Evangelisches Gemeindelexikon



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Mailet, Friedrich Ludwig, *4.8.1793 Braunsfels (Hessen), f 55 -186 5 Bremen; Theologiestudium in Herborn und Tübin­gen, seit 1817 ref. Pastor in Bremen. Er zählt zu den bedeutenden Predigern der —» Erwek- kungsbewegung. Nicht auf systematische Lehrentfaltung ausgerichtet wie sein Amts­kollege —> Menken, pflegte er eine ebenso einfallsreiche wie einfache Christuspredigt. Als Verkündiger und Gelegenheitsschrift­steller trat er gegen mancherlei Zeitströ­mungen in Kirche, Theologie und Politik an, namentlich in der Zeit der Revolution um 1848. Sein »Hilfsverein für Jünglinge« von 1834 verdient für die Anfänge ev. —> Jugend­arbeit in Deutschland besondere Erwäh­nung.

Lit.: C.A.Wilkens, F.M., der Zeuge der Wahrheit, 1872 -L. Cordier, Ev. Jugendkunde II, 19272, i43ff- - O. Wenig, Rationalismus und Erweckungsbewe­gung in Bremen, 1966

Balders

Marburger Kreis e.V.



Der Marburger Kreis, eine überkonfessionel­le, aus der Gruppenbewegung (—> Oxfordbe­wegung; —» Moralische Aufrüstung) hervor­gegangene Arbeitsgruppe engagierter Chri­sten, will dem heutigen Menschen helfen, sich selbst und seine Situation zu erkennen, eine lebendige, tragfähige Verbindung zu Je­sus Christus zu finden, und den christlichen Glauben in der Praxis des täglichen Lebens zu verwirklichen. Das soll sich im persönli­chen Leben, in -» Ehe, -» Familie, Studium und Beruf ebenso auswirken wie im weiten Bereich der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens. Der M.K. verbindet seine Mitarbei­ter in einer organisatorisch freien, doch in­nerlich verpflichtenden Lebens- und Ar­beitsgemeinschaft. Die Arbeitsformen: Zu­nächst wirkt jeder Christ in Familie und Be­ruf durch seine neue innere Einstellung. Ört­liche Arbeitsgruppen, die »Mannschaften«, treffen sich wöchentlich in den Wohnungen von Mitarbeitern. Hier werden Probleme des persönlichen Alltags und des gemeinsamen Einsatzes geklärt, die Bibel studiert und Fra­gen christlicher Lebenspraxis besprochen. Während des ganzen Jahres finden mehrtä­gige »Gäste-Tagungen« in Österreich, der Schweiz und im Bundesgebiet statt. Dane­ben werden Tagungen für junge Leute zwi­schen 18 und 3 5 Jahren durchgeführt. Zu den Tagungen wird ein größerer Kreis von Freunden und Bekannten aus allen Lebens­bereichen eingeladen. Die Botschaft des Evangeliums soll sachlich und gegenwarts­nah gesagt und durch vielfältige persönliche Erfahrungen belegt werden. Entsprechend den verschiedenen Berufen der Mitarbeiter umfassen diese Erfahrungen den weiten Bo­gen des heutigen Lebens. So ergeben sich zwanglos viele Einzelgespräche über Fragen des persönlichen und gesellschaftlichen Le­bens als Hintergrund der Tagungen. Die Geldmittel für alle Arbeiten des M.K., der der —> Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der —» Ev. Kirche in Deutschland angeschlossen ist, werden ausschließlich durch freiwillige Spenden der Mitarbeiter aufgebracht. Der Kreis der Freunde ist durch den etwa vierteljährlich erscheinenden »Rundbrief« verbunden. Er behandelt bibli­sche Themen sowie Fragen des praktischen Christenlebens und gibt zugleich die Pla­nungen und Berichte über die Arbeit be­kannt.

Richter


Marienschwesternschaft, Ev.

