Wenn du jetzt reden willst, dann rede hier im Forum mit Menschen, die das gleiche Problem haben wie du, und die die gleichen Informationen gelesen haben. Einige von ihnen werden dir voraus sein. Lies nach, wo sie anfingen, und wie sie sich entwickelten. Andere werden ungefähr da stehen, wo du jetzt auch stehst. Erkenne dich und deine Zweifel in ihnen wieder, erkenne die Fehler, die du selbst machst, bei ihnen wieder. Und manche sind von ihren Gedanken her noch sehr viel weiter von einer positiven Veränderung entfernt als du - und diese wiederum können sich an dir orientieren, sich dich zum Vorbild nehmen, wenn du darüber schreibst, was in deinem Kopf vorging, während du das hier last, während du es ausprobiertest, und was dabei herauskam.
Rede mit den anderen über alles - außer dein Problem. Denn auch das ist wichtig für dich. Es soll sich ja eben im Leben nicht mehr alles nur um den dysfunktionalen Teil drehen. Mehr gute Dinge in deinem Leben zuzulassen heißt auch, den schlechten und traurigen Dingen nicht mehr so viel Platz zuzugestehen. In deinen Gedanken, Gesprächen und Handlungen aktiv dafür zu sorgen, dass sich nicht mehr alles nur um Müll, Chaos, Antriebslosigkeit (oder "Faulheit") dreht.
Außerdem ist es doch im Normalfall so, dass ihr über diese Themen bereits tausendmal ergebnislos geredet habt, oder nicht? Es wurde also längst das getan, was die Experten normalerweise (und normalerweise auch zu Recht) empfehlen: Man hat sich geöffnet, es rausgelassen, sich geoutet, zugegeben, dass man faul ist, dass man Dinge nicht auf die Reihe bekommt - und nicht weiß, wieso. Vielleicht quasselt man sogar schon jahrelang jeden Tag darüber, oder wird gezwungen, dieses sich ewig im Kreis drehende Gespräch jeden Tag aufs Neue zu führen, wie eine Horror-Version von "Und täglich grüßt das Murmeltier." Hat es bis jetzt geholfen? Wohl eher nicht, denn sonst wärst du nicht hier gelandet. Und was war noch gleich die Einstein’sche Definition von Wahnsinn? Ständig dasselbe zu versuchen, und andere Ergebnisse zu erwarten.
Also tue zur Abwechslung einfach mal das genaue Gegenteil: Vergeude deine Zeit und deine Energie nicht mehr damit, zu reden, sondern konzentriere dich darauf, zu handeln. Goethe kam nicht nur schon viel eher darauf als ich, sondern formulierte das auch viel eleganter: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen!"
Wenn du aufhörst zu reden, und stattdessen zu handeln anfängst, und sich daraufhin die Dinge zu verbessern beginnen, werden es die anderen auch so merken - ganz ohne, dass du ihnen vorher etwas erzählt hast. Sie werden angenehm überrascht sein, und dir ehrliches Feedback geben, und das wird dir umso mehr bedeuten, denn du weißt, dass sie es nicht nur sagen, weil sie dich unterstützen wollen, sondern weil es ihnen wirklich positiv an dir aufgefallen ist. Dadurch vermeidest du auch, dass sich bei anderen eine zu hohe Erwartungshaltung aufbaut - und damit zugleich bei dir die negativen Verstärker Druck, Angst oder Scham, dieser Erwartungshaltung unbedingt sehr bald gerecht werden zu müssen - unangenehme Gefühle, auf die du - wie du jetzt weißt - mit gewohnheitsmäßigem Ausweichen und Vermeiden reagierst.
Mir ist aufgefallen, dass in sehr vielen Anleitungen zum Ändern schlechter Gewohnheiten (Diät, Rauchstopp) die Empfehlung steht, man solle möglichst vielen Leuten sein Vorhaben mitteilen. Ich erkenne den Sinn dahinter, aber ich finde diese Methode schon in anderen Zusammenhängen als mit Antriebslosigkeit fragwürdig. "Ich will aufhören zu rauchen, und deshalb erzähle ich es der ganzen Firma, damit ich mich zum Gespött mache, und als willensschwacher Trottel dastehe, wenn ich es nicht schaffe - und diese Scham soll mich davor bewahren, wieder zur Kippe zu greifen?" Wie armselig. Wie negativ und wie selbstzerstörerisch teilweise auch. In der Firma als willensschwacher Trottel dazustehen kann ein Karrierekiller sein.
Aber bei Antriebslosigkeit wirkt diese Methode erst so richtig absurd. Man soll sich gezielt und absichtlich negative Verstärker suchen, den Druck erhöhen, damit man sicherstellt, dass es wirklich funktioniert? Und das, obwohl es das Wesen dieser Problematik ist, dass die Betroffenen auf negative Verstärker gewohnheitsmäßig mit Ausweichen reagieren? Obwohl die meisten "hochallergisch" gegen Druck, Angst und Scham sind, und entweder eine trotzige Verweigerungshaltung einnehmen, wieder in endlose Rechtfertigungsmonologe verfallen, mit Starre oder sogar kopfloser Panik reagieren?
Im Zusammenhang mit Antriebslosigkeit ist die Taktik, andere einzuweihen, um sich zusätzliche negative Verstärker an Bord zu holen, schon beinahe eine Garantie dafür, dass man scheitern wird. Aus diesem Grund soll man ja auch keinen finalen Termin festlegen, bis zu dem man seine Wohnung in Ordnung gebracht haben will. Das erhöht nur den Druck, den Stress und die Angst, wieder einmal zu versagen, und dann vor sich selbst (oder sogar auch vor anderen, wenn man es denen angekündigt haben sollte) blöd dazustehen.
