Mailet, Friedrich Ludwig, *4.8.1793 Braunsfels (Hessen), f 5 • 5 -186 5 Bremen; Theologiestudium in Herborn und Tübingen, seit 1817 ref. Pastor in Bremen. Er zählt zu den bedeutenden Predigern der —» Erwek- kungsbewegung. Nicht auf systematische Lehrentfaltung ausgerichtet wie sein Amtskollege —> Menken, pflegte er eine ebenso einfallsreiche wie einfache Christuspredigt. Als Verkündiger und Gelegenheitsschriftsteller trat er gegen mancherlei Zeitströmungen in Kirche, Theologie und Politik an, namentlich in der Zeit der Revolution um 1848. Sein »Hilfsverein für Jünglinge« von 1834 verdient für die Anfänge ev. —> Jugendarbeit in Deutschland besondere Erwähnung.
Lit.: C.A.Wilkens, F.M., der Zeuge der Wahrheit, 1872 -L. Cordier, Ev. Jugendkunde II, 19272, i43ff- - O. Wenig, Rationalismus und Erweckungsbewegung in Bremen, 1966
Balders
Marburger Kreis e.V.
Der Marburger Kreis, eine überkonfessionelle, aus der Gruppenbewegung (—> Oxfordbewegung; —» Moralische Aufrüstung) hervorgegangene Arbeitsgruppe engagierter Christen, will dem heutigen Menschen helfen, sich selbst und seine Situation zu erkennen, eine lebendige, tragfähige Verbindung zu Jesus Christus zu finden, und den christlichen Glauben in der Praxis des täglichen Lebens zu verwirklichen. Das soll sich im persönlichen Leben, in -» Ehe, -» Familie, Studium und Beruf ebenso auswirken wie im weiten Bereich der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens. Der M.K. verbindet seine Mitarbeiter in einer organisatorisch freien, doch innerlich verpflichtenden Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Die Arbeitsformen: Zunächst wirkt jeder Christ in Familie und Beruf durch seine neue innere Einstellung. Örtliche Arbeitsgruppen, die »Mannschaften«, treffen sich wöchentlich in den Wohnungen von Mitarbeitern. Hier werden Probleme des persönlichen Alltags und des gemeinsamen Einsatzes geklärt, die Bibel studiert und Fragen christlicher Lebenspraxis besprochen. Während des ganzen Jahres finden mehrtägige »Gäste-Tagungen« in Österreich, der Schweiz und im Bundesgebiet statt. Daneben werden Tagungen für junge Leute zwischen 18 und 3 5 Jahren durchgeführt. Zu den Tagungen wird ein größerer Kreis von Freunden und Bekannten aus allen Lebensbereichen eingeladen. Die Botschaft des Evangeliums soll sachlich und gegenwartsnah gesagt und durch vielfältige persönliche Erfahrungen belegt werden. Entsprechend den verschiedenen Berufen der Mitarbeiter umfassen diese Erfahrungen den weiten Bogen des heutigen Lebens. So ergeben sich zwanglos viele Einzelgespräche über Fragen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens als Hintergrund der Tagungen. Die Geldmittel für alle Arbeiten des M.K., der der —> Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der —» Ev. Kirche in Deutschland angeschlossen ist, werden ausschließlich durch freiwillige Spenden der Mitarbeiter aufgebracht. Der Kreis der Freunde ist durch den etwa vierteljährlich erscheinenden »Rundbrief« verbunden. Er behandelt biblische Themen sowie Fragen des praktischen Christenlebens und gibt zugleich die Planungen und Berichte über die Arbeit bekannt.
Richter
Marienschwesternschaft, Ev.
