Christliche Postvereinigung Berufsmissionen
Christliche Wissenschaft (Christian Science).
1. GESCHICHTE UND ORGANISATION. Gründerin ist Mary Baker-Eddy (1821-1910), die nach Heilung von langen Krankheiten (1862) das Hauptwerk der C.W.
»Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Hl. Schrift« (1872-75) schrieb. 1892 erfolgte die Gründung der »Mutterkirche«, der »Ersten Kirche Christi, Wissenschafter- Boston«, der alle Zweigkirchen unterstehen; nur hier werden Lehrer ausgebildet und wird die Literatur der C.W. (u.a. die bedeutende Tageszeitung »Christian Science Monitor«) verlegt. Die Zweigkirchen sind finanziell selbständig und unterhalten Lesezimmer. In der westlichen Welt, vor allem in den USA verbreitet, gibt es in der BRD ca. 120 Zweigorganisationen. Die C.W. bildet ihre Heiler selbst aus.
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GOTTESDIENST UND LEHRE.
Die Sonntagsfeiern finden in schmucklosen Kirchen statt. An die Stelle der Predigt treten Wechsellesungen aus dem Buch »Wissenschaft und Gesundheit« (1. Leser, stets eine Frau) und der Hl. Schrift (2. Leser). Diese Rangordnung ist kennzeichnend: Mrs. Ed- dys Buch ist als Schlüssel zur Hl. Schrift göttliche Offenbarung und letztgültige Auslegung, die ihrerseits nicht erklärt, sondern nur verlesen werden darf. Dieser kaum überbietbare Unfehlbarkeitsanspruch läßt sie in der C.W. weiterleben: sie ordinierte ihr Buch und die Bibel zum Pastor der Mutterkirche. Die beiden Grundpfeiler der Lehre sind: 1. Allein Gott ist Alles-in-allem; er ist Kraft, Leben, Wahrheit, Liebe, Geist und die einzige Wirklichkeit, die es gibt. 2. Alle Materie, alle Unvollkommenheiten, Krankheiten, Sünde und Tod sind nur Scheinwirklichkeiten, menschlich eingebildete Irrtü- mer. Der Mensch ist als Ausdruck (expres- sion) und Widerspiegelung (reflection) des göttlichen Prinzips zum »vollkommenen« Bild Gottes geschaffen und ist gehalten, sich von der Scheinwirklichkeit freizumachen. Das führt zu Heilungen, d.h. zum mentalen Überwinden einer Krankheit, die ja nur scheinbar Wirklichkeit ist. Heilung bedeutet Durchstoß in die alleinige geistige Wirklichkeit des Seins; Erlösung von der Materie ist die Überwindung des Irrtums durch die Erkenntnis der alleinigen Wirklichkeit. Der Heiler (Praktiker = practitioner) leitet den Patienten zur richtigen, allein heilenden Erkenntnis an und enthält sich aller körperlichen (= materiellen) Einwirkungen. Die Heilungen sind »Beweis« für die Richtigkeit der Lehre; in den Mittwochabend-Versamm- lungen werden Heilungszeugnisse gegeben. Die C.W. kennt keine Sakramente. »Unsere
Taufe ist Reinigung von allem Irrtum. Unser Brot, >das vom Himmel kommt-, ist Wahrheit. Unser Wein ist Inspiration der Liebe.« Halbjährlich wird eine meditative Vereinigung mit Gott (at-one-ment, abgeleitet von atonement = Versöhnung) als »Sakra- ments«gottesdienst begangen.
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BEURTEILUNG.
Die C.W. ist weder eine Wissenschaft, noch ist sie christlich. Sie lebt aus dem Gegensatz von Geist und Materie, macht —> Gott aus einem persönlichen Gegenüber zu einem Prinzip, leugnet die —» Sünde und kennt daher keine christliche Erlösung. Christus ist als Beispielgeber der erste Heiler der C.W. Die Bibel wird durch Mrs. Eddys Schriften verdrängt. Die C.W. ist nur schwer als christliche —» Sekte einzustufen. Sie ist eine neue Religion, die zwar (mißverstandene) christliche Elemente einschließt, deren eigentlicher Pulsschlag aber das mentale, auf der Kraft der Suggestion beruhende Heilen ist.
