Was mir besonders am Herzen liegt, sind drei Schulbauvorhaben auf diesem Gebiet. Das ist in Waldegg das Internat. Das ist menschenunwürdig. Ich muß sagen, die Zustände im Internat in Waldegg sind eine Schande für Niederösterreich und die Landesverwaltung. Daher ist es hier zu einer Absprache mit der Kammer gekommen, wonach die Kammer eine Vorfinanzierung mit Zinsenzuschuß übernehmen wird, sodaß dieser Internatszubau jetzt in Angriff genommen werden kann und die Rückzahlung dann 1983/84 erfolgt. Das ist schon im Programm enthalten, es ist nur eine Vorziehung im Hinblick auf die Dringlichkeit. Ich darf heute schon den Hohen Landtag ersuchen, daß er, wenn ihm die Vorlage in den nächsten Monaten zugeleitet wird, dazu die Zustimmung gibt, weil Waldegg, wie gesagt, zur Zeit vielleicht das dringendste Problem überhaupt ist. Dazu kommt auch der Zubau in Lilienfeld, wo die Verhältnisse in der Werkstätte und im Internat unbedingt zu verbessern sind.
Zwei Sätze noch zum Ausbau des Kindergartenwesens, das ja auch sehr ausführlich besprochen worden ist. Wir werden in ganz kurzer Zeit räumlich soweit sein, daß wir für alle Kinder, die einen Kindergarten in Anspruch nehmen wollen, auch Plätze zur Verfügung stellen können. Es wird maximal noch ein bis zwei Jahre dauern. 80% Versorgung, Vollversorgung heißt nicht 100 %, ist schon gesagt worden, weil ja der Kindergartenbesuch freiwillig ist. Ich hoffe nur, daß die Menschen wirklich von dieser Einrichtung Gebrauch machen. Es geht also in Hinkunft um die sukzessive Verbesserung des Kindergartenwesens und weniger um den quantitativen Ausbau. Die Herabsetzung der Kinderzahl ist ja in der Zwischenzeit erfolgt. Eine verstärkte logopädische Betreuung, die Hör- und Sehtests sind forciert fortgesetzt worden und auch die Forcierung des Ausbaues der heilpädagogischen Kindergärten.
Über die Richtlinien für den Transport von Kindergartenkindern hat es natürlich in der Landesregierung einige Male doch sehr lebhafte Diskussionen gegeben. Einmal aus formellen Gründen, weil ja dem Landtag seitens der sozialistischen Abgeordneten eine Gesetzesvorlage zugeleitet wurde, um diese Frage zu regeln. Wenn nun die Landesregierung durch die Erlassung von Richtlinien mitten in diesem Verfahren die Entscheidung des Landtages einfach vorwegnimmt, dann habe ich dabei ein ungutes Gefühl. Entweder beschäftigt sich jetzt mit dieser Sache der Landtag oder die Landesregierung. Ich habe mir sagen lassen, daß die Vorlage des Landtages aus diesem Grund gegenstandslos sein wird. Ich weiß nicht, ob es in diesen Fällen der richtige Weg ist, daß die Regierung, wenn sich der Landtag einer Sache annimmt, das einfach unterläuft, aus welchen Gründen immer, und in Form von Richtlinien eine Regelung trifft, die natürlich auch nicht unbestritten ist.
