Wahrheitsfrage
Die theologische W. stellt sich in der heutigen Diskussion bes. in folgenden Problemkreisen:
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INWIEFERN KANN MENSCHLICHE REDE WORT
cottes sein? Die Sprache der Offenbarung ist die prophetische Rede, d.h. menschliche Rede, die mit dem Anspruch göttlicher Eingebung begegnet. Der Empfänger der Inspiration hört nicht auf, menschliches Gefäß zu sein (2Kor 4,7). Er empfängt und bezeugt die göttliche Eingebung in der Begrenztheit seines Verstehens, seiner Denkformen und seiner Sprache. In diesem Sinn ist prophetische Rede inadäquates, d.h. vermenschlichtes Zeugnis von Gott, das zeichenhaftes, sehr oft bildhaftes Wort ist (Gleichnisse, prophet. Visionen). Aber weil das Zeichen, Bild oder Symbol vom —> Geist Gottes eingegeben ist, hat es —» Vollmacht, ist es unvertauschbai und bewirkt wahrhaftiges, aber menschliches Verstehen Gottes. Wenn Jesus den Seinen erlaubt, Gott »Vater« zu nennen, so spricht sich in dieser Erlaubnis höchste Vollmacht aus, obschon der Name aus dem Alltag genommen ist. Dem frommen Juden erscheint dieser Name unstatthaft. Es ist Auszeichnung, nämlich Zuerkennung der
Gotteskindschaft, wenn Gott als Vater angeredet werden darf. Die Mittelbarkeit der Offenbarung durch menschliche Rede, die sich erfüllt in der Menschwerdung des Wortes (Joh 1,14), bestätigt die Transzendenz des verborgenen (iTim 6,16), weltüberlegenen (Jes42,5-8) Gottes, des Schöpfers und Erlösers.
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WIE VERHÄLT SICH OFFENBARUNG ZUR NATURWISSENSCHAFT? Die Schule R. —> Bultmanns begründete ihre Kritik an den biblischen Reden vom Handeln Gottes damit, daß diese Rede das »überholte« biblische Weltbild voraussetze, wie es Gen 1 formuliert. Aber das Weltbild von Gen 1 ist das Weltbild des menschlichen Auges, das verbunden ist mit der zeichenhaften, prophetischen Vision vom Sechstagewerk. Der wirkliche Grund der Kritik ist ein Weltbild, das die Wirklichkeit als geschlossene, kausal determinierte Totalität versteht. Dieses vorausgesetzt, muß jedes Handeln Gottes in der Welt bzw. in der —> Geschichte abgelehnt werden. Umgekehrt ist die biblische Botschaft eine Infragestellung dieser Weltanschauung. Leider ist die Auseinandersetzung nur von wenigen, wie K. —> Heim, geführt worden. Heute ist ein fruchtbares Gespräch aber durchaus verheißungsvolle Möglichkeit geworden. Die Naturwissenschaft behauptet nicht mehr die Ewigkeit unseres Weltsystems (wodurch die Zeit als Dimension des Wirklichen große Bedeutung erhält), und immer mehr wird mit »offenen« Weltmodellen gearbeitet. Überdies ist zu sagen, daß die deterministische Philosophie nie ein Modell der Geschichte besaß, das erlaubt hätte, Vergangenes (ohne Quellen) zu rekonstruieren oder Zukunft zu berechnen. Nur die Theologie war in der Lage, vom Offenbarungsgeschehen her Geschichte als sinnvollen Gesamtzusammenhang aufzuweisen. Selbst Geschichtsdeutungen, die Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben, haben zum Aufweis einer Theologie versteckt theolo- gisch-heilsgeschichfliche Motive verwendet (Lessing, —> Hegel, Marx, Bloch). Theologie muß vermehrt davon ausgehen, wie Geschichte von kontingenten Offenbarungsereignissen her qualifiziert ist, und von hier aus wäre auch die offene Zeit (Zukunft) als —» Gericht, Verheißung und Neuschöpfung zu interpretieren.
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WIE VERHÄLT SICH DIE OFFENBARUNG ZU DEN NICHTCHRISTLICHEN RELIGIONEN’ Hier geht es um den Ausschließlichkeitsanspruch der christlichen Wahrheit. Zu dessen Begründung ist nicht auf vergleichbare anthropologische Aspekte (Tugend, innerer Friede, soziale Verantwortung u.a.) hinzuweisen, sondern auf Gottes Rettungstat in Christi Tod und Auferweckung, d.h. auf die geoffenbarte Versöhnung und Neuschöpfung durch Gottes Macht im Gegensatz zu allen Wegen der Selbsterlösung und Selbsttranszendierung.
Lit.: F. Flückiger, Theologie der Geschichte, 1970-
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Burkhardt (Hg.), Absolutheit des Christentums?, 1974 - H. W. Beck, Weltformel kontra Schöpfungsglaube, 1972 - ders., Der offene Zirkel, Wahrheit als Erklärungsmodell, 1976
Flückiger
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