Paten, Patenschaft
In den Evangelischen Landeskirchen wird nach der Tauf Ordnung ein Pate eines christlichen Bekenntnisses gefordert. Der Pate soll mit für die christliche Erziehung des Kindes verantwortlich sein und im Falle eines Todesfalles der Eltern, sich für das Kind verantwortlich wissen. Besonders wird vom Paten erwartet, daß er das Kind mit seinem fürbittenden Gebet begleitet.
K. Heimbucher
Paul, Jonathan, *29.5.1853 Gartz/Oder, 125.4.1931 Lauter/Sachsen, ab 1880 Pfarrer in Pommern, 1894 Schriftführer des -» Gnadauer Verbandes, 1897 Vorsitzender des Jugendbundes für E.C., 1899 Mitbegründer des Gemeinschaftsschwesternhauses (—» DGD), gab 1899 sein Pfarramt auf und wurde freier -» Evangelist; Mitbegründer der Vereinigung gläubiger Eisenbahner (1901) und des Verbandes gläubiger Kaufleute (r902 -» Berufsmissionen), neben -» Vetter erster
Jonathan Paul
Lit.: E. Giese, J. P., ein Knecht Jesu Christi, 19652 Geldbach
Evangelist der Allianz —> Zeltmission. - P. strebte nach völliger Erlösung und dem »ununterbrochenen Bleiben in Jesus«. Dies brachte ihm den Vorwurf der »sündlosen Schwärmerei« ein. 1907 empfing er das —» Charisma der —» Zungenrede. Darüber kam es in der -» Gemeinschaftsbewegung zu heftigen Diskussionen. In der -> Berliner Erklärung I wurde P. in Abwesenheit der unbiblischen Pfingstlehre bezichtigt und nicht mehr als »Lehrer in der Gemeinde Jesu« anerkannt. Es kam zur Gründung der -> Pfingstbewegung Mülheimer Richtung, deren Wortführer er wurde. P. hat die Zungenrede nicht als das Zeichen für Geistestaufe, sondern als eine Möglichkeit bezeichnet und dies auf Weltpfingstkonferenzen vertreten. - Als Dichter (u.a. auch erweckliches Liedgut wie »Dir fehlt wohl noch der Friede«) war P. von Tersteegen (-> Pietismus) beeinflußt.
Perfektionismus
Der Ausdruck ist gebildet vom latein. Wort perfectio und bedeutet Vollkommenheit. In religiöser Sprache beschreibt P. den Zustand ganzen oder teilweisen Erreichens der Sünd- losigkeit oder der sittlichen Vollkommenheit im Sinne von Fehlerlosigkeit.
I. UNTERSCHEIDUNGEN:
a) Absoluter P.: Für den Menschen ist es in
keiner Weise mehr möglich zu sündigen. Diese Stufe wird übereinstimmend erst als himmlischer Vollendungszustand angesehen.
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Faktischer P.: Die fünfte Vaterunserbitte ist nicht mehr nötig, da man über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr gesündigt hat. Das wurde und wird vertreten von Fritz Berger, den Norwegischen Brüdern, der Spätregenbewegung (vgl. unten).
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Relativer P.: Vermittelt durch ein Heiligungserlebnis ist die innere Sünde vernichtet; es gibt keine innere sündliche Regung mehr, ijoh 1,8 gilt nur für die Irrlehrer, gegen die der Verf. schreibt. Trotzdem ist die fünfte Vaterunserbitte wegen Versuchlichkeit von außen nötig und diese Gnade nur in Christus erfahrbar. So lehrte John Wesley (-» Methodisten) in »Christi. Vollkommenheit«, S. 40.52.55. Auch Pastor —> Paul sprach auf der Gnadauer Pfingstkonferenz 1904 von einer Heiligungserfahrung, in deren Folge er »den alten Adam seitdem nicht wieder gesehen« habe. Er lehrte bis 1919 das »reine Herz«, das Losgelöstsein von der Sündennatur. Die -> Heiligungsbewegung zeigte eine Tendenz zum P.: Zwar gibt es keine Vernichtung der innewohnenden Sünde, weil wir »in uns sündig und zur Sünde geneigt« bleiben. Doch kommt es durch den —> Glauben an die reinigende und reinbewahrende Macht des Blutes Christi zum völligen Sieg, der sofort und andauernd wirkt. So lehrten W. E. Boardman (1810—1886) und von ihm abhängig P. -» Smith sowie der die Anstöße der Ox- forder Heiligungskonferenzen theologisch verarbeitende Th. Jellinghaus (Das volle Heil durch Christus, 18913). Heute tritt O. S. v. Bibra für die wirkliche Überwindung der Sünde und die ununterbrochene Gemeinschaft mit Gott ein, »wie Christus selbst sie während seines Erdenlebens mit dem Vater hatte«. (Die Bevollmächtigten des Christus, I953s,S. 40).
II. Entgegnungen:
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EIN ZUSTAND DER SÜNDLOSICKEIT IST NICHT ZU
erreichen (ijoh 1,8). Christen stehen nicht so ungebrochen und ununterbrochen in der Gemeinschaft mit Jesus, daß ijoh 3,6 absolut und dauernd erfahren wird. Sie haben die Mahnung ijoh 2,28 nötig.
