Evangelisches Gemeindelexikon


Goßner, Johannes Evangelista



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Goßner, Johannes Evangelista, *14. 12. 1773 Hausen/bei Augsburg, f^o. 3.1858 Ber­lin. Als kath. Priester in Bayern, zuerst noch unter dem Einfluß der -* Aufklärung, kam der Kaplan G. 1797 zum lebendigen Chri­stusglauben. Er schloß sich der sog. Allgäuer -» Erweckungsbewegung an und wurde von einem geistlichen Gericht mit Priesterge­fängnis bestraft. Noch 16 Jahre durfte er, ge­schützt durch eine freisinnige Regierung, das Evangelium in seiner Heimatkirche (Dirlewang, München) verkündigen,- dann kam die Ausweisung. G. ging auf Einladung des Zaren nach Petersburg (1820-24), von wo er Anstöße zu einer Erweckungsbewe­gung in Finnland gab. Auf Drängen Metter­nichs auch von dort vertrieben, war er zu­nächst in den erweckten Kreisen Hamburgs, Leipzigs, des schlesischen und pommer- schen Adels und Berlins als »Stubenpredi­ger« tätig. Nach Übertritt zur ev. Kirche (1826) erhielt er 1829 in Berlin die Pfarrstelle der Böhmisch-luth. Bethlehems-Gemeinde, von der aus er seine Tätigkeit in der —> Inne-




Johannes Evangelista Goßner


ren und Äußeren —* Mission entfaltete: Gründung von —> Kindergärten, des Elisa­beth-Diakonissen- und Krankenhauses (1837) und der G.-Mission (1836). Bis zu sei­nem Tode sandte G. selbst 141 Missionare in alle Erdteile aus, auch zu den Ausländsdeut­schen in Amerika. 1845 Gründung der Ev.- luth. Goßner-Kirche in Indien. Sein erweck- liches Schrifttum fand weite internationale Verbreitung.

Lit.: Herzbüchlein 1812, in 26 Sprachen übersetzt- Schatzkästchen, 1824, in 7 Sprachen übersetzt - G's. Kommentar zum NT 1818, — Predigten 1838 - Hauskanzel, 1843 - Zeitschriften: Die Biene auf dem Missionsfelde, ab 1834 - Der christliche Hausfreund 1847-57 - Uber G.: H. Dalton, G., 1898 - W. Holsten, G., Glaube und Gemeinde, 1949 - H. Lokies, G., 1956

Lokies


Gott

Vorbemerkung: Das deutsche Wort »Gott«, ebenso seine Entsprechungen in den anderen germanischen Sprachen, könnte mit dem indogermanischen Zeitwort ghu (= anrufen) verwandt sein, woraus eine ursprüngliche Bedeutung »angerufenes Wesen« herzulei­ten wäre. Andere Wurzeln sind aber auch möglich.

Das Wort ist zunächst ein Gattungsbegriff: In einer Vielzahl von Göttergestalten wird eine bestimmte durch einen Namen heraus­gehoben, wie etwa in der griechischen Göt­terwelt. Dieser Hervorhebung dient auch der Artikel (»Poseidon, der Gott des Meeres«, »Hera, eine griechische Göttin«). In der arti­kellosen Verwendung des Wortes, wie sie im Bereich des Christentums üblich geworden ist - ähnlich im Judentum und Islam, wo eine Unterscheidung von anderen Gottheiten mit der Zeit als nicht mehr notwendig emp­funden wurde -, zeigt sich der Übergang zum Gebrauch des Worts als (Eigen-) Name.


  1. Biblische Grundlegung

  1. DER NAME UND DIE RETTUNGSTAT Das alttestamentliche Gotteszeugnis hat in seiner Mitte einen Namen - JHWH: meist als »Jahwe« gedeutet, früher fälschlich als »Jehova« - und eine Rettungstat: - die Be­freiung aus Ägypten. Im Eingangsspruch der zehn —» Gebote sind beide Grundelemente miteinander verbunden: »Ich bin JHWH, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus Ägypten, der Stätte der Knechtschaft« (Ex 20,2 = Dtn 5,6).

a) Für den Namen gilt die aus den Religionen

bekannte Voraussetzung, daß er den Men­schen den Zugang zur und die Begegnung mit der Macht der Gottheit ermöglicht (-* Gottesdienst, Anrufung, —> Segen), daß er andererseits als Geheimnis besonders geehrt (»geheiligt«) und vor Mißbrauch geschützt wird (Ex 20,7; Dtn 5,11; vgl. Mt 6,9 = Lk



  1. . Aber: Was Menschen sonst von Gott oder Göttern wissen, erwarten, was sie zur Verehrung von Gottheiten einsetzen, das kommt in Israel allein diesem Gott JHWH zu. Er ist »heilig«: Er duldet neben sich nicht die anderen Gottwesen (Ex 20,3 = Dtn 5,7). JHWH ist »einer« (Dtn 6,4), er verbietet aufs strengste seine Vergegenwärtigung und Ver­ehrung in einem Kultbild (Ex 20,4 = Dtn 5,8; 4,r4-i8; 27,15), wie sie in Israels Umwelt allgemein herrschend war. So ist Israel mit seinem Gott ein »Fremdling« (von Rad) unter den Religionen.

