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23.03 SWR2 JetztMusik
Mediale Unschärferelation
Strategien der Produktion von Musik durch technische Reproduktion ihrer selbst
Von Rainer Nonnenmann
Die modernen Speicher- und Wiedergabemedien des 20. und 21. Jahrhunderts sprengen Musik aus ihrem einmaligen Hier und Jetzt und machen sie überall und jederzeit verfügbar. Scheinbar neutral gegenüber dem Reproduzierten verhalten sich die Reproduktionsmedien in Wirklichkeit manipulativ. Marshall MacLuhans Diktum “The media is the message” brachte dies bereits in den 1960er-Jahren auf den Punkt. Als erste setzten damals auch Steve Reich und Alvin Lucier radiophone Reproduktionsspiralen in Gang, um Sprache in Musik zu transformieren. Und wie Krzysztof Penderecki in “Kanon” für Streichorchester, überlagerten später zahlreiche andere Komponisten die Live-Aufführungen ihrer Werke mit gezielt einkomponierten Wiedergaben von Aufnahmen eben dieser Aufführungen. Vertreter der heute mittleren und jüngsten Komponistengeneration wie Jörg Mainka, Harald Muenz, Michael Beil und Brigitta Muntendorf reagieren auf die Allgegenwart neuer Reproduktionstechnologien, indem sie mittels sich selbst reproduzierender Stücke den medialen Verwertungszusammenhang von Musik problematisieren.
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