Nein, ich wünsche mir für euch nicht, dass sich hier jemand ohne jede Vorwarnung in der Situation wiederfindet, Druck, Angst oder Scham erleben zu müssen, weil ihr euch arglos anderen Leuten mitteilt. Lasst sie außen vor, nur für eine Weile. Ja, dadurch entgeht euch möglicherweise auch positive Unterstützung. Aber mal ganz ehrlich: Wenn sich hier im Forum alles darum dreht, dass man von der Unterstützung, Anleitung oder Kontrolle anderer Personen unabhängig wird, dann ist es doch absurd, sich gleich am Anfang extrinsische Antriebsfaktoren ins Boot zu holen. Wie soll man lernen, fehlende fremdbestimmte Handlungsaufnahme durch verbesserte selbstbestimmte Handlungsaufnahme zu ersetzen, wenn die Fremdbestimmung zu dem Zeitpunkt - ausnahmsweise - vorhanden ist? Und angenommen, man schafft es auf diese Weise - wie soll es danach weitergehen? Dann muss man doch die Fremdbestimmung immer mit an Bord lassen, denn dann hat man zwar ausgemistet und aufgeräumt - aber nicht gelernt, aus sich selbst heraus den Antrieb zu erzeugen, diese Dinge zu tun, ohne dass sich andere an irgendeinem Punkt in diesen Prozess einmischen.
Der Tag, an dem du mit anderen Menschen über die Veränderung sprichst, wird ganz bestimmt noch kommen - und zwar, nachdem die Veränderung sichtbar geworden ist.
Also spare dir vollmundige Ankündigungen. Setz dich nicht selbst unter Druck, indem du eine Erwartungshaltung bei deinem Umfeld aufbaust, die du dann erfüllen musst. Fordere nicht heraus, dass dich die anderen kontrollieren, nachhaken, oder ungeduldig darauf beharren, dass es schneller vorangehen muss, als es dir in deinem individuellen Tempo möglich ist. Erlaube dir, diese Sache nur für dich selbst zu tun. Und halte das Schlupfloch geschlossen, andere zu involvieren, in der heimlichen Hoffnung, dass sie dir einen Teil der Last, die eigentlich dein Leben ist, abnehmen. Präsentiere auch keine Ergebnisse in der Hoffnung auf eine positive Reaktion. Dann riskierst du auch nicht, dass deine Leistung, auf die du so stolz bist, durch den anderen entwertet wird.
"Schau mal, ich hab schon mein ganzes Bad ausgemistet!"
"Toll, dafür sieht der Rest der Wohnung immer noch aus wie Sau." oder "Willst du mir jetzt erzählen, dass du für das Bisschen den ganzen Tag gebraucht hast?" oder "Naja, geht so. Das und das hättest du aber noch sauberer putzen können." Und schon fühlst du dich wieder schlecht. Geh das Risiko, solche Sprüche zu hören zu bekommen, nicht in der Hoffnung auf ein Lob ein. Du belohnst dich jetzt selbst, du bist nicht mehr darauf angewiesen, dass andere das tun.
Motivatorisch betrachtet heißt das Präsentieren deiner Leistungen ja nichts anderes, als dass du nach extrinsischer Motivation heischst - nach Lob, Dank oder Anerkennung von anderen. Dabei sollst du doch lernen, dir Lob, Dank und Anerkennung deiner Leistungen selbst zu geben!
Warte lieber, bis den anderen die Veränderungen aufzufallen beginnen. Zwischen dem Moment, in dem es in deinem Kopf *klick* gemacht hat, und dem Tag, an dem andere bemerken: "Du hast dich in letzter Zeit wirklich zum Positiven verändert!", vergeht im Normalfall mehr Zeit, als du dir wünschen würdest. Denn selbst wenn andere deine Veränderung wahrzunehmen beginnen, warten sie lieber noch eine Weile vorsichtig ab, ob es auch anhält, bevor sie etwas sagen. (Was - nebenbei bemerkt - ein schwerer Fehler ist, wie wir jetzt wissen. Wünschenswertes Verhalten sollte eigentlich SOFORT positiv verstärkt werden. Und daran sieht man, dass die anderen eben nicht wissen, wie es geht, was nichts anderes bedeutet, als dass sie dir nicht wirklich helfen, und dir im schlimmsten Fall sogar schaden können)
Das heißt nicht, dass du alles komplett alleine erledigen sollst, wenn du mit anderen zusammenlebst. Hier geht es ja auch in vielen Texten darum zu lernen, anderen ihre Dinge selbst zu überlassen, und im nächsten Schritt (oder als Angehörige/r) dafür zu sorgen, dass auch die Menschen um dich herum in Zukunft selbstbestimmter und selbstständiger werden. Da kann es eine gute Sache sein, irgendwann mit ihnen über Selbst- und Fremdbestimmung, über positive und negative Antriebsverstärker, und über Antriebslosigkeit und "Faulheit" zu sprechen. Sie werden eher geneigt sein, dir zuzuhören, wenn du ein Vorbild bist; der lebende Beweis, dass es funktioniert, und dass du weißt, wovon du redest. Vielleicht machen sie es dir aber auch einfach von alleine nach. Vielleicht steckst du sie mit deinem selbstbestimmten, positiv motivierten Wesen auch an, und die Probleme (größeren Steine) mit deinem Umfeld schrumpfen, oder erledigen sich sogar von allein.