Wenn Sie nur bedenken, daß hier keine Kilometergrenze für die Übernahme der Fahrtkosten oder die Zuschußleistung angegeben wird, sondern nur der Begriff des geschlossenen Siedlungsgebietes, und wenn Sie sich die räumliche Situation der niederösterreichischen Siedlungen vor Augen halten, dann werden Sie erkennen, daß es sicher nicht einfach sein wird, diese Frage im Einzelfall zu entscheiden. Die Ausnahmen, die möglich sind, bringen ja dann die Unsicherheit im besonderen hinein. Man hätte eine Kilometergrenze hineinnehmen sollen, wie etwa bei den Schulfahrtkosten, so problematisch das in einigen Fällen sein mag, das stimmt schon, wie die Frau Abgeordnete bemerkte. (Abg. Ing. Kellner: War ein einstimmiger Regierungsbeschluß! - Abg. Romeder: Warum kritisieren Sie das dann?) Selbstverständlich, na sicher, das war in der Regierung. Man hat halt gewisse Bedenken, die sind auch zu Protokoll gegeben worden. Es kann doch über die Formulierung gewisse Bedenken geben, aber diese Lösung, da es sich um einen ersten Schritt handelt, ist besser, damit die Gemeinden endlich unterstützt werden, (Abg. Romeder: Aus Ihren Ausführungen war ersichtlich, die Sie auch zugestimmt haben!) Entschuldigung, ich habe deutlich zum Ausdruck gebracht, es müßte da etwas klargestellt werden.
Darf ich also festhalten, ich bin nach wie vor der Meinung, daß in einzelnen Punkten andere Lösungen hätten gefunden werden sollen. Aber was hat das damit zu tun, daß ich letztlich doch gesagt habe, na schön, es ist besser als keine Lösung, daß die Gemeinden eine Unterstützung bekommen, wobei ich nach wie vor die Auffassung vertrete, meine Damen und Herren, die Formulierung, ein Drittel bis zur Hälfte der Transportkosten als Zuschuß des Landes an die Träger der Transportkosten als Zuschuß des Landes an die Träger dieses Transports - das müssen nicht Gemeinden sein - kann bedeuten, daß die Eltern herangezogen werden.
Genau das ist es, wogegen ich mich wirklich sehr sträube, weil ich meine, daß die Eltern in den Streulagen aus verschiedenen Umständen sowieso benachteiligt sind und daß diese jetzt ebenfalls finanziell belastet werden sollen. Die Kosten sollten sich doch Land und Gemeinden teilen, indem Land und Gemeinden 50% tragen. Das sind einige Bedenken, die wir gehabt haben, die auch in der Regierung vorgebracht worden sind. Ich möchte das auch hier nicht verschweigen. Natürlich haben wir dann zugestimmt, weil es, wie gesagt, ein Schritt zur Lösung dieses Problems ist.
Meine Damen und Herren! Wir haben eigentlich in all den drei großen Problemkreisen, die ich jetzt nur angedeutet habe, in der Frage des Pflichtschulausbaues, des Berufsschulbaues und des Kinder-gartenbaues ein Stadium erreicht, das wir am Ende dieser Periode mit dem Ausbau im wesentlichen vollzogen haben werden. Diese Fragen werden im Budget nicht mehr jene Schwerpunktfunktion haben, wie das in den vergangenen Jahren der Fall war. Trotzdem, meine Damen und Herren: Es geht um die Jugend, und wir dürfen in der Obsorge für diese Jugend nie erlahmen, denn für sie ist die beste Einrichtung, sind die besten Schulen, die besten Kindergärten gut genug. Ich darf Sie bitten, daß Sie auch in Hinkunft Ihr Augenmerk auf diese Problematik richten. (Beifall bei den Sozialisten.)
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Die Rednerliste ist erschöpft. Der Herr Berichterstatter hat das Schlußwort.
Berichterstatter Abg. KURZBAUER: Ich verzichte.
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zur Abstimmung liegt vor die Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft, sowie die zu dieser Gruppe gestellten Resolutionsanträge der Abgeordneten Ing. Schober und Jirkovsky.
Ich lasse zuerst über den ordentlichen und außerordentlichen Teil sowie den Konjunkturausgleichsteil dieser Gruppe und dann über die Resolutionsanträge abstimmen.
Ich bitte den Herrn Berichterstatter, nunmehr den Antrag zur Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft, ordentlicher Teil, außerordentlicher Teil, Konjunkturausgleichsteil, zu stellen.
Berichterstatter Abg. KURZBAUER: Ich stelle den Antrag, die Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft, im ordentlichen Teil mit Einnahmen von 3.828,943.000 Schilling und Ausgaben von 4.721,639.000 Schilling im außerordentlichen Teil mit Einnahmen von 2,500.000 Schilling und Ausgaben von 126,829.000 Schilling und im Konjunkturausgleichsteil mit Ausgaben von 50 Millionen Schilling zu genehmigen.
