Jeppe, Karen, *i. 7. 1876 Gylling/Däne- mark, 17.7.193 5 Aleppo, Tochter eines dänischen Lehrers. Ihr Weg zu einem nüchternen und starken Glauben vollzieht sich unter verborgenen Kämpfen. Nach ihrem Studium ist sie im Schulunterricht tätig. Von der blutigen Verfolgung des armenischen, christlichen Volkes durch die Türken (1895/96) ergriffen, folgt sie dem Ruf Gottes und leitet in Urfa, nördlich von Aleppo, ein Heim für Waisenkinder. Sie fördert sie im Glauben, führt erfolgreiche Lehrmethoden ein und errichtet für sie verschiedenste Werkstätten. Als im 1. Weltkrieg eine zweite, furchtbare Verfolgung einsetzt, die auch ihr Werk zerstört, wird J. die Beschützerin der Bedrängten unter Einsatz ihres Lebens. Nach dem Krieg lassen ihr die Zehntausenden verschleppten Armenier keine Ruhe. Es gelingt ihr in zähem Einsatz und mit staatlicher und ökumenischer Unterstützung, Ungezählte aus der Sklaverei zu befreien und ihnen eine neue Heimat mit Glaubensfreiheit zu verschaffen. Von Malaria aufgezehrt starb »die Mutter Armeniens«.
Lit.: A.O.Schwede, Geliebte fremde Mutter. Karen Jeppes Lebensweg, 1974 K Brandt
Jesus-Bruderschaft
1961 schlossen sich junge Christen zur J. zusammen. 1969 bezogen sie ihr Zentrum in Gnadenthal/Ts., das aus Brüder- und Schwesternhaus, dem »Haus der Stille« (für Schulungs- und Stillefreizeiten) und dem eigenen »Präsenz-Verlag« besteht. Hinzu kommt das Angebot der »Lebensschule«, in der junge Menschen ein Jahr lang im brüderlichen Miteinander verbindliches geistliches Leben einüben können. Von Gnadenthal aus werden die Brüder und Schwestern der }. in die Außenkommunitäten ausgesandt, die es derzeit in Deutschland, der Schweiz, Italien, den USA, Kamerun und Israel gibt. Gottesdienste und Tageszeitgebete sind geprägt von einer Verbindung bi- blisch-pietistischer Frömmigkeit mit liturgischer Tradition. Die J. gehört der Ev. Kirche an, ist aber konfessionell offen. Ihre besondere Berufung liegt im Einstehen für die Einheit des Leibes Christi überall da, wo sich Trennung, Unversöhnlichkeit und Zerrissenheit zeigen. Darum versucht die J., Versöhnung untereinander zu leben und Wege zum brüderlichen Einssein der Christen zu finden.
Lit.: Lasset uns eins sein . . . Tageszeitgebete der J., 19713 - R. Reck, Gottes neue Avantgarde? 1973, S.
K. H. Michel
Jesus Christus
I Die ältesten Christusbekenntnisse (vor-
PAULINISCH)
Der Name Jesus Christus hat Bekenntnischarakter: Man bekennt sich zu Jesus als dem auf Grund atl. Verheißungen erwarteten Christus, hebr. Messias, d.h. der »Gesalbte«, mit dem Zeichen göttlicher Erwählung und Vollmacht versehene Retter und König Israels. Solche Verheißungen sind 2Sam 7,4-17 (Herkunft aus Davids Stamm, vgl. Jes 9,6; Jer 23,5; Ez 34,23,- 37,24,- Sach 12,8; Ps 89,4; 132,1), Jes 11,1 — 10 (messiani- sche Heilszeit, endzeitliches Friedensreich, vgl. Jes 9,2-7; Ez 34,23-31), Jes 11,4 (Gericht über die Gottlosen, vgl. Jer 23,2; Ps
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11), 2Sam 7,10 (Befreiung und Rettung des Volkes Israel, vgl. Jes 9,4; Jer 30,31; Ez 37; Am 9,11-15; Mi 5,4), Sach 12,10 (der Märtyrerkönig, vgl. Sach 13,7-9; Ps
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9ff.), Ps2,8 (Gericht über die Völker, vgl. Ez 34,27; Mi 5,7). Jesus wurde nach Apg 5,42 in der judenchristlichen Urgemeinde als Christus verkündet, wogegen nach Apg
