Landtag von NÖ, XI



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Wir glauben, daß die heutige Schule wegen ihres sozialen Ausleseauftrages mit oft für Schüler uneinsichtigen Inhalten und Spiel- regeln leider noch immer ein zu großes Maß an Angst produziert. Die Schüler haben vor allem Angst vor dem Schulversagen, vor anderen Personen bloßgestellt zu werden. Aber auch die Eltern haben Angst, daß ihr Kind nicht den erwarteten Anforderungen ent-spricht, daß sie, die Eltern, durch das Versagen ihres Kindes bloßgestellt werden. Wir wagen die Behauptung, daß sich im Vergleich zu anderen Schulformen die neue Mittelschule als die angst-freieste erweist. Sie stellt schon von ihrer Konzeption her eine optimale Antwort auf die angst-verstärkende Isolierung im gegenwärtigen Schulsystem dar. Wenn die neue Mittelschule Regelschule wird, dann beherrschen vernünftige Motivationen in dem Schüler' adäquate Leistungsgruppen und weitgehende Angstfreiheit den Schulalltag, womit auch eine entsprechende allgemeine Leistungs-steigerung erreicht werden könnte.

Kein Leistungsabfall und keine Nivellierung, sondern Selbstverwirklichung durch soziales Lernen in der Gemeinschaft wäre das Ergebnis, das unsere Jugend für die Jahrtausendwende rüsten könnte. (Dkfm. Höfinger: Das glaubst Du aber selber nicht!) Ich glaube immer, Vinzenz, was ich sage.

Die Schulprobleme stehen auch immer mehr im Mittelpunkt von Zeitungsmeldungen. Zum Beispiel las man am Donnerstag, dem 29. November, bei Peter Rabl im Kurier: „Es wäre ein ungesundes Mißverständnis, diesen Zwang zur Zweidrittelmehrheit als Freibrief für die Blockade jeglicher Veränderung zu benützen. Nicht das sollte erreicht werden, sondern im Gegenteil, die behutsame Reform in Konsens.'' Leider kann ich als Lehrer im Rückblick auf mein Berufsdasein seit 1950 nur mit Bedauern feststellen, daß jede Änderung in unserem schon immer reformbedürftigen Schulwesen den beharrenden Kräften mühsamst abgerungen werden mußte. Es ist zum Weinen, na, kannst ruhig weinen, Kollege Blochberger. (Heiterkeit) Höre mir einmal zu, man muß sich wegen der Qualität der Argumente schämen, mit denen man konfrontiert wurde seit den beginnenden 50er Jahren, als ich in den Schuldienst eintrat. Ich gebe Ihnen nur zwei Stichproben, denn voriges Jahr habe ich zu diesem Thema um dreiviertel zehn Uhr gesprochen. Die Zweizügigkeit der Hauptschule, abgesehen von großen Städten - da hört sich das Lachen und das Witzeln auf - wurde dadurch verhindert, daß man ganz kategorisch von der Dienstbehörde zuerst die Teilung von Geschlechtern und dann nach Begabung in unseren Orten verlangte. Warum verlangte man das? Weil man gegen die Koedukation war, denn die Koedukation, damals der Unterricht von Knaben und Mädchen gemeinsam, das war die Vorstufe von Sodom und Gomorrha, das war der beginnende Sittenverfall. (Abg. Romeder: Nur Gomorrha, Sodom nicht!) Das ist jederzeit, wenn Sie wollen, mit Namen zu beweisen. Und ich sage Ihnen noch etwas. Als das Gespräch in der Lehrerschaft darum ging, daß die Lehrer hochschulmäßig oder hochschulähnlich ausgebildet werden, was ich da alles hörte! Wie Österreich zugrunde gehen wird, wenn das gute alte Lehrerseminar ruiniert wird von diesen Fortschrittswahnsinnigen. Das gute alte Lehrerseminar! Niveaulose, lächerliche Argumente, die sich die Bremser immer angeeignet und deren sie sich bedient haben, ganz würdig einzureihen in die heutige Argumentation ,,Zwangsschule", ,,Verstaatlichung der Kinder", ,,Eintopfschule" und so weiter und so fort.