Gegründet 1947 in Darmstadt von Dr. Klara Schiink (Mutter Basilea) und Erika Madauss (Mutter Martyria), den Leitern dieses 1. Nachkriegs-Ordens auf bibl.-reformatori- scher Grundlage. Nach Zerstörung der Stadt Darmstadt 1944 entstand im dortigen —» Mädchenbibelkreis eine Bußbewegung, die Auftrag und Leben der M. bis heute prägt. Schwerpunkte: Gebetsdienst, Verkündi­gung durch Ruferspiele, Rüstzeiten für Gä­ste aus aller Welt, Hörfunk. Erste Häuser ih­res »Landes Kanaan« in Darmstadt-Eber­stadt in Selbsthilfe erbaut. Ihre Schriften wollen zur Ehre Gottes von Glaubenswegen und erfahrenen »Realitäten« berichten (eig. Verlag, über 100 Titel in 36 Sprachen). Dia­konie in Stadtrandsiedlungen und Pflege­heim. Geistliche Zentren in Israel, England, Dänemark, Griechenland, Italien, USA. - 150 Schwestern aus 13 Nationen, 12 Brüder (Kanaan-Franziskus-Bruderschaft 1967).

Lit.: B. Schiink, Realitäten, heute erlebt, 1968 - dies., Wie ich Gott erlebte, 1975


  1. Hofmann

Marxismus

  1. Karl Marx (Biographie)

Karl Heinrich Marx (*5.5.1818 Trier, fi4. 3. 1883 London), entstammte einer jüdischen, bürgerlichen Familie. Entgegen der streng jüdischen Familientradition wandte sich sein Vater der Aufklärung zu und trat zum Protestantismus über, offenbar um sich von den Beschränkungen zu befreien, die damals einem jüdischen Anwalt vor Gericht noch auferlegt waren. Karl studierte ebenfalls Jura in Bonn und Berlin, wo er mit den Junghege­lianern in Verbindung kam, und promo­vierte 1841 in Jena. 1842 Heirat mit Jenny von Westphalen, Umzug nach Paris. 1844 erste Schriften (»Nationalökonomie und Philosophie«, »Zur Judenfrage«), Freund­schaft mit Friedrich Engels. 1847 Bund der Kommunisten. 1848 »Manifest der kom­munistischen Partei«, London, von Marx und Engels verfaßt. Umzug nach Köln, »Neue Rheinische Zeitung«, Vorsitz im »Kölner Arbeiterverein«. 1849 ausgewiesen, Paris, im gleichen Jahr zieht er mit seiner Familie nach London, wo er, abgesehen von Reiseaufenthalten, bis zu seinem Tode wohnt, weitgehend auf die Unterstützung von Engels angewiesen. 1852 Bund der Kommunisten aufgelöst. 1864 Gründung der ersten Internationale in London. 1867 »Das Kapital« (i.Band).

  1. Karl Marx (Lehre)

M. war, wie Engels, bürgerlicher Intellektu­eller, der sich vor allem mit der Theorie be­faßte, auch wenn er forderte, daß Theorie zur Praxis werden müsse: Selber hatte ei mit Arbeitern und dem Fabrikleben keinen di­rekten Kontakt, und in England übte er auf die Arbeiterbewegung keinen Einfluß aus. Die Rolle, die er dem Arbeiterproletariat beimißt, ergibt sich für ihn aus der entschei­denden Funktion, die er der —» Arbeit in sei­ner Philosophie zuspricht. Er ist vor allem von Feuerbach und -» Hegel beeinflußt. Feu­erbachs Deutung der Religion als Projektion des menschlichen Wesens wird für ihn be­stimmend für seine Einschätzung des Gei­stigen überhaupt. Das Primäre ist für ihn die materielle, gesellschaftliche Wirklichkeit, diese werde im Geistigen bloß abgespiegelt und reflektiert. Marx versteht den Men­schen ganz gesellschaftlich, als Gattung, und ganz geschichtlich. Menschliche Wirk­lichkeit ist also gleichbedeutend mit ge­schichtlicher Bewegung des Gattungsle­bens. Diese Bewegung ist ökonomischer Prozeß, weil der Mensch, um zu leben, arbei­ten, d.h. produzieren muß. Somit ist die Ar­beit bzw. die Produktion die Basis des ge­schichtlichen Lebensprozesses. Aber dieser Prozeß verläuft als Austragung von Gegen­sätzen. Die —» Geschichte ist Geschichte von Klassenkämpfen, die hervorgerufen sind durch Veränderungen in den Produktions­verhältnissen. Klassen entstehen aus der

