kirche innerhalb der gegebenen Landeskirche oder wie in England und Amerika neben anderen Denominationen.
An der Spitze der Brüder-Unität, dem Zusammenschluß aller Einzelgemeinden, steht heute die Unitätssynode (früher: Generalsynode), die ca. alle 7 Jahre einberufen wird. Die zwischenzeitliche ständige Vertretung der Synode ist das »Unitätsdirekto- rium« (unity board, früher: Unitätsältesten- konferenz), das aus Vertretern der Provinzialbehörden zusammengesetzt ist. Die Brüder-Unität ist in 18 Provinzen geteilt. Verantwortlich für die Ortsgemeinde ist der Ältestenrat. Jährlich mindestens einmal kommt der Gemeinrat zusammen, die Ver
sammlung der ganzen Gemeinde. Die Mitarbeiter der Gemeine, Gemeindiener genannt, gliedern sich in zwei Gruppen: die Akoluthen (Laienmitarbeiter) und Prediger (Diakonus und Presbyter). Aus den Presbytern werden Bischöfe gewählt, deren wichtigste Aufgabe —> Seelsorge und Ordination der —> Prediger ist. Die B. versteht sich als eine geistliche Theokratie, die durch ihren unsichtbaren Generalältesten —»Jesus Christus geleitet wird. Die Wahl Jesu Christi zum Generalältesten am 16.9.1741 ist nicht als Ausdruck eines sektiererischen Erwählungsbewußtseins, sondern als Absage an eine hierarchisch gegliederte Organisationsform der Kirchengemeinschaft zu verstehen.
Unter dem Haupt Jesus Christus sind alle Glieder untereinander Brüder.
Die B. hat keine spezielle brüderische Theologie ausgebildet; ihre theologische Eigenart liegt in ihrer praktischen Frömmigkeit (—> Geistliches Leben), ihren liturgischen Formen, ihrer missionarischen und pädagogischen Aktivität. Die Hochschätzung der Schrift zeigt sich in ihrem Andachtsbuch, den »Losungen«, die nicht auslegen und kommentieren, sondern Gottes Wort selbst in die neue Situation hinein sprechen lassen. Seit Zinzendorf sieht die B. in der persönlichen Gemeinschaft mit dem lebendigen Christus und dem ständigen Angewiesensein auf seinen Kreuzestod die Quelle für das persönliche Leben des Christen und die verbindende Mitte, die ihre unterschiedlichen Glieder zueinander führt. Dieser —> Biblizismus, Christozentrismus und die Wertschätzung der Gemeinschaft haben die B. sehr früh zu einem ökumenischen Modell gemacht. Ihre Mitarbeit in den Landeskirchen und der weitgehende Verzicht, Glieder zu werben, so daß ihre Mitgliederzahl immer gering war, haben ihr einen großen Kreis von Freunden und einen guten Kontakt zu anderen Kirchen verschafft (Brücke zwischen Kirchen und -» Freikirchen). Die Eigenart der brüderischen Frömmigkeit spiegelt sich heute am deutlichsten in ihren Versammlungen: dem nicht aus dem Meßformular, sondern den liturgischen Gebeten gestalteten —> Gottesdienst, der »Singstunde« am Samstagabend, in der sich die Gemeinde ein Bibelwort durch die Auswahl von Liedversen selbst auslegt, dem »Liebesmahl«, einem Wechsel von Gesang und Bericht bei Tee und Brötchen, den Leseversammlungen während der Karwoche und der Ostermorgenfeier auf dem Gottesacker, der —» Abendmahlsfeier mit gemeinsamen Genuß des Brotes als Zeichen des einen Leibes Christi mit Betonung der Realpräsenz und der Erwartung des Kommens (—> Wiederkunft) Christi.
Lit.: Heinz Renkewitz (Hg.), Die Brüder-Unität, 1965 - M. P. van Buijtenen u.a. (Hg.), Unitas Fra- tum. Herrnhuter Studien, T975 ..