Interessant ist nur, daß jene, ich möchte sagen Kolleginnen und Kollegen, und Frauen und Männer, die damals diesen Unsinn mit Vehemenz vertraten, heute erhobenen Hauptes durch unsere Dörfer und Städte gehen und sich ihres Beitrages zum Schulfortschritt wohl bewußt sind. Denn sie haben einen großen Beistand, den Beistand all jener, die so gerne ihre Meinung ändern, die Vergeßlichkeit. Aber solche Dinge kann man eben ganz einfach nicht vergessen. Ich freue mich heute schon darauf und ich hoffe, das gesund zu erleben, wenn die gemeinsame Schule der 10- bis 14jährigen längst Schulalltag sein wird und auch noch anderes Wirklichkeit geworden sein wird, jenen zu begegnen, die heute mit, ich muß sagen, oft sehr schlechten Mitteln versuchen, die Schule an jenem Fortschritt zu hindern, der unbedingt notwendig ist, damit sie nicht vom gesellschaftlichen Antrag überrollt wird.

Aber es ist - verzeihen Sie mir, ich spreche solche Worte sonst nicht sehr gerne aus - offensichtlich ein Privileg konservierender Politik, am Schulsektor schlicht und einfach danebenzustehen bzw. von der Entwicklung überrollt zu werden. Hier wird sicher von mir jetzt ein rhetorischer Gemeinplatz strapaziert, wenn ich die Feststellung treffe: Das österreichische Schulwesen befand sich im Jahre 1969 in einer ganz argen Krise. Explosion der Schülerzahlen, extreme Raumnot und ein un-wahrscheinlicher Lehrermangel waren die sichtbarsten äußeren Erscheinungen. Der damalige Unterrichtsminister Dr. Piffl-Percevic warf vor allem deshalb das Handtuch, weil er für seine Reformpläne keine, vor allem keine finanzielle Unterstützung von seinen zuständigen Regierungs-kollegen erhielt. Und wenn Sie mir gestatten, zu beweisen, daß das nicht in meiner Küche gekocht wurde, (Abg. Romeder: Das denke ich mir ohnehin!) möchte ich Ihnen aus ,,Profil" vom 15. Oktober ein kurzes Zitat vorlesen: ,,Keinesfalls nach den harten Auseinandersetzungen um die neunte Schulstufe, wie immer behauptet wird, sondern angesichts der ausweglosen Schulsackgasse trat daher der damalige Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic zurück und setzte zumindest für Insider - entschuldigen Sie, wir haben da eine Menge, die sind keine Insider - ein Signal." (Abg. Romeder: Wo haben wir sie?) Darüber können wir nachher reden. Sein Nachfolger, der heutige ÖVP-Obmann Alois Mo&, war keinesfalls taub. In Form der heute noch bestehenden Schulreformkommission vergatterte er nicht nur die bereits zum Wahlkampf gerüsteten Parteien zur schulpolitischen Zusammenarbeit, sondern sicherte sich auch breite Zustimmung im voraus, indem er Vertreter von Kammern, Ge-werkschaft, Wirtschaftsbund und Industriellenvereinigung mit in die Reformkommission aufnahm. Mocks schlechteste Tat vor der Abwahl der ÖVP war die Setzung eines Schwerpunktes: ,,Es ist notwendig, mehr als bisher beabsichtigte Entscheidungen im Rahmen von Schulversuchen zu erproben." Jetzt möchte ich Sie fragen, können Sie sich an die Rede des Herrn Dr. Taus erinnern voriges Jahr in Salzburg, wo er sagte, diese Schulversuche ruinieren das österreichische Schulwesen? Also ein Absetzen schön langsam von diesen Schulversuchen. Herr Mock hat es möglich gemacht, das wage ich hier als sozialistischer Abgeordneter festzustellen. (Abg. Buchinger: Es muß alles einmal zu Ende gehen!)