Teilung der Arbeit, d.h. daraus, daß ein Teil der Menschheit nicht für sich arbeitet, son­dern auch für andere, die ihn ausbeuten. Die heutige, kapitalistische Ausbeutung beruhe darauf, daß der Arbeiter weniger Lohn er­hält, als seine Arbeit wert ist, so daß der Ka­pitalist den Mehrwert als Profit einstreichen kann. »Gesetzt, der Wochenlohn eines Ar­beiters repräsentiere drei Arbeitstage, so hat der Arbeiter, der Montags anfängt, am Mitt­wochabend den vollen Wert des gezahlten Lohnes ersetzt. Hört er dann aber auf zu ar­beiten? Keineswegs. Der Kapitalist hat seine Wochenarbeit gekauft, und der Arbeiter muß die drei letzten Wochentage auch noch arbeiten. Diese Mehrarbeit des Arbeiters, über die zur Ersetzung seines Lohnes nötige Zeit hinaus, ist die Quelle des Mehrwerts, des Profits, der stets wachsenden Anschwel­lung des Kapitals« (Bücherei d. Marx.-Leni- nism. 42, S. 308). Von der Zukunft erwartet Marx eine Anhäufung des Kapitals in immer weniger Händen, andererseits eine wach­sende Verelendung des Proletariats (weil das wachsende Angebot an Arbeitskraft den Preis für die Arbeit stetig niedriger mache). Diese Entwicklung ende zwangsläufig in der -* Revolution, d.h. in der gewaltsamen Ab­schaffung der kapitalistischen Ausbeutung, und in einer klassenlosen Gesellschaft, in der dann jeder nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten werde leben können. Auch der Staat, in dem Marx ein Instrument der herr­schenden Klasse sieht, werde, mit dem Erlö­schen der Klassenherrschaft von selbst ver­schwinden.

Aber diese deterministisch-ökonomische Analyse des Fortschritts ist nur die eine Sei­te. Die klassenlose Gesellschaft, die einer­seits als Ergebnis einer zwangsläufigen Ent­wicklung dargestellt wird, muß andererseits durch die Einigung und Mobilisation des in­ternationalen Proletariats gewaltsam her­beigeführt werden. Marx hält seine Ge­schichtsanalyse für Wissenschaft, aber er re­det zugleich als Prophet, der das unter­drückte Volk zum Exodus aus der Sklaverei in das Land der Verheißung sammelt. Wie Mose, der weiß, was vorausbestimmt ist, sich selber als Werkzeug des göttlichen Wil­lens versteht und das, was »kommen muß«, nun selbst verwirklicht, so versteht Marx das Proletariat als Werkzeug der Geschichte, das mit Gewalt herbeiführen soll, was »kommen muß«. Geschichte wird zur —»

Heilsgeschichte. Hinter wissenschaftlichen Darlegungen des Fortschritts verbirgt sich jüdisch-alttestamentlicher Messianismus. An sich ist es ja widersinnig, daß die als Ge­setz erkannte Fortbewegung der Geschichte in dialektischen Gegensätzen mit dem Sturz des Kapitalismus plötzlich kein Gesetz mehr sein soll, sondern einem allgemeinen Friedensreich Raum gibt. Dem heimlichen Messianismus entspricht auch, daß der na­turgesetzlich erklärte Klassengegensatz zu­gleich moralisch beurteilt wird: Der Kapita­list ist »schuld« am Elend des Proletariats. Klassenkampf wird zum Krieg der Gerech­ten gegen die Mächte der Finsternis.

Marx' —» Atheismus hat etwas Promethei- sches. Der Mensch, der sich durch seine Ar­beit seine Lebensverhältnisse selber schafft, ist auch sein eigener Erlöser. Er wartet nicht auf das Kommen Gottes, er führt das —» Heil selber herbei. Eben darum bedarf er auch keiner höheren Rechtfertigung. Der Erfolg rechtfertigt sein Tun und auch die Mittel, die Anwendung der Gewalt.