Der Name JHWH wird im Alten Testament mehr als doppelt so häufig gebraucht wie die Bezeichnung »Gott«. Seine Herkunft und ursprüngliche Bedeutung ist unbekannt. Durch den Gottesspruch bei Moses' Beru­fung wird ein Zusammenhang mit dem hebr. Zeitwort für »sein« (hjh) nahegelegt (Ex

  1. : »Ich werde sein, der ich sein werde«. Schon die griechische Bibel übersetzt hier: »Ich bin der Seiende«, was dann der (von der griechischen Philosophie herkommenden) theologischen Spekulation einen willkom­menen Anknüpfungspunkt bot. Ein Eigen­name will aber letztlich nicht erklärt wer­den, sondern den Umgang mit einer be­stimmten Person ermöglichen, die in ge­schichtlichen Begegnungen sich zu erken­nen gibt, sich immer wieder aber auch ver­birgt.

Das nachexilische Judentum vermeidet die Aussprache des Gottesnamens (vgl. Ex 20,7), benutzt an seiner Stelle Ersatzbegriffe (»Herr« schon in der griechischen Bibelüber­setzung, dann der »Heilige«, heute: der »Name«). Auch Umschreibungen (im NT etwa Offb 1,8 oder Hebr 13,8) oder der Ge­brauch des Passivs (Mt 7,7; Lk 14,11) weisen auf den heiligen Namen,

  1. Die Rettung aus der Bedrückung in Ägyp­ten ist für Israel das Geschehen, an dem man sich in der Erinnerung (Passafest!) die Macht und Größe seines Gottes verdeutlicht: Er »führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm und mit gro­ßem Schrecken, durch Zeichen und Wun­der .. .« (Dtn 26,8, vgl. 6,2iff. sowie das ganze 2. Buch Mose). Mit einer machtlosen kleinen Gruppe triumphiert dieser Gott über alle Gewalt des Pharao! Aber so ist er von seinem Volk immer wieder erfahren worden. Israels Gotteszeugnis ist nicht zu trennen von seiner Geschichte als Volk.

In der »Weisung« (hebr.: tora, deutsch meist als —> »Gesetz« wiedergegeben) erweist sich Gottes Heiligkeit, seine Barmherzigkeit mit den Geringen, den Fremden, seine eifernde Leidenschaft an denen, die sich von ihm ab­kehren (z.B. Dtn 27,11 -26; 30). Die Prophe­ten verkündigen Gottes —» Gericht an Israel, und zwar gerade um seiner —> Erwählung willen (Am 3,2).

  1. DAS ZEUGNIS DES NACHEXILISCHEN JUDENTUMS Der Verlust der eigenen Staatlichkeit (Kö­nigtum) im Exil (586 v.Chr.), und das Ende des Priestertums in der Römerzeit (70 n.Chr.) sind tiefe Einschnitte in der Ge­schichte des alttestamentlichen Gottes­glaubens. In der Zerstreuung unter den Völ­kern fand Israel neue Ausdrucksformen bzw. neue Akzente seiner Besonderheit: im Syna­gogengottesdienst, im Studium der »Wei­sungen«, in der Erfüllung der Gebote im pri­vaten Lebensraum. Das Bekenntnis der Ju­den zum einen Gott und seine bildlose Ver­ehrung fanden weithin Anerkennung. Das Festhalten an dem sich in der —> Geschichte durchsetzenden Gott hat das jüdische Volk zum Zeugen der Hoffnung werden lassen: Gottes Handeln ist immer wieder Verhül­lung seiner Gerechtigkeit, der im Verborge­nen wirkende Gott wird sich aber einst auch sichtbar als Herr aller Herren erweisen (—» Endzeiterwartung, Messiashoffnung). In den späten Teilen des Alten Testaments und in den nicht in das Alte Testament aufgenom­menen Schriften des frühen Judentums be­schäftigen sich die Lehrer u.a. mit der un­sichtbaren Wirklichkeit von Engeln, Dämo­nen, Satan und mit dem durch die Weltge­schichte auf das Ende hin sich vollziehenden göttlichen Plan. Das Gedankengut dieser »Offenbarungsweisheit« (Apokalyptik), ei­ner Erbin der klassischen Prophetie, gehört mit zu den wesentlichen Voraussetzungen des Neuen Testaments.

