Böhme, Jakob —> Pietismus II
Boehmerle, Theodor, * 25. 6.1870 Eßlingen, t 7. i- 1927 Langensteinbach. Ev. Theologe. 1903-1908 Reise-Inspektor des Ev. Vereins für -» Innere Mission Augsburgi- schen Bekenntnisses (Badischer Gemeinschaftsverband), 1909-1927 Bibelheimlei
ter. In der 1905 gegründeten Zeitschrift »Reichsgottesbote« und auf Bibelkursen übte B. einen nachhaltigen Einfluß auf den süddeutschen —> Pietismus aus. Von schwäbischer —> Theosophie (Oetinger, J.M. —> Hahn) und H. -h» Cremer geprägt, vertrat B. eine strenge Wiederbringungslehre: Nach einem vorzeitlich gefaßten »Wohlgefallensplan« (Eph r ,4f.) läuft die —> Heilsgeschichte in vielen Gottzeitaltern ab. Gott schafft mit dem Himmel auch die Engel und den Satan. - Jesus erlöst durch sein Blut eine »Auswahlgemeinde«, die entrückt wird. - Israel treibt dann im iooojähr. Reich Mission unter den Nationen. Am Ende wird alles, auch der Satan, Gott unterworfen (—> Allversöhnung). - 1909 gründete B. das Bibelheim Bethanien, das 1927—35 von Adolf Pfleiderer, seitdem von Wilhelm Beck in den Linien B.s weitergeführt wird.
Lit.: Reichsgottesbote, 1905 -1927- Die Gemeine, Monatsschrift, 1924-26 - Gleichnisse Jesu, i960 - G. Urban, Theodor Boehmerle. Ein Zeuge Jesu Christi und Seiner Gemeinde, 1973
Rothenberg
Böse, Das
I. Biblische Orientierung
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Das Problem des B. begegnet uns schon auf den ersten Seiten der Bibel. Gen 3 erzählt, wie der Mensch im Bestreben, so sein zu wollen wie Gott, dessen Gebot Übertritt. Zwei Sachverhalte kommen hier zur Sprache, die in der ganzen Bibel immer wieder auftauchen: 1. Der Mensch wird zum Tun des B. verführt, d.h. das B. erscheint als Macht und zugleich als Tat. 2. Trotz dieser »Fremdbestimmung« behaftet Gott den Menschen bei seiner Tat und zieht ihn zur Verantwortung. Über den Ursprung des B. sagt Gen 3 nichts aus; diese Frage bleibt von der Bibel letztlich unbeantwortet. Das AT wehrt zumindest jeden Versuch ab, das B. einem von Gott entzogenen, eigenständigen Machtbereich zuzuordnen (vgl. Hiob 1 und 2). Gott kann es in seinen Dienst nehmen (vgl. 2 Sam 24,1.10).
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Die Botschaft des Sieges Jesu über das B. gehört zum Zentrum des NT. Als Urheber allen Übels wird der Satan gesehen (1 Joh 3,8 ff). Deshalb gilt ihm der Kampf Jesu. Stärker noch als das AT stellt so das NT den Gegensatz zwischen Gott und dem Satan (—» Teufel) in den Vordergrund, ohne deshalb aber den Gedanken des Monotheismus (die Anerkennung und Verehrung eines einzigen Gottes) aufzugeben. Der Satan wird als Fürst dieser Welt bezeichnet, der seine Herrschaft über die Menschen ausübt (Lk 4,6; Joh 12,31; 2 Kor 4,4). Jesu Begegnung und Überwindung des B. vollzieht sich in vielerlei Weise, entsprechend der mannigfaltigen Gestalt des B. (vgl. Mt 4,1—11; Mk 8,31-33; Mk 1,21-28). Der Mensch kann sich vom B. nicht selbst befreien; dies führt Paulus in Röm 7,19 ff aus, wo er auf die Sünde als die über den Menschen herrschende Macht hinweist; der Mensch ist gezwungen, B. zu tun, obwohl er das Gute will. Weil die Sünde über ihn herrscht, sündigt er auch. Indem Christus die Schuld des Menschen auf sich genommen hat und ihn an seinem Sieg teilhaben läßt, wird der Mensch vom Gesetz der Sünde befreit (Röm 8,2). Dieser Sieg Jesu bedeutet nun freilich nicht die Beseitigung des B. auf dieser Erde. Die Gemeinde Christi selbst steht ja im täglichen Kampf. Dem entspricht die Bitte des Vaterunsers um Erlösung von dem B. (Mt 6,13). Am Ende der irdischen Geschichte konzentriert das B. sich zu einer großen widergöttlichen Macht (2 Thess 2,4.8; Offb 13; 17) mit umfassendem Herrschaftsanspruch. Es zeigt sich in machtvollen Taten und wird endgültig besiegt durch die —> Wiederkunft Christi.
II. Das Problem des B. in der Gegenwart In den vergangenen Jahrzehnten sind vor allem zwei Tendenzen bemerkbar:
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Das B. hat sich in einer schreckenerregenden Weise entfaltet und in Personen, Strukturen und Ereignissen offenbart. Es sei hier nur an die Kriege der letzten vier Jahrzehnte erinnert mit ihren grausamen Diktatoren und furchtbaren Möglichkeiten der Vernichtung, an die starke Ausbreitung atheistischer —> Ideologien und an das Anwachsen des Okkultismus (—> Aberglaube) in jüngster Zeit.
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Parallel zu dieser Entwicklung ist das Bestreben zu beobachten, das B. vernünftig zu erklären und so in den Griff zu bekommen. Auf dem Gebiet der Theologie entwickelt sich dieses Vorhaben im Gefolge des Entmy- thologisierungsprogrammes von R. -» Buhmann, {-» Moderne Theologie), der sich auf die Naturwissenschaften beruft: »Erledigt ist durch die Kenntnis der Kräfte und Gesetze der Natur der Geister- und Dämonenglaube .. .«. Andere Wissenschaften — etwa Psychologie und Soziologie - suchen die Einflüsse aufzuspüren, die einzelne Menschen oder Gruppen für das B. öffnen. Oft wird dabei der Optimismus geäußert, die Beseitigung bestimmter Verhältnisse schaffe auch das B. aus der Welt. Das Ausmaß des B. jedoch und seinen letzten Grund kann keine Wissenschaft einleuchtend erklären. Da, wo es gelungen ist, Lebensbedingungen im beabsichtigten Sinn zu verändern, tauchte das B. oft in ganz anderer Form und noch bedrohlicher als vorher auf. Allerdings können die Wissenschaften bei Anerkennung ihrer Grenzen eine wichtige Hilfe im Kampf gegen das B. sein. Die Bibel spricht von einem Machtbereich des B. (Mk 3, 24-27), der dem Menschen nicht verfügbar ist. Christen glauben aber nicht an den Satan, sondern gegen ihn. Er steht im Schatten Gottes. Der Glaube an den Sieg Jesu am Kreuz ermöglicht eine der Wirklichkeit angemessene Haltung, die den Kampf mit den Mächten der Finsternis aufnimmt (Eph 6,12 ff). -» Teufel
Lit.: O. Michel und A. Fischer, Gestaltwandel des Bösen, 1975
Weiland
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