  1. Marxismus-Leninismus Schon Marx' Mitarbeiter Friedrich Engels (*28.11.1820 als Sohn einer großbürgerli­chen Fabrikantenfamilie in Barmen, 15.8.189$) hatte dessen Theorie naturwis­senschaftlich zu vertiefen versucht. Die von Marx entdeckten Gesetze der Geschichte hält er für Naturgesetze. Die Natur bewegt sich in »Sprüngen«, quantitative Verände­rungen schlagen in qualitative um. In der Gesellschaft ist, wie schon Marx sagte, die Gewalt »die Geburtshelferin jeder alten Ge­sellschaft, die mit einer neuen schwanger geht« (Anti-Dühring, Ü/IV). Diese Gedanken wurden weitergeführt durch Lenin (Wladi­mir Ilitsch Ulianov, *22.4.1870, bürgerli­cher Intellektueller, Jurist, Sohn eines Schulinspektors, 121.1.1924). Lenin war Theoretiker und Praktiker, ein »Macher« und Techniker der Macht großen Formats. Rechnete Marx damit, daß Staat und Militär, als Unterdrückungsinstrumente, in der neuen Gesellschaft »absterben« würden, so erkannte Lenin im Staat das wichtigste In­strument zur Beherrschung der Gesell­schaft. Die Diktatur des Proletariats wird Sowjetstaat, in dem nicht das Proletariat, sondern die Partei die Diktatur ausübt, auch über die Werktätigen. Für ihn, den radikalen Atheisten, gibt es, wie er sagt, in der Politik keine Moral, sondern nur Zweckmäßigkeit.

Trotzdem redet er auch von Sowjetmoral, die jenes Verhalten als sittlich erkennt, das dem gesellschaftlichen Zweck dient, freilich unter den Bedingungen der jeweiligen Situa­tion. Auch die marxistisch-leninistische Doktrin ist deterministisch. Zugleich wird aber gesagt, daß der Mensch die Naturge­setze erkennen und sich dienstbar machen müsse. Die Aporie, daß der Mensch das ja nur kann, wenn er selber außerhalb des Kau­salnexus steht und über die Natur verfügt, bleibt ungelöst.

Der sog. M.-Leninismus ist Konsequenz der Geschichtsdialektik von Marx. Das gilt für die Methode, den Menschen rein gesell­schaftlich, von den ökonomischen Verhält­nissen her, zu verstehen. Unter dieser Vor­aussetzung kann es so etwas wie Menschen­rechte, persönliche Selbstbestimmung, nicht geben. Selbst die Zielvorstellung einer Gesellschaft, in der alle nach ihren Fähigkei­ten und Bedürfnissen leben können, aner­kennt als menschlich nur, was sich kollek­tiv einfunktionieren läßt. Besonders folgen­reich ist die Dialektik, weil sie einen Aus­gleich, eine Versöhnung zwischen den Klas­sen ausschließt und den gewaltsamen Um­sturz für unausweichlich hält. »Ein Marxist ist nur, wer die Anerkennung des Klassen­kampfes auf die Anerkennung der Diktatur des Proletariats erstreckt« (Lenin). Die Kehrseite des Atheismus ist, daß alles auf die Natur zurückgeführt werden muß: Von dieser Grundlage her aber kann kein anderes Recht begründet werden als das Recht des (ökonomisch) Stärkeren, das sich im Klas­senkampf durchsetzt. Insofern ist der M., auch in Hinsicht auf den Fortschrittsglau­ben, eine ökonomische Parallele zum (biolo­gisch denkenden) Darwinismus. Eine —» Ideologie der Gewalt, die zugleich allgemei­nes Glück für die Zukunft verheißt, paßt überhaupt in das Jahrhundert, das unterwegs war von den napoleonischen Kriegen zum kolonialen Imperialismus und zu den Welt­kriegen unserer Zeit.



