Adiaphora Mitteldinge Advent -»■ Feste
Adventisten
ADVENTISTEN (= Siebente-Tags-Adventisten). In der Geschichte der STA lassen sich zwei große Schübe unterscheiden: 1. die unter dem amerikanischen Farmer William
Miller (1782-1849) entstandene radikal- endzeitlich ausgerichtete Bewegung. 2. Die Fortführung unter der Visionärin Ellen G. White, die die Sabbattheologie einbrachte.
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Nach seiner Bekehrung 1816 zog sich Miller zurück, um mit Hilfe einer Konkordanz die Bibel zu studieren. Er berechnete die Wiederkunft Christi für 1843, nach jüdischem Kalender Anfang 1844, indem er einen prophetischen Tag (Dan 8,14; 9,24ff.) mit einem Jahr gleichsetzte. Nach einer Audition begann er ab 1831 eine feurige Predigttätigkeit, wo immer sich ihm Gelegenheit bot. Im »größten Zelt der Welt« und in Traktaten und Zeitschriften (»Mitternachtsruf«, »Zeichen derZeit« usw.) wies er auf das sich nähernde Ende hin. Bei Lagerversammlungen (Campmeetings) wurden 1842 — 44 über eine halbe Million Menschen erreicht. Ein eigenes Gemeinschaftsbewußtsein der Adventgläubigen entwickelte sich, als die Anhänger Millers wegen der Naherwartung immer häufiger aus den Denominationen ausgeschlossen wurden. Der Termin verging. Das Gleichnis von den zehn lungfrauen berichtet, daß der Bräutigam »bis Mitternacht« verzog, d.h. 1/2 Tag = 1/2 Jahr. Der neue Termin hieß 22. 10. 1844. Mit glühendem Eifer und fiebriger Erwartung wurde die Adventbotschaft verbreitet und eine Bußbewegung ausgelöst. Viele verkauften ihren Besitz, schlossen ihre Geschäfte, beglichen ihre Schulden, zahlten hinterzogene Steuern nach; zerrüttete Ehen wurden geheilt, und viele Farmer brachten die Ernte nicht mehr ein. Aber auch der neue Termin verstrich. Trotz tiefer Enttäuschung brach die Bewegung nicht zusammen. Der Farmer Hiram Edson erhielt am Morgen nach der durchwachten Nacht die Gewißheit, daß Christus am 22. 10. 1844 die Reinigung des himmlischen Heiligtums vollzogen hat. Das Nichterscheinen Christi auf Erden ist damit erklärt; zugleich kann an der Naherwartung festgehalten werden.
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Die Enttäuschung wurde weiterhin durch die Sabbattheologie überwunden. In einer Vision sah Ellen G. white die Gesetzestafeln im himmlischen Heiligtum, wobei das Sabbatgebot hervorstach. Daraus folgerte sie, daß die Heiligung des Sabbats die eigentliche Trennwand zwischen dem wahren Israel und den Ungläubigen war. Diese zentrale Stellung des Sabbatgebots drückte man im Namen der neuen Kirche aus, die 1863 gegründet wurde: STA. Die Millerbewegung wird als Vorläufer gemäß Offb 14,6-12 verstanden. Auf Grund fortgesetzter Visionen und umfangreicher literarischer Tätigkeit (83 Bücher) ist die Prophetin White für Theologie und Frömmigkeit der STA von entscheidender Bedeutung.
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Organisation. Die Welt ist in 12 Divisionen aufgeteilt, die in Verbände gegliedert sind und ihrerseits in Vereinigungen von ca. 60 Gemeinden zerfallen. An der Spitze der straffen Organisation steht die »Generalkonferenz« in Washington. Die missionarischen Aktivitäten erstrecken sich über die gesamte Erde. 70500 Prediger (BRD: 255; DDR: 155) betreuen 2,5 Mill. Mitglieder, 7690 Missionare arbeiten in 189 Ländern. Verlagshäuser, Buchevangelisten, Fernseh- und Radiostationen, Bibelkorrespondenzschulen sorgen für die Verbreitung der Adventbotschaft. Krankenhäuser, Sanatorien, Altenheime, Kindergärten, Schulen und Hochschulen zeugen von der sozialen Aktivität der STA. Deutschland gehört zur Euro- Afrikanischen Division. Die Prediger werden auf der Predigerschule in Darmstadt ausgebildet.
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Beurteilung. Das Gemeindeleben ist durch eine ernste innere Frömmigkeit gekennzeichnet. Vergnügungen, Tabak und Alkohol sind verboten, auf gesunde Ernährung und Lebensweise wird großer Wert gelegt (—» Sport, eigene Nährmittelfabriken, Rohkost). Die Opferbereitschaft (mindestens der -» Zehnte) und der missionarische Einsatz sind vorbildlich. Die Taufe wird durch Untertauchen an Gläubigen vollzogen, das Abendmahl vierteljährlich in Verbindung mit der Fußwaschung gefeiert. Gespräche zwischen den STA und dem ökumenischen Rat der Kirchen (—> ökumenische Bewegung) brachten viele Gemeinsamkeiten zu Tage. Die STA sind im wesentlichen durch ihre Sabbattheologie von den übrigen Kirchen getrennt. Innerhalb der persönlichen und gemeindlichen Frömmigkeit ist die —> Endzeiterwartung ausgeprägt. Man kann sie schwerlich den —> Sekten zurechnen; sie sind auf dem Weg zu einer —> Freikirche.
Lit.: K.F. Mueller, Die Frühgeschichte der STA bis zur Gemeindegründung, 1969 - L.E. Froom, The Prophetie Faith of our Fathers Bd. 4, Washington 1954 - C.D. Schmidt, Zeit des Gerichts oder Gericht der Zeit, 1972
Geldbach
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