Ein überaus wichtiger Punkt ist sicherlich auch der erzieherische Aspekt des Sports an und für sich. Deswegen ist es auch richtig, daß der Sport im Kapitel 2 mit Schule und Kindergarten, angesiedelt ist. Ich glaube, es ist heute schon von einigen Diskussionsrednern gesagt worden, daß man einfach zur Kenntnis nehmen muß, daß der Mensch unterschiedlich begabt ist. Nirgendwo kommt es so selbst-verständlich und so klar zum Ausdruck, daß Menschen, die selbst die gleiche Ausgangsbasis haben, nach gleichen Anfangschancen am Ende besser oder weniger gut sind. Das wird selbstverständlich akzeptiert. Ich glaube, der Reiz des Sports liegt gerade darin, daß man wirklich die Grenzen des eige- nen Könnens und auch die Grenzen des Nichtkönnens erkennen muß, erkennen lernen muß und man das dann einfach auch zu akzeptieren hat. Der Sport führt eigentlich jede Ideologie der Leistungs-feindlichkeit ad absurdum.
Und noch etwas, was man in letzter Zeit aus verschiedensten Dach- und Fachverbänden mit großer Besorgnis hört, das ist vor allem die Angst vor der Ganztagsschule. Meine Damen und Herren! Nehmen wir jetzt nur einen Bereich her, und zwar Jugendliche, Kinder, die bei einem Fußballverein sind. Ich nehme jetzt meinen Sohn selbst her, der ist neun Jahre alt, er spielt bei den B-Schülern, die trainieren dreimal in der Woche, haben am Freitag oder Samstag, also ein viertes Mal, noch ihr Meisterschaftsspiel. Wenn er in eine Ganztagsschule gehen müßte, wäre für ihn diese sportliche Betätigung sicherlich in der Art über Vereine unmöglich. Der Sport an und für sich würde nicht zugrunde gehen, aber er würde in einer vollkommen anderen Struktur und Konstruktion durchgeführt werden.
Meine Damen und Herren! In dieser Art, wie sie sich derzeit darstellt, wäre die Ganztagsschule sicherlich der Tod der freien Sportausübung und der freien Verbände und Vereine, und deswegen ist auch eine große Besorgnis bei den Dach- und Fachverbänden entstanden. Ich hoffe, daß bei der weiteren Diskussion auch jene Leute miteinbezogen werden, denn sie bilden einen großen Bereich unserer Gesellschaft. Ich sage, der Sport würde wohl nicht zugrunde gehen, aber der Mensch soll frei wählen können, wem er angehören will.
Noch ganz kurz einige Dinge, die im Bereich unseres Landes derzeit noch diskutiert werden. Wir haben jetzt zehn Jahre Sport, kann man sagen, hinter uns, zehn Jahre, echte Sportförderung im Land Niederösterreich. Wir haben ein Sportbuch im Land Niederösterreich, das auch sehr großen Anklang findet, das eine echte Dokumentation über die Tätigkeit in dieser Zeit darstellt. Es gibt Diskussionen - heute wurde schon gesagt, die Landessportschule berge Probleme in sich -, diese Landessportschule auszuweiten und sie im Zusammenhang mit dem bereits Bestehenden mit Unterstützung des Landes Niederösterreich und seiner Verbände zu vergrößern. Die Wege im Bereich der Sportmedizin müssen sicherlich neu überdacht werden, denn es ist in der nächsten Zeit eine absolute Notwendigkeit, daß man hier intensiver weiterarbeitet, um auch ein gesundes, ein wirklich gesundes Sporttreiben sicher-zustellen.
