Gibt es auch Bücher, die Ihr nicht empfehlen könnt?
Klar, das ist ja das Spannende bei einem Rezensenten-Team. Nicht nur, dass wir manchmal unterschiedlicher Meinung sind und auch zwei Rezensionen zum gleichen Buch schreiben. Meine mit rezensierende
Adoptivmutter lehnt beispielsweise den Titel „Das grüne Küken“ ab, in dem ein Gänserich (!) sich ein Kind wünscht und ein Dino-Ei ausbrütet. Sie möchte nicht, dass ihr Kind durch eine ausgestorbene Tierrasse dargestellt wird. Eine erfahrene Bibliothekarin aus der Hildener Kinder- und Jugendbücherei fand diesen Aspekt nachrangig und Kinder lieben nun mal Dinos und haben zu diesem Buch einen anderen Zugang. Das ist ja das interessante, dass Bilderbücher von Kindern und Erwachsenen gleichzeitig gelesen werden und beide Generationen ihre persönliche Sichtweise und ihre eigene Biografie in den Dialog einbringen.
Die neu gezeichnete Ausgabe des „Grünen Kükens“ habe ich jetzt wieder in diese Liste aufgenommen, siehe oben im Kapitel A 11: „Der soziale Vater - Adoptions- und Pflegevater“
Es gibt auch einige Titel, die wir intensiv diskutieren und in Seminaren der Erwachsenenbildung zur Diskussion stellen, bevor wir sie ablehnen. Oft wird unser negatives Urteil im Dialog mit Eltern und Erzieherinnen bestätigt.
Zwei Beispiele möchte ich nennen: Der Titel „Der tapfere Toni“ ist für mich kein guter Dienst an den neuen aktiven Vätern, die sich Zeit für ein Abenteuer mit ihrem Kind nehmen. Hier wird der bemühte Vater ziemlich lächerlich dargestellt und mich macht es sehr traurig, dass in der heutigen Zeit ein Vater so bescheuert dargestellt wird. Eine absolute Fehlproduktion, die schnellstens vom Markt verschwinden sollte.
Im aufwändigen Bildband „Rasputin der Vaterbär“ zeichnet Janosch eine widersprüchliche Vaterfigur: ein Vater, der seinen Kindern eine Geschichte vorliest, ihnen ein Kostüm näht, der mit ihnen zum Fußballspiel geht, der Beeren sucht oder mit ihnen eine Segeljolle baut. Der seine Kinder aber auch anbrüllt oder sie verhaut. Ebenso umstritten sein Verhältnis zur Mutter seiner vielen Söhne und wenigen Töchter: mal lässt er Frau und Kinder auf dem Esel reiten und geht zu Fuß, mal schleicht er einem „Fräulein“ hinterher oder sucht ein Abenteuer in einem Iglu. Ein Vaterbär, der eine Flasche Schnaps leer säuft und aus der Kneipe rausgeschmissen wird. Was ist also zu halten von diesen 66 Versen und Bildern von Janosch?
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