  1. Neo-M.

Neuerdings künden sich Wandlungen im M. an. Einige Parteien wollen sich von der Füh­rung durch die russische KP lösen und su­chen den »eigenen Weg zum Sozialismus« (Jugoslawien, China, Italien, Spanien). Im Westen wurde die »Polyzentrismus-Theo­rie« zuerst vertreten durch den Italiener An­tonio Gramsci (t 1937)- Als politisch viru­lent erweist sich auch die Forderung nach einem »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«, die im »Prager Frühling« 1968 auf­tauchte. Theoretiker dieser Richtung sind Machovec in Prag, Schaff und Kolakowski in Polen, Garaudy in Frankreich. Teils mit Be­rufung auf idealistische Motive, die beim jungen Marx noch nachwirken, teils in An­lehnung an älteres Naturrecht, wird für die Rechte des einzelnen plädiert. Sozialismus bedeute auch Befreiung des einzelnen aus der »Entfremdung« durch die Lohnarbeit. Für demokratische Rechte wehrt sich auch die »Charta 77« in Prag. Um Befreiung, als Selbstbestimmung und Identität, geht es auch bei Herbert Marcuse und Ernst Bloch, deren Ablehnung der repressiven Gewalt (des Staates, der bürgerlichen Gesellschaft) sich anarchistischen Konsequenzen nähert. Beide sehen in der »Solidarität« einen ethi­schen Ansatz zur Überwindung des Egois­mus. Aber solidarisch ist man immer mit jemandem gegen jemanden. Das bestätigen Marcuse und Bloch selber, die sich mit revo­lutionären Bewegungen solidarisieren, was zugleich aggressive Ablehnung der kapitali­stischen Gesellschaft impliziert. Ihre Theo­rie wurde vor allem in den Studentenrevol­ten der sechziger Jahre wirksam. In Deutsch­land (wo andererseits der Kommunismus nach russischem Vorbild kaum Anhänger findet) entwickelte sich daraus teilweise ein terroristischer Radikalismus revolutionär­anarchistischer Prägung.

Lit.: Marx und Engels, Historisch-kritische Ge­samtausgabe, 1927ff., sowie Bücherei des M.-Leni- nismus, Dietz-Verlag (DDR) - Grundlagen des M.-Leninismus, 1964 - F. Mehring, K. Marx 1918, A. Künzli, K. Marx, 1966 - F. J. Raddatz, K. Marx - J. M. Bochenski, Der sowjetrussische dialektische Materialismus, 1950 -K. Bockmühl, Herausforde­rungen des Marxismus, 1977 — G. Szcesny (Hg.), Marxismus — ernst genommen (rororo Sachbuch 6933)

Flückiger

Meditation



I.Biblische Grundlegung Die autorisierte rabbinische Übersetzung überträgt das »Murmeln des Gotteswortes Tag und Nacht« (Ps 1,2) mit »meditieren«. Meditation ist demnach der Vorgang, daß ein Beter das Wort Gottes hört und es im halblauten Murmeln in seine Sprache auf­nimmt. Im schweigenden Hören sucht der Beter im Wort Gottes seine Mitte. Er mißt den Raum aus, innerhalb dessen eL_seine

Einsicht gewinnen will. »Meditieren« ist sprachverwandt mit den Worten »Mitte« und »messen«. Der in der Bibel am häufig­sten gebrauchte Begriff für Meditation ist »Stille«. Der Mensch erfährt in der Stille, was Gott von ihm will. Vor der Bekanntma,- chung der Gebote wird den Stämmen Israels zugerufen: »Sei stille und höre, Israel« (Dtn



  1. . Der Beter im AT wird aufgefordert: »Sei stille dem Herrn und warte auf ihn« (Ps

  1. . Und da, wo er keine Antwort findet, klagt er »ich finde kein Stilleschweigen« (Ps 22,2). Gott selbst redet und offenbart sich, wo der Mensch erklärt: Ich bin hörbereit (iSam 3,10).

  1. Abgrenzung zu östlichen Meditations­praktiken

Meditation ist bibelwortzentriert. Alle Me­ditationsformen und -praktiken, die sich nicht auf das in der Hl. Schrift überlieferte Wort konzentrieren, paktieren mit einer fremden Religion. Sie sind ein Verstoß gegen das Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

  1. Möglichkeiten biblischer Meditation

  1. DIE BIBLISCHE BETRACHTUNG. Im hellen Wachzustand wendet sich der Leser einem Textabschnitt der Bibel zu. Im Einsatz seiner Erkenntnisfähigkeit und seines Willens be­greift er, was ihm der Text zu sagen hat. Er denkt dem Text nach und erklärt sich bereit, seinen Tag oder einen bestimmten Ab­schnitt seines Lebens von diesem Text prä­gen zu lassen (-» Andacht).