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Wir kommen zur Abstimmung. (Nach Abstimmung über die Gruppe 2, Unterricht, Erziehung Sport und Wissenschaft, ordentlicher Teil, außerordentlicher Teil, Konjunkturausgleichsteil in Erfordernis und Bedeckung): Einstimmig angenommen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über die Resolutionsanträge.
(Nach Abstimmung Über den Resolutionsantrag 14 des Abg. Ing . Schober, betreffend die schulfremde Mitverwendung von Baulichkeiten und Liegenschaften): Einstimmig angenommen.
(Nach Abstimmung Über den Resolutionsantrag 15 des Abg. Ing . Schober, betreffend eine Jugendberatungsstelle): Einstimmig angenommen.
(Nach Abstimmung Über den Resolutionsantrag 16 des Abg. Ing . Schober, betreffend die Beaufsichtigung von Fahrschülern): Einstimmig angenommen.
(Nach Abstimmung über den Resolutionsantrag 17 des Abg. Ing . Schober, betreffend die Regelung des schulärztlichen Dienstes): Einstimmig angenommen.
(Nach Abstimmung über den Resolutionsantrag 18 der Frau Abg. Jirkovsky, betreffend Plätze in heilpädagogischen Kindergartengruppen): Einstimmig angenommen.
Ich ersuche den Herrn Berichterstatter, zur Gruppe 3, Kunst, Kultur und Kultus, ordentlicher Teil, zu berichten.
Berichterstatter Abg. KURZBAUER: Die ordentlichen Ausgaben der Gruppe 3, Kunst, Kultur und Kultus, beinhalten die Aufwendungen für bildende Künste und Musik und darstellende Kunst, Schrift-tum und Sprache, Heimatpflege, sonstige Kulturpflege und Kultus.
Sie betragen 151,659.000 Schilling, denen Einnahmen von 9,467.000 Schilling gegenüberstehen. Der prozentuelle Anteil am Ausgabenvolumen des ordentlichen Teiles des Voranschlages macht 0,88 % aus.
Ich darf den Herrn Präsidenten bitten, die Debatte einzuleiten.
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Abg. Wagner.
Abg. WAGNER: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Das Wort Kultur wird heute wie vielleicht kein zweites von vielen Menschen ausgesprochen, geschrieben und auch mißverstanden. Manchmal wird der Begriff der Kultur viel zu eng gefaßt. Man meint ,,Musik und darstellende Kunst" und glaubt, damit den Begriff ,,Kultur" bereits umfassend definiert zu haben. In einem relativ neuen Lexikon aus dem Jahre 1956 steht zu dem Begriff Kultur: ,,Philosophische Bezeichnung der verschieden definierten Begriffe." Und dann weiter: ,,Die Gesamtheit der erlernten Verhaltensweisen, überkommene Einstellungen, Werksysteme und Kenntnisse, die für die Mitglieder der Gesellschaft weitergegeben werden." Diese sehr abstrakt klingende Version zeigt die Weite des Kulturbegriffes. Eine andere Definition besagt: ,,Kultur umfaßt alle schöpferischen Äußerungen des Menschen, vom Alltagsverhalten bis zu den Spitzenleistungen in Wissenschaft und Kunst." Ich gebe zu, diese Definition stammt aus einer sozialistischen Broschüre.
Ich glaube aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß es möglich sein müßte, uns bei diesem Begriff, bei dieser Auslegung des Begriffes Kultur zu treffen. Damit kämen wir einen Schritt der Forderung näher, daß man den Kulturbereich aus dem politischen Tagesgeschehen weitgehend heraushalten sollte, was aber nicht heißt, daß die Kultur außer Streit gestellt werden soll. Der Kultur kommt in der heutigen Gesellschaft ein ständig steigender Stellenwert zu, und wir alle haben die Verpflichtung, daran gemeinsam zu arbeiten, zu arbeiten aus der Verpflichtung, daß wir als Österreicher eine große Tradition auf dem Gebiete der Kultur zu verteidigen haben.
