanz beißen, wie etwa "Ich kann kein Geschirr spülen, weil das schmutzige Geschirr meine Spüle blockiert, und ich kann die Spüle nicht freiräumen, weil überall schmutziges Geschirr steht", dann blockiert man sich selbst durch die Grübelei ("analysis paralysis")

Damit wird man nicht fertig. Nie. Es hilft nur noch lösungsorientiertes Denken.

"Okay, ich weiß jetzt wirklich sehr genau, was ich alles NICHT tun kann. Aber was KANN ich denn überhaupt noch tun?"


Manchmal ist das wirklich nicht viel, zugegeben. Und manchmal scheint das, was man noch tun kann, gemessen an dem, was man tun müsste, furchtbar sinnlos zu sein.

Aber es ist niemals "Nichts".

Nie, nie, nie, niemals.


Und deshalb ist es auch niemals die Lösung "nichts" zu tun. Man kann immer irgendwas tun, um die eigene Situation zu verbessern. Und wenn es eben nur ist, dass man seinen Schreibtisch von Müll befreit, oder dass man seine Bücher ins Regal zurückräumt, oder die überzähligen, gammligen Kochlöffel aussortiert und wegwirft, oder dass man alle Papiere auf einen Haufen legt. Egal, wie schlecht es einem geht, egal, wie wenig das in Relation zu den großen Problemen zu bringen scheint. Man KANN es tun, und das beweist einem, dass man nicht vollständig lahmgelegt, nicht total handlungsunfähig und in einer vollkommen aussichtslosen Situation gefangen ist. Man kann sich immer noch bewegen, handeln, und etwas verändern - auch wenn es anfangs nur Kleinigkeiten sind, aber ein kleines bisschen Verbesserung ist auf jeden Fall immer noch mehr als nichts - und es hat nicht nur den Effekt, dass dann der Schreibtisch müllfrei ist, oder die Schublade wieder zugeht. Nein, es hat ganz viele positive Effekte: Kontrolle über etwas zurückgewinnen. Selbstvertrauen stärken. Selbstwertgefühl stärken. Kleine Probleme beseitigen, die einem dabei im Weg sind, größere Probleme in Angriff zu nehmen. Ein bisschen mehr innere Ruhe, ein bisschen bessere Erholung mit jedem gelösten Problem. Eine Kleinigkeit weniger, die einen jeden Tag nervt und ärgert (und damit schwächt).

Lösungsorientiertes Denken hilft uns also nicht dabei, den Ursachen für unsere individuellen Probleme auf die Spur zu kommen, sondern es hilft uns, die akuten Probleme, die uns belasten, zu beseitigen. Niemanden interessiert im Moment, wie euer Müll- oder sonstiger Problemberg entstanden ist. Das einzige was im Moment zählt, ist dass er schneller abgetragen werden muss, als er wieder wachsen kann. Damit ihr immer weniger darunter leiden müsst.

Die Grübelei - oder Streiterei - über äußere Umstände, die dazu geführt haben, dass eure Situation so ist, wie sie jetzt ist, hat euch bisher nicht geholfen, eure Probleme zu lösen. Wenn ihr sehr oft darüber nachdenkt, wie euer Leben so geworden ist, wie es geworden ist, kostet euch das Zeit und Energie, ohne dabei zielführend zu sein. Selbst wenn ihr irgendwann herausfindet, warum es die Schuld eures Vaters oder eurer Tante war, dass ihr jetzt so antriebslos seid, seid ihr davon nicht weniger antriebslos. Aber diese Grübeleien kosten Zeit und Energie. Wenn ihr euch sehr energielos fühlt, oder wenn ihr meint, dass ihr in eurem Leben sowieso so viele andere Dinge habt, die euch daran hindern, euch um eure persönlichen, intimen Probleme zu kümmern, dann hat euch dieser Text nun hoffentlich zu der Erkenntnis geführt, dass ihr trotzdem eurem Willen folgt: Ihr wollt lieber grübeln, als anzufangen.
Wenn ihr nicht wisst, woher ihr die Kraft und die Zeit nehmen sollt, eure Probleme zu beseitigen, ist es das Beste damit anzufangen, Energie fressende Faktoren aus seinem Leben zu entfernen. Dinge, die unnütz Energie kosten, einfach zu lassen.
Diskussionen zum Beispiel. Langwierige Erklärungen und Rechtfertigungen. Streit. Schreiereien. Grübeleien und Überanalysen, am besten nachts, wenn man eigentlich schlafen sollte.