Lit.: H. D. Reimer, Metaphysisches Heilen. Eine kritische Darstellung der C.W., 1066 _ , „
5 Geldbach
Christlicher Gemeinschaftsverband GmbH Mülheim/R.
Ältester Teil der deutschen —> Pfingstbewe- gung, entstanden Anfang dieses Jh.s durch Zusammenschluß von aus der —> Erwek- kungsbewegung hervorgegangenen Gemeinschaften, deren Frömmigkeit durch das Bestreben geprägt war, ein besonderes Wirken des Heiligen Geistes zu erleben. Diese Kreise wurden teils positiv, teils negativ als »Pfingstbewegung« bezeichnet, verstanden sich selbst jedoch zunächst nur als geistliche Erneuerung innerhalb der —» Heiligungsbewegung. Die selbständige Formierung wurde notwendig, als sich im Jahre 1909 Vertreter aus —> Gemeinschaftsbewegung und —> Freikirchen in der —» Berliner Erklärung (I) gegen die Pfingstbewegung abgrenzten. Geistliche Führer der Anfangsjahre: J. -» Paul, C. O. Vo- get, E. Humburg, E. Edel, später: H. Schober,
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Wiechert, C. Krust.
Lehrgrundlage ist die ganze Heilige Schrift als das inspirierte Wort Gottes. Verankert im reformatorischen Bekenntnis wird die Wirksamkeit des Heiligen —> Geistes sowohl in der Gesamtheit der Gemeinde als auch im Einzelmenschen betont. Gemeindezugehörigkeit nur durch persönlich erlebte Sündenvergebung und Glaubensentscheidung für Christus. Kirchenaustritt wird nicht gefordert. Geistliche Lebenserneuerung geschieht durch die Wiedergeburt. In der —> Nachfolge Jesu entfalten sich Frucht und Gnadengaben des Heiligen Geistes. An der Gestaltung der Gottesdienste können sich alle Gemeindeglieder aktiv beteiligen. Der geistliche Auftrag wird wahrgenommen in Verkündigung, Verwaltung der Sakramente, Jugendpflege, Innerer und Äußerer Mission, Seelsorge sowie sozialer und theologischer Arbeit.
Von der Gesamtschau des Leibes Christi her wird Gemeinschaft mit anderen Christen gesucht. Sie ist im Rahmen der Ev. —> Allianz vielerorts möglich. Seit 1970 ist der Verband Gastmitglied der —» Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
Die Verbandsarbeit wird unter Laienmitarbeit von 25 vollamtlichen Mitarbeitern getragen, die auch die Amtshandlungen durchführen. Gemeindegliedzahl ca. 14000 in der BRD. Freiwillige Gaben tragen staatsunabhängig die Arbeit. Höchste geistliche Instanz: Hauptbrüdertag, 1. Vorsitzender seit 1973 Dr. W. Meissner, leitender Geschäftsführer seit 1972 S. Keller. Zentren der Arbeit: Verbandsheimstätte, theologisches
Seminar in Niedenstein bei Kassel. Altersheim Sievers Hof Vaale, Verlag Missionsbuchhandlung, Altdorf. Mtl. Gemeindeblatt »Heilszeugnisse«, Verteilblatt »Heilsgruß«, Jugendblatt »Leitplanke«. Liederbuch: Pfingstjubel.