Wir haben als Kulturland viel zu verlieren. Kultur ist heute in unserer Gesellschaft in Österreich aber auch in Niederösterreich ein bedeutender Exportartikel, ich meine hier im Bereiche des Fremden-verkehrs. Viele Devisen werden damit erwirtschaftet. Auch die Lebensqualität wird in zunehmendem Maße davon abhängen, wie das Wohlbefinden der Menschen in Fragen Kultur zum Tragen kommt. Nicht zuletzt wird die steigende Freizeit, das Freizeitverhalten der Menschen wesentlich beeinflußt.
Ich kann es mir eigentlich nicht versagen: Vor einem Jahr, etwa zur gleichen Zeit, ist mein Vorgänger, der Abg. Blabolil, hier gestanden und hat zu Fragen der Kultur gesprochen. Ich freue mich, daß ich als Stockerauer sozusagen auch in diesem Bereich seine Nachfolge antreten konnte und einige Aus-sagen zur Kultur machen darf. Ich möchte im ersten Teil einige, vielleicht theoretisch klingende An-merkungen machen, ich möchte im zweiten Teil zu einigen speziellen Themen sprechen und dann im dritten Teil einige Zahlen des Kulturbudgets etwas genauer beleuchten. Ich werde auch und bitte, mir das zu verzeihen und mich nicht als Lokalpatrioten hinzustellen, einige Beispiele aus meiner Vaterstadt Stockerau anführen, weil ich glaube, daß es zur Illustration ganz gut ist, wenn man hier die Landespolitik auf die Gemeindepolitik umlegt. Kultur muß man also umfassend sehen, sie geht von der Volks- und Brauchtumspflege, der Musik, über alle Aktivitäten der bildenden Kunst, Über alle Ak- tivitäten im Freizeitbereich bis zu den Spitzenleistungen in Burg und Oper.
All das haben wir, meine geschätzten Damen und Herren, auch in Niederösterreich zu bieten. Ich weiß schon, keine Oper und keine Burg, aber ich glaube, unsere Leistungen auf diesem Gebiet können sich auch sehen lassen. Die Hauptaufgaben der Kultur unseres Landes bestehen sicher darin, daß wir auch in der Zukunft ein ausgeklügeltes Förderungswesen anwenden müssen, um hier unsere Aktivitäten weiter fortsetzen zu können. Hier geschieht dank der Initiative von Landesrat Grünzweig aber auch allen befaßten Stellen sehr viel. Ich glaube aber, daß es nie genug sein kann.
Zweitens müßten wir alle Entwicklungen im Bereich der Kultur, die täglich auf uns zukommen, sehr wachsam beobachten, und drittens, das halte ich für sehr wichtig, müssen wir gegen die Schwellen-angst im Bereiche der Kultur kämpfen. Eine IFES-Umfrage über das Kulturverhalten im groß-städtischen Einzugsbereich gibt allen Praktikern in Sachen Kultur sehr wichtige Aufschlüsse.
Ich meine erstens, daß das Kulturverhalten vom Bildungsgrad und auch vom Beruf abhängig ist, daß zweitens eine entsprechende Schulbildung gewährleistet, daß die Teilnahme an traditionellen Kultur-veranstaltungen wahrgenommen wird, daß drittens in der beruflichen Mobilität, wenn sie in engen Grenzen etwa bis zu 20 Kilometer liegt, eine erhöhte außerberufliche Regsamkeit festzustellen ist, also Möglichkeiten, diese im Bereich der Kultur umzusetzen. Mehr Freizeit ist gleichzeitig auch eine Gewähr dafür, daß mehr im Bereiche der Kultur geschehen kann. Wir müssen versuchen, den Menschen eben ein geeignetes Angebot anzubieten. Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Das heißt also, wir müssen mit unseren Kulturaktivitäten in den überschaubaren Raum, und der überschaubare Raum ist heute zweifellos die Gemeinde.