Sehr positiv ist in letzter Zeit auch die fachliche Beratung beim Bau von Anlagen zum Tragen gekommen. Es sind sicherlich schon viele Mittel dadurch eingespart worden, daß eine gleichzeitige Beratung stattgefunden hat. Etwas, das noch zu überlegen wäre, ist, im Rahmen des Sports eine Möglichkeit zu schaffen, auch günstige Darlehen an Vereine weiterzugeben, die bereit sind, selbst Sportstätten zu bauen. Eine direkte Subvention ist sicherlich nicht unbedingt möglich, um die Anlagen schnell fertigzustellen. Es gibt Sparten, die absolut in der Lage sind, die Darlehen auch wirklich zurückzuzahlen, zum Beispiel Tennis, Reiten oder sonstige Bereiche. Hier könnte man binnen kürzester Zeit noch zusätzliche Anlagen in unserem Lande schaffen. Zum Abschluß, meine Damen und Herren, möchte ich auch noch einmal herzlich danke schön sagen, daß es trotz aller budgetären Schwierigkeiten heuer möglich war, eine leichte Steigerung im Rahmen des Sportbudgets zu erreichen. Ich möchte auch danken einem Beamten, der von Anbeginn bei der Sache war. Es ist Hofrat Küssel, der oft in sehr unbürokratischer Weise geholfen hat und der diese zehn Jahre sicherlich auch mitgeprägt hat. Vor allem möchte ich immer wieder - das, glaube ich, können wir nicht oft genug tun - jenen Menschen danken, die täglich draußen stehen und die letztlich das Sportleben in Niederösterreich auf eine freiwillige, überaus ideelle Basis gestellt haben, die bereit sind, immer wieder mit unseren Jugendlichen, mit unseren Menschen draußen zu arbeiten und so diesen wichtigen Bereich unseres Lebens laufend gestalten. (Beifall bei der ÖVP und einigen Abgeordneten der SPÖ.)
ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächster Redner kommt der Abg. Wedl zu Wort. Ich erteile es ihm.
Abg. WEDL: Herr Präsident! Hoher Landtag! Ich möchte mich auch heuer wieder mit der Erwachsenenbildung und allen damit zusammenhängenden Fragen etwas näher beschäftigen und die derzeitige Situation beleuchten. In der sich rasch ändernden Gesellschaft von heute ist die ständige Weiterbildung zu einem wesentlichen Faktor sowohl des einzelnen als auch der Gesellschaft gewor-den. Die Erwachsenenbildung ist der Schlüssel für die kulturelle, wirtschaftliche und auch gesellschaft-liche Entwicklung. Der Stand der Erwachsenenbildung in einem Land kann als wichtiges Indiz für den Entwicklungsstand der modernen Gesellschaft angesehen werden. Daher begannen sich im zunehmenden Maße auch die politischen Parteien, die Religionsgemeinschaften, der ÖGB und auch die vielfältigsten gesellschaftlichen Kräfte stärker für den Ausbau der Erwachsenenbildung einzu-setzen.
Auch die Bundesregierung hat in ihrer Regierungserklärung vom 5. November 1971 dem Bereich der Erwachsenenbildung entsprechende Beachtung geschenkt. In dieser Regierungserklärung heißt es unter anderem: ,,In einer sich rasch ändernden Gesellschaft kann die Bildung nicht mit einer bestimm- ten Altersstufe als abgeschlossen betrachtet werden. Der permanenten Weiterbildung und insbesondere der Erwachsenenbildung, der Hilfe zur persönlichen Lebensgestaltung und beruflichen Mobilität kommt daher große Bedeutung zu." Es wurden daher auch die entsprechenden gesetzlichen Maßnahmen, wie zum Beispiel das Bundesgesetz über die Förderung der Erwachsenenbildung, des Volksbüchereiwesens, geschaffen. Die staatlichen Förderungsmittel für die Erwachsenenbildung wurden von Jahr zu Jahr wesentlich angehoben. Es mußte daher auch zur Verbesserung der Kooperation der Träger der Erwachsenenbildung untereinander kommen.