Gegründet 1947 in Darmstadt von Dr. Klara Schiink (Mutter Basilea) und Erika Madauss (Mutter Martyria), den Leitern dieses 1. Nachkriegs-Ordens auf bibl.-reformatori- scher Grundlage. Nach Zerstörung der Stadt Darmstadt 1944 entstand im dortigen —» Mädchenbibelkreis eine Bußbewegung, die Auftrag und Leben der M. bis heute prägt. Schwerpunkte: Gebetsdienst, Verkündigung durch Ruferspiele, Rüstzeiten für Gäste aus aller Welt, Hörfunk. Erste Häuser ihres »Landes Kanaan« in Darmstadt-Eberstadt in Selbsthilfe erbaut. Ihre Schriften wollen zur Ehre Gottes von Glaubenswegen und erfahrenen »Realitäten« berichten (eig. Verlag, über 100 Titel in 36 Sprachen). Diakonie in Stadtrandsiedlungen und Pflegeheim. Geistliche Zentren in Israel, England, Dänemark, Griechenland, Italien, USA. - 150 Schwestern aus 13 Nationen, 12 Brüder (Kanaan-Franziskus-Bruderschaft 1967).
Lit.: B. Schiink, Realitäten, heute erlebt, 1968 - dies., Wie ich Gott erlebte, 1975
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Hofmann
Marxismus
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Karl Marx (Biographie)
Karl Heinrich Marx (*5.5.1818 Trier, fi4. 3. 1883 London), entstammte einer jüdischen, bürgerlichen Familie. Entgegen der streng jüdischen Familientradition wandte sich sein Vater der Aufklärung zu und trat zum Protestantismus über, offenbar um sich von den Beschränkungen zu befreien, die damals einem jüdischen Anwalt vor Gericht noch auferlegt waren. Karl studierte ebenfalls Jura in Bonn und Berlin, wo er mit den Junghegelianern in Verbindung kam, und promovierte 1841 in Jena. 1842 Heirat mit Jenny von Westphalen, Umzug nach Paris. 1844 erste Schriften (»Nationalökonomie und Philosophie«, »Zur Judenfrage«), Freundschaft mit Friedrich Engels. 1847 Bund der Kommunisten. 1848 »Manifest der kommunistischen Partei«, London, von Marx und Engels verfaßt. Umzug nach Köln, »Neue Rheinische Zeitung«, Vorsitz im »Kölner Arbeiterverein«. 1849 ausgewiesen, Paris, im gleichen Jahr zieht er mit seiner Familie nach London, wo er, abgesehen von Reiseaufenthalten, bis zu seinem Tode wohnt, weitgehend auf die Unterstützung von Engels angewiesen. 1852 Bund der Kommunisten aufgelöst. 1864 Gründung der ersten Internationale in London. 1867 »Das Kapital« (i.Band).
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Karl Marx (Lehre)
M. war, wie Engels, bürgerlicher Intellektueller, der sich vor allem mit der Theorie befaßte, auch wenn er forderte, daß Theorie zur Praxis werden müsse: Selber hatte ei mit Arbeitern und dem Fabrikleben keinen direkten Kontakt, und in England übte er auf die Arbeiterbewegung keinen Einfluß aus. Die Rolle, die er dem Arbeiterproletariat beimißt, ergibt sich für ihn aus der entscheidenden Funktion, die er der —» Arbeit in seiner Philosophie zuspricht. Er ist vor allem von Feuerbach und -» Hegel beeinflußt. Feuerbachs Deutung der Religion als Projektion des menschlichen Wesens wird für ihn bestimmend für seine Einschätzung des Geistigen überhaupt. Das Primäre ist für ihn die materielle, gesellschaftliche Wirklichkeit, diese werde im Geistigen bloß abgespiegelt und reflektiert. Marx versteht den Menschen ganz gesellschaftlich, als Gattung, und ganz geschichtlich. Menschliche Wirklichkeit ist also gleichbedeutend mit geschichtlicher Bewegung des Gattungslebens. Diese Bewegung ist ökonomischer Prozeß, weil der Mensch, um zu leben, arbeiten, d.h. produzieren muß. Somit ist die Arbeit bzw. die Produktion die Basis des geschichtlichen Lebensprozesses. Aber dieser Prozeß verläuft als Austragung von Gegensätzen. Die —» Geschichte ist Geschichte von Klassenkämpfen, die hervorgerufen sind durch Veränderungen in den Produktionsverhältnissen. Klassen entstehen aus der
