Die Verben



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A: Es modifiziert die grammatische Funktion der Wurzel. Im Indoeuropäischen war er darum von großer Bedeutung. Tichy macht noch darauf aufmerksam, dass dieses Element auch den lexikalischen Aspekt einbezieht, dank dem die Bedeutung der Wurzel oder des Grundwortes variiert werden kann. Dieser Aspekt muss aber nicht immer bekannt sein.

B. Das stammbildende Element bildet zusammen mit der Wurzel den Stamm, z. B. lat ductus: duc = die Wurzel, die auch in anderen Wörtern der gleichen Sippe auftritt, z. B: duc- ere, duc- s (= dux); -tu- - das stammbildende Element und zugleich auch das wortbildende Element (wie in fruc-tu-s, ex-i-tus-s - das flexivische Element.

Die Flexion der ein stammbildendes Element enthaltenden Verbal-und Nominalformen wird als thematisch bezeichnet.

Das stammbildende Element besteht entweder aus einem Vokal oder Konsonanten (mit oder ohne vorangehenden Vokal). Demnach werden bei den Nomina die vokalischen (=starken) und konsonantischen (=schwachen) Stämme unterschieden, vgl. 4.1.2. Nach der Form der Stämme wird auch die Deklination bezeichnet: starke - schwache.

Was die thematischen Verben betrifft, bilden sie zwei Gruppen: die starken und schwachen Verben. Die Unterscheidung liegt bei ihnen nicht in der Form des Stammsuffixes, sondern in der Form der Bildung des Präteritums, vgl. 5.1.2.2.

Die Flexion der Verben oder Substantive, bei denen es kein Stammsuffix gibt (= die Flexionsendung tritt gleich an die Wurzel), wird dann als athematisch bezeichnet, die Verben dann als Wurzelverben, die Substantive als Wurzelnomina.

3. ide. *-s-, *-ti / -tí = die Flexionsendung (= das Flexionsmorphem).

Die Flexionsendung bildet die Beziehung des Wortes zu anderen Wörtern im Satz. Mit seiner Hilfe nimmt das Wort seine Funktion im Satz wahr. Bei Substantiven bezeichnet sie im Ide. und im Germ. die Kategorien des Kasus, Genus und Numerus, bei Verben dann die Kategorien der Person, des Numerus, Modus und Tempus.

In einigen Fällen kommt es (bereits im Indoeuropäischen) zu dem Zusammenfall (= die sog. Kontraktion) des stammbilden Elementes mit der Flexionsendung, v. a. in dem Fall, wenn ein vokalisch auslautendes Stammsuffix neben einer vokalisch anlautenden Endung steht. Dieser Prozess setzt auch im Germanischen fort, z. B: ide. Nom. Pl. *dhogw h- / - ōs (< o + es )… > germ. *dagōz…ahd. taga - „Tage”.

Die „normale” Struktur (Wurzel + Stammsuffix + Endung) kann auch variiert werden. Eine der Varianten besteht darin, dass ein Suffix zwischen die Wurzel und das Thema eingeschoben wird, damit die Bedeutung des Wortes modifiziert werden kann. Kümmel spricht in diesem Fall von den sog. Wurzelerweiterungen.


2. 2. 1. Die Problematik der Auffassung des stammbildenden Elementes

Wie bereits erwähnt wurde, kommen in den Grammatiken mehrere Termini vor, mit denen das stammbildende Element bezeichnet wird. Schmidt verwendet den Begriff „Thema“ ganz allgemein - sowohl für die Vokale, als auch für die Konsonanten, die als stammbildende Elemente auftreten können. Die Deklination dieser Nomina bezeichnet er als thematische, die der Wurzelnomina als athematische. Mettke (und andere Linguisten) gebrauchen „das Thema“ nur für die Bezeichnung der vokalischen Stammsuffixe = Themavokal. Die Konsonanten werden in diesen Begriff nicht einbezogen. In der Indoeuropäistik werden die betreffenden Vokale und Konsonanten zusammenfassend mit dem Termin „stammbildende Suffixe“ oder „Ableitungssufffixe“ bezeichnet, was mit ihrer Funktion zusammenhängt, vgl. oben. Als „Thema, Themavokal“ wird konsequent nur der Vokal e bezeichnet, der zu o ablautet. Der Themavokal nimmt im Indoeuropäischen sowohl in der Deklination, als auch in der Konjugation eine besondere Position ein. Von Bedeutung bleibt er auch im Germanischen, u. z. bei den Vergangenheitsformen der starken Verben, vgl. 6.2.2.2.2.