Der entscheidende Durchbruch kam mit der Gründung der Konferenz der Erwachsenenbildner Österreichs, kurz KEBÖ genannt. Auf Landesebene wurde die Niederösterreichische Konferenz der Erwachsenenbildner gegründet, die seither eine wirksame und segensreiche Tätigkeit entwickelt hat. In ihr sind in alphabetischer Reihenfolge die Arbeitsgemeinschaft der Bildungsheime Niederöster-reichs, das Niederösterreichische Berufsförderungsinstitut, das Evangelische Bildungswerk, das Katholische Bildungswerk, das Ländliche Fortbildungsinstitut, das Niederösterreichische Bildungs- und Heimatwerk, die Niederösterreichische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, der Verband der Nieder-österreichischen Volkshochschulen, das Wirtschaftsförderungsinstitut der Niederösterreichischen Handelskammer und das Niederösterreichische Kulturforum zusammengefaßt. Hier wird also wertvolle Arbeit gemeinsam geleistet. Daß die finanziellen Mittel, die der Bund, Land und Gemeinden sowie Institutionen für diese großen Aufgaben zur Verfügung stellen, immer zu gering sind, ist daher nur natürlich. Wenn es uns daher gelingt, schrittweise eine Verbesserung der Förderungsmittel zu erreichen, so sind sicherlich diese finanziellen Mittel sehr gut angelegt.
Auch die politischen Parteien haben die Wichtigkeit der Bildungsarbeit erkannt. Es wurden daher von der SPÖ das Dr. Karl Renner-Institut, von der ÖVP die Politische Akademie und von der FPÖ das Freiheitliche Bildungswerk gegründet. Darüber hinaus gibt es auch auf Länderebene Foren und Vereine, die den einzelnen politischen Parteien mehr oder weniger nahestehen. Auf dem Sektor der religiösen Bildungswerke ist vor allem das Katholische Bildungswerk der Diözese St. Pölten zu erwähnen, weil es kürzlich den 25jährigen Bestand feierte und in einem Jahr bei 2.000 Veranstaltungen mehr als 100.000 Menschen erfassen konnte.
Es zeigt sich also, daß die Bemühungen aller Erwachsenenbildungsorganisationen dahin gehen, daß die Bildung nicht mit dem Austritt aus der Schule aufhört, sondern daß Lernen, sich Weiterbilden, Pflege von Volkskultur etc. ein permanenter Prozeß ist, der niemals aufhören darf. Wir müssen den Menschen helfen, die Augen zu öffnen für alles Schöne, das es in unserem Land und auf der Welt gibt. Dieses Bemühen muß bis ins kleinste und in das abgelegenste Dorf unseres Landes reichen. Dazu wurden der Verband der Niederösterreichischen Volkshochschulen und das Nieder-österreichische Bildungs- und Heimatwerk geschaffen, das nun in das vierte Jahrzehnt seines Bestandes geht.
Dem Verband der Volkshochschulen gehören derzeit 66 Volksschulen in Städten und größeren Märkten an. Von diesen zentralen Punkten aus wird meistens auch eine Ausstrahlung auf die umliegenden Gemeinden erreicht.
Das Niederösterreichische Bildungs- und Heimatwerk befaßt sich mit allen Fragen des Volksbildungs-wesens, der Erwachsenenbildung und der Kulturpflege unter Berücksichtigung der nieder-österreichischen Eigenarten. An die 400 Ortsstellenleitungen sind bemüht, durch Vorträge, Kurse, Ausstellungen Kultur ins Volk zu bringen.
Die jährliche Erwachsenenbildnertagung in Langenlois stellt die Weichen für die Arbeit in der Zukunft. Daß drei Tage hindurch mehr als 120 Teilnehmer aus ganz Niederösterreich Geld und Freizeit für diese Aufgabe opfern, soll einmal lobend erwähnt werden. Als besondere Schwerpunkte der Bildungs- arbeit sind die politische - bitte, es ist nicht die parteipolitische gemeint - Bildung, die Zeitgeschichte zu verstehen, die Elternschule, Verkehrserziehung, Reisevorträge sowie auch alle Fragen von Ortsbildpflege, auf die ich bei anderer Gelegenheit noch zu sprechen kommen werde.
