Die Kongregation der Schwestern



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3. Typhusepidemien.

Einem andern furchtbaren Feinde der Menschheit hatten unsere Schwestern ebenfalls öfters gegenüberzutreten: dem Typhus.

Wir finden sie zuerst im Kampf mit dieser Seuche im Jahre 1855 in der Rheinpfalz, wo die Gemeinden Pirmasens und Hambach schwer darunter zu leiden hatten. In demselben Jahre ließ der Präfekt des Oberrheins zwei Schwestern nach Altkirch kommen, wo der Typhus im Gefängnis und im Krankenhause mächtig aufgetreten war 222). Die kgl. bayrische Regierung erbat im Jahre 1860 von der Würzburger Filiale der Genossenschaft zwei Schwestern für eine in Ober- und Unterwallbehrungen und in Güntersleben ausgebrochene Typhusepidemie, ebenso im folgenden Jahre zum gleichen Zweck für die Gemeinde Mellrichstadt. 1863 grassierte die Epidemie wieder sehr heftig in Güntersleben bei Würzburg. Schwester Lazarus und Osmund wurden hingesandt. Die Krankheit war bei ihrer Ankunft schon eine Woche vorher ausge­brochen und hatte täglich ein halbes Dutzend Menschenleben vernichtet. Durch die unermüdliche Pflege der beiden Schwestern wurde die Gewalt der Seuche gebrochen; niemand mehr starb. Jede von ihnen besorgte eine Dorfhälfte. Drei Monate lang hatten sie angestrengten Dienst. Während dieser Zeit kamen sie in kein Bett; das Höchste, was sie sich leisten konnten, war eine halbstündige Ruhe auf einem harten Holzstuhle. Vormittags kochte Schwester Lazarus im Schulhause kräftige Fleischbrühe, welche von den sechs gesund gebliebenen Dorfbewohnern ausgetragen wurde. Sonst wanderten die Schwestern von Haus zu Haus, wuschen und kämmten die Erkrankten, brachten die Betten in Ordnung und führten gewissenhaft die Anordnung der beiden von Würzburg herbeigeeilten Ärzte aus. Mit bewunderungswürdiger Geduld lagen sie ihren schweren Pflichten ob. Eines Tages kam König Ludwig I., der von dem großen Elend des heimgesuchten Ortes gehört hatte, von Aschaffenburg herüber, erkundigte sich teilnehmend nach dem Schicksal der Kranken und drückte den Schwestern seine Bewunderung aus für ihre rastlose Tätigkeit. Als die Mehrzahl der Einwohner auf dem Wege völliger Besserung war, wurden die sechs Gesunden, welche den Schwestern in der Bedienung der Kranken beigestanden hatten, auch krank; doch gelang es der Pflege der Schwestern, sie zu retten. Nach dem Aufhö­ren der Seuche zogen sich die beiden Schwestern in ihr Würzburger Klösterlein zurück. Doch vier Wochen nachher warf die tückische Krankheit den braven Pfarrherrn Wehner 223) aufs Krankenlager; nach wenigen Tagen verschied er; Schwester Lazarus drückte ihm wehmütig die Augen zu.

Als im Jahre 1872 in Straßburg und in den umliegenden Dörfern der Typhus ausbrach, widmeten sich zahlreiche Schwestern mit gewohnter Opferwilligkeit der Pflege der Angesteckten. Schwester Adria ist dabei ein Opfer ihres Berufes geworden. Schwester Adelphe wurde nach Sulzbad geschickt, wo sie vier Wochen lang Tag und Nacht am Lager der Typhuskranken wachte, und durfte gleich nachher zu demselben harten Dienste für sechs Wochen nach Geispolsheim übersiedeln. Mit ihrem Leben mußte im Jahre 1874 im Straßburger Militärlazarett, wo der Typhus ausgebrochen war, Schwester Urban ihren Heldenmut bezahlen. Ein glänzendes Begräbnis mit militärischen Ehren ist ihr zuteil geworden.

In Gerlachsheim (Baden) herrschte im Jahre 1879 der Typhus in heftiger Weise. Den Schwestern Ludmilla und Perseveranda, die mit dem bösartigen Charakter der Krankheit durch langjährige Erfahrung wohlvertraut waren, gelang es durch unermüdliche, weise Pflege, der Seuche fast alle Angesteckten zu entreißen. Mit dem gleichen Erfolge war Schwester Elise aus der Filiale Wertheim in der Gemeinde Freudenberg tätig, in welcher im Jahre 1882 der Typhus etwa 70 Personen aufs Krankenlager geworfen hatte. Nur wenige wurden eine Beute des Todes.