Die Form der Ableitungssuffixe - entweder Konsonanten oder Vokale – hängt im Ide. von der Position des Akzentes in den einzelnen Wörtern ab. Falls der Akzent auf den vorderen Silben des Nomens stand, kommt es bereits im Ide. zur Reduktion und zum völligen Schwund des unbetonten Vokales (gemeint ist der Vokal, der im Wurzelauslaut steht), was zur Entstehung der konsonantischen Deklination führt. Solche Nomina werden als „Barytona“ bezeichnet. Diejenigen Wörter, deren Wurzel den Akzent auf der letzten Silbe trug hat, bewahren im Ide. den Vokal des Wurzelauslautes, was in der Entstehung der vokalischen Deklination mündet. Es sind die sog. „Oxytona“.
2. 2. 2. Die Entstehung der Stammsuffixe

Nach Erhart stellen die vokalischen Ableitungssuffixe alte Wurzelauslaute dar, die nach der „ersten“ Verschiebung der morphematischen Grenze (zu der es bereits im Indoeuropäischen kommt) als Suffixe aufgefasst und dann als Ableitungssuffixe gebraucht wurden. (Die weitere Verschiebung der morphematischen Grenze wird im Germanischen durchgeführt, u. z. im Zusammenhang mit der Fixierung des Akzentes auf der Wurzelsilbe und mit der sich daraus ergebenden Reduktion der unbetonten Endsilben.

Was den Ursprung der konsonantischen Ableitungssuffixe betrifft, sind einige von ihnen nach Erhart mit den Merkmalen (= Klassensuffixen) der alten Nominalklassen identisch (zu der Problematik der Nominalklassen als Vorläufer der Genera vgl. 3.1.2.1.). Nach der Reduktion der Nominalklassen auf zwei kommt es zur Umfunktionierung der Klassensuffixe, die teils zu Kasussuffixen (vgl.3.1.1.3.), teils gerade zu Ableitungssuffixen werden.

Die ide. stammbildenden Suffixe werden in Primärsuffixe (sie treten unmittelbar an die Wurzel, es handelt sich also um die oben beschriebenen stammbildenen Elemente) und Sekundärsuffixe (sie treten erst an einen existierenden Verbal - oder Nominalstamm, also an das Grundwort) gegliedert. Eine Parallele dazu kann in der gegenwärtigen Sprache angedeutet werden: Primärsuffix: Mach - t (Wurzel + Suffix); Sekundärsuffix: Freund



- schaft (Grundwort + Suffix).
2. 3. Die Entwicklung der Wortstruktur vom Germanischen bis zum Neuhochdeutschen
Was das Deutsche angeht, kann man nach Wells in seinen älteren Sprachperioden drei wichtige Phasen der Reduktion feststellen, die die Form und auch die Flexion der Wörter „schicksalhaft“ beeinflusst haben. Es handelt sich um spontane Lautprozesse, die seit dem Frühneuhochdeutschen von den „künstlichen“ und absichtlich durchgeführten Veränderungen begleitet werden, die die Linguisten in der Bemühung um die Regelung, Vereinheitlichung und zuletzt auch um die Kodifizierung der einzelnen Formen in der Sprache eingeführt haben.

Die erste Reduktion hat bereits im Germanischen ihre Wurzeln und hängt mit der Verschiebung und Fixierung des ursprünglich freien ide. Akzentes auf der ersten Silbe (meistens die Wurzelsilbe) zusammen. Die jetzt nicht mehr betonten Endsilben werden reduziert und allmählich kommt es zu der Verschmelzung des Stammsuffixes mit der Endung. Die ursprünglich dreiteilige Struktur des Wortes wird zur zweiteiligen. Das stammbildende Morphem kann nicht mehr als ein selbständiges Element unterschieden werden: germ. *bend - i - þ(i) > ahd. bind-et. Es kommt also zu der Verschiebung der Morphemgrenze. In den meisten Fällen ist dieser Prozess bereits in der vorahd. Periode abgeschlossen. Das Thema (das stammbildende Element) ist im Ahd. meistens nicht mehr zu erkennen. Bewahrt bleibt es im Dat. und Ak. Pl. einiger Nominalstämme, denn hier wird es durch eine lange Endung geschützt, z. B: germ. Dat. Pl. ō- Stamm: *gebōmiz…ahd. gebōm. Im Gotischen ist das Stammsuffix in mehreren Kasus als im Ahd. zu unterscheiden, z. B: N. Pl. Fem. u- Stamm: got. handus - ahd. henti; Dat. Sg. Mask. ja- Stamm (Unterklasse der a- Stämme): got. haīrdja - ahd. hirte.

