1. IN DER KIRCHE:
Entscheidend bleibt die Frage, ob Gott auch heute noch innerhalb der Kirche Jesu Christi, so wie sie im Laufe der Jahrhunderte sich ausgestaltet hat, durch Wort und Sakrament V. verleihen kann. Oder ist durch vielfache Abirrungen und Spaltungen, Fehlentwicklungen und menschliches Versagen die kirchliche V.* längst verlorengegangen? Wer diese Frage ernst nimmt, weiß sich mit Luthers erster These unter den radikalen Bußruf gestellt. Wer diese Frage durch falsche Sicherheit oder durch Schwärmerei verleugnet, geht selbst der Verheißung des Evangeliums verlustig. Solange wir in den Raum der ev. Kirche getauft werden, wissen wir uns an die Bekenntnisse unserer Kirchen gebunden und berufen uns auf die Väter, die zu allen Zeiten denselben Weg des Glaubens gegangen sind. Wir trauen dem Evangelium zu, daß Gott die Verheißung seiner V. auch heute noch dem kirchlichen Amt schenken kann, wenn es sich seiner Niedrigkeit und seiner Bedrängnis bewußt bleibt und sich allein der Gnade Gottes getröstet. Über alle Grenzen und Schwierigkeiten hinweg arbeitet auch heute noch der Geist Jesu Christi vor allem in der —» Mission, wo auch gegenwärtig der Auftrag Jesu Christi seine Gültigkeit bewahrt. Wir bekennen uns zum Martyrium der Brüder, die verfolgt werden und denen der Geist Gottes in besonderer Weise geschenkt wird. Wir bekennen uns zur —> Diakonie, die den Liebesdienst Jesu dem Armen und Notleidenden weitergibt. Mission, Martyrium und Diakonie dürfen in Sonderheit erfahren, daß Gott vollmächtiges Handeln schenken kann. Prophetische Gaben werden zu allen Zeiten notwendig sein; —» charismatische Aufbrüche entsprechen der kirchlichen —» Erweckung. Die Frage nach der kirchlichen V. muß also zu allen Zeiten neu gestellt und beantwortet werden. Bußfertige Prediger können sie wohl stellen, Gott allein kann sie beantworten.
O. Michel
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