Die Regierung Kreisky hatte in den 70er Jahren zwar noch eine weitere Zunahme der Schülerzahlen in einem gewaltigen Ausmaß zu bewältigen, sie konnte jedoch trotzdem eine ungewöhnliche Schuloffensive mit noch nie dagewesenen Ergebnissen starten. Nur stichprobenweise: Frei Schulbücher, Schulfreifahrten, Förderunterricht. Während in der ersten Republik eine Mittelschule neu gebaut wurde, konnten in den vergangenen zehn Jahren 200 höhere Schulen in Niederösterreich gebaut werden. (Abg. Buchinger: Wo konnten 200 gebaut werden?) Entschuldigung, in Österreich. Eine Mittelschule in ganz Österreich und 200 Mittelschulen in ganz Österreich. Mittelschulen gibt es heute auch als allgemeinbildende Höhere Schulen. Heute besuchen 65% mehr 15- bis 19jährige weiterführende Schulen als vor zehn Jahren. Der Anteil der Mädchen ist wesentlich gestiegen und die Anzahl der Maturanten hat sich verdoppelt. 1970 wurden für das Schulwesen 7 Milliarden Schilling ausgegeben, (Abg. Romeder: Hast Du etwas dagegen?) 1980 werden es 29 Milliarden Schilling sein. Sie können den Wertverfall ruhig einrechnen, immer noch eine unglaubliche Steigerung.

Und ganz kurz nur Schlagwort: Schule, Familie, Elternrechte. Noch nie wurden die Eltern so intensiv in das Schulleben eingebunden wie heute. Schulgemeinschaftsausschüsse, Informationspflicht an die Eltern, Schulberatungsstellen und so weiter. Und erst diese 209 höheren Schulen ermöglichen es vielen jungen Menschen, bei den Eltern zu bleiben und nicht in kostspieligen Internaten wohnen zu müssen.

