Dissertationsprojekt
Das Spannungsfeld der Randgruppenpolitik in mecklenburgischen Residenzstädten
Historische Semantiken politischer Leitbegriffe im Umgang mit Ausgegrenzten
Der Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen bildet ein Politikum, dem es weder an aktueller Brisanz noch an der Verwurzelung in der Geschichte fehlt. Themen, die bewegen und zudem zeitlich überdauernd das gesellschaftliche Miteinander prägen, regen zu aktiver Forschungstätigkeit an. So auch in diesem Fall. Die gewonnenen Erkenntnisse erstrecken sich neben der Theoriebildung auf die zeitliche sowie die räumliche Ausdehnung und bilden das Ergebnis interdisziplinärer Studien.
Neu hingegen ist die Perspektive, welche die Verfasserin für die Sozialgeschichte der Randgruppenpolitik zu eröffnen sucht: Im konzeptionellen Mittelpunkt der Arbeit steht die Hof- und die Residenzstadtforschung mit ihrer inhaltlichen Neuausrichtung, welche verstärkt das integrative und konkurrierende Beziehungsgefüge von Stadt und Hof in den Blick nimmt. So gelte es nicht mehr als grundlegendes Forschungsziel, die Geschichte zweier getrennter Räume zu schreiben, nämlich der Stadt einerseits und des Hofes andererseits. Während die Hof- und Stadtforschung das tragende Grundkonzept des vorliegenden Dissertationsprojektes darstellt, soll der theoretische Rahmen inhaltlich durch das Forschungsparadigma der Inklusion und Exklusion ergänzt werden18. Letzteres liefert mit seinen Grundannahmen das theoretische Fundament, das es für eine Analyse des obrigkeitlichen Agierens im Rahmen der frühmodernen Randgruppenpolitik braucht.
Den Untersuchungsraum bilden die drei Mecklenburgischen Städte Schwerin, Ludwigslust und Neustrelitz, die z.T. langfristig (Schwerin, Neustrelitz), z.T. vorübergehend (Ludwigslust) zum Residenzort der Mecklenburgisch-Schwerinschen bzw. -Strelitzschen Herzöge wurden. Den Zeitraum der Studie bildet das 18. Jahrhundert, wobei Ausblicke in das 19. Jahrhundert angestrebt werden. Methodisch steht die argumentationsgeschichtliche Analyse ausgewählter Leitbegriffe im Vordergrund. Ein Ergebnis der Studie besteht somit in einem konkreten Begriffskatalog, der politische Normen mit ihren zeitgenössischen Semantiken im obrigkeitlichen Umgang mit Ausgegrenzten fasst. Zu erwarten ist ein wesentlicher Beitrag zur Erweiterung des Verständnishorizontes der politischen Kultur in den Residenzstädten der Frühen Neuzeit.
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