Tu es einfach nicht. Es kostet dich die Kraft, die du eigentlich brauchst, um deine Probleme zu lösen. Nur indem du grübelst, dich streitest, rechtfertigst, dich beklagst, selbst bemitleidest... behinderst du dich also bei der Lösung deiner Probleme. Mach es dir deutlich: Deine Zeit damit zu verbringen, heißt nicht bloß, dass du die Handlungsaufnahme verschiebst bis nach dem Moment, in dem du fertig gegrübelt oder geklagt hast. Es hält dich davon ab, dein Problem tatsächlich zu lösen. In derselben Zeit, die du damit verbringst, dich darüber zu streiten oder dir selbst Vorwürfe zu machen, warum du den Mülleimer nicht rausgebracht hast, hättest du ihn raustragen können - und damit dem Streit oder den Selbstvorwürfen die Notwendigkeit entziehen können. Oder vielleicht halten dich Grübeleien oder Streit auch davon ab zu schlafen - und damit, die Kraft zu tanken, die du am nächsten Tag nutzen könntest, um das Problem zu lösen.

Ganz nüchtern betrachtet ist der Energieaufwand dieses Verhaltens den "Nutzen" nicht wert, weil es bisher nie einen Nutzen hatte, und auch zukünftig keinen haben wird. Es bringt dich nirgendwo hin. Es bringt dir keine Verbesserung deiner Lebensqualität, im Gegenteil, es verschlechtert deine Lebensqualität. Das ist schlimmer, als würde man seine gesamte Energie einfach nur ins Klo spülen. Man gibt die Energie aus, um sich selbst damit zu lähmen und zu behindern.



Also lass es.

Entscheide bewusst, diese Energie nicht sinnlos verschleudern zu wollen. Tu einfach stattdessen etwas, das dich voranbringt. Streite dich nicht um die Lösung von Problemen, sondern nimm diese Energie, und löse zumindest eines der Probleme.

STOP! Ich höre jetzt auf, mir (oder anderen) aufzuzählen/begründen, was ich alles nicht tun kann. Stattdessen finde ich jetzt etwas, das ich jetzt sofort tun KANN.

Grübeln und Analysieren kostet immens viel Energie. Wenn ihr genau in dem Moment, in dem ihr zu grübeln anfangt, sagen könntet: "Nein, ich bin nicht bereit, Energie für die Grübelei zu verschwenden, sondern ich nehme jetzt meine Energie und gebe sie LIEBER für die Lösung eines meiner Probleme aus", dann habt ihr es geschafft, eure bereits vorhandene Energie für das Richtige auszugeben, statt für das Falsche. Für etwas, das euch wirklich weiterbringt, und nicht für etwas, das euch schon tausendmal nicht wirklich weitergebracht (und eigentlich sogar am Weiterkommen gehindert) hat. Ihr musstet keine Energie aus dem Nichts erschaffen, sondern nur die schon vorhandene, aber bisher völlig sinnlos investierte Energie nehmen, und damit etwas anderes tun, das sich mehr lohnt.

Es ist egal, ob der Auslöser für euer Aufschiebeverhalten in eurem Vater, der Mutter, dem Ehepartner liegt, in einem doofen Nachbarn oder euren Kindern oder sonst wem. Nüchterner Fakt ist: Ihr schiebt auf. Nüchterner Fakt ist: Es gibt gute und schlechte Gründe Handlungen aufzunehmen (positive und negative Antriebsverstärker). Das sind verschiedene für jeden Menschen, aber das Prinzip ist für uns alle dasselbe. Nüchterner Fakt ist: Wenn ihr eine Handlung nicht aufnehmt, dann fehlen euch ausreichend gute und/oder schlechte Gründe, sie aufzunehmen.
Nüchterner Fakt ist: Ihr könnt lernen, euch diese Gründe selbst zu geben, wenn sonst keiner da ist, der das für euch tun wird - oder bevor es ein anderer tut.