Teilung der Arbeit, d.h. daraus, daß ein Teil der Menschheit nicht für sich arbeitet, sondern auch für andere, die ihn ausbeuten. Die heutige, kapitalistische Ausbeutung beruhe darauf, daß der Arbeiter weniger Lohn erhält, als seine Arbeit wert ist, so daß der Kapitalist den Mehrwert als Profit einstreichen kann. »Gesetzt, der Wochenlohn eines Arbeiters repräsentiere drei Arbeitstage, so hat der Arbeiter, der Montags anfängt, am Mittwochabend den vollen Wert des gezahlten Lohnes ersetzt. Hört er dann aber auf zu arbeiten? Keineswegs. Der Kapitalist hat seine Wochenarbeit gekauft, und der Arbeiter muß die drei letzten Wochentage auch noch arbeiten. Diese Mehrarbeit des Arbeiters, über die zur Ersetzung seines Lohnes nötige Zeit hinaus, ist die Quelle des Mehrwerts, des Profits, der stets wachsenden Anschwellung des Kapitals« (Bücherei d. Marx.-Leni- nism. 42, S. 308). Von der Zukunft erwartet Marx eine Anhäufung des Kapitals in immer weniger Händen, andererseits eine wachsende Verelendung des Proletariats (weil das wachsende Angebot an Arbeitskraft den Preis für die Arbeit stetig niedriger mache). Diese Entwicklung ende zwangsläufig in der -* Revolution, d.h. in der gewaltsamen Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung, und in einer klassenlosen Gesellschaft, in der dann jeder nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten werde leben können. Auch der Staat, in dem Marx ein Instrument der herrschenden Klasse sieht, werde, mit dem Erlöschen der Klassenherrschaft von selbst verschwinden.
Aber diese deterministisch-ökonomische Analyse des Fortschritts ist nur die eine Seite. Die klassenlose Gesellschaft, die einerseits als Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung dargestellt wird, muß andererseits durch die Einigung und Mobilisation des internationalen Proletariats gewaltsam herbeigeführt werden. Marx hält seine Geschichtsanalyse für Wissenschaft, aber er redet zugleich als Prophet, der das unterdrückte Volk zum Exodus aus der Sklaverei in das Land der Verheißung sammelt. Wie Mose, der weiß, was vorausbestimmt ist, sich selber als Werkzeug des göttlichen Willens versteht und das, was »kommen muß«, nun selbst verwirklicht, so versteht Marx das Proletariat als Werkzeug der Geschichte, das mit Gewalt herbeiführen soll, was »kommen muß«. Geschichte wird zur —»
Heilsgeschichte. Hinter wissenschaftlichen Darlegungen des Fortschritts verbirgt sich jüdisch-alttestamentlicher Messianismus. An sich ist es ja widersinnig, daß die als Gesetz erkannte Fortbewegung der Geschichte in dialektischen Gegensätzen mit dem Sturz des Kapitalismus plötzlich kein Gesetz mehr sein soll, sondern einem allgemeinen Friedensreich Raum gibt. Dem heimlichen Messianismus entspricht auch, daß der naturgesetzlich erklärte Klassengegensatz zugleich moralisch beurteilt wird: Der Kapitalist ist »schuld« am Elend des Proletariats. Klassenkampf wird zum Krieg der Gerechten gegen die Mächte der Finsternis.
Marx' —» Atheismus hat etwas Promethei- sches. Der Mensch, der sich durch seine Arbeit seine Lebensverhältnisse selber schafft, ist auch sein eigener Erlöser. Er wartet nicht auf das Kommen Gottes, er führt das —» Heil selber herbei. Eben darum bedarf er auch keiner höheren Rechtfertigung. Der Erfolg rechtfertigt sein Tun und auch die Mittel, die Anwendung der Gewalt.