Mit welcher Sorgfalt und Sachkenntnis unsere Schwestern bei solchen ansteckenden Seuchen vorgingen, erhellt aus einem bemerkenswerten Berichte, welchen der Kantonalarzt von Bitsch, Dr. Willigens, im Jahre 1884 über die Pflegetätigkeit einer Schwester an die Kreisdirektion von Saargemünd sandte. Es handelt sich darin um die Schwester Felicienne, welche auf Bitten der Gemeinde Liederscheidt in Lothringen die Pflege einer typhuskranken, siebenköpfigen Familie übernommen hatten. Der Arzt schreibt: "Wir waren so glücklich, in dieser Schwester eine Wärterin zu haben, welche allen, auch den härtesten Ansprüchen in bezug auf umsichtsvolle und aufopfernde Krankenpflege gerecht geworden ist. Diese ebenso verständige als praktisch geschulte Wärterin hatte gleich das Jammerhaus von Grund aus umgestaltet, Zimmer und Fußböden gereinigt, die Krankenbetten gesäubert, für frische Wäsche gesorgt, die alte Wäsche desinfiziert, die Fenster - zum Schrecken der Dorfbewohner - weit offen gehalten, um der gesunden Luft freien Zutritt zu gestatten. Wenn man ins Haus trat, war keine verpestete Luft mehr zu bemerken, und den Kranken sah man das Gefühl der Behaglichkeit an. Dabei gewissenhafte und pünktliche Befolgung der ärztlichen Vorschriften in Reichung der Medikamente und Nahrungsmittel, in den gründlichen Körperwaschungen sämtlicher Kranken usw. Da bei einer Entfernung von 13 km tägliche Besuche des Arztes nicht möglich waren, so schickte sie sehr verständig verfasste, ausführliche Krankenberichte, sogar mit Angabe der Morgen- und Abendtemperaturen. So hat sie wochenlang Tag und Nacht unermüdlich und segensreich gewirkt, mit einer Hingeb­ung und Aufopferung, die gewiß weit über die gewöhnliche Pflichterfüllung hinausgeht. Ich halte es für eine Pflicht, und es ist mir zugleich eine Freude, dieser so verdienstvollen, ganz von der Heiligkeit ihres freigewählten Berufes durchdrungen und dabei so bescheidenen Schwester öffentlich meinen Dank und den Ausdruck meiner Hochachtung darzubringen." 224)

Das Beispiel besonderer Umsicht bei dieser so gefährlichen Seuche gibt uns auch Schwester Cyprian. Als in Klein-Krotzenburg (Hessen) im Jahre 1892 mehrere Personen unter der typhösen Erscheinung erkrankten, ließ Schwester Cyprian, da kein Arzt im Ort war, den Kassenarzt rufen und bat ihn, Desinfektionsmittel zu verschreiben. Doch dieser wollte nicht an Typhus glauben. Als die Schwester auch beim Bürgermeister nichts erreichte und die Erkrankungen sich vermehrten, wandte sie sich vertraulich an den Kreisarzt. Sie gab ihm zugleich an, daß die ersten Erkrankungen alle im Umkreis eines Brunnens vorkamen, der direkt an der Abortgrube lag. Nach Prüfung der Verhältnisse ließ der Kreisarzt sofort den Brunnen schließen und bemerkte: wenn die Schwester nicht gewesen wäre, so wäre ganz Krotzenburg ausgestorben.

Es würde zu weit führen, alle die Fälle aufzuzählen, wo die Niederbronner Töchter mutig und erfolgreich den Kampf gegen heimtückische Typhus- oder sonstige Epidemien aufnahmen. Mehr als eine fiel bei solchen Gelegenheiten dem Tode zum Opfer, den sie nie scheuten. Denn ihre Nächstenliebe war stärker als der Tod. Einige Namen solcher tapferen seien hier noch genannt, die dem Verfasser dieser Zeilen zufällig bekannt geworden sind; wie viele andere aber aus früheren Zeiten sind auf ähnliche Weise den Heldentod christlicher Nächstenliebe gestorben, deren Namen von den Menschen vergessen, aber mit goldenen Lettern im Buche der Vergeltung aufgezeichnet sind?

Am 11. Februar 1869 verschied Schwester Calixte in ihrem 29. Lebensjahre zu Belfort an Typhus, den sie sich bei der Pflege kranker Soldaten zugezogen hatte. Das gleiche Los widerfuhr am 10. Dezember 1875 der Schwester Jsidore zu Châtillon-sur-Seine, welche eine am Typhus erkrankte Familie gepflegt hatte. An ihrem Grabe, das die ganze Bevölkerung des Ortes umstand, hielt der Bürgermeister der auf dem Felde ihres Berufes gefallenen Toten einen begeisterten Nachruf 225). Auch Schwester Acheul, deren Tätigkeit wir schon bei der Darstellung der Kriegs­krankenpflege gewürdigt haben, starb auf diese Weise. Sie war einem typhuskranken Bahnbeamten beigestanden, als sie infolge Ansteckung an derselben Krankheit zu Witry-les-Reims am 16. Dezember 1898 starb; die Eisenbahngesellschaft der Westbahn ließ sich bei ihrem Begräbnis durch eine Abordnung von 18 Beamten vertreten. In Witry-les-Reims war ein Jahr vorher - am 21. August 1897 - Schwester Florent ein Opfer ihres Berufes geworden; bei der Pflege eines an Dysenterie Erkrankten hatte sie sich die gleiche Krankheit zugezogen. Sie sollte in Reims beerdigt werden, aber die Pfarrgemeinde protestierte dagegen und ließ es sich nicht nehmen, der opfermutigen Verstorbenen auf gemeinsame Kosten an Ort und Stelle eine würdige Grabstätte zu bereiten. An Typhusansteckung starb ferner am 5. Dezember 1897 zu Barr im Elsaß Schwester Berthold. Desgleichen Schwester Bertrand zu Roubaix; sie verschied am 21. Oktober 1898, zehn Tage nach dem Tode des Kranken, den sie unermüdlich gepflegt hatte. Einst hatte sie sich ins tiefe Wasser gestürzt, um ein ertrinkendes Kind zu retten: was Wunder, wenn ihr Begräbnis sich zu einem großartigen, wenn auch tränenreichen Triumphzug gestaltete, der im Grunde ebensosehr der alles überwindenden christlichen Liebe galt als der stillen bescheidenen Schwester, die nie an sich, sondern nur an andere dachte.