Diese Reduktion trägt auch zur Abschaffung des Unterschiedes zwischen der thematischen und athematischen Flexion bei. Es betrifft sowohl die Verben, als auch die Substantive. Von den relativ umfangreichen Gruppe der Wurzelverben im Indoeuropäischen kommen im Ahd. nur noch vier „Wurzelverben“ vor, deren Flexionsformen gegenüber den übrigen Verben bestimmte Unterschiede aufweisen, die mit ihrem ursprünglichen athematischen Charakter zusammenhängen.

Was die Deklination betrifft, bringt die Verschmelzung des stammbildenden Elementes mit der Kasusendung noch eine weitere wichtige Konsequenz – es kommt zum allmähligen Auflösen der Grenzen zwischen den einzelnen Klassen. Einige Deklinationsklassen weisen keine Unterschiede mehr in der Flexion auf, was oft zum Übertreten einiger Substantive in andere Deklinationsklassen führt, z. B. der u- Stämme in die i- Dekl. Die u- Deklination geht daher bereits im Ahd. (mit einigen Ausnahmswörter) völlig unter.

Die zweite Reduktion hängt mit der ersten Reduktion unmittelbar zusammen. Sie betrifft die ide. Endsilben, die im Urgerm. wegen der Akzentverschiebung nicht mehr betont sind. Darum werden sie abgeschwächt und in einigen Fällen kommt es sogar zu ihrem völligen Schwund.

In den sich ausgeformten germanischen Sprachen gehen die ursprünglichen Endungen durch weitere verschiedene Veränderungen durch, sie werden weiter abgeschwächt, reduziert oder völlig getilgt. Dazu treten noch einige Lautprozesse auf, die die Form der Endungen noch weiter voneinander diferenzieren. Einige dieser Prozesse verlaufen in den einzelnen Sprachen recht unterschiedlich, einige Lautprozesse kommen dagegen in mehreren germanischen Sprachen vor. So können für die einzelnen Sprachen gewisse Auslautgesetze festgesetzt werden. Einige Beispiele:

- die im absoluten Auslaut stehenden -a, -o, -e schwinden immer: ide.*woida …ahd. weiµ. Die Endungen bleiben in einigen Fällen erhalten - wenn sie im Indoeuropäischen durch die auf sie folgenden einfachen Konsonanten geschützt wurden (im Ahd. fallen sie dann weg, dagegen bleiben sie u. a. in alten germ. Lehnwörtern im Finnischen bis heute erhalten: germ. *kuningaz - ahd. kuning - fin. kuningas, germ. *hrengaz - ahd. ring - fin. rengaz), wenn sie lange Vokale oder Diphtonge enthielten oder konnten auch syntaktische Gründe dem Schwund verhindern, z. B: Gen. Sg. ide.* -os/ -es oder -eso - z. T. bewahrt im nhd. Tages (a– Stamm) – ahd. tages (das auslautende -o fällt weg). Im Gen. Sg. Feminina fällt die Endung weg: -ide. *ās - germ. *gebōz…ahd. geba („Gabe”).; auch bei

n- Stämmen: Gen. Sg. ide. * -en -es/ -os - germ. *haniniz, -az…got. noch hanins, …ahd. nur noch hanen, also bereits ohne -s.

-westgermanisch kommt es zum Schwund des auslautenden -z in unbetonter Silbe, im Gotischen wird -z zum stimmlosen -s: got. dags - ahd. tag (aus germ. *dagaz).

-das germanische auslautende -m wird zu -n abgeschwächt. In eintonigen einsilbigen Wörtern bleibt -n nach kurzem Vokal erhalten oder verschmilzt in unbetonter und langer betonter Silbe mit vorhergehendem Vokal zum Nasalvokal: urnord. Akk. Sg. steina (aus *stainam). Geschwunden ist -m in allen zwei - und mehrsilbigen Wörtern: 1. P. Sg. Opt. Präs. germ.*bendaiun > ahd. binte („ich binde, ich würde binden“).

-das ide. -s entwickelt sich im Auslaut je nach der wechselnden ide. Betonung im Germ. entweder zu -s oder -z. Im Gotischen wird diese Doppelheit zugunsten -s ausgeglichen. Im Westgermanischen und Urnordischen kommt es durch den Rhotazismus zum Wechsel -z >-r. Dieses auslautende -r schwindet später im Westgermanischen (außer in einsilbigen Wörtern): ide. *dhōghos …germ. *ðagaz - got. dags - urnord. dagr - ahd. tag; ide. *is…germ. *iz - got. is, ahd. ir, er.



Die dritte Reduktion der Endungen tritt am Ende des Ahd. auf. Im Unterschied zu den mhd. und. nhd. Endungen sind die ahd. Endungen noch voll, sie können alle Vokale enthalten. Dagegen kommt im Mhd. und Nhd. nur noch -e (neben den konsonantischen Endungen) in den Endsilben vor. Im Ahd. werden die Mittel - und Endsilben weiter abgeschwächt. Die Reduzierung der vollen Endsilbenvokale zu -e stellt auch den wichtigsten Unterschied zwischen dem Ahd. und Mhd. dar. Im Mhd. wird die Reduktion noch von der Apokope begleitet, die die Deklination auch ziemlich stark beeinflusst hat, vgl. noch weiter.

Die im späten Ahd. durchgeführte Reduktion bewirkt den Zerfall des alten Flexionssystems und trägt wesentlich zu der Entwicklung der analytischen Mittel bei. Was die Deklination betrifft, kann man im Ahd. dank dem ziemlich reichen Endungssystem ganz deutlich die grammatischen Kategorien des Genus und Kasus gleich an dem Wort erkennen. Wegen der Schwächung der vollen Vokale zu -e ist es nicht mehr möglich. Die Reste der ahd. Deklination bleiben nur im Gen. Sg. mit der -s Endung und im Dat. Pl. mit der -n Endung erhalten. Das auslautende -e im Dat. Sg. wird nur in festen Wendungen bis heute gebraucht, z. B: ich bin zu Hause. Die Rolle der Endungen wird von den analytischen Mitteln übernommen - es handelt sich v. a. um den Artikel, Pronomina, Präpositionen. (Das Indoeuropäische verfügt über keinen Artikel, über keine Präpositionen). Der Verständlichkeit hilft auch die sich allmählich entwickelnde SVO - Wortstellung als Norm. (Dies betrifft jedoch auf keinen Fall bereits das Ahd.).

Wie bereits erwähnt wurde, bringt die Reduzierung die zunehmende Zahl der homonymen Morphe mit sich, z. B. werden die 9 germanischen Substantivformen der a- Stämme Maskulina auf 7 im Ahd. und auf 4 im Mhd. reduziert. Die schwachen Nomina werden im Mhd. nur auf 2 Formen reduziert.
Starke Deklination:

Sg. *Germ. Ahd. Mhd. Pl. *Germ. Ahd. Mhd.

Nom. dagaz tag tac dagōs taga tage

Gen. dagesa tage tages dagōm tago tage

Dat. dagai tage tage dagamz tagum tagen

Akk. dagam tag tac daganz taga tage

Instr. dagō tagu ----


Schwache Deklination:

Sg. Ahd. Mhd. Pl. Ahd. Mhd.

Nom. boto bote boton/-un boten

Gen. boten/-in boten botōno boten

Dat. boten/-in boten botōm boten

Akk. boton/-un boten boton/-un boten
Was die Konjugation betrifft, kommt es in vielen Fällen zum lautlichen Zusammenfall der Personalendungen der einzelnen Modi und Tempora (im Mhd. kommt es zum völligen Zusammenfall des Ind. Prät. und des Konj. Prät. der schwachen Verben) sodass auch bei den Verben die Rolle der Personalpronomina, der analytischen Formen und einiger Ersatzformen wächst.

3. Die Substantive


3. 1. Die grammatischen Kategorien des Substantivs
Die Entwicklung der grammatischen Kategorien des Substantivs stellt einen langen und komplizierten Prozess dar, wobei ihre Ausformung in vielen wichtigen Aspekten voneinander abhängig ist.

Die indoeuropäischen Sprachen verfügen über folgende grammatischen Kategorien des Substantivs: Kasus (acht Kasus - Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ, Ablativ, Instrumental), Numerus (drei Numeri: Singular, Plural, Dual), Genus (drei Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum). Es muss gleich betont werden, dass sich jede indoeuropäische Sprache durch ihre spezifische Struktur der einzelnen Kategorien kennzeichnet. Die hier erwähnten Formen der einzelnen Kategorien stellen alle zur Vefügung stehenden Elemente, die in den ide. Sprachen vorkommen können. So werden z. B. im Sanskrit wirklich 8 Kasus unterschieden (was aber nach Erhart wahrscheinlich den uride. Zustand nicht widerspiegelt, vgl. weiter), im Deutschen 4 Kasus, im Tschechischen 7 Kasus, im Englischen werden die Kasus nur durch die Wortfolge und Präpositionen ausgedrückt usw. Was die Kategorie des Kasus betrifft, unterscheiden sich die Sprachen auch durch die Relationen, die mit den einzelnen Kasus ausgedrückt werden können.

Bevor die einzelnen Kategorien näher beschrieben werden, soll noch auf einige Aspekte der ide. Deklination aufmerksam gemacht werden:

Das Indoeuropäische stellt eine flektierende und synthetische Sprache dar, für die folgende Merkmale charakteristisch sind:



1. eine sehr enge Verbindung der grammatischen Kategorien des Numerus und Kasus – beide werden durch ein Suffix bezeichnet, was in einigen ide. Sprachen später abgeschafft und z. T. von den analytischen Mitteln (der Artikel usw.) übernommen wird (z. B. germ. Nom. Sg. *dagaz (ide. *-os) - Akk. Sg. germ. *daga (ide. *-om); got. Nom. Sg. - dags, got. Akk. Sg. daga, dagegen ahd. Nom. Akk. Sg. - nur noch eine Form - tag - der betreffende Kasus und Numerus können nur entweder an dem Artikels oder dank der Kongruenz mit anderen Mitgliedern der Aussage festgestellt werden).

2. morphematische Homonymie - es handelt sich um die phonemisch gleichwertige Realisation von verschiedenen Morphemen, vgl. 2.1.

3. morphematische Synonymie = phonemisch unterschiedliche Realisationen eines Morphemes (einschließlich der Nullmorphe), vgl. 2.1.

Mit der Charakteristik des Indoeuropäischen als einer synthetischen Sprache wird die Tatsache angedeutet, dass alle grammatischen Kategorien an den Wörtern selbst abzulesen sind, sie werden mittels der Suffixe, mittels der Verschiebung des im Ide. beweglichen Akzentes und des sich daraus ergebenden Ablaut der Wurzelsilbe ausgedrückt. Das Indoeuropäische verfügt also über fast keine analytischen Mittel - keine Präpositionen, keine Artikel. Zu den im Ide. gebrauchten analytischen Mitteln kann nur die Wortfolge gezählt werden, die u. a. für die Unterscheidung derjenigen Beziehungen dient, die später durch die grammatischen Kasus ausgedrückt werden, vgl. 3.1.1.1.

Einige der späteren indoeuropäischen Sprachen verlieren den synthetischen Charakter. Diese Veränderung hängt z. T. mit den Lautprozessen zusammen, die in den einzelnen Sprachen aufgetreten sind und mit denen sich die Einzelsprachen von dem Ide. und dann voneinander abgesondert haben. In vielen Sprachen bringen diese Lautprozesse (im Germanischen geht es v. a. um die Verschiebung des Akzentes auf die Wurzelsilbe) die Verschmelzung der Kasussuffixe mit dem Stammesausgang, die Übertragung der pronominalen Endungen in die nominale Deklination, den Kasussynkretismus. Diese Veränderungen bewirken die Entwicklung der verschiedentsten analytischen Mittel. Neben den Lautprozessen konnten nach Beekes auch andere Faktoren an der Entstehung der analytischen Mittel teilnehmen. Er vertritt die Meinung, dass es sich z. T. um autonome Prozesse handeln konnte. In diesem Zusammenhang ist auf die Ansichten von Wells seitens der weiteren Entwicklung des Germanischen und Deutschen aufmerksam zu machen, die mit der Theorie von Beekes im Einklang stehen: „Die drei Phasen der Reduktion der Flexionssysteme (das urgerm. Festwerden der Betonung auf der ersten Silbe, die spätahd. Abschwächung und die mittelalterliche Apokope) zeigen das Ineinandergreifen von Morphologie und Syntax. Die phonologische Abschwächung und das Aufkommen einer analytischen Morphologie mit syntaktischen Mitteln wie Wortstellug, Periphrase/Umschreibung und Partikeln Vorgänge sind, die sich nicht voneinander trennen lassen und gleichzeitig verlaufen. Es braucht keinem dieser drei Teilvorgänge Priorität zugesprochen werden.“ (Wells 1994: 167)

Eine weitere Ursache des zunehmenden Gebrauchs der analytischen Mittel in einigen Sprachen sieht Beekes noch in der möglichen Wirkung der Substratsprachen. (Der Einfluss der Substratsprachen (in einigen Fällen handelt es sich auch um die nichtindoeuropäischen Sprachen) ist bei vielen Sprachen ganz eindeutig auf dem Gebiet des Wortschatzes bewiesen, was auch das Germanische betrifft. Nach einer Hypothese wird auch die im Germanischen verlaufene Akzentverschiebung, bzw. die Stabilisierung des Akzentes auf der Wurzelsilbe nach dem Vorbild einer Substratsprache (die nicht ide. Ursprungs war) durchgeführt. Ganz eindeutig ist aber der Prozess der Akzentverschiebung noch nicht erklärt.)


3. 1. 1. Die grammatische Kategorie des Kasus

Der Kasus gehört zu sprachlichen Universalien und spielt in jeder Sprache eine wichtige Rolle (ohne Hinsicht auf den Grad der Grammatikalisierung, vgl. weiter).

Die Kategorie des Kasus entsteht aus dem Bedürfnis, die syntaktischen Funktionen des Substantivs einerseits (= enge Beziehungen, die mit den grammatischen Kasus ausgedrückt werden) und die lokalen und kausalen Beziehungen (= freie, lose Beziehungen, zu deren Ausdruck die lokalen Kasus dienen) andererseits ausdrücken zu können. Die Kasusmerkmale werden dem Substantiv syntaktisch zugewiesen, es handelt sich also um keine innere Eigenschaft des Substantivs, wie es bei dem Genus der Fall ist.

Um von der grammatischen Kategorie des Kasus einer Sprache sprechen zu können, müssen drei Bedingungen erfüllt werden: 1. Die einzelnen Kasus (v. a. die grammatischen Kasus) werden konsequent durch feste Kasussuffixe bezeichnet und voneinander unterschieden. 2. Es muss die Kongruenz in den Nominalgruppen auftreten. 3. Der Kasus wird mit dem Numerus durch gemeinsame Morpheme verbunden.

Die vollständige Grammatikalisierung dieser Kategorie kommt nur in den indoeuropäischen Sprachen vor. Im Indoeuropäischen wurde zwar die komplexe Grammatikalisierung noch nicht erreicht (z. B. die Kongruenz mit dem Kasus des Substantivs - im Ide. wurde immer nur ein Glied der Nominalgruppe flektiert, es handelt sich um die sog. Gruppenflexion), viele bedeutende Prozesse wurden aber bereits in dieser Zeit durchgeführt (v. a. die Grammatikalisierung der grammatischen Kasus). Die einzelnen Sprachen unterscheiden sich dann in dem Grad der Grammatikalisierung der Kasus – z. B. wird die Kategorie des Kasus im Deutschen, im Tschechischen völlig grammatikalisiert. Dagegen werden im Englischen die Relationen der einzelnen Kasus nur mittels der Präpositionen und durch die Wortfolge bezeichnet. (Es geht um einen sekundäre Entwicklung, denn das Germanische, dessen Familie das Englische angehört, die Kategorie des Kasus grammatikalisiert hat.) In diesem Fall wird von der kryptogrammatischen Kategorie des Kasus gesprochen.

3.1.1.1. Die indoeuropäischen grammatischen Kasus

Mit den grammatischen Kasus werden die syntaktischen Beziehungen des Substantivs bezeichnet. Man unterscheidet zwei Formen: 1. Die Beziehung des Substantivs zu dem Prädikat, bzw. die Beziehungen des Prädikats und seinen Ergänzungen - Subjekt, Prädikativ, Objekt. 2. Die Beziehungen eines Substantivs zu einem anderen, die zusammen eine Nominalgruppe bilden - Attribute.

In der ersten Phase der Entwicklung der indoeuropäischen Kategorie des Kasus wurden die Relationen, die später mit den grammatischen Kasus ausgedrückt werden, nur durch die Wortfolge oder durch den Akzent bezeichnet (in den nominalen Gruppen war der abhängige Element, also der spätere Genitiv, der Träger des Hauptakzentes, u. z. auf der ersten Silbe, bei den mehrsilbigen auf der letzten Silbe).

Die grammatischen Kasus werden bereits im Indoeuropäischen völlig grammatikalisiert, d. h. sie werden (nach einigen Vorphasen) an den Substantiven mit einzelnen Kasussuffixen bezeichnet. Es kommt auch allmählich zu der Entwicklung der Kongruenz der einzelnen Glieder der Nominalgruppe mit den grammatischen Kasus.


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