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Marxismus-Leninismus Schon Marx' Mitarbeiter Friedrich Engels (*28.11.1820 als Sohn einer großbürgerlichen Fabrikantenfamilie in Barmen, 15.8.189$) hatte dessen Theorie naturwissenschaftlich zu vertiefen versucht. Die von Marx entdeckten Gesetze der Geschichte hält er für Naturgesetze. Die Natur bewegt sich in »Sprüngen«, quantitative Veränderungen schlagen in qualitative um. In der Gesellschaft ist, wie schon Marx sagte, die Gewalt »die Geburtshelferin jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht« (Anti-Dühring, Ü/IV). Diese Gedanken wurden weitergeführt durch Lenin (Wladimir Ilitsch Ulianov, *22.4.1870, bürgerlicher Intellektueller, Jurist, Sohn eines Schulinspektors, 121.1.1924). Lenin war Theoretiker und Praktiker, ein »Macher« und Techniker der Macht großen Formats. Rechnete Marx damit, daß Staat und Militär, als Unterdrückungsinstrumente, in der neuen Gesellschaft »absterben« würden, so erkannte Lenin im Staat das wichtigste Instrument zur Beherrschung der Gesellschaft. Die Diktatur des Proletariats wird Sowjetstaat, in dem nicht das Proletariat, sondern die Partei die Diktatur ausübt, auch über die Werktätigen. Für ihn, den radikalen Atheisten, gibt es, wie er sagt, in der Politik keine Moral, sondern nur Zweckmäßigkeit.
Trotzdem redet er auch von Sowjetmoral, die jenes Verhalten als sittlich erkennt, das dem gesellschaftlichen Zweck dient, freilich unter den Bedingungen der jeweiligen Situation. Auch die marxistisch-leninistische Doktrin ist deterministisch. Zugleich wird aber gesagt, daß der Mensch die Naturgesetze erkennen und sich dienstbar machen müsse. Die Aporie, daß der Mensch das ja nur kann, wenn er selber außerhalb des Kausalnexus steht und über die Natur verfügt, bleibt ungelöst.
Der sog. M.-Leninismus ist Konsequenz der Geschichtsdialektik von Marx. Das gilt für die Methode, den Menschen rein gesellschaftlich, von den ökonomischen Verhältnissen her, zu verstehen. Unter dieser Voraussetzung kann es so etwas wie Menschenrechte, persönliche Selbstbestimmung, nicht geben. Selbst die Zielvorstellung einer Gesellschaft, in der alle nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen leben können, anerkennt als menschlich nur, was sich kollektiv einfunktionieren läßt. Besonders folgenreich ist die Dialektik, weil sie einen Ausgleich, eine Versöhnung zwischen den Klassen ausschließt und den gewaltsamen Umsturz für unausweichlich hält. »Ein Marxist ist nur, wer die Anerkennung des Klassenkampfes auf die Anerkennung der Diktatur des Proletariats erstreckt« (Lenin). Die Kehrseite des Atheismus ist, daß alles auf die Natur zurückgeführt werden muß: Von dieser Grundlage her aber kann kein anderes Recht begründet werden als das Recht des (ökonomisch) Stärkeren, das sich im Klassenkampf durchsetzt. Insofern ist der M., auch in Hinsicht auf den Fortschrittsglauben, eine ökonomische Parallele zum (biologisch denkenden) Darwinismus. Eine —» Ideologie der Gewalt, die zugleich allgemeines Glück für die Zukunft verheißt, paßt überhaupt in das Jahrhundert, das unterwegs war von den napoleonischen Kriegen zum kolonialen Imperialismus und zu den Weltkriegen unserer Zeit.
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Neo-M.
