Evangelisches Gemeindelexikon



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Spurgeon, Charles Haddon, *19.6.1834 Kelvedon (Essex), t3i*i*i892 Mentone (Frankreich); englischer Baptistenprediger.

  1. LEBEN: Aus independentistischen Eltern­haus kam S. am 8.1.1850 in einer Primitive -* Methodist Church zum Glauben. »Um Christ nach apostolischem Muster zu wer­den«, ließ ersieh am 3.5.i85obei den—» Bap­tisten taufen. Bereits 1851 Gemeindepastor in Waterbeach, predigte er von 1854 an in der Londoner Gemeinde New Park Street. r86i wurde wegen der großen Zahl der Predigthö­rer das Metropolitan Tabernacle mit 5000 Sitzplätzen eingeweiht; die Gemeinde wuchs jährlich um ca. 380 getaufte Mitglie­der. Seit 1855 wurden seine Predigten wö­chentlich in großen Auflagen über die ganze Welt verbreitet. 1856 begann S. mit der Aus­bildung von Predigern am eigenen Pastors College (»Ratschläge für Prediger«, Neuaufl. dt. 1975), 1866/79 tnit der Betreuung von Waisenkindern (Stockwell Orphanage).

  2. VERKÜNDIGUNG: S.s. Verkündigung ist durch Eindeutigkeit ihres Inhalts und Reich­tum in der Form gekennzeichnet. Er predigte »Gnade und Gehorsam«, d.h. die »zwei gro­ßen, parallellaufenden Wahrheiten von der göttlichen Unumschränktheit und der menschlichen Verantwortlichkeit«, deren Hauptnenner sein Altersbekenntnis wieder­gibt, »meine ganze Theologie ist auf vier Worte zusammengeschrumpft: Jesus starb für mich«. Durch Selbststudium Theologe von hoher Bildung, hielt er als Erweckungs­prediger an der —» Prädestinationslehre fest, ebenso an einer strengen Inspirationslehre (—» Bibel), deretwegen er r887 die Baptist Union verließ, selbst Baptist bleibend (»Wer seine Bibel liest, um Fehler darin zu finden, wird bald gewahren, daß die Bibel Fehler bei ihm findet«). Unter seinen schriftstelleri­schen Arbeiten ragt der 7-bändige Psalmen­kommentar »Die Schatzkammer Davids« (dt. i894ff.) heraus. S.s. Sprache war für je­dermann verständlich, eindringlich und humorvoll; er beherrschte meisterhaft die »Kunst der Illustration« (dt. um t905s), die sich aus einer geistlichen Betrachtung von »Bibel und Zeitung« (dt. 1881), Schöpfung und Geschichte nährte, und hat sich auch vor öffentlichen Stellungnahmen (u.a. zur Sklavenfrage) nicht gescheut, denn »Gottes Ehre ist unser Ziel. Wir suchen sie, indem wir uns bemühen, die Heiligen zu erbauen, die Sünder zu retten«.

Lit.: Von S.: Alles zur Ehre Gottes. Autobiographie, 1984 - Auf dein Wort, 19782 - Aus der Schatz­kammer Davids, 19832 - Betet ohne Unterlaß, 1982 - Guter Rat für allerlei Leute, 19852 - Der gute Kampf des Glaubens, 1979 - Kraft der Verhei­ßung, 1985 - Gehe in den Weinberg, 1984 - Ein Gramm Glaube wiegt mehr als Berge von Philoso­phie, 1985° - Es ist vollbracht, 1982 - Ratschläge rür Prediger, 19843 - Sein Haus hat offene Türen, 19853 - Ganz aus Gnaden, 198 58 - Es steht ge­schrieben, 19802 - Hast du mich lieb?, 1978 - Kleinode göttlicher Verheißungen, 198528; Miniaturausgabe, I98512 - H. Thielicke, Vom geistlichen Reden. Begegnung mit S., 1961 - P. Spangenberg Theologie und Glaube bei S., 1969 -J. Müller-Bohn, S. - ein Mann von Gott gesandt, 1978

Balders


Staat und Kirche -» Kirche und Staat Stadtmission

Von Anfang an wurde das Evangelium in den großen Städten verkündigt. Sie waren Zen­tren von Religion und Wissenschaft, Handel und Verkehr (Paulus in Korinth und Ephe­sus: Apg 18,1-iT; 19,8-11). - Im 19. Jh. brachte die Industrialisierung Menschen­massen in die Städte, die nun entwurzelt, entkirchlicht, entchristlicht und-vielfach - entsittlicht lebten. In Glasgow (Schottland) gründete David Nasmith 1826 die erste or­ganisierte S., der 1835 die »London City Mission« folgte. Erweckte Christen, viel­fach Laien, begannen in den nächsten 1 1/2 Jahrzehnten in den meisten englischen Großstädten diese Art kirchlicher Arbeit. - Auf dem Kontinent war J. H. -» Wiehern der »Vater der S.«, als er 1848 die Hamburger S. gründete, der nach zwei kleinen Anfängen 1877 die —» Berliner S. folgte. Hofprediger A.

Stoecker wurde ihr Leiter und gab ihr ihre Prägung. Sie ist für die meisten S.en im deutschsprachigen Raum Leitbild geblieben. Stoecker gab ihr die Losung: »Suchet der Stadt Bestes!« (Jer 29,7). Ihn trieb die geistli­che Heimatlosigkeit der Massen: »Wenn die Menschen nicht mehr zur Kirche kommen, muß die Kirche zu den Leuten gehen«. - Stadtmissionare und später auch S.-Schwe­stern machten Hausbesuche, oft von Tür zu Tür gehend, fanden Arme, Elende, Spötter, Trinker, Verzweifelnde. Ihnen seelsorger- lich und fürsorgerisch zu helfen, war ihre Aufgabe. In den Stadtteilen entstanden S.- Säle, in denen —> Sonntagsschulen für Kin­der, —» Bibelstunden, —> Evangelisationen und -» Gottesdienste gehalten wurden. Un­gezählte wurden durch Stoeckers gedruckte Sonntagspredigten (Auflage: 130000) mit dem Evangelium erreicht. Es gehört zum

Wesen der S., daß sie beweglich ist. Missio­narische und diakonische Aufgaben können ihre Form im Laufe der Zeit ändern oder durch andere, neue ersetzt werden. Hat die S. früher besonders den »Sonntagslosen«, z.B. Droschkenkutschern, Straßenbahnern und Polizisten gedient, so hat sich die Arbeit ausgeweitet: Hilfe für Strafentlassene, Al­koholiker, gefährdete Mädchen und Frauen, —»Mitternachtsmission, Seelsorge an Hotel- und Gasthauspersonal, Schaustellern, Nichtseßhaften und nach dem Kriege an Flüchtlingen. Kurrenden, Straßenmission, Gottesdienste in Parks und Schrebergärten (»Laubenmission«), Kinder- und Jugendar­beit gehören zur S. wie Alters- und Obdach­losenheime, —> Telephonseelsorge und »Foyers«, in denen man ausruhen kann und einen Seelsorger findet. — Neben regionalen »Arbeitsgemeinschaften ev. S.« in der BRD und DDR besteht seit 1973 eine »Europä­ische Arbeitsgemeinschaft ev. S.en«.

Lit.: M. Gerhardt, Ein Jahrhundert Innere Mission, 1948 - D. v. Oertzen, Ad. Stoecker, 1910 - Gott liebt diese Stadt. 100 Jahre Berliner Stadtmission, 1977 Möller


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