Über die Reformen, die kommen müssen, kann heute auch deshalb, glaube ich, ruhig entschieden werden, weil eben, sicher noch vom Unterrichtsminister Mock in die Wege geleitet, umfangreichste Schulversuche durchgeführt wurden. über die neue Schule der 10- bis 14jährigen, die eine gemeinsame Schule sein soll, müßte offen verhandelt und gemeinsam beraten werden. Die Zweidrittelmehrheit bei Schulgesetzen wird von den Sozialisten als Aufforderung zu gemeinsamem Vorgehen verstanden. Wir sind uns des Vertrauens der Österreicherinnen und Österreicher in Schulangelegenheiten sicher, denn schon am Beginn ihrer Bewegung schrieben die Sozialdemokraten auf ihre Fahnen: ,,Bildung macht frei". Jene Buben und Mädchen, die heute den Kindergarten besuchen, werden um die Jahrtausendwende in der Blüte ihrer Jahre stehen und Probleme zu bewältigen haben, die wir heute nur vage erahnen können. Die neue Schule soll ihnen jenes Wissen und jenes Können vermitteln, das sie wohl vorbereitet in das dritte Jahrtausend treten Iäßt. Wir rufen Sie daher alle ehrlichen und offenen Herzens auf, schaffen wir gemeinsam die bessere Schule für unsere Kinder. Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Ing. Schober.
Abg. Ing. SCHOBER: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Es sei mir gestattet als ,,schulischer Entwicklungsbremser'' in bescheidener Weise doch auch das Wort zum Kapitel 2 Unterrricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft, zu ergreifen. Wir haben auch heuer wieder - es ist schon gesagt worden - um 222,613.000 Schilling mehr für dieses Kapitel zur Verfügung und ich bin überzeugt, daß diese Beträge im Interesse der Schüler sicher gut angelegt sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, zwei Maßnahmen in diesem Lande sind als Meilensteine des Schulwesens zu betrachten. Das eine ist die innerhalb von 12 Jahren durchgeführte Schul-reorganisation die jedem bildungswilligen Schüler in diesem Lande die Chancengerechtigkeit sichert. Ich möchte von dieser Stelle allen danken, die in gemeinsamer Verantwortung dieses große Werk in unserem Lande durchgeführt haben. Die Voraussetzung allerdings waren Maßnahmen am Schulbau-sektor. Meine Damen und Herren, auch in diesem Budget ist der Schul- und Kindergartenfonds ein Schwerpunkt. Wenn wir uns heute in einer Resolution, was sicher richtig ist, Gedanken gemacht haben, wie man eventuell überbleibende Beträge aus diesem Schul- und Kindergartenfonds verwenden soll, dann ist ja damit nicht ausgesagt, daß im Rahmen der Finanzsonderaktion auch Ju-gendzentren und Kommunikationszentren für die Gemeinden gefördert werden können. Ich muß aber als Schulmann und doch einigermaßen Kenner dieser Materie hier feststellen, daß wohl von der Quantität der Schulbauten her sicher nicht mehr viel ins Haus stehen wird, wohl aber hinsichtlich der qualitätsmäßigen Ausstattung. Das möchte ich dahingehend verstanden haben, daß ich nicht einsehe, warum von den Volksschulen im ländlichen Raum beispielsweise nur 60% derzeit mit Turnsälen versorgt sind, weil diese Kinder im ländlichen Gebiet genauso das Recht haben, in zeitgemäß eingerichteten Turnsälen Leibesübungen zu machen. Meine Damen und Herren, es ist ein bisserl beschämend, wenn es Kinder gibt, die noch auf keiner Sprossenwand waren, die nicht mit Turn- bänken geturnt haben, ich rede gar nicht vom Reck. Auch diese Kinder hätten gerne einmal die Möglichkeit, gewisse Turnübungen machen zu können. Ich bin daher der Ansicht, daß sich in dieser Gesetzgebungsperiode sicher niemand den Kopf zerbrechen muß, wo die überflüssigen Gelder investiert werden sollen. Ich kann das zur Beruhigung sagen und bin überzeugt, daß man diesem Punkt bei den Turnsälen, bei Physiksälen, bei Chemiesälen sicher Rechnung tragen wird, nicht zu vergessen, daß durch Beschlüsse in der Schulorganisation, ich denke hier an Schulen mit Leistungsgruppen, auch erhöhte Raumerfordernisse anfallen werden.

In diesem Zusammenhang ist der Begriff der offenen Schule zu erwähnen. Das ist keine Erfindung von mir, das haben nämlich schon diese sogenannten ,,Entwicklungsbremser auf schulischem Gebiet" vor uns ausgesagt. Und zwar stellt man sich das so vor, meine Damen und Herren: Es wurden im Schulbau ungeheure Beträge an Steuergeldern investiert. Warum sollen diese Räumlichkeiten nicht auch außerschulisch von Jugendlichen, von Vereinen, benützt werden? Und warum sollte man nicht den Weg gehen, daß die örtlichen Behörden dies bewilligen? Derzeit ist das ja sicher möglich; wenn das auf Dauer geschieht, ist die Landesregierung zuständig, wenn das nur vorübergehend geschieht, die Bezirksverwaltungsbehörde. Nachdem man ja überall dafür ist, möglichst unbürokratische Entscheidungen zu treffen, und die örtlichen Politiker, ganz gleich welchen Coleurs, die örtlichen Verhältnisse sicher sehr gut kennen, könnte ich mir vorstellen, daß ein Gemeinderat oder dort, wo sich der Schulsprengel nicht mit der Gemeinde deckt, ein Schulausschuß auch entscheiden könnte, daß unsere Schulen zu Kommunikationszentren werden. Denn darin bin ich mit dem Herrn Landeshauptmannstellvertreter Czettel einer Meinung, daß Gasthäuser, Cafehäuser und Diskotheken, Herr Kollege, sicher nicht das optimalste Kommunikationszentrum unserer Jugendlichen sind. Solche Treffpunkte haben den Eltern schon manche Sorgen bereitet, denn es gibt ja neben der Suchtplage heute auch den Alkoholismus bzw. den Konsum von harten Getränken durch Jugendliche.