Lit.: Mülheimer Neues Testament 197s8 - C. Krust, 50 Jahre deutsche Pfingstbewegung, 1956 — ders., Was wir glauben, lehren und bekennen, 1963 - E. Giese, I- Paul, 19652 Meissner
Christlicher Sängerbund Sängerbund, Christlicher
Christlicher Verein junger Männer (CVJM - YMCA)
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ANFÄNGE: Als Antwort auf die Herausforderungen des Industriezeitalters kann die durch den dreiundzwanzigjährigen George Williams 1844 erfolgte Gründung des ersten Vereins in London, vornehmlich für Lehrlinge, Angestellte und Arbeiter angesehen werden. Die überparochiale (nicht an eine Ortsgemeinde gebundene) Arbeitsweise ließ dieses Laienmissionswerk schnell wachsen. Hauptamtliche Sekretäre mußten bald angestellt, sowie Vereinshäuser mit Gesellschafts-, Lese- und Speiseräumen eingerichtet werden. Neben der Verkündigung des
Evangeliums traten allgemeinbildende Vorträge und berufsfördernde Maßnahmen (z.B. Sprach-, Schreibmaschinen- und Stenokurse). Man unterschied zweierlei Mitgliedschaft: eine sogenannte »eingeschriebene« (»besuchende«) für jedermann und eine »tätige«, d.h. Verantwortung übernehmende nur für bekennende Christen. Bereits 1855 kam es in Paris zur Gründung eines Weltbundes (World Alliance, Sitz: Genf), dem gegenwärtig 88 Nationalverbände angehören. Der Weltbund war Wegbereiter der -» ökumenischen Bewegung, mit dem auch personale Verflechtungen (J. —» Mott) bestanden. 2. Entwicklung in Deutschland: Bei Gründung des ersten CVJM in Berlin 1883 auf Initiative des Deutsch-Amerikaners F.v. —> Schlümbach und unter Vorsitz E.v. —=► Roth- kirchs bestanden bereits evangelische, kirchlich orientierte Männer- und Jungmännervereine, z.B. »Missionsjünglingsvereine« (1805/15 Stuttgart, 1823 Barmen, 1824 Elberfeld, 1827 Berlin) und ähnliche Einrichtungen (z.B. »Bremer Hilfsvercin für Jünglinge«, 1833). Schnelle Ausbreitung des CVJM nach Berliner Vorbild in ganz Deutschland. Zwischen 1848 und 1913 kam es zu regionalen Bünden, die zwischen 1882 und 1900 eine »Nationalvereinigung« bildeten. Zwischen 1910 und 1920 benannten sich verschiedene ev. Männer- und Jung- männervereine, vor allem in den Großstädten, in CVJM um. Nach 1945 änderten viele der in den Bünden zusammengeschlossenen Vereine ihren Namen in CVJM, allerdings ohne Übernahme der für einen CVJM typischen Merkmale wie personelle und organisatorische Unabhängigkeit von den Kirchen, überparochiale und interkonfessionelle Arbeitsweise, Unterscheidung von eingeschriebenen und tätigen Mitgliedern, Laienführung, eigene Versammlungshäuser und Wirtschaftsbetriebe, aus eigenen Mitteln bezahlte Sekretäre, Angebot eines weitgefächerten Wochenprogramms, soziale Einrichtungen, missionarische Programme und evangelistische Veranstaltungen. In Deutschland gibt es heute daher zwei Vereinstypen mit der Bezeichnung CVJM: den originalen CVJM und den in mehr kirchlichem Rahmen arbeitenden »Gemeinde- CVJM«. Der erste Typ ist seit 1919 zusammengeschlossen in der »Arbeitsgemeinschaft der CVJM Deutschlands«. Ihr gehören gegenwärtig (1976) 61 Vereine mit 14 109 eingeschriebenen, 1496 tätigen Mitgliedern und 12630 Gästen an. 100 hauptberufliche Mitarbeiter. 50 CVJM-Häuser, 27 Hotels bzw. Jugendhotels, 18 ständige Einrichtungen für Ferienlager und Jugenderholungsmaßnahmen werden unterhalten. Vorsitzender ist Dr. Kurt Scheffbuch, Generalsekretär Hellmuth Kubbutat. Seit 20 Jahren wendet sich der Dienst dieser CVJM nicht nur an junge Männer, sondern auch an Mädchen und junge Frauen. Deshalb sind bei bisher 20 CVJM die Rechte und Pflichten auch an weibliche Mitglieder übergegangen und die Bezeichnung »Christlicher Verein junger Menschen« unter Beibehaltung der Abkürzung CVJM eingeführt. Mit dem zweiten Typ sind alle Vereine zusammengeschlossen im »CVJM-Gesamtverband in Deutschland e.V.« mit Sitz in Kassel. Präses ist Kaufmann Hermann Kupsch, Generalsekretär Pfairer Matthias Dannenmann. Mitglieder aller Verbände ca. 200000, ebenso- viele Gäste in ca. 3 200 Vereinen. Der Gesamtverband umfaßt die Arbeitsgemeinschaft der CVJM Deutschlands, das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands, CVJM- Landesverbände Baden und Bayern, CVJM Nordbund, CVJM Pfalz, CVJM Westbund, Evangelisches Jugendwerk in Württemberg. Grundlage für jede Art der CVJM-Arbeit ist bei allen Mitgliedsverbänden die bei der Gründung des Weltbundes verabschiedete und 1973 in Kampala/Uganda zum wiederholten Mal bestätigte sogenannte »Pariser Basis«: »Die Christlichen Vereine junger Männer haben den Zweck, solche jungen Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Männern auszubreiten«. 1976 wurde diese Erklärung mit einem Zusatz versehen, wonach sie im Bereich des CVJM-Gesamtverbandes »für alle jungen Menschen« gilt.