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in der hellenistischen Mission bald das Bekenntnis zu J.C. dem Herrn (Kyrios) in den Vordergrund trat, was damit zusammenhängt, daß der Christustitel besonders die Beziehung zu Israel ausdrückt, der Hoheitsname Kyrios dagegen die Herrschaft über die Völker (Ps 2,8; 110,1). Sehr alt ist auch der Würdename »Sohn Gottes«, der auf das AT zurückweist, 2Sam 7,14; Ps 2,7 aber im NT durch die Verbindung mit der Präexistenz besonderes Gewicht erhielt (Joh 1,14,- Gal 4,4; Kol 1,13ff.; Hebr 1,2). Der Sohnesname begegnet im alten Bekenntnis Röm 1,3-4, auch im alten, eingliedrigen Taufbekenntnis Apg 8,37: »Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes«. Als »übernommen« bezeichnet ist die Formel iKor 15/3-4/ die als Hauptsache Christi Tod für unsere Sünden und die Auferweckung bezeugt. Christi Tod, Auferweckung und Erhöhung bekennt die Formel, die hinter iPetr
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22 erkennbar ist, sowie - mit der Präexistenzaussage — der alte Hymnus Phil 2,6-11. Die Bekenntnisformeln Röm 1,3-4 und 2Tim 2,8 reden von J.C., dem Sohn Davids, der vom Tode auferweckt bzw. erhöht ist. Zweigliedrige Formeln nennen Gott und Christus, so iKor 8,6, wo Christus als Herr und Schöpfungsmittler bezeugt wird, und r Tim 6, r 3, wo es heißt, daß Jesus vor Pilatus Zeugnis abgelegt, d.h. das Martyrium erlitten hat. Insgesamt konzentrieren sich diese Formeln, die den Ansatz zum späteren Apostolischen Glaubensbekenntnis bilden, auf die Würdenamen Christus, Sohn Gottes, Herr, sowie auf das Zeugnis, daß er (für uns) gestorben ist, auferweckt und zum Kyrios erhöht wurde. Auffallend ist, daß das später im 2. Artikel stehende Bekenntnis zum künftigen Kommen Christi zum —> Gericht noch fehlt. Erwähnt sind dagegen die Präexistenz (Schöpfungsmittlerschaft) und die irdische Herkunft aus dem Geschlecht Davids. Dieses Zeugnis deckt sich mit der Botschaft der Petruspredigten in der Apg, die auch von Christi Tod, Auferweckung und Erhöhung künden (Apg 2,23 -24; 2,36; 3,15; 4,10; 5,30; ro,39-40).
n Paulinische und andere ntl. Schriften (ohne Evg.)
Auch die Botschaft des Paulus ist am Kreuz (1 Kor 1,23) und an der Auferweckung Christi (Röm 10,9) orientiert, wogegen das irdische Wirken Jesu kaum erwähnt wird (nur iKor 11,23ff.). Christi Tod war Sühnetod für unsere Sünden (Röm 3,25 u.ö.). Christus starb »für uns« (Röm 5,8 u.ö.). Christi Tod ist die Voraussetzung unserer -» Rechtfertigung, seine -> Auferstehung die Bedingung unserer Auferstehungshoffnung. Christus ist der neue Mensch, der zweite Adam (Röm
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ff.; 1 Kor 15,4 5 ff.), nach dessen Auferstehungsleiblichkeit auch wir verklärt werden sollen (iKor 15,44ff.). Er ist das wahre Ebenbild Gottes, dem wir gleichgestaltet werden (Röm 8,29; 2Kor 4,4; Eph 4,24; Kol 3,10). Er war auch in seinem Menschsein Gottes Sohn und ohne —» Sünde (2Kor 5,21), also nicht nur Mensch wie wir: Ihm gleichgestaltet werden heißt daher, den »alten Menschen« ablegen (Eph 4,22ff.; Kol 3,9). In ihm bzw. im Geist leben ist -» Wiedergeburt, die sich äußert im Prozeß der Befreiung von der Bindung an die Sünde und in der Betätigung der Geistesgaben (Röm 8,1 ff., 12,1 ff.). Christus ist erhöht zum Herrn über alle Mächte und Gewalten (iKor 15,27; Phil 2,10; Kol 1,19ff-), er muß herrschen, bis alle gottfeindlichen Mächte unterworfen sind, daß dann »Gott sei alles in allem« (iKor 15,28).