Die Familiensingwochen in der Gebirgsbauernschule Hohenleben haben solchen Anklang gefunden, daß nunmehr bereits zwei Kurse geführt werden müssen. Die Chorleitertagung in Krems fand guten Zuspruch, weil hier ausgezeichnete Pädagogen tätig sind. Neben der Tagung der Kulturschaffenden gibt es jährlich Tagungen der Heimatforscher, der Volkskundler sowie Informationstagungen über Bauen und Landschaftspflege. Die Arbeitsgemeinschaft für Literatur und Komposition sowie die Betreuer volkskundlicher Sammlungen sind Bestandteile unseres Verbandes.
Um alle Mitarbeiter ständig zu informieren, wurde heuer die Schrift ,,Bildung aktuell" ins Leben gerufen, die sich schwerpunktmäßig immer mit einem Thema beschäftig, wie zum Beispiel ,,offenes Singen - offenes Tanzen" etc. Es muß aber auch hier ganze Arbeit geleistet werden, und so mußte daher auch ein zweiter Landessekretär bestellt werden. Dem Niederösterreichischen Bildungs- und Heimatwerk angeschlossene Verbände und Vereinigungen dürfen nicht unerwähnt bleiben, und ich möchte aus der großen Zahl den Sängerbund sowie den Verband der Arbeitersänger erwähnen, die ebenfalls wertvolle Kulturarbeit durch Pflege des Gesanges leisten. Der Verband der Heimat- und Trachtenvereine Niederösterreichs leistet in seinen vielen Gemeinschaften wertvolle Brauchtums-pflege, aber auch volkskulturelle Arbeit. Durch ihre Arbeit ist es gelungen, Volkstanz, Volksmusik, Volkstracht und Volkslied wieder ins Bewußtsein der Menschen zu bringen. So möchte ich auch diesen 20.000 aktiven Brauchtumspflegern dieses Verbandes in Niederösterreich den herzlichsten Dank aussprechen. Mit großer Hilfe des Landes ist es gelungen, auch die Finanzen des Verbandes in Ordnung zu bringen. Es möge auch dieser Verein, der vor wenigen Tagen ein neues Sekretariat eröffnen konnte, einen kontinuierlichen Aufschwung nehmen.
Nicht unerwähnt sollen die jährlichen internationalen Austauschaktionen mit ausländischen Volkstums-gemeinschaften bleiben, die auch heuer wieder mit den Internationalen Volkskunstspielen in Krems den Höhepunkt hatten. Auch den Funktionären und Aktiven des Blasmusikverbandes, die hervor-ragende und beispielhafte Arbeit leisten, sei gedankt. Mit dem Verband der Amateurtheater, Schul- und Laienspiele wird in letzter Zeit vor allem sehr eng zusammengearbeitet.
Es soll aber nicht nur Erfreuliches berichtet werden. Zugegeben, Rundfunk und Fernsehen berichten in Nachrichtenform manchmal von unseren Veranstaltungen, wenn sie über ein gewisses Maß hinaus-gehen. Als aber die Erwachsenenbildner des Viertels unterm Wienerwald am 14. Oktober 1979 bei ihrer Tagung in Lindabrunn erfahren mußten, daß geplant sei, die so beliebten Sendungen wie „Fein sein, beieinander bleiben" und ,,Sing mit", also ausgesprochen volkskundliche Sendungen ein-zustellen, wurde spontan und einhellig eine Protestresolution an den ORF abgesandt. Darin wurde unser Befremden darüber zum Ausdruck gebracht, daß gerade solche Sendungen der Neuplanung im ORF zum Opfer fallen sollen. Wir vermeinten, daß es noch weit mehr Sendungen im Fernsehen gäbe, nach denen kein Hahn krähen würde, wenn sie nicht mehr im Programm stünden.
Auf den diesbezüglichen Brief, den ich im Namen der Kollegen im Viertel unterm Wienerwald geschrieben habe, bekam ich vom zuständigen Programmintendanten Wolf in der Maur wörtlich folgende Antwort: ,,Bei den ursprünglichen Planungen stellte sich heraus, daß die Sendung ,,Fein sein, beieinander bleiben" sendemäßig in FS 1 nicht mehr unterzubringen war und FS 2 für eine Über-nahme keinen Sendeplatz hatte. Wie auch in einer Sitzung mit dem einschlägigen Referenten der Landesstudios besprochen, kann daher diese Reihe nicht mehr fortgesetzt werden. Diese interne Entscheidung ist nicht etwa leichtfertig getroffen worden, sondern das Ergebnis sehr langer, zahl-reicher und besonders gründlicher Beratungen. Derzeit arbeitet ein aus einschlägigen Referenten und Landesintentendanten zusammengesetzter Ausschuß an zukünftigen Regionalisierungsplänen und so weiter."
