Großevangelisation: Billy Graham spricht in der Dortmunder Westfalenhalle. (Foto: Vincent
Böckstiegel)
schließlich in ihrer veränderten Struktur wieder eingefroren werden.« (Dahm S. 30) (frozen, unfreezing, changing, moving und refreezing). Typisch ist, daß dieser Prozeß durch Trainer methodisch geplant (design, set up), entwickelt (Interventionstechniken) und kontrollierend begleitet wird (feed- back, Supervision).
Verschieden ist der methodische Umgang mit diesem psychodynamischen Geschehen je nach Instrumentarium und deutendem Bezugsrahmen (z.B. tiefen-, Verhaltens-, pa- storal-psychologisch bzw. sozial-emanzipa- torisch). Ziel jeder Art gd. Prozesse bleibt jedoch die Veränderung von Verhaltensweisen, Einstellungen und Wertsystemen.
s- Werbung: Die Vielzahl der gd. Angebote knüpft bei sozialen Lernbedürfnissen, beruflichen Fortbildungswegen und therapierbarem Leidensdruck an und verheißt Verbesserung der Gefühlsbeteiligung in menschlicher Begegnung, Behebung von Störungen im Sozialverhalten, vertiefte Eigen-, Fremd- und Wirklichkeitserfahrung (Identität und Reife), also ein höheres Maß von Lebenserfüllung durch Selbstverwirklichung.
6. Problematik: a) geistliche Nebenwirkungen: Die sog. gd. Sensibilisierung (gesteigerte Fremd- und Selbstwahrnehmung) macht, - wie die Gemeindepraxis zeigt -, empfindlicher für eigene wachsende Bedürfnisse und Kränkungen, zugleich nimmt die Empfindsamkeit für das Verletztsein und die Not anderer ab. Vor allem aber wirddie absolute Verbindlichkeit der göttlichen —» Gebote und der Anspruch der Bibel an —> Gewissen und —» Gemeinde relativiert (durch subjektiven Standpunkt in allgemeiner Gültigkeit eingeschränkt). Vorurteile gegen schlichten, biblischen Glaubensgehorsam werden unvermeidlich, b) theologische Auswirkungen: In gruppendynamischer
Praxis muß der evangelistische Ruf zur existenziellen Entscheidung (—» Bekehrung zur Jesus-Nachfolge) verstummen. An seine Stelle tritt ein Lernprozeß: -Die Kategorie der Allmählichkeit und das langsame Hineinwachsen in neue Sprache und veränderte Identität« (M. Kroeger). Die gd.-psychotherapeutisch arbeitende sog. Neue Seelsorge- Bewegung (CPT-KSA, Clinical-pastoral- training = Klinische Seelsorge-Ausbildung) ist nicht einfach Methodentraining für Seel
sorger und Klinikpfarrer, sondern ein theologisches Gesamtkonzept mit eigener Strategie innerhalb der Gesamtkirche, Kind relativierender Theologie mit emanzipatori- scher Zielsetzung (nach D. Stollberg).
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ideologische Fernwirkung: Das nicht-wissenschaftliche Vorurteil, die Perspektive des sog. erkenntnisleitenden Interesses führt nach dem Gesetz der Anfänge (Moreno, Lewin, Boisen, Rogers, Pers u.a.m.) - auch bei Christen zur relativierenden Kritik des Offenbarungsglaubens mit seiner Verbindlichkeit der Gebote und zum Anschluß an die weltweiten Emanzipationsbestrebungen atheistischer Gesellschaftskritik, die (durch Feuerbach, Marx und Freud hindurchgegangen) die sozialoekonomische Basis der Gesellschaft wie auch die triebstrukturelle Basis des einzelnen radikal umwandeln will. (Homo communicativus - J, Habermas).
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BIBEL UND HUMANWISSENSCHAFTEN: Dem Geist des Menschen, der das Seelische umgreift und abschützt (Spr. 20,27), ist sittliche Unterscheidung von Gut und Böse möglich (—> Gewissen). Dadurch bleibt der Mensch verantwortungsfähig für sein Tun und Lassen vor Gott. »Therapie für Normale«, wie sich G. oft nennt, ist Grenzüberschreitung. Nach der Bibel ist die emotionale Ebene der Person nicht psychologisch verfügbare Lenkungsdimension, sondern geistliche Auseinandersetzungsebene mit unsichtbaren Mächten (Eph 6,12). Isolierte Bearbeitung (Abkoppelung und »Verflüssigung«) der Gefühlsebene, geplanter therapeutischer Eingriff in die Tiefendimension des unterbewußten Ungewahrten, muß ausschließlich ärztlichem Heilungshandeln Vorbehalten bleiben. Würde und Freiheit des Menschen erfordern Achtung vor dem »Operationsgebiet Seele« (Th. Schober).
Jesus Christus als wahrer Mensch, als Urbild ist allein die sachgemäße Erklärung des Bil
des. Außerbiblische Seelenkunde kann und darf darum biblische Lehre und Geisteskunde weder ersetzen noch fremdbestimmen. Das Wort Gottes bleibt unentbehrlich, um Menschsein in seiner Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst zu erkennen und zu gestalten.
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FAUSTREGEL FÜR DIE SOFORTORIENTIERUNG: Die Warnanlage des an der Schrift geeichten, unverletzten —» Gewissens zeigt dem Christen sofort, wo in, mit oder durch Gruppen
Menschen etwas zugemutet werden soll, was als Schleichweg aus dem Raum des christlichen Glaubens herausführt. Dann ist Trennung ein Gebot der Liebe (2Tim 2,22; fak 4.7).
Lit.: K. Lewin, Lösung sozialer Konflikte, 1953 -R. Mucchielli, G. 1973 - K. W. Dahm, H. Stenger, G. in der kirchl. Praxis, 1974 - H.-K. Hofmann, Psy- chonautik Stop, 1977 -H. W. Beck/H. Frey, Gruppen psychotechnik, 1977.
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-K. Hof mann
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