Nach dem Hebr war er als Mensch ein Hoherpriester, der sich selbst als Opfer darbrachte und durch sein einmaliges Opfer eine ewige Erlösung erwirkte, den neuen Bund stiftete. Nun ist er in den Himmel eingegangen, wo er als himmlischer Hoherpriester fürbittend vor Gott für die Seinen ein- tritt (Hebr 9,23-28; 10,11 ff.). - Im iPetr wird auf Christus als unser Vorbild hingewiesen: Er hat, wie der Gottesknecht Jes 53 (vgl. 1 Petr 2,21-25), für unsere Sünden gelitten (iPetr 1,18-19; 2,24; 3/18). Nun wartet die erlöste Gemeinde auf seine Offenbarung, wenn er zum Gericht erscheinen wird (1,7;
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. — Die Joh.-Briefe verkünden den Sohn, der vom Vater gezeugt ist (ijoh 5,18), durch den wir Gott erkennen und das ewige Leben empfangen. Wer in ihm lebt, der wandelt im Licht bzw. in der Liebe und wird gereinigt von der Sünde. 2Petr, Jud und Offb vertreten eine stark apokalyptische Theologie: Christus, der Retter der Gemeinde, ist auch der himmlische Herrscher, der die Welt richten wird. Er wird die satanischen Mächte niederwerfen und die neue Schöpfung heraufführen.
RI Das Zeugnis der Evangelien Der biographische Rahmen der Evangelien umgreift davidische Herkunft, Geburt in Bethlehem (-* Jungfrauengeburt), Kindheit in Nazareth, Taufe durch Johannes, bei welchem Anlaß eine Offenbarung ihm seine Sendung zeigt; erste Wirksamkeit in Galiläa, Sammlung eines Jüngerkreises, Kreuzigung um 30 in Jerusalem durch den römischen Prokurator Pontius Pilatus und die Erscheinungen des Auferstandenen. Zur ältesten Überlieferung gehört, daß er predigte und daß er —» Wunder vollbrachte (vgl. die Zusammenfassungen seines Wirkens in Mk 4,23; 11,5: Apg 2,22-23; 10,36-42; Hebr
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-4). Im Zentrum der Verkündigung steht die Herrschaft Gottes (-» Reich Gottes), die nicht ein »Reich« ist, sondern das Herr-Sein, die Würde und Macht Gottes, die der Welt noch verborgen ist. Jesus kündet das Kommen, die nahe Offenbarung der Gottesherrschaft an (Mk 1,15). Keimhaft ist sie in Jesu Wort (Mt 13,37) und Werk (Lk 11,20) schon da. Sie ist Gericht und Rettung. Nicht alle werden hineinkommen (Mt 5,20; 7,21; 8,12;
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ff.). Jesus hat Vollmacht, die Zugehörigkeit zur Gottesherrschaft zuzusprechen (Mt 5,3; Lk 23,43). Gott hat sie ihm vermacht (Lk 22,29). Auch die Wunder sind Offenbarung der Gottesherrschaft, d.h. der schöpferischen Lebensmacht Gottes an Kranken, Besessenen, Elenden und Toten. Sie sind
eschatologische Zeichen der Schöpfungsmittlerschaft des Sohnes und der Neuschöpfung. Als solche waren sie auch für die damalige Zeit einzigartig (Mt 9,33; Mk 2,12; foh I5,i4)-
Jesus hat sich in seiner Verkündigung nicht als Messias bezeichnet. Nach den Evangelien sprach er von sich als vom Menschensohn. Die besondere Bedeutung dieses Begriffs im Selbstzeugnis ist, daß darin nicht nur das künftige Kommen (nach Dan 7,13) ausgesagt ist, sondern primär sein gegenwärtiges Leiden, seine Erniedrigung (Mt 8,20; 11,19; Mk 8,31; 10,45 u.a.). Dieser Leidensaspekt erklärt, warum Menschensohn-Aus- sagen und Verkündigung der Gottesherrschaft nicht miteinander verbunden sind, denn die Gottesherrschaft ist immer, auch in den gegenwärtigen »Zeichen«, Offenbarung der Herrlichkeit und Königsmacht Gottes. Die Gemeinde nach Ostern kannte den Menschensohn-Namen nur noch als Erhöhungsaussage (Joh 1,15 u.a.; Apg 7,55; Offb 1,13; 14,14), es ist daher nicht anzunehmen, daß sie einen Menschensohn-Be- griff, den sie selber nicht verwendete, in die Geschichte Jesu zurückprojiziert haben könnte. Jesus war Jude und wandte sich an die Juden, wenngleich er Heiden, die zu ihm kamen, nicht von sich wies (Mt 8,5ff.;
