Evangelisches Gemeindelexikon



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Soldatenarbeit Militärseelsorge

Sonntag, Sonntagsheiligung

Der Sonntag ist gemäß der jüdischen Zäh­lung der erste Tag der Woche. Als Auferste­hungstag Christi wird er »Tag des Herrn« genannt (Offb 1,10) und gewinnt in der Ur- gemeinde neben dem Sabbat besondere Be­deutung. Die Gemeinde versammelt sich zur Feier des —> Abendmahls (Apg 2,7) und legt die Kollekte für die Notleidenden in Je­rusalem zusammen (iKor 16,2). Im Heiden­christentum tritt der S. weithin an die Stelle des Sabbats, ohne den gesetzlichen Charak­ter der jüdischen Sabbatheiligung anzuneh­men. Kaiser Konstantin erhebt 32r den S. zum staatlichen Ruhetag. Seitdem schützen und regeln kirchliche und säkulare Gesetze die Feier des S.s in Europa, Amerika und wei­ten Teilen der übrigen Welt. Auch in der BRD ist der S. gemäß Artikel 140 des Grund­gesetzes als Tag »der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung« geschützt; ebenso in der DDR. Im Blick auf die Frage der Sonn­tagsheiligung wird der S. seit der —> Refor­mation geradezu zu einem Musterbeispiel für recht und falsch verstandene christliche Freiheit. Beeinflußt von den Reformatoren und Puritanern traten der —>■ Pietismus und die —> Evangelikalen für eine strenge Sonn­tagsheiligung ein, die gelegentlich gesetzli­che Züge angenommen hat. Alle nicht not­wendige Arbeit und vor allem das Kaufen und Verkaufen sollten unterbleiben. Durch die Tatsache, daß in der modernen Indu­striegesellschaft Millionen auch sonntags arbeiten müssen, hat eine Neubesinnung auf das Wesen biblischer Sonntagsheiligung eingesetzt. Der Nachdruck liegt auf der Feier des Sonntags als Gabe des Herrn an seine Gemeinde. Die Beziehung zum atl. Sabbat kann durchaus gesehen werden, wenn sie nicht gesetzlich mißverstanden wird. Der S. als Ruhetag ist auch für den Christen eine heilsame göttliche Ordnung, die vor allem den regelmäßigen Gottesdienst als Anbe­tung und Verkündigung des dreieinigen Got­tes durch die Gemeinde ermöglicht. In die­sem Sinne ist der S. dann auch Hinweis auf die eschatologische Vollendung in Gottes

Reich, das mit dem Kommen und der Aufer­stehung Christi bereits begonnen hat.

Lit.: W. Rordorf, Sabbat und Sonntag in der Alten Kirche, i97r Rott

Sonntagsschule und Kindergottesdienst



i. Geschichte. 1780 sammelte der Redakteur R. Raikes in Gloucester (England) am Sonn­tagmorgen verwahrloste Kinder und unter­richtete sie. Daraus entstand eine S. In ihr lernten die Kinder an Hand biblischer Ge­schichten Lesen und Schreiben. Eigentliches Erziehungsziel war es, die Kinder in ihrer Lebenshaltung vom christlichen Glauben her zu prägen. Die S.n breiteten sich in Eng­land und Amerika sehr schnell aus.

Pfarrer Rautenberg in Hamburg begann 1825 auf Anregung J. G. —> Onckens mit einer S. nach englischem Muster. Seine Mitarbeiter in dem von ihm gegründeten Besuchsverein holten verwahrloste Kinder aus den elend­sten Winkeln der Stadt. J. H. —* Wiehern, als Oberlehrer an der S. tätig, ging in der Jahres­versammlung des Sonntagsschulvereins im Tanzsaal des Schneideramtshauses in der Filterstraße am 25.2.1833 mit seinem Anlie­gen an die Öffentlichkeit. Unabhängig vom Hamburger Modell gründeten die Kaufleute Woodruff (New York) und Bröckelmann (Bremen) mit missionarischem Einsatz und einer erwecklichen Zielsetzung S.n. Die Kirche begegnete der gesamten Arbeit mit Feindschaft. Sie führte in Hamburg sogar zur zeitweiligen polizeilichen Überwachung des Unterrichts. Obwohl Wiehern eine S. nach englischem Vorbild empfahl, wies er doch lobend auf das gottesdienstliche Gepräge der Arbeit der Pfarrer Stobwasser (Berlin), Zau- leck (Bremen) und F. W. Dibelius (Oberhof­prediger in Dresden) hin. Auf dem Stuttgar­ter Kirchentag 1869 wurde die Bezeichnung »Sonntagsschule als Kindergottesdienst« gewählt und 1882 auf dem Bremer Sonntags­schulkongreß das Wort »Sonntagsschule« durch »Kindergottesdienst«« ersetzt. Schon 1889 fand eine erste Weltsonntagsschulkon­ferenz mit 904 Delegierten aus mehreren Ländern in London statt. Von dem 1907 ge­bildeten »Weltrat für christliche Erziehung und Weltsonntagsschulverband« sind in den folgenden Jahrzehnten viele Impulse ausge­gangen. In fast allen Kirchen des europä­ischen Kontinents, Englands und Schott­lands ist eine Wandlung von der Sonntags­schule zum Kindergottesdienst (K) hin fest­zustellen. Lediglich in den —» Freikirchen ist die Sonntagsschularbeit eine wichtige Kate- chumenatsform geblieben. In den westdeut­schen Landeskirchen hat der K. seine Selb­ständigkeit durch eine verbandsrechtliche Struktur mehr oder weniger bewahrt.




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