Neuerdings künden sich Wandlungen im M. an. Einige Parteien wollen sich von der Führung durch die russische KP lösen und suchen den »eigenen Weg zum Sozialismus« (Jugoslawien, China, Italien, Spanien). Im Westen wurde die »Polyzentrismus-Theorie« zuerst vertreten durch den Italiener Antonio Gramsci (t 1937)- Als politisch virulent erweist sich auch die Forderung nach einem »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«, die im »Prager Frühling« 1968 auftauchte. Theoretiker dieser Richtung sind Machovec in Prag, Schaff und Kolakowski in Polen, Garaudy in Frankreich. Teils mit Berufung auf idealistische Motive, die beim jungen Marx noch nachwirken, teils in Anlehnung an älteres Naturrecht, wird für die Rechte des einzelnen plädiert. Sozialismus bedeute auch Befreiung des einzelnen aus der »Entfremdung« durch die Lohnarbeit. Für demokratische Rechte wehrt sich auch die »Charta 77« in Prag. Um Befreiung, als Selbstbestimmung und Identität, geht es auch bei Herbert Marcuse und Ernst Bloch, deren Ablehnung der repressiven Gewalt (des Staates, der bürgerlichen Gesellschaft) sich anarchistischen Konsequenzen nähert. Beide sehen in der »Solidarität« einen ethischen Ansatz zur Überwindung des Egoismus. Aber solidarisch ist man immer mit jemandem gegen jemanden. Das bestätigen Marcuse und Bloch selber, die sich mit revolutionären Bewegungen solidarisieren, was zugleich aggressive Ablehnung der kapitalistischen Gesellschaft impliziert. Ihre Theorie wurde vor allem in den Studentenrevolten der sechziger Jahre wirksam. In Deutschland (wo andererseits der Kommunismus nach russischem Vorbild kaum Anhänger findet) entwickelte sich daraus teilweise ein terroristischer Radikalismus revolutionäranarchistischer Prägung.
Lit.: Marx und Engels, Historisch-kritische Gesamtausgabe, 1927ff., sowie Bücherei des M.-Leni- nismus, Dietz-Verlag (DDR) - Grundlagen des M.-Leninismus, 1964 - F. Mehring, K. Marx 1918, A. Künzli, K. Marx, 1966 - F. J. Raddatz, K. Marx - J. M. Bochenski, Der sowjetrussische dialektische Materialismus, 1950 -K. Bockmühl, Herausforderungen des Marxismus, 1977 — G. Szcesny (Hg.), Marxismus — ernst genommen (rororo Sachbuch 6933)
Flückiger
Meditation
I.Biblische Grundlegung Die autorisierte rabbinische Übersetzung überträgt das »Murmeln des Gotteswortes Tag und Nacht« (Ps 1,2) mit »meditieren«. Meditation ist demnach der Vorgang, daß ein Beter das Wort Gottes hört und es im halblauten Murmeln in seine Sprache aufnimmt. Im schweigenden Hören sucht der Beter im Wort Gottes seine Mitte. Er mißt den Raum aus, innerhalb dessen eL_seine
Einsicht gewinnen will. »Meditieren« ist sprachverwandt mit den Worten »Mitte« und »messen«. Der in der Bibel am häufigsten gebrauchte Begriff für Meditation ist »Stille«. Der Mensch erfährt in der Stille, was Gott von ihm will. Vor der Bekanntma,- chung der Gebote wird den Stämmen Israels zugerufen: »Sei stille und höre, Israel« (Dtn
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. Der Beter im AT wird aufgefordert: »Sei stille dem Herrn und warte auf ihn« (Ps
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. Und da, wo er keine Antwort findet, klagt er »ich finde kein Stilleschweigen« (Ps 22,2). Gott selbst redet und offenbart sich, wo der Mensch erklärt: Ich bin hörbereit (iSam 3,10).
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Abgrenzung zu östlichen Meditationspraktiken
Meditation ist bibelwortzentriert. Alle Meditationsformen und -praktiken, die sich nicht auf das in der Hl. Schrift überlieferte Wort konzentrieren, paktieren mit einer fremden Religion. Sie sind ein Verstoß gegen das Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
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Möglichkeiten biblischer Meditation
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DIE BIBLISCHE BETRACHTUNG. Im hellen Wachzustand wendet sich der Leser einem Textabschnitt der Bibel zu. Im Einsatz seiner Erkenntnisfähigkeit und seines Willens begreift er, was ihm der Text zu sagen hat. Er denkt dem Text nach und erklärt sich bereit, seinen Tag oder einen bestimmten Abschnitt seines Lebens von diesem Text prägen zu lassen (-» Andacht).