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ff.). Auch die Jünger sandte er nur zu den Juden (Mt 10,5). Er lebte in engem Umgang mit der Schrift. Das Gebot der -» Liebe zu Gott und zum Nächsten wird als Gebot des AT gelehrt (Mk i2,28ff.). Die jüdische Gesetzesauslegung (Überlieferung der Alten Mk 7,5 par.) stellte er in wichtigen Teilen (Reinigung, Sabbat) durch seine eigene Gerechtigkeitsforderung in Frage (Bergpredigt). Er hat -» Vollmacht, Sünden zu vergeben (Mk 2,5). Die Elenden und Sünder verstößt er nicht, vielmehr weiß er sich gesandt, sie zu retten (Mt 18,11). Seine Botschaft ist Ankündigung des —> Heils Gottes, aber zugleich Ruf zur —» Bekehrung und Nachfolge (Mt 4,17; Mk 1,15; Lk 15,7; 19,8).
Warum wurde Jesus getötet? Nach Mt 27,37 wegen des Anspruchs, »König der Juden« (d.h. der Messias) zu sein. Die Römer verstanden diesen Anspruch politisch, wie er ihnen vom römerfeindlichen jüdisch-zeloti- schen Messianismus her bekannt war. Nach den Evangelien ist die Anklage vom Sanhe- drin, dem jüd. »Hohen Rat« ausgegangen, der Jesus zuvor verhörte. Da Zeugen vernommen wurden, ist wahrscheinlich, daß beim Sanhedrin Klagen eingegangen waren, evtl, wegen Schmähung des Tempels (Mk 14,58). Aber das hatte wohl nur den Anstoß gegeben, denn längst bestand Mißtrauen wegen seines Vollmachtsanspruchs (Mt 9,3; Mk 11,18,- Lk 6,1 — 11). Nach Mk 14,62 par. hat Jesus vor dem Rat ein Messias-Bekenntnis abgelegt. Aber messianische Bewegungen galten bei den Juden an sich nicht als verbrecherisch, sie fanden eher heimliche Unterstützung. Der wahre Grund der Anklage muß ein anderer gewesen sein. Nach den synoptischen Berichten hat Jesus sein Messiasbekenntnis verbunden mit einer Ankündigung seiner Erhöhung. Er wird sitzen zur Rechten der Kraft (d.h. Gottes).
Diese Aussage wird ergänzt durch eine deutliche Anspielung auf Dan 7,13. Das Kommen des Menschensohnes auf den Wolken in Dan 7,13 ist nicht ein Kommen auf die Erde, sondern Erhöhung zu Gott. Jesus kündete an, daß er sich offenbaren wird als erhöht zur Rechten Gottes, d.h. in einer Gott gleichen Stellung. Für jüdische Ohren erinnert das an das »Sein wie Gott« Gen 3,5, die Ursünde, und es ist verständlich, daß der Hohepriester sogleich den Vorwurf der Lästerung erhob und der ( wahrscheinlich inoffiziell zusammengerufene) Rat Jesus als des Todes schuldig erkannte. Das Todesbekenntnis Mk 14,62 par., auf das wohl iTim
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angespielt hat, erklärt die sonst unbegreifliche Verurteilung. Die Juden wollten Jesus als Lästerer gekreuzigt haben, weil er seine Erhöhung zur Rechten Gottes angekündet hatte. Aber weil der römische Richter auf diese rein religiöse Anklage nicht eingetreten wäre, benutzen sie sein gleichzeitiges Messiasbekenntnis (und vielleicht Hinweise auf die Mk 11,1-8 par, geschilderte Demonstration), um ihn als Messiasprätendenten, d.h. für Pilatus als Aufrührer, zu bezichtigen. Mit solchen machten die Römer sehr kurzen Prozeß, wie es denn auch hier geschehen ist. Das Todesbekenntnis ist auch der Schlüssel zum ältesten Bekenntnis der Gemeinde, daß Jesus der Christus ist, und daß er zum Herrn gemacht ist, zur Rechten Gottes (Apg2,36; Phil 2,9-H; Hebr 1,3). Dieses Bekenntnis ist möglich und Tatsache geworden, weil Gott selber sich gegen das Urteil der Menschen zu Jesus bekannt hat, indem er ihn von den Toten auf erweckte (vgl. Apg 3,15-20).