  2. GOTTESERKENNTNIS DURCH DEN MESSIAS JESUS Jesus verkündigt gegenüber dem Alten Te­stament nicht einen neuen oder anderen Gott (Mißverständnis der »Gnosis«!); er be­stätigt vielmehr ausdrücklich die Gesetzge­bung vom Sinai (Mk 10,19 pan--; Mt 5,17h;

  1. 3; Lk 16,29), die Offenbarung an die Erzväter (Mk 12,26 parr.), das Bekenntnis zu dem einen Gott und das Doppelgebot der —» Liebe (Mk 12,29-31), ja auch die besondere Stellung Israels unter den Völkern (Mk

  1. 30 par.; Mt 10,5; Joh 4,22). In seinem Wirken und in seinem besonderen Weg bringt Jesus einerseits weniger, als man vom Messias erwartete (Wiederherstellung Isra­els als einer irdischen Gottesherrschaft), an­derseits mehr: in seinen Wundertaten, im Vergebungswort an die Verlorenen, im Weg des Kreuzes (Versuchung, Gethsemane) und in der ihm durch Gott in seiner Auferste­hung bereiteten Bestätigung, die als Unter­pfand eines letzten Sieges über Sünde, Satan und Todesmacht bezeugt wird (Offb!). An der besonderen Vollmacht und Würde —» Jesu ergibt sich ein neuartiges Verstehen des Alten Testaments. Jesus tritt als der Leben­dige in die Herrscherwürde Gottes ein (Sit­zen zur Rechten Gottes nach Ps 110). Das Alte Testament zeugt von Jesus: im Schöp- fungs- und Heilshandeln (Joh r,i; 5,39; 8,56.58; iKor ro,4) und im JHWH-Namen (Phil 2,11 vgl. Jes 4 5,23 f.). Jesu Gottheit wird bezeugt: Joh 20,28; Röm 9,5; ijoh 5,20, und er wird im -» Gebet angerufen: Apg 7,59; iKor 1,2; 16,22; Offb 5,9ff. vgl. 4,11. Keine Gottesbeziehung ist ohne die Christusbe­ziehung mehr denkbar.

Der Heilige -> Geist ist gleichzeitig Gabe (Lk 11,13; Apg r,8) und lebendige Kraft, durch die der erhöhte Christus wirkt (Joh 14,16; Apg 2,4; 15,28). Im Neuen Testament wird er noch nicht angerufen, doch ist er nicht als ein Etwas, sondern persönlich be­schrieben (Apg 5,3; 7,5t; Eph 4,30; iThess 5,19). Dreiteilige Formulierungen, die eine Vorstufe zur späteren Dreieinigkeitslehre (Trinität) bilden, finden sich Mt 28,19; iKor r,2rf.; r3,i3 u.ö. I

  1. IM —» MITTELALTER WURDE DIE GOTTESLEHRE ZU

einem Gedankengebäude. Auf eine philoso­phische Grundlage (Platon, später vor allem Aristoteles) setzte man die geschichtlich ge- offenbarten Wahrheiten der Bibel. Da der von den Griechen übernommene Gottesbe­griff (höchstes Wesen, erste Ursache) aber Eigenschaften wie »unbeweglich««, »unver­änderlich««, »frei von Gefühlsbewegungen«« mitbrachte, war in den Systemen dieser sog. Scholastik (von lat. schola = Schule) der Konflikt mit der Bibel bereits angelegt.

  1. LUTHER WIES DIE PHILOSOPHISCHE SPEKULA­TION über gott zurück und brachte den »verborgenen«« Gott (vgl. Jes 45,15) neu zur Geltung. Gleichzeitig wies er mit neuer Ent­schiedenheit auf Gottes Offenbarungshan­deln in Christus hin: Hier und nirgends sonst will der allmächtige Gott von uns Menschen ergriffen sein: »Glaubst du, so hast du; glaubst du nicht, so hast du nicht««.

  2. die in der »Neuzeit- - seit Kopernikus, Ga­lilei, Descartes und Leibniz — sich vollzie­hende EMANZIPATIONSBEWEGUNG DES DEN­KENS, die seit der Mitte des 18. Jh.s (-» »Auf­klärung») zu einer europäischen Volksbe­wegung wurde, hat auch in der Gottesfrage die -> »Vernunft«* zur Herrschaft und den Offenbarungsglauben in die Verteidigungs­stellung gebracht. Die »natürliche Gottes­erkenntnis««, d.h. ein dem Menschen ohne besondere Offenbarung gegebenes bzw. zu­gängliches Wissen um Gott, das in der Theo­logie auch früher schon seinen Platz gehabt hatte, wurde nun besonders wichtig und zu einer Gesamtanschauung entwickelt (»Na­türliche Religion«, —> Freidenker aus Eng­land), bei der die geschichtlich gegebene Of­fenbarung (»positive« Religion) als überflüs­sig angesehen wurde. Daß Gott erwählt und verwirft, richtet und rettet, ging dem ganzen Zeitalter weithin verloren, und übrig blieb der allgemeine Gedanke an einen »lieben Vater«, der irgendwo »überm Sternenzelt« (Fr. Schiller) wohnen mußte: eine Art »Rest­christentum«, das bis in unsere Zeit reicht. Gegenbewegungen zu diesem Geist gingen vor allem vom —> Pietismus und der —> Er­weckungsbewegung aus.

Das Selbstvertrauen des Aufklärungszeital­ters hat sich immer wieder als naiv erwie­sen. Neben dem Fortschritt in Wissen und Weltbewältigung stehen (und mehren sich) Katastrophen, Kriege, Schulderfahrungen.