Ich möchte in diesem Zusammenhang daher einen Resolutionsantrag einbringen.

Resolutionsantrag

des Abg. Schober zu Gruppe 2 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1980, LT-12. ,,Nach dem NÖ Pflichtschulgesetz, LGBI. 5000, dürfen Baulichkeiten und Liegenschaften, von Katastrophenfällen abgesehen, einer schulfremden Mitverwendung nur mit Bewilligung zugeführt werden. Die Erteilung der Bewilligung obliegt, wenn die Schule nur vorübergehend einer schulfremden Mitverwendung zugeführt werden soll, bei allgemeinbildenden Pflichtschulen der nach dem Standort zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, bei berufsbildenden Pflichtschulen dem Gewerblichen Berufsschulrat. Im Falle einer nicht nur vorübergehenden Mitverwendung für schulfremde Zwecke ist zur Erteilung der Bewilligung die Landesregierung zuständig.

Im Bewilligungsverfahren ist zuerst eine schulfremde Mitverwendung für Zwecke der Kultur, der Volksbildung und des Sports zu berücksichtigen. Das Bewilligungsverfahren hat sich als sehr zeitaufwendig und umständlich erwiesen. Die Landesregierung wird daher ersucht, an die Bundes-regierung, insbesondere an das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, heranzutreten, damit durch Änderung des Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetzes, BGB1. Nr. 163/1955, in der derzeit geltenden Fassung, dem Landesgesetzgeber, in diesem Fall als Ausführungsgesetzgeber, die Möglichkeit eröffnet wird, die Inanspruchnahme von schulischen Einrichtungen für Zwecke der Kultur, der Volksbildung und des Sports generell, ohne daß es hiezu einer behördlichen Bewilligung bedarf, zu gestatten."

Ich könnte mir vorstellen, daß wir alle gemeinsam einen solchen Beschluß fassen.

Sehr geehrte Damen und Herren, vielleicht noch einiges zu den Zahlen. Ich möchte aus dem Schulbericht nicht zu viele Zahlen nennen, aber eines scheint mir interessant, die Gegenüberstellung der Schülerzahlen vom Herbst 1977, Herbst 1978 und Herbst 1979. Im Herbst 1977 war der Schülerstand an Volks- und Hauptschulen, Polytechnischen Lehrgängen und Sonderschulen im Lande Niederösterreich 175.749, im Herbst 1978 169.280 - eine Abnahme von 6.469 - und im Herbst 1979 164.387 - eine Abnahme um 4.893. Die Abnahme der Schülerzahlen betrug von 1971 bis 1977 13.240, in den letzten zwei Jahren jedoch 11.362. Meine Damen und Herren, diese Abnahme der Schülerzahlen ist sicher keine sehr erfreuliche Angelegenheit, denn wir möchten nicht, daß es vielleicht in unserem Lande durch diese Entwicklung einmal Schulruinen geben könnte, weil eben die Schüler für diese Schulen, die errichtet wurden, nicht mehr vorhanden sind. Die Zahlen beweisen, daß die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Pflichtschulen deutlich sinken. Diese negative Entwicklung wird sich in Zukunft auch in anderen Bereichen auswirken, meine Damen und Herren, und ich beneide keinen Sozialminister, der einmal im sozialen Bereich die Frage der Abgeltung der sozialen Leistungen lösen muß, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in die Pension und in die Rente gehen und diese geburtenschwachen Jahrgänge als Beitragszahler aufscheinen. Das wird uns sicher noch manches Problem schaffen.

