wollte ich ihn
kennenlernen.“
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Diese deutsch-türkische Freundschaftgeschichte musste ich an einem Regentag im Sommer 2008 sofort bis zum Ende lesen. Denn diese 170 Seiten beschreiben nicht nur die Vatersuche einer 11-jährigen Schülerin, sondern die Geschichte lebt von der tragfähigen Freundschaft von vier Kindern. Allen, die die Lebenssituation heutiger Kinder kennenlernen möchten, sei dieses Buch empfohlen. Denn das ist ja „normal“ heute: getrennt lebende Eltern, alleinerziehende Mütter, Kinder auf der Suche nach ihrem biologischen Vater – aber auch die Geborgenheit in einer Gruppe von Gleichaltrigen aus verschiedenen Ländern und Kulturen.
Es ist die Geschichte von Hanna, die ihren türkischen Vater sucht. Und von ihrer Freundin Merle und dem Mitschüler Peter, ohne die die Sache nie ins Rollen gekommen wäre. Und von der türkischen Mitschülerin Songül, ohne deren Hilfe Hanna ihren Vater nicht gefunden hätte. Nachwort der Autorin zum ersten Buch, das unter dem Titel „Ein Brief an Ali“ erschien:
"Liebe Kinder! Die Geschichte von Hanna, die ihren Vater sucht und dann auch findet, ist frei erfunden. Ich kenne niemanden, dem dies so geschehen ist. Ich habe sie mir ausgedacht. Doch ich kenne Menschen, die ihren Vater gesucht haben. Manche haben ihn gefunden - oft erst, als sie schon längst erwachsen waren -, andere aber haben ihn nicht gefunden. Oder sie haben ihn ein paar Mal gesehen, doch mehr war nicht möglich. Diese Dinge geschehen. Beim Schreiben habe ich oft überlegt, ob es fair ist, dass ich in meiner Geschichte Hanna ihren Vater finden lasse. Weil doch so viele Kinder keine Chance haben ihren Vater zu finden. Doch ich habe mich entschieden, dass es in diesem Buch ein Happyend geben muss. Schließlich hat Hanna viel auf sich genommen und ein bisschen Glück hat sie auch gehabt. Vielleicht fragt ihr euch nun, wie eine Autorin dazu kommt, sich über dieses Thema eine Geschichte auszudenken. Doch so erfunden ist sie nun auch wieder nicht. Seit mehreren Jahren arbeite ich mit Kindern, deren Eltern getrennt leben, und einige kannten ihren Vater gar nicht. Diese Kinder haben sehr viel über ihren Vater nachgedacht. Manche haben versucht zu ihm Kontakt aufzunehmen. Manche haben es beim Träumen gelassen. Und so habe ich den Entschluss gefasst, eine Geschichte zu schreiben über ein Mädchen, das seinen Vater sucht. Hannas Geschichte ist erfunden - aber viele von Hannas Gefühlen und Gedanken nicht. Es sind die Gedanken und Gefühle der Kinder, denen dieses Buch gewidmet ist: C, CH, J, M, S und Y. Ulrike Kuckero“
Themen: „Suche nach dem biologischen Vater“, „Deutsch-türkische Freundschaft“, „Lebenssituation heutiger Kinder“
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Rupa Gulab
„Ein Querkopf kommt selten allein“
Reihe Baobab
bei NordSüd
ISBN:
978-3-314-01623-3
D: 12,95 €
A: 13,40 €
23,80 sFr
ab 12 Jahren
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Die 13-jährige Priya lebt allein mit ihrer Mutter Tanu in Neu-Delhi. Völlig unvermittelt erzählt ihre Mutter, dass der bisher unbekannte Vater wieder aufgetaucht ist und seine Tochter kennen lernen möchte. Eine mühsame Annäherung findet in dieser Familiengeschichte aus dem heutigen Indien statt. Doch bald zieht der Vater in die Nachbarwohnung und hilft seiner Tochter, er gibt ihr Nachhilfe in Mathe und bringt ihr das Gitarre spielen bei. Als er bei einem Projekt zur Wiedereinstellung der geliebten Englischlehrerin die entscheidenden Briefe schreibt, ändert sich Priyas Einstellung und aus „Mr Sarkar“ und „Dad the Bad“ wird ein akzeptierter Vater, der Erfolge und Misserfolge seiner Tochter miterlebt. So schickt er ihr nach dem Bühnenerfolg über ein selbstgeschriebenes Musical Blumen oder schenkt ihr trotz niedriger Punktezahl in Mathe eine Gitarre. In dieser handlungsarmen Mutter-Vater-Tochter-Geschichte nähern sich drei Menschen aneinander an, das harmonische Ende ist vorhersehbar.
Vielleicht wird dieser Roman ja von ähnlich alten Mädchen gelesen, für Väter bietet er zu wenig Tiefe, denn die Entwicklung vom Mann, der die schwangere Frau verlässt, weil er keine Kinder haben möchte, zum liebevollen Unterstützer eines pubertierenden Mädchen wird nur angedeutet.
CMS
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Brendan Halpin
„All about dad“
als Taschenbuch
Lübbe
978-3-404-15901-7
D: ca. 7,95 €
A: 8,20 €
Ca. 15,00 sFr
ab 14 Jahren
Drei Fragen bleiben für mich als langjährigen Papa-Bücher-Rezensenten offen:
„Kann ich meinen Kindern ein guter Vater sein, wenn die eigene Beziehung zu meinen Vater ungeklärt ist?“ –
„Welche Verantwortung hat ein biologischer
Vater, wie sieht seine Vaterschaft aus?“
und
„Wie viel Vater braucht ein Mensch - sein Leben lang?“
frage ich mich als
ältester Sohn und Vater zweier
pubertierender Töchter.
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Verlagsinformation: „Seinen Vater erst mit vierzehn kennen zu lernen ist nicht immer einfach. Aber es ist auch nicht einfach, plötzlich eine vierzehnjährige Tochter zu haben. In diesem Buch wird die anrührende, komische, freche und herzzerreißende Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Menschen erzählt, die sich miteinander arrangieren müssen: einem überzeugten Junggesellen, der vor Jahren mal Samen gespendet hat, und seiner trotzigen Teenagertochter, die nach dem plötzlichen Tod der Mutter zu einem wildfremden Vater ziehen muss, weil es sonst niemanden gibt, der für sie Zeit hat. .. Wie aus dem ungleichen Paar Vater und Tochter werden – davon erzählt der Autor – selber Witwer mit einer Tochter – auf unnachahmliche Weise in diesem wunderbaren Roman, der alles hat, was das Leben ausmacht ...“
Dieses Buch ist in Form eines Protokolls geschrieben: Tagebuchnotizen, E-Mails, Chat-Protokoll und Tonbandabschriften. Diese Dokumente geben uns Einblicke in eine ganz besondere Familiengeschichte, in der ein Samenspender 14 Jahre später Kontakt zu seiner Tochter bekommt. Erst jetzt entwickelt er im Laufe der Zeit väterliche Gefühle und spürt dabei, dass er selber seine Beziehung zum eigenen Vater aufarbeiten muss. Beide Vaterschaften verändern sich, es entwickelt sich ein neues Verhältnis der beteiligten Familienmitglieder aus drei Generationen.
Wie auf einer Achterbahnfahrt nehmen wir teil am Leben von Rosalind, die extreme und belastende Situationen durchleidet: Tod der Mutter und ihrer Lebensgefährtin, Kontakt zum unbekannten biologischen Vater, völliges Versagen in der Schule, unkontrollierte Aggression gegen einen Mitschüler mit Gefahr eines Schulverweises, Kontakt zum drogenabhängigen Großvater und familienähnliches Zusammenleben mit dem Samenspender. Mal Ausreißerin, mal angepasste Tochter, mal Weihnachtsfest-Verweigerin, mal liebevolle Köchin für den neuen Vater. Und er, der ehemalige Single und unfreiwillige Papa: mal ratloser Rechtsanwalt, mal Kämpfer für seine Tochter, mal nachdenklicher Sohn, mal fürsorglicher Fahrer und Unterstützer.
Eine mitreißende Vater-Tochter und Vater-Sohn-Geschichte, nicht ganz leichte Kost, schwer zu lesen aber unheimlich packend bieten diese 260 Seiten einen tiefen Einblick in eine verletzte Mädchen-Seele. Trotz aller Trauer und allem Kampf ein positives Buch, das Hoffnung macht. CMS
Themen: „Samenspende“, „Drei-Generationen-Familie“, „Trauerarbeit“, „Späte Vaterschaft“, „Gefühle in der Pubertät“
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Sigrid Heuck
„E-Mails aus Afrika“
Thienemann
ISBN:
978-3-522-17950-8
D: 9,90 €
A: 10,20 €
18,00 sFr
ab 10 Jahren
zitiert:
„Das von Lillis Vater
gesuchte Mittel
zur Vernichtung
der Mücken, ohne die Umwelt zu schädigen, ist noch nicht gefunden.“
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Dieser Mädchenroman beschreibt einige Monate im Leben von Lilli, die in ein paar Tagen auf das Gymnasium kommt. Und von Ihrem Vater Hanno, der seit zwei Jahren als Witwer gemeinsam mit seiner Mutter für das Mädchen sorgt. Doch nun ist Lilli enttäuscht. Ausgerechnet jetzt muss ihr Vater, ein Wissenschaftler, nach Gambia reisen, um dort eine Mückenart zu erforschen, die eine schlimme Krankheit unter der Bevölkerung auslöst. Dabei wollte er sie doch an ihrem ersten Tag an der neuen Schule begleiten. Und bald ihren elften Geburtstag mit ihr feiern. Immerhin verspricht Papa, ihr viele E-Mails aus Afrika zu schicken. Durch die schnelle Kommunikation bekommt Lilli viel vom Leben in den abgelegenen Dörfern und von der Armut der Bevölkerung mit. Die zeitweise Trennung von Vater und Tochter bietet beiden die Chance, durch die E-Mails in einer ganz anderen Kommunikationsform von den eigenen Erlebnissen zu berichten und Anteil am Leben des anderen zu nehmen.
Das ist jetzt nicht so der große Abenteuerroman – wohl eher etwas für Mädchen, die nachdenken und sich sozial engagieren. Ich kann mir diesen Titel gut als Lektüre in der Unterstufe eines kirchlichen Gymnasiums oder einer christlichen Realschule vorstellen. CMS
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Christine Knödler (Hg.)
und zehn Autorinnen
„So nah und doch so fern – Geschichten von Vätern und
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