Verschiedene Weltanschauungen sind aus der Aufklärung hervorgewachsen, die - im Namen der Humanität, der Freiheit, des Fortschritts - die Herrschaft über die Men­schen beanspruchen. Weltweit sind Wand­lungsprozesse im Gang, in denen religiöse Überlieferungen zugunsten von —> Ideolo­gien preisgegeben werden. Ein aus der Loslö­sung vom biblischen Gottesglauben sich er­gebendes dämonisches Gefälle ist unver­kennbar.



  1. Zur gegenwärtigen Gesprächslage

  1. -MODERNE- THEOLOGIE

Sofern sich das Denken grundsätzlich dem Erbe der Aufklärung verpflichtet weiß, geht man den Weg der Neuinterpretation (z.B. der Entmythologisierung) der biblischen und bekenntnismäßigen Aussagen über Gott. Das Selbst- und Weltverständnis des moder­nen Menschen wird in seiner Tiefe bzw. an seinen Grenzen zur biblischen Botschaft in Beziehung gesetzt. Daß der Mensch unruhig ist, daß er Angst und Sorge kennt, sind Hin­weise auf den Grund seiner Existenz, d.h. auf Gott, die ihn in die Entscheidung stellen, ob er sich seinem Sein, seinem Ursprung öffnen oder vor ihm verschließen will. Die Lehre vom —» Menschen ist hier die Grundlage des Verstehens. In einem vorgegebenen Rahmen des neuzeitlichen Wirklichkeitsverständ­nisses wird der Bibel nur ein begrenztes Re­derecht zugestanden (R. —» Bultmann, P. Til- lich, J. Robinson, D. Solle, E. Jüngel). Anders liegen die Dinge in einer Theologie, die bi­blisch und bekenntnismäßig so gebunden ist, daß sie sich offen hält für ein Wirklich­keitsverständnis, das grundlegenden bibli­schen Aussagen (Schöpfung, Geschichts­wirken Gottes, —» Wunder, unsichtbare Wirklichkeit, —> Endzeit, —» Gericht, Voll­endung) entspricht und immer wieder auch die kritische Distanz zum jeweils herr­schenden Wirklichkeitsverständnis zu er­reichen sucht (M. —> Kähler, A. —» Schiatter,

K. —> Heim; H. J. Iwand, C. H. Ratschow). Hier wird das Geschehensein der in der Bibel bezeugten Vorgänge festgehalten (z.B. —> Auferstehung Jesu), auch wenn man im Ge­spräch mit den Wissenschaften oft keine einstimmige Lösung anbieten kann.



  1. BEGRIFFE DER GOTTESLEHRE

a) Anthropomorphismus (griechisch: »Menschengestaltigkeit«): die bildhafte

Rede von Gott, in der von ihm wie von ei­nem Menschen geredet wird: als Vater, als einer, der seinen Arm bewegt, der sucht, der sich etwas leidtun läßt usw. Die Aufklä­rungsphilosophie aller Zeiten verwirft den Anthropomorphismus als des »höchsten Wesens« nicht angemessen, trifft damit aber zugleich den Lebensnerv jeder Religion. In Jesus wurde Gott Mensch, nicht Begriff.



  1. Metaphysik - (griechisch: die - nach einer Einteilung des Aristoteles — »über die Natur­lehre hinausgehende« Wissenschaft): fragt nach dem »Wesen« Gottes, des Menschen usw. und überschreitet so die »sichtbare« Wirklichkeit. Ein wichtiges Gebiet der Me­taphysik sind in der neueren Zeit die »Got­tesbeweise«: der kosmologische, der von der Welt und ihren Gesetzmäßigkeiten auf ih­ren Urheber schließt; der teleologische, der die zweckmäßige Ordnung von Vorgängen in der Welt zum Anlaß für die Annahme ei­nes ordnenden und sinngebenden Wesens nimmt; der ontologische, nach welchem dem Gottesgedanken eine Wirklichkeit ent­sprechen muß, weil sonst unser Denken überhaupt letztlich sinnlos wäre. I. Kant er­schütterte die Metaphysik mit der These: Was über die Erfahrungswelt hinaus gedacht wird, muß deshalb, weil es sich dem Denken nahelegt, noch keinen Wirklichkeitsgehalt haben. Von hier aus ist die Skepsis mit ihrer Behauptung der Unerkennbarkeit Gottes ein Element der modernen Theologie geworden. Sie spielt auch im Denken K. Barths (Gott der »ganz andere«) und K. —» Heims (in sei­nem Zuendedenken des Relativismus) eine Rolle. (Vgl. auch das Stichwort »natürliche Theologie«).

