Bengel, Joh. Albr. -» Pietismus IId Bengel-Haus -» Ausbildung, theologische a)
Berger, Fritz -* Perfektionismus BI Bergpredigt
Die erste der fünf großen Reden Jesu bei Mt (Kap. 5—7) bezeichnet man als Bergpredigt. Der Name, der zuerst bei Augustin auftaucht, erklärt sich aus der Szenerie (5,1). Es handelt sich um eine Reihe aneinandergefügter Sprüche, die als feierliche Antrittsrede Jesu zu verstehen ist. Das lukanische Gegenstück, die Feldrede (6,20-49), ist wesentlich kürzer (von 106 Vs. bei Mt finden sich 28 in der Feldrede, 31 sonstwo bei Lk und 47 nur bei Mt) und nimmt im Gesamtaufbau des Evangeliums eine andere Funktion wahr. Die B. hat insgesamt und in ihren Einzel Worten im Laufe der Jahrhunderte innerhalb und außerhalb der Kirche stärkstens gewirkt: von den Klöstern des Mittelalters über Marx und Tolstoi bis Gandhi. Meist wurde sie aus dem Gesamtzusammenhang des Evangeliums gelöst, als Summa der Lehre Jesu verstanden, so daß man von einem sog. Christentum der B. sprach. Aus dieser Isolation ergaben sich Verstehensschwierigkeiten. Die Väter der —■> alten Kirche sahen in ihr eine allgemein erfüllbare Tugendlehre; das kath. —> Mittelalter den bes. Rat für die Vollkommenen. In der -> Reformation erkannte man gegen die sog. —» Schwärmer, daß sie nicht ein diesseitig zu verwirklichendes politisches Programm ist. Man betonte, daß sie allen Christen gilt, nicht als erfüllbare Forderung, sondern als radikalisiertes Gesetz, das den Menschen von seiner Erlösungsbedürftigkeit überführen will. Neben dieser Unerfüllbarkeitstheorie steht die perfektionistische Lösung, nach der Jesus zwar weiß, daß kein Mensch diese radikalen Forderungen erfüllen kann, daß er aber hofft, daß die Menschen sich wenigstens anstrengen, ein Teilziel zu erreichen. Dieses gesetzliche (Mißverständnis ist unter religiösen Gebildeten weit verbrei
tet. Die interimsethische Auslegung (A. Schweitzer) sieht in ihr ein Ausnahmegesetz angesichts des unmittelbar hereinbrechenden Endes, das nochmals die Aufbietung aller Seelenkräfte fordert. Während man einerseits in der B. das Grundgesetz der Königsherrschaft Gottes für Israel und das Tausendjährige Reich (—» Endzeit) sieht, finden Tolstoi, Marx, Ragaz u.a. in ihr eine Handhabe zur radikalen Kritik der bestehenden Ordnungen und zum Aufbau einer neuen. Diese Antworten treffen sich darin, daß sie die B. aus dem Gesamtzusammenhang des Evangeliums bzw. des NT und des Erlösungswerkes Jesu herauslösen und ihren Charakter als Jüngerweisung unbeachtet lassen.
Die B. ist ihrem Wesen nach katechismusähnliche Gemeindeweisung und galt denen, die durch die Frohbotschaft überwältigt und bekehrt worden waren. Somit wird die B. nur im Lichte der in Jesus hereingebrochenen Gottesherrschaft, des Zuspruchs der Vergebung, der Gotteskindschaft und der Autorität Jesu (beachte das »Ich bin gekommen«, »Ich aber sage euch«) recht gehört. Der Lehrer der B. ist niemand anders als der Erlöser von Golgatha. Der Indikativ des Evangeliums, der in den Seligpreisungen begegnet (dazu auch noch in 5,13-16.45; 6,8.30.33; 7,7f.n u.a.) ist die Tür zum rechten Verständnis der B. Die B. zeigt den Jüngern, die in den neuen Äon hineinversetzt sind, wie gelebte Gotteskindschaft und gelebter Glaube aussehen. Hier begegnet der Anspruch Gottes auf das Leben des Jüngers, der zum Zuspruch der Vergebung gehört. Das erklärt sowohl das Gewicht der Forderung (z.B. 5,21 ff.) als auch die Lückenhaftigkeit der Ausführung. Wie die Gottesherrschaft sich in den verschiedenen Lebensbereichen auswirkt, läßt sich nur zeichenhaft darstellen. Aber das kann der Welt nicht verborgen bleiben (5,13-16). Somit ist die B. nicht Gesetz, sondern Evangelium von der Erneuerung des Lebens durch Jesus. Das Thema erklingt 5,20: Die bessere Gerechtigkeit, die erst im Gegensatz zur Gerechtigkeit der Schriftgelehrten (5,21-48), dann in Auseinandersetzung mit der Frömmigkeit der Pharisäer (6,1-18) und schließlich (6,19ff.) bes. im Blick auf das Zusammenleben in der Gemeinde entfaltet wird. Die B. steht also auf einer Ebene mit der apostolischen Ermahnung. Sie will gehört, geglaubt und befolgt werden. Verständnisschwierigkeiten einzelner Worte lassen sich oft durch Beachtung des rabbinisch-aramäischen Hintergrundes beheben.
Lit.: D. Bonhoeffer, Nachfolge, 197110 - K. Heim, Die Bergpredigt Jesu, 1959 - J. Jeremias, Die Bergpredigt, 1959, jetzt in Abba, 1966 - H. Thielicke, Das Leben kann noch einmal beginnen, 1956 - dazu Kommentare, bes. J. Schniewind, NTD, Bd. 2 Egelkraut
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