Allianz, Evangelische
I. Geschichte. Gemeinschaft ist wesentliches Strukturelement der —> Gemeinde Jesu Christi und ihrer —» Mission. Gemeinschaft der Glaubenden fördert in der Welt den Glauben an Jesus Christus; ihr Mangel hindert ihn (Joh 17). Das ist der entscheidende Ansatz für die EA. Sie ist der erste Versuch einer Begegnung von ev. Christen über die Grenzen von Konfession, Nation und Rasse
-» AfeT
Lit.: Informationsdienst -> idea - E. Beyreuther, Der Weg der evangelischen Allianz in Deutschland, 1969 - L. Rott, Aus der theologischen Arbeit der Evangelikalen, ThB 8, 1977, S. 82-87
Schrupp
hinaus. Aus der —> Erweckungs- und Missionsbewegung des 18. und 19. Jh.s kamen 1846 in London 921 Abgesandte vpn 50 Denominationen aus Europa und Nordamerika, darunter auch Schwarze, zur Gründung der EA zusammen. Aus Deutschland nahmen u.a. Chr. G. —*■ Barth, —»Oncken und —> Tholuck teil. In 9 Sätzen wurden die wesentlichen Inhalte des gemeinsamen Glaubens (Glaubensbasis) zusammengefaßt - als öffentliches Glaubenszeugnis, als Orientierungshilfe und als Abgrenzung gegenüber unbiblischen Strömungen (wie damals Romanismus und -» Sekten). Ihre Aufgabe sah die EA in Konferenzen, Gebetsversammlungen, aber auch gelegentlichen Beschlüssen mit praktischen Zielen: gemeinsame Hilfe für bedrängte Glaubensbrüder, energische Proteste gegen die damals in Nordamerika noch herrschende Sklaverei, wirkungsvolles Eintreten für die durch die Inquisition in romanischen Ländern Eingekerkerten, Intervention in Rußland wegen der verfolgten —» Stundisten (1867) u.a.m.
In der neueren Auseinandersetzung mit —> ökumenischer Bewegung und kritischer Theologie hat sich die EA auf ihre Basis neu besonnen und ihre theologische Richtung —» evangelikaler Art betont.
n. Selbstverständnis. Die EA ist nicht ein Bund von Kirchen und will auch nicht selbst Kirche oder eine Art »Allianzgemeinde« bilden, sondern versteht sich als einen »Bruderbund« derer, die persönlich an Jesus Christus als ihren Herrn und Retter gemäß der Heiligen Schrift glauben. Hierin unterscheidet sie sich in ihrem Einheitsverständnis von den konfessionellen Kirchenbünden und dem interkonfessionellen Weltrat der Kirchen (-* ökumen. Bewegung). Alle ihre Aktivitäten und Werke versteht die EA als Dienstleistung für die Gemeinde Jesu Christi.
HI. Sammlung und Zusammenarbeit. Die EA als Bruderbund besteht am Ort, im Land und weltweit. Bereits im Gründungsjahr 1846 bildete sie 7 nationale »Zweigvereine« in 1. Großbritannien; 2. U.S.A.; 3. Frankreich, Belgien und franz. Schweiz; 4. Norddeutschland; 5. Süddeutschland und deutschspr. Schweiz,- 6. Kanada; 7. Westindien. Die —> Blankenburger Allianzkonferenz schloß sich wegen besonderer englischer Beziehungen (F.W. —> Baedeker u.a.) zuerst dem englischen Zweig an und erst um
die Jahrhundertwende der Deutschen EA. 1951 vereinigte sich der britische Zweig mit der während des 2. Weltkrieges gegründeten »National Association of Evangelicals« in den USA zur »World Evangelical Fellowship« (WEF). In Deutschland wird die jährliche Hauptkonferenz in Siegen durchgeführt. Heute gibt es in allen Kontinenten regionale und nationale Allianzen, die Europäische EA seit 1954. Die ca. 70 Mio. evangelikalen Christen, die sich über fast sämtliche Länder und Denominationen in der Welt verteilen, werden zu intensiver Zusammenarbeit angeregt. Für eine engere Kooperation von Missionswerken sind in Deutschland für die Außenmission die seit 1969 bestehende —» Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen und für die Heimatmission der -> Arbeitskreis für evangelistische Aktionen verheißungsvolle Anfänge. In Afrika und Asien ist ein ständiges Anwachsen der evangelikal orientierten Missionsgemeinden festzustellen. Die weltweite EA konzentriert ihre Bemühungen besonders auf den Gebieten der —» Evangelisation und Mission, der theologischen —> Ausbildung, der Kommunikation, der Nothilfe, der sozialen Gerechtigkeit und des Gemeindewachstums. - Das gesamte Spektrum der EA ist auf dem —> Internationalen Kongreß für Weltevangelisation 1974 in Lausanne deutlich geworden und hat seinen Niederschlag gefunden in der »Lausan- ner Verpflichtung«.