Im weiteren Verlauf wird der Rat gegeben, im Rahmen des Ö-Bildes volkskundliche Sendungen unter-zubringen, welcher Rat auch dem zuständigen Referenten des Landesstudios erteilt wurde, da der Landesintendant ja in erster Linie darüber autonom entscheiden kann. Mit keiner der Vereinigungen der Erwachsenenbildung, Volkskultur oder Brauchtumspflege wurde auch nur ein Wort abgesprochen. Aber diese Sache ließ uns nicht ruhen, und so richtete unser Vorsitzender, Professor Gruber, an Dr. Paul Twaroch als Landesintendanten eine Art Protestbrief und erhielt umgehend auszugsweise folgende Antwort:
,,Die Absetzung der Sendereihe ,,Fein sein beieinander bleiben" erfolgte ohne meine Zustimmung, während die Weiterführung der Sendung ,Sing mit' dank des tatkräftigen Einsatzes des Landes-intendanten Hofer gesichert werden konnte. Ich selbst (schreibt Dr. Twaroch) habe Herrn Wolf in der Maur in einem ausführlichen Schreiben gebeten, sich dafür zu verwenden, daß eine entsprechende Zeit und natürlich auch die erforderlichen Produktionsmittel weiter zur Verfügung stehen sollten. Die Antwort war leider vorerst negativ. Der im Schreiben von Herrn Wolf in der Maur gegebene Hinweis auf eine noch in der Zukunft liegende Fernsehregionalisierung erscheint mir wenig tröstlich." So wort- wörtlich Dr. Paul Twaroch.
Zu den Hinweisen auf das Ö-Bild und das Ö-Bild am Sonntag möchte ich nur bemerken, daß jetzt schon viel zu wenige Termine zur Verfügung stehen, um die vorhandenen Programmbedürfnisse zu befriedigen. Abschließend gibt uns Dr. Twaroch noch die Versicherung ab, daß er nichts unversucht lassen werde, um diese, wie er schreibt, wichtige Volkskultursendung wieder aufleben zu lassen.
Ich glaube, daß auch solche Praktiken einmal in aller Öffentlichkeit aufgezeigt werden sollen. Es ist unser aller Geld, welches beim ORF für Produktionen oder, wenn Sie wollen, auch Fehlproduktionen verwendet wird. Ich glaube, daß auch der Niederösterreichische Landtag im Namen aller sich um die Erwachsenenbildung, das niederösterreichische Volks- und Brauchtumswesen bemühenden Vereinigungen seine Stimme erheben soll, daß nicht ohne uns wichtige und beliebte Sendungen unter den Tisch fallen. Es geht meiner Meinung nach nicht nur um diese beiden Sendungen, sondern auch um die vielen Ausstrahlungen, wo nur Negatives gezeigt wird, wo Mord, Terror, Brutalität herrschen. Sie beherrschen leider unsere Bildschirme, weil es eben auch so viel Haß auf dieser Welt gibt.