IV Entfaltung der Christologie in der
KIRCHLICHEN LEHRE
Die -> Alte Kirche hat in Weiterbildung der ältesten Glaubensformeln das sog. apostolische Glaubensbekenntnis formuliert und zur Glaubensregel gemacht. Im Zentrum des christologischen 2. Artikels stehen Leiden, Auferstehung und Erhöhung Christi, dazu nun das künftige Kommen als Richter. Gegen die gnostische Infragestellung der menschlichen Natur Christi und gegen die arianische Infragestellung seines göttlichen Wesens wurde 451 das Symbol von Chalce- don aufgestellt, als Bekenntnis zum »Sohn, unserem Herrn Jesus Christus . . . wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch . . . der in zwei Naturen unvermischt und unverwandelt, ungetrennt und ungesondert erkannt wird«. Apostolikum und Chalcedonense blieben die grundlegenden -» Bekenntnisse auch in der Reformationszeit: Die überlieferte Lehre von der Person Christi wurde beibehalten, das theologische Schwergewicht liegt nun auf der Lehre vom Werk Christi. Diese wird dogmatisch entfaltet in der Lehre vom dreifachen Amt Christi, nämlich vom prophetischen Amt, insofern Christus uns Gottes Willen (als Gesetz und Evangelium) enthüllt, als hohepriesterliches Amt, indem Christus durch das freiwillige Opfer seines Todes am Kreuz die Strafe für unsere Sünde auf sich nahm und uns mit Gott versöhnte, und das königliche Amt, d.h. die ihm verliehene Herrschaft bzw. Vollmacht, zunächst über sein Volk, das er zur Vollendung führt, aber (nach reformierter Lehre) auch über die Welt und alle Mächte und Gewalten.
Von der Aufklärungszeit an begegnet die überlieferte Christuslehre vielfacher Kritik, einmal von einer Welterkenntnis her, die alles Geschehen aus innerweltlichen Ursachen zu erklären sucht und deshalb Wunder ablehnt, dann wegen der historischen Evangelienkritik, welche die Berichte der Evangelien oft stark anzweifelt (D.F.Strauss, R. -> Bultmann). Unter dem Einfluß idealistischer Philosophie vertreten viele Theologen des 19. Jh.s ein neues Christusbild: Christus erscheint als Urbild dessen, was einst die Menschheit im Ganzen sein soll: die Verkörperung der höheren, vom Geiste erfüllten Natur. Als Vorbild höherer Menschlichkeit (Mitmenschlichkeit) erscheint Christus auch in der gegenwärtigen Theologie, oft stark gesetzlich, insofern Christusverkündigung als Liebesforderung verstanden ist, oder als Gerechtigkeitsforderung im Blick auf die Schaffung einer neuen Gesellschaft.
Andere Wege geht die Dogmatik Karl —» Barths: In Christi Menschwerdung vollzog sich der ewige Erwählungsratschluß Gottes, die Welt bzw. die Menschheit anzunehmen und mit sich zu versöhnen. Diese Annahme ist für alle de jure geschehen, auch wenn die faktische Vollendung sich erst ereignen wird.
Im Bereich des -» Pietismus hat sich aufs Ganze gesehen keine eigene christologische Konzeption herausgebildet. Bezeichnend ist aber durchgehend, daß Glauben wesentlich verstanden wird als ein persönliches Verhältnis zu dem erhöhten und im Geist gegenwärtigen Jesus, dem Sohn Gottes, der als Herr und Heiland erfahren und bekannt wird.
Lit.: O. Cullmann, Die Christologie des NT, 19633 - O. Rodenberg, Der Sohn, 197er - O. Betz, Was wissen wir von Jesus, 1967* - O. Michel, Der Menschensohn in der Jesusüberlieferung, in: ThB Jg. 2/197t - H. Burkhardt, Man fragt wieder nach Jesus, in: ThB Jg. 2/1971 - Ed. Schweizer, Jesus Christus im vielfältigen Zeugnis des NT, 1968
Flückiger
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