Pfarrfrauenbund. Gründung als »Pfarr- frauen-Schwesternbund« 1916 in Gunzenhausen. Prägende erste Leiterin Frau Clara Heitefuß. Im P. finden sich Pfarrfrauen zusammen, die für ihr Christsein und ihren Dienst Hilfe in einer Gemeinschaft suchen, in der das Hören auf das Wort Gottes, Seelsorge und persönliche Zuwendung Raum haben. Innere Zurüstung in kleinen Bibelkreisen, Regionaltagungen, Arbeitstagungen der Kreis-Verantwortlichen und Gesamttagungen; Veröffentlichungen: Rundschreiben und das Mitteilungsblatt »Wegweisung und Aussprache«; Leitung durch
Leitungskreis und Beirat. Zur Zeit in 55 Kreisen etwa 1400 Mitglieder in allen deutschen Landeskirchen und Österreich.
Hauschildt
Pfingstbewegung
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begriff: Mit P. bezeichnet man eine Vielfalt von christlichen Gruppen, die ein im weitesten Sinne »enthusiastisches Christentum« verkörpern. Gemeinsam ist diesen in der Lehre oft sehr gegensätzlichen Gruppen die heilsgeschichtliche Schau, die besonderen Wirkungen des Hl. —» Geistes wie in den Tagen der ersten Geistesausgießung (Apg 2) nun am Ende der Zeiten zu erleben. Das »Reden in anderen Zungen« (—» Zungenreden) gilt in den meisten Gruppen als notwendiges Zeichen einer besonderen Ausrüstung mit dem Hl. Geist (—> Geistestaufe).
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zur Geschichte: 1906 kam es in einer bap- tistischen Negergemeinde in Los Angeles (Kalifornien, USA) zu einer —> Erweckung, bei der Zungenrede mit ekstatischen Begleiterscheinungen auftrat. Dieses Ereignis in der Azusa Street Mission wird allgemein als Ausgangspunkt der P. angesehen, wobei dann noch Vorläufer in Amerika (z.B. Church of God, Anderson, seit ca. 1880) und der Einfluß der —» Waliser Erweckung 1904/05 zu berücksichtigen sind. Literarisch-theologisch knüpfte die P. im angelsächsischen Raum an John Wesleys Lehre von der —» Heiligung und deren Interpretation in der methodistisch geprägten -» Heiligungsbewegung seit der Mitte des 19. Jh.s (A. Mahan, J. Upaam, C. Boardman, C. G. —> Finney, D. D. -»■ Moody, R. A. Torrey, R. P. —» Smith) an.
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Deutschland: Im deutschsprachigen Raum war der aufkommenden P. in der —> Gemeinschaftsbewegung der Boden bereitet. Zum Teil standen deren Mitglieder und geistige Führer im Gefolge der »Segenstage von Oxford« dem Gedankengut der Heiligungsbewegung nahe. Dazu kamen hochgespannte Erwartungen auf eine nah bevorstehende Heilszeit, die sich auf Anschauungen
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C. —> Blumhardts stützten und Sonderlehren in bezug auf eine »Auswahlgemeinde« (O. —> Stockmayer, E. F. —> Ströter) und die christliche —» Vollkommenheit (J. —» Paul). Die Waliser Erweckung hatte dann mit ihren Ausläufern in Deutschland (Mülheim 1905/06) die Hoffnung auf ein neues Pfingsten verstärkt. So erstaunt es nicht, daß sich die P. von Norwegen her, wohin ihr Gedankengut von T. B. Barrat aus Los Angeles zuerst gebracht war, schnell über Hamburg (E. Meyer), Kassel (A. und H. —» Dalimeyer) und Großalmerode (Pfr. Holzapfel) in Deutschland ausbreitete. Sie stärkte mit ihrer sub- jektivistischen Tendenz die kirchenkritischen Kreise innerhalb von Gemeinschaftsbewegung und Ev. -» Allianz und forderte zugleich die stärker kirchlich orientierten Kräfte (bes. die sog. Altpietisten in Württemberg und im Siegerland C. —> Dietrich und J. G. -» Siebei) zur Opposition heraus. So kam es nach tumultartig endenden Kasseler Versammlungen (7.7.-2.8.1907 unter Leitung der Brüder A. und H. Dallmeyer) in Barmen (Dez. 1907) und Eisenach (April 1908) zu Verhandlungen zwischen den führenden Vertretern beider Richtungen. Eine Klärung oder Einigung wurde nicht erreicht. Die beiden Richtungen liefen nebeneinander her, bis am 15.9.1909 maßgebliche Vertreter von Gemeinschaftsbewegung und Allianz in der —» Berliner Erklärung (I) die P. als widergöttlich verurteilten und sie der Irrlehre bezichtigten. Es dauerte noch zwei Jahre, bis sich die Fronten geklärt hatten. Eine Unterdrückung der P. war durch das Häresieurteil nicht gelungen. Viele Mitglieder gingen der innerkirchlichen Erweckungsbewegung verloren.
