Der gefallene Vorhang: Das Ich und das Andere nach 1989 In ihrem Sonderprogramm 2005 fragen die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, wie die Menschen ihre Identität und ihr Verhältnis zur Gesellschaft seit 1989 neu gestalten - und wie Kurzfilme im ehemaligen „Osten“ und „Westen“ diese Suche spiegeln.
Mit dem Abbau der Grenzzäune in Ungarn ging ein Zeitalter zu Ende, welches die Welt ein halbes Jahrhundert in klar definierte Blöcke geteilt hatte. Der Kapitalismus herrscht nun allein, und die Suche nach individueller und kollektiver Identität wird in einer Welt, die keine Orientierung mehr in politischen Systemen bietet, zur zentralen Frage. Religionen, Nationen und Kulturen werden als kollektive Bollwerke gegen den drohenden Ansturm des „Empires“ à la Hardt/Negri aufgebaut, während für diejenigen, die weder den Verheißungen der sozialen Marktwirtschaft noch reaktionären Ideologien folgen möchten, eine lange und schwierige Suche nach Alternativen beginnt - nach dem Anderen. „’Das Ich und das Andere nach 1989’ versteht sich als eine Bestandsaufnahme grundsätzlicher Fragen, die die Kunst an die Gesellschaft seit 1989 stellt”, sagt Kurator Marcel Schwierin.