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Kurzfilme als Spiegelbild der politischen Lage



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Kurzfilme als Spiegelbild der politischen Lage
Im vergangenen Jahr war das Spektrum der gezeigten Kurzstreifen bei dem traditionellen Video-Film-Fest so vielfältig, wie fast nie zuvor. Ob Comedy, Selbstmordfilm, Reisereportage oder simple technische Spielereien - für nahezu jeden Geschmack war etwas dabei. Angesichts der derzeitigen innenpolitischen Lage, so vermuteten viele, nahm die Anzahl der Sozialdramen sprunghaft an. Das Festival - organisiert von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Film und der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg - ist für die jungen Filmemacher aus ganz Schleswig-Holstein wie die Oskar-Verleihung für Hollywood-Stars.
Mit viel Charme und Witz führte das Moderatoren-Trio Ulrich Ehlers, Thomas Plöger und Ingo Mertins durch das dreitägige Marathon-Programm. Überdies hat sicherlich die Vielzahl verschiedener Altergruppen zum Gelingen der Video-Konkurrenz beigetragen. So waren nicht nur die für hohe Begabung bekannten Film-Studenten und einzelne Jung-Regisseure vertreten, ebenso überzeugten Arbeitsgemeinschaften der Sekundarstufe 1 durch pfiffige Ideen und innovative Kameraführung.
Still gewinnt“ gewinnt
Wie immer war die Beurteilung der einzelnen Beiträge kein leichtes Unterfangen für die dreiköpfige Jury, die sich aus Dr. Hauke Lange-Fuchs (Nordische Filmtage), Claus Oppermann (Filmemacher) und Kulturexpertin Stefanie Oeding (Flensburg) zusammensetzte. In der Vorjury entschieden Ulrich Ehlers, Ingo Mertins, Sarah Rohloff und Jenny Scheib, welche der 50 eingesendeten Filme über die Leinwand flimmern.
Doch zum Schluss konnten nach der qualifizierten Mehrheit die Preisträger ermittelt werden. Mit seiner turbulenten Komödie „Still gewinnt“ siegte mit dem 24-jährigen Holger Köhler-Kaeß ein alter Bekannter der Jugendmedien-Szene im Lande. Die professionelle Umsetzung - gekennzeichnet vor allem durch den Einsatz einer Steadycam - und der urkomische Plot imponierten nicht nur den Preisrichtern. Kaeß - der aufgrund eines Praktikums selber nicht erscheinen konnte - ist nun um 750 Euro reicher.
Rasmus Greiner aus Arkebek (Landkreis Dithmarschen) konnte sich über 500 Euro freuen. Sein von Zufall und Schicksal geprägtes Werk „Was denkt man, wenn…“ landete am Ende auf dem zweiten Platz. Zur Zeit studiert Greiner Medienwissenschaften an der Universität zu Marburg.
Überraschend Dritte wurden die 17-jährigen Meldorferinnen Meike Mohr und Lena Modrow. Das Gesellschaftsdrama „Everlasting“ der beiden Elftklässlerinnen wurde für das eigentliche Festivalprogramm nachnominiert. Mit berührenden Bildern und passender Musik zeigten sie das Leben zweier Freundinnen nach einer Vergewaltigung und dem sozialen Abstieg bis zum Leben auf der Straße.
Werkstatt- und Publikumspreise
Der wesentlich spannendere Teil war für viele das sogenannte Werkstattprogramm von Freitagabend bis Sonntagmorgen auf dem Scheersberg. Fünf Streifen erhielten hier mit 100 Euro dotierte Förderpreise: Nils Strüvens (16) „Wenn die Nacht am tiefsten ist...“, der Trickfilm „Igor, der Igel“ von Sven Müller (20) und David Baumgarten (19), eine siebte Klasse der Meldorfer Gelehrtenschule (MGS) mit „Mahlzeit?!“, Felix Helfrich mit „Insane“ und „Dead End“ sowie der jetzige MGS-Abiturjahrgang mit der Komödie „Verklemmt“. Sie alle überzeugten durch filmisches Geschick und gutes Beherrschen der zumeist digitalen Schnitt-Technik.
Der Zehntklässler Felix Helfrich (16) und seine Crew freuten sich obendrein über den Publikumspreis für „Insane“. Obwohl der junge Buchautor, Regisseur, Kameramann und Cutter aus Epenwöhrden in Dithmarschen selbst sein jüngstes Sozialdrama „Dead End“ favorisiert hatte, gab er sich am Ende doch zufrieden: „Der Publikumspreis ist eine große Ehre.“ Der Publikumspreis wurde in diesem Jahr erstmals überreicht und gibt aktiven Faktor des Prämierens endlich ein Gesicht. (Jörg Jacobsen)
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26 deutsche Filme beim 28. Filmfestival Göteborg
Das 28. Filmfestival Göteborg (28.01. - 07.02.2005) setzt seine Tradition einer hohen deutschen Beteiligung fort und präsentiert eine Auswahl von 26 aktuellen deutschen Filmen bzw. deutsch-internationalen Koproduktionen, die zum Teil bereits auf anderen internationalen Festivals erfolgreich waren.
Im Hauptprogramm Springtime for Germany werden dem Publikum insgesamt 13 deutsche Spielfilme vorgestellt: „Der Wald vor lauter Bäumen“ von Maren Ade, „Egoshooter“ von Field Recordings (Christian Becker, Oliver Schwabe), „In die Hand geschrieben“ von Rouven Blankenfeld, „Yugotrip“ von Nadya Derado, „Die Boxerin“ von Catharina Deus, „Napola“ von Dennis Gansel, „Adil geht“ von Esther Gronenborn, „Der Untergang“ von Oliver Hirschbiegel (der zusätzlich in der Sektion Oscar’s Night präsentiert wird), „Die Nacht singt ihre Lieder“ von Romuald Karmakar, „Close“ von Markus Lenz, „Kebab Connection“ von Anno Saul sowie die Dokumentarfilme „Höllentour“ von Pepe Danquart, „Dieses Jahr in Czernowitz“ von Volker Koepp und „Die Spielwütigen“ von Andres Veiel.
Die Sektion Crime and Punishment zeigt „Muxmäuschenstill“ von Marcus Mittermeier.
Die Sektion Cinemania präsentiert „Im freien Fall - Tom Tykwer und das Kino“ von Larissa Trüby, „Because“ von Tom Tykwer und „Calling Hedy Lamarr“ von Georg Misch (Deutschland/Österreich/Großbritannien).
Land of Plenty“ von Wim Wenders (Deutschland/USA) und „Texas - Kabul“ von Helga Reidemeister werden in Post 9/11 und „Damen und Herren ab 65“ von Lilo Mangelsdorff und „Touch the Sound“ von Thomas Riedelsheimer (Deutschland/Großbritannien) in Sound of Music vorgestellt.
Zudem kommen in der Sektion Familiy Life der Film „Agnes und seine Brüder“ von Oskar Roehler und in Fight the System „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner zur Aufführung.
Des weiteren werden in der Sektion International Short Films „Hinter der Tür“ von Neco Celik, „Der Wald so kalt“ von Anne Pütz und „Herr Zhu“ von Bettina Timm gezeigt.
Göteborg gilt als eines der renommiertesten Festivals in Skandinavien und als wichtigster schwedischer Branchentreff. Zudem ist Göteborg das größte Filmfestival Nordeuropas und für seine professionelle Organisation, Gastfreundlichkeit und familiäre Atmosphäre bekannt.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Cornelia Klimkeit, Tel.: + 089-59978716 oder E-Mail: klimkeit@german-films.de, www.german-films.de.
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Mit der Stena Line zum Filmfestival Göteborg
Zum Filmfestival Göteborg (28.01. - 07.02.2005) hat die Stena Line ein besonderes Angebotspaket für Festivalbesucher, die mit der Stena Line von Kiel nach Göteborg reisen, geschnürt:
Extrapaket für die An- bzw. Abreise nach Göteborg mit Hotelübernachtung. Das Paket umfasst folgende Leistungen:
- Seereise Kiel - Göteborg - Kiel

- 2 Übernachtungen in gebuchter Kabine mit DU/WC

- 2x Frühstücksbüfett an Bord

- 1 Hotelübernachtung im DZ mit Bad/Dusche und WC inkl. Frühstück

- 24 Stunden-Ticket für Busse, Straßenbahnen und Personenfähren
Für dieses Programm stehen verschiedene Vertragshotels in Göteborg zur Auswahl:
- Spar Hotel Majorna

- Spar Hotel Garda

- Scandic Hotel Europa

- Novotel

- Quality Hotel 11
Preis pro Person ab 147 EUR (bei 4 Personen in 4-Bett-Innenkabine).
Alle Interessierten, die sich bei der Stena Line unter dem Stichwort „Filmfestival“ einbuchen, erhalten eine Ermäßigung von 20 EUR pro Person auf den jeweiligen Reisepreis.
Alle Informationen, Preise und Leistungen findet der Interessierte im Stena Line-Katalog oder im Internet unter www.stenaline.com.
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Fresh Films Cologne - International Film Festival for Debuts
Vom 18. bis 22. Mai 2005 findet in Köln zum ersten Mal das Festival „Fresh Films Cologne“ statt.
Filmschaffende sind herzlich eingeladen, ihre Arbeiten einzureichen. Es gibt bezüglich Formaten und Genres keine Einschränkungen. Alles ist willkommen. Es gilt:
- es soll sich um Debutfilme handeln (der erste, zweite oder dritte Film des Regisseurs/der Regisseurin ist möglich)

- der Film soll nicht älter als zwei Jahre sein



- der Film soll abendfüllend sein mit einer Länge von mind. 65 Minuten.
Deadline: 18. Februar 2005.
Weitere Informationen gibt es auf der Festival-Homepage: www.fresh-films.de.
Anbei finden Interessierte das Einreichformular und die Regularien (beides als pdf-Datei).
Weitere Infos bei: fresh films cologne, Postfach 600747, 50687 Köln, Tel.: 0221-4694240, info@fresh-films.de, www.fresh-films.de.
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51. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 5.-10. Mai 2005
Der gefallene Vorhang: Das Ich und das Andere nach 1989
In ihrem Sonderprogramm 2005 fragen die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, wie die Menschen ihre Identität und ihr Verhältnis zur Gesellschaft seit 1989 neu gestalten - und wie Kurzfilme im ehemaligen „Osten“ und „Westen“ diese Suche spiegeln.
Mit dem Abbau der Grenzzäune in Ungarn ging ein Zeitalter zu Ende, welches die Welt ein halbes Jahrhundert in klar definierte Blöcke geteilt hatte. Der Kapitalismus herrscht nun allein, und die Suche nach individueller und kollektiver Identität wird in einer Welt, die keine Orientierung mehr in politischen Systemen bietet, zur zentralen Frage. Religionen, Nationen und Kulturen werden als kollektive Bollwerke gegen den drohenden Ansturm des „Empires“ à la Hardt/Negri aufgebaut, während für diejenigen, die weder den Verheißungen der sozialen Marktwirtschaft noch reaktionären Ideologien folgen möchten, eine lange und schwierige Suche nach Alternativen beginnt - nach dem Anderen. „’Das Ich und das Andere nach 1989’ versteht sich als eine Bestandsaufnahme grundsätzlicher Fragen, die die Kunst an die Gesellschaft seit 1989 stellt”, sagt Kurator Marcel Schwierin.
Der Blick nach innen als politischer Blick
Entsprechend ist der kurze Film seit den 90er Jahren wesentlich von Individualisierung bestimmt: Aufarbeitung der eigenen Kindheit, psychologische Strukturen, persönliche Blicke auf die Gesellschaft. Oft genug wurde ihm das als Rückzug aus dem Politischen in das Private vorgeworfen. Doch was hier verhandelt wird, ist soziologische Grundlagenarbeit: Der Nukleus gesellschaftlicher Struktur, das Verhältnis vom Ich zum Anderen, wird neu beleuchtet. Jegliche neue Vision einer Gesellschaft, so scheint der Film seit 1989 zu sagen, sollte nicht auf der Analyse von Makrostrukturen, sondern der genauen Beobachtung des Menschen basieren.
Matrix Sowjetunion
In der Sowjetunion begann der Prozess der Identitätssuche schon sehr viel früher: In dem multinationalen Zentralstaat mit erstaunlich unabhängigen Provinzen entwickelte sich ein schwieriger, aber fruchtbarer Dialog, der zu einzigartigen Filmkulturen zum Beispiel in Armenien, Georgien und Kasachstan führte. Die lokalen Filmkulturen waren dabei oft weniger Ausdruck genuin nationaler Identität als Produkt eines intensiven kulturellen Austausches zwischen dem Zentrum Moskau und den Regionen. So erweist sich die Frage, was Filmemacher in der Sowjetunion vor und nach 1989 verhandelt haben und wie ihre Arbeiten mit westlichen Produktionen korrelieren, als Matrix für eine Untersuchung des Problems, das viele heute für das zentrale der Welt halten: das Verhältnis von supranationaler und lokaler kultureller Identität. „‘Das Fenster zum Osten’, das war ein wesentlicher Teil von Oberhausens Ruf vor 1989”, erklärt Festivalleiter Lars Henrik Gass. „Doch die Kurzfilmtage haben immer vor allem danach gefragt, wie sich gesellschaftliche Realität in Bildern spiegelt. In gewisser Weise stellt dieses Programm eine Essenz unserer Anliegen dar.”
Themen
Die verlorene Utopie einer anderen Gesellschaft, der fallende Vorhang, Versuche, das Andere zu begreifen, Beziehungen, die Familie als „Keimzelle der Gesellschaft“, Individuum und Politik, all das gehört zu den Themen, die „Das Ich und das Andere nach 1989“ in Einzelprogrammen aufgreift. Andere Programme beleuchten den Materialismus als gemeinsame Grundlage von Sozialismus und Kapitalismus, Science Fiction als weltumspannende Utopie der 60er Jahre, Verschwörungstheorien als die gefährlichsten aller Welterklärungen (kuratiert von Christiane Büchner) und schließlich das Verhältnis des Menschen zu den Tieren, den gänzlich anderen Lebewesen dieser „einen Welt“.
(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen)
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Staplerfahrer Klaus“ läuft beim „Fantasporto“-Festival
Auf dem 25. „Fantasporto“-Festival des fantastischen Films ist der deutsche Film in diesem Jahr gut vertreten. Vom 21. Februar bis 6. März 2005 zeigt das Festival acht deutsche Lang- und dreizehn Kurzfilme.
Unter den Kurzfilmen laufen in der Sektion „Fantasy European Short Film“ auch „Staplerfahrer Klaus“ von Stephan Prehn und Jörg Wagner sowie „Tag 26“ von Jörg Wagner.
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Flippen bis der Daumen glüht: Erstes Internationales Daumenkinofestival Solitude in Stuttgart
Ein Schloss namens „Solitude” scheint der passende Ort zu sein für ein Festival des Daumenkinos, denn im Unterschied zum großen Kino ist das Betrachten der dahin geblätterten Filmminiaturen ein einsames Vergnügen. Denkt man. Doch weit gefehlt.
Die Filmemacherinnen Sigrun Köhler und Witrud Baier, die mit Preis gekrönten Dokumentationen wie „How Time Flies” und „Schotter wie Heu” auf sich aufmerksam machten, nutzen ein Stipendium an der Akademie Solitude, hoch auf den Hügeln über Stuttgart, in geradezu altruistischer Weise, um das erste und bisher einzige Festival dieser Art ins Leben zu rufen. Sie rückten damit ein Medium ins Licht des öffentlichen Kunstinteresses, das bisher in einer kaum beachteten Spielzeugecke schlummerte.
In nur vier Monaten Vorbereitungszeit gelang es den beiden Filmemacherinnen zusammen mit Swaantje Burow und viel Rückhalt der Akademie Solitude eine Veranstaltung zu organisieren, die einem Großformat-Filmfestival in nichts nachstand. Ordnungsgemäß war auf den Anmeldeformularen die Kategorie der eingereichten Blätterfilmchen anzukreuzen: Animation, Spiel-, Dokumentar oder Experimentalfilm. Wer weiß das schon? Eine Eigenart des Daumenkinos ist ja gerade seine spielerische Unentschlossenheit zwischen allen Format-Stühlen und Genre-Schubladen.
Das Festival mit Preisverleihung am 18. Dezember war gleichzeitig der Auftakt einer vierwöchigen Ausstellung im Schloss Solitude. In einem geschwungenen Flur des barocken Palais‘ pendelten die rund 150 Flimmerbüchlein an Schnüren von der Decke und luden ein zum Blättern und Schlendern. Wer seine Daumenkuppe schonen wollte, konnte im Foyer alle ausgestellten Stücke auch abgefilmt auf Video betrachten.
34 der eingereichten Werke waren für die mit Kurzstipendien dotierten Hauptpreise des „Goldenen Daumens” und des „Däumlings” nominiert. Während der Eröffnungs-Gala wurden sie live unter einer DV-Kamera „geflippt”, damit das rund zweihundertköpfige Saalpublikum auf großer Leinwand dem kleinformatigen Bilderfluss folgen konnte.
Die inhaltliche und formale Vielfalt war immens und zeigte auf den ersten Blick, dass das Daumenkino ein eigenständiges Medium ist, das seiner Winzigkeit zum Trotz die Grenzen des Filmischen sprengen kann.
Es gab Flipbooks für Linkshänder, für Rechtshänder; Daumenkinos, die vorwärts, rückwärts, hochkant oder doppelseitig liefen und sogar eins in 3D. Thematisch reflektierten die Bücher alles, was mit Bewegung zu tun hat, ob körperlich, geistig oder rein visuell. Kleine, pointierte Cartoons waren ebenso vertreten, wie aufwändig inszenierte Kürzest-Spielfilme oder konzeptionelle Arbeiten, deren Kern gerade im nicht Gezeigten bestand.
Außerdem offenbarte sich, dass Daumenkinos keineswegs stumm sind. „Fahrrad” von Matthias Lehmann aus Dresden präsentierte das Titel gebende Fahrzeug, wie es mit einem Bierdeckel in den Speichen das Bild durchquert, wobei das Schnarren der Seiten die passende Tonspur lieferte.
Ohnehin ist das Haptische und Handwerkliche der kleinen Laufbilderbücher ein wichtiger Aspekt ihrer Qualität und machte viele Stücke zum Kleinod und oft zitierten Gesamtkunstwerk. Ob geleimt, genäht, geklemmt, geschraubt oder professionell gebunden: Jede Technik, die die Seiten einigermaßen beieinander hielt, wurde angewendet.
Besonders exotisch wirkte „The Trojan Horse” der malaysischen Künstlerin Lau Mun Leng: ein im wuchtigen Holzblock gebundenes Riesenbuch, dessen weiche Bütten-Seiten eher „flappten” als „flippten”. Seine Bilder und Muster waren nicht gezeichnet, sondern so filigran mit einer Nadel gestochen, dass die digitale Projektionstechnik vor diesem Bündel fernöstlicher Anmut kapitulieren musste.
Das Interaktive und die zeitlich-räumliche Richtungslosigkeit des Daumenkinos setzte Judith Dürolf aus Bremen mit ihrer doppelseitigen Arbeit „Fremdgehen” gekonnt um. Aus Unmengen von Fotos fügte sie eine virtuelle Schussfahrt zusammen, die das vertraute Ambiente einer Rolltreppe in ein abstraktes Spiel metallischer Strukturen auflöste, was in jeder Hinsicht und Richtung funktionierte.
So wie „Fremdgehen” wurde der überwiegende Teil der Daumenkinos vom stehenden Bild her entwickelt, und die meisten Teilnehmer kamen aus den Bereichen freie Kunst, Design und Fotografie, wobei es einen überraschenden Altersschwerpunkt zwischen Endzwanzigern und Mittdreißigern gab. Sollte das Daumenkino ein Phänomen der letzten „Pre-Gameboy-Generation” sein, die mit Farbfernsehen aber ohne Handy sozialisiert wurde?
Wenn die Liebe zum geflippten Kurzfilm generationsbedingt ist, dann wäre Werner Enke allerdings ein echter Avantgardist. Der Autor und Schauspieler (geb. 1941), der 1967 mit der Münchener Szene-Komödie „Zur Sache Schätzchen” bekannt wurde, war Jury-Mitglied und Ehrengast des Festivals.
In „Zur Sache Schätzchen” gibt es eine Szene, in der Werner Enke die jugendliche Uschi Glas mit seiner „Filmproduktion” beeindruckt, die sich als Zigarrenkiste voller Daumenkinos entpuppt. Wie Werner Enke nun vor dem Festivalpublikum in Stuttgart verriet, hatte er diese Requisiten bereits als Zehnjähriger eigenhändig angefertigt, um seine durch den Disneyfilm „Bambi” entfachte Gier nach Kino zu befriedigen, die in seiner ärmlichen Nachkriegskindheit weitgehend ungestillt bleiben musste. So wurden die antiken Stücke, die mangels Papier auf den ausrangierten Quittungsblöcken des Großvaters gezeichnet worden waren, nun nach langer Zeit, live und in Farbe, einem begeisterten „Fachpublikum” präsentiert, das die Boxkämpfe und Verfolgungsszenen der hyperaktiven Strichmännchen mit stürmischen Beifall bedachte.
Zusammen mit den drei anderen Jury-Mitgliedern Gabriele Röthemaier (Filmförderung Baden-Württemberg), Giovanna Thiery (Festival „Stuttgarter Filmwinter”) und Christoph Schulz (Co-Kurator einer Daumenkinoausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf) hatte Werner Enke dann für die beiden Hauptpreise zwei Arbeiten ausgewählt, die in ihrer Unterschiedlichkeit das weite Spektrum der Ausstellung wie Grenzmarken repräsentierten.
Der „Däumling” für die beste Erstlingsarbeit (zwei Wochen Stipendium plus 500 Euro Preisgeld) ging an den in Wien lebenden Tschechen Branko Bily (Jg. 1976). Sein zweibändiges Werk „Ein Nickerchen” war ein gelungenes Beispiel für den narrativen Mini-Spielfilm, der die visuellen Möglichkeiten des Daumenkinos kunstvoll ausschöpft.
Ein Mann sitzt lesend im Garten und nickt ein. Er kippt vornüber in sein Buch hinein (Lewis Carolls „Phantasmagorien”) und geistert erschreckt durch die geblätterten Seiten bis er sich mühselig und schlaftrunken wieder heraus windet.
Der erste Preis des „Goldenen Daumens” (vier Wochen Stipendium plus 1000 Euro Preisgeld) schließlich ging an eine konzeptuelle Arbeit, die durch ihre Vieldeutigkeit und formal-geniale Schlichtheit überzeugte. Der Schwede Birger Lipinski (Jg. 1970) und der Brasilianer Laercio Redondo (Jg. 1967) hatten mit ihrem Stück „Final Cut“ einen Beitrag geliefert, der „unter die Haut” gehen konnte.
„Flip this book at your own risk!” stand als Warnhinweis auf der Hülle, denn ihr Daumenkino bestand aus einem Stapel Klarsichtfolien, deren Blätterkanten echte Rasierklingen waren. Damit wurde die Frage der Zensur und Zweischneidigkeit der Medien, der Macht und Manipulierbarkeit der Bilder so treffend thematisiert, dass die Entscheidung auf allseitige Zustimmung stieß. Gleichzeitig wurde mit dieser Wahl das Bemühen der Jury deutlich, das Medium Daumenkino als „seriöse” Kunstform zu etablieren, um der noch immer gegenwärtigen Trennung von U- und E-Kultur entgegen zu wirken.
Dafür scheint ein Daumenkino besonders geeignet, denn die Gefahr der Täuschung, die „Final Cut” beschwört, ist ja gerade der sinnliche Kern und das spielerische Faszinosum dieses Mini-Mediums. Als blätternder Betrachter ist man zugleich Opfer und Urheber einer lustvollen Sinnestäuschung, gegen die man sich nicht wehren kann, denn die Trägheit der Netzhaut ist die Basis aller kinematografischen Illusion.
Dafür mag es die üblichen biologistischen Erklärungsversuche aus der Urzeit geben, wie blitzschnelle Angreifer oder Beutetiere, die es zu erspähen galt, doch ein so charmant archaisches Medium wie das Daumenkino zeigt deutlich, dass der Mensch von Natur aus nicht nur Jäger, Bauer oder Krieger war, sondern immer auch ein Kinogänger. (Lorenz Müller)
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Festivalkalender 2005
Frankfurt/Main: 8. bis 18. Januar 2005. Int. Filmfest Frankfurt. Tel.: 069-61990388, Fax: 069-61990387, info@ifff.de, www.ifff.de.
Angers, Frankreich: 16. bis 25. Januar 2005. Festival des europäischen Debütfilms. Wettbewerb (dotierte Preise). Festival Européen d’Angers, Tel.: 00331-42715370, Fax: 00331-42710111, courrier@premiersplans.org, www.premiersplans.org.
Saarbrücken: 17. bis 23. Januar 2005. Festival Max-Ophüls-Preis. Wettbewerb für programmfüllende Spielfilme und Dokumentarfilme mit spielfilm-ähnlichem Charakter, 16 und 35 mm, Mindestlänge 60 Minuten (dotierte Preise). Wettbewerb für Kurzfilme, 16 und 35 mm, bis max. 30 Minuten Länge (auch Experimentalfilme). Filmbüro Max-Ophüls-Preis, Tel.: 0681-906890, Fax: 0681-9068920, info@max-ophuels-preis.de, www.max-ophuels-preis.de.
Park City/Sundance, USA: 20. bis 30. Januar 2005. Sundance Film Festival. Wettbewerb. Tel.: 001801-32834, 56, Fax: 001801-5755175, programming@sundance.org, www.sundance.org.
Rotterdam, Holland: 21. Januar bis 1. Februar 2005. Rotterdam Film Festival. Wettbewerb für erste und zweite Spielfilme von mind. 70 Min. Länge (dotierte Preise). Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Kurzfilme in 16 oder 35 mm. Tel.: 003110-8909090, Fax: 003110-8909091, programme@filmfestivalrotterdam.com, www.filmfestivalrotterdam.com.
Würzburg: Ende Januar 2005. Int. Filmwochenende. Wettbewerb (dotierte Preise). Filminitiative Würzburg, Tel.: 0931-414098, Fax: 0931-416279, fiwokrem@t-online.de, www.filmwochenende-wuerzburg.de.
Clermont-Ferrand, Frankreich: 28. Januar bis 5. Februar 2005. Clermont-Ferrand Short Film Festival. Wettbewerb (dotierte Preise), zugelassen sind Spiel-, Animations-, Dokumentar- sowie Experimentalfilme in 16 und 35 mm, max. 40 Minuten Länge. Clermont-Ferrand Short Film Festival, Tel.: 0033-473916573, Fax: 0033-473921193, info@clermont-filmfest.com, www.clermont-filmfest.com.
Göteborg, Schweden: 28. Januar bis 7. Februar 2005. Göteborg Film Festival. Tel.: 004631-3393000, Fax: 004631-410063, goteborg@filmfestival.org, www.goteborg.filmfestival.org.
Berlin: 10. bis 20. Februar 2005. 55. Int. Filmfestspiele Berlin. Wettbewerb für lange Spielfilme und Kurzfilme in 35 mm (max. 15 Min.). Weitere Sektionen: Panorama (Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in 16 und 35 mm), KinderFilmFest. Tel.: 030-25920222, Fax: 030-25920299, program@berlinale.de, www.berlinale.de.
Berlin: 10. bis 20. Februar 2005. Int. Forum des jungen Films. Spiel- und Dokumentarfilme. Tel.: 030-26955200, Fax: 030-26955222, forum@fdk-berlin.de, www.fdk-berlin.de.
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