  2. die stille vor gott. Der Mensch läßt sich ganz auf einen Text aus der Hl. Schrift ein. Er ist nicht mehr aktiv, sondern er tritt in eine Empfangshaltung. Bestimmend ist nun al­lein das aus dem Text an den Menschen er­gehende Wort (—> Geistliches Leben).

Lit.: G. Ruhbach, Meditation, Versuche, Wege und Erfahrungen, 1975

Bräumer


Melle, F. H. Otto, -i6. 8. 1875 Lieben- grün/Thür., ti6-3-i947 Berlin. 1900 sandte ihn die —» Methodistenkirche nach Süd­osteuropa, wo er in Jugoslawien, Ungarn und Österreich Gemeinden gründete. Seit t920 Direktor des methodistischen Predigerse­minars in Frankfurt, wurde er r9t6 zum er­sten deutschen Bischof der Methodistenkir­che gewählt. Uber seine Kirche hinaus arbei­tete er im Christlichen Studentenweltbund



Hermann Menge




Gottfried Menken

(—» Studentenarbeit), in der Ev. —> Allianz (besonders —» Blankenburg) und in der Ver­einigung ev. —» Freikirchen führend mit, so daß der baptistische Bundesdirektor P. —> Schmidt ihn einen »Vorkämpfer des Frei- kirchentums** nannte. Gesellschaftspoliti­sche Interessen verfolgte er während der Weimarer Republik im —> Christi.-Sozialen Volksdienst. Sein unbedachtes Eintreten für das nationalsozialistische Deutschland an der Oxforder Weltkonferenz für Praktisches Christentum 1937 hat damals das zwi­schenkirchliche Klima erheblich gestört.

Lit.: F. H. O. Melle, Das Walten Gottes im deut­schen Methodismus, 1925 - ders., Das deutsche Freikirchentum und seine Sendung, 1928 - ders., 50 Jahre Blankenburger Konferenz, 1936

Voigt

Menge, Hermann Bibelübersetzungen

Menken, Gottfried, *29.5.1768,11.6.1831 Bremen, reformierter Pfarrer, 1796 in Wetz­lar, seit 1802 in Bremen, 1828 Dr. theol. h. c. der Univ. Dorpat. Menken war ein markan­ter Vertreter eines heilsgeschichtlich orien­tierten —> Biblizismus, zu dem er Anregun­gen bei dem biblizistisch-theologischen Arzt Dr. Collenbusch und in den Schriften Bengels gefunden hatte. Er betont die Ein­heit von Altem und Neuem Testament und erkennt das Ziel der biblischen Geschichte im —» Reich Gottes, in dem Christus der

Herr ist. Predigt ist für ihn streng Schriftaus­legung. Er wendet sich gegen den Rationa­lismus und Moralismus der Aufklärung, aber auch gegen die konfessionelle und insti­tutionelle Verhärtung der Orthodoxie. Seine Homilien und exegetischen Arbeiten fanden große Beachtung (»Blicke in das Leben des Apostels Paulus«* Ges. W. III, »Uber die eherne Schlange** Ges. W. VI, »Monarchien­bild** zu Dan, 2, in Ges. W. VII).

Lit.: Ges. Werke 7 Bde. 1858 -60- C. H. Gildemei­ster, Leben und Wirken des D. G. M., 1861— Briefe von G. M. 1859