Allversöhnung
Die Lehre von der A. wurde erstmals von dem Kirchenlehrer Origenes (185-254 n.Chr.) unter Berufung auf Apg 3,21 vertreten, wo von der »Apokatastasis« (Wiederbringung) aller (göttlichen Verheißungen) die Rede ist. Im Gegensatz zu der herkömmlichen, auch von den Reformatoren (Luther, Calvin) vertretenen Auffassung, derzufolge im letzten -» Gericht eine endgültige Scheidung zwischen den Erlösten und Verworfenen vollzogen wird, lehren die Vertreter der
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, daß der Retterwille Gottes, der am Kreuz Christi die Welt mit sich versöhnt hat, in einer allumfassenden Weise über allen Trotz und Widerstand der Menschen triumphiert, so daß zuletzt alle selig werden.
Diese Wiederbringungslehre wurde im Augsburgischen Glaubensbekenntnis (i 530} als wiedertäuferische Irrlehre verurteilt. Hier heißt es im XVII. Artikel »Von der Wiederkunft Christi zum Gericht wird gelehrt, daß unser Herr Jesus Christus am jüngsten Tag kommen wird, zu richten und alle Toten auferwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe verdammen wird.« Einige Väter des —> Pietismus haben dagegen die Auffassung, daß auch die Verdammten schließlich noch angenommen und gerettet werden, mit Nachdruck und mit biblischer Begründung vertreten (Ph. M. Hahn, Fr.Chr. Oetinger, J. M. —► Hahn). Sie sollte - nach Meinung von Al- brecht Bengel - allerdings nicht öffentlich gelehrt werden.
Als neutestamentliche Belegstellen für die
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werden folgende Bibeltexte namhaft gemacht: Röm 11,32; iKor 15,22-28; Eph 1,10; Kol 1,20; Phil 2,iof.; rTim 2,4. Könnten - so wird gefragt - die Erlösten ihres -» Heils, ja kann Gott selbst seiner Versöhnungstat wirklich froh werden, wenn und solange es noch eine Hölle gibt, in der die Verdammten - wegen zeitlicher Vergehen und Fehlentscheidungen - mit ewiger Qual bestraft werden? Die Lehre von der A. schließt nicht aus, daß es Zeiten und Stätten des Gerichts gibt, doch so, daß zuletzt die Gnade über alle triumphiert.
—» Universalismus —» Heilsgeschichte
Lit.: G. Müller, Apokatastasis ton panton, (Bi- bliogr.), 1969; H. Lamparter, Die Hoffnung der Christen, 19772 (S. 185 ff).