Schon vor der Verabschiedung der Berliner Erklärung hatten sich die Freunde der neuen Bewegung unter Führung von J. Paul, E. Edel und P. Reghely bei Konferenzen in Hamburg (Dez. 1908) und Mülheim (August 1909) enger zuammengeschlossen. Die Zeitschrift »Pfingstgrüße« erschien bereits seit Febr. 1909. Bei der II. Mülheimer Konferenz (28.9.-1.10.1909) mit ca. 2 500 Teilnehmern wurde eine Gegenerklärung angenommen, die sich zwar in der Verteidigung erschöpfte, aber auch Sch wächen in der Argumentation der Berliner Erklärung deutlich herausstellte.
Vermittlungsgespräche zwischen P. und Gemeinschaftsvertretern von 1911, 1919/ 1921, 1931 und i960 führten zu keiner Verständigung. Die im -> Gnadauer Verband zusammengeschlossenen G emeinschaften lehnen bis heute jede Arbeitsgemeinschaft mit der P. unter Berufung auf die Berliner Erklärung ab. Auf Allianzebene gibt es örtliche Zusammenarbeit.
Von den verschiedenen Gruppierungen der P. in Deutschland gewann der —» Christliche Gemeinschaftsverband GmbH. Mülheim/ Ruhr unter den Vorsitzenden J. Paul, C. O. Voget, E. Edel, H. Schober, E. Humburg und
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H. Krust die größte Bedeutung. Seit 1914 versuchte man, sich unter Beibehaltung der neuen Erfahrungen und Gaben wieder stärker an kirchlich-theologischer Tradi- tion zu orientieren und schied im Verlauf dieses Prozesses die extrem enthusiastischen Kräfte aus. 1920 schloß sich eine größere Gruppe —> Neuapostolischer unter Mütscheke der Mülheimer Richtung an. Den Herausforderungen des Nationalsozialismus hatte man (wie ähnlich weite Kreise der Gemeinschaftsbewegung) nur eine quie- tistische, »unpolitische« Haltung entgegenzusetzen (Hollenweger). Nach dem 2. Weltkrieg kam es infolge missionarischer Aktivitäten amerikanischer Pfingstgemeinschaf- ten zu zahlreichen Neugründungen freikirchlich orientierter Gemeinden, deren be- Christengemeinden in Deutschland« (jetzt: Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden), auf die »Assemblies of God« zurückgeht (Bibelschule Beröa in Erzhausen bei Darmstadt). In den fünfziger Jahren hatten auch die sog. Heilungsevangelisten (Forsgreen, Branham, Zaiss, Osbom u.a.), die die —» Krankenheilung in Massenversammlungen propagierten und praktizierten und damit ein altes Anliegen der Heiligungsbewegung wieder aktualisierten, großen Zulauf. Kleine Gemeinschaften gründeten P. Mink (Hirzen- stein/Oberhessen), C. Röckle (Leonberg, —> Philadelphia) und Zaiss (—» Gemeinde der Christen »Ekklesia«). Während die P. seit Mitte der fünfziger Jahre eher introvertiert, mit Problemen der zweiten und der dritten Generation beschäftigt, eine Randerscheinung in der konfessionellen Landschaft der BRD darstellte, kann sie seit Ende der sechziger Jahre, wieder von den USA aus, in Gestalt der —> Charismatischen Bewegung in den Kirchen der Reformation wie in der —» katholischen Kirche, ihre Anliegen neu vertreten sehen.
2. ÜBERBLICK UBER DIE INTERNATIONALE ENTWICKLUNG: Vergleichbare Auseinandersetzungen um die P. wie in Deutschland hat es sonst kaum gegeben. Die P. ist weltweit verbreitet und gehört nach dem 2. Wel tkrieg besonders in Lateinamerika und Afrika zu den am schnellsten wachsenden protestantischen Denominationen. Besonders von den USA, aber auch von Skandinavien, England und Deutschland aus zogen Missionare der P. in alle Teile der Welt und gründeten schon vor dem 1. Weltkrieg, oft in harter Auseinandersetzung mit anderen Missionsgesellschaften, Gemeinden (z.B. um 1910 gründeten die Schweden G. Vingren und D. Berg in Brasilien die ersten Pfingstgemeinden, die »Assembleias de Deus« wuchsen von 1930 — 13511 Mitglieder in 109 Gemeinden bis 1967 auf 1400000 Mitglieder in 5200 Gemeinden). Seit 1962 zwei der chilenischen Pfingstkirchen dem Ökumenischen Rat der Kirchen (—> ökumenische Bewegung) beitraten, ist der Dialog zwischen ÖRK und Gruppen der P. weitergeführt worden, ohne daß es bis jetzt zu greifbaren Ergebnissen gekommen wäre.