Flückiger

Mennoniten

Mennoniten sind die Nachfolger der im er­sten Reformationsjahrzehnt entstandenen »Wiedertäufer«. Mit dieser als Schimpf­name gedachten Bezeichnung wurden die verschiedensten Gruppen benannt, die die —» Taufe von Kleinkindern nicht als Taufe anerkannten und eine (erneute) Taufe der Erwachsenen übten oder befürworteten und dafür mit der Todesstrafe bedroht wurden. Nachdem das sogenannte Wiedertäuferreich in Münster, wo Radikale das himmlische Je­rusalem mit Gewalt herbeizwingen wollten, durch Verrat untergegangen war, sammelte Menno Simons, der als katholischer Priester aus Witmarsum, Friesland, 1536 zu den ver­folgten Täufergemeinden übertrat, die fried­

liehen Täufer in Holland und Norddeutsch­land. Diese wurden nach ihm M. genannt; es war zugleich eine Schutzbezeichnung. Nach Einführung der Toleranz in den Niederlan­den 1577 nannten sich die dortigen Gemein­den »Doopsgezinde« (Taufgesinnte), in der Schweiz später »Altevangelische Taufge­sinnte«.

Der Ursprung dieser Bewegung liegt bei dem Bibelkreis um Zwingli in Zürich seit 1523. Einige Konsequente (Konrad Grebel, Felix Mantz, Georg Blaurock) trennten sich von ihm, als sie durch das Bibelstudium die Glaubenstaufe als die wahre biblische Taufe erkannten (erste Taufe und Abendmahls­feier am 21.1.1525). Dazu kam durch das Emstnehmen der —» Bergpredigt die Ableh­nung des religiösen -» Eides, des —» Kriegs­dienstes, der Verbindung von —» Kirche und Staat; ferner die schlichte Feier des —> Abendmahls als Gedächtnis- und Gemein­schaftsmahl, die —> Gemeindezucht, die Wahl eigener auch Laienprediger, vor allem aber die persönliche -> Nachfolge Christi in der Bereitschaft zu ernsthaft christlichem Leben bis hin zum Martyrium. Diese Grundsätze der ersten reformatorischen —» Freikirche wirkten so revolutionär, daß die Staaten und Kirchen (kath. und ev.) aus Furcht vor einem Umsturz diesen »linken Flügel der Reformation« mit Feuer und Schwert auszurotten versuchten. Für ihre Überzeugung gingen etwa 3 000 Männer und Frauen in den Tod. Die literarischen Zeug­nisse sind der »Märtyrerspiegel« und der »Ausbund« (= Auswahl) von Liedern aus dem Gefängnis. Die Zerstörung der Ge­meinden war bis auf einige Reste in der Schweiz und in Holland gelungen. Doch ret­teten sich Überlebende nach Westpreußen, Mähren und Ungarn. Später sind die M. durch weltweite Wanderungen, meist durch religiöse Verfolgungen ausgelöst, nach Ruß­land, Nord- und Südamerika und durch die Mission nach Afrika und Asien gekommen. In Südrußland entstand unter baptistischem Einfluß im 19 Jh. die Mennoniten-Brüder- gemeinde. Bei den holländischen M. erhielt —> Fliedner 1828 erste Anregungen für die weibliche —> Diakonie. Ihre wirtschaftliche Tüchtigkeit ließ sie in vielen Ländern (Pfalz, Westpreußen, Rußland, Kanada, Paraguay) zu Pionieren der Landwirtschaft und zu Be­gründern der Seiden- und Leinenindustrie am Niederrhein werden. Bis in das 20. Jh.

hinein lebten die meisten M. als Landwirte abgeschieden von der -> Welt. Doch hat die Besinnung auf die Geschichte (zuerst Her­ausgabe des M. Lexikons, später H. S. Bender am Goshen College, USA, durch Veröffent­lichungen von Quellen und Untersuchun­gen) zu einem erneuten Ernstnehmen der m. Grundsätze geführt. Mit den anderen histo­rischen —> Friedenskirchen (—> Quäker, Kir­che der Brüder) arbeiten die M. aktiv für die Erhaltung des Friedens. Heute gibt es in der Welt ca. 580000 getaufte M. mit starkem missionarischem Engagement und ausge­dehnten Hilfsaktionen für Kriegsopfer, Flüchtlinge, sowie Entwicklungsdiensten in 40 Ländern der Welt.

Lit.: M. Lexikon, 1913-1967 - Die Kirchen der Welt Bd. VIII: Die M., 1971 - H. J. Goertz (Hg.), Umstrittenes Täufertum 1525 bis 1975, 1975 -D. G. Lichdi, M. im 3. Reich, 1977

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