Wenn du ein Problem löst, gibt es eine Sache weniger, über die du grübeln müsstest. Eine Sache weniger, die Anlass für Streit bietet. Eine Sache weniger, die dich lähmt.
Die Kraft, um deine Probleme zu lösen, kannst du unter anderem dadurch gewinnen, dass du aufhörst, deine Energie für sinnlose Dinge wie grübeln, streiten, klagen, meckern, Schuldzuweisungen oder Rechtfertigungen auszugeben.

Du kannst bewusst entscheiden, dies nicht mehr zu tun, weil es deine kostbare Energie nicht wert ist.


Die Formel für mehr Energie lautet also:



1. Unterlasse die genannten, Energie verschwendenden Aktivitäten
2. Nutze die so eingesparte Energie, um erste Probleme zu beseitigen
3. Erlebe die Freisetzung von mehr Energie durch gelöste Probleme
4. Erlebe die Freisetzung von mehr Energie durch Streitigkeiten/Grübeleien etc, die nicht mehr ….auftreten, weil die verursachenden Probleme nicht mehr existieren.
5. Nutze die freigesetzte/eingesparte Energie für die Lösung komplexerer Probleme
6. Rinse & Repeat

Wenn ihr in diesem letzten Punkt nicht mit mir übereinstimmt, sind wir an dieser Stelle am Ende angelangt. Ihr könnt hoffen und beten, dass irgendwie eine Lösung von außen kommt. Ihr könnt weiter über euer Problem nachgrübeln, und hoffen, dass euch vielleicht irgendwann etwas einfällt, das irgendwie macht, dass euer Müllberg verschwindet - oder ihr könnt euch entscheiden, ab jetzt nicht mehr die Person zu sein, die darüber weint/schimpft/rechtfertigt/Schuld zuweist, dass ihr Leben den Bach runtergegangen ist (problemorientiert denken), sondern ab jetzt die Person zu werden, die aufsteht, und eins nach dem anderen an ihrem Leben ändert, was sie daran nicht mag (lösungsorientiert denken) - angefangen bei dem ersten Stück Kaugummipapier, das du nicht auf deinem Schreibtisch liegen lässt, sondern in die Mülltüte wirfst. Dieses Stück Kaugummipapier ist bereits ein gelöstes Problem. Dein Leben ist ein Piktogramm besser mit dem Kaugummipapier im Müll statt auf dem Schreibtisch, und wenn man seine Probleme so kleinschrittig zerlegt, dann kann man auf einmal sehr viel mehr von den vorhandenen Problemen lösen, als man nicht lösen kann. Dabei dachte man bis eben noch, dass man "überhaupt nichts" tun könnte, um seine Situation zu verbessern.


Also - sitzenbleiben und bedauern, dass dein Leben so ist, wie es ist, hoffen, beten, warten, bis die Verbesserung irgendwie von außen kommt - oder aufstehen, und etwas daran verbessern, was sich sofort verbessern lässt, und damit die Verbesserung selbst herbeiführen.

Das ist immer deine Entscheidung.

-Wenn du verstanden hast, dass du bei allem was du tust, und was du lässt, nur deinem Willen folgst, kannst du mit dir Vereinbarungen treffen, die darauf abzielen, dass du Dinge, die du im Augenblick nicht tun willst, sehr viel lieber tun willst. Zum Beispiel:


"Ich müsste mehr Wasser trinken. Ich mag aber kein Wasser. Ich trinke lieber Saft." Zuviel Saft macht dick, Sodbrennen oder Durchfall. Wie kann ich machen, dass ich lieber Wasser trinke als Saft? - Indem ich mich jedes Mal dafür belohne, wenn ich ein Glas Wasser trinke.
-Wenn du verstanden hast, dass es dir nicht an Zeit mangelt, sondern an Willen, kannst du aufhören, Zeittafeln zu malen, Wochenpläne festzulegen, To-Do-Listen zu schreiben, oder dir Erinnerungs-Apps auf das Handy zu laden, die du dann doch wieder alle ignorierst. Stattdessen kannst du versuchen, die Aufgabe, die du "aus Zeitmangel" immer verschiebst, anders zu gestalten, so dass du dich ihr gewachsen fühlst - oder so, dass es sich für dich mehr lohnt, sie in Angriff zu nehmen.
"Ich verschiebe die Steuererklärung immer bis auf den letzten Drücker. Wie kann ich machen, dass ich sie nicht mehr so lange aufschiebe? Indem ich mir nicht die ganze Steuererklärung für nächstes Wochenende vornehme (was ich ja doch wieder verschiebe bis Dezember), sondern indem ich mir z.B. vornehme, jeden Tag höchstens fünf Minuten daran zu arbeiten. Damit angefangen, dass ich diesen kleinen Papierstapel durchblättere und alles rausnehme, was für die Steuer relevant ist"
-Wenn du verstanden hast, dass du lieber sitzen bleiben und fernsehen willst, als aufzustehen, und deinen Müllhaufen zu beseitigen, kannst du dir eine Belohnung für die Müllbeseitigung in Aussicht stellen, die dir besser gefällt, als bloß herumzusitzen und in die Glotze zu starren. (große Fernziel-Belohnung)
"Wenn ich es geschafft habe, meine ganze Wohnung in Ordnung zu bringen, kaufe ich mir eine Karte für ein Konzert meines Lieblingskünstlers/fahre ich in Urlaub..."
-Wenn du verstanden hast, dass du lieber Süßigkeiten essen willst, als schlank zu sein, kannst du dir zusätzliche, stärkere Anreize dafür setzen, dass du verzichtest. So lange, bis sich der Verzicht auf Süßigkeiten mehr lohnt, als die Süßigkeit zu essen.
"Für jeden Abend, an dem ich keine Süßigkeiten esse, zahle ich drei Euro in mein Sparschwein, denn dieses Geld habe ich ja dann nicht an Süßkram verfuttert. Sobald ich 80 Euro zusammengespart habe, gönne ich mir davon eine professionelle Massage."
-Wenn du verstanden hast, dass du deine CD-Sammlung lieber behalten willst, als sie loszuwerden, kannst du aufhören, dich dazu zu zwingen, sie unbedingt loslassen zu müssen - und stattdessen nach Dingen suchen, die du wirklich loswerden willst.
"An den CDs will ich im Moment nichts ändern. Aber ich kann den Schrank mit den Aktenordnern durchgehen. Da sind so viele uralte Papiere drin, dass ich bestimmt die Hälfte wegwerfen kann. Dann hätte ich Platz für all meine CDs."
Wenn du verstanden hast, dass du deine alte Kleidung behältst, weil du deinen Traum, eines Tages wieder in sie hinein zu passen, nicht aufgeben willst, kannst du anfangen, an der Verwirklichung deines Traums zu arbeiten, statt dich nur jeden Tag dazu zwingen zu wollen, die Kleidung wegzuwerfen, bevor du irgendwas anderes tun "darfst".
"Ich will diese Kleidung nicht hergeben, aber ich brauche sie im Augenblick auch nicht griffbereit. Ich kann sie auf den Speicher stellen. Dann wäre hier Platz für den Crosstrainer, der unter dem Bett verstaubt, und den ich aus Platzmangel nicht aufstellen kann. Oder für Gymnastikübungen. Oder für eine Nähecke, und wenn ich mich häufiger mit nähen beschäftige - was mir Spaß macht - sitze ich seltener vor -dem Fernseher und schaufele nicht mehr so viele Süßigkeiten in mich hinein."
-Wenn du verstanden hast, dass du deine Papiere nicht durchsehen willst, weil du zu viel Angst davor hast, dadurch das wahre Ausmaß deiner Schulden herauszufinden, kannst du entscheiden, den Berg links liegen zu lassen "Ich kann es jetzt nicht ändern.", und dich stattdessen zuerst etwas ganz anderem zu widmen. Das ist besser, als sich vergebens an der Aufgabe abzuquälen, und mit gar nichts voranzukommen.
-Wenn du verstanden hast, dass du eine nicht zusammenhängende Vorbedingungs-Aufgabe nicht erfüllst, weil dahinter eine Angstaufgabe lauert, brauchst du die Vorbedingungs-Aufgabe nicht mehr als Ausrede vor dir selbst - und kannst sie abschließen. ("Ich mache das jetzt erst einmal, und erst dann sehe ich weiter")
"Sobald ich mal alle Papiere sortiert habe, werde ich meinen furchtbaren Partner verlassen."
Doch trotz intensiver Arbeit daran schrumpft der Papierberg nicht, oder er wächst sogar. Das ist ein klassisches Anzeichen dafür, dass man sich eine Vorbedingung gesetzt hat, die man eigentlich NICHT erfüllen WILL. Weil dahinter die Angstaufgabe (hier: den Partner verlassen) lauert, der man sich nicht gewachsen fühlt. Die Angstaufgabe muss demnach von der anderen Aufgabe entkoppelt werden. "Ich sortiere jetzt das Papier, und dann entscheide ich erst, ob ich meinen Partner verlassen will, oder nicht."
-Wenn du verstanden hast, dass du deinen Müll nicht raustragen willst, weil du zu viel Angst davor hast, dabei gesehen zu werden, kannst du dich selbst in homöopathischen Dosen mit der Angstsituation konfrontieren (desensibilisieren), und dich für jeden Schritt in die richtige Richtung (Teilerfolg) belohnen.