Lamparter
Alte Kirche
I. DER ZEITRAUM, DEN DIE A. K. UMFASST, wird in einem engen Sinn (ca. 30-313, Mailänder Toleranzedikt) und in einem weiten Sinn (30-600, 590-604 Papst Gregor der Große im Westen, oder 30-800, 787 7. ökumenisches Konzil für die Ostkirche) eingegrenzt. Die engere Festlegung verdient aus vielen Gründen den Vorzug, weil mit 313, kirchengeschichtlich gesehen, das —> Mittelalter beginnt: Verhältnis Kaiser - Kirche wird zum Problem, Entwicklung des theologischen Nachdenkens führt zur scholastischen —» Theologie, Vereinheitlichung des —»Gottesdienstes, des —> Bekenntnisses und sonstiger Glaubens- und Lebensvorgänge, Anfänge des
Kirchenrechtes, große Kirchenlehrer etc. Andererseits sind die Übergänge von der einen zur anderen Periode immer fließend, so daß hier die Zeit bis ca. 600 mit behandelt wird.
n. DIE A. K. IST AUS DEM JUDENTUM HERVORGEGANGEN: Jesus und seine Jünger, aber auch die ersten Missionare in der Heidenwelt wie Paulus waren Juden. Erst allmählich tritt die Kirche aus dem Judentum heraus; im Joh. Evangelium um 90 n.Chr. begegnen die Juden bereits deutlich als distanziertes, ja feindliches Gegenüber; und bei Ignatius von Antiochien um 110 n.Chr. ist erstmals vom Christentum neben dem Judentum und dem Griechentum die Rede. Bis ins 4. Jh. hinein beschäftigen sich christliche Theologen schriftlich und mündlich mit der Abgrenzung vom Judentum, dessen Heilige Schrift die Kirche übernommen und dessen erwarteten Messias sie in —» Jesus Christus gekommen glaubte. Jedenfalls gibt es zu Beginn der Kirchengeschichte einen stärker judenchristlichen Strang, der nach der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. allerdings zersprengt wird und ab 150 kaum noch nachweisbar ist.
So wird das Heidenchristentum zur beherrschenden Komponente in der A. K. Es hat sein Zentrum im Osten und entwickelt sich in Ägypten, Syrien und Griechenland eigenständig weiter, während im lateinischen Sprachgebiet Rom zur »Mutterkirche« wird und von dort aus alle anderen Provinzen missioniert werden. Lediglich Nordafrika kann sich bis zum Germaneneinfall im 5. Jh. neben Rom seine geistige Selbständigkeit bewahren.
Je nach der Eigenart der Sprache entwickelt sich die östliche, griechisch oder syrisch sprechende Kirche aus einer spekulativ-meditativen Inkarnationstheologie und einer entsprechenden Gottesdienstfrömmigkeit zu Stand und Wesen, während die westliche, lateinisch sprechende Kirche im Rechtsdenken (Herausbildung von Gesetz, Norm, Ordnung, Disziplin, Hierarchie u.a.), der Bußordnung und einer begrifflich klar um- rissenen Theologie ihren Schwerpunkt findet. Entsprechend findet die Theologie ihre besondere Ausprägung im Osten und die kirchliche Ordnung im Westen.
Die Ausbreitungs- und Denkgeschichte der christlichen Kirche ist miteinander verschränkt verlaufen; nur aus formalen Gliederungsgesichtspunkten heraus läßt sich eine Dogmengeschichte neben einer Kirchengeschichte der A. K. schreiben.
Die Ausbreitung der Kirche von Palästina bis in die ganze damals bewohnte Welt vollzog sich unter einer ebenso unauffälligen wie beispiellosen Missionstätigkeit aller Christen. Um 300 war 1/3 der Bevölkerung christlich, 380 wurde das Christentum zur Staatsreligion erklärt, der z.B. jeder Beamte angehören mußte. Erst von diesem Zeitpunkt an wird aus der Bekehrungsgeschichte eine Geschichte der Christianisierung, nicht nur der Germanen und Slawen, mit allen auch negativen Erscheinungen, die einer —» Volkskirche bis heute anhaften.
