Die Kongregation der Schwestern



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Die Kongregation der Schwestern

vom Allerheiligsten Heilande
genannt "Niederbronner Schwestern"
Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Liebestätigkeit

der neuesten Zeit

Von

Dr. Luzian Pfleger


Priester des Bistums Straßburg

Freiburg im Breisgau 1921

Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung

Berlin, Karlsruhe, Köln, München, Wien, London, St. Louis Mo.

Imprimatur
Argentinae, die 19 Maii 1921

E. Kretz, V.g.

___________

Imprimatur
Friburgi Brisgoviae, die 25 Iulii 1921

Carolus, Apps

Alle Rechte vorbehalten


Buchdruckerei von H e r d e r & Co. G.m.b.H. in freiburg i. Br.

Seinem verehrten Oheim



Dr. theol. Nikolaus Paulus

Päpstlicher Geheimkämmerer und Ehrenkanonikus



dem langjährigen Hausgeistlichen des Münchner Herz-Jesu-Klosters

in dankbarer Liebe

der Verfasser

Anmerkung:

Die Texte sind in der dem Verfasser vertrauten Rechtschrift wiedergegeben.



Vorwort

Die Anregung zu diesem Buche ging von Herrn Superior und Kanonikus Hanns aus dem Mutterhause Oberbronn aus, der die Wichtigkeit einer zuverlässigen und quellenmäßigen Geschichte für das innere Leben einer so ausgedehnten Genossenschaft wie die der Niederbronner Schwestern wohl erkannte. Muß nicht in den Seelen der Mitglieder die Begeisterung für ihr Berufsideal wachsen, als sie eine tiefere Erkenntnis besitzen der großen Sache, der sie dienen, und der Familie, der sie angehören? Aber auch für die Allgemeinheit kann eine eingehendere Darstellung einer modernen sozialkaritativen religiösen Genossenschaft nicht ohne tieferes Interesse sein. Ist sie doch geeignet, auch weiteren Kreisen, die vielfach der meist im stillen sich vollziehenden Tätigkeit solcher kirchlichen Organisationen gleichgültig oder gar verständnislos gegenüberstehen, die Augen zu öffnen und ihnen Einblick zu gewähren in die reichsprudelnden Quellen selbstloser Liebe, die auch in einer Zeit, wo brutaler Egoismus und schrankenlose Genußsucht einen großen Teil der Menschheit beherrschen, im Schatten der katholischen Kirche fließen und ihren reichen Segen über die Wüstenstriche menschlichen Elends leiten.

Nur zögernd ist der Verfasser dieses Buches der Aufforderung zu seiner Abfassung nachgekommen, weil er vor den Schwierigkeiten zurückschreckte, die eine eindringende Darstellung, vor allem die übersichtliche Gruppierung des gewaltigen, disparaten Stoffes der nicht abgeschlossene Geschichte, sondern noch warm pulsierende Tätigkeit ist, an den Bearbeiter stellen. Nachdem er sich einmal entschlossen hatte, war ihm sein Ziel sofort klar: kein trockenes Gerippe von Daten und Tatsachen zu schaffen, das nur den Freund von Tabellen und Statistiken interessiert, sondern ein wirkliches Hausbuch über und für die Genossenschaft. Es galt also, ein lebensvolles, gemeinverständliches, alle Seiten des Genossenschaftslebens berührendes Bild der Kongregation zu zeichnen, ihr Werden, Wachsen und gedeihen im Fluss der Zeitgeschichte zu verfolgen, den Anteil der beteiligten Persönlichkeiten gewissenhaft zu umschreiben, sie getreulich zu charakterisieren. Es galt, das Hauptziel nicht aus den Augen zu verlieren: die Geschichte der ganzen Genossenschaft, nicht etwa bloß, wie es vielfach geschieht, die Biographie der Gründer als Hauptsache zu betrachten und die Weiterentwicklung des Werkes auf ein knappes Verzeichnis der einzelnen Filialgründungen zu beschränken. Das ist freilich bequemer, aber der Gesamtgeschichte der christlichen Caritas der Neuzeit ist damit nur mäßig gedient.

Darum glaubte der Verfasser auch die Hausgeschichte jeder einzelnen Niederlassung berücksichtigen zu sollen. Er hatte, da das Buch vor Kriegsausbruch begonnen war, jede Hauschronik mit einer gewissen Ausführlichkeit behandelt, manche schöne Schwesterntat registriert, die Verzeichnisse der Oberinnen beigegeben. Nur mit Bedauern sah er sich, in Anbetracht der gewaltig gestiegenen Druckkosten, veranlasst, alles bis auf das unumgänglich Nötige zusammenzustreichen. Auch eine Serie für den Statistiker wertvoller Tabellen, wie sie z.B. W. Hohns Buch "Die Nancy-Trierer Borromäerinnen in Deutschland 1810-1899" auszeichnen, mußte wegbleiben, um den Umfang des Buches nicht allzu stark werden zu lassen.

Bezüglich der Quellen sei folgendes bemerkt: Neben dem Generalarchiv des Mutterhauses kam vor allem das Ordinariatsarchiv des Bistums Straßburg in Betracht. Es war ein glücklicher Umstand, daß Bischof Andreas Räß, der Hauptförderer des Werkes, alle auf dasselbe bezüglichen Schriftstücke und Korrespondenzen sorgfältig sammelte und verwahrte. Nur so ist es möglich gewesen, über die bereits von der geschäftigen Legende umsponnene Gründungsepoche die nötige Klarheit zu erlangen. Die Korrespondenzen von Bischof Räß mit auswärtigen Kirchenfürsten lagen alle in eigenhändigen Konzepten des Bischofs vor, ebenso die Korrespondenzen der Generaloberinnen in sorgfältig geführten Kopialbüchern. Wertvolle, die Tätigkeit der Schwestern betreffende Angaben über die Frühzeit (besonders über die drei ersten Kapitel des zweiten Buches) lieferten die Aussagen hochbejahrter, jetzt verstorbener Schwestern.

So ist das Buch auf zuverlässigen Quellen aufgebaut. Da es die Geschichte einer Kongregation behandelt, deren Mitglieder verschiedenen Nationen angehören, die der unheilvolle Krieg entzweite, so hat der Verfasser sorgfältig alles zu vermeiden gesucht, was hüben und drüben ein empfindliches Gemüt in Wallung versetzen könnte. Dies zu versichern sollte überflüssig erscheinen bei der Schilderung eines Werkes der christlichen Liebe. Denn diese ist inter- und übernational wie die Person des Herrn selbst, der gekommen ist, um den Völkern die Liebe zu bringen.

Noch zu danken bleibt mir: so den ehrwürdigen Sekretariatsschwestern Synesia und Gilbert, an deren Tür ich so oft und nie vergebens pochte; der ehrwürdigen Schwester Laurienne, Oberin des Herz-Jesu-Klosters in München, für viele wertvolle Mitteilungen; der greisen Schwester Leonie im Mutterhause, die mit unermüdlicher Geduld viele kleine Bausteine zusammentrug. Vor allem aber meinem lieben Freund Joseph Fischer, Hausgeistlichen zu Oberbronn, der von Anfang an dem Buch und seinem Gedeihen das tatkräftigste und selbstloseste Interesse entgegenbrachte und es in jeder Weise förderte; ihm verdanke ich auch die wertvollen Übersichten des Anhangs. Mit Vergnügen denke ich an die stillen Arbeitsstunden im tannenumrauschten Mutterhause zurück, die mir durch die Gastfreundschaft der ehrwürdigen Generaloberin Schwester M. Livier und die stetige fördernde Teilnahme des Herrn Superiors Hanns mehr Erholung als Mühe schienen.

Hat der Verfasser von jeher die bescheidene, in hingebungsvoller Liebe ihre Kranken pflegende Niederbronner Schwester bewundert, so ist diese Bewunderung durch die eingehende Beschäftigung mit ihrer großen Klosterfamilie nur gewachsen. Er schätzt sich glücklich, ihrem aufopferungsvollen Wirken im Dienste der leidenden Menschheit ein bescheidenes Denkmal gesetzt zu haben. Mögen die Schwestern sich dessen freuen und seinem Urheber ein frommes Gedenken bewahren.

Straßburg, am Sonntag Trinitatis 1921.

Der Verfasser.



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