Schließen wir den Bogen zum Anfang des Textes. Bist du immer noch empört, weil ich vorschlage, nicht mit anderen zu sprechen - wenigstens eine Zeitlang? Wie gesagt, wenn es dir wirklich wichtig ist, dann tu es. Wenn du jemanden hast, bei dem du weißt, oder spüren kannst, dass er dich unterstützen wird, und du ihn bedenkenlos einweihen kannst, dann tu es.
Aber wenn du merkst, dass du bei jemandem gegen die Wand läufst, dann denk an den Semmelweis-Reflex. Denk daran, dass das Gehirn deines Gegenübers möglicherweise nicht in der Lage ist, deine Gedankengänge nachzuvollziehen - und lass es gut sein. Versuch nicht gewaltsam, den anderen von deiner Meinung zu überzeugen. Wenn du überzeugen willst, dann lebe es vor. Tu, was du für richtig hältst, und beweise den anderen dadurch, dass es vor deren Augen funktioniert, dass sich bei dir wirklich etwas zum Guten ändert.
(12) Gewohnheit braucht kaum Motivation - Der Autopilotmodus
Die Idee ist, sich selbst gezielt dazu zu bringen, erwünschte neuronale Verknüpfungen zu entwickeln. Sich selbst zu "reprogrammieren". Aber wofür das Ganze? Wo soll das hinführen, muss man das dann immer so weitermachen mit diesen schrittweisen Verhandlungen? Das ist auf Dauer bestimmt ziemlich anstrengend...
Nein, eben nicht. Das läuft irgendwann von allein. Vollautomatisch, im "Autopilot-Modus".
Noch einmal in aller Deutlichkeit:
Das Ziel ist nicht "weniger Müll" oder gar "Schöner Wohnen 2.0", sondern mehr Motivation. Mehr Antrieb. Wenn der Antrieb mitspielt, wenn ihr etwas habt, das euch antreibt, fällt euch alles leichter. Natürlich auch das Abtragen von Müll. Das Ziel wäre also falsch formuliert, wenn ihr euch nur wünscht "keinen Müll mehr zu haben". Ihr frustriert euch selbst, wenn das euer einziges Ziel ist, und ihr könnt es einfach nicht schnell genug erreichen, weil zu viel Müll da ist, um ihn im Lauf der nächsten Tage, Wochen oder Monate wegzumachen.
"Mehr Antrieb zu entwickeln" hingegen ist ein schönes Ziel.
"Ich will nicht mehr dieser Mensch sein, der Tag für Tag vergammelt, oder beim kleinsten Querschuss hysterisch reagiert wie ein aufgescheuchtes Huhn, und ich will nicht mehr abends mit quälenden Gedanken ins Bett gehen, warum ich nichts aus meinem Leben mache, und warum das so ist, und wer daran Schuld ist, und wieso immer mir all dieser Scheiß passiert, und dass ich schon wieder bei irgendwas versagt habe" ist die Version, in der man beschreibt, was man NICHT will.
Genau die kann man ebenso gut andersherum formulieren: "Ich will ein aktiver Mensch sein, der seinen Kram auf die Reihe bekommt, der gut fertig wird mit irgendwelchen Sonderlasten, die ihm aufgebürdet werden, ich will entspannt sein, ich will lösungsorientiert denken (statt problem- oder schuldorientiert), ich will meinen Fokus auf die GUTEN Dinge in meinem Leben legen"
Ihr WOLLT eine saubere Wohnung, einen schönen Ort, an dem ihr leben könnt? Eine Leseecke, ein Atelier, eine Nähstube? Oder weniger hochgegriffen: Ihr WOLLT in einem richtigen Bett schlafen? Ihr WOLLT gutes Essen? Ihr WOLLT einen sauberen PC-Platz? Dann macht, dass es passiert.
Beginnt mit kleinen Wünschen, Träumen und Zielen. Mit solchen, die SOFORT mach- und realisierbar sind. Wünscht euch ein Klo, um das nicht 57 leere Klorollen herumliegen, hebt sie auf, werft sie in den Papiermüll - Wunsch erfüllt. Wünscht euch ein Bett, auf dem ihr wieder liegen könnt. Kippt den ganzen Scheiß auf den Boden, der darauf liegt - Wunsch erfüllt. Ihr wollt einen Boden, auf dem man wieder laufen kann? Grabt euch einen zwanzig Zentimeter breiten Gang von der Zimmertür ans Bett, schaufelt alles nach links und rechts - Wunsch erfüllt. Ihr wollt einen breiteren Gang? Schaufelt weg, was euch im Weg steht - Wunsch erfüllt.
Ihr wollt wieder richtig kochen? Schaufelt weg, was Herd und Spüle und die Schränke mit dem Kochgeschirr und den Lebensmitteln blockiert. Spült die Pfannen, sortiert die Gewürze. Werft weg, was ihr NICHT essen wollt. Werft weg, was ihr NICHT zum Kochen braucht. Werft weg, was euch bei der Erfüllung eures Ziels, wieder richtig kochen zu können im Weg ist. Schafft euch vom Hals, was euch dabei stört, zu tun, was ihr tun WOLLT. Und wenn ihr das getan habt, dann tut auch, was ihr tun wollt! Jeder Handgriff in der Küche bringt euch dem Ziel näher, wieder richtig kochen zu können - aber ohne den Wunsch, ohne das Ziel, überhaupt wieder richtig kochen zu wollen, habt ihr keinen Grund, die Küche auszumisten. Außer der Heizungsableser kommt.