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die stille vor gott. Der Mensch läßt sich ganz auf einen Text aus der Hl. Schrift ein. Er ist nicht mehr aktiv, sondern er tritt in eine Empfangshaltung. Bestimmend ist nun allein das aus dem Text an den Menschen ergehende Wort (—> Geistliches Leben).
Lit.: G. Ruhbach, Meditation, Versuche, Wege und Erfahrungen, 1975
Bräumer
Melle, F. H. Otto, -i6. 8. 1875 Lieben- grün/Thür., ti6-3-i947 Berlin. 1900 sandte ihn die —» Methodistenkirche nach Südosteuropa, wo er in Jugoslawien, Ungarn und Österreich Gemeinden gründete. Seit t920 Direktor des methodistischen Predigerseminars in Frankfurt, wurde er r9t6 zum ersten deutschen Bischof der Methodistenkirche gewählt. Uber seine Kirche hinaus arbeitete er im Christlichen Studentenweltbund
Hermann Menge
Gottfried Menken
(—» Studentenarbeit), in der Ev. —> Allianz (besonders —» Blankenburg) und in der Vereinigung ev. —» Freikirchen führend mit, so daß der baptistische Bundesdirektor P. —> Schmidt ihn einen »Vorkämpfer des Frei- kirchentums** nannte. Gesellschaftspolitische Interessen verfolgte er während der Weimarer Republik im —> Christi.-Sozialen Volksdienst. Sein unbedachtes Eintreten für das nationalsozialistische Deutschland an der Oxforder Weltkonferenz für Praktisches Christentum 1937 hat damals das zwischenkirchliche Klima erheblich gestört.
Lit.: F. H. O. Melle, Das Walten Gottes im deutschen Methodismus, 1925 - ders., Das deutsche Freikirchentum und seine Sendung, 1928 - ders., 50 Jahre Blankenburger Konferenz, 1936
Voigt
Menge, Hermann Bibelübersetzungen
Menken, Gottfried, *29.5.1768,11.6.1831 Bremen, reformierter Pfarrer, 1796 in Wetzlar, seit 1802 in Bremen, 1828 Dr. theol. h. c. der Univ. Dorpat. Menken war ein markanter Vertreter eines heilsgeschichtlich orientierten —> Biblizismus, zu dem er Anregungen bei dem biblizistisch-theologischen Arzt Dr. Collenbusch und in den Schriften Bengels gefunden hatte. Er betont die Einheit von Altem und Neuem Testament und erkennt das Ziel der biblischen Geschichte im —» Reich Gottes, in dem Christus der
Herr ist. Predigt ist für ihn streng Schriftauslegung. Er wendet sich gegen den Rationalismus und Moralismus der Aufklärung, aber auch gegen die konfessionelle und institutionelle Verhärtung der Orthodoxie. Seine Homilien und exegetischen Arbeiten fanden große Beachtung (»Blicke in das Leben des Apostels Paulus«* Ges. W. III, »Uber die eherne Schlange** Ges. W. VI, »Monarchienbild** zu Dan, 2, in Ges. W. VII).
Lit.: Ges. Werke 7 Bde. 1858 -60- C. H. Gildemeister, Leben und Wirken des D. G. M., 1861— Briefe von G. M. 1859
Flückiger
Mennoniten
Mennoniten sind die Nachfolger der im ersten Reformationsjahrzehnt entstandenen »Wiedertäufer«. Mit dieser als Schimpfname gedachten Bezeichnung wurden die verschiedensten Gruppen benannt, die die —» Taufe von Kleinkindern nicht als Taufe anerkannten und eine (erneute) Taufe der Erwachsenen übten oder befürworteten und dafür mit der Todesstrafe bedroht wurden. Nachdem das sogenannte Wiedertäuferreich in Münster, wo Radikale das himmlische Jerusalem mit Gewalt herbeizwingen wollten, durch Verrat untergegangen war, sammelte Menno Simons, der als katholischer Priester aus Witmarsum, Friesland, 1536 zu den verfolgten Täufergemeinden übertrat, die fried
liehen Täufer in Holland und Norddeutschland. Diese wurden nach ihm M. genannt; es war zugleich eine Schutzbezeichnung. Nach Einführung der Toleranz in den Niederlanden 1577 nannten sich die dortigen Gemeinden »Doopsgezinde« (Taufgesinnte), in der Schweiz später »Altevangelische Taufgesinnte«.