Ein wahrhaft christlicher Heroismus tritt uns entgegen in dem Tode der Schwester Quadrata, die am 1. März 1883 im blühenden Alter von 28 Jahren zu Lunéville am Typhus starb. Diese Schwester verkörpert das Jdeal einer wahren Tochter des göttlichen Erlösers, der sein Leben hingab für die Menschen. Im Jahre 1881 kam sie aus dem Hause zu Thann nach der Station Lunéville. Da sie der französischen Sprache nicht mächtig war, konnte man sie zunächst nur in der Küche verwenden. Das war für sie, die mit allen Fasern ihres Herzens die leidenden Menschen liebte, ein großes Opfer. Am Kochherde konnte sie ihrem Tatendrange nicht genugtun. Darum benutzte sie jede Gelegenheit, sich die notwendigen Elemente der fremden Sprache anzueignen, um in der Krankenpflege wirken zu können. Nach fast drei Jahren wurde ihr Herzenswunsch erfüllt. Man wies ihr einen typhuskranken Studenten der Medizin zu. Drei Wochen pflegte sie den jungen Mann, den die tückische Seuche sichtlich dem Tode entgegentrieb. Die Schwester war untröstlich. Da reif­te in ihrer reinen Seele ein heldenmütiger Entschluß. Indem sie in der heiligen Einfalt ihres frommen Gemütes sich sagte, daß ein Arzt der Menschheit größere Dienste leisten kann als eine kleine, unbedeutende Krankenschwester, flehte sie zu Gott, er möge das Opfer ihres eigenen Lebens annehmen und den jungen, hoffnungsvollen Mann, der mit dem Tode rang, der leidenden Menschheit erhalten. Und Gott schien Wohlgefallen zu finden an ihrer Bitte. Denn es geschah, daß sie alsogleich vom Typhus ergriffen wurde, während der Kranke, den sie mit ihrer rührenden Sorge umgeben hatte, so schnell genas, daß er dem Sarge der Hingeschiedenen mit tränenden Augen folgen konnte.

Still und unerkannt ging diese Schwester durchs Leben; aber wer möchte allen irdischen Ruhm gegen ein solches Ende eintauschen?

Drittes Kapitel.



Im Weinberg des Herrn.

Als die Schwestern, welche im Cholerajahre 1854 nach dem lothringischen Dorfe Waville geschickt waren, nach vollendeter Mission nach Hause zurückkehrten, schrieb Rousset, der Inspektor der öffentlichen Armenpflege, aus Metz an die Obern des Mutterhauses folgende bemerkenswerten Worte (1. Oktober 1854): "Die Hingabe, der unermüdliche Eifer, die Klugheit, welche die Schwestern bei der Pflege der zahlreichen Kranken von Waville an den Tag gelegt haben, sind ihre geringste Wohltat. In seiner unendlichen Güte hat Gott sich Ihrer heiligmäßigen Schwestern bedient, um ein Volk, das sich seit Jahren vom Wege des Glaubens und kirchlicher Pflichterfüllung entfernt hatte, wieder zu ihm zurückzuführen. Vor kaum drei Monaten hat mir der hochw. Herr Bischof von Metz mitgeteilt, daß in seiner ganzen Diözese ihm diese Gemeinde am meisten Kummer bereite; heute ist die Umwandlung vollständig! Unter dem wohltätigen Einfluß der Schwestern, dank ihrer rührenden Fürsorge, ihren frommen Unterweisungen, ihrer aufopfernden Liebestätigkeit ist das Eis gebrochen, die Einwohner sind eifrige Christen geworden und bekennen laut ihre Dankbarkeit gegenüber diesen frommen Töchtern, deren Gott sich bediente, um dieses Wunder zu wirken."