Die —> Christenverfolgungen haben die altkirchliche Mission wesentlich gefördert (Tertullian: Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche), die Kirche bei ihrer Mitte gehalten und in der Stunde der Bewährung die Spreu vom Weizen geschieden. Auch wenn die allgemeine Einstellung von Behörden und Bevölkerung der Kirche gegenüber
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Jh.e hindurch nicht freundlich war, so gab es gleichwohl nur 2 große, das ganze Imperium Romanum treffende Christenverfolgungen: 250-251 die Verfolgung unter De- cius und 303-313 die Verfolgung unter Diokletian und seinen Nachfolgern. Nur hier wurde jeder Christ zum Kaiseropfer aufgefordert und bei Verweigerung unterschiedlich streng verfolgt, aber keineswegs immer mit dem Tode bestraft. Die Verfolgungen bis 250 waren lokal begrenzt (z.B. 64 unter Nero in Rom, um 95 unter Domitian in Rom und Kleinasien, um 110 und 150 in Antiochien und Kleinasien, um 200 in Nordafrika u.a.). Zielten die meisten auf die vornehmeren Stände und forderten nur wenige Opfer, so stellte das Trajansreskript an Plinius (um 113) das Vorgehen gegen Christen sogar auf eine bestimmte Rechtsgrundlage und entzog die Kirche damit den oft genug grundlosen Beschuldigungen oder der Lynchjustiz der Bevölkerung. Seit dem von Kaiser Konstantin Unterzeichneten Toleranzedikt 313 gilt das Christentum als anerkannte Religion wie das Judentum und wenige andere Religionen auch. Diese Toleranz wird erst 380 zur Monopolstellung des Christentums innerhalb des Römischen Reiches. Die Märtyrerverehrung und die Märtyrerlegenden haben sich erst seit dem 4. Jh. ausgebreitet und einen Verfolgungsmythos entstehen lassen, der so der Geschichte nicht entspricht.
Die Ausbreitung des Christentums in einer immer haltloser werdenden Welt ist aber auch auf folgende Faktoren zurückzuführen:
r. Spätestens um 100 herum war das Christentum deutlich genug in die Geschichte eingetreten, um mit der religiösen Grundströmung der Spätantike, der Gnosis, konfrontiert zu werden. Der Gnostizismus, eine synkretistische Heilsreligion (Erlösung durch Wissen) war regional unterschiedlich ausgeprägt, jedoch in alle damaligen Religionen eingedrungen mit der Tendenz zu einer mythologisch-spekulativen Weltreligion. Er versuchte ohne Frage, sich auch das Christentum zu integrieren, und der Weg der Kirche in Ägypten scheint zunächst in den Bahnen der sogenannten Gnosis verlaufen zu sein. So müßig es ist, über die Vorchristlichkeit oder den Ursprungsort der Gnosis zu diskutieren, so auffällig ist es, daß es erst seit dem 2. Jh. nachweislich gnostische Gruppierungen mit christlichen Lehrinhalten gibt, mit denen sich die Kirche auseinanderzusetzen hat (Hauptvertreter: Valentin und seine Schule, Basilides, Satornil, Barde- sanes, Herakleon u.a.; vgl. die 1947 gefundenen Texte von Nag Hammadi, die der Gnosisforschung erst ihre eigentliche Quellengrundlage gegeben hat; Marcion und seine Bewegung steht mit der Gnosis in Zusammenhang, hat aber ein eigenes Gepräge). Die Abwehr des zeitgenössischen —» Synkretismus gibt der Kirche zugleich Kriterien zur Erkenntnis und Abweisung von Häresie überhaupt in die Hand. Wesentlich bleibt jedoch die Einsicht, daß sich die Kirche weniger durch die Abwehr des Fremden als durch die Besinnung auf das Wesentlich-Eigene konsolidiert hat.
