Evangelisches Gemeindelexikon



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L'Abri

L'Abri ist eine 1955 von Francis und Edith Schaeffer in Huemoz/Schweiz begonnene Missionsarbeit unter Menschen, die sich mit dem intellektuellen und geistlichen Wahrheitsanspruch des sich in der Bibel of­fenbarenden Gottes im Verhältnis zu ge­genwärtigen Fragen redlich auseinanderset­zen wollen. Die in englischer Sprache durchgeführte Arbeit besteht in Vorträgen, Diskussionen und praktischem Zusammen­leben von Christen und Nichtchristen ver­schiedener Nationalität mit dem Ziel, die Wirklichkeit des biblischen Gottes zu er­kennen und zu erfahren. Weitere L'Abri- Gemeinschaften gibt es in Holland, England, Italien.

Lit.: E. Schaeffer, L'Abri, 1972 - F. Schaeffer, Gott ist keine Illusion, i9684,-ders.. . . und er schweigt nicht, 1976 — ders., Wie können wir denn leben? 1977 - ders., Jeder kann es wissen, 1974 - Middel- mann, Pro Existenz, 1975

Middelmann



Ländli Diakonieverband

Mit drei Schweizer Diakonissen aus den Mutterhäusern Hebron (Marburg) und Hen- soltshöhe (Bayern), die in Zürich Privatpfle­gen machten, wurde 1923 der »Schweizeri­sche Gemeinschafts-Diakonie-Verband« gegründet, 1934 in »Diakonieverband Ländli in Oberägeri« umbenannt. Die von der christlichen Ärztin Minna Popken dort ge­führte Kuranstalt wurde 1926 erworben und der Kurbetrieb fortgesetzt. Erst 1949 wurde ein eigenes Mutterhaus eingeweiht, dem 225 Schwestern angehören. Sie arbeiten in Krankenpflege (Kurhaus), Seelsorge, Kinder- und Jugendarbeit, Altersheim, Haushal­tungsschule, Erholungs- und Ferienheimen, —» Blaukreuzarbeit, auf zehn eigenen Statio­nen in der Schweiz. Außerdem: Äußere Mis­sion, früher China, seit 1952 in Zaire und Rwanda (Afrika).

Lit.: »Mit Gott gewagt», 50-Jahr-ßcricht, 1973

Möller


Laientum —» Priestertum aller Gläubigen Landeskirchen Ev. Kirche in Deutsch­land —» Volkskirche

Landeskirchliche Gemeinschaften -►

Gemeinschaftsbewegung



Langensteinbacherhöhe

Die L. ist eine 1959 gegründete Bibelkonfe­renzstätte am Fuße des Nordschwarzwaldes, südlich Karlsruhe. Es finden während des ganzen Jahres Jugendkonferenzen, Rüstzei­ten für jung und alt und Brüderkonferenzen und prophetische Wochen statt. Seelsorge und brüderlich-ärztliche Beratung wird an- geboten. Es treffen sich Bibelgläubige aus al­len Kreisen und Ländern. Angegliedert ist eine staatlich anerkannte Haustöchter­schule.

Grundlage aller Konferenzen und Rüstzei­ten ist die ganze Hl. Schrift. Die L. versteht sich als ein Glaubenswerk auf dem Boden der Ev. Allianz. Die Verkündiger kommen aus vielen christlichen Kreisen und verkün­digen unverkürzt die ihnen vom Herrn auf­getragene Botschaft. Geistige Väter der L. waren vor allem die Lehrer Karl Geyer und Adolf Heller. Beide waren als hervorragende Bibellehrer und —» Evangelisten rastlos im Einsatz. Das Werk wurde vom ersten Haus­vater Robert Schadt und von Dr. Hartmut W. Maier entscheidend geprägt. Der heutige Leiter ist Dr. Erich Lubahn. Würfel

Lausanne 1974^ Internationaler Kongreß für Weltevangelisation

Lebensstil —» Nachfolge —» Askese —> Mit­teldinge

Lechler, Paul, *28.11.1849 Böblingen, f24.


  1. 1925 Stuttgart. Der Fabrikant L. legte von früh an zehn Prozent des Gewinns in eine Reichsgotteskasse und schuf vielfältige So­zialwerke, so das Dt. Institut für ärztliche Mission (1898), aus dem das Tropengene­sungsheim (heute Paul-Lechler-Kranken- haus) in Tübingen hervorging, das Kurhaus »Palmenwald« in Freudenstadt und einen Verein für Hilfe in außerordentlichen Not­ständen.

Rothenberg

Lehmann, Gottfried Wilhelm, *23. 10. 1799 Hamburg, 1.2.1882 Berlin; Kupfer­stecher, Baptistenprediger. In Berlin aufge­wachsen, bei den Erweckten in der Böh­

misch-lutherischen Kirche {—» Goßner) geistlich beheimatet, durch seine Frau der Herrnhuter -> Brüdergemeine verbunden, gründete er nach seiner Taufe durch J. G. —> Oncken 1837 die erste —> Baptistengemeinde in Preußen. Pietistische Frömmigkeit, Lie­der, Gemeinschaftsformen und Liebe zur Heidenmission brachte L. in den deutschen Baptismus ein. Seine mehr lutherische Sa­kramentsauffassung konnte er dem Calvini- sten Oncken gegenüber nicht durchsetzen. Mitbegründer der Ev. —> Allianz und ihres deutschen Zweiges führte er im Kampf um religiöse Duldung seiner —> Freikirche, die trotz der Fürsprache Chr. C. J. von —» Bun- sens in Preußen erst 1875 gesetzlich veran­kert wurde, die nach baptistischen Grund­sätzen selbständigen Gemeinden 1848 in ei­ner »Preußischen Vereinigung« zusam­men, das Vorbild für den 1849 gegründeten Bund der Baptistengemeinden.

Lit.: H. Luckey, G.W.L. und die Entstehung einer deutschen Freikirche, 1939

Balders


Lehre

  1. Der Begriff L., wie wir ihn aus dem Griechentum kennen, meint vorwiegend Mitteilung von Kenntnissen, bzw. Ausbil­dung von Fähigkeiten. Vom AT herkom­mend geht es dagegen im Judentum in erster Linie um den Gehorsam gegenüber Gott in den Fragen des täglichen Lebens. Da man Gottes Willen erfüllen möchte, braucht man die L., die zum Gott wohlgefälligen und von ihm verordneten Tun anleitet. Fundament ist dabei der in der Schrift (AT) niedergelegte Wille Gottes (Tora). Da nicht alle Fragen darin beantwortet werden, entwickelte man Auslegungsmethoden, um für alle Einzel­fälle Weisung geben zu können (mündliche Tora). Jesus tritt äußerlich wie ein Schriftge­lehrter auf. Neu bei ihm ist nicht die Metho­de, sondern der Inhalt seines Lehrens (Mk 1,22.27). Lebte das Judentum in der Erwar­tung des baldigen Anbruchs des —» Reiches Gottes, so besteht Jesu Lehre in der voll­mächtigen Ansage, daß diese Heilszeit mit ihm anbricht (Mk 1,15a), sowie in der An­weisung, welches neue Verhalten dieser neuen Zeit entspricht (Mk 1,15b; Mt 5—7). In der Urchristenheit werden diese beiden Elemente übernommen, wobei die Ansage mit der Kunde vom geschichtlichen Kom­men des Christus Jesus verbunden wird. In dieser Form wird L. als verbindliche Überlie­ferung weitergegeben. Dazu kommt die Ent­faltung der Bedeutung Jesu Christi für -> Welt und —> Gemeinde. Als neues Element erweist sich die Auseinandersetzung mit falschen Lehren, die zu genauem Durchden­ken, exaktem Formulieren und damit zur Abgrenzung führt. Diese vier Elemente, An­sage (Überlieferung, Verkündigung), Entfal­tung (Dogmatik), Anweisung (Ethik) und Abgrenzung sind bis heute bestimmend.

  2. In der Reformation wurde neu die Schrift als alleiniges Fundament und —> Je­sus Christus als alleiniger Herr rechter L. er­kannt. Das daraus erwachsende »Ich glaube« erforderte die Entfaltung aufgrund der Bibel und schloß damit das klare Nein gegen das, was man als falsch erkannte, in sich. Auch am Beginn des —> Pietismus stand die L. »Zu­rück zur Schrift« war die Losung, die u.a. zu wissenschaftlichen Bibelkreisen und zum Lernen biblischer Ursprachen führte. So konnte der frühe Pietismus der Anfechtung durch die einsetzende Bibelkritik sowohl auf Gemeindeebene, wie in der wissenschaftli­chen Arbeit positiv entgegentreten. In der weiteren Entwicklung zeigte sich jedoch ein verhängnisvoller Rückzug aus der L.arbeit ins Schneckenhaus der Erbaulichkeit, wobei Ausnahmen (—» Kähler, -» Schiatter, Schniewind u.a.) die Regel bestätigen.

  3. Die heutige Lage ist vielschichtig. Fal­sche Alternativen, die aus der Verachtung der L. erwachsen und sowohl den heutigen Pietismus (L.-Leben), als auch die Ökumene (L.-Dienst) prägen, müssen in ihrem Irrtum entdeckt und überwunden werden. Verlust der L. führt dazu, daß die Gemeinde falschen

  1. n ausgeliefert ist und auf die Probleme der Welt keine Antwort hat. Vor allem verliert sie den Zugang zur Ganzheit der Schrift, so daß sie die Stimme ihres Herrn kaum noch vernehmen kann. Die Bewältigung dieser Not ist als Aufgabe unter dreifachem Aspekt zu sehen: Als Begründung und Entfaltung des »Ich glaube«, sowie als Verantwortung dieses Glaubens in der Öffentlichkeit. Dar­aus folgt:

  1. Lehre als Entfaltung des »Ich glaube« er­fordert den verantwortlichen Bezug zur Ge­meinde und damit gleichzeitig das verbind­liche, sich unterordnende Hören auf die Schrift.

  2. Angesichts des Mangels an theologischer Arbeit gilt es, entschlossen die Aufarbeitung anzupacken, sowie um die Neuheit der L. in der Weiterarbeit zu ringen.

  3. Gesundung von L. und Gemeinde kann nur dort entstehen, wo L. die Gemeinden durchdringt. Für solche Breitenarbeit wird man vorhandene Möglichkeiten ausnützen und neue Wege suchen müssen.

  4. Die Abgrenzung muß immer nur Konse­quenz rechter L. bleiben, darf aber nie zur ei­gentlichen Aufgabe werden.

Lit.: O. Rodenberg. Was verstehen wir unter Lchr- unterweisung?, in: Th. B. Jg. 1, 1970, S. 4 5ff.

Bittner


Lehrergemeinschaft, christl. Berufs­missionen 7.

Lehrzucht

Der Begriff L. enthält sowohl eine dogmati­sche, als auch eine kirchenrechtliche und eine seelsorgerliche Komponente. Das Lehr­zuchtverfahren wird eingeleitet, wenn der Verdacht auf Irrlehre, bzw. Leugnung einer biblischen Wahrheit besteht. Die Kriterien dafür werden in den Großkirchen aus dem geltenden Dogma, bzw. den Bekenntnis­schriften gewonnen; in den —» Freikirchen und —» Gemeinschaften direkt aus der Heili­gen Schrift, wobei die Betonung bestimmter biblischer Aussagen gemäß der jeweiligen kirchlichen Tradition oftmals auch eine ge­wisse Rolle spielt. Die praktische Durchfüh­rung des Verfahrens wird in den einzelnen Kirchen unterschiedlich gehandhabt. In der Regel liegt sie in den Händen eines Organs der Kirchen- bzw. der Gemeindeleitung, das im Aufträge und stellvertretend für die Ge­meinde tätig wird. In stark kongregationali- stisch geprägten Gemeinden liegt sie auch in Händen der Gemeindeversammlung.

Die großen und zentralistisch geordneten protestantischen Kirchen tun sich mit der Durchführung eines Lehrzuchtverfahrens wesentlich schwerer, als die nach dem Ge­meindeprinzip geordneten Gemeinschaften und Freikirchen, vor allem wenn unter ihrer Pfarrerschaft ein theologischer —» Pluralis­mus herrscht. In der Praxis wird dadurch die



  1. im volkskirchlichen Raum nahezu un­möglich gemacht und beschränkt sich auf seltene Verfahren gegen Amtsträgei der Kir­che.

Nach ijoh 4 erfolgt die entscheidende Ab­grenzung gegenüber aller Irrlehre durch die Christusfrage. Wer an Christus als den menschgewordenen Sohn Gottes glaubt, der gehört zu seiner —» Gemeinde. Jede Irrlehre hat letztlich mit der Aufweichung dieses Bekenntnisses zu dem gekreuzigten, aufer­standenen und wiederkommenden —» Jesus Christus begonnen. Neben diesem bibli­schen Zentralsatz haben dann die verschie­denen Denominationen im Verlauf ihrer Geschichte auch noch unterschiedliche Sonderlehren betont, die für ihr Verständnis der biblischen Wahrheit oder der »reinen Lehre« wichtig geworden sind. (z.B. die lu­therische und reformierte Abendmahlsleh­re, oder das baptistische Taufverständnis). Glied der betreffenden Kirchengemeinschaft konnte dann nur sein, wer diese Lehren in der entsprechenden Akzentuierung bejaht hat. Diese Sonderlehren können als die das Gewissen bindende geistliche Erkenntnisse verstanden und geachtet werden, wenn sie im Geist der Liebe Christi die Weite und Mannigfaltigkeit der Gemeinde Jesu in den verschiedenartigen Kulturen und durch die Jahrhunderte ihrer Geschichte hindurch nicht vergessen. Ansonsten werden sie zu einem Zeichen der Spaltung des Leibes Christi und zu einer Quelle der Anfechtung und großer Nöte. So führt gerade im Blick auf die L. und ihren rechten Gebrauch der Weg der Gemeinde immer zwischen den Ge­fahren eines sektiererischen Exklusivismus und eines liberalen Relativismus hindurch. Streng genommen handelt es sich bei der L. im neutestamentlichen Sinne um einen Spezialfall der —> Gemeindezucht. Wie bei dieser besteht auch die seelsorgerliche Ab- zweckung der L. im Zurechtbringen des Ir­renden. Der Ausschluß aus der Gemeinde ist dann nur eine letzte Konsequenz.

Lit.: O. Cullmann, Die Tradition als exegetisches, historisches und theologisches Problem, 19 54 - W. Künneth, Fundamente des Glaubens. Biblische Lehre im Horizont des Zeitgeistes, 197 s - W. Mau­rer, Pfarrerrecht und Bekenntnis, 1957.

Rott

Leiblichkeit -> Mensch



Lepsius, Johannes, *15.12.1858 Berlin, 13.2.1926 Meran. Ev. Theologe. Der vielsei­tig begabte Sohn eines Ägyptologen war zu­erst Hilfsprediger in Jerusalem, dann zehn Jahre Pfarrer in Friesdorf im Harz. Dort gründete er 1895 ein Missionswerk für den

Orient, das sich Evangeliumsarbeit unter Mohammedanern zum Ziel setzte. Als 1896 die Nachricht von der Verbrennung Tausen­der von Christen in der Türkei durchsicker­te, reiste L. nach Armenien. In Berlin über­nahm er dann die Leitung eines Hilfskomi­tees, aus dem 1900 die »Deutsche Orient­mission« hervorging. Sie konnte auf öku­menischer und übernationaler Basis ihren Dienst an Armeniern und Türken tun. 1915 kam es zu neuen blutigen Verfolgungen und zur Vertreibung der Armenier. Lepsius reiste in die Türkei und schrieb die Broschüre »Der Todesgang des armenischen Volkes««. - Durch die Zeitschrift »Reich Christi«* ge­wann L. Einfluß auf das kirchliche Leben. Seine »Lobrede auf die Bibel« zeigt, wie er mit den Verheißungen Gottes gelebt hat.

Rothenberg



Le Seur, D. Paul, *15.7.1877 Berlin, 113.3.1963 Potsdam. Als Student kam L.S. durch den Vorsitzenden des Berliner —» CVJM, v. —» Rothkirch, zum Glauben. Von 1905 an war er zwanzig Jahre lang - außer während des 1. Weltkrieges, als er 1914-18 Garnisonspfarrer in Brüssel war, - Missions­inspektor der —» Berliner Stadtmission und Nachfolger A. —> Stoeckers auf der Kanzel der Stadtmissionskirche. Er sammelte eine große Personalgemeinde, zu der auch hohe Offiziere und Beamte gehörten. Seine edle Sprache und seine evangelistische Botschaft zog viele an. Als Gründer und Leiter des CVJM Berlin-Süd, den er »Freie Jugend« nannte, wurde er der Seelsorger vieler junger Menschen. Durch offene Diskussions­abende mit sozialistischer und kommuni­stischer Jugend erreichte er Kirchenfremde. Als Schüler Stoeckers vertrat L.S. einen bi­blischen, christlichen —> Sozialismus. Durch Freundschaft mit Erzbischof Söder- blom-Uppsala und durch den christlichen Studentenweltbund (-» Studentenarbeit) hatte er weltweite Beziehungen. Durch Sö- derbloms Vermittlung wurde er 1925 Leiter der ev. Jugendhochschule Hainstein bei Ei­senach. Als die Schule durch den National­sozialismus geschlossen wurde, blieb. L.S. ein gern gehörter —» Evangelist.

Lit.: Herrscher, herrsche, 19243 - Die Anklage ge­gen die Christen, 1925- Nach dem Sterben, 1974** - Aus meines Lebens Bilderbuch, 1953 — ab 1913 Herausgeber der Zeitschrift »Der Hochweg-

Brandenburg

Liberale Theologie

Unter liberaler Theologie im weitesten Sinne versteht man eine Theologie, die sich einerseits bewußt freimacht von der Autori­tät der Hl. Schrift als der alleinigen Offenba­rungsquelle Gottes und die andererseits von humanistischen, d.h. rein menschlichen und innerweltlichen Voraussetzungen aus Theologie betreibt. Es ist jedoch nicht ihre erklärte Absicht, den christlichen Glauben zu zerstören, sondern sie gibt sich der Illu­sion hin, ihm von ihrer humanistisch-philo­sophischen Voraussetzung aus eine neue, für den modernen Menschen akzeptable Basis zu schaffen.

Nachfolgende Aufgliederung unternimmt den Versuch, die l.Th., die alles andere als eine einheitliche Größe ist, unter dem Ge­sichtspunkt der jeweils wirksamen philoso­phischen Einflüsse differenziert aufzuzeigen und auf diese Weise auch die Entwicklung deutlich zu machen, die sie von etwa der Mitte des 19. Jh.s bis in unsere Tage genom­men hat. Die vorliegende Auswahl hat ex­emplarischen Charakter, da eine Gesamt­darstellung wegen der gebotenen Kürze un­möglich ist.


  1. Die von -»Hegel beeinflusste l.Th. 1M19.JH. A) FERDINAND CHRISTIAN BAUR (1792-1860) Baur suchte nach der geschichtlichen Bewegung in der Kirchengeschichte, insbesondere im Urchristentum. Er war so weit Anhänger der hegelschen Philosophie, daß für ihn fest­stand, daß diese Bewegung nur durch die Verwirklichung der Idee in der Geschichte zustande kommen konnte. Diese Bewegung mußte eine logische sein und in den Formen der hegelschen Dialektik verlaufen, also These, Antithese und Synthese. Damit wollte Baur das übernatürliche Element aus der Kirchengeschichte entfernen und auch ihr Anfang, Christus, sollte nicht mehr wunderbar erscheinen. Jesus wird für Baur zum Träger der Universalidee gegenüber dem Partikularismus seiner jüdischen Geg­ner. Aber viel mehr als an der Person Jesu ist Baur an Paulus interessiert, der die univer­sale Idee seines Herrn weiterträgt und ge­genüber dem —» Judenchristentum eines Ja­kobus verteidigt. Das Ergebnis dieses Kamp­fes ist dann die frühe katholische Kirche. Der Inhalt der Idee der Kirche ist die Einheit Gottes und des Menschen. Die Einheit Got­tes mit uns Menschen wird in der Person Christi angeschaut und in dieser Anschau-


II. Die von Kant beeinflusste l. Th. des aus­gehenden 19. UND BEGINNENDEN 20. JH.S A) ALBRECHT RITSCHL (1822-1889) Für Ritschl bedeutet die kantische Philosophie »die Er-




ung wird sie zu einer Tatsache unseres christlichen Bewußtseins.



B) david Friedrich strauss (1808-1874) Der Va­ter der sogenannten historisch-kritischen Theologie ist nicht so sehr F.C. Baur, son­dern vielmehr D. F. Strauß. Der Grundsatz der historischen Kritik, daß alles Gesche­hen, auch das in der Bibel berichtete, in Ana­logie zu anderem Geschehen in der Welt stehen muß, wenn es als historisch echt an­gesehen werden soll, ist von ihm als erstem ausgesprochen worden. Alle Wunderbe­richte der Bibel werden von ihm radikal aus­gemerzt. »Das —» Wunder ist das Merkmal des Ungeschichtlichen“. Er, der den bibli­schen Wundern nicht glaubt, glaubt mit He­gel an die Macht der Idee und bezichtigt seine Gegner des Unglaubens. Die Idee, aus der seiner Meinung nach der christliche My­thos entstanden ist, ist die messianische Er­wartung. Sie hat ein Christusbild erzeugt, daß die Gemeinde dann auf Jesus übertragen hat. Als Aufgabe der Theologie sieht er die Entmythologisierung des Neuen Testamen­tes und die Unterscheidung zwischen dem dogmatischen Christus und dem geschicht­lichen Jesus von Nazareth.

neuerung der sittlichen Weltanschauung der Reformation«. Karl —» Barth hat recht, wenn er behauptet, daß Ritschl im Rückgriff auf Kant das Christentum als die Verwirkli­chung eines praktischen Lebensideals ver­stehen zu können meinte. Ritschl hat es als erster ausgesprochen, daß der moderne Mensch vor allem vernünftig leben will und daß es die Aufgabe des christlichen Glau­bens ist, ihn darin zu bestärken. »Die gei­stige und sittliche Bestimmung der Men­schen«, wird für Ritschl »in der Lebensfüh­rung Jesu und in seiner Absicht des Reiches Gottes offenbar«. Gott ist der liebende Vater und Jesus Christus sein Offenbarer, der uns Menschen durch die sittlich-religiöse Ord­nung des Handelns zur Versöhnung mit Gott führt.



B) adolf von harnack (1851-1930) Harnack ist der bedeutendste Schüler Ritschls. Nach seiner Meinung besteht ein unlösbarer Zu­sammenhang von Christentum, Kultur und Bildung. Somit ist er der Vater des sogenann­ten Kulturprotestantismus. Die einzige wis­senschaftliche Disziplin innerhalb der Theologie ist für ihn die Kirchengeschichte. Die spätere Geschichteter Kirche beurteilt er »vom Standpunkt des ursprünglichen Christentums«. Das Wesen des Christen­tums sieht er im Gang des Evangeliums Jesu Christi durch die —> Geschichte. Was aber


Roensch



wollte Jesus Christus? »«Selbständiges reli­giöses Leben wollte er entzünden, und hat es entzündet; ja das ist ... seine eigentliche Größe, daß er die Menschen zu Gott geführt hat, auf daß sie nun ihr eigenes Leben mit ihm leben««.

Im i. Weltkrieg geriet die l.Th. in eine tiefe Krise und wurde in ihrer die Theologie be­herrschenden Stellung durch die neuaufbre- chende Dialektische Theologie (K. —» Barth) abgelöst bzw. bei -> Bultmann und seiner Schule in neuer Form weitergeführt.

—» Theologie, Neuere



Licht im Osten

Licht im Osten ist ein Missionsbund zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Völkern des Ostens. Da die meisten unter atheistischem Druck lebenden Gemeinden in diesen Ländern stark evangelistisch tätig sind, wird alle Kraft darauf gelegt, diese Christen durch Übersetzung und Herstel­lung wichtiger biblischer Lehr- und Ausle­gungsschriften zu unterstützen. Die große Nachfrage nach Bibeln vor allem in Rußland macht die Lieferung von Bibeln vorrangig. Daneben werden die verschiedensten christ­lichen Bücher in 17 Sprachen gedruckt und kostenlos Christen in Osteuropa zur Verfü­gung gestellt. Gleichzeitig weiß sich L.i.O. beauftragt, durch Veröffentlichung von Be­richten und Zeugnissen der bedrängten Christen die Verbundenheit der Gemeinde Jesu zu festigen und das Gedenken an die um ihres Glaubens willen Leidenden wach zu halten. L.i.O. wurde 1920 von dem Menno- nitenprediger Jakob —> Kroeker und Pastor W. Jack in Wernigerode/Harz gegründet. In einer Bibelschule wurden damals Prediger für die russischen Gemeinden ausgebildet. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete der Mis­sionsbund unter den vielen Emigranten aus osteuropäischen Ländern. Seit 1956 ge­schieht die Arbeit von —» Korntal aus. Sie be­schränkt sich nicht mehr auf die Sowjet­union allein, sondern hat auch die anderen osteuropäischen Staaten in ihr Aufgabenfeld aufgenommen. L.i.O. ist ein freies evangeli­sches Werk, das allein von einem Freundes­kreis unterstützt wird. Arbeitsgrundlage ist die Basis der Ev. —> Allianz. Darüber hinaus wird versucht, die Bibelverbreitung in den orthodoxen Kirchen zu fördern. Der Mis­sionsbund ist Mitglied der —» Arbeitsge­

meinschaft evangelikaler Missionen und dem Diakonischen Werk (—> Innere Mission) angeschlossen.

Zeitschrift: Dein Reich komme, zweimo­natlich, kostenlos, und Light in the East (in englischer Sprache).

Lit.: H. Brandenburg, Christen im Schatten der Macht, 1974 - W. Scheffbuch, Christen unter Hammer und Sichel, 19734

Scheffbuch



Liebe

  1. Bedeutungsumfang des Begriffs

Der Begriff L. hat einen breiten Bedeutungs­spielraum: Von dem körperlichen Begehren, über die Verbindungen in der —» Familie und Freundschaft, bis hin zu dem Verhältnis zwischen —» Gott und —» Mensch.

  1. Biblische Aussagen

  1. im alten Testament. Auch im AT sind die menschlichen und religiösen Bedeutungs­inhalte ineinander verwoben. L. als die den Menschen bestimmende Grundkraft ist die selbstverständliche Grundlage der mit­menschlichen Begegnung; sie spricht sich gegenüber dem Nächsten (Lev 19,18; Dtn

  1. 4), den Freunden (Lev 19,34) und sogar dem Feind (Ex 23,4b Spr 25,21) aus. Das Be­kenntnis der L. Gottes zu seinem Volk, die sich in der —» Erwählung —» Israels aus­drückt, ist die Grundlage aller Aussagen über die L. (Dtn7,6ff.; 8,5; io,i4f.; Jes43,3o). Gott ist zu dem Volk wie ein liebender, er­ziehender Vater (Dtn 8,5; Hos 11,1,3). Die-» Gebote sind Ausdruck des Liebeswillens Gottes. Solche L. als ungeteilte, erwählende Zuwendung Gottes zu Israel kann und soll mit der L. Israels zu Gott beantwortet wer­den. Der Aufruf zur L. ist dabei im täglichen Gebet Israels mit dem Hinweis auf die Lie- bestaten Gottes an Israel verbunden (Dtn

  1. 25). An Israel und durch Israel sollen endlich alle Völker die L. Gottes ablesen und erfahren können (Gen 12,3; Dtn 33,3; Jes 42,6).

  1. im neuen Testament. Die griechische Spra­che des NTs verwendet entsprechend der vielfältigen Ausprägungen verschiedene Worte, um die L. zu beschreiben. Philia wird dabei hauptsächlich für die Zuneigung ver­wandtschaftlicher Art gebraucht, sowie für den ganzen Bereich der Liebe zu Sachen. Eros bezeichnet die sinnliche Liebe zwischen Mann und Frau, wobei aber im Laufe der

Vergeistigung der griechischen Philosophie auch das Streben nach mystisch-geistiger Vereinigung mit der Gottheit beschrieben werden kann. Am allgemeinsten ist das Wort Agape. Die zwei Hauptmerkmale des Liebesbegriffes im AT werden im NT ver­tieft. Die Agape ist personal, also zuerst L. von Person zu Person, (auch Gott ist nach der Bibel Person) und am Tun sichtbar und erfahrbar (Joh 3,16). [esus ist die menschge­wordene L. Gottes, an ihm und durch ihn wird erfahren, was L. ist. Sie ist über Israel hinaus auf alle Völker ausgeweitet. Jesus übt

  1. ; das ist der Hintergrund seiner einladen­den Verkündigung, seiner zusprechenden Vergebung der Sünden, seiner —» Wunder und Heilungen, ja selbst seines Todes (Mt 1,21-23; 4,23ff.; 9,13; 11,28-30; 15,22ff.; 26,26ff.; Mk 1,32ff.; 37ff*; 10,45; Röm

  1. 5ff.; Gal 2,20 u.a.). An der Person Jesu wird offenkundig, daß Voraussetzung aller

  1. das erwählende Liebeshandeln Gottes ist. Auf dieser Tat fußend, wird auch der Mensch zur L. aufgerufen, zur Nächsten- und Bruderliebe (iJoh 4,9 + 19). Dabei ist L. ein zentraler Begriff, der den gesamten Inhalt des —> Glaubens enthält und entfaltet (iKor 13, besonders V.13). Daher ist die Nächsten­liebe in der Bruderliebe begründet; diese ist ermöglicht durch die L. Gottes, die in Jesus Christus Wirklichkeit geworden ist (Gal 5,6; iKor 8,i; Eph.4,16; Kol 2,2; Röm 5,5; 1 5,30). Als der von Gott geliebte Sünder wird der Glaubende zur Liebe befreit (Röm 8,37; Gal 5,6; rThess3,6), bis hin zur Feindesliebe (Mt 5,43ff.). Das Doppelgebot der Liebe ist als antwortende L. des Menschen zu Gott tief­ster Inhalt und Erfüllung des Gesetzes. I

werden (-»Wiehern, -» Oberlin, -» Goßner, —»Sieveking, —»Fliedner, —> Bodelschwingh).

  1. Orientierungshilfen In fünf Thesen lassen sich Fragen und Ent­wicklungen heute ansprechen:

  1. Was L. ist, wird an der Offenbarung der L. Gottes in der Bibel erkannt. Menschliche Vorstellungen von L. greifen zu kurz und öffnen oft gefährliche Irrwege der Liebe Got­tes L. geht unserer L. vorauf.

  2. Unsere L. ist stets antwortende L. und steht immer im Dienst der Versöhnung. Als Versöhnte bitten wir in Wort und Tat »an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott«* (2Kor 5,19-20). Somit ist L. »Frucht des Heiligen —» Geistes« (Gal 3,22).

  3. Liebe unterliegt recht verstanden nicht unseren menschlichen Gefühlen, Sympa­thien und Abneigungen. Sie ist vielmehr hel­fende Tat, die sich an der Bedürftigkeit des »Nächsten« ausrichtet und dessen zeitli­ches Wohl und ewiges —» Heil im Auge hat.

  4. Die heutigen Schlagworte —» Humanis­mus, —» Toleranz, Nächstenliebe sind zwar ohne den biblischen Hintergrund nicht zu denken; sie tragen aber verwirrende ideolo­gische Züge und haben sich vom tragenden Grund der versöhnenden L. Gottes gelöst. L. ist immer daran zu messen, ob sie der uns zugewendeten L. Gottes entsprechen will.

  5. Liebe ist in der Bibel nicht ein Prinzip, sondern stets konkret.

Lit.: H. Thielicke, Theologische Ethik, Bd. II, 1955 - K. Bockmühl, Gott im Exil. Zur Kritik der neuen Moral, 1975

Krimmer



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