' y'} Meyer
BrüderversammlungVersammlung, christliche
Brunner, Emil, ‘23.12.1889 Winterthur,
Zürich, Theologieprofessor in Zürich, nach seiner Emeritierung drei Jahre an der International Christian University in Tokio. B. war neben K. —» Barth u.a. Mitbegründer der »Dialektischen Theologie«. Sein Werk ist von den Reformatoren ebenso wie von Pascal, -> Kierkegaard, —> Blumhardt beeinflußt. Er wollte den Ursinn der Selbstoffenbarung Gottes in —» Jesus Christus in neuer Kraft und Klarheit erfassen und diese dem weithin entchristlichten Menschen in verständlicher Form sagen. Dadurch bekam seine Theologie ausgesprochen missionarischen Charakter. In seinem Schleiermacherbuch »Die Mystik und das Wort« wandte er sich scharf gegen die anthropozentrische Theologie der frommen Erfahrung. Die »andere Aufgabe der Theologie« soll sich als »Eristik«, Auseinandersetzung, den Problemen der Zeit entgegenstellen. Für B. ist —» Gott im absoluten Sinne Person. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen zeigt sich in seinem Personsein, das er auch durch die —> Sünde nicht verloren hat, sondern in dem er sich als »Mensch im Widerspruch« gegen Gott stellt. In der personalen Begegnung zwischen dem göttlichen Du und dem frei antwortenden Menschen, in der »Wahrheit als Begegnung«, wird der Sünder angesprochen auf seine Gottebenbildlichkeit. Diese Ansprechbarkeit ist der von Barth kritisierte »Anknüpfungspunkt«. Glaube ist Paradox, Wunder; er entsteht objektiv als Anruf Gottes und subjektiv als Antwort des Menschen. Im »Mittler« Jesus Christus ist die Selbsthinwendung und -hin- gabe Gottes an die Menschen vollzogen.
B.s Ethik der Ordnungen ist in der Schöpfung Gottes begründet. Die Sozialethik steht unter dem Leitgedanken der »Gerechtigkeit«. So galt sein Kampf dem Totalitarismus brauner und roter Prägung, weil dieser das —> Gewissen gegenüber wahrer Verantwortlichkeit abstumpft. - Die institutionalisierte Kirche empfand er als »Missverständnis der Kirche«, denn sie ist personale Gemeinschaft, geschaffen durch die Kraft des -» Geistes und geprägt vom Grundgesetz der —> Liebe und ist reale Gemeinschaft mit Christus. — Das Leben des Menschen ist »Sein zum Tode«. Durch Christus wird der Tod Durchgang zu einer neuen Dimension. Im Kommen des Christus in Herrlichkeit wird im Vergehen dieser Welt die letzte Trennung von Gott aufgehoben. - Die ganze Theologie B.s ringt mit dem Problem »Offenbarung und Vernunft«. Die Vernunft wird vom Offenbarungsglauben in Dienst genommen: nötig ist ein glaubendes Denken und ein denkender Glaube.
Lit.: E. Brunner, Erlebnis, Erkenntnis, Glaube, 193 5S - Die Mystik und das Wort, 19282 - Der Mittler, 19373 - Das Gebot und die Ordnungen, !9393 - Natur und Gnade, 1935 - Der Mensch im Widerspruch, 19654 - Wahrheit als Begegnung, 19632 - Offenbarung als Vernunft, r 9612 - Gerechtigkeit, 1943 - Dogmatik I—III 1946-1960 - Das Mißverständnis der Kirche, 1951 - Das Ewige als Zukunft und Gegenwart, 1953- Gott und sein Rebell, 1958-R. Roessler, Person und Glaube, 1965 - H. Leipold, Missionarische Theologie, 1974
Bolliger
Bruns, Hans,*7. 10. 1895 Stade/Elbe, f8.3.T97i Marburg/Lahn. Studium in Tübingen (-» Schiatter), Göttingen (C. Stange,
P. Althaus), Berlin; 1923 Gemeindepfarrer in Hollen/Ostfriesland; seit 1934 Mitarbeiter im —> Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband. B., der erst als schon im Gemeindedienst bewährter Pfarrer auf einer Tagung der Gruppenbewegung [—> Marburger Kreis) zur persönlichen —» Heilsgewißheit fand, wurde durch diese Erfahrung ein seelsorger- lich zupackender —> Evangelist in Wort und Schrift. Weite Verbreitung fand besonders seine Bibelübertragung mit erläuternden Anmerkungen (Auflage T975: 450000). Seinen Dienst verstand er zunehmend als »•Geburtshilfe“ zur —> Wiedergeburt. Im Zusammenhang seiner vielen Evangelisations-
Hans Bruns
reisen sah er einen wichtigen Auftrag auch in der Seelsorge an Pfarrern (—> Pfarrer-Ge- bets-Bruderschaft, der er aktiv angehörte). Lit.: C. Georgi, H. B. - sehr direkt, 1974