Als Folge dieser Entwicklung ist selbstverständlich auch die Zahl der Klassen abgesunken und auf Grund der gegebenen Situation, meine Damen und Herren, weniger Schüler und genügend Lehrer, müßte es auch möglich sein - mein Vorredner hat dieses Problem ja angezogen -, daß es keine Klassen mit mehr als 36 Schülern gibt. Daher wäre mein Wunsch, ich habe das ja bei allen Ausführun- gen angeführt, sich des Problems der Klassenschülerzahlenherabsetzung anzunehmen. Es ist mir heute noch nicht ganz verständlich, daß seinerzeit im Parlament drüben die sozialistische Fraktion den Antrag auf Herabsetzung der Klassenschülerzahlen abgelehnt hat, weil das doch eine wesentliche Verbesserung in pädagogischer Hinsicht bedeutet hätte.

Dasselbe gilt für die Lehrerreserven. Ich möchte mich heute nicht zu ausführlich mit den Lehrer-reserven beschäftigen, ich habe die letzten Protokolle gelesen, dort habe ich ein paarmal zu diesem Problem gesprochen. Es tut sich ja einiges in Niederösterreich, sicher aber noch nicht befriedigend. Bei einem Stand von 70% Frauen im Lehrberuf kommt es natürlich vor, daß die Karenzierungen und die Urlaube größer sind. Daher müßte man sich diesem Problem der Lehrerreserve widmen, denn die Leidtragenden, wenn es keine Lehrerreserven gibt, sind ja die Kinder. In der letzten Wochenpresse ist ja eine gute Karikatur vom Ironimus, da steht ein Schüler in der Mitte und alle möglichen Parteien, Schulfachleute und sonstigen Leute reißen bei einem Eck an. Bitte, es möge der Schüler das Kind, bei allen diesen Fakten nicht auf der Strecke bleiben. Er ist das Wertvollste, was wir und der Staat besitzen.

Sehr geehrte Damen und Herren, gerade in der letzten Zeit wird über die Bildungspolitik, das wurde schon von meinem Vorredner angezogen, also über die Vorstellung von der österreichischen Schule, nicht nur im Kreis der Pädagogen oder im Bereich der Schulverwaltung, nein, sondern auf breiter Basis diskutiert. Was ich persönlich dabei eigentlich sehr bedauern muß, ist das, daß die angekündigten Informationskampagnen nicht eingesetzt haben, sondern bitte, meine Damen und Herren, die Manipulationskampagnen (Beifall bei der ÖVP.), wo man versucht, den Bürgern in diesem Lande etwas einzureden und aufzuoktroieren. (Abg. Leichtfried: Alles Manipulation!)

