Chalmers, Thomas *17.3.1780 Anstru- ther, f31.5.1847 Edinburgh. Durch Bibellektüre und die Schriften von Butler und Wilberforce zum Christentum bekehrt, bekämpfte er als machtvoller Prediger in Glasgow die der Industrialisierung folgende Armut durch ein System der Selbsthilfe von einzelnen, Familien und Gemeinden und belebte so die alte reformierte Sozialpraxis. Er wirkte auch auf die christliche Liebestätigkeit in Preußen ein (—► Bunsen, —► Wiehern, —» Fliedner). Sein reformerischer Eifer stand aber im Schatten von sozialen Utopisten (Robert Owen). C. wurde 1813 Professor der Ethik und Theologie in St. Andrews und 1827 in Edinburgh, wo die Freiheit der Gemeinden sein zweites bedeutendes Anliegen war. Als der seit 1834 geführte Kampf um das Recht der Patronatsgemeinden auf Pfarrwahl aussichtslos erschien, verließ C. 1843 mit 203 Synodalen die Generalsynode und gründete die schottische —> Freikirche. Er sorgte tatkräftig für ihre wirtschaftliche Sicherung und gründete das New College in Edinburgh, dessen Rektor er wurde.
Lit.: Orig. Works, 25 Bd., 1848/49 - Posthumous Works, 9 Bde., o. J., - Memoirs of T.C., 4 Bde., 1848-52 - Uber C.: K. Holl, Gesammelte Aufsätze: Der Westen 1928,404-436 - H. Watt, T.C. and the Disruption, 1943
Obendiek
Charismatische Bewegung
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Die C.B. wird so genannt, weil sie die —> Charismen (GnadengabenJ wie —» Zungenreden, —> Prophetie und —» Krankenheilung übt und in den historischen Kirchen zu deren Wiederentdeckung anleiten will. Sie wird deshalb auch charismatische Erneuerung, gelegentlich auch Neo-Pfingstbewe- gung, genannt.
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Geschichte. Der Ursprung der C.B. ist dem Einfluß der —» Pfingstbewegung auf die traditionellen Kirchen zuzuschreiben. Ge
burtsdatum und -ort: 3.4.1960 in Van Nuys (Kalifornien), wo Episkopal-Rektor Dennis Bennett in einer Predigt bezeugte, er habe die —» Geistestaufe mit der Gabe des Zungenredens erhalten. Nach ihm wurden 700 Gemeindeglieder »im Hl. —» Geist getauft» und erhielten »Wundergaben«. Time, Newsweek und Fernsehen verbreiteten die Nachricht. In der luth. Kirche machte Larry Chri- stenson die gleiche Erfahrung. Die Bewegung verbreitete sich rasch in den anglikanischen, luth. und ref. Kirchen der ganzen Welt. 1966 sprang sie auf die —» kath. Kirche über, als Professoren und Studenten in Pittsburgh die Bücher von Sherrill und Wilkerson entdeckten. Der Papst, etliche Kardinale und viele Bischöfe befürworteten sie damals. In Deutschland wurde sie nach 1963 innerhalb der ev. Kirche durch Pfr. A. Bittlinger verbreitet (Schloß Craheim in Bayern).
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Merkmale. Schwerpunkt der Bewegung ist die Geistausgießung, die man normalerweise durch —» Handauflegung in einer Gebetsversammlung erhält, und die von Zungenreden begleitet wird. Nach katholischer Auffassung »befreit und aktualisiert sie die Kraft des Hl. Geistes, der schon seit der —» Taufe in uns wohnt«. Die meisten angelsächsischen Theologen der C.B. übernahmen die pfingstkirchliche Lehre von der —> Geistestaufe als erstmaligem Empfang des Hl. Geistes - oder der Geistesgaben, oder Geistesfülle - nach der —» Bekehrung. Sie wirkt Gebetsfreudigkeit, Liebe zur Hl. Schrift (—» Bibel), Bindung an die Kirche, Missionseifer und verleiht Geistesgaben (Zungenreden, Prophetie, Geisterunterscheidung, Heilung). Die C.B. unterscheidet sich von der Pfingstbewegung durch weniger festgefügte Lehre und Verzicht auf Bildung eigener Gemeinden: die Anhänger der C.B. werden aufgefordert, in ihrer Kirche zu bleiben.
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positive Aspekte a) Bekehrungen in Kreisen, die der evangelikalen —> Evangelisation in der Regel unzugänglich waren (kath. Klerus, traditionelle Kirchen), b) Eingliederung in eine Gemeinschaft, in welcher der Neubekehrte betreut wird und durch gemeinsames —> Gebet, Bibellesen, Belehrung und Dienst wachsen kann, c) Pflege des christo- zentrischen Gebets und Lobpreises, d) Wechselseitige Bereicherung von Christen aus verschiedenen kirchlichen Traditionen,
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Zeugnisbereitschaft, durch die die C.B.
schnell anwuchs. f) Evangelikale Schattierung der Theologie der C.B. »auf Jesus hin orientiert« (Kard. Suenens), sowie auf eine persönliche Beziehung mit ihm und ein Emstnehmen des Wortes Gottes, g) Wiederentdeckung vergessener Werte: Vertrauen auf den Hl. Geist und alle seine Gaben.
5. schwächen und gefahren a) Erfahrungs- theologie, die mehr auf dem Erlebnis als auf der Schrift fußt, b) Vielfach: Pfingstkirchliche Lehre der Geistestaufe als zweite — durch Zungenreden gekennzeichnete - Heils-Erfahrung, c) Überbewertung der Wundergaben, besonders des Zungenredens.
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Unterschätzung der biblischen Lehre durch Gleichbewertung der unterschiedlichen kath. und protestantischen Dogmen.
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Unklare Ekklesiologie durch Einfügung der C.B. in das volkskirchliche Gemeindebild. f) Isolationismus der »Geistesgetauf- ten«. g) Spaltungen in Kirchen und Gemeinden. h) Gefühlsüberschwang in vielen Gruppen.
Trotz aller Schwächen und Gefahren bleibt die C.B. eine Herausforderung an Kirche und Gemeinschaft und zwingt zur Neubesinnung auf die biblischen Grundlagen der Lehre vom Hl. Geist.
Lit.: S. Großmann, Haushalter der Gnade Gottes. Von der charismatischen Bewegung zur charismatischen Erneuerung, 1977—A. Kuen, Die charismatische Bewegung, 1976
Kuen
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