Eisenbahner, christliche -> Berufsmissionen 8
EKD —* Ev. Kirche in Deutschland Ekstase
Der ursprünglich griechische Begriff (deutsch etwa: Verzückung) bedeutet »aus sich gestellt sein«. Er bezeichnet vieldeutige Bewußtseinszustände religiöser, narkotischer, musikalischer, psychisch-epidemischer und psychisch-pathologischer Art. Zustände der Ekstase (Visionen, Auditionen, Trancezustände, Hinfallen, Sich-auf- dem-Boden-Wälzen) finden sich überall in der Menschheit. Das Alte Testament kennt ekstatische Erfahrungen von Frauen (Ri 4,4) und Männern (2Kön 2,5; 4,38). Visionen und Auditionen gehören zu den wichtigsten Erfahrungen der Propheten (z.B. fes 6,i; Am 7-9; Sach 1-6). Kennzeichnend ist der Verzicht, durch künstliche Mittel E. zu erzeugen, wie die Anschauung, daß Gott durch seinen Geist in der E. wirkt und nicht selbst eine Verbindung mit dem Ekstatiker eingeht. Das Neue Testament bleibt in diesen Linien. In der Urgemeinde sind ekstatische Erscheinungen bekannt (Apg 7,55; 16,6 f. 10 u.ö.). Paulus war Ekstatiker (iKor 14,18; 2Kor 12,1 ff), legte aber trotz Gal 1,12 auf seine ekstatischen Erfahrungen kein besonderes Gewicht (2Kor 12,1.11; iKor 14,19), sondern bekämpfte die Überbewertung ekstatischer Praktiken; denn Grund des Glaubens kann für ihn nur die geschichtliche Offenbarung in Christus und nicht die Son- der-Erfahrung des Ekstatikers sein. In der Geschichte der Kirche(n) hat es immer ekstatische Erscheinungen gegeben, vgl. z. B. Montanismus, Mönchtum, Ketzergeschichte des -» Mittelalters, Schwärmer der -> Reformationszeit, -> Pietismus, die Inspirierten, Camisarden, -» kath.-apostolische Gemeinden, -> Quäker, -> Pfingstbewe- gung, —> charismatische Bewegung. Ekstatische Einflüsse erlangen besonders in kirchlichen und zeitgeschichtlichen Krisenzeiten Bedeutung. Zum ekstatischen Erscheinungsbild gehören -» Zungenreden und Prophezeiungen (oft in Ich-Form) auf Grund von Sonderoffenbarungen. Beim Ekstatiker treten geschichtliche Offenbarung, —» Amt und Kircheninstitution hinter der unmittelbaren Erfahrung übermenschlicher Mächte zurück. E. vermittelt so eine Emanzipation der Laien gegenüber den Theologen. Ekstatische Erscheinungen in der christlichen Gemeinde bedürfen in besonderer Weise der —> Prüfung der Geister.
Lit.: K. Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten, r 96811 - E. Benz, Die Vision, 1969
Ohlemacher
Elim-Gemeinden
Die »Christen-Gemeinden Elim« sind eine Gründung des früheren Gemeinschaftspredigers und —» Evangelisten Heinrich Viet-
heer (Schwiegersohn von J. —» Paul). Ursprünglich arbeitete er im —» Christlichen Gemeinschaftsverband Mülheim mit, von dem er sich 1912 trennte. Vietheer war eine kämpferische Natur, streitbar und umstritten, schrieb eine spitze Feder und sparte nicht mit Angriffen auf seine früheren Pfingstfreunde. Der bewegliche Mann evan- gelisierte auf ausgedehnten Reisen in vielen Ländern. Als Zeltevangelist war er sehr erfolgreich. 192 t gründete er die »Zeltmission Berlin-Lichterfelde«. Aus der Evangelistentätigkeit Vietheers erwuchsen Gemeinden vor allem in Sachsen, Ostpreußen, Schlesien, Thüringen und Hamburg. Die erste »Christen-Gemeinde Elim« entstand 1926 in Hamburg. Die Gemeinden wurden der Zeltmission Berlin-Lichterfelde angeschlossen. In Lauter im Erzgebirge, dem Wohnsitz Vietheers, wurde ein Heim als Zentrale und für Bibelkurse geschaffen. Die Zeitschriften erlangten eine bedeutende Auflage und weite Verbreitung. Um einem Verbot zu entgehen, teils aber auch im Zuge von Kontaktbestrebungen mit täuferischen Gruppen ließen sich im Jahre 1938 etwa 5000 Mitglieder der E.G. in den Bund der —» Baptistengemeinden aufnehmen. Nach 1945 haben sich im Westen fast alle E.G. von dem inzwischen mit dem Bund freikirchlicher Christen (—» Versammlung) und dem Bund der Baptistengemeinden gegründeten Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
wieder getrennt. Die einzelnen Gemeinden sind selbständig. Sie haben pfingstlerischen Charakter und legen Wert auf —» Bekehrung, Gläubigentaufe, —> »Geistestaufe« und »Geistesgaben«.
Lit.: H. Reller, Handbuch Religiöse Gemeinschaf- ten' ,978' 27?ff Grün
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