„Was für ein ehrliches Bilderbuch für die ganze Familie!!“ Seit Oskars Vater arbeitslos ist, sitzt er den ganzen Tag unrasiert vor dem Fernseher, trinkt Bier und meckert an allem herum. Er hat seine Stelle als Autolackierer verloren und es aufgegeben, eine neue zu suchen. Eines Tages hat sein Sohn eine Idee: Im Hof hängt er einen Zettel an einen Baum, auf den er „Suche Arbeit für Papa“ geschrieben und einen Porsche gezeichnet hat. Der Vater reagiert zunächst wütend darauf. Doch als noch am gleichen Abend der Nachbar anruft und fragt, ob er ihm bei seinem Auto helfen könne, holt der Vater seine Werkzeugkiste hervor. Die Mutter und Oskars große Schwester Lola sind erleichtert. Und Papa beschließt am nächsten Morgen, einen Kurs zu besuchen, in dem er alles über Motoren lernen kann.
Diese Geschichte verschweigt nicht, dass die Arbeitslosigkeit eines Familienmitgliedes auch die Kinder und die Partnerin empfindlich berührt. Aber sie zeigt, dass die Familie und die Nachbarn dem Betroffenen dabei helfen können, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Eines der wenigen Bilderbücher zu einem immer wieder aktuellen Thema, das auf die Situation von Familien aufmerksam macht, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Bei aller Deutlichkeit hat die Illustratorin den Humor nicht vergessen und in vielen versteckten Details den Weg von der Frustration und Lähmung bis zum zarten Hoffnungsfünkchen dargestellt. Im letzten Bild ist Papa wieder rasiert und selbst der stachelige Kaktus treibt seine erste zarte Blüte heraus. Ein ernstes Bilderbuch, in dem die kindliche Naivität und Unbekümmertheit einen problemlösenden Charakter hat. Spontaner Kommentar meiner kritischen Ehefrau – im Hauptberuf Bibliothekarin mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch: „Echt Klasse!“
Um das Leben in einer Hartz-IV-Familie mit einem arbeitslosen Vater geht es auch in dem Jugendroman „Leben auf Sparflamme“ von Christine Biernath, erschienen im Gabriel Verlag.
Restexemplare
im Modernen
Antiquariat
Karen Hesse
„Nennt mich einfach Jule“
dtv junior
ISBN:
978-3-423-70589-9
D: 5,50 €,
A: 5,70 €
9,90 sFr
ab 8 zum Vorlesen,
ab 10 zum Selberlesen
Der Vater ist arbeitslos, arm und Analphabet. Seine 9-jährige Tochter Jule hat die Leseschwäche geerbt und geht nur sehr ungern in die Schule. Doch dafür begleitet sie ihren Vater auf den Autofriedhof und hilft ihm, in einem alten Schuppen und mit den geerbten Werkzeugen des Großvaters ein paar Arbeiten zu erledigen. Doch die Schwierigkeiten dieser Familie scheinen unüberwindbar: durch die hohen Schulden muss das geerbte Haus verkauft werden, ein Polizist überbringt die letzte Aufforderung, dass Jule in die Schule gehen muss, die Mutter erkrankt an Schwangerschafts-diabetis und die kleinen Reparaturen des Vaters bringen nur das Nötigste zum Leben. Dann wird es Frühling: eine Gemeindeschwester hilft der Mutter und bringt Lebensmittel mit, Jule lernt mit Hilfe ihrer großen Schwestern einzelne Buchstaben lesen, der Vater bekommt einige größere Aufträge und Jule findet eine Klasse, in der sie sich wohl fühlt. Nur an einem Tag kann Jule nicht in die Schule kommen, da muss sie der Mutter helfen, denn die neue Schwester wollte auf die Welt kommen.
Eine unpathetisch erzählte Geschichte einer kinderreichen Familie, die trotz aller Schwierigkeiten zusammen hält und sich gegenseitig stützt und stärkt. Ein mutmachendes Beispiel für Kinder und Erwachsene, das ohne moralinen Zeigefinger aufzeigt, welche Kraft in einer Familie und in Kindern steckt. Jule und ihr Vater denken zwar anders als die anderen, dafür können sie aus Blech wunderbare Kunstwerke schaffen und alltägliche Reparaturen erledigen. Ein tolles Buch, das ich mit großer Begeisterung gleich zweimal gelesen habe. Die 19 Kapitel auf 123 Seiten eignen sich sehr gut zum Vorlesen in der Grundschule, besonders in der Weihnachtszeit. CMS
Verlagstext: „Also eigentlich ist das ja schon toll, findet Élodie, fast 10: Papa holt dich von der Schule ab, Papa kocht, Papa schaut mit ihr fern. Aber uneigentlich ist es gar nicht so toll - denn Papa kocht, na ja, miserabel. Mama und Papa kriegen sich immer öfter in die Wolle! Und außerdem – was sollen die anderen aus der Klasse bloß von ihnen denken? Die Wahrheit etwa? Dass Papa seine Arbeit verloren hat?? Dabei ist ein Papa ohne Job bestimmt nichts, wofür man sich schämen muss, dagegen ein Papa mit Schürze um den Bauch der echte Partyknüller. Weiß Élodie ja! Aber der Kopf ist eben nicht das Herz – und darum erfindet sie eine Notlüge nach der anderen. Ob das mal gut geht ...“, soweit der ankündigende Text im Verlagsmagazin. 90 leicht lesbare Seiten für Kinder und Eltern, die sensibel machen für einen Umbruch in einer französischen Familie. Während der Arbeitslosigkeit tauscht der Vater die Rolle und die erzählende Tochter schildert in der Ich-Form diesen Prozess – von Überraschung bis Begeisterung, von der Verheimlichung und der Notlüge bis zur Erkenntnis „arbeitslos zu sein ist wirklich keine tödliche Krankheit.“ Ich möchte allen, die ähnliche Familien kennen oder selber betroffen sind, dieses Taschenbuch als ein kleines Stückchen Lebenshilfe empfehlen. CMS
Thema: „Arbeitslosigkeit“ / Personen: Vater, Tochter, Mutter
Restexemplare
im Modernen
Antiquariat
Beverly Cleary
„Ramona hilft Papa“
Taschenbuch bei
Dtv junior
ISBN:
978-3-423-70831-9
D: 6,50 €,
A: 6,70 €
11,70 sFr
zum Vorlesen ab 6,
zum Selberlesen
ab ca. 8 Jahren
Ramona ist die jüngere Tochter der Familie Quimby. Sie geht in die zweite Klasse und hält ihre Umgebung ganz schön auf Trab – in bester Absicht natürlich! In diesem Band aus einer sechsteiligen Reihe von Ramona-Büchern wird ihr Vater arbeitslos. Die Mutter muss mehr arbeiten, der Vater bleibt zuhause und übernimmt jetzt solche Pflichten wie Kletten aus dem Haar schneiden oder kreative Beschäftigung mit Ramona, in dem die beiden einen neuen Weltrekord im Malbild aufstellen. Selbst die verständnisvolle Mutter steigt beim Kochen über das Kunstwerk. Da das Geld knapp wird, möchte Ramona ihrem Vater helfen und ihm mit ihren Methoden das Rauchen abgewöhnen.
Die flotten und realistisch geschriebenen Vorlesegeschichten steigern sich im letzten Kapitel, als Ramona ein Schaf im Krippenspiel spielen soll. Köstlich. Und die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu: „Energisch und voller Lebenslust hüpft Ramona uns direkt ins Herz.“ CMS