Lit.: W. Stursberg, Glauben - Wagen - Handeln, 1978 Kroll
Christlicher Volksdienst
W. Simpfendörfer und P. Bausch schufen nach dem 1. Weltkrieg aus »Fronterlebnis und deutschem Pietismus, durchdrungen vom Geist reformatorischen Christentums« in Württemberg mit Unterstützung K. —> Heims eine Vereinigung mit dem Ziel, in der Politik den Willen Gottes geltend zu ma
chen. Am 1.1.1927 wählte man den Namen
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V., um dadurch den Parteigeist auszuschließen und gleichwohl sich als christlich-politische Partei zu profilieren. Über Württemberg hinaus erreichte der C.V. bei Wahlen gewisse Erfolge, so daß nach einer Kundgebung in Berlin 1929 (»Christen an die Front«) beschlossen wurde, mit der »Christlich-sozialen Reichsvereinigung« (Kirchlich-sozialer Bund um R. Mumm als Nachfolgeorganisation der Kirchlich-sozialen Konferenz —► Stoeckers) zum Christlich-sozialen Volksdienst zusammenzugehen. Bei der Reichstagswahl am i4.9.i93okonnte der V. 2,5% und damit 14 Mandate erreichen. Im Jahr der Machtergreifung Hitlers jedoch erhielt er nur 4 Mandate; der V. wurde am 30.6.1933 aufgelöst.
Lit.: W. Simpfendörfer, Politik aus Glauben und Gehorsam, 1930 - P. Bausch, Die politischen Gegenwartsaufgaben des C.-S. V., 1930 - W. Momm- sen, Deutsche Parteiprogramme, i960, S. 54sff.
Geldbach
Christlieb, Alfred, *26.2.1866 Friedrichshafen, f2i.i.i934 Heidberg, Oberbergischer Kreis. (Sohn von Th. —» Christlieb). C. war sein ganzes Leben hindurch Pfarrer derselben kleinen Landgemeinde im Rheinland. Er hatte eine besondere Gabe der schlichten, aber originellen und tiefschürfenden
Schriftauslegung, durch welche er weit über die eigene Gemeinde hinaus wirkte, z.B. bei der —> Tersteegensruh-Konferenz in Essen und Mülheim, in der Westdeutschen —» Allianz. Als Vorsitzender des Pastoren-Ge- bets-Bundes (—» Pfarrer-Gebets-Bruder-
schaft) 1918-1934 wurde er Seelsorger vieler Pfarrer. Die wichtigsten seiner Schriftauslegungen sind nach seinem Tode in vier Bänden gesammelt und herausgegeben worden: Ich freue mich über dein Wort - Ich suche, Herr, dein Antlitz - Der Apostel Paulus - Vollmacht von oben.