Wenn du verstanden hast, dass jede deiner Entscheidungen darauf basiert, dass du das eine mehr willst, als das andere, kannst du dir beibringen, das andere mehr zu wollen, als das eine.

-Wenn du tatsächlich Schwierigkeiten damit hast, Handlungen aufzunehmen, obwohl sie eindeutig deinem Willen und/oder deinen Bedürfnissen entsprechen (z.B. "ich hab nicht mal die Kraft, mir den Fernseher einzuschalten, obwohl ich mich eigentlich wohler fühle, wenn er läuft"), ist nicht "normale Antriebslosigkeit" dein Problem, sondern etwas anderes (was genau...das kann dir hier keiner sagen, denn dafür sind wir nicht qualifiziert).
Nicht mal etwas tun zu können, das man wirklich gerne tun würde, ist ein klares Alarmsignal, und ich kann dir in dem Fall nur dringend ans Herz legen, dir professionelle Hilfe zu suchen.
Eine Möglichkeit wäre dein Hausarzt, und wenn dein Hausarzt dich nicht ernstnimmt, dann wechsle zu einem anderen, oder lass dich überweisen. Andere Anlaufstellen sind ein SPZ, Neurologen, Psychologen, die Caritas, jeder Geistliche/Seelsorger, die Telefonseelsorge, bei unter 25-jährigen das Jugendamt, sogar die Polizei oder die Notaufnahme - eigentlich ist es fast egal, zu welchem professionellen Ansprechpartner du gehst, dieser kann dir auf jeden Fall dabei helfen, jemanden zu finden, der dir besser helfen kann. Ich kenne Fälle, in denen Menschen einfach nur vor die Haustür gegangen sind und einen Passanten angesprochen haben - und es wurde ihnen geholfen.
Wenn du dich das jetzt noch nicht traust, bist du hier natürlich besonders herzlich willkommen, wenn du zuerst mit uns reden möchtest. Polly und ich sind dir auch gerne behilflich, z.B. in deiner Nähe mögliche Anlaufstellen ausfindig zu machen, sogar den Kontakt zu dir zu vermitteln, wenn du dir das alleine nicht zutraust, oder wenn du dich vor dem Telefonieren fürchtest. Hier im Forum zum ersten Mal seit langem wieder mit anderen Menschen zu schreiben - vielleicht zum allerersten Mal überhaupt von den Bedingungen zu erzählen, unter denen man lebt, ist ein erster Schritt aus der Isolation. Vielleicht brauchst du keine anderen Menschen, um dich anzutreiben. Aber sich einfach nur mal so mit Menschen auszutauschen, sich etwas von der Seele schreiben zu können, oder auch einfach nur mal so über Dinge zu reden, die einen interessieren, tut einfach gut. Und dann sehen wir weiter ;)

