Evangelisches Gemeindelexikon



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Seitz, Johannes, *11. 2. 1839 Neu weder (Schwarzwald), f4-7.1922 Bad Brambach. S. ist in seiner Jugend sehr stark durch J. C. —» Blumhardt in Möttlingen und Dorothea —» Trudel in Männedorf (Schweiz) beeindruckt und geprägt worden. In einem umfangrei­chen Reise- und Seelsorgedienst (als Evange­list im »Ev. Reichsbrüderbund« und als Hausvater im christlichen Erholungsheim Teichwolframsdorf in Sachsen) hat er sehr real in biblischer Weise mit den Kräften der oberen Welt gerechnet und sie durch anhal­tendes Glaubensgebet in Anspruch genom­men. Er hat im Namen Jesu vielen Kranken, Leidenden, Angefochtenen und vom Teufel Geplagten helfen dürfen. Die —» Pfingstbe- wegung hat er nicht als eine echte Geistes­bewegung anerkannt, sondern er hat die deutsche —» Gemeinschaftsbewegung gegen sie in den Kampf geführt.

Lit.: Max Runge, J. S., 1961

Sekte

Sekte ist neben Kirche und —> Freikirche eine religiöse Sondergemeinschaft. Während der ganzen Kirchengeschichte kam es zu S.nbildungen, doch hat erst der Protestan­tismus besonders in Ländern mit —» Reli­gionsfreiheit eine große Fülle von S.n her­vorgebracht. In Deutschland waren alle reli­giösen Gruppen neben den seit der -» Re­formation reichsrechtlich anerkannten röm.-kath., lutherischen und reformierten Kirchen als S.n verschrieen (z.T. heute noch). Von daher erklärt sich, daß es keinen einheitlichen S.nbegriff gibt. - Die oft ge­nannten Gegensätze zwischen Kirche und S. (z.B. groß-klein, alt-jung, hineingeboren —

freiwilliger Beitritt) sind einem staats- oder volkskirchlichen Denken verhaftet und zur Kennzeichnung einer S. überholt. Statt des­sen werden heute besondere Lehren, die die S.n vertreten, als Maßstab zur Beurteilung herangezogen, sei es, daß die S.n einen (in Kirchen meist vernachlässigten) Lehrpunkt überbetonen (z.B. —» Endzeiterwartung, —» Charismen), sei es, daß sie neben der Bibel neue Offenbarungsträger (z.B. das Buch Mormon oder den Stammapostel der —> Neuapost. Kirche) besitzen, sei es, daß sie in großer Willkür mit der Hl. Schrift umgehen (z.B. —> Zeugen Jehovas) und dadurch neue Lehren entwickeln, sei es, daß sie durch die Art der Interpretation der Schrift diese erset­zen (z.B. Christi. Wissenschaft), sei es schließlich, daß die S.n einem autoritären Führer anhängen (z.B. David Berg von den Children of God; —» Jesus People), den sie auch als wiedergekommenen Christus (Mun-S.) oder als Gott (Father Divine) vereh­ren können. In allen Fällen wird die Einma­ligkeit von Person und Werk Jesu Christi durch Zusätze oder Abstriche verändert. Nimmt man die Lehre als Maßstab, so ergibt sich freilich auch, daß es sektiererische Tendenzen innerhalb der Kirche selbst gibt.


  • Die Beobachtung, daß S.nmitglieder nur geringe Bildung besitzen und sozial unteren Schichten der Gesellschaft angehören, trifft nicht immer zu, hat aber zweifellos Rück­wirkungen auf Lehre und Ausstrahlungs­kraft. - Ein Gespräch mit S.nmitgliedern ist äußerst schwierig, da diese einen Aus­schließlichkeitsanspruch gepaart mit gro­ßem Sendungs- und Missionsbewußtsein vertreten oder, wie in neuen Jugendreligio­nen, in eine Gruppenhörigkeit geraten, über der jeder Kontakt nach außen verlorengeht.

  • Man hat die S.n die »In-sekten an den fau­len Stellen der Kirche« genannt, d.h. sie müssen auch als Frage an Unterlassungen und Fehler der Kirchen verstanden werden. - In Deutschland beziffert man die Zahl der S.nanhänger auf etwa 1 Million.

Lit.: K. Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten, 1968“ - ders., Was glauben die S.n?, 1965 -ders., Die Glaubenswelt des Sektierers, T962 -

F.W.Haack, Großmarkt der Wahrheiten, 1969

Geldbach


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