Thüringer Landleben (1): In vielen Dörfern tobte nach 1989 ein Bauernkrieg
10.12.2013 - 10:32 Uhr
Kromsdorf (Weimarer Land). In vielen Dörfern tobte nach 1989 ein Bauernkrieg. Die Landwirtschaft machte nach der Wende eine dramatische Wandlung durch - anders als in den VEB war man in den LPGen der DDR bei der Privatisierung auf sich gestellt.
Kromsdorf bei Weimar ein Jahr vor der Wende. Die Geschäfte der LPG des Ortes mit Gemüse und Obst liefen so gut, dass man sich ein eigenes Kulturhaus, mehrere Verkaufsstellen und Eigenheime (Foto) für die Genossenschaftsmitglieder leisten konnte. Foto: TA-Archiv/Roland Obst
Die Türen im Flachbau der Erzeuger-Genossenschaft Kromsdorf (EG) stehen offen. Von den Schreibtischen her wird freundlich gegrüßt, ein Mann müht sich am Computer.
Vor einem Vierteljahrhundert war hier der Sitz der LPG Kromsdorf. Im ersten Stock verhandelt Bernhard Grobe, er war damals Produktionsleiter.
Seit über zwei Jahrzehnten führt der 63-jährige Grobe nun schon die Geschicke der Erzeuger-Genossenschaft. Die hat - abgesehen vom Firmensitz - mit der früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft nicht mehr viel zu tun.
Als Gemüse-Produzent gehörte Kromsdorf zu den Vorzeige-LPG im Bezirk Erfurt, der Vorsitzende Wolfgang Knaut genoss einen respektablen Ruf. Man bewirtschaftete Äcker in Kromsdorf, Schwabsdorf, Umpferstedt, Taubach oder Oberweimar.
Was immer auf den rund 3000 Hektar Feldern und Gewächshausflächen wuchs - Tomaten, Bohnen, Gurken, Kohl und vor allem Erdbeeren - war gefragt. LPG und Dorf waren eng verbandelt, vor allem das moderne Kulturhaus war weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.
Nach der Wende aber hätten sich die Rahmenbedingungen von heute auf morgen komplett verändert, sagt Grobe, der Knaut 1990 ablöste. Zu DDR-Zeiten riss der Großhandel den Kromsdorfern die Erzeugnisse buchstäblich aus der Hand. Der Handel aber war mit das erste, was nach der Wende eingestellt wurde. Um weitermachen zu können, hätten die Kromsdorfer einen eigenen Vertrieb aufbauen müssen.
Zunächst aber mussten auch die Mitglieder der LPG in Kromsdorf Anfang der 90er grundsätzlich darüber entscheiden, ob und wie sie den Betrieb weiterführen wollten. 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche wurden in der DDR genossenschaftlich bewirtschaftet.
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