(6) Ab heute wird alles anders

Heute, das heißt, der Tag, an dem du hier an diesem Artikel angekommen bist. Du bist jetzt ein Experte für das Problem "Antriebslosigkeit". Du weißt, wodurch es verursacht wirst, und du hast bereits erste Werkzeuge erhalten, um der Antriebslosigkeit entgegen zu steuern. In den folgenden Kapiteln geht es um die konkrete Umsetzung der "Antriebsreprogrammierung". Das ist ein vierzehntägiges Programm, in dem wir die korrekte Abfolge von Verhandlung, Leistung und Belohnung trainieren wollen. Das tun wir so lange, bis beim Erreichen eines Erfolgs Dopamin ausgeschüttet wird, das Glückshormon. Dazu brauchen wir vor allem eines: Ganz viele Erfolgserlebnisse.


Diesen Prozess muss dein Gehirn erst lernen oder wieder erlernen, und in den kommenden Kapiteln geht es darum, wie man ganz viele Erfolgserlebnisse bekommt, und vor allem, auf welche Probleme man im Lauf dieser vierzehn Tage stoßen kann, und wie man dann mit diesen Problemen am besten umgeht. Ihr profitiert also in diesen Texten von den Erfahrungen anderer Menschen, die das Programm vor euch durchgezogen, und hier berichtet haben, wie es ihnen dabei ergangen ist. Diese Rückmeldungen haben wir gesammelt und wieder in den Guide hinein gearbeitet, damit ihr gelassener reagieren könnt, wenn euch diese Dinge passieren. Für manche Probleme haben wir auch erst neue Lösungsansätze entwickeln müssen - und so ist dieses ganze Projekt überhaupt erst entstanden und hat sich zu seiner gegenwärtigen Form entwickelt - und es wird sich weiter entwickeln und verändern, je mehr Menschen mitmachen und von ihren Erfahrungen berichten. Jede Rückmeldung hilft somit wiederum anderen Menschen, die irgendwann nach euch kommen, so wie euch heute die Rückmeldungen von Menschen helfen, die vor euch hier waren. Ganz besonders, wenn etwas für euch nicht funktioniert, oder wenn ihr auf ein Hindernis stoßt, das hier nicht beschrieben wurde.
Die meisten Leute kommen spätabends oder sogar nachts hierher, für sie haben wir einen Tag 0.
Falls du zufälligerweise zu einer "vernünftigen" Zeit hier gelandet sein solltest, kannst du gleich nach diesem hier schon das nächste Kapitel lesen, und dann kann es auch schon direkt losgehen.
Aber wenn du gerade auf die Uhr schaust, und feststellst, dass es nach 22:00 abends ist, dann lies dieses kurze Kapitel noch fertig, und geh nach dem Lesen gleich ins Bett. Es ist das Beste, was du heute noch tun kannst. Wenn es vor 22:00, aber nach 18:00 ist, lautet deine erste Aufgabe, dir noch einen schönen Abend zu machen.
DAS ist doch wirklich mal eine Veränderung, mit der du NIE gerechnet hättest, oder?

Tja, aber du willst doch ab heute alles anders machen...

BITTE fang nicht damit an, dich jetzt mitten in der Nacht "reprogrammieren" zu wollen, indem du, wie in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben, Mikroaufgaben mit dir selbst verhandelst. Wenn du willst, dass ab heute alles anders wird (und warum sonst hättest du auf einen Beitrag mit diesem Titel klicken wollen?), dann fang damit an, dass ab heute deine nächtliche Selbstausbeutung endet. Geh einfach ins Bett. Wenn du nicht schlafen kannst, dann lies ein Buch. Hör ein Hörspiel. Oder Musik. Meditiere. Zähle Schafe. Koch dir vorher eine Tasse Tee, oder mach dir heiße Milch mit Honig, putz deine Zähne und schlüpf unter die Bettdecke.
Wenn die quälenden Gedanken im Bett wiederkommen, dann denke gezielt: "Nein, ich brauche mir nicht mehr vornehmen, dass ab morgen alles anders wird. Denn es hat bereits begonnen. Ich werde nicht erst ab morgen etwas verändern, sondern ich habe bereits etwas verändert. Ich liege im Bett, statt mich wachzuhalten oder gar irgendwas zu wursteln. Ich habe meinen Teufelskreis bereits unterbrochen, weil ich jetzt im Bett liege, statt mich entweder selbst auszubeuten, oder mich mit irgendeiner Ablenkung vor dem Schlafengehen zu drücken."