Ihr braucht Ziele, Wünsche und Träume. Große und Kleine. Sofort erfüllbare ebenso wie langfristige.
"Ich will mehr Lebensqualität. Mehr Zufriedenheit, Gelassenheit, innere Ruhe, Entspannung, Erholung, Action, Spaß, Genuss, Ausgeglichenheit"
Ich will "wieder ein Leben haben". Ein "richtiges" Leben oder ein "normales" Leben, vielleicht sogar schon ein "schönes Leben" - auf jeden Fall ein besseres Leben als jetzt.
Wenn ihr glaubt, dass es euch nicht besser gehen würde als jetzt, wenn ihr in einer nett eingerichteten, einigermaßen sauberen Umgebung wohnen, schlafen, essen, Besuch empfangen, lesen, malen, kochen, relaxen könntet, dann - hups, sorry, habt ihr die bisherigen 11 Kapitel wohl leider umsonst gelesen. Wenn euer Leben schon jetzt nicht "verbesserbar" ist - warum habt ihr euch dann überhaupt im Netz auf die Suche nach einem Ausweg gemacht?
Also, Bogen zurück zum Anfang: Hier geht es darum, mehr Antrieb zu entwickeln.
Antrieb entwickelt sich nicht von allein. Auch nicht, wenn der Müllberg schnell verschwunden ist (durch ein Hauruck-Verfahren oder eine Firma), denn der Müll ist nicht die Ursache des Problems, sondern das traurige Resultat des Problems. Ja, ihr habt zu viel Kram und/oder Müll, aber was euch FEHLT ist der Antrieb, ihn zu beseitigen.
Der Müll war nicht zuerst da, sondern zuerst war da, dass euch der Antrieb gefehlt hat. Es hat euch schon der Antrieb gefehlt, die ersten zarten Anfänge des Müllbergs zu beseitigen. Das heißt - ohne ein Hellseher zu sein und ohne zu wissen, was genau - irgendwas ist in eurem Leben schon schrecklich schiefgelaufen, lange BEVOR der Müllberg überhaupt so katastrophal hoch gewachsen war. Ihr hattet bereits keine ausreichenden Gründe, etwas dagegen zu unternehmen, als es noch viel, viel weniger schlimm war.
Entweder sind eure extrinsischen Antriebsfaktoren weggefallen, oder es hat euch nie jemand gezeigt - es ist also was schiefgelaufen, und was - das ist total egal. Wichtig ist, es JETZT richtig zu machen. JETZT das was schiefgelaufen ist, zu beheben, anders zu machen, besser zu machen. JETZT zu lernen, sich selbst anzutreiben.
Antrieb - wir wiederholen - kommt durch positive oder negative Verstärker. Entweder ihr räumt den Müll weg, weil euch sonst einer anschreit, aus der Wohnung werfen könnte, oder weil es euch zu peinlich ist, wenn ein anderer es sieht - oder ihr räumt den Müll weg, weil sich eure Lebensqualität dadurch verbessert. Wenn ihr keinen habt, der euch anschreit, aus der Wohnung wirft, oder vor dem ihr euch schämen könntet, wenn er euch besucht, UND ihr keine spürbare Verbesserung eurer Lebensqualität dadurch erfahrt, dass ihr eine Handlung aufnehmt, habt ihr keinen Antrieb. Dann tut ihr nix. Das ist ganz normal.
Wenn ihr im Augenblick nichts weiter tun könnt, als im Eingangsbereich eines Raumes Müll aufzuklauben, und in einen blauen Sack zu stopfen, dann verbessert das eure Lebensqualität nicht - langfristig ja, aber im Moment nicht schnell genug. Nicht genug, um bei der Stange zu bleiben, auszuharren und durchzuhalten, bis der Raum so benutzbar ist, dass er eure Lebensqualität wirklich steigert.
Das heißt, ihr müsst euch den guten Grund, den Müll aufzuklauben, bereits vorher geben - auf eine andere Weise, die mit der Aufgabenstellung überhaupt nichts zu tun hat. Das ist nicht "schräg", sondern normal.
Was hat es damit zu tun, am Wochenende ins Grüne zu fahren, je nachdem, wie viele Geschäftsabschlüsse man im Job geschafft hat? Was hat es damit zu tun, sich am Freitagabend mit Freunden auf den Balkon zu setzen und zu grillen, ob man vorher im Job sein Posteingangskörbchen geleert hat? Was hat es damit zu tun, sich mittags einen Joghurt mit frischen Früchten zu machen, ob man vorher im Friseursalon die abgeschnittenen Haare der Kundinnen zusammengefegt hat? Nichts, rein gar nichts. Es besteht kein logischer, sachbezogener Zusammenhang.
Die Art der Belohnung ist völlig unabhängig von der Art der Leistung. Erlaubt ist, was gefällt, was ich mir leisten, und in die Tat umsetzen kann. Erlaubt ist, wozu ich LUST HABE. Erlaubt ist, wonach mir der Sinn steht. Was mir Spaß macht. Was ich gerne tue. Was mich glücklich macht. Was mir einen Ausgleich schafft. Was mich mehr der Mensch sein lässt, der ich gerne sein möchte. Was mich in Selbstvergessenheit versinken, oder herzhaft lachen, oder mich fühlen lässt, dass ich genau da bin, wo ich jetzt gerade sein will - umgeben von Freunden, die mich so nehmen wie ich bin, oder lieber allein, das tuend, was ich am liebsten tue. Das mich etwas erleben lässt, was ich schon immer mal machen wollte, oder was ich schon lange mal wieder machen wollte, oder was ich jeden Dienstag tue, weil ich mich jede Woche aufs Neue darauf freue, dass bald wieder Dienstag ist, und ich diese Sache dann wieder tun kann.
