Dass Eltern sich trennen, gehört für kleine Kinder zu den größten Ängsten. Auch dem kleinen Fuchs geht es in diesem Bilderbuch nicht anders. Seine Mama und sein Papa stritten immerzu und schließlich zog sein Vater eines Tages aus. Nun musste der 5-jährige Sohn allein Fußball spielen, und auch vom Kindergarten holte sein Vater ihn nicht mehr ab. Seine Mutter erzählt ihm, dass sein Papa nun eine neue Familie hat, mit einer neuen Frau und einem neuen Kind. Erste Kontakte, ein gemeinsamer Urlaub – schließlich feiert er auch mit der zweiten Familie seinen sechsten Geburtstag.
Kinder in ähnlichen Situationen identifizieren sich mit dem kleinen Fuchs, erleben beim Vorlesen und Betrachten ihre eigenen Ängste, ihre Einsamkeit und Verwirrtheit. Wenn es Kontakte zu einer neuen Familie gibt, kann dieses Bilderbuch helfen, die neue Situation zu bewältigen. Vorlesende Eltern sollten sich dieses Buch vorher ganz genau ansehen, um mit ihrem Kind über seine individuelle Gefühlswelt reden zu können. Besonders die kindlichen Zweifel, ob es Schuld an der Trennung ist, sollten in Gesprächen immer wieder ausgeräumt werden. Dazu bietet dieses Bilderbuch einen ersten Gedankenanstoß.
Personen: Mutter-Vater-Kind, neue Mutter mit Kind
Themen: „Trennung“ – „Neue Patchwork-Familie“
Lilly Axter,
Christine Aebi
„Jenny, sieben“
deA Panoptikum
ISBN:
978-3-901867-25-5
D und A: 23,50 €
ab 6 Jahren
Zitat-Ausschnitt:
Tochter: „Weißt du, dass es Väter gibt, über die man gar nichts Genaues weiß? Wieso ...?“ Vater: „Weil sie sich nie blicken lassen vielleicht oder nur arbeiten. Oder nicht mit ihren Kindern reden. Oder nichts sagen, wenn sie reden.“
„Warum sind die so?“
„Weil sie Angst haben vielleicht“, antwortet Max. Jenny malt sich aus, was ihr Papa genau meint: vielleicht haben Väter manchmal Angst davor, falsch zu entscheiden, in Modefragen zu versagen, unwichtig zu sein, übersehen zu werden, andere zu langweilen, vor vollendeten Tatsachen zu stehen, zu spät zu kommen oder einfach vergessen zu werden.“
Der getrennt lebende Vater Max hat nur wenig Zeit für seine Tochter Jenny. Ist er deshalb „ein Vater auf dem Papier – also eine papierene Ausschneidepuppe, die nur in Jennys Phantasie besteht?“ Dieses außergewöhnliche Kunst-Bilder-Buch haben die beiden Autorinnen nach einem Theaterstück „Tochtertag“ geschaffen. Das großformatige Kunstwerk hebt sich von anderen Bilderbüchern durch seine besondere künstlerische Gestaltung ab. Ein sehr anspruchsvolles Buch – wohl eher für Väter, als für Grundschulkinder geeignet. Ältere Kinder werden damit Trennungssituationen verarbeiten können. Betroffenen Väter kann dieses außergewöhnliche Buch helfen sich ihrer eigenen Gefühle klar zu werden. So ist es fast ein Therapiebuch und in der Beratungsarbeit mit getrennt erziehenden Vätern eine wertvolle Hilfe. „Fällt aus dem Rahmen!“ meint CMS.