Einen losen Zusammenhang der weltweiten P. stellen die unregelmäßig stattfindenden Weltpfingstkonferenzen her (1946 Zürich, 1949 Paris, 1952 London, 1955 Stockholm, 1958 Toronto, 1961 Jerusalem, 1964 Helsinki, 1967 Rio de Janeiro, 1974 Jerusalem), die teils der Demonstration nach außen hin, teils der Debatte von Lehr- und Organisationsfragen dienen.
m. lehre: Die in der P. vertretenen Lehranschauungen differieren stark. Neben den unter I. genannten Gemeinsamkeiten findet sich in allen Gruppen ein fundamentalistisches Bibelverständnis und eine rigoristi- sche Ethik, die in Verbindung mit der wes- ley'schen Vollkommenheitslehre oft zum -» Perfektionismus führt. Der Hl. Geist steht unter Berufung auf iKor 12, Röm i2,6ff. und andere neutestamentliche Stellen im Mittelpunkt der Lehrbildung. Die Christologie und Gotteslehre sind kaum entwickelt. Zu unterscheiden sind Gruppen mit zweistufigem (-» Bekehrung und —» Heiligung) und dreistufigem Heilsweg (Bekehrung-Heili- gung-Geistestaufe). Die dämonologischen Vorstellungen des NT werden ebenso ungebrochen übernommen wie im Rahmen des heilsgeschichtlichen Geschichtsverständnisses die apokalyptischen Vorstellungen. Eine einheitliche Lehre von der —> Gemeinde kann es nicht geben (s.u.), die gemeinsame Geisteserfahrung begründet die Gemeinde. Die Sakramente treten je nach Prägung der Leiter der Gemeinschaften bzw. der Leitungsgremien an Bedeutung zurück. Die Erwachsenentaufe ist die Regel.
iv. zur Beurteilung: Vom reformatorischen Standpunkt aus ist die Abwertung der —> Rechtfertigung und damit der Christologie infolge der einseitigen Hervorhebung der Geistlehre und das v/iederum daraus folgende »Stufenchristentum« abzulehnen. Die Verlagerung der Begründung des —» Glaubens weg von dem glaubenden Vertrauen in die -» Erfahrung des einzelnen macht das befreiende Wort des Evangeliums zum sekundären Moment und öffnet dem Subjektivismus die Tür. Doch weist die Überbetonung der Geistlehre in der P. auf ein entsprechendes Defizit in Lehre und Praxis der reformatorischen Kirchen hin. Allein mit theologischen Kategorien allerdings wird die P. in ihrer Bedeutung nicht erfaßt. Vielmehr wird in Zukunft verstärkt religionssoziologisch und religionspsychologisch zu fragen sein, wie es kommt, daß es der P. offensichtlich gelungen ist, die sozialen Schichten zu gewinnen, die in den Kirchen spätestens seit der Industriellen Revolution (—» Soziale Frage) im 19. Jh. keine geistliche Heimat mehr fanden.
Lit.: W. J. Hollenweger, Enthusiastisches Christentum, 1969 - P. Fleisch, Die P. in Deutschland, 1957 - C. FL Krust, 50 Jahre Deutsche P., Mülhei- mer Richtung, 1958 - E. Giese, Und flicken die Netze, 1976
Pfingsten Feste
Philadelphia-Verein
Der Philadelphia-Verein e.V. geht zurück auf das Wirken Christian Röckles (6.2.1883-16.8.1966), der nach eigenen Angaben noch vor Auftreten der —» Pfingstbe- wegung ein göttliches Berufungserlebnis und die -» Geistestaufe empfing. Zeitweilig war er als Missionar an der Goldküste, dann von 1919-1943 im Dienst des —»Altpietisti- schen Gemeinschaftsverbandes. Eine »innere Schau« im Mai 1942 zeigte ihm seine neue Aufgabe: die Zubereitung der »Philadelphia«-Gemeinde durch die Trennung von den lauen Laodizea-Christen (nach Offb. 3,7ff.) für die —> Endzeit. Zur Erreichung dieser Endgemeinde »ohne Flecken und Runzeln« stand von da an die Entrückung und die »völlige Übergabe« der Gläubigen an den Herrn im Mittelpunkt seiner Verkündigung. — Seit 1946 fanden die P.-Konferenzen in Leonberg u.a. Orten statt und ein eigenes Werk mit Verlag, Alten- und Erholungsheimen, Wohnhäusern, Volksmission und
Sparkasse entstand. - Von pietistischen Gemeinschaften ausgeschieden, sucht der P. seinen Weg zwischen Kirche, Pfingstbewe- gung und eigener Gemeindebildung.
Lit.: C. Röckle, Die Fußspuren Gottes in meinem Leben, 1962 - Die Vollendung der P.-Gemeinde der Endzeit und ihre Entrückung, 1970I - K. Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten, 195 8S, S. i8off.
Geldbach
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