Als kleiner Kulturreferent der Stadt Stockerau möchte ich die Schwierigkeiten, die es draußen für einen Kulturreferenten gibt, ein bisserl beleuchten, weil ich glaube, daß es hier auch Parallelen zum Land gibt. Ich möchte das mit dem Hintergedanken tun, mehr Verständnis für die Kulturbelange bei den Bürgermeistern zu wecken - ich möchte aber ausdrücklich sagen, daß das nicht für Stockerau gilt - und möchte zweitens beim Landesfinanzreferenten um mehr Verständnis für den Kulturreferenten des Landes bitten. Die Kulturreferenten sind im wesentlichen bei den Bürgermeistern unbeliebte Wesen, weil sie finanzielle Nimmersatte sind. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist in dieser Frage nicht möglich, und daher ist der Kampf um eine ausreichende Dotierung äußerst schwierig. Hier sind also, glaube ich, die Parallelen zum Land unverkennbar. Auch der Landeskulturreferent muß jedes Jahr kämpfen, daß seine Mittel angehoben werden, daß mehr Geld zur Verfügung steht. Dieser Interessenskonflikt wird sicherlich immer bestehen. Niederösterreich ist, und das habe ich bereits gesagt, ein Kulturland. Das geht von den Landesausstellungen, wie wir heute gehört haben, über den Theatersommer, und hier ist Niederösterreich führend. Es gibt sicher kein Bundesland, das für diese Belange so viel Geld ausgibt und ich glaube, auch international dafür so viel Reputation erreicht hat. Diese Kulturarbeit könnte an der Basis noch wesentlich intensiviert werden, aber es müßte hier der Gedanke einkehren, daß die Gemeinden und das Land in Sachen Kultur in noch stärkerem Umfange Partner werden müßten. Es müßte gelingen, die Kulturreferate auf Gemeindeebene zu aktivieren. Es müßte der langgehegte Wunsch, die Kulturreferenten zu schulen, hier endlich zum Durchbruch kom-men, und es müßte auch möglich sein, dem Kulturreferenten eine Intensivierung der Beratungs-tätigkeit zu ermöglichen, sei es nun bei der Umgestaltung eines Museums oder in Form von Anregungen für Ausstellungen niederösterreichischer Künstler, die etwa in einer Stadt oder in einem Raum möglich sind. Es müßte möglich sein, im verstärkten Ausmaß projektbezogene Subventionen an Vereine und Gemeinden zu geben, um diese Kulturarbeit eben auf der untersten Ebene noch mehr zu fördern.
Im allgemeinen sind wir Sozialisten gegen Gießkannensysteme, gegen die Gießkannenförderung. Ich glaube aber, daß gerade im Kulturbereich die Gießkannenförderung die einzige Möglichkeit ist, um den kleinen Vereinen draußen das Leben überhaupt zu ermöglichen, damit die Vielfalt in unserem großen Lande erhalten bleibt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im zweiten Teil meiner Ausführungen möchte ich mich konkret mit einigen Fragen der niederösterreichischen Kulturpolitik beschäftigen. Zunächst mit Fragen der Musik. Hier spannt sich der Bogen von 111 Musikschulen über 403 Blasmusikkapellen, eine reiche Konzerttätigkeit bis zu unseren Niederösterreichischen Tonkünstlern. Im Budget für 1980 ist für das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester ein Betrag von 35 Millionen Schilling eingesetzt. Das ist die Hälfte des Ansatzes für Musik und darstellende Kunst bzw. ein Viertel des Kulturbudgets, und die Steigerung von 69 auf 80, ich meine jetzt von 1969 auf 1980, beläuft sich von 8,9 auf 35 Millionen Schilling. Es hat sich also die Budgetpost in diesem Bereich 3l/2mal vervielfacht. Die Tonkünstler haben, das können Sie nachlesen, 100 Konzerte, etwa 100 weitere Auftritte, 248 Proben, also insgesamt 480 Gesamtdienste, im Jahre 1979 geleistet. Wenn man nun weiß, daß die Nieder-österreichischen Tonkünstler auch laufend in das Ausland geholt werden, dann glaube ich, ist es nicht mehr notwendig, den Beweis anzutreten, daß dieses Orchester ein Spitzenorchester darstellt.
13.000 aktive. Musiker sind in Blasmusikkapellen zusammengeschlossen. Zwei Fünftel dieser Musiker sind Jugendliche. Über 3.000 stehen noch in Ausbildung. Ich glaube, daß das der beste Beweis ist, daß es sehr wohl möglich ist, die Arbeit unserer Musikschulen umzusetzen und dann weiter zu verwerten. 24.500 Proben haben diese Orchester abgeführt sowie 13.700 Aufführungen und Aus- rückungen. Wenn ich nun von der Voraussetzung ausgehe, daß bei jeder Probe, bei jeder Ver-anstaltung in voller Besetzung gespielt wird - ich weiß, das ist sehr idealistisch gesehen -, wenn ich aber annehme, daß jede Aufführung nur eine Stunde gedauert hat, dann sind das 1,2 Millionen Spielstunden. Ich glaube, das ist also auch ein Beweis dafür, daß hier sehr viel geschieht. 4,4 Millionen Schilling setzt das Land für diese Bereiche ein. Ich möchte den Funktionären im Blasmusik-verband für diese Arbeit recht herzlich danken, vor allem für diese Zahlen, die, wie ich glaube, sehr eindrucksvoll sind.
Die Konzerte in Niederösterreich sind auch in einer breiten Palette angesiedelt: von internationalen Kirchenmusiktagen über Musikveranstaltungen der unterschiedlichsten Art bis zu Serenaden, Kammermusikkonzerten und allen Konzerten der Vokalmusik. Eine Gesamtübersicht ist sicher schwer zu erstellen, weil zahlreiche Initiativen im Dunkeln bleiben. Es gäbe vielleicht eine Möglichkeit, durch eine weitergehende Subvention, verbunden mit einer Berichtstätigkeit, hier doch zu erfassen, was alles mit diesem Geld in Niederösterreich geschieht, weil hier, wie ich glaube, noch ungeahnte Möglichkeiten sind, niederösterreichische Qualität zu zeigen.
Gestatten Sie mir, daß ich noch auch etwas genauer auf das viel diskutierte und auch nicht sehr billige Musikschulwesen in Niederösterreich eingehe. 14,5 Millionen Schilling werden im kommenden Jahr den Gemeinden und Vereinen vom Land über das Musikschulwerk zur Verfügung gestellt. Das ist eine Steigerung um 2 Millionen Schilling. Die große Breitenwirkung ist darin zu sehen, daß 33.000 Schüler von 1.600 Lehrern in 111 Musikschulen unterrichtet werden.
Es ist drittens auch unbestritten, daß von den Gemeinden große finanzielle Mittel für diese Musik-schulen eingesetzt werden.
Viertens muß man auch, wenn wir nicht stehenbleiben wollen, über eine Weiterentwicklung unseres Musikschulwesens diskutieren. Es muß, glaube ich, in diesem Zusammenhang die Frage des Landes-konservatoriums wieder in die Diskussion miteinbezogen werden. Die niederösterreichischen Musik- schulen haben einen ungeahnten Aufschwung genommen. 1953 waren es 9, 1958 bei der Gründung des Niederösterreichischen Musikschulwerkes 27 und jetzt, wie gesagt, 111. Die 111 Musikschulen werden zum größten Teil, nämlich 63, von Gemeinden, weitere 33 teilweise von Gemeinden verwaltet und 15 von Vereinen.
Im Schuljahr 1978/79 nahmen 7.056 Schüler an der musikalischen Früherziehung teil, seien es nun Blockflöte, Kindersingen, Ortskurse, Gymnastik, Tanz und andere Instrumente, also das Einmaleins der Musik wird hier schon im frühesten Kindesalter gelehrt. 22.500 Schüler lernen Instrumente und 3.500, das halte ich für sehr wichtig, sind bereits in Ensembles tätig, sei es jetzt in einem Orchester, in Spielgruppen, im Chorsingen, in einem Kammerquartett, und was immer sich hier an Möglichkeiten bietet. Die Studie Ortner besagt, daß Niederösterreich achtmal soviele Musikschüler hat als die Bundeshauptstadt Wien, und das ist, glaube ich, ein sehr eindrucksvoller Beweis für diese Tätigkeit. Die Studie Ortner besagt auch, daß damit in Niederösterreich bereits im wesentlichen die Voll-versorgung erreicht ist.