Lit.: A. Pagel, A. C., Beter und Schriftforscher, I9572
Pagel
Christlieb, Theodor, *7. 3. 1833 Birken- feld/Württgb., fr 5.8.1889 Bonn. Pfarrer, seit 1868 Professor für praktische Theologie in Bonn. Als Prediger der deutschen Gemeinde in London/Islington (1858-1865) wurde er von der angelsächsischen Erweckungsbewegung tief beeindruckt. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit (Die Geschichte der Predigt, 1887) galt sein besonderes Interesse der -* Evangelisation und —> Mission. Fußend auf den Voraussetzungen der deut-
Theodor Christlieb
sehen -» Erweckungs- und Gemeinschaftsbewegung wurde es ihm zur Lebensaufgabe, in Anlehnung an evangelistische Konzeptionen aus dem angelsächsischen Raum, die entkirchlichten Massen in Deutschland mit dem Evangelium zu erreichen: 1880 gründete er mit F. -» Fabri den Westdeutschen Zweig der Ev. Allianz. 1881 veranlaßte er durch Hofprediger Adolf —> Stöcker die Berufung des deutsch-amerikanischen Methodistenpredigers und CVJM-Sekretärs Fr. v. Schlümbach als Evangelist nach Berlin. 1883 faßte er den Entschluß zur Gründung einer Laien-Evan- gelisten-Schule, die 1886 als -» Johanneum unter seiner Leitung in Bonn eröffnet wurde (1893 unter Th. Haarbeck nach Wuppertal verlegt). 1884 Gründung des Deutschen —> Evangelisationsvereins. 1888 Mitbegründer des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.
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ist einer der bedeutendsten Väter der neueren Gemeinschaftsbewegung und der -» Volksmission in Deutschland. Die Synthese von theologisch-wissenschaftlicher Theorie und biblisch-missionarischer Praxis in seinem Lebenswerk ist beispielhaft.
Lit.: A. Pagel, Prof. Th. Christlieb, 1956
Rott
Christoffel, Ernst J., *4.9.1876 Rheydt, 1-23.4.1955 Isfahan/Persien. Als Missionar versuchte er, durch die Tatpredigt die Not zahlloser Blinder im Orient zu lindern. Zunächst in Türkisch-Kurdistan tätig, errichtet er 1909 in Malatia am Euphrat ein Blindenheim. 1919 wird er ausgewiesen und wirbt in der Heimat unermüdlich für des »Heilands Lieblinge«. 1925 reist er nach Persien, wo er in Täbris und Isfahan den Lichtlosen, Niemandskindern, Taubstummen und Krüppeln dient. Im 2. Weltkrieg interniert, geht er als 75 jähriger 1951 erneut nach Persien. - C. schuf Blindenalphabete in
Emst }. Christoffel
orientalischen Sprachen und erzog einheimische Blinde zu Lehrern und Evangelisten. Seine Tat der Liebe findet heute durch die »C. Blindenmission e.V. Bensheim« ihre Fortsetzung.
Lit.: E. J. C., Aus der Werkstatt eines Missionars, 1973 - F. Schmidt-König, E. J. C., Vater der Blinden im Orient, 1969
Geldbach
Christologie —> Jesus Christus
Christusbruderschaft
Evangelischer Orden, entstanden in Schwarzenbach/Saale in den Jahren 194 5 — 1949 im Hören auf Gottes Wort unter der geistlichen Führung des Pfarrerehepaars Hanna Hümmer (1910-1977) und Walter Hümmer {1909-1972). Beginn des gemeinsamen Lebens am 1.1.1949 (4 Brüder, 7
Schwestern). Im gleichen Jahr Umzug nach Selbitz, Bau des Mutterhauses 1956, Gästehaus -1968, Alten- und Pflegeheim 1971. - Zur —> Bruderschaft gehören 162 Schwestern und 23 Brüder (Stand 1977). Sie leben als große geistliche Familie in Armut, Keuschheit, Gehorsam und wissen sich gerufen, Gott in der Bruderschaft mit ihrem ganzen Leben zur Verfügung zu stehen. Einkleidung, Bibelkurs und Einsegnung sind Stationen auf ihrem Weg. - 3 Gebetszeiten sind die Grundlage für alle Dienste: Verkündigung in Freizeiten, Mitarbeit in den Gemeinden als Kindergärtnerinnen, Gemeindeschwestern, Jugendleiter, Katecheten, Pfarrer. Daneben diakonischer Dienst in Krankenhaus und Altenheim und Tätigkeit in verschiedenen Berufen.