Nur, wenn diese Dinge passieren, nur wenn ihr MACHT, das diese Dinge passieren, bilden sich neuronale Verknüpfungen, die euch antreiben. Neuronale Verknüpfungen, die euch dabei helfen, durchzuhalten, weiterzumachen, die euch einen Sinn des Ganzen in Aussicht stellen - eine Gewissheit, dass es sich lohnen wird, dass es gut für euch ist, das zu tun.
Sind die euren Antrieb schwächenden neuronalen Verknüpfungen erst einmal durch die funktionierenden ersetzt, stehen diese ja dauerhaft zur Verfügung. Sie sind immer da. Sie müssen nicht mehr gebildet werden. Es ist wie eine Brücke über eine Schlucht: Es dauert, bis man sie gebaut hat, und es ist nicht unbedingt leicht, sie zu bauen - aber wenn sie erst einmal fertig ist, kann man sie ganz einfach benutzen. Man kann über die Schlucht, die man vorher nicht überwinden konnte, drüber spazieren.
Ein positives Gefühl entsteht, und das nicht durch Zauberei, sondern durch die Ausschüttung von (Glücks-)Hormonen. Wenn ihr eurem Gehirn beigebracht habt, dass immer nach Abschluss einer Leistung ein angenehmes Erlebnis erfolgt - wodurch bestimmte Hormone ausgeschüttet werden - dann erteilt es diesen Befehl irgendwann von allein. Die Arbeit fängt an, Spaß zu machen. Das Belohnungszentrum steht auf Spaß. Es will mehr davon haben, deshalb lockt es euch nicht mehr dazu, euch auf die Couch zu legen, sondern lieber eine Aufgabe zu erledigen, damit wieder lecker Hormone ausgeschüttet werden; damit dieses Glücks- oder Spaßgefühl wiederkehrt. Couch ist dann doof und langweilig, entrümpeln macht hingegen Laune. Ihr habt auf einmal Lust drauf. Und deshalb setzt ihr euch viel einfacher in Bewegung, und leistet mehr, als vorher, als ihr euch noch zwingen musstet.
Wenn ihr gelernt habt: "Auf eine angemessene Leistung folgt eine angemessene Belohnung, und ICH bin der- bzw. diejenige, der festlegt, was FÜR MICH eine schöne Belohnung dafür ist, dass ich das tatsächlich erledigt habe!" fallen euch diese "Verhandlungen mit euch selbst" also von Mal zu Mal leichter. Dann müsst ihr das schon bald nicht mehr so bewusst machen, wie am Anfang, wo ihr es vielleicht laut aussprechen, aufschreiben oder euch irgendwelche Listen erstellen musstet, weil das für euch noch weitgehendes gedankliches Neuland war. Es ist dann eben kein Neuland mehr, sondern ihr habt Erfahrung, und auf diese Erfahrung greift euer Gehirn zurück. Ihr habt dann zum Beispiel (wieder) gelernt, euch auf eure Pausen zu freuen, auf den Feierabend zu freuen, auf das kommende Wochenende zu freuen. Und ihr habt gelernt, dass sich eure Freizeitaktivitäten und eure Genüsse um so vieles besser und schöner anfühlen, wenn ihr davor produktiv wart, und das, was ihr euch vorgenommen hattet, in die Tat umsetzen konntet.
Auch hier noch einmal die kleine Wiederholung: Festgelegte Zeiten, Ankerpunkte, zu denen ihr sicher Pause macht, Feierabend, und (sobald es möglich ist), auch mal gezielte freie Tage oder sogar kleine Highlights - wenn es sowas bei euch überhaupt nicht gibt, wenn da nichts abgegrenzt wird, worauf solltet ihr euch dann freuen können? Dann ist doch alles nur eine graue Suppe, die bloß aus arbeiten und pennen besteht. Nein, halt. Noch nicht mal das, sondern aus "Arbeit, die sowieso nix bringt" und schlechtem Schlaf
Diese neuen Verknüpfungen von Leistung & Lohn der Mühen werden auch dann noch da sein, wenn euer Müllberg längst Geschichte ist, und ihr müsst sie nicht mehr bauen, sondern sie funktionieren "einfach so". Vollautomatisch. Euer Müllberg wird nicht mehr zurückkommen, wenn ihr erst einmal gelernt habt, all das gerne zu tun, wozu ihr euch vorher nicht mal zwingen konntet.
Die Bildung der neuronalen Verknüpfungen kann manchmal sehr schnell gehen. Ein paar Tage reichen mitunter - wir hatten schon Fälle, wo es nach nur zwei Tagen "klick!" gemacht hatte (wahrscheinlich, weil die neuronale Verknüpfung an und für sich vorhanden war, und nur noch reaktiviert werden musste). Wie lange ihr braucht, hängt also zum einen davon ab, ob schon Verknüpfungen (=Erfahrungen) von früher vorhanden sind, die sich reaktivieren oder ausbauen lassen, oder ob ihr sie komplett neu bilden müsst. Vor allem anderen aber hängt es davon ab, wie konsequent ihr mit euch umgeht. Je konsequenter ihr das neue Programm durchzieht, desto effektiver. Wenn sich das Gehirn immer wieder aufs Neue entscheiden muss, ob es heute so oder anders abläuft, dann kommt es nie in den "automatisch-das-Richtige-tun-Modus", sondern es bleibt immer bei bewussten Entscheidungen, und die sind immer anstrengend. Vielleicht so anstrengend, dass man es irgendwann wieder völlig schleifen lässt.
Nachdem ihr nicht mehr so intensiv und bewusst mit euch selbst verhandeln müsst, entwickelt sich eure bewusst herbeigeführte Verhaltensänderung allmählich (und durch weiteres, beständiges Üben) zu eurer Gewohnheit. Gewohnheiten sind Handlungen, über die wir überhaupt nicht mehr nachdenken. Wir tun es einfach, wir erwarten dafür nichts, es fällt uns gar nicht mehr auf. Plötzlich ist es "irgendwie nebenbei, von selbst" erledigt. Huch?
Motivation verblasst, aber Gewohnheit bleibt. Ihr nutzt also die positive Motivation, um Antrieb dazu zu erzeugen, gute Gewohnheiten zu bilden.
Dass sich konsequent eingeübtes Verhalten zu Gewohnheit verfestigt, hat einen wichtigen Sinn: Es spart dem Gehirn Rechenkapazität, also Energiekosten.
Entscheidungen, Abwägungen, innere Diskussionen, dieses Aushandeln von Deals mit sich selbst, das kostet sehr viel mentale Energie. Klar, wenn es im Kopf nur noch darum geht, was man noch alles tun muss, und tun müsste, und warum man es tun sollte, und warum man es nicht tut, und was man tun könnte, damit man es tut, und woher das kommt, dass man‘s nicht tun kann, und warum das andere tun können, aber man selbst nicht...tu ich es jetzt, oder später, zuerst dieses, oder doch lieber jenes...na - wer erkennt sich wieder? Also, das kostet immens viel Rechenleistung.
Da ihr immer wieder dieselbe Entscheidung getroffen habt (Aufschieben), wurde das im Lauf der Zeit eure automatische Wahl. Eure Gewohnheit - und die ist schlecht für euch, und das wisst ihr auch, aber das Wissen allein reicht eben oft nicht, um eine schlechte Gewohnheit zu ändern. Sonst würde z.B. niemand rauchen.
Und jetzt wird eben "rechtzeitig erledigen" eure Gewohnheit.
Die Sache wird nicht mehr siebzig, dreihundert oder elftausendmal, sondern nur noch ein, vielleicht zwei, dreimal verhandelt - und dann verschwindet sie aus eurem Kopf.
Wir basteln uns die guten Gewohnheiten selbst, indem wir genau dasselbe tun, was normalerweise schon im Kindesalter getan werden sollte, um den Autopilot-Modus einzustellen. Wir tun es hundertmal, zweihundertmal... auf genau die gleiche Weise - so, wie es für jeden in seiner persönlichen Lebenssituation am Sinnvollsten funktioniert - und belohnen uns dafür. Und auf einmal haben wir neue, gute Gewohnheiten. Keine bewussten Verhandlungen mit sich selbst mehr.
Man tut es einfach. Man erledigt sein Zeug, und am Wochenende geht man dann einfach ins Kino, weil man Lust darauf hat, und man kocht sich Vanillepudding, weil man Lust darauf hat, und man kauft sich eine Topfpflanze, weil man Lust darauf hat, und man meldet sich zu einem Spanischkurs an, weil man Lust darauf hat.
Dann ist das Privatleben nicht mehr wie der Job, den wir am Anfang unseres Guides als "Krücke" angeboten haben, sondern es ist ganz einfach nur noch das Privatleben. Mit all seinen kleinen und großen Verpflichtungen, Alltag, aber auch - und das wäre dann neu - diesmal mal auch mit dem Wissen, wie man das Leben genießt.
Und mit dem Wissen, was man tun kann, wenn es plötzlich irgendwie nicht mehr rund läuft. Oder wenn einem etwas Unvorhergesehenes passiert. Wenn man sich mal überfordert fühlt.
Und sogar mit dem Wissen, wie man anderen Menschen helfen kann, die sich antriebslos oder überfordert fühlen.
Ohne Selbstausbeutung, und mit mehr Lebensqualität bei der Basisversorgung und einem wohltuenden Freizeitausgleich wird sich eure Energierückgewinnung erheblich verbessern.
Ihr werdet leistungsfähiger (was nicht heißen muss, dass ihr übermenschlich leistungsfähig werdet, aber doch zumindest normal, durchschnittlich leistungsfähig, und vielleicht sogar einen Zacken mehr als andere).
Wenn ihr dann noch durch geübte, geschmeidig ablaufende Arbeitsprozesse ganz viel Energie bei so unwichtigen Dingen wie dem Haushalt einsparen könnt, dann habt ihr mit Sicherheit Kapazitäten frei für das, was euch im Leben wirklich interessiert, oder was wirklich wichtig ist.
Es sollte euch also spätestens jetzt bewusst sein: Niemandem soll etwas weggenommen werden. Niemand soll zu etwas gezwungen werden. Es muss keine Energie aus dem Nichts geschaffen werden, um mehr leisten zu können, als man bisher leisten konnte. Niemand soll sich quälen. Niemand soll sich mehr selbst beschimpfen oder Druck, Angst und Scham verspüren müssen. Und wir haben auch nicht das Ziel, den perfekten Haushalt zu erschaffen.
Euer ganzes Leben soll vereinfacht und bereichert werden. Alte, unerledigte Arbeiten sollen verschwinden, und eure wiederkehrenden Arbeiten sollen euch leichter fallen. Ihr sollt die schönen Seiten des Lebens besser genießen können. Ihr sollt gut zu euch sein, angefangen bei eurer Basisversorgung - nährstoffreich Essen, gut trinken, leichte Bewegung und ausreichend Schlaf - und dann sollen euch als Lohn eurer Mühen darüber hinausgehende, gute Dinge widerfahren. Egal, ob das für euch ein bisschen YouTube oder Facebook in eurer Kaffeepause ist, oder ob ihr einen Kurs belegen wollt, oder Spazierengehen im Wald, Yoga, Kurzurlaub, ein paar verträumte Minuten auf dem Balkon, ein paar neue Flauschesocken, selbstgemachter Kuchen, DVD-Abend, der Umzug an einen Ort, an dem ihr lieber leben wollt, ein Musikinstrument lernen...es ist euer Leben, und sobald es von dem Gedankenstrudel rund um den Haushalt befreit ist, steckt es voller neuer Möglichkeiten.
Euer Haushalt soll kein Ort der Qual sein, und auch kein keimfreies Museum, sondern eure Wohlfühl-Oase. Der Ort, der euch wie nichts sonst auf der Welt widerspiegelt und repräsentiert. Der Ort, an dem ihr Kraft tanken, gut essen, mit Freunden zusammensitzen oder für euch allein in etwas versunken sein könnt, das ihr liebt. Euer Zuhause. Nicht perfekt, aber perfekt für EUCH.
Wenn man seinen Haushalt im Griff hat, hat man Kraft und Nerven für alles, was das Leben sonst so mit sich bringt - Zeit für die guten Dinge genau wie die Nerven für kleinen und großen Dramen, die in keinem Leben völlig ausbleiben.
Das heißt, dass der Haushalt genau nicht das dominierende Thema in eurem Leben sein soll. Weder, weil ihr schon bei Wäsche, Geschirr, oder einem Platz für eure Schuhe ins Schlingern geratet, noch weil ihr es euch zur Lebensaufgabe macht, jedes einzelne Staubkorn wegzupolieren. Wir wollen nicht von einem Extrem ins andere, sondern raus aus dem Extrem. Einen gesunden Mittelweg, und der heißt in dem Fall Normalität.
Normalität, das ist nichts Böses. Weder ist sie spießig oder langweilig, noch ein unerreichbarer, abstrakter Traum. Normalität heißt einfach nur, dass man sich nicht schon von Kleinigkeiten aus der Bahn werfen lässt, und folglich auf größere Herausforderungen als Wäsche, Geschirr und Schuhe nicht vollends kopflos reagiert.
Jeder hat seine eigene Vorstellung von Normalität, und das soll auch so bleiben. Ich will niemandem vorschreiben, wann er aufstehen, und wann er ins Bett gehen soll. Ich will nur empfehlen: Probiere aus, ob sich dein Tag besser anfühlt, wenn du mehr Normalität hineinlässt.
Versuche dir bewusst zu machen, dass es besonders in einer Krisensituation (in den meisten Fällen hier dürfte es ein sehr chaotischer Haushalt sein) grundverkehrt ist, alle Zeit und Energie darauf zu verwenden, die Krise bewältigen zu wollen. Besonders, wenn es sich bei eurer Krise um einen bereits länger anhaltenden Zustand handelt, also ihr schon sehr lange im Chaos lebt. Dann ist das sozusagen eine "Dauerkrise", das heißt, es WIRD dauern, bis diese Krise gelöst sein wird. Es gilt, vernünftig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren, und die Krisenbewältigung systematisch, Stück für Stück, voranzutreiben. Dafür ist es notwendig, sich seine Kräfte einzuteilen. Ihr werdet es heute nicht schaffen, euer Haus innerhalb eines Tages, einer Nacht oder eines Wochenendes von einer Rumpelkammer in eine Prospektfoto-Vorlage zu verwandeln, und es macht auch keinen Sinn, darauf zu setzen, dass einem das gelingen wird, wenn man mal drei Wochen am Stück frei/Urlaub hat - vor allem nicht, wenn man schon jahrelang vergebens darauf wartet, dass das mal passiert.
Es wird je nach Verrümpelungsgrad Wochen oder vielleicht sogar Monate dauern, bis "lebenswerte Normalität" einkehrt, und von "Perfektion" ist man dann vermutlich immer noch meilenweit entfernt (falls man sie bis dahin überhaupt noch will).
Also müsst ihr euch eure Kräfte einteilen, damit ihr auch morgen wieder die Kraft und den Nerv habt, weiterzumachen, statt heute etwas bis zur Erschöpfung zu tun, und morgen dann wieder gar nichts zu tun, weil ihr euch erholen müsst. Ihr könnt durchhalten, indem ihr Pausen einlegt, und Feierabend macht, bevor ihr in die Selbstausbeutung abdriftet. Das geht nur, indem ihr den Gedanken verscheucht, Pausen und Feierabend hielten euch davon ab, euer Ziel zu erreichen. Es ist genau umgekehrt: Erst durch Pausen, regelmäßige Mahlzeiten, eingestreute Genüsse, täglich ein bisschen frische Luft, und vor allem durch den Feierabend werdet ihr stark genug sein, um euer Ziel zu erreichen. Vor allem, weil es wahrscheinlich auch noch andere Dinge geben, die neben der Normalisierung eures Haushalts eure Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit erfordern, z.B. einen Job, Ämtergänge, Arzttermine, Kinder/Familie, um die ihr euch kümmern müsst.