In diesen Worten ist jene andere Seite der christlichen Liebestätigkeit berührt, die über dem leiblichen Wohle des Menschen sein geistliches, ewiges Wohlergehen nicht außer acht läßt. Von Anfang des Bestehens der Genossenschaft an haben die Stifter diese Seite der Wirksamkeit ihrer Mitglieder stets betont und eingeschärft, und ihre Nachfolger haben es nicht anders gehalten. Die Pflegerinnen der Armen und Kranken sollten zugleich eifrige Mitarbeiterinnen sein im Weinberge des Herrn. Das Seelenheil der ihnen anvertrauten Kinder und Kranken soll ihnen nicht weniger am Herzen liegen als die Gesundheit des Körpers. Darum heißt es auch so schön und richtig in einem von den Obern im Jahre 1884 nach Rom gesandten Rechenschaftsbericht: "Die Schwestern sind für die Seelsorge einer Gemeinde eine wertvolle, oft unentbehrliche Hilfe. Es gibt Städte, wo ohne die Vermittlung der Schwestern der Geistliche zu vielen Kranken nicht gerufen würde; wo sie weilen, wird er fast nie zurückgewiesen. Oft handelt es sich um Kranke, welche nach 20, 30 ja 40 und mehr Jahren wieder ihre religiösen Pflichten erfüllen und eines christlichen Todes sterben. Unter den Kranken, die auf diese Weise wieder zur Kirche zurückkehren, befanden sich solche, welche geschworen hatten, im Unglauben zu sterben, in dem sie beständig gelebt hatten."

Der Geschichtsschreiber der Genossenschaft, dessen Hauptaufgabe darin besteht, ein möglichst allseitiges Bild ihres Wesens und Wirkens zu entwerfen, darf deshalb auch an der vorhin angedeuteten rein geistigen Seite der christlichen Liebestätigkeit nicht achtlos vorübergehen. Er weiß zwar, daß gerade diese Art des Wirkens der Schwestern jenen Leuten höchst unangenehm ist, welche allem Religiösen gleichgültig oder feindlich gegenüberstehen, und daß man im Lager der Gegner der katholischen Krankenpflegekongregation gerne das ausgeprägte christliche in der Berufstätigkeit der Schwestern als Angriffspunkt herausgreift. Es fehlt nicht an Ärzten, welche jede religiöse Einwirkung der Pflegeschwestern auf den Kranken als einen Übergriff auf andere Rechte betrachten. Sie hätten recht, wenn dadurch der Heilungsprozeß erschwert würde, vor allem, wenn es sich um Angehörige anderer Konfessionen handelte. Jede Proselytenmacherei ist bei einer Institution, die sich im Dienste der Kranken aller Bekenntnisse widmet, von vornherein ausgeschlossen. Aber anders liegt die Sache, wenn es sich um Schwerkranke ihres Glaubens handelt. Da zeichnet die Ordensregel der Schwester kurz und bündig ihr Verhalten vor: "Sobald eine Gefahr beim Kranken eintritt, soll die Schwester Sorge tragen, daß ein Priester berufen werde. Zeigt sich der Kranke bereitwillig, die heiligen Sakramente zu empfangen, so soll sie ihm zur Vorbereitung und Danksagung behilflich sein. Zeigt er sich nicht bereitwillig, so wird sie alles, war ihr die Klugheit eingeben kann, aufbieten, um ihn für die Hilfsmittel der Religion zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck wird sie noch mehr beim lieben Gott als beim Kranken zudringlich sein; bei diesem aber wird sie ihre Pflichten nur um so demütiger, sanftmütiger und opferwilliger erfüllen."

Das ist nichts anderes, als was auch die evangelische Diakonisse als ihre "köstlichste Aufgabe" betrachtet, "die Gottlosen der Kirche zuzuführen" 226). "Kann das ein Vergehen sein, wenn die pflegende Schwester, die vielleicht allein die Situation des Patienten kennt, ihn auf seine Pflicht aufmerksam macht, ihm die volle Wahrheit betreffs seines Zustandes in schonender Weise beibringt? Ist das nicht vielmehr wahre Liebe und Barmherzigkeit gegenüber der sentimentalen Gewissenslosigkeit selbst der nächsten Verwandten, den Kranken in totaler Unkenntnis zu lassen, ja ihn in Hoffnungen einzulullen, die lauter Täuschungen sind?" 227)

So erscheint es mit gutem Recht der am Bette eines hoffnungslos erkrankten Menschen stehenden Schwester als ein letzter, wichtigster Akt der Nächstenliebe, den sie ihm gegenüber während der kurzen Spanne Zeit, die ihm zu leben noch übrig bleibt, betätigen kann, wenn sie ihn vor dem ewigen Unglück bewahrt. Es ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Ihr Beruf in den Krankenhäusern und Privatwohnungen führt sie mit allerlei Menschenkindern zusammen. Aber ein wenig Geduld, kluges, taktvolles Abwarten, ein bißchen natürliche Frauenklugheit, und wenn alle anderen Mittel versagen, die Zuflucht zum Gebete bringen die treubesorgte Hüterin meist doch zum Ziele.