  2. Monotheismus - (griechisch: »Ein-Gott- Glaube«): Im strengen Sinn die Auffassung: Es gibt nur einen Gott, Gegenbegriff: Poly­theismus (Viel-Gott-Glaube). Das erste Ge­bot (». . . keine anderen Götter . . .«) bestrei­tet noch nicht die Existenz anderer »Göt­ter«, verweist das Volk Israel aber aus­schließlich an JHWH, (ähnlich Dtn 6,4 vgl. iKor 8,5 f.), während sich in der Prophetie des zweiten Jesaja ein eindeutig monothei­stisches Bekenntnis findet: Nur einer ver­dient den Namen »Gott« (Jes 44,6; 4 5,5f. 14.21L u.ö. Im Neuen Testament vgl. Röm 3,30; iTim 2,5; Jak 2,19).

  3. natürliche Theologie Was weiß der Mensch vor bzw. außerhalb der biblischen Offenbarung von Gott? Wie haben wir die anderen Religionen hinsichtlich ihres

Wahrheitsgehaltes einzuschätzen? Die bi­blischen Belegstellen (Apg 14,17; 17,27b; Röm 1,19b; 2,14b) weisen darauf hin, daß es ein »natürliches« Wissen um Gott gibt, das allerdings ganz unzureichend zum Heil ist, ja in die Feindschaft gegen Gott hineinge­nommen werden kann (Röm 1,22). Die frü­here hohe Bewertung einer natürlichen Theologie hat in der heutigen Theologie An­laß zu ihrer schroffen Ablehnung (K. Heim,

K. Barth) gegeben (anders z.B. A. -» Schiatter, P. Althaus). Ähnlich ging es mit dem Begriff »Religion«.



  1. Theodizee - (griechisch: »Rechtfertigung Gottes:«) Der Begriff wurde von G. W. Leib- niz gebildet, der in seiner gleichnamigen Schrift (1710) diese Welt als die beste aller möglichen und Gott als ihren Schöpfer zu erweisen suchte. Der Optimismus dieser na­türlichen Theologie ist immer wieder einer tiefen Skepsis gegenüber einem gerecht handelnden Gott gewichen, heute etwa in der Frage: Wie können wir nach Auschwitz von Gott reden? In der Bibel werden Fragen und Anklagen gegen Gott nicht unterdrückt (Hiob!), bleiben aber im Umkreis der Ver­heißung, daß Gott selbst seine Wahrheit und Gerechtigkeit erweisen wird.

Lit.: H. Engelland, Die Wirklichkeit Gottes und die Gewißheit des Glaubens, 1966 - H. Gollwitzer, Die Existenz Gottes im Bekenntnis des Glaubens, 1963 -H. J. Iwand, Glauben und Wissen (Nachge­lassene Werke Bd. r), 1962 - K. Kitamori, Theolo­gie des Schmerzes Gottes, 1972 - W. Künneth, Fundamente des Glaubens, 19773 - ders., Von Gott reden, 19652 - K. H. Miskotte, Wenn die Götter schweigen. Vom Sinn des Alten Testaments, r 963

  • G. v. Rad, Theologie des Alten T es tarnen ts, r 97 5 6

  • A. Schiatter, Die philosophische Arbeit seit Des- cartes, 19594 - außerdem die Lehrbücher der Dog­matik wie P. Althaus (r 972.®) oder O. Weber (1977 )

Lindner

»Gott hilft«

Für verwahrloste und verwaiste Kinder wurde 1916 von Emil Rupflin ein Heim er­öffnet, das bald in eine Stiftung umgewan­delt wurde, die den Namen »Gott hilft« er­hielt, mit dem das Fundament bezeichnet war, auf dem das Werk stand: Vertrauen auf die im Evangelium verheißene Hilfe Gottes. Etwa 100 Mitarbeiter verstehen sich als Glieder eines Glaubenswerkes, das mis- sionsdiakonisch den Willen Christi erfüllt. Zur Stiftung gehören: 7 Kinderheime in Felsberg, Zizers, Scharans, Trimmis (Graub.), Herisau, Herrliberg, Stäfa, 3 Bibel - und Erholungsheime in Seewis und Pura und eine staatlich anerkannte Heimerzieher­schule mit dreijähriger Ausbildung. Eine Be- triebsgehilfinnenschule in Seewis rüstet Mädchen zum Dienst in Bibelheimen zu.

Möller


Gott-ist-tot-Theologie Atheismus VIII.

Gottebenbildlichkeit —> Mensch II Gottesbeweise -> Gott



Gottesdienst

1. KLÄRUNG des Begriffes. Das Wort G. ist im NT nicht häufig. Wo es uns begegnet, wird es meist umfassender verstanden als in unse­rem Sprachgebrauch. Als Ausgangspunkt für das neutestamentliche Verständnis bietet sich Röm i2,if. an: ». . . daß ihr eure Leiber gebet zum Opfer . . . das sei euer vernünfti­ger Gottesdienst. . .«. Alles, was die —» Ge­meinde Jesu Christi und ihre einzelnen Glieder in der Antwort auf die empfangene Barmherzigkeit Gottes denken, reden, tun und leiden, ist ihr Gottesdienst: ihr Umgang miteinander wie ihr Verhalten zur -» Welt, das Zusammenspiel der Gaben und Kräfte in ihrer Mitte wie ihre Einstellung gegenüber der staatlichen Ordnung, die Erfüllung der -» Gebote Gottes und die Rücksicht der Star­ken auf die Schwachen. In allem »erbauen sie sich als das geistliche Haus und die hei­lige Priesterschaft Gottes, zu opfern geistli­che Opfer, die Gott angenehm sind durch Je­sus Christus« (iPetr 2,5). Je klarer wir dieses umfassende Verständnis von G. festhalten, um so besser läßt sich auch die engere Be­deutung des Wortes einordnen, ohne miß­verstanden zu werden: g.liche Versammlung mit allem, was in ihr geschieht (Hebr 10,2 5). Zwischen beiden besteht eine lebensvolle, wechselseitige Beziehung. Die Beschreibung des Lebens der urchristlichen Gemeinde (Apg 2,42 -47; 4,32 - 3 7) gibt davon einen an­schaulichen Eindruck. Man denke auch dar­an, daß die apostolischen Briefe mit ihren vielen Weisungen für den einzelnen wie für die Gemeinde vornehmlich in der g.lichen Versammlung verlesen wurden (Kol 4,16; vgl. auch Offb 2,3). In der Geschichte der Kirche hat man oft drei Bereiche ihres Le­bens unterschieden: leiturgia = G., diakonia = Bruderdienst, martyria = Zeugendienst in der Welt. Je lebendiger diese drei Bereiche miteinander verbunden sind, um so gefüllter wird der Begriff G. In jungen Kirchen Asiens oder Afrikas kann man diesem vollen Ver­ständnis vom G. besonders anschaulich be­gegnen. Die g.liche Versammlung ist keine Feierstunde am Rande oder außerhalb des Lebens, in ihr verdichtet sich vielmehr ge­wissermaßen das ganze Leben der Gemein­de, auch mit ihrem alltäglichen G. und sei­nen Problemen. Alle Linien dieses Lebens gehen auf die g.liche Versammlung hin und laufen wieder von ihr in den Alltag. Aus die­ser Erkenntnis ergibt sich umgekehrt, daß sowohl der alltägliche G. einerseits wie die g.liche Versammlung andererseits um so mehr gefährdet werden, je weiter sie ausein­andertreten. Die Rede »Unsere Arbeit ist unser Gottesdienst!« kann etwas Berechtig­tes ausdrücken, sofern sie auch den Alltag heiligen will; sie kann aber auch die Gering­schätzung der g.lichen Versammlung ge­genüber dem beruflichen, sozialen oder poli­tischen Engagement anzeigen. Andererseits kann die g.liche Versammlung zu einem in­trovertierten Kultus abseits vom Leben ent­arten. Jesus hat im Gespräch mit Pharisäern und Schriftgelehrten mit beiden Verirrun­gen zu kämpfen und überwindet sie, indem er uns das Doppelgebot der Gottesliebe und der Nächstenliebe (Mt 22,3 5 -40) einschärft. 2. g.liche Versammlung. Je mehr wir solche Erkenntnisse ernst nehmen, umso unbefan­gener können wir den spezifischen G. der Gemeinde, ihre g.liche Versammlung ins Auge fassen. Auch diese begegnet uns be­reits im NT, vor allem diejenige »am ersten Tag der Woche« (iKor 16,2; Apg 20,7), der »des Herren Tag« genannt wird (Offb 1,10). Der Auferstehungstag mit seinem Licht will immer neu in diesem G. erstrahlen; es gibt Kirchen, in denen deshalb an jedem Sonntag einer der elf Auferstehungsberichte im G. verlesen wird. Die wichtigsten Stücke dieser g.lichen Versammlung nennt Apg 2,42: Lehre der Apostel, Brotbrechen (Hl. —> Abendmahl), —> Gemeinschaft (gegenseitige Hilfe), -» Gebet. Hier liegen die Lebensquel­len einer Gemeinde Christi; keine darf ver­nachlässigt werden. Gerade dem Versam­meltsein in seinem Namen hat Jesus seine Gegenwart zugesagt (Mt 18,20). Darum »sta­tuiere ich kein Christentum ohne Gemein­schaft« (Zinzendorf). Gottes Gegenwart kann in dieser g.lichen Versammlung be­sonders erfahren werden (iKor 14,24); diese ist damit auch Quellort alles missionari­schen Wirkens. Darum ist das leibhaftige Zusammenkommen der Gemeinde durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch Rund­funk- und Fernsehandachten, so hilfreich diese neuen Möglichkeiten für Menschen sein können, die aus irgend einem Grund dem G. der Gemeinde fernbleiben müssen. Im Lauf der Zeit haben sich in der Kirche be­stimmte Formen des G.es herausgebildet: Hauptg. mit Hl. Abendmahl, Wocheng.e.. Morgen- und Abendg.e, Kasualg.e bei Trau ungen, Beerdigungen u.a. Ihre Grundformen ziehen sich durch fast alle christlichen Kir­chen hindurch; die Ordnung im einzelnen hat sich unterschiedlich entwickelt und ist immer neu zu überprüfen. Auch Luther hat die altkirchlichen G.-formen beibehalten und nur das ausgeschieden, was er an Aus­wucherungen und Entartungen vorfand, vgL besonders »Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes« 1526. Sein Anliegen war, »daß im Gottesdienst unser lieber Herr mit uns redet durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang«. Dabei wußte er, daß der öf­fentliche G. als »Reizung zum Glauben« der Ergänzung durch andere, freiere Versamm lungen der Christen bedurfte, ohne freilich dieses Bedürfnis zu seiner Zeit erfüllen zu können.

  1. G.Reform. Das Empfinden, daß g.liche Formen dem Gesetz der Erstarrung unterlie­gen, führt zu immer neuen Versuchen, die g.lichen Versammlungen nach Form und In­halt zu reformieren. Die Schrift »Pia desi- deria« Philipp Jakob Speners 1675 (—> Pie­tismus) mit ihrem Vorschlag, daß nicht nur der Pfarrer über biblische Texte predige, sondern »daß unter der Leitung eines Predi­gers mehrere andere aus der Gemeinde aus der Hl. Schrift öffentlich lesen und sich dar­über brüderlich unterreden«, gehören hier­her. »Dabei ist es jedermann erlaubt, seine Zweifel vorzutragen und deren Erläuterung zu begehren, als auch denen, die weiterge­kommen sind, frei auszusprechen, wie sie jede Stelle verstehen«. Hier liegt eine der Wurzeln für die Entstehung der Bibel­stunde und der —Bibelwochen mit ihren Möglichkeiten für Gespräch und freies Ge­bet. Auch alle Bemühungen um die »Kirche im Haus« (—» Hauskreise, -andachten, -g.e) können dadurch wertvolle Impulse empfan­gen; der Auswanderung der Kirche aus den Häusern, der wir weiterhin verfallen sind, kann damit wenigstens an einer Stelle be­gegnet werden. Auch dürfen die Versuche das —> Priestertum aller Gläubigen neben dem Dienst des ordinierten Pfarrers zu stär­

ken, als ein fruchtbares Motiv für die ge­samte heutige G.reform angesehen werden. Der Dienst des Lektors, des Prädikanten, Kinder- und Familieng.e mit ihren vielfa­chen Möglichkeiten für jedes Gemeinde­glied können dem Ziel der Auferbauung der Gemeinde Christi weiter dienen. Gerade im Zusammenhang mit der Wiederentdeckung der Kirche im Haus werden neue Lieder, neue Melodien, neue Instrumente mit Lei­denschaft erprobt, neue Weisen der Abend­mahlsfeier werden versucht. Beteiligung der Kinder am Hl. Abendmahl schon vor der Konfirmation in Gemeinschaft mit ihren El­tern wird gefordert. Da und dort, nicht nur in den ev. Kirchen, sondern auch in der röm.- kath. Kirche haben die charismatischen G.e Eingang gefunden, in denen auch die beson­deren —» Charismen des —> Geistes nach iKor 12 — 14 Raum haben sollen. Für das Finden des rechten Weges gibt Paulus selber Hilfe: In die Mitte all dieser Geistesgaben und -kräfte stellt er als die größte Gabe die Liebe (iKor 13), und alle derartigen neuen Weisen rät er zu prüfen unter den Fragen: Wird hier ein klares Wort laut? Wird die ei­gene Auferbauung oder die der Gemeinde Gottes gesucht?

  1. G. UND WELTVERANTWORTUNG. Der G. ist in lebendiger Gemeinde nicht die Veranstal­tung eines Pfarrers für die übrigen Gemein­deglieder, sondern die Versammlung des von Jesus Christus gewonnenen neuen Gottes­volkes, in dem und durch das Gott in Kraft seines Geistes sein Zeugnis in der Welt aus­gerichtet haben will. Damit hat gewiß zuerst auch die persönliche Erbauung jedes Ge­meindegliedes, Trost, Ermahnung, Hilfe, ih­ren Platz. Aber was Christen an geistlichen Gaben empfangen haben, bleibt lebendig und wird reich, indem sie es weitergeben. So hat der G. immer auch den Horizont der Weltverantwortung. An seinem Ende wird die Gemeinde mit dem Segen entlassen, eben um als Gesegnete in der Welt zu ste­hen. Das Vaterunser ist uns gewiß auch dazu gegeben, daß wir unser ganzes Leben darin bergen und mit Gott besprechen können. Aber es ist zugleich das Gebet, mit dem Jesus seine Jünger in sein eigenes Werk hinein­zieht, also das Mitarbeitergebet der Ge­meinde Christi in der Welt, für den Frieden in der Welt, für die in öffentlicher Verant­wortung Stehenden, aber ebenso für Zeugnis und Mission im Warten auf das kommende Reich. Mit dem liturgischen Lobgesang »Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist«, der von Anfang der Chri­stenheit an durch unsere G.e geht, singen wir nicht eine fromme Floskel, sondern be­kennen durch die Jahrhunderte öffentlich vor der Welt, wer im ständigen Wechsel von Göttern, Heilsbringern und Geistesmächten ihr wirklicher Herr und Schöpfer, ihr Erlöser ist, und welchem Geist sie sich anvertrauen darf. Es scheint nötig zu sein, daß gerade evangelische Christen diese Bedeutung des G.es neu erkennen und in ihre Verantwor­tung aufnehmen. Wir kennen keine Sonn­tagspflicht wie die röm.-kath. Kirche. Aber Freiheit bedeutet nicht Unverbindlichkeit. Wir müssen eingestehen, daß es mit der Teilnahme am G. bei uns vielfach schlecht bestellt ist. Viele Kommunitäten, —»Bruder- und Schwesternschaften versuchen diesen Nöten stellvertretend mit einem reichen g.lichen Leben und einer beständigen Ord­nung zu begegnen. Die Regel von Taize sagt dazu: »Es gibt Tage, wo für dich der G. schwer wird. Wisse dann deinen Leib darzu­bieten, da ja schon deine Anwesenheit ein Zeichen ist für dein im Augenblick nicht zu verwirklichendes Verlangen, deinen Herrn zu loben. Glaube an die Gegenwart Christi in dir, auch wenn du keine spürbare Reso­nanz davon feststellst.« Die Verantwortung für die lebendige Gestaltung und Durchfüh­rung des G.es steht für eine Gemeinde mit an erster Stelle: für den Pfarrer wie für alle Mitarbeiter, aber ebenso für jedes Gemein­deglied. Mit jedem Menschen, der zum G. kommt oder von ihm wegbleibt, kann Gott einen Menschen gewinnen oder verlieren, der seine Sache in der Welt vertritt.

Lit.: P. Brunner, Die Lehre vom Gottesdienst, in: »Leiturgia I«, 1954, S. 83ff. — E. Käsemann, Gottes­dienst im Alltag der Welt, in: Festschrift für J. Je­remias, 1960, 165ff. - G. Schmidtchen/M. Seitz, Gottesdienst in einer rationalen Welt, 1973 - W. Jentsch, H. Jetter u.a., Erwachsenenkatechismus, 1975, S. 1023ff.

Dietzfelbinger



  1. GOTTESDIENST IN DEN DT. FREIKIRCHEN. Es gibt keine typisch freikirchliche G.form. Die je eigenen Ansätze der verschiedenen -» Frei­kirchen prägen die Ausgestaltung der G.e. Es läßt sich jedoch allgemein sagen, daß in den Freikirchen die traditionellen liturgischen Elemente noch weiter reduziert wurden als im reformierten G. und daß der reine Wortg. im Mittelpunkt steht. Gewisse liturgische Elemente, die jedoch häufig aus Furcht vor

Verkirchlichung nicht als solche bezeichnet werden, haben sich als feste Bestandteile herausgeschält: Eingangsspruch, Gemeinde- und Chorgesang, Schriftverlesung, Gebete, die meist frei und nach der Predigt spontan aus der Gemeinde gesprochen werden, und Segensspruch. Das Vaterunser wird regel­mäßig nur in der -h» Methodistenkirche ge­betet. Diese Freikirche hat seit der Vereini­gung mit der —> Ev. Gemeinschaft (1968) eine neue G.-Ordnung. Die Prediger (auch Laienprediger oder Predigthelfer) der Frei­kirchen sind nicht an Perikopen oder be­stimmte Sonntagslieder gebunden. Die Pre­digt will die Gemeinde entweder erbauen oder belehren oder ist evangelistisch ausge­richtet. Die Abendmahlsfeier steht im Zen­trum des gottesdienstlichen Lebens der christlichen —> Versammlung. Allsonntäg­lich findet das »Brotbrechen« statt. Die Brü­der schlagen Lieder vor, sprechen freie Ge­bete und verlesen Bibeltexte in freier Rei­henfolge. Nachdem ein Bruder einen der Einsetzungsberichte verlesen hat, gehen Brot und Wein durch die Reihen. Mit Lied und Gebetsgemeinschaft schließt die Feier. Die übrigen Freikirchen praktizieren eine Mittelform zwischen dieser freien und einer festen, liturgisch gebundenen Form. Dabei ist die Abendmahlsfeier entweder in den Gottesdienst integriert (Methodisten) oder ein besonderer 2. Teil des G.es (—» Baptisten). Das Abendmahl wird als Gedächtnismahl in der Methodistenkirche vierteljährlich, bei den Baptisten monatlich einmal gefeiert. Je­der baptistische Taufgottesdienst schließt mit der Mahlfeier. In einigen Freikirchen (—» Mennoniten, Kirche der Brüder, -» Adventi- sten) ist die Fußwaschung Bestandteil des Abendmahls-G.es. In den —> Pfingstgemein- den wird dem einzelnen G.besucher viel Raum zu spontaner Beteiligung gewährt. Die Gebete werden häufig gleichzeitig von allen zusammen frei gesprochen, das —> Zungenreden gepflegt und besondere Hei­lungsgebete mit Handauflegung für Kranke gesprochen. Geldbach


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