Lit.: Denn er hatte seinem Gott vertraut. Zum Gedenken an Walter Hümmer, 1973
Wächter
Christusträger
Die Bruderschaft der C. entstand 1960/61 in Darmstadt aus der Gemeindearbeit des jetzigen Leiters, P. Otto Friedrich: junge Menschen versuchten, die gehörte Verkündigung konsequent in ihr Leben hinein um- zusetzen. Dabei stand von Anfang an soziales Engagement neben evangelistischem (in Wort und Musik, z.Zt. stehen 4 Bands im Dienst der Verkündigung). Die Brüder und Schwestern leben in Hausgemeinschaften (u.a. in Bensheim, Basel, Gut Ralli- gen/Schweiz). Sie stehen dabei in ihren säkularen (pflegerischen, handwerklichen und akademischen) Berufen. Die evangelischen Räte (Armut, Keuschheit, Gehorsam) sind ohne Gelübde verbindlich. Im Zentrum des geistlichen Lebens stehen das (gebundene und freie) Gebet und die in der Einzelseelsorge geübte —» Beichte. Seit 1963 arbeiten die C. auch in Übersee (u.a. Leprapflege in Pakistan und Afghanistan). Finanziell wird diese Arbeit von den C.-Gemeinschaften in Europa getragen. In Deutschland sind die C. der —> Arbeitsgemeinschaft missionarische Dienste angeschlossen. In Ubersee arbeiten sie zusammen mit dem Ev. Missionswerk.
Red.
Claudius, Matthias, *15.8. 1740 Reinfeld bei Lübeck, 121.1.1815 Hamburg. Theologiestudium in Jena, das ihn aber wenig befriedigte. So sattelte er auf Jura um. 1768
Matthias Claudius
wurde er Journalist in Hamburg, 1771 Redakteur des Lokalblättchens »Wandsbecker Bote«, das lebenslang sein Forum blieb. Mit Klopstock, Lessing, Herder und Schlegel stand er in Verbindung. Mit seiner Frau Rebekka, den zwölf Kindern und den Nachbarn sprach er plattdeutsch, schrieb aber Gedichte und Artikel hochdeutsch. 1775 berief man ihn zum Oberlandeskommissar in Darmstadt. Doch der aufgeklärte Absolutismus war ihm so widerwärtig, daß er 1777 in die bescheidenen Verhältnisse Wandsbecks zurückging. Von 1775-1812 gab er selbst »Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten« heraus. Die Besetzung Hamburgs durch die Franzosen verdunkelte seine letzten Jahre. Im Oktober 1814 war er noch Mitbegründer der Hamburg-Altonaischen Bibelgesellschaft. - Den unverwechselbaren Claudius-Ton bezeichnet am besten das Wort »Einfalt«. Die Aufrichtigkeit seiner Botschaft trifft die Gewissen und die Gemü
ter. In der Begegnung mit dem Todeist sein Christusglaube gereift: »Wir brauchen jemand, der uns hebe und halte, während wir leben, und uns die Hand unter den Kopf lege, wenn wir sterben sollen.« Die Kehrseite dieses Ernstes ist eine kindliche Heiterkeit: »Ich danke Gott und freue mich wie's Kind zur Weihnachtsgabe..« Bei aller Liebe zum Kleinen und Hausbackenen kennt C. keine Enge, wie der große Kreis seiner Freunde und
Briefpartner zeigt. Auch den erweckten Katholiken um Amalie von Gallitzin (Münster) stand er nahe.
Lit.: P. Berglar, M.C., 1972
Rothenberg
Coerper, Heinrich, *3. 3. 1863 Meisen- heim/Glan, |8. 7- 1936 Lahr-Dinglingen. Studium in Halle, Tübingen, Utrecht, Bonn, Berlin. Pfarrer in Heidelberg (Kapellengemeinde), Essen, Straßburg. Theologischer Lehrer am —» Johanneum in Barmen. 1899
Heinrich Coerper
gründete C. die —* Liebenzeller Mission als deutschen Zweig der —» China-Inland-Mis- sion, 1910 die —» Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, aus der er 1933 mit den ihm nahestehenden Kreisen austrat, um den Liebenzeller Gemeinschaftsverband zu gründen.
Lit.: K. Koch, H. C. und sein Werk, 1964
Rothenberg
Cremer, Hermann, *18. 10. 1834 Un- na/Westf., f4- 10. 1903 Greifswald; lutherischer Bibeltheologe, studierte bei —» Tho- luck/Halle und J.T. —» Beck/Tübingen. Vom Pietismus ausgehend wurde C. Vertreter eines bibelgläubigen (nicht konfessionellen) Luthertums. Nach über iojährigem Pfarr- dienst in Ostgönnen/Westf. wurde C. 1870 Professor für systematische Theologie in
Hermann Cremer
Greifswald (1883 Rektor). Als Mann starken Willens und mutigen Bekennertums war C. Lehrer vieler Pastoren, die später in der —> Gemeinschaftsbewegung wirkten (obgleich
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ihr nicht unkritisch gegenüberstand). In
Auseinandersetzung mit der -> liberalen Theologie (Ritschl-Schule, insbes. A.v.Har- nack) war er einer ihrer schärfsten Gegner. Zugleich war C. ein vollmächtiger Prediger und Seelsorger. Fruchtbar war neben seiner Freundschaft mit M. —> Kähler vor allem die mit A. —>Schiatter, der 1885 — 1893 Professor für NT in Greifswald war. Mit ihm gründete er 1896/97 die »Beiträge zur Förderung christlicher Theologie«. C. verband in seltener Weise gründliche historische Schriftforschung mit der Kenntnis systematischer Fragestellungen. Von daher kam er zu Anregungen z.B. in der Lehre von Gott (»Die christliche Lehre von den Eigenschaften Gottes« 1897) und der Heiligen Schrift (Art. Inspiration in RE3), die bis heute kaum aufgearbeitet sind.
Lit.: Bibl.-theol. Wörterbuch der ntl. Gräzität, 19029 — Die paulinische Rechtfertigungslehre im Zusammenhang ihrer geschichtlichen Voraussetzungen, 19002 - R. Stupperich, (Hg.), Vom biblischen Wort zur theologischen Erkenntnis. H.C.s Briefe an A. Schiatter und F. v. Bodelschwingh, 1954 - Über C.: E. Cremer, Hermann Cremer. Ein Lebens- und Charakterbild, 1912 (mit Bibliograph) Brandenburg
CVJM -+ Christlicher Verein Junger Männer
D
Dalimeyer, Heinrich, *25. 2. 1870 Bordesholm, t28.11.1925 Nachrodt Kr. Altena Nach Müllerlehre Ausbildung am —> Johan- neum. 1896 Jugendsekretär in Dortmund, 1899 Arbeitermissionar in Kassel-Rothenditmold, 1902 Pfarrgehilfe in Langendreer, 1906 durch H. Dannert in den Evangelistendienst geholt. Auf der Brieger Woche 1907 begegnete er Pastor J. —> Paul und wurde für die —» Pfingstbewegung gewonnen. In Hamburg erlebte D. am 25.6.1907 nach eigener Darstellung die Geistestaufe, verbunden mit der Heilung von einem körperlichen Leiden. Gemeinsam mit seinem Bruder August (Schriftleiter der Zeitschrift »Der Reichgottesarbeiter«) und Theodor —> Haarbeck lud
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im Juli 1907 zu einer Konferenz in Kassel ein, auf der neben ihm zwei Norwegerinnen dienten. Es kam zu einer Erweckung, aber auch zu Auswüchsen und Tumulten. In einem offenen Brief trennte sich D. am 27.11.1907 von der von ihm »Los-Angeles- Bewegung« genannten Gruppe. Als »Kasseler Bewegung« wurde sie vom —> Gnadauer Gemeinschaftsverband in der —► »Berliner Erklärung« (I) von 1909 verurteilt. - Später war D. vor allem als Evangelist tätig, schrieb mehrere Schriften über die Pfingstbewegung (zuletzt 1924), über Möttlingen, über »Biblische Kindererziehung« (stark gesetzlich ge- prägt).
Rothenberg
Dannenbaum, Hans, *23.4.1895 Oldenburg, f 1.5.1956 Hannover. Nach dem 1. Weltkrieg Studium der Theologie; 1921 Durchbruch zum lebendigen Glauben bei Evangelisation von Emst —> Lohmann in Hannover; 1923 als Gemeindepfarrer in Othfresen (Kr. Goslar); 1926 Berufung in die —> Berliner Stadtmission, ab 1945 als Direktor. 1947 durch Landesbischof —» Lilje zum »Beauftragten für die volksmissionarische Arbeit der ev.-Iuth. Landeskirche Hannover« ernannt, daneben von 1947-52 Gemeindepfarrer von St. Albani Göttingen. 1952 hauptamtlicher Leiter der —» Volksmission und Übersiedlung nach Hannover. Gründung einer »Pfarrbruderschaft für er- weckliche Verkündigung und lebendigen
Gemeindeaufbau« (sog. »Dasseler Bruderschaft«), gleichzeitig von 1951-1956 Mitgliedschaft im Bruderrat der —» Arbeitsgemeinschaft missionarische Dienste. Seine große evangelistische und theologische Begabung stellte D. in den Dienst des Gemein- deaufbaus. Sein Ziel war die Gewinnung einer missionarischen Gemeinde in der —> Volkskirche
Werke: Ich bin der Herr dein Arzt, 1937 - Werden und Wachsen einer Missionsgemeinde, 1950 - Missionarische Kirche, hg. 1951 - Gedächtnisband: Hans Dannenbaum (hg. v. Hans Brandenburg)
Ulrich
Darby, John Nelson, * 18. n. 1800 London, f 29.4.1882 Bournemouth, studierte nach juristischem Examen 1819 Theologie, war 1826 — 1830 Pfarrer der anglikanischen Kirche, die er 1834 verließ. Zuvor war er in
lohn Nelson Darby
engen Kontakt zu freien Versammlungen getreten. Er übernahm die Führung dieser »Brüderbewegung«, deren »exklusiven« Flügel er bestimmte (—» Versammlung). Die Kirche ist nach D. seit den Tagen der Apostel verfallen. Da zu ihrer Wiederherstellung die
apostolische Vollmacht fehlt, vertrat D. gegenüber der Vielzahl der Kirchen den Gedanken der einen Kirche aller Gläubigen, die sich nur im Namen Jesu (Mt 18,20) zu allsonntäglichem Brotbrechen versammelt. Dort wird nur zugelassen, wer sich durch Glauben, reinen Wandel, gesunde Lehre und Trennung vom Bösen (alle Kirchen und Sekten) auszeichnet. Das Brotbrechen ist geistige Vergegenwärtigung des Leidensweges Jesu und Ausdruck der Einheit des Leibes Jesu. Ausgedehnte Reisen nach Westeuropa, Nordamerika und Australien dienten der Sammlung der philadelphischen Geistkirche der Endzeit zur Vorbereitung der Wiederkunft Jesu. D.s Lehren haben durch die —» Scofield Bibel starke Verbreitung erfahren.
lit.: Collected Writings, 34 Bde. 1961 -672 - Let- ters, 3 Bde, o.J. - E. Geldbach, Christliche Versammlung und Heilsgeschichte bei J.N.D., 19753 Geldbach
Darbysten -» Versammlung, christliche
Decken, Louis von der, *19. 7. 1856 Verden, 115.2.1931 Dresden. Jurist und Staatsanwalt. Wirkte als christlicher Jugendführer und Laienprediger, als Seelsorger an Gefangenen, als Verfasser kleiner Schriften. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der —» CVJM Deutschlands widersetzte er sich allen Versuchen einer Verkirchlichung dieses freien Werkes.
Rothenberg
Delitzsch, Franz, *23. 2. 1813 Leipzig, 14.3.1890 Leipzig, Professor der Theologie, 1844 in Leipzig, 1846 in Rostock, 1850 in Erlangen, 1867 in Leipzig, Verfasser vieler gelehrter Kommentare (vor allem zum AT). Als Philosophie- und Philologiestudent erlebte er 1832 eine Bekehrung. Er wurde nun Theologe, der lutherisches Bekenntnis mit erwecklicher Frömmigkeit verband. Seinen Gegensatz zu den theologischen Zeitströmungen brachte er 1888 in einer noch heute lesenswerten Veröffentlichung zum Ausdruck: »Der tiefe Graben zwischen alter und moderner Theologie». Mission unter Juden lag ihm am Herzen: Er übersetzte das NT ins Hebräische (1878) und gründete in Leipzig das »Institutum Judaicum» (1886, später »Delitzschianum», heute in Münster/W.).
Über D.: H.-J. Kraus, Geschichte der hist.-krit. Erforschung des AT, 19692, S. 230 ff
Breymaier
Franz Delitzsch
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