Der Ursprung dieser Bewegung liegt bei dem Bibelkreis um Zwingli in Zürich seit 1523. Einige Konsequente (Konrad Grebel, Felix Mantz, Georg Blaurock) trennten sich von ihm, als sie durch das Bibelstudium die Glaubenstaufe als die wahre biblische Taufe erkannten (erste Taufe und Abendmahlsfeier am 21.1.1525). Dazu kam durch das Emstnehmen der —» Bergpredigt die Ablehnung des religiösen -» Eides, des —» Kriegsdienstes, der Verbindung von —» Kirche und Staat; ferner die schlichte Feier des —> Abendmahls als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl, die —> Gemeindezucht, die Wahl eigener auch Laienprediger, vor allem aber die persönliche -> Nachfolge Christi in der Bereitschaft zu ernsthaft christlichem Leben bis hin zum Martyrium. Diese Grundsätze der ersten reformatorischen —» Freikirche wirkten so revolutionär, daß die Staaten und Kirchen (kath. und ev.) aus Furcht vor einem Umsturz diesen »linken Flügel der Reformation« mit Feuer und Schwert auszurotten versuchten. Für ihre Überzeugung gingen etwa 3 000 Männer und Frauen in den Tod. Die literarischen Zeugnisse sind der »Märtyrerspiegel« und der »Ausbund« (= Auswahl) von Liedern aus dem Gefängnis. Die Zerstörung der Gemeinden war bis auf einige Reste in der Schweiz und in Holland gelungen. Doch retteten sich Überlebende nach Westpreußen, Mähren und Ungarn. Später sind die M. durch weltweite Wanderungen, meist durch religiöse Verfolgungen ausgelöst, nach Rußland, Nord- und Südamerika und durch die Mission nach Afrika und Asien gekommen. In Südrußland entstand unter baptistischem Einfluß im 19 Jh. die Mennoniten-Brüder- gemeinde. Bei den holländischen M. erhielt —> Fliedner 1828 erste Anregungen für die weibliche —> Diakonie. Ihre wirtschaftliche Tüchtigkeit ließ sie in vielen Ländern (Pfalz, Westpreußen, Rußland, Kanada, Paraguay) zu Pionieren der Landwirtschaft und zu Begründern der Seiden- und Leinenindustrie am Niederrhein werden. Bis in das 20. Jh.
hinein lebten die meisten M. als Landwirte abgeschieden von der -> Welt. Doch hat die Besinnung auf die Geschichte (zuerst Herausgabe des M. Lexikons, später H. S. Bender am Goshen College, USA, durch Veröffentlichungen von Quellen und Untersuchungen) zu einem erneuten Ernstnehmen der m. Grundsätze geführt. Mit den anderen historischen —> Friedenskirchen (—> Quäker, Kirche der Brüder) arbeiten die M. aktiv für die Erhaltung des Friedens. Heute gibt es in der Welt ca. 580000 getaufte M. mit starkem missionarischem Engagement und ausgedehnten Hilfsaktionen für Kriegsopfer, Flüchtlinge, sowie Entwicklungsdiensten in 40 Ländern der Welt.
Lit.: M. Lexikon, 1913-1967 - Die Kirchen der Welt Bd. VIII: Die M., 1971 - H. J. Goertz (Hg.), Umstrittenes Täufertum 1525 bis 1975, 1975 -D. G. Lichdi, M. im 3. Reich, 1977
Quiring
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