Oft genügt schon die stille und vor nichts zurückschreckende Pflegetätigkeit der Schwester, um den Kranken besseren Gefühlen zugänglich zu machen. Da war Ende der 1880er Jahre in St. Amarin (Oberelsaß) ein fünfundachtzigjähriger ehemaliger Kapitän der französischen Armee, der sich auf strenge Anweisung des Arztes eine unserer Schwestern als Pflegerin gefallen lassen mußte. Er tut es nur widerwillig, denn das klösterliche Gewand kann er nicht leiden. Jedes religiöse Gefühl ist schon längst in ihm erstorben. Mißtrauisch und mürrisch betrachtet er den unbequemen Gast. Allein je mehr er verwundert zusieht, wie die Schwester still und geschäftig ihres bei der besonderen Art seiner Krankheit nicht angenehmen Amtes waltet, um so nachdenklicher wird er. Die frühere Abneigung verwandelt sich in festes Zutrauen; die betende Schwester läßt in ihm die frommen Erinnerungen aus der Jugendzeit, das Bild seiner gottesfürchtigen Mutter aufsteigen. Und siehe, er bittet die Schwester, daß sie ihm von Gott und religiösen Dingen spreche, daß sie ihm das längst vergessene Vaterunser lehre. Nur von der Beichte darf sie ihm noch nicht reden, das verträgt der alte Soldat nicht. Er wird von Tag zu Tag schwächer. Als ihn die Schwester einst wieder gewaschen und in frisches Linnen gebettet hatte, glänzt eine Träne der Rührung in den müden Augen. Nun hält die Schwester den Augenblick für gekommen: "Wie wäre es, wenn Ihre Seele jetzt auch so gereinigt wäre wie Ihr Körper? Wie glücklich würden sie sich dann fühlen!" Sie hatte richtig gerechnet. Nach einigen lahmen Einwendungen war der alte Brummbär gewonnen. Mit großer Ergriffenheit empfing er die heiligen Sterbesakramente und ging nach einigen Tagen ruhig und glücklich in die Ewigkeit ein.

Durch das unentwegte stille Wirken einer Schwester wurde auch eine bekannte Münchner Schauspielerin auf dem Sterbebett für Gott wiedergewonnen. Auch sie hatte sich auf Befehl des Arztes dazu bequemen müssen, bei einer schweren Erkrankung eine unserer Schwestern herbeizuziehen. Als ausgesprochene Religionshasserin brachte sie der Schwester nur Spott und Hohn entgegen, behandelte sie grob und ungezogen. Aber lautlos und ohne Widerwillen versieht die Pflegeschwester ihr undankbares Amt, begegnet der launenhaften, mürrischen Kranken stets mit derselben und unerschütterlichen Liebenswürdigkeit und Sorgfalt. So geht es fast ein Vierteljahr, währenddessen die Schwester ohne Klagen und Murren alle giftigen und bissigen Ausfälle der Patientin gegen ihre religiösen Übungen ertragen hat. Da bemerkt sie eines Tages Tränen in den Augen der abgezehrten Theaterdame. Sie fragt nicht nach deren Ursache, sie wartet ab. Am folgenden Tage ersucht dann die Kranke schluchzend die Schwester, sie möge sie wieder beten lehren, "denn", so fügte sie bezeichnenderweise bei, "es muß doch etwas Höheres geben als dieses irdische Leben, da Sie sonst nicht ein Vierteljahr lang mich mit so unendlicher Opferwilligkeit und Geduld ertragen hätten". So hatte auch diese in der Trugwelt des Theaters verlorengegangene Seele den Glauben ihrer Kindheit wiedergefunden und konnte getröstet und gestärkt zu Gott eingehen. Um ihr diese große Gnade zu vermitteln, hatte Gott sich der selbstlosen Liebe der Krankenschwester bedient.

Eine Aufzeichnung aus dem St. Vinzentiushause in Karlsruhe zählt für das erste Halbjahr von 1883 allein 40 Fälle auf von Sterbenden, die nach langjähriger Unterbrechung wieder gläubig die Sakramente empfingen. Ähnliche Fälle ließen sich zu Hunderten erwähnen. Sehr oft aber sind größere Schwierigkeiten zu überwinden gewesen, namentlich bei solchen Personen, in denen ein seit langen Jahren durch schlechte Lektüre oder verderblichen persönlichen Umgang genährter fanatischer Religionshaß alle guten Regungen erstickt hat. Aber die Liebe ist geduldig. In St. Dié, der hübschen französischen Vogesenstadt, war ein Herr L. B. von allen Gutgesinnten gefürchtet wegen seiner sprichwörtlichen Religionsverachtung; nichts war ihm heilig. Er war bekannt als Verfasser abscheulicher Lieder auf den Heiligen Vater. Er war nicht davor zurückgeschreckt, die heilige Beichte zu verhöhnen, indem er unerkannt in einem Beichtstuhl mehrere Personen Beicht hörte und sich nachher mit dieser Heldentat brüstete. Da warf ihn im blühenden Sündenzustande eine Lungenkrankheit danieder. Schwester Pauline benachrichtigte den Pfarrer, der aber wenig Hoffnung hatte, dieses verirrte Schäflein zurückzuführen. Doch vor der sanften Überredungsgabe der Schwester zerfloß sein Haß. Reuig kehrte er zur Kirche zurück, und da er genas, machte er durch sein frommes Leben das frühere Ärgernis wieder gut. Wie reich muß sich nicht eine solche Schwester belohnt fühlen für die Mühen ihres Berufes, wenn Gott sie als Werkzeug benützt, einen Verlorengeglaubten wieder heimzuführen! Schwester Bernardine konnte aus Lille mit bewegtem Herzen im Jahre 1882 eine noch auffallendere Sinnesänderung eines Verirrten ihren Obern berichten. Es handelte sich um einen alten, seit vielen Jahrzehnten seinem Berufe untreu gewordenen Priester, der an den Folgen eines schlechten Lebenswandels dem Grabe entgegensiechte. Mit Spott und häßlichen Schimpfworten empfing der verkommene Greis die Schwester, die sein Elend lindern sollte. Aber stumm betete sie am Bette sitzend ihren Rosenkranz und hielt dem keifenden Manne mit ernstem Blick ab und zu das Kruzifix vor Augen. Das entwaffnete schließlich den von Gewissensqualen gefolterten Todeskandidaten. Und einem inneren Drange folgend erzählte er seiner Pflegerin die lange Geschichte seines verlorenen Lebens. Kann es für mich verfluchten noch eine Rettung geben? Aber mit eindringlicher Beredsamkeit pflanzte die Schwester tröstliche Hoffnung in das verzweifelnde Gemüt. Zum erstenmal nach vielen Jahrzehnten fing diese verirrte Seele wieder an, zu beten, und nach Ablegung einer reuevollen Lebensbeichte verklärte der Gottesfriede die Todesstunde des Unglücklichen, den Gottes Langmut und Erbarmung dem ewigen Verderben entrissen.