Um so ein Programm stemmen zu können, wäre mit Missachtung der eigenen Bedürfnisse völlig am falschen Ende gespart. Es ist nicht egoistisch oder Zeitverschwendung, wenn man sich derweil besonders achtsam um sich selbst kümmert, sondern es ist unabdingbar notwendig, um das alles schaffen zu können!
Wenn du dich nicht damit wohlfühlst, einmal am Tag rauszugehen, aber alles andere für dich super passt, dann lass es weg. Wenn du dich nicht dazu überwinden kannst, dir ein Stück Obst aufzuschneiden, dann lass es weg. Aber probier es erst einmal aus, bevor du es weglässt, auch wenn etwas in dir meint, dass das bestimmt voll kacke ist und nichts bringen wird! Probier‘ einmal aus, wie es ist, zu einer normalen Uhrzeit aufzustehen, gleich zu duschen, dreimal am Tag eine kleine Portion von etwas Leckerem zu essen, etwas zu erledigen, das du dir vorher fest vorgenommen hattest, anschließend die Belohnung zu kassieren, die du dir vorher dafür versprochen hast, einmal am Tag für wenigstens 5 Minuten deinen Körper dem Sonnenlicht auszusetzen, den ganzen Quark spätestens zu einer bestimmten Uhrzeit (empfohlen ist 18:00) enden zu lassen, den Rest des Abends alles tun und lassen zu können, was dir Spaß macht, und dann zu einer halbwegs normalen Uhrzeit (22-23 Uhr) ins Bett zu gehen.
Probier es aus, damit du wirklich vergleichen kannst: War es besser oder schlechter als sonst? Und wie war es am nächsten Tag? Konntest du leichter aufstehen? Warst du eher bereit, Handlungen aufzunehmen? Oder hast du gar keinen Unterschied bemerkt? Welche dieser "normalen" Dinge haben dir gut getan, und welche waren eher unangenehm? Wie war es für dich, schon morgens frisch geduscht und anständig angezogen herumzulaufen? Wie war es für dich, den ganzen Tag angenehm gesättigt, aber nicht "überfressen" zu sein? Wie war es für dich, als die Sonne auf dein Gesicht schien? Wie war es für dich, nach 18:00 ohne schlechtes Gewissen "gammeln" zu können? Wie war dieser "Ausflug in die Normalität"?
Wenn du sagst, das war alles scheiße...dann...fürchte ich, tut es mir leid, aber ich kann dir nicht weiterhelfen.
Wenn du aber sagst: "Meine Güte, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt", dann hast du etwas gefunden, das Antrieb für dich erzeugt. Du willst nicht nur weniger von den schlechten Dingen, die in deinem Leben passieren, sondern mehr von diesen guten Dingen, die in deinem Leben sein könnten. Nichts hält dich davon ab, es morgen und übermorgen nicht wieder genauso zu machen. Nichts hält dich davon ab, diese guten Dinge wieder passieren zu lassen, mehr davon passieren zu lassen, es länger passieren zu lassen, oder häufiger. Jetzt hast du eine Wahl. Jetzt kennst du nicht nur das, wovon du weg willst, sondern auch etwas, zu dem du hinwillst.
Im letzten Kapitel geht es um Fehler, die dir wahrscheinlich passieren werden, weil sie erfahrungsgemäß (fast) jedem passieren. Dieser Beitrag wird gerne zwischendurch immer mal wieder aufgerufen, um nachzugucken: "Was sollte ich noch mal tun, wenn ich meine Belohnung vergessen, oder die Uhrzeit überzogen habe?"
Den übrigen Guide hingegen lesen nicht viele ein zweites Mal.
Ich kann nur empfehlen, das mit etwas Abstand zu tun. Nicht nur, weil Wiederholungen helfen, sich das Gelernte besser einzuprägen. Der Guide wird immer wieder ein bisschen überarbeitet, so dass ihr hier durchaus öfters mal etwas Neues findet werdet. Noch viel wichtiger aber ist die Art und Weise, wie euer Gehirn Informationen verarbeitet. Wenn ihr die Infos von A bis Z gelernt habt, wird Information A von euch anders wahrgenommen, nachdem ihr auch Information Z besitzt, als sie von euch zu dem Zeitpunkt wahrgenommen wurde, in dem ihr von Z noch nichts wusstet. Das heißt, euer Blickwinkel auf diese Texte ändert sich jedes Mal, und manches, das ihr vielleicht beim letzten Mal überlesen hattet, oder nicht verstanden hattet, ergibt beim nächsten Lesen plötzlich Sinn und bringt euch nochmal weiter voran.
Außerdem habe ich mittlerweile schon ein paarmal mitbekommen, dass der Text komplett anders wahrgenommen wird, wenn man beim Lesen nicht sich selbst, sondern eine andere Person im Kopf hat. Also wenn du z.B. als Angehörige(r) hier bist, und die ganze Zeit beim Lesen an deinen Partner oder deine Nachbarin gedacht hast, dann wird dieser Text komplett anders auf dich wirken, wenn du beim zweiten Lesen plötzlich an dich selbst denkst - und umgekehrt natürlich auch, wenn ihr euch selbst als Betroffene empfindet, und nun beim Lesen den Ehemann oder die Mama im Kopf habt, entnehmt ihr dem Guide plötzlich ganz andere Informationen. Lasst den Text jetzt ruhig mal ein bisschen sacken, aber probiert es bei Gelegenheit aus, es ist wirklich verblüffend!
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