BITTE fang auch nicht damit an, dir im Bett liegenderweise vorzunehmen, was du morgen alles schaffen willst. Erstelle KEINE große To-Do-Liste. Nimm dir für morgen nur vor, das nächste Kapitel zu lesen, damit du endlich erfährst, wie du deinen Antrieb reprogrammieren kannst.

Statt zu grübeln, was heute alles wieder nicht gut gelaufen ist, was unerledigt blieb, und all dieses negative Zeug, überlege dir, was morgen GUTES geschehen soll. Was sollen die guten Dinge sein? Male sie dir aus. Wünsche sie dir.
Statt das Ausmisten deiner DVD-Sammlung zu planen, plane dein Frühstück. Was darf es sein? Ein Croissant, Milchkaffee, Pfannkuchen? Wachsweiche Eier oder Müsli? Worauf hättest du mal wieder Lust? Was gönnst du dir viel zu selten? Gibt es eine Frucht, die du schon öfters angesehen und überlegt hast, wie die wohl schmecken würde? Nimm dir vor, sie morgen zu kaufen und zu probieren.

Plane für morgen vor allem deine Mahlzeiten, und deine Pausen, und natürlich deinen Feierabend. Nicht das, was du dazwischen erledigen wirst, sondern


- was willst du essen?
- wie willst du deine Pausen verbringen?
- wie könntest du das Pausenerlebnis zusätzlich verbessern?

- Was möchtest du an deinem Feierabend tun?

Wenn du dir zum Beispiel den Tisch nett decken würdest, ein Teelicht anzündest...oder im Freien frühstückst? Einfach nur ein belegtes Brötchen beim Bäcker kaufen und im nahegelegenen Park verputzen, mit Blick auf den Entenweiher? Du könntest dort ein paar Zweige sammeln und dir in eine Vase stellen.
Würdest du morgen früh gern die Erfahrung machen, frisch geduscht in den Tag zu starten? Male dir aus, wie das Wasser deine Haut trifft, und dich wärmt. Wie das Duschgel duftet. Welches ist von denen, die du besitzt, dein Lieblingsduschgel? Wenn du sie alle nicht magst, könntest du dir das mit dem besten Duft im Supermarkt aussuchen.
Würdest du gern lesen, hast aber kein Buch mehr, das du noch nicht gelesen hast, und keine Lust, ein altes Buch noch mal zu lesen? Wie wäre es mit einem Gang in die Bibliothek?
Würdest du gern Kreuzworträtsel lösen? Hast du ein Kreuzworträtselheft?
Würdest du gern einen Obstsnack essen? Welches Obst?
Würdest du gern Musik hören? Wo soll die Musik zu hören sein? Wenn du arbeitest, oder wenn du Pause machst, oder beides? Gibt es vielleicht ein Album, bei dem du immer wieder gute Laune bekommst, das du aber schon ewig nicht mehr angehört hast?
Würdest du es gern mit malen probieren? Hast du ein paar Buntstifte? Vielleicht gibt es in deiner Nähe ein Geschäft mit Ausmalbüchern. Ansonsten könntest du dir vornehmen, dich morgen dafür, dass du zur vereinbarten Zeit aufgestanden bist, damit belohnen, dass du dir so ein Buch und ein paar günstige Stifte online bestellst.

Deine Planung soll für heute Abend nur bei den positiven Dingen liegen, die du dir für morgen wünschst. Du kannst damit genauso intensiv ins Detail gehen, wie du auch mit deinen negativen Grübeleien ins Detail gehen würdest.



Aber du kannst nicht beides gleichzeitig tun...

Yüklə 473,27 Kb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   4   5   6   7   8   9   10   11   ...   14




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin