"Jacomo Tentor f."

Rückblick auf das Tintoretto-Jahr 1994

Ausblick auf 2018/19...
Seit das Gedenkjahr zum 400sten Todestag Jacopo Tintorettos 'more veneto', d.h. am letzten Tag des Februar 1995 zur Neige ging, wäre es vielleicht nicht unangebracht, die Bilanzen der Forschung zu Leben und Werk des Meisters in den letzten drei Dezennien zu ziehen, sein Porträt im Lichte der verschiedenen Sichtweisen zu vergegenwärtigen und zu überlegen, wohin die künftigen Fragestellungen leiten sollten.⁶⁶⁷
Wer war Jacomo Robusti im Jahre 1994? Trug er noch immer die bewundernde Toga des Genies eines Ridolfi oder den lokaldialektalischen Lorbeer glühender Verehrung eines Boschini? Das romantische Rapier des Ottocento, die dramatisierende Schminke eines Hauptmann oder Sartre oder die Aktenbündel deutscher Gründlichkeit? Sind mit der Opera completa Pierluigi De Vecchis von 1970 und Rodolfo Pallucchinis sowie Paola Rossis umfassenden Monographie von 1982 (sie erlebte heuer ihre dritte, allerdings bis in die Bibliographie hinein unveränderte Auflage), in der die klassisch-italienische Kombination der essayistischen Vita und sammelnden 'schedatura' der Opere zu methodologisch nahezu mustergültiger Reife gelangte, dem Bilde des grossen Venezianers vor der Jahrtausendwende nurmehr ergänzende Details aus der archivalischen Fundgrube, Korrekturglossen zu Datierung und Zuschreibung und schüchterne Koloraturen zum durch Restaurierung neugewonnenen Eindruck des malerischen Oeuvres beizufügen?⁶⁶⁸ Sind die wenigen und ausstellungsphilologisch recht wenig gewichtigen Manifestationen des Gedenkjahres geeignet, die Ansicht so vieler zu zementieren, in Robustis anscheinend so übersichtlich und weitgehend komplett erfahrbarem Werk konserviere sich auch die Summa des Reperier- und Interpretierbaren?

Wendete sich mit dem Kalenderblatt des 31. Mai 1994 die Aufmerksamkeit der Pflichtfeiernden nun interessanteren Gestalten zu?

Memorierbar war sicher, dass kurz nach einer eigentlich verfrühten musikalisch umrahmten Feier im Herbst 1993 in der Madonna dell'Orto, sich die nationale Zecca in Rom eine weltweit zu vertreibende Medaille zu prägen anschickte und für die Post eine Briefmarke entworfen wurde, beide mit den müden, etwas bigotten Zügen eines bis vor kurzem unbekannten Confrate der Scuola Grande di San Rocco,⁶⁶⁹ den kaum ein seriöser Forscher mit dem brennenden und etwas hohläugigen Blick des jungen wie des todesnahen Tintoretto verwechseln dürfte (welcher bekanntlich in gleich vier authentischen Selbstporträts erhalten ist, die in so eindrücklicher Weise nur von solchen Rembrandts übertroffen worden sind). Dem Entwerfer hätten diese Meisterstücke künstlerischer Selbstanalyse als Modelle für eine Medaille weit mehr gefrommt, als der besagte Usurpator, welchem pompositer wenig später in der Sala Grande der Scuola unter gleichzeitiger Präsentation eines neuen Videocassettenfilms gehuldigt wurde!⁶⁷⁰ Die dortige Absenz der Kunsthistoriker (deren erwachendes Protestgewissen Medaille und Briefmarke löblich in ultimo verhinderte!) wog hingegen erfreulich weniger in der Mostra von San Bartolomeo, wo Theologen, Kirchengeschichtler und Kleriker eine kleine Schau bestens ikonographisch kommentierter Werke aus vornehmlich stadtkirchlichem Bestand vorstellten und mutig auf die gewohnten Apparate der Kunsthistoriographen verzichteten.⁶⁷¹ Die Herausgabe gleich zweier Itinerarkataloge mit fliegenden Laufblättern,⁶⁷² die zu Stätten des Wirkens und allen in Venedig zumindest virtuell auffindbaren Werken führten, war zwar ein glücklicher, wenn auch perfektionierbarer Versuch der Aktualisierung und Dezentralisierung des musealen Meisterbildes, hatte jedoch zur Folge, dass während der Ausstellung von Januar bis April sich manche Bilder nicht dort befanden, wo man sie hinter grossbeflaggten Fassaden hätte (ohne Eintrittgelder!) aufsuchen sollen...
Folgte die angemessen katalogisierte Mostra der Porträts⁶⁷³ in den Gallerie dell'Accademia (die in der Folge nach Wien weiterreiste, wo man sie förderlich ergänzte) mit eindrücklichen, wenn auch recht bekannten Werken, unter denen die synoptische Ausstellung der beiden Jugendselbstbildnisse bei weitem der Höhepunkt war und vergessen liess, dass auch fragliche und zweitrangige Objekte die zwar sumptuös ausgestattete, aber sonst etwas dünne Manifestation bevölkerte. Die Reproduktionsgraphik im Dogenpalast sah eine zweite, etwas erweiterte Auflage der fernen römischen Mostra von 1982⁶⁷⁴ und wollte wohl vergessen lassen, dass Tintoretto als genialer Zeichner das Venedig von 1994 gänzlich desertiert hatte.
Das Detroit Institute of Arts widmete Tintoretto immerhin zwischen dem 20. November und dem 31. Dezember 1994 Vorlesungen, Filme und die Präsentation der Restaurierung des Deckengemäldes "Capriccio de'sogni" (The dreams of men) ; mit Spannung erwartet man die fernere Auswertung der Studien zu Ikonographie und geistigem Hintergrund eines der seltsamsten frühen Gemälde des Meisters (1546/47).⁶⁷⁵

Das Tintoretto-Jahr schloss (more veneto) ausstellungsmässig mit der Schau (von Dezember 1994 bis Ende Februar 1995) Jacopo Tintoretto; Il grande Collezionismo mediceo, die in der Galleria Palatina des Palazzo Pitti alle in öffentlichem Besitz sich befindenden Tintoretti Jacopos, Domenicos und der Bottega pflegeleicht restauriert und besucherfreundlich zusammenführte, begleitet von einem Katalog,⁶⁷⁶ der erstmals genauestens auf Zustände und Restaurierungsinterventionen und deren Autoren einging...Auch der Louvre beeilte sich more venetissimo mit der Universität Montréal ein internationales Colloquium (3.und 4.Februar 1995) hintanzufügen, anlässlich dessen man über die Interaktionen von Perseus und dem Hl.Georg meditierte.⁶⁷⁷

Das Schrifttum erwies sich als etwas regsamer:⁶⁷⁸ selbst die Ridolfische Vita sah eine Reedition⁶⁷⁹ und die vorzüglichen Farbtafeln des neuen Buches von Giandomenico Romanelli zu den restaurierten Gemälden der Scuola Grande di San Rocco und drei kleinere deutschsprachige Monographien liessen sogar an der Frankfurter Buchmesse den Namen Robustis in Erinnerung rufen.⁶⁸⁰

Was die Restaurierungen – namentlich die in Hinsicht auf das Zentenar – angeht, so bemerkte man wenig Kohärenz der Analyse und Forschung, zumal sich noch immer die Technologien von Nord und Süd und die zwischen Privatatelier und öffentlichen Interventionen nach Tradition, Routine, Methodologie, Ethik und Forschungsansatz stark unterscheiden. Nur so wurde es möglich, dass man die Restaurierung eines Hauptwerks von Jacopo, die Himmelfahrt Mariens der Gesuiti-Kirche⁶⁸¹ in Venedig, die neben einer mageren Ausbeute ihrer "scheda" diskutable konservatorische Ergebnisse erbrachte und ohne jeden philologischen und technischen Rückbezug auf die Musterintervention des Schwesterstückes in Bamberg geschehen liess, die 1988 eine Publikation von nicht weniger als 250 Seiten über Restaurierung, Interpretation und ein ihr gewidmetes internationales Symposium (1986) gezeitigt hatte. Noch immer wird vielerorts nur um der ausstellerisch-ästhetischen bzw. kosmetischen Wirkungen restauriert und die gleichzeitige so einmalige Gelegenheit verpasst, dem Objekt radiographisch, physiologisch und interpretatorisch unter die Malhaut zu sehen. Immerhin wartete Florenz mit sehenswerten "recuperi" wie den beiden Leda-Darstellungen der Uffizien⁶⁸² und der Entrata in Gerusalemme⁶⁸³ auf, die das Frühwerk Tintorettos um Aspekte der Farbigkeit und der Philologie für künftige Vertiefung bereicherte. Die Brera kümmerte sich aufwendig um ihr Markuswunder, allerdings ohne besondere Hingabe an die ikonologische und ikonographische Auswertung⁶⁸⁴ und in Paris erstand die Ultima Cena von Saint François aus den Aschen hundertjähriger Verwahrlosung; dass man sich schliesslich in Detroit akribisch über die alchemisch-astrologische Allegorie der Träume beugte, erlaubt nun dank deren Frühdatierung neue Umplazierungen im Oeuvre.

Wenn Venedig versuchte, durch musikalische Akzente (Musikprogramm der Scuola Grande di San Rocco zum 8.Juni 1994) und alternative Itinerare den Gang auf den Spuren Robustis zu erleichtern und zu kanalisieren, so vermerkt man doch eine entscheidende Lücke im ideologischen Programm: eine zeitweise (warum nicht auch definitive?!) Wiedereinrichtung der originalen Bildbestände der ungebührlich verwaisten Scuola Grande di San Marco hätte die einmalige Anziehung geboten, einen weiteren (oder gar multipleren) kulturellen Kristallisationspol zur Scuola di San Rocco (neben der Madonna dell'Orto, dem Dogenpalast und den Gallerie dell'Accademia) zu bilden, der ja recht eigentlich 1548 mit dem Sklavenwunder den Ruhm Tintorettos begründete.
Aber was man 1994 versäumte, liesse sich immerhin 2018/19 nachholen, zumal mit der Publikation Michael Matiles⁶⁸⁵ zu den "laterali" ein zusätzliches Kompendium vorliegt, das ermöglicht, den originalen Bilderbestand und dessen ursprüngliche Plazierung in zahlreichen anderen Kulträumen Venedigs zu rekonstruieren und wohlmöglich in einigen Fällen erlaubte, Jacopo Tintorettos geniale gesamträumliche Visionen, die weit über ein Jahrhundert ihrer Zeit vorauseilten, wiedererlebbar zu machen.

Kurzum, ist man dem grossen Namen nach jenen Tizians, Bordones, Pordenones, Veroneses, Savoldos und Bassanos im Reigen der venezianischen cinquecentesken Zentenar-Omaggi gerecht geworden, oder geht das Jahrhundert mit einer – vor Tiepolos 300.Geburtstag 1996 und Lottos Farbtriumphen in Bergamo 1998 – der letzten grossen monographischen Gedächtnis-Manifestation zu Ende, ein Gefühl der organisatorischen und methodologischen Ohnmacht zurücklassend und der Gewissheit, dass die touristische Vermarktung eines grossen Kulturrepräsentanten mit dessen bedeutungsgemässer Darstellung kollidieren muss?

Die tröstliche Antwort ist wohl die, dass man Jacomo Robusti, il Tintoretto mit gereiften Einsichten, besserer Vorbereitung, neuen Ideen und wagnisfreudigeren Organisatoren, gesunderen Finanzen und breiterer internationaler Zusammenarbeit bereits zum Jahreswechsel 2018/19⁶⁸⁶ wieder feiern kann und dies mit der optimistischeren Perspektive einer 500-jährigen Wiedergeburt, die den etwas klanglosen heurigen Tod vergessen machen wird.

Diesem widersetzte sich immerhin ein Symposiumszyklus im Oktober 1994 unter dem Motto "Tintoretto oltre Venezia", durchgeführt vom Centro Tedesco di Studi Veneziani, mit Beiträgen verschiedener Forscher zu Fragen der religiösen und formalen Rezeption in Oeuvre und Werdegang Tintorettos, zur Tochter Marietta und Bilderschicksalen in Frankreich, sowie zur englischen Wiederentdeckung des Meisters im Ottocento.⁶⁸⁷

Wenig später folgte vom 24. bis 26. November ein den einladenden Universitätsinstitutionen hoch anzurechnender "Convegno internazionale di Studi su Jacopo Tintoretto nel IV Centenario della morte",⁶⁸⁸ der an die vierzig namhafte Forscher zusammenführte, die sich je dem Oeuvre Tintorettos genähert hatten. War dies gewissermassen die Grundsteinlegung der Absicht, ein neueres, aktuelleres Künstlerbildnis zu gewinnen, dessen Psychogramm noch so grosse enigmatische Leerflächen⁶⁸⁹ birgt und dessen Werke mit Sicherheit nicht wenige zeitliche,⁶⁹⁰ stilistische und evolutionäre Umschichtungen und Umdeutungen zu erwarten haben?
Weit davon entfernt, die einzelnen mitunter brillanten Vorträge kommentieren zu wollen, sei zusammenfassend vermerkt, dass sich das Tintoretto-Studium noch mit wenig verbindender oder überdisziplinärer Systematik, mehr Zufallsbegegnungen zufolge, mit seinem Protagonisten auseinandersetzt; der Flickenteppich entlegenster Berührungspunkte mit Werk, Ikonographie, Rezeption und Archivalien ist so buntgewürfelt wie disparat, aber auch so neugiererweckend und zum Vertiefen ermunternd wie kaum ein anderes Objekt forschenden Eros.
So umstanden das Sterbelager des grossen Toten die illustren Schemen von Tizian und Michelangelo, Serlio, Sansovino, Vittoria und Campagna, Greco, aber auch Ovid und d'Annunzio, Calmo, Aretin und Doni neben Ruskin, Henry James, Barrés, Sartre und Dvorák. Auch Tintorettos Frauen und Töchter, die Allegorien Paupertas, Caritas und Fortuna critica, die Schwestern Gestualità und Teatralià, sein leiblicher künstlerischer Nachwuchs Domenico und Marietta, seine Bottega und seine nordischen Epigonen, wiederaufgefundenen Auftraggeber und Sammler, seine Restauratoren, Graphikentdecker, Farbanalytiker und Computergrafiker waren gekommen, vom angegilbten Tintorettobild der Mostra von 1937 Abschied zu nehmen und die Sichtweise auf sein Erbe zu diversifizieren; sogar über zeitgenössische Musik gabs sowohl zu hören wie zu denken; und siehe da, ein schüchterner Humor warf seinen Ball, bzw. Schmiedehammer unter die Trauergäste...
Wie zu erwarten, schieden sich auch im Convegno 1994 die Methodologien der Annäherung an Tintoretto in Färbungen lateinischer, angelsächsischer und germanischer Traditionen, zwischen denen ein Brückenbau gute Dienste geleistet hätte, wäre dem Auditorium auch nur eine Minute der Diskussion gestattet worden; ja, an einem Tage des Treffens teilten sich die zeitgehetzten Referenten auf getrennte Tagungsorte und können nun nur aus den Atti erfahren, was ein fernhergeeilter Kollege kündete und wie er sich dessen entledigte...
Fazit der Kontakte und Ergebnisse des Tintorettojahres dürfte wohl sein, dass sich in Hinsicht auf das Jahr 2018/19 die Wege der Forschung koordinierten, sich Instanzen der Planung und Aufgabenverteilung bildeten und geignete Organe sich des Forschungsniederschlags annähmen. Welche universitäre Institution wäre geeignet, sich der Sammlung und Koordination der Themen, Thesen und Desiderate, der Publikate und Adressen zu widmen? Wenn sich Arte Veneta, Venezia Cinquecento, Arte Documento oder Studi Veneziani für 2018/19 dazu entschlössen, Jacopo Tintoretto zeitgerecht vor dem Ereignis seines Geburtszentenars etwa eine eigene Edition zu widmen, im Sinne einer Fortsetzung zu den anlässlich des Convegno von 1994 in Venedig vorgelegten und 1996 publizierten Forschungen und in der Absicht, auch unbekannteren Stimmen und jüngeren Kollegen das Wort zu erteilen, erhielten wir sicherlich ein neues Bild des Mannes, der die Malerei mit allen Gefährdungen, Wagnissen und Ausweglosigkeiten, die dies einschloss, in die Moderne überführte.

Und was gäbe es nicht alles noch zu tun!

Um sich klarmachen zu können wie viele und wie-geartete Wege der Annäherung an das Ouevre und die Person Tintorettos ausserhalb der klassischen Monographien, der Werkverzeichnisse, der monographischen Einzelstudien, der Restaurierrapporte und Farbanalysen, der Archivrecherchen, der Ausstellungs-Kompendien und der bibliographischen Aufarbeit noch geben könnte, seien hier stichwortartig und in summarischer Disposition Zielpunkte aufgelistet, die mir selbst im Laufe der letzten 30 Jahre als hinstrebenswert erschienen und die in einer künftigen weitergestreuten Arbeitsgruppe angesteuert werden könnten; deren Material liesse sich in gemeinsamer Koordination sammeln und auswerten und unter einem geeigneten Patronat zum neuralgischen Jubeljahr 2018/19 publizieren...

A) materiale Kriterien 1) methodische Untersuchung von Leinwandqualitäten a) Normalbindung und Köper, wo und wann? b) Werkstattcharakteristiken (Frühwerk, Spätwerk) 2) genaue Messung der Leinwandformate a) aktueller Zustand der Formate b) Anwendungsweise von piede und braccio veneziano c) Rekonstruktionskriterien fragmentarischer Formate d) Zufall, Zwänge, Spekulation zur originalen Rahmung 3) Studium v. Interaktion Raum, Geometrie u. Proportion a) Einflussnahme des Auftraggebers (Private, Scuolen) b) Einfluss d. funktionalen Lokalisation (Kult, Ämter) c) Einflussnahme lokaler Licht-Raumverhältnisse B) Gestaltungskriterien; Komposition 1) Tradition und Theorie (Alberti, Sansovino, Serlio u.a.) 2) 'sezione aurea'; Gesetzmässigkeiten des 'Schönen' 3) Fluchtpunkt, Raumkasten und Horizont 4) Wechselwirkung zwischen Thematik und Bildgeometrie 5) Symmetrie, Ponderation, Antithetik 6) Symbolgehalt der Bildgeometrien 7) Fläche/Raum + Figur/Bewegung = optische Dramatik 8) Kräfte- u. Bedeutungszentren (z.B.: Auge, Nabel, Hand) 9) Kontinuität von Real- und Fiktionsraum C) metrische u. zeichnerische Methoden der Annäherung 1) Messung & Nachzeichnung v. Formaten & Bildnähten 2) Auszirkelung der Grundgeometrien 3) Ausmittelung der Fluchtpunkte, perspektivische Gerüste 4) Flächen- & Raumrekonstruktionen (2 - 3-dimensional) 5) Informatik als Investigationshilfe (Auto-CAD uam.) D) hilfs- u. kunstwissensch. Untersuchungsmethoden 1) Auswertung materialanalytischer u. maltechn. Fragen a) Farbuntersuchungen (Sammlung und Auswertung) b) Grundier-Aufbau, Imprimitur, Lasur, Finitur usw. c) Bezüge z. Färberei, Cassone-Dekor, Wandmalerei 2) Sammlung foto- und radiographischen Materials a) Auflicht, Streiflicht, Durchlicht b) Fluoreszenztechniken, Infrarotreflektographie c) Radiographie und Autoradiographie 3) Schriftenanalytik a) Signaturen und Datierungen b) Tituli, Dedikationen, Omaggi usw. c) Musiknotaturen 4) Tintorettos Miniaturismus und Naturalismus a) Flora und Fauna b) Waffen, liturgisches Gerät c) Haargestaltung und Kleidung E) Formation 1) Hypothesen eines Bildungsitinerars a) Jacopo war nie in Rom b) Michelangiolismus, die Toscorömer c) Stationen im Veneto d) die Kunstmetropole Mantua 2) Grenzen des Autodidaktentums

F) Einflüsse aus dem künstlerischen Umfeld 1) Zitat, Omaggio, Plagiat a) graphische Vorlagen b) Architekturversatzstücke c) Dialog mit den Vorbildern 2) Rezeption a) Antike b) Jacopos früher 'Byzantinismus' c) 4-cento, Zeitgenossen (Bonifazio, Bordone) d) Literatur- und Bibelkenntnis 3) Agon und Paragone a) Konkurrenz und Kooperation b) Skulptur als Leitbild c) Primat des Malerischen d) "disegno" alla Tintoretto G) Einflüsse aus dem gesellschaftlichen Umfeld 1) Mäzene, Sammler und Auftraggeber a) Einzelfälle: Tommaso Rangone, Aretino b) Dogen, Magistrate, Nobilität c) Korporationen, Scuolen, Parocchial-Klerus d) Terraferma, die ausservenezianischen Höfe 2) der Freundeskreis, die Feinde a) Freunde (Sansovino, Aretin, Doni, Tizian u.a.) b) A.Calmo, Theater, Musiker u. Literaten c) Marietta, die Familiaren 3) Verhältnis zu Staat, Kirche u. ihren Vertretern a) Spielball oder Promotor v. Kultur & Kunst? b) Moral und Religiosität c) Mittel, Zweck oder Bekenntnis? H) Die Widersprüche des Botteghismus 1) Original od. Werkstatt-Wiederholung? 2) Bozzetto, Modello, Variante u. Kopie 3) Arbeitsteilung und Originalitätsverlust 4) Schnellmalerei und Massenproduktion 5) 'Profiliation' und Profilierung der Epigonen I) die modernen Züge des Einzelgängers 1) maltechnische Mutproben 2) Quellenvertrautheit 3) ikonographischer Eigenwille 3) Selbstlosigkeit und unternehmerische Piraterie 4) individuelle Spiegelung, Narzismus K) die geschichtliche Wertung 1) die Manierismusfrage 2) Das Oeuvre: Zäsur oder Kontinuität? 3) Nennwerte der Grösse? Qualitätsfragen 4) Genie und Könnertum 5) Fortuna critica im Zeitalter d. Kunstkonsumismus 6) Künstlerbild im Wandel a) Restaurierung und attributive Folgen b) Ausstellungszwänge, Publikum L) Tintoretto 1994 – 2018/19 .....Wer tut? ... Was?

Wenige dieser Fluren konnten bisher hinreichend beackert, geschweige beerntet werden, wenig Ertrag wurde zusammenfassend verwertet, manches ist Rohstoff geblieben, manches wurde von der Forschung seither auf frischen Nährboden umgebettet. Den hoffte ich mit erneuertem Myzel aus meiner alternden Miszellensammlung befruchtet zu haben...

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