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AUCH DIE UNBEWUSSTEN FEHLER SIND SÜNDEN
(Ps 19,13; iKor r,i).
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das der-sünde-gestorbensein (Röm 6,6; iPetr 2,24) ist ein glaubensstand, der der
Anfechtung ausgesetzt ist (Röm 6,11). Das Fleisch, der alte Mensch, ist noch nicht verschwunden (Gal 5,13.17), auch nicht die Begierden des Leibes und die Regungen des Fleisches (Röm 6,12,- 8,13).
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PAULUS WEISS SICH SELBST NOCH NICHT -VOLLKOMMEN GEMACHT-, oder am Ziel (Phil
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14). Er ist unterwegs, und sein Wissen und seine Weissagungen sind Stückwerk (iKor 13,9).
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UM DAS ZIEL DER -» HEILIGUNG ZU ERLANGEN, BEDARF ES DES KÄMPFENS (I Kor 9,26f) UND WIRKENS MIT FURCHT UND ZITTERN (Phil 2,12). Der Glaube erobert nicht im Sturm eine völlige Heiligung, sondern erfährt einen Wachstumsprozeß (Eph 4,13.15; iPetr 2,2).
Lit.: N. H. Soe, Christliche Ehtik, 19653 — H. Thie- licke, Theologische Ethik I, 19724 - A. Köberle, Rechtfertigung und Heiligung, 19303
in. Gruppen, die P. lehren:
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Ev. Brüderverein (Bergianer)
Der Gründer, Fritz Berger (1868 — 1950), brach 1899 auf innere Eingebung mit seinem Leben in Trunksucht und wirkte im —» Blauen Kreuz mit. Nach 3 Jahren kam er zum Glauben und hielt bald Versammlungen. Wegen seiner Glaubensüberzeugungen kam es zum Bruch mit dem Blauen Kreuz. Er gründete 1909 eine eigene Gruppe, die seit 1914 »Ev. Brüderverein« heißt. 1965 gab es in der Schweiz, bes. im Kanton Bern konzentriert, 210 Versammlungen mit 40 eigenen Häusern. Einige Versammlungen gibt es auch in Süddeutschland. 1967/68 kam es zu Verlusten durch eine Spaltung, weil maßgebliche Bruderratsmitglieder und Evangelisten vergeblich die Öffnung zur Ev. —» Allianz forderten. - Berger lehrte wirkliche Freiheit von der Sünde. Der Christ ist, solange er mit Christus in Verbindung bleibt, von der Sünde frei und wird nicht mehr von ihr angefochten. Die fünfte Bitte des Vaterunsers ist für die Geheiligten nicht mehr nötig, sondern dient nur zum dankbaren Rückblick auf die erlangte Vergebung. - Heute treten die perfektionistischen Anschauungen weniger als früher hervor. Besonders die Abspaltung »Vereinigung freier Missionsgemeinden« betont die Notwendigkeit der Vergebungsbitte.
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Kirche des Nazareners
Die amerikanische »Church of the Nazare- ne« kommt aus der radikalen Heiligungsbewegung. Sie entstand 1895 in Los Angeles als methodistische Absplitterung durch Pastor Phineas F. Breeze und wuchs bis 1974 auf 567000 Mitglieder in aller Welt an. Seit 1958 besteht die Kirche auch in der BRD. 1976 hatte sie n Gemeinden mit 660 Mitgliedern. - Die Nazarener lehren die völlige Heiligung nach der —> Wiedergeburt. Sie glauben, daß es durch den »zweiten Segen« zu einem vollkommenen Herzen kommt. In den USA gibt es noch weitere Kirchen per- fektionistischer Prägung, zwei größere mit einigen 10000 Mitgliedern, sowie weitere 50 z.T. sehr kleine.
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Smithianer oder Norwegische Brüder Der Gründer, der Norweger Johann Oscar Smith (1871-1943), empfing 1901 den Heiligen Geist und begann davon Zeugnis abzulegen. Die daraus entstehenden Gruppen haben offiziell keinen Namen und keine Mitglieder, trennten sich aber von der norwegischen Kirche und stehen unter der Leitung von Ältesten. Sie lehnen die Zusammenarbeit mit Kirchen und Gemeinschaften ab. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg faßten sie auch in Holland, Deutschland, Schweiz und Österreich Fuß. - Sie lehren die völlige Überwindung der Sünde durch das Mitgekreuzigtbleiben mit Christus.
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Spätregenbewegung
Dieser Neuaufbruch der radikalen —» Pfingstbewegung entstand durch Maria Fraser (geb. 1889) 1927 in Südafrika. Seit 1957 arbeitet diese Gruppe durch »Glaubenshäuser« auch in der BRD (Württemberg) und der Schweiz. Sie betonen das »reine Herz«. Das von Christus gereinigte Herz kann nicht mehr sündigen, »weil da keine Sünde mehr drin ist«. Auch lehrt man die Heiligung als »langsames Ausbrennen des Fleisches« (A. V. Krige, Einige Grundwahrheiten).
Liedholz
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