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So kam es um 150 zur schriftlichen Fixierung des Evangeliums unter allmählicher Festlegung des biblischen Kanons, der allerdings noch über 200 Jahre hin offen blieb und erst durch den Osterbrief des Athanasius 368, also ein privates, nicht amtliches Schriftstück, als abgeschlossen gelten darf. Das AT gehörte unbestritten dazu, das NT bildete sich allmählich heraus, wobei nicht so sehr der apostolische Ursprung, sondern die apostolische Verkündigung, die sich im —» Gottesdienst bewährt hatte, als maßgeblich galt (-» Bibel).
Parallel mit der Kanonbildung ging die Formulierung der Glaubensbekenntnisse, die bis ins 4. Jh. hinein je nach Gemeinde unterschiedlich verlief und erst ab 381 mit dem Nicaenum für das gottesdienstliche Bekenntnis (Messe bzw. Eucharistie), ab ca. 500 für die Westkirche mit dem Apostoli- cum für das Taufbekenntnis als abgeschlossen gelten darf.
Die Überlieferung von »Schrift und Bekenntnis« führte schließlich seit der Mitte des 2. Jh.s auch zur Herausbildung des kirchlichen -» Amtes, das in sich vielfältig gegliedert immer deutlicher im Bischofsamt den Mittelpunkt für den Kultusvollzug und die Garantie für die apostolische Lehre fand. An zahlreichen Einzelfällen läßt sich erkennen, daß auch die Entwicklung zur Amtskirche allmählich verlief und das Nebeneinander zwischen Amtsträgern und freien Charis- matikern bis ins 4. Jh. hinein das kirchliche Leben bestimmte. Erst seit der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion haben sich im Osten die drei Patriarchate von Konstantinopel, Antiochien und Alexandrien und im Westen allein Rom zur Geltung gebracht. Die allmählich wachsende Distanz zwischen Ost- und Westkirche hat die Entwicklung des Papsttums in Rom, von dem man allerdings frühestens ab 600 sprechen sollte, nicht unmaßgeblich gefördert. Während die ältere Forschung von drei Säulen sprach, auf denen die Kirche seit der Auseinandersetzung mit dem Gnostizismus ruhte (biblischer Kanon, Bekenntnis und Amt), wird man heute von der Konsolidierung des Evangeliums in der Hl. Schrift Alten und Neuen Testaments zu reden haben, die das Bekenntnis für Martyrium, Gottesdienst, Unterweisung der Taufbewerber und Abwehr des Heidentums wie der Irrlehre in eine Kurzfassung brachte und die das kirchliche Amt auslegte und weiter überlieferte. Bekenntnis und Amt stehen somit nicht neben der Hl. Schrift, sondern im Dienst des Evangeliums.
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Diese Vergewisserung im Zentralen ließ dann auch eine klare Organisation der Kirche im einzelnen zu. Kirchenordnungen regelten das gottesdienstliche Leben. Synoden bis hinauf zum Reichskonzil wachten über Dogmatik und —> Ethik der Kirche. Seit ca. 300 entsteht das Mönchtum als kritischer Begleiter einer sich zunehmend verweltlichenden Kirche (ca. 300 geht Antonius als Eremit in die Wüste, Eremitenkolonien entstehen, um 320 erstes Kloster durch Pachomius in Tabennisi in Ägypten gegründet,
Augustin und Basilius schaffen weitverbreitete Mönchsregeln, das Konzil von Chalce- don 4 51 stellt die Mönche unter die Aufsicht des Bischofs, 529 Gründung des Klosters Monte Cassino durch Benedikt von Nursia).