Die Österreichische Volkspartei bekennt sich zur Bildungsgesellschaft und ist sich dessen bewußt, daß Bildung ein entscheidender Faktor unserer heutigen gesellschaftlichen Dynamik ist. Von Bildung und Wissenstand unserer Bürger, meine Damen und Herren, hängt die Entwicklung der Wissenschaft und Technik, der Wirtschaft und Kultur ab. Nach den Vorstellungen der Österreichischen Volkspartei ist das Ziel der Bildung der mündige Mensch, der mündige Staatsbürger, der Entscheidungen verantwortungsvoll zu treffen vermag. Und wir bekennen uns auch zur permanenten Bildung. Permanente Bildung hilft nämlich dem Menschen, sein Leben in Beruf und Freizeit zu bewältigen und an den Prozessen einer demokratischen Gesellschaft mitzuwirken. Um dieses Ziel erreichen zu können, muß das Bildungssystem ein ausreichendes Angebot für alle Altersstufen umfassen. Und es muß nach Begabungen, ich darf das noch einmal sagen, nach Begabungen und Bildungszielen differenziert sein und für möglichst viele Übertrittsmöglichkeiten, wenn Sie wollen Differenzierungen zwischen den verschiedenen Bildungswesen sorgen. Ich darf hier an dieser Stelle festhalten, daß wir von der Österreichischen Volkspartei diesen eben vorgetragenen Forderungen in den schulge-setzlichen Bestimmungen stets Rechnung getragen haben und daß wir in Fragen der Schulpolitik, meine Damen und Herren, zu keiner Zeit eine Politik des ,,Alles oder Nichts", wie Sie das machen, betrieben haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn man allerdings die Äußerungen von Spitzenfunktionären Ihrer Regierungspartei, meine Damen und Herren, zu Fragen der Schulreform während der letzten Zeit liest, hat man den Eindruck, daß eben diese Politik des ,,Alles oder Nichts" von Ihnen angestrebt wird. Der Herr Blecha meint dazu und mein Vorredner liegt genau auf der Ebene, der rückständigste Standpunkt aller konservativen Parteien sei das, was man in der Österreichischen Volkspartei jetzt erleben muß. Wahrscheinlich deswegen, weil wir der IGES-Schule nicht zugejubelt haben, die Sie als das einzig Seligmachende preisen. Meine Damen und Herren, es dürfte vergessen worden sein, daß unter dem ÖVP-Unterrichtsminister Dr. Heinrich Drimmel gemeinsam - bitte gemeinsam - das große Schulreformwerk 1962 geschaffen wurde. Herr Abg. Stangl hat im Vorjahr hier an dieser Stelle festgestellt, wenn wir im österreichischen Schulwesen einen Meilenstein suchen, wäre dieser das Jahr 1962. Ich schließe mich dem vollin-haltlich an und glaube, daß eine Rehabilisierung der ,,Entwicklungsbremser" damit zu beweisen ist. Auch 1969 war es unser jetziger Bundesobmann Dr. Mock, der als Unterrichtsminister - das ist hier bereits festgestellt worden - die Schulreform ins Leben gerufen hat. Im Zuge dieser Reform sind auch Schulversuche vorgesehen, die sicher, wenn sie zielführend durchgeführt werden, eine wertvolle Entscheidungshilfe und ein wichtiges Instrument für den pädagogischen Fortschritt sein können. Mehr möchte ich zu dem Kapitel Schulversuche gar nicht sagen.



Und nun, meine Damen und Herren, ist über die Schule der 10- bis 14jährigen ein eminenter Meinungsstreit. Hier wird von den Schulversuchen aus mit einer falschen Feststellung operiert, ich darf das hier aussagen. An 10% der Hauptschulen wurden Schulversuche unter dem falschen Titel ,,Integrierte Gesamtschule" durchgeführt, weil es vom Inhalt her keineswegs Schulversuche der inte- grierten Gesamtschule sind, sondern Schulversuche mit einem differenzierten unterricht an Haupt-schulen, wo in Leistungsgruppen in den Gegenständen Deutsch, lebende Fremdsprache und Mathematik unterrichtet wird. Nach Aussage aller zuständigen Stellen, meine Damen und Herren, auch nach Aussage der Sozialisten, haben sich diese Schulversuche bestens bewährt und es wäre nun sicher logisch, die Neugestaltung der Hauptschule auf Grund der vorliegenden Schulversuchs- ergebnisse in Angriff zu nehmen. Und jetzt hat der Herr Minister, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, einen neuen Begriff hereingestellt. Er redet von der neuen Mittelschule. Auch klar, weil dieser Begriff sehr positiv besetzt ist. Neue Mittelschule! Die Leute fangen aber gar nichts an damit, man muß nur einmal hinausgehen und einen fragen. Hier glaube ich, wäre es zu einfach, einen gemein-samen Weg der niederösterreichischen Schüler zu beschreiten. Es besteht überhaupt kein Grund, meine Damen und Herren, eine bewährte und international anerkannte Schulform, wie das Gymnasium, eliminieren zu wollen. Und Spitzenpolitiker Ihrer Partei ziehen es ja auch vor, meine Damen und Herren, diese bewährten Schulen von ihren Kindern besuchen zu lassen. Warum steigen wir da auf die Barrikaden? Noch dazu, wo diese Schulform, wie ich schon gesagt habe, sehr gefragt ist und Hauptschule und Gymnasium verschiedene Zielsetzungen haben. Man möge bitte hier nicht immer von Wiener Verhältnissen ausgehen, wo es heißt, es gibt Schüler, die zur Hauptschule verurteilt sind und es gibt AHS-Schüler. Wien ist nicht Österreich, bei uns ist die Hauptschule intakt. Tragen wir den Erfordernissen des ländlichen Raumes Rechnung und machen wir eine niederöster- reichische Schulpolitik für den ländlichen Raum, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. - Abg. Lechner: Wir werden eine österreichische Schulpolitik machen!) Herr Kollege Lechner, wir machen keine Wiener, sondern eine österreichische Schulpolitik für den ländlichen Raum. Einverstanden. Aber eines darf ich Ihnen sagen, meine Damen und Herren, beide Formen haben nebeneinander Platz, Gymnasium und neue Hauptschule, und eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Ich schließe mich hier dem Schulsprecher der Österreichischen Volkspartei, Katschthaler, an, der sagt, Ungleiches gleich zu behandeln, ist ebenso ungerecht, wie Gleiches ungleich zu behandeln. Meine Damen und Herren, wer mehr Kinder hat - ich darf hier nicht nur als Abgeordneter, sondern als Vater von fünf Kindern sprechen -, der weiß, daß Kinder eben unterschiedlich veranlagt sind. Es liegt in der Natur des Menschen, meine Damen und Herren, was von sozialistischer Seite geleugnet wird. Dort ist die Vorstellung, daß die Menschen alle gleich sind und nur von der Umwelt her eine Verschiedenartigkeit auftritt. (Abg. Stangl: Der Lueger hat das gesagt!) Meine Damen und Herren, wenn mein Vorredner . . . (Abg. Lechner: Das hatte nicht kommen dürfen!) Ich weiß schon, meine Her- ren, Wahrheiten sind schmerzvoll. Lautstärke ist kein Argument, Herr Kollege Lechner. (Abg. Stangl: Das ist ein Rückschritt!) Meine Herren, ich weiß, diese Dinge tun weh.

Und der Herr Vorredner hat bei dieser Schule der 10- bis 14jährigen, ich habe genau zugehört, Amerika genannt. Ich habe die ,,Furche" da; ich habe alle „Furchen" mitgenommen, damit man mir nicht unterstellt, ich zitiere etwas, das nicht stimmt. Da lese ich in der ,,Furche" vom 28. 11.: ,,Amerikas öffentliche Schulen vor dem Chaos.'' Ich weiß, Sie sagen, keine Ahnung habe ich von den Dingen. Herr Kollege, wenn Sie besser informiert sind, können Sie dann herausgehen und dazu re-den. Schlechte Zeugen für eine Eintopfschule! Da heißt es wörtlich: ,,Von allem Anbeginn hat das amerikanische Schulwesen auf eine stärkere Differenzierung verzichtet. Heute gehen neun von zehn Jugendlichen in die High School, die sicher als Gesamtschule anzusprechen ist, die meisten sogar bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Aber die Zustände dort sind besorgniserregend." Und dann heißt es weiter: ,,Statistiken verraten, daß ca. ein Fünftel faktisch Analphabeten sind und im Lesen, Schreiben und Rechnen Schwierigkeiten haben." Wörtliches Zitat aus der ,,Furche", nicht auf meinem Mist gewachsen! Also, es gibt eine Reihe von Beispielen, meine Damen und Herren, daß diese soge- nannte Eintopfschule nicht den Erfolg bringt, den man sich verspricht.


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