Man sollte, und darum würde ich auch ersuchen, mehr positive Akzente setzen und auch mehr Akte der Freundschaft und Nächstenliebe im Fernsehen unterbringen. Vergessen wir nicht die Bildungs-sendungen, die sicherlich nicht so beliebt wie Showsendungen oder Krimis sind, aber mehr zur Ver- wirklichung des Menschen beitragen. Hier müßte der ORF und auch alle Massenmedien mithelfen. Erfreulich sind - und sollen deshalb er- wähnt werden - die unter den verschiedensten Titeln von den Tageszeitungen veranstalteten Hilfsaktionen von Ombudsmännern sowie auch von Vereinen, wie zum Beispiel die von den Niederösterreichischen Gendarmeriefreunden kürzlich gestartete Aktion. Sie sind ein Betrag zur positiven Lebensgestaltung. Nur wenn wir gemeinsam, die öffentlichen Stellen, die Erwachsenenbildung und die freien Verbände der Erwachsenenbildung, zusammenarbeiten und auch um die Mithilfe der Medien ersuchen, können wir den großen Aufgaben der Zukunft gerecht werden. Bildung verlangt die Mobilisierung aller Menschen in Stadt und Land sowie des Verstandes und des Geistes. Tun auch wir im Land hiezu unser Bestes. (Beifall bei der SPÖ und einigen Abgeordneten der ÖVP.)
ZWEITER PRÄSIDENT BINDER: Als nächste Wortmeldung liegt die des Abg. Sulzer vor. Ich erteile ihm das Wort.
Abg. SULZER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem nunmehr Landesausstellungen und Landesmuseen im Kapitel 2 verhandelt werden, gestatten Sie mir dazu einige Worte. Die großen Landesausstellungen, die vom Kulturreferat seit vielen Jahren durchgeführt werden, waren immer wieder ein Höhepunkt in der Kulturarbeit im Lande Niederösterreich und auch Höhepunkt unseres kulturellen Geschehens, eines Geschehens das weit über die Grenzen unseres Landes hinausreicht und auch über die Grenzen Österreichs hinaus immer Beachtung gefunden hat. Wenn heuer 112.000 Besucher in Wiener Neustadt waren, um die Ausstellung ,,Die Zeit der frühen Habsburger" zu besuchen, so zeigt das, daß trotz des schwierigen Themas, das hier gezeigt wurde, immer wieder viele Menschen darauf warten, mit den verschiedensten Problemen sowohl der Vergangenheit als auch mit denen der Gegenwart konfrontiert zu werden. Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart hat zum Beispiel auch die Jagdausstellung im Schloß Marchegg ,,Jagd - einst und jetzt" gezeigt. Es gibt echte Stammbesucher bei unseren Landesausstellungen. Ich habe das bei der Begrüßung einiger Jubiläumsbesucher unserer Ausstellung ,,Kunst der Ostkirche" fest-stellen können, und diese Stammbesucher könnten, so wie manche Stammbesucher bei Wander-tagen oder bei der Benützung von Wanderwegen, wenn sie einen Nachweis, einen Paß hätten, vielleicht einen sehr großen Nachweis über ihre Teilnahme an solchen Ausstellungen des Landes Niederösterreich erbringen.
Dabei muß uns klar sein, daß die Zahl der Besucher nicht immer identisch ist auch mit der Zahl der echten Interessenten an einer Ausstellung oder an der Themenstellung einer solchen Ausstellung. Aber solche große Landesausstellungen sind auch oft mit Nebenveranstaltungen verbunden, die Anziehungspunkt für Besucher sind. Auch geplante Autobusfahrten bringen Besucher mit, die viel- leicht ursprünglich gar nicht die Absicht hatten, allein zu. dieser Ausstellung zu fahren, man muß eben dann das Programm mitmachen und einfach auch mitfahren. Aber alle diese Besucher und vielleicht alle jene, die ohne Vorbelastung oder Vorkenntnisse zu einer solchen Ausstellung kommen, nehmen von dieser Ausstellung sicherlich eine Erweiterung ihres Gesichtskreises mit, sie nehmen ein neues Wissen mit, werden mit Themen vertraut, die ihnen zum Teil vielleicht früher fremd gewesen sind. Jeder von uns hat vielleicht schon selbst gehört, wenn eine größere Gruppe eine Ausstellung oder ein Museum verläßt, daß man da sagt, ,,das haben wir vorher nicht gewußt, haben wir zum erstenmal gehört", es waren zum Teil auch die Worte, ,,es war etwas Schönes, das gezeigt wurde".
Ich habe nur für zwei solcher Großveranstaltungen des Landes bei uns im Stift Herzogenburg als ein bisserl Teilverantwortlicher mitgewirkt, und nach einem gewissen zeitlichen Abstand - es sind schon wieder zwei Jahre her - getraue ich mich zu sagen: Hätte man bei jeder Ausstellung, das trifft auf jede Ausstellung zu, nur auf den Besucher allein gewartet, dem gerade das Spezialgebiet besonders zusagt, und nur auf den an diesem Spezialgebiet eben echt Interessierten, dann würden unsere stolzen Besucherzahlen bei den Landesausstellungen sicher anders aussehen. Das hat das Kulturreferat des Landes richtig erkannt.
Mit einer breiten Werbung werden immer mehr und immer neue Kreise angesprochen. Die Schulen wurden eingeladen, die Heime, Organisationen, auch vor allem unsere Pensionisten und Senioren-organisationen, die auch einen großen Teil der Besucherzahlen darstellen. Darunter waren vielleicht viele viele Menschen, die früher nie in das Wiener Bürgerliche Zeughaus gekommen wären. Aber in der Schallaburg haben sie die kostbaren Schätze des Wiener Bürgerlichen Zeughauses gesehen, weil sie eben darauf besonders angesprochen wurden. Die Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen ist vielleicht für jeden von uns noch in einer etwas unguten Erinnerung, wenn ich die anwesenden Lehrer ausnehme, weniger wegen der Blutopfer, die es damals gegeben hat, aber vor allem deshalb, weil wir peinliche Prüfungsfragen über diese Schlacht in der Schule über uns ergehen lassen mußten. Die gezeigte Ausstellung, sie hat den Grund des Krieges und die Auswirkungen des Krieges gezeigt. Hätte man sie früher gesehen, wäre vielleicht die Prüfungsnote eines manchen unter uns eine bes-sere geworden.
Es ist sicher schwer, immer jene Themenkreise zu finden, die populär sind und einen größeren Besucherkreis anziehen. Da es aber doch schon einen gewissen Stammbesucherkreis gibt und jene, die schon darauf warten, welche Ausstellung das Land im nächsten Jahr veranstalten wird, kann man sich auch über Themen wagen, die von vornherein nicht immer sehr publikumswirksam erscheinen? die aber doch einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum hinterlassen werden. Wenn jetzt die ,,Zeit Kaiser Josephs 11." nächstes Jahr im Stift Melk gezeigt werden soll, dann wird diese Ausstellung sicher größtes Interesse finden, wegen des Stiftes Melk, aber auch deshalb, weil das Wirken Joseph 11. zu großen innenpolitischen Veränderungen und Reformen geführt hat. Ebenso gespannt können wir auch sein auf die Ausstellung des Jahres 1981 im Stift Zwettl, ihr Titel soll lauten: ,,Die Kuenringer und das Werden des Landes Niederösterreich."
Es gibt aber neben den großen Ausstellungen auch eine Reihe von vielleicht nicht so sehr beachteten Aktivitäten unseres Landesmuseums. Das sind jene Ausstellungen, bei denen eben der große Pomp fehlt, das große Image, und die auch nicht immer das große Engagement der Presse finden, denn wer schreibt schon sehr viel darüber, daß einige Monate hindurch über das Leben und Wirken Bürger und Bauern im Weitental eine Ausstellung veranstaltet wurde? Der Kurier hat darüber geschrieben, aber im großen und ganzen hat sie nicht diese Breitenwirkung gefunden.
Alles, was sonst das Landesmuseum in einer Vielzahl von Ausstellungen brachte, war eben wieder für einen besonders interessierten Personenkreis geeignet und auch diesem gewidmet, und das sollte auch in Zukunft so sein. Das gilt nicht allein für das Landesmuseum in Wien, sondern auch für alle Außenstellen des Landesmuseums. In diesen werden die verschiedensten örtlichen und auch fach-lichen Sonderprobleme gezeigt. Wo anders sonst als in Petronell sollte zum Beispiel ein Donau-museum stehen oder in Weißenkirchen ein Wachaumuseum, um nur einige zu nennen, ein Barock-museum in Heiligenkreuz-Gutenbrunn?
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