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Die Herausbildung einer christlichen Theologie bedeutet von Beginn an die Konkurrenzfähigkeit der christlichen Verkündigung mit zeitgenössischen Religionen und Denkströmungen. Die Verantwortung des Glaubens vor dem Forum des Denkens beginnt mit Paulus, wird von den Apostolischen Vätern (ca. 95-150: Didache, 1.Klemensbrief, 7 Briefe des Ignatius von Antiochien, Hirte des Hermas u.a.) aufgenommen und von den frühchristlichen Apologeten (-» Apologetik) (ca. 140-170: Justin, Tatian, Aristides, Theophilus u.a.) und den frühkatholischen Vätern (ca. 200-250: Tertullian, Novatian, Clemens Alexandrinus, Irenaeus u.a.) weitergeführt. Die bedeutendsten Theologen des Ostens sind Origenes (obwohl später als Ketzer verurteilt), Athanasius und die großen Kappadokier Basilius, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa; die des Westens: Ambrosius (f 397) und Augustin (f 430). Weder die östliche noch die westliche Kirche ist bis in die Gegenwart hinein über die theologischen Denkansätze der genannten Theologen hinausgekommen.
Von Einzelfragen abgesehen konzentrierte sich die altkirchliche Theologie auf zwei große Themen: Die Trinitätslehre und die Christologie. Die Verhältnisbestimmung von Vater, Sohn und Heiligem Geist zueinander führte zunächst zur Ausbildung der Logoschristologie, welche die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater, veranlaßt durch den arianischen Streit (homoou- sios, Konzil von Nicaea 325) feststellte. Die Gleichwertigkeit des Heiligen Geistes mit Vater und Sohn wurde in Abwehr der sogenannten Pneumatomachen beschlossen, ebenso eine Kompromißlösung im Streit um das Verhältnis von Vater und Sohn. Mit dem
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ökumenischen Konzil 381 in Konstantinopel war der trinitarische Streit beendet.
Der christologische Streit um das Verhältnis der beiden Naturen des Gottessohnes (menschliche Natur und göttliche Natur) zueinander war letztlich eine Konsequenz der vorausgegangenen Kontroverse. Das Konzil von Ephesus 430 bezeichnete Maria
als Gottesmutter, nicht lediglich als Christusgebärerin. Über den nestorianischen (428-431) und den eutychianischen Streit (448-45r) kam es dann zur dogmatischen Formulierung der Zweinaturenlehre (Konzil von Chalcedon 451), die zwar den Westen einte, aber ganze Provinzialkirchen entweder in die nestorianische (Persien, China u.a.) oder die monophysitische (Ägypten, Syrien, Indien u.a.) Häresie abdrängte. Zweihundert Jahre monophysitischer Streitigkeiten bis 681 waren die Folge (482 Henotikon des Zenon und 482-519 erstes Schisma zwischen Ost- und Westkirche; 519-533 theo- paschitischer Streit, 544-553 Dreikapitelstreit, 622-638 monenergistischer Streit, 638-681 monotheletischer Streit). Auch der Bilderstreit, 787 in Nicaea entschieden, war letztlich ein Streit um die christologische Frage. Augustin hat in seiner Theologie östliche und westliche Fragestellungen miteinander verbunden und die christliche Theologie in nahezu allen Problemkreisen entscheidend weitergebracht.
Das Ende des »Römischen Reiches« in der Spätantike, ausgelöst durch die Völkerwanderung, gab der Kirche in Ost und West neue Freiheit, stellte sie aber auch vor völlig neue Aufgaben, keineswegs nur in der Mission. Damit begann das Mittelalter.
Lit.: Carl Andresen, Die Kirchen der alten Christenheit, 1971 - ders., Geschichte des Christentums I, 1975 - Karl Baus, Von der Urgemeinde zur frühchristlichen Großkirche, Handbuch der Kirchengeschichte, Band I, 1965 und Band II.I, 1973 - Andre Benoit/Bemhard Kötting u.a., Alte Kirche und Ostkirche, ökumenische Kirchengeschichte I, 1970 - Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt, 1972 - Karl Müller, Hans Freiherr von Campenhausen, Kirchengeschichte I.i, 19416 - A.-M. Ritter, Alte Kirche, 1977 (Quellen in deutscher Übersetzung)
Ruhbach
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