Ich habe aus der Studie Ortner und aus den Aussendungen des Musikschulwerkes versucht, hier einige Musikgruppen zusammenzufassen. Es zeigt sich, daß im Zeitraum von 1955/56 bis zum Vorjahr im Bereich Gitarre und Blockflöte - das erfüllt uns ja nicht gerade mit sehr viel Freude - eklatante Steigerungen waren. Bei Gitarre von 8 auf 14%, ersparen Sie mir die Hundertstel, bei Block- flöte von 20 auf 2576, bei den Holzbläsern - das ist beachtlich - von 2,5 auf 6,5%. Weniger Schüler gab es - und das ist sehr schlimm - bei den Streichern. Sie haben sich von 7,3% auf 3,7% verringert, die Klavierschüler haben sich auch um fast 10% vermindert. Es müßte nun versucht werden, die Schüler in den nächsten Jahren durch verschiedene Maßnahmen noch viel mehr zu Orchester-instrumenten hinzuführen.
Ich glaube, es ist eine unbedingte Notwendigkeit, daß man im Land den Instrumentenkauf noch mehr fördert. In Oberösterreich zum Beispiel werden für den Instrumentenankauf 55% der Kosten vergütet, natürlich nicht für den privaten Ankauf, sondern gemeint sind Musikschulen, denen die Möglichkeit gegeben wird, gewisse Instrumente, ein Fagott oder eine Oboe, was immer hier möglich ist, anzukaufen und zur Verfügung zu stellen. Damit besteht die Möglichkeit, talentierten Schülern den Weg zu diesem Orchesterinstrument zu vermitteln und dann eben auch ein entsprechendes Orchester aufzubauen.
Hier liegt also glaube ich, der Beweis, daß es in Stockerau bis heute nicht möglich war, entscheidend weiterzukommen, weil wir hier noch nicht die Mittel aufbringen konnten, um dem Leiter der Musik-schule diese Möglichkeit zu bieten. Die Lehrer müssen meiner Meinung nach verstärkt eingreifen und das Ensemblespiel fördern. Ich habe bereits gesagt, daß die Lehrer in den Musikschulen sicher dafür verantwortlich, und zwar sehr entscheidend verantwortlich sind, wie es in diesen Musikschulen weiter-geht und daß von den 1.522 Lehrern nur 161 einen echten Vertrag aufweisen, viele andere als Nebenberufler tätig sind und als Gastlehrer. Ich glaube, daß hier auch, ohne irgend jemandem etwas unterstellen zu wollen, große Qualitätsunterschiede vorliegen. Ich möchte dann auch an einigen Zahlen kurz versuchen, das zu beweisen.
Die Qualitäts- und Einsatzverbesserung der Musiklehrer erfordert sicher mehr Geld. Wir haben heute gehört daß im letzten Landesbudget um 2 Millionen Schilling mehr eingesetzt sind. Hier auch wieder eine Milchmädchenrechnung, ich gebe es gleich vorneweg zu. Wenn wir nun annehmen, daß diese 2 Millionen Schilling an die Gemeinden und die Träger der Musikschulen nur für Personalkosten weiter-gegeben werden können, dann bedeutet das pro Musikschüler 60 Schilling oder Musiklehrer 1.225 Schilling, das sind 100 Schilling pro Monat, und ich darf wohl annehmen, daß die Personalkosten-steigerung im nächsten Jahr bei jedem Lehrer sicher mehr als 100 Schilling ausmachen wird. Das heißt in der weiteren Folge, daß die finanzielle Belastung für die Gemeinden, für die Musikschul-erhalter weiter steigen wird.
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