Dieser Titel gewann im Jahr 2006 den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis, hier der Text der Jury:
Ihren siebenten Geburtstag feiert Jenny bei ihrem Vater. Die Trennung der Eltern liegt erst ein Jahr zurück. Sich unter den veränderten Umständen wieder zu begegnen, löst nach wie vor ein Gefühlsdurcheinander aus: freudige Erwartung und Nervosität, ängstliche Anspannung oder Klärung von Beziehungsfragen – die Rollen haben sich für Vater und Tochter verändert. Außergewöhnlich, wie die Perspektive von beiden klar, verständlich und nachvollziehbar in Wort und Bild umgesetzt wird! Da kann im Lauf der Geschichte der Vater seiner Tochter die Angst nehmen, dass sie Mitschuld an der Trennung der Eltern trägt. Und Jenny kann ihrem Vater vermitteln, dass sie sich nicht von ihm abwenden wird und dass er für sie nicht nur irgendein bedrückt wirkender Mann ist, der als Vater bloß noch auf dem Papier steht, wie ihn Christine Aebi als „zerknitterten Papiervater“ zeichnet. So wie sich die Geschichte in ihrer ganzen gefühlsmäßig und psychologisch fein abgestimmten Tiefe vor allem über die Illustration erschließt. Die Illustratorin baut in den dynamisch aufgetragenen, farbigen Hintergrund grafische Elemente ein, die Vaterfigur wird ähnlich einer Ausschneidepuppe zu zweidimensionalem Leben erweckt und mit Klebestreifen festgehalten. Auf einer Doppelseite geben neben- und übereinander gestellte Szenen anschaulich Jennys Versuch wieder, sich in die Überlegungen und Sorgen ihres Vaters einzufühlen. Zu guter Letzt sind Sorgen und Zweifel ausgesprochen, ein tolles Geburtstagsfest ist doch noch zustande gekommen und Jenny, sieben, weiß selbstbewusst: „Die Welt kann kommen.“.
Nele Maar,
Verena Ballhaus
„Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße“
Pro Juventute
ISBN:
978-3-7152-0363-8
D: 13,90 €, 24,80 sFr
ab 5 Jahren
Weil seine Eltern sich getrennt haben hat der kleine Bernd jetzt zwei Zuhause. Nachdem er erlebt hat, wie sein Papa die Koffer packt und auszieht, besucht er ihn zum ersten Mal in seiner neuen Wohnung. Doch über Nacht will Bernd nicht bleiben und lässt sich von Papa abends wieder nach Hause bringen. Beim nächsten Besuch klappt es dann schon besser und nach einigen Schwierigkeiten findet Bernd eine Lösung sich mit seiner veränderten Lebenssituation auseinanderzusetzen und zu akzeptieren. BH
Themen: „Trennung und Scheidung“
Jacky Gleich
Kai Kittelberger
„Wo ist Papa?“
Beltz & Gelberg
ISBN:
978-3-407-79397-3
D: 12,95 €,
A: 13,30 €
22,90 sFr
ab 4 Jahren
Dieses „Papa-Buch“ ist geeignet für alleinerziehende Mütter, die wieder Kontakt zum Vater des Kindes aufnehmen und es in Zukunft einen Wochenendkontakt geben wird. Ein liebevolles Bilderbuch, das - konsequent aus der Sicht des Kindes – von der Suche und der Sehnsucht eines kleinen Jungen nach seinem Vater erzählt.
Die Mutter beantwortet die Frage ihres Sohnes mit der etwas wütenden Antwort: „Dein Papa ist da, wo der Pfeffer wächst“. Und weil Julius ein ganz normaler Junge ist, der das, was die Mutter sagt, sehr ernst nimmt, packt er seinen Rucksack und macht sich auf eine fantastische Traumreise nach dem Land, wo der Pfeffer wächst. Natürlich nicht alleine, es begleiten ihn sein Lieblingsteddybär Ignaz, der kleine Hund Max und der Vogel Matz. Und weil auch getrennt lebende Väter ihre Söhne vermissen, taucht Julius’ Papa am Ende wirklich auf, um seinen Sohn zu einem Vater-Sohn-Wochenende abzuholen.
Das Besondere an diesem Bilderbuch sind die stimmungsvollen Bilder von Jacky Gleich, die daraus eine poetische Geschichte zaubern. Da die beiden Bilder auf einer Doppelseite immer ineinander übergeben, empfehle ich, die rechte Seite zunächst mit einem weißen Blatt abzudecken. CMS