Gerade die Schwestern der französischen Niederlassungen wissen von sehr zahlreichen Konversionen von Mitgliedern der kirchenfeindlichen Freimaurerei zu erzählen. Oft kam es auch vor, daß ein Angehöriger dieses Geheimbundes nicht gestattete, daß kranke Mitglieder seiner eigenen Familie mit den letzten Tröstungen der Religion versehen würden. Aber stets gelang es der unermüdlichen Geduld und dem Gebete der pflegenden Schwestern, den Widerstand zu überwinden und die Sterbenden mit Gott versöhnt aus dem Leben scheiden zu sehen. In Langres hat (im Jahre 1881) eine Schwester eine schwerkranke Dame zu pflegen. Ihr Mann verbietet der Schwester aufs strengste, ihr von religiösen Dingen oder gar vom Beichten zu sprechen. "Ich litt furchtbar", so erzählte die seeleneifrige Krankenschwester, "angesichts solcher Verhältnisse. Ich sah diese arme Seele der Ewigkeit entgegengehen ohne die Gnadenmittel der Religion. Ich weinte im stillen und betete unaufhörlich; der liebe Gott hat mein Seufzen erhört. Auf einmal ließ mir der Gatte völlig freie Hand, ich verlor keine Zeit, um einen Priester zu rufen. Die arme Kranke empfing die heiligen Sakramente mit vollem Bewußtsein, und drei Stunden später verschied sie, indem sie mir vorher für das dankte, was ich für sie getan. Ich bin ganz abgemagert vor Kummer, um so größer war dann meine Freude." Redet nicht echt apostolischer Geist aus diesen schlichten Worten?

Es ist der Geist, den der Erzbischof von Paris, Kardinal Richard, in einem Schreiben an die Generaloberin 228) an den Schwestern rühmt mit den Worten: "Seit langer Zeit schon habe ich die Gelegenheit, alles Gute zu würdigen, das Ihre Schwestern in den Stadtvierteln von Paris verrichten, in denen sie Niederlassungen besitzen. In der jetzigen Zeit ist es mir ein großer Trost, zu sehen, daß die Genossenschaften der Krankenschwestern sich vergrößern. Ihre Gegenwart am Bette der Sterbenden wird notwendiger als je; denn selbst in den christlichen Familien denkt man nicht genug daran, den Priester zu Schwerkranken zu rufen."

Die Liebe versöhnt! Wo sie herrscht, verbreitet sich Frieden. Sie tötet den Haß und stellt zerrissene Bande wieder her. Eine Schwester aus St. Amarin mag uns erzählen, wie sie den häßlichen Unfrieden aus einer Familie gebannt hat: "Im letzten Sommer (1879) pflegten wir einen Mann, der an einem Blutsturz erkrankt war. Seine Frau und seine Kinder hatten ihm wegen seines schlechten Lebenswandels das Haus verboten. Von jedermann verachtet, brachte er die Nächte im Stalle zu, und als er krank wurde, wollte ihn niemand aufnehmen. Als wir davon hörten, nahmen wir uns seiner an und pflegten ihn nach Kräften. Die Hingabe der Schwestern machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er nach einem Priester verlangte und zweimal eine reumütige Beichte ablegte. Als es ihm besser ging, brachten wir ihn, vom Bürgermeister und der Polizei begleitet, zu seiner Frau zurück, die ihn verstoßen hatte. Die Gatten versöhnten sich und lebten von jetzt an im schönsten Frieden miteinander." Unzählige ähnliche Fälle liegen vor, wo durch die Vermittlung der Schwestern vor dem Bette eines sterbenden Vaters oder einer mit dem Tode ringenden Mutter langjähriger Familienhader beigelegt wurde. Schwester Pauline meldet aus St. Dié: "Ein alter Notar, der seit 20 Jahren seine fromme und würdige Gattin und seine fünf Kinder verlassen hatte und mit einem Frauenzimmer zusammenlebte, fiel in eine tödliche Krankheit. In seinem Testament hatte er ein Begräbnis ohne Priester vorgesehen. Aber auf unsere Vorstellungen hin ging er in sich; Gott schenkte ihm die Gnade einer aufrichtigen Bekehrung. Um das langjährige Ärgernis wieder gutzumachen, ließ er die Frauensperson aus seinem Hause weisen und erflehte die Verzeihung seiner Gattin, die ihm gerne gewährt wurde. Mit ihr und mit Gott versöhnt, schied er aus dem Leben glücklich und zufrieden."



Der seeleneifrigen Schwester ist die Sünde ein Greuel, und sie sucht sie zu verhindern, wo es in ihrer Macht steht. Aus der vorhin genannten Stadt weiß Schwester Adèle ein erfreuliches Erlebnis zu berichten: "Ein junges Mädchen, das nach seiner ersten heiligen Kommunion mit den besten Vorsätzen ins Leben hinausging, hatte das Unglück, in die Hände eines alten Lüstlings zu fallen, dessen Geliebte sie wurde. Als sie plötzlich schwer erkrankte, bat man uns, ihr beizustehen. Wir taten es unter der Bedingung, daß ihr Verführer keinen Schritt mehr in ihre Wohnung setze. Als die Krankheit sich verschlimmerte, ermahnte die pflegende Schwester sie, ihr Gewissen in Ordnung zu bringen, da es sich um eine glückliche oder unglückliche Ewigkeit handle. Sie schenkte den Ermahnungen Gehör und bat um einen Geistlichen. Mit solcher Zerknirschung bekannte sie die Verfehlungen ihres Lebens, daß sie sich ernstlich entschloß, einen andern Wandel zu beginnen."

Wie oft ist es dem wohltätigen Einfluß der Schwestern gelungen, wilde Ehen zu regulieren. Wo gute Worte fruchtlos blieben, hielt man auch mit entschiedenen Vorstellungen nicht zurück. Auf diese Weise erzielte Schwester Ludwine, die überhaupt mit Unerschrockenheit aufs Ziel losging, einen bemerkenswerten Erfolg. Sie war im Jahre 1880 in Epinal tätig. Da wurde sie nach einem entfernten Fort der Festung geschickt, um eine an der schwarzen Gelbsucht erkrankten Dame zu pflegen, welche in unerlaubter Verbindung mit dem Festungskommandanten lebte. Da begab es sich eines Tages, daß ein Soldat der dreihundertköpfigen Besatzung wegen irgendeines Vergehens in Arrest geführt wurde. Vorher sollte er genau untersucht werden, ob er keine verbotenen Gegenstände, namentlich Tabak bei sich hätte. Der Sträfling wollte sich dies aber nicht gefallen lassen, setzte sich zur Wehr und vergriff sich tatsächlich an seinem Vorgesetzten; da er auch noch einen Fluchtversuch wagte, verschlimmerte sich seine Lage. Der Kommandant wollte die Angelegenheit dem Kriegsgericht übergeben. Da der betreffende Soldat in vierzehn Tagen seine Dienstzeit vollendet hatte und zu Hause von seiner armen, bejahrten Mutter, deren einzige Stütze er war, mit Schmerzen erwartet wurde, hatte Schwester Ludwina Mitleid mit dem armen Menschen und beschloß, bei dem Kommandanten für ihn einzutreten. Allein dieser versicherte der Schwester, daß das strenge Gesetz ihn verpflichte, den Fall beim Kriegsgericht anhängig zu machen. Da meinte die Schwester: "Nun, wenn Sie den Mann ins Unglück bringen müssen, so kann ich auch die Dame nicht weiter pflegen, denn sie ist nicht Ihre angetraute Frau, und es verträgt sich nicht mit meinem Ordenskleide, hier zu bleiben, wenn Sie mir nicht versprechen, sich trauen zu lassen." Das war dem Offizier sehr peinlich, denn die Dame war sterbenskrank, und doch mußte er im Interesse der militärischen Zucht den Soldaten zur Anzeige bringen. Da verfiel er auf folgenden Ausweg. Er ließ die gesamte Mannschaft antreten und rief auch Schwester Ludwina herbei. Dann wurde der Gefangene vorgeführt, und unter lautloser Stille und gespanntester Aufmerksamkeit der Besatzung erklärte der Kommandant, daß ihn die Schwester um Gnade für den Sträfling gebeten habe. Er lege nun der versammelten Mannschaft den schwierigen Fall vor und fragte sie, ob sie für Gnade oder die Strenge des Gesetzes stimmen. Wie aus einem Munde erscholl der Ruf: "Gnade! Gnade!" Eine Träne der Rührung stahl sich in das Auge des Offiziers. Der Gefangene aber warf sich der Schwester zu Füßen, um ihr zu danken. Da ertönte von den Lippen der rauhen Krieger der begeisterte dreihundertstimmige Ruf: "Es lebe die gute Schwester!" Nun meldete der Kommandant diesen merkwürdigen Vorfall dem Kriegsgericht, das in Anbetracht der besonderen Umstände Gnade für Recht walten ließ und den Häftling freisprach. Die Schwester ihrerseits drang weiter in den Kommandanten und ruhte nicht, bis er ihr das ehrenwörtliche Versprechen gab, nach der Genesung der Kranken sie vor Gott und der Welt zum rechtmäßigen Weibe zu machen. Groß war die Freude der tapferen Schwester, als sich nach kurzer Zeit der Kapitän mit seiner nunmehrigen Gattin im Schwesternhause vorstellte und sich bedankte für das Glück, das ihm der Mut und die Entschlossenheit der Schwester bereitet habe.

Wie eifrig und erfolgreich haben nicht nur unsere Schwestern in diesem Sinne während des großen Weltkrieges gewirkt! Wie vielen sterbenden Kriegern in deutschen und französischen Lazaretten haben sie zu einem christlichen Tode verholfen nach einem langen gottentfremdeten Leben! Wie manches Mal gelang es ihnen, wilde Ehen zu regulieren! Wie oft können die französischen Schwestern melden, daß durch ihre Bemühungen im Unglauben aufgewachsene Soldaten in den Lazaretten die erste heilige Kommunion empfingen oder nicht Getaufte sich für die heilige Taufe vorbereiten ließen! Es würde zuweit führen, hier diese Fälle alle aufzuzählen.

Das sind so einige Beispiele von der seelsorgerlichen Hilfsarbeit unserer Schwestern. Viele ihrer neben der eigentlichen Berufsarbeit laufenden Werke, wie Mädchenhorte und Jungfrauenvereine, verfolgen direkt die angedeuteten Zwecke. Für alle Leiterinnen solcher Institutionen können die angedeuteten Worte gelten, welche Stadtpfarrer Wiedemann im November 1913 der verstorbenen Oberin Cäciliana zu Worms ins Grab nachrief: "Sie rief den schönen Marienverein ins Leben, dem sie als Präfektin vorstand. Mit mütterlichem Rate stand sie jedem rettend und helfend zur Seite. Ihr unermüdlicher Geist ruhte noch nicht, sie sah die Gefahren, die den alleinstehenden jungen Leuten draußen drohen. Um diesen Gefahren zum Teil abhelfen zu können, erachtete sie es als ein Bedürfnis, im Martinsstift diesen jungen Leuten einen guten Mittagstisch zu bereiten sowie Gelegenheit zu geben, ihre Mittagspause dort zu verbringen." 229)

Alle die zahlreichen sozialen Werke, welche in der älteren, mehr noch in der neu­eren Zeit von den Niederlassungen unserer Kongregation in den Groß- und Industriestädten ins Leben gerufen wurden, dienen nicht zum geringsten Teil der sittlich-­religiösen Hebung und Förderung der so leicht gefährdeten weiblichen Jugend.

So sind die Schwestern des Allerheiligsten Heilandes fleißige und erfolgreiche Arbeiterinnen im Weinberge des Herrn. Daß der Herr ihre Arbeit reichlich segnet, ist ihr schönster Lohn und ihr bester Trost. Sie sind auch heute noch dem alten Geiste treu geblieben, den die selige Stifterin in die Herzen ihrer ersten Töchter gepflanzt hat. Auch auf ihre Nachfolgerinnen passen die schönen Worte, welch Domkapitular Molitor zu Speyer einst zum Lobe der jungen Genossenschaft gesprochen hat: "Das ganze Tagewerk der Schwestern und sehr oft noch die Stunden in der Nacht sind ein fortgesetztes, unermüdliches Opfer. Sie besuchen die Ar­men, sie reinigen ihre verpesteten Stuben, sie säubern die verwahrlosten Kinder, sie ermahnen zur Arbeit, zum Gebet, zum Kirchengange, sie pflegen die verlassenen Kranken, sie trösten die Sterbenden und schmücken die ärmste Dachkammer reinlich aus, wenn der Priester die heilige Kommunion bringt. Dabei hat immer ihre barmherzige Liebe ihr Hauptaugenmerk auf die geistige Not gerichtet, und die Predigt des Evangeliums, die sie in den Häusern an jung und alt richten, ist darum so eindringlich und erfolgreich, weil sie wenig Worte machen, es aber an der Predigt durch die evangelische Tat nicht fehlen lassen. Da sie ärmer, notdürftiger leben als die Darbenden selbst, so können sie mit allem Nachdruck zur Armut im Geiste, zur Ablegung des Müßigganges, zur Geduld und Ergebung in der Not ermahnen." 230) Es bleibt immer wahr, was der Erzbischof von Reims, Kardinal Langénieux, einst dem Superior Simonis schrieb 231): "Jede Pfarrei, welche neben einem frommen Pfarrer eine von Euren Töchtern besitzt, ist sicher, daß der Glaube geweckt wird und daß die